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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.06.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140611018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914061101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914061101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-11
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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Morgen - Ausgabe lEir Leipttg unü Vorort, »urch unser, Tttigtc VuAU * . unü SpeSiteuee rmaltSgUch in» Hau» gebracht: monatlich 1.2» M., vletteyahrlich ,.7S M. Sei Ser LeschSstsftell«, unsrrn Molen und ftu»gab«ft«Uen abgrholt: monatlich lM.,»i«tt«YSHttich»M. durch 0l, poft: innerhalb ventfchlonb« «nü Ser deutsche« Kolonien monatlich ,.r» M., vierteljährlich ».LS m., au-schließlich postbesteUgel». da« Leipziger Tageblatt erscheint werktags Lmal, Sonn- u. Zrirrtag» lmal. 2a Leipzig, -en Nachbarorten unä Sen ivrtrn mit eigenen Zilialen wirb Sie ftdenSauogab« noch am sibenS Sr» Erscheinen» In» hau» geliefert, verline- «-Saktion: 2nSen2»lt,u»7. Zernsprech-ftnschlu«: Moabit Nr.4,7. Nr. 2S1. Handels Feikurg /lrrrtsblockt des Boies und despoltseüuuLes der Stadt Leipzig NeSaktion uoL SeschäftofteUe: )ohaoni«gass, Nr.». o Zernsprrch-ftaschlug Nr. 14S«, >4b»r unä l4b»4. ISS. Jahrgang 2as«rat« au» Leipzig unä Umgebung bi» /»nzeigenpre^ e. 1 spalttg» pttitzttle 2» b,.. Sie Neklamrieii. 1 m., oon auawärtoso ps., Neklamrn 1.20 M., Klein« ftn,eigen Siepetitzeil« m» 20psd.wleberbol.Nab.,Inserat» von VehörSen Im amtlichenTrll Sie Petit zeil, s» Pf. S,schäft»an,eigen mit Planvorschrift im Preis, «rhbht. Rabatt nach Tarif. Seilagen: Sesamtaufl.»M.Sa» Taufen-au»schl.poftg«dühe. finzeigen-ftanakme: lohannisgafte», bei sämtlichen Filialen Se» Leipzig« Tageblatt«» uns allen ftnnoneen-TxpeSitionrn Se» In- un» ftu»lenS»»> Srschäft«sl»ll« für Vertin u. Sie pr.LranSendurg: vlrrktionWalterZlirgrl, Lerlin w. I», Margarethenstrah« ». Zernsprech-ftnschluK: Lllyow »»7l. vonnrrslsg, üen >l. Juni. 1Sl4. Vas wichttgste. * Die Meldung, daß Kaiser Wilhelm und König Karol von Rumänien den Für sten von Albanien zum Ausharren ermahnt hätten, wird dementiert. (S. bes. Art.) * Im preußischen Abgeordneten- Hause wurde am Mittwoch die B esol du n g s- Vorlage in zweiter Lesung einstimmig angenommen. (S. Ber.) * Im dänischen Folkcthing fand am Mitt woch eine Aussprache über die nordschles- wigsche Frage statt. (S. Leitartikel.) * Die italienische Regierung ermahnt ihre Organe zu einem vorsichtigen Borgehen gegen die Streikenden. (S. bes. Art.) * In Irland sollen gegenwärtig den etwa 100000 U l st e r f r ei w i l l i ge n 129000 na tionalistische Freiwillige gegenübcrstehen. ^S. Ausl.) * Bei dem Brande eines Logicr- h a uses in Rew Aork wurden 7 Personen getöter und 28 verletzt. (S. Rachr. v. Tage.) die Staatrnlosensrage in Norö- schleswig. Im preußischen Herrenhaus«: hatte vor eini ger Zeit Graf Rantzau eine Interpellation über die n o r d s ch l e s wi g s ch e Frage ein gebracht, oie Ende Mai kurz zur Erörterung stand nnd vom Ministerpräsidenten von Beth- mann Hollweg selbst beantwortet wurde. Richt nur der Interpellant, sondern auch die anderen Redner, die sich an der Aussprache be teiligten, wiesen au der Hand von bedenklichen Beispielen nach, daß in den deutschen Orten an der Grenze zwischen Schleswig und Dänemark stärker denn je eine dänische Propaganda ihr A>esen treibe und das hart bedrängte Deutsch tum zu Abwehrmaßregeln veranlasse. Minister präsident von Bethmann Hvllweg erkannte rück haltlos die Berechtigung der Klagen und Be schwerden au und richtete einen eindringlichen Appell nach Kopenhagen hinüber, dafür Sorge zn tragen, daß die antideutschen Bestrebungen gewisser dänischer Kreise unterdrückt würden, wenn anders zwischen dem Deutschen Reiche und Dänemark die Beziehungen nicht getrübt werden sollen. Es war zn erwarten, daß diese "Aussprache im preußischen Herrenyause über diese Frage bei der dänischen Volksvertretung ein Echo finden würde. Am Mittwoch hat nun im Folkething in Kopenhagen der radikale Abge ordnete Christensen an den Minister des Auswärtigen von Scavenins eine Anfrage über die staatenlosen in Rvrdschlcswig gestellt. Der Minister ergriff gern die Gelegenheit, sich zn der Sache zu äußern. Er legte die geschicht liche Entwicklung der Staatculosenfrage dar, er betonte erfreulicherweise den Willen Dänemarks, an der restlosen Lösung dieser Frage mitzu wirken, konnte sich jedoch nicht dazu verstehen, die von Preußen vorgeschlagencn Wege als durch aus erfolgversprechend zu betrachten. Herr von Scavenins wies den un preußischen Herren hause erhobenen Vorwurf, daß sich au der anti deutschen Agitation „offizielle dänische Per sönlichkeiten" beteiligten, mit Entschiedenheit zu rück und beteuerte, daß eine Neutralitätspolitik ohne Neigung nach irgendeiner Seite eine Be dingung kür die Sicherung der Selbstständigkeit Dänemarks kei. Seine Darlegungen 'anden die Billigung hes Hauses. Sie werden in Deutsch land, soweit sie sich auf die Aufrechterhaltung guter freundnachbarlicher Beziehungen erstrecken, gern vernommen werden, aber sie "werden inso fern nicht restlos befriedigen, als nicht mit drm nötigen Nachdruck eine Warnung an die „pri vaten" dänischen Agitatoren erfolgt ist. Neber den Verlauf der Sitzung des Folkc- things liegt folgende Meldung vor: Kopenhagen, 10. Juni. Zn der heutigen Sitzung des Folkethings stellte Paul Christensen (radikal) namens des Abg. Poulsen, der verhindert war, an den Minister des Auswärtigen die von Poulsen am 4. Juni ange meldete Anfrage betr. die Staatenlosen in No r d s ch l e s w i g. Der Redner führte kurz aus, daß man infolge der im vorigen Monat im preußi schen Herrenhause geführten Debatte und in folge der sich daran knüpfenden Zeitungskommentare gewünscht hat, dem Minister des Acußern Gelegen heit zu geben, sich hierüber auszusprechen. Der Minister des Acußern v. Scaoenius er kannte an, daß die dänische Ocffentlichkeit mit Recht fordern könne, mit der Stellung der däni schen Regierung zu dieser Frage bekannt ge macht zu werden. Der Minister fuhr dann fort: Ob I gleich die Frage betreffend die Verhältnisse der ! Staatenlosen als eine innere deutsche Ange legenheit betrachtet werden soll, so ist die dänische Regierung doch bereit, mitzuwirken an der Lösung dieser Sache, unter der Voraussetzung, daß die Frage ganz aus der Welt geschafft wird. Man hat nicht geglaubt, es verantworten zu können, wenn alle Staatenlosen als dänische Staatsbürger ausgenommen werden; aber man hat sich für willig erklärt, gewissen Kategorien von ihnen das Bürger recht zu bewilligen, falls Preußen die übrigen na turalisieren sollte. Die frühere dänische Sic- gierung war crbötig, das Bürgerrecht solchen Staatenlosen zu bewilligen, die einen diesbezüglichen Wunsch äußerten, und sie erklärte sich weiterhin bereit, in Erwägung zu ziehen, solche Staatenlose zu naturalisieren, von denen man annehmen konnte, daß sie in besonderem Grade an Dänemark geknüpft sind, weil ihre beiden Eltern dänisch sind oder weil sie Kinder unehelicher dänischer Mütter sind. — Als Antwort hierauf hat die preußische Regie rung im letzten Winter den Wunsch ausgesprochen, daß Dänemark auch solchen Staatenlosen das Bürgerrecht bewilligen solle, deren Großeltern aus Dänemark nach Schleswig ausgewandert sind, unld sie hat ferner erklärt, daß ein eventueller Traktat nur jene Staatenlosen umfassen könne, die Dänemark naturalisieren wolle, nicht aber irgend welche Verpflichtung übernehme, die übrigen Heimatlosen als deutsche Staatsbürger zu naturali sieren. Hinsichtlich dieser letzteren hofft die preu ßische Negierung, daß sie im Laufe der Zeit in dem einen oder anderen dieser Länder das Bürgerrecht erwerben können, so daß auf diese Weise die Heimat losen nach und nach absorbiert würden. Die dänisch: Negierung muß nicht allein aus der Betrachtung heraus. Laß man hier in Dänemark das Verständnis für den Abschluß eines Traktates auf dieser Grund lage vermißt, sondern schon, weil man die Hoffnung auf eine vollständige Lösung dieser Frage auf diesem Wege nicht teilen kann, der Anschauung sein, daß die Sache unter diesen Umständen nicht vor wärts geführt werden kann. Der deutsche Reichs kanzler betonte bei den Verhandlungen im preu ßischen Herrenhause den Wunsch nach einem gut nachbarlichen Verhältnis zu Dänemark. Dieser Wunsch wird, wie ich schon früher Gelegenheit hatte zu bemerken, vollauf von der dänischen Regierung geteilt. Ich bin überzeugt, daß man in allen Parteien hierzulande die große Bedeutung hiervon versteht. Der Reichskanzler nannte die Schwierig keiten, die die ckjauvinistischrn Bewegungen in dieser Richtung brächten, und erklärte, daß die deutsche Re gierung aufmerksam die Verschärfung der nationalen Gegensätze bei der nordschleswigschen Bewegung in Dänemark verfolge sowie die Teilnahme „offi zieller dänischer Persünlichkeite n", und er fügte hinzu, daß die deutsche Regierung mit allem Nachdruck der dänischen Regierung Fälle zur Sprache gebracht hat, die ihr bekannt wurden. Es ist selbstverständlich, daß die dänische Regierung in llebereinstimmung mit den internatio nalen Bräuchen in einem jeden Falle die notwendige Untersuchung veranstaltet und die Sache be handelt hat, wo sia berechtigt war. Inders elben Weise trat die preußische Regierung auf gegen über entsprechenden Schritten seitens der dänischen Regierung. Von den Regierungen beider Staaten werden Schritte dieser Art immer in dieser Weise behandelt, die eine Selbstverständlichkeit in dem Ver kehr zwischen zwei gleichberechtigten Nationen ist. Man kann sich nicht die Augen verschließen, Laß gegenwärtig in Verbindung mit dem Nationalitäten kampf eine wachsende Agitation in gewissen Kreisen in Deutschland gegen Dänemark besteht. Bon dieser Seite sucht man es oft so hinzustellen, als ob die private Tätigkeit, die hier im Lande für die Bewahrung der dänischen Sprache und Kultur bei den dänisch sprechenden Nordschleswigern entfallet wird, mit Gedanken politischer Natur verbun den wäre. Die Teilnehmer an dieser Tätigkeit wer den bestimmt einen solchen Verdacht zurück weisen. Sic verstehen unzweifelhast, daß der ver tragsmäßig bestehende Zustand vollkommen respek tiert werden muß. Es ist von Wichtigkeit für uns, daß überall im Auslande volles Zutrauen zu uns herrscht und daß wir in llebereinstimmung mit unserer traditionellen "Neutralitätspolitik handeln. Aber, um dieses Vertrauen zu befestigen ist es nicht genug, daß Regierung und Reichstag bei sich bietender Ge legenheit ihren Willen kundgcben, eine solche Politik zu führen, es ist auch notwendig, daß man von allen Seiten in unserem Volke mit wirk t, um das Verständnis dessen zu befestigen, Laß alle Kreise des dänischen Volkes davon überzeugt sind, daß eine Neutralitätspolitik ohne Neigung nach irgendeiner Seite eine Bedingung ist für die Sicherung der Selb ständigkeit des dänischen Staates, die das Ziel un serer auswärtigen Politik ist. Der Abg. Hammerich (Rechte) sprach seine volle Befriedigung über die Mitteilungen des Ministers aus und schloß sich namentlich den Be strebungen der Regierung an, ein gutes nachbar freundliches Verhältnis zu Deutschland ausrechtzu- crhalren, indem er betonte, daß dieses Verhältnis ein Verhältnis sein müsse wi« zwischen gleich berechtigten Nationen. Ebenso erwarte er, daß der Minister Deutschland gegenüber an der Auf fassung festhalten werde, daß es das Recht eines jeden dänischen Bürgers ist, private Be strebungen für die Erhaltung der dänischen Sprache und Kultur in Nordschlcswig zu unter- stützen, ein Recht, das das deutsche Volk in vollem Maße für sich beanspruche, wenn cs sich um die Er haltung und Verbreitung der deutschen Sprache und deutscher Kultus in nichtdeutschen Ländern handle. Schließlich sprach er keine Ucbercinstimmung aus mit dem Wunsche der Regierung, daß man von allen Seiten im dänischen Volke Mitwirken möge an dem Verständnis dessen, daß eine absolute und un parteiische Neutralitätspolitik die Bedingung sei für dir Sicherung der Selbständigkeit des dänischen Staates und daß eine derartige Politik daher das Ziel der dänischen auswärtigen Politik »ein müsse. Nachdem der Abg. Paul Christensen (Radi kal) dein Minister für seine Ausführungen gedankt hatte, wurde der Gegenstand verlassen. Vie wirren in Albanien. Ein Berliner Blatt hatte am Dienstag abend sensationell zugespitzte Mitteilungen über eine Ver mittln ngsaktion Deutschlands in Al banien gebracht. Insbesondere sollten sich Kaiser Wilhelm und der König von Rumänien ins Mittel gelegt und Kaiser Wilhelm sollte den Fürsten von Albanien zum Aushalten um jeden Preis ermuntert haben. Wir haben von diesen Meldungen, die uns nach der in Berlin herrschenden Stimmung als durchaus unglaubwürdig gelten mußten, nicht erst Notiz genommen. Jetzt erklärt auch die „Nordd. Allg. Ztg." die Angabe, der König von Rumänien habe sich persönlich an den Deutschen Kaiser gewandt und bei ihm zugunsten seines Neffen, des Fürsten Wilhelm von Albanien, interveniert, für erfun den, und in einem offiziösen Schriftsatz des „Berl. Lok.-Anz." wird versichert, daß der Kaiser sowie der König von Rumänien aus ihrer bisherigen Zurückhaltung nicht kervorzutreten grdächten. Die falschen Angaben sind durchaus auf die gleiche Stufe mit jenen Meldungen zu stellen, die vor kurzem das Verhalten des Fürsten als mutlos bezeichneten und seine Abdankung als nahe bevorstehend erklär ten. Der Fürst hegt vielmehr die feste Zuversicht, aller Schwierigkeiten mir den ihm zur Verfügung stehenden Kräften Herr zu werden, lieber die Stim mung in der fürstlichen Residenz berichtet folgende Meldung: Durazzo, 10. Juni. Gestern nachmittag hielt der Fürst eine Revue über die gesamten gegenwärtig in Durazzo stehenden Truppen, die sich aus Miriditcn, Malissoren und Gendarmerie zusammensetzen, ab. Während der Revue waren Ler Fürst und die Fürstin Gegenstand begeisterter Huldigungen. Der Fürst unterhielt sich mit den Führern Issa Boletinatz, Marko Gjoni und Simon Doda. Der Lberstkomman- dierende Oberstleutnant Thomson hielt an den Fürsten eine Begrüßungsansprack>e, in der er ihn der Ergebenheit seiner Truppen versicherte. Am Abend wurde eine große Anzahl Gewehre und Munition sowie ein Geschütz nach Alessio zur Ausrüstung der dortigen Malissoren abgesandt. — Hofmarschall v. Trotha ist hierher zurückgekchrt. Der italienische Proteststreik. Die italienische Regierung bemüht sich mit allen Kräften, den Streik zu dämpfen und jeden Anlaß zu erneuten Zusammenstößen zu vermeiden. Die Wiederherstellung der Ruhe wird deshalb kaum -lange auf sich warten lassen, nachdem die ersten Auf wallungen der Empörung vorüber sind und neuer Zündstoff durch das kluge Verhalten der Regierung nicht mehr geschaffen wird. Wir verzeichnen fol gende Meldungen: Kein gewaltsames Vorgehen der Regierung. Rom, 10. Juni. Ministerpräsident Salandra hat an die Präfekten ein Rundschreiben gerichtet, in welchem er sie auffordert, ihren ganzen Einfluß auf zubieten, um ein« Wiederholung der Vorkomm nisse der letzten Tage zu verhüten. Die Regierung sei keines Menschen Feind; sie müsse ihre Pflichten erfüllen, deren erste die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung sei. Aber wenn zu ihrer Aufrechterhaltung Anwendung von Gewalt not wendig wäre, solle nur mit größter Vorsicht und Klugheit vorgegangen werden. Die Regierung vertraue, bei der Wiederherstellung der Ruhe bei allen vaterlandsliebenden Bürgern Unterstützung zu finden. Ruhiger Verlaus des Streiks. Rom, 10. Juni. Trotz des Generalstreiks ist der Eisenbahnbetrieb fast in ganz Italien normal. Nur zwischen Ancona und Bologna ist die Bahnstrecke bei Fabriano, Imola und Faenza beschädigt und der Betrieb unterbrochen. Der gestrige Abend verlief in allen großen Städten ohne besondere Zwischenfälle. Vormittags verkehrten in Genua Automobil« und Fuhrwerke; ebenso waren alle Läden geöffnet. Auch tn Turin waren nicht alle Geschäft« geschlossen. In Neapel hat der Streik erst begonnen; die Straßenbahn verkehrt jedoch, ebenso sind die meisten Läden geöffnet. Der Versuch, die Arbeiter im Eisenbahntunnel bei Grazie zum Ausstand zu veranlassen, wurde durch di« Polizei vereitelt, wobei mehrere Personen ver haftet wurden. k*oliMetie Ueberlickt Vie sächsischen Manöver 1-14. Das Sächsische Militärverordnungsblatt ver öffentlicht die Bestimmungen über größere Truppenübungen im Jahre 1914. Danach werden die beiden sächsisyen Armeekorps unter Leitung des König!. Preußischen General inspekteurs der 2. Armeeinspektion am 21. und 22. September Uebungen gegen einander abhalten. Beide Korps haben vorher Mei Tage Brigade-, vier Tage Divisions- und zwei Tage Korpsmanöver abzuhaltcn. Manöver gegen Flaggrnfeind darf an einem Tage des Korpsmanö vers, ausnahmsweise auch an einem Tage des Divi sionsmanövers stattfinden. Beim 19. Armee, korps findet eine Angrisssübung auf eine be festigte Feldstellung statt. Finden Regi ments- und Brigadeübungen der Infanterie un mittelbar vor dem Manöver auf Truppenübungs plätzen statt, so darf in der Woche des Manöver beginns ein Ruhetag angesetzt werden. Beim 12. Armeekorps wird eine Kavallerie division ausgestellt. Diese besteht aus der 1. Knvallcricbrigade Nr. 40 (Karabinier-Regiment und Ulanenregiment Nr. 21), der 1. Kav.-Briz. Nr. 23 (Gardereiter-Negt. und Ulan. Regt. Nr. 17), der Kgl. Preuß. t>. Kao.-Brig. (Kgl. Preuß. Kür.- Reat. Nr. 6 und Kgl. Preuß. Hus.-Regt. Nr. 3), dem 1. Jägerbat. Nr. 12, der Masih.-Abtlg. Nr. 8 und der reit. Abtlg. des 1. Feldart. Regt. Nr. 12 sowie der Pionierabteilung vom 12. Armeekorps. Als Dioi- sionsführer wird Generalmajor Graf v. d. Schulen burg, Kommandeur der 2. Kav.-Brig. Nr. 24, be stimmt. Bei der Auswahl des Geländes und bei der Durchführung aller Uebungen, besonders der der Kavalleriedivision, ist aus Einschränkung der Flur schäden Bedacht zu nehmen. Alle Fußttuppen müssen bis zum 30. September, dem spätesten Ent lassungstage, in ihre Standorte zurückgekehrt sein. * Das Kaiserhoch im Reichstage un- -ie Konservativen. Ueber die Taktlosigkeit der sozialdemokrati schen Reichstagssratlion, die beim Kaiserhoch auf den Plätzen sitzen blieb, ist man sich in allen bür gerlichen Kreisen einig. Auch die revisionisti schen Sozialdemokraten haben öffentlich dar gelegt, wie töricht die „Genossen" im Reichstage gehandelt haben. In der konservativen Presse werden nun die Erörterungen darüber fortge setzt, ob gegen die taktlosen Sozialdemokraten nicht mit dem Strafgesetze vorgegangen werden könnte. Ganz besonders energisch hat sich dafür der Münsterer Professor Krückmann in der „Krcnzzeitnng" ausgesprochen. Ihm erwidert jetzt die „R orddeutsche Allgemeine Zei tung" unterm 10. Juni: „Der in der gestrigen „Kreuzzeitung" ver öffentlichte Artikel des Professors Krück- m ann mit der Ueberschrift „Der Kaiser hat sein Recht verloren" geht von unrichtigen Boraus- setznngen aus. In seiner Herrenhausrede über das Sitzenbleiben der sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten beim Kaiserhoch hat der Justiz Minister nicht, wie eS in dem Ar tikel heißt, zngestanden, er habe kein Vertrauen, daß die Gerichte sachgemäß entscheiden würden, sondern er hat die Erwägungen dargelegt, die die Gerichte bei sachgemäßer Beurteilung voraussichtlich zu einer Freisprechung führen würden. Zur Begründung seiner gegen teiligen "Ansicht beschränkt sich Prof. Krückmann darauf, einige als Gegenprobe bezeichnete Bei spiele anzufühcen. Diese Beispiele be weisen schon deshalb nichts, weil der Justiz minister das Kaiserhoch als einen herkömmlichen Teil des tatsächlichen Schlußeffetts bezeichnet hat, während die von Professor Krückmann kon struierten Beispiele aus Kundgebun gen sich beziehen, die mit dem Kaiser hoch keinerlei Zusammenhang haben. Im übrigen kann nur auf die Darlegungen in den Nummern 120 und 122 der „Norddeut schen Allgemeinen Zeitung" verwiesen werden. Tie Richtigkeit des hier eingenommenen Stand punktes hat die nachträgliche Behandlung der Angelegenheit auch in der sozialdemokratischen Presse bewi scn." Die Finanzpolitik Saperns. Bei der Beratung des Etats der Finanzver- waltung in der Kammer der Abgeordneten gab am Mittwoch der Finanzminister Ritter vonBreunig in längeren Darlegungen ein Ex pos» über die derzeitigen "Budgetverhältnisse. Er hielt an seiner früheren Auffassung fest, daß sich das bayrische Budget in einer vollkommen ge sunden und normalen Lage befinde; von einer Notlage könne nicht gesprochen werden, wenn Bayern auch über keine Etatüberschllsse ver fügen könne. Wir haben, sagte der Minister, einen geordneten, gut eingerichteten Staats haushalt. Aus eine geordnete Schuldentilgung ist Bedacht genommen. Wenn an dieser gerüttelt würde, so würde damit ein großer Fehler begangen werden, der das Hauptprinzip bei der Aufstellung des Etats durchbrechen würde. Das Anwachsen der Ausgaben ist darauf zurückzuführen, daß die Aufgaben und Leistungen des Staates gegen früher ganz erheblich gestiegen sind und der Staat in ge wisser Beziehung ein sozialer Staat geworden ist. Der Minister legte dann ziffernmäßig die Notwendig, keit dar, die schon gegebenen Staatseinnahmen durch die von der Regierung vorgelcgten Gebührengesetze zu ergänzen. Unter Berücksichtigung des Umstandes, daß für die Post ein Ausgleichsfonds geschaffen wird, ergebe sich ein Defizit von 870 000 selbst wenn das Gebührengesetz und das Wertzuwachssteuergesetz in vollem Umfange angenommen werden. Wenn man das bayrische Postreservatrecht aufhebe, erreiche man für die bayrischen Finanzen nichts. Es fei auch nicht möglich, daß das Reich aus den Bundes st aaten und Ge- meinden weiter schöpfe, und es könne mit der Belastung durch direkte Steuern seitens des Reiches nicht so weitergehen wie bisher. Jedem weiteren Eingriff des Reiches in das direkte Steuer system werde die bayrische Staatsregierung ener gischen Widerstand entgegensetzen. Das ist dieselbe Weise, die im sächsischen Landtage vom Finanzminister o. Seqdewitz angestimmt wurde. Wenn nun aber neue Forderungen an das Reich herantreten? Wir glauven nicht, daß die Einzelstaaten dann das Reich, unter dessen Schutz sie gedeihen, im Stiche lassen werden.
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