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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, kW»,«««»««»«« erlchrt« UlgNch »och». » Uh« Mr »«» >»»,«»«» r«, >«p»,»pi«^> «U L»h»l«m« U, »M »<ch«»»»e»e „» »« r Mk. t» Mi»««, »«» AlilrK«», »«ch »k »—«» r,»«»., »ri P»ftd«ftell>m« MW^ LBochenblatt für TlUlsdruss u. llurgegenh Poftd»««» ,ni>u»<m«u», «M», »X» »!<<»«»,»kür» —— «h»«» ,» !«»«r Jki, »«» HE»!!, II I» Aal, »,h««r G«»»u, XU«, »»rr s»«hr,«r »ktUkd,«»«,»,«« »«heht KU» «xsxrxch aus Äu«r»», »» z«tiM»« »»« ULq»», »« V«^I,— «1-tsr»»»-s ktllzN«»»»« e<»«tM*^« «rf»l,I»«. »kau Por«» drilir,«. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. u»,«t^»pr^,: »u »^fv««»« ««i»q«Uk ro »,l»vfnnN,, dir r,u»»ll««« g«u« »er -mlNche» P-»a>lNtm«<ho»«rn 4V «»w- «U«»»«,, »4« »,Up»lt«»e««U»»«^«« t» «ehrliche«, Teil« lavLoldpInini,. 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Von einer dem soeben vom Vorsitz der Deutschnationa len Volkspartei zurückgetretencn ehemaligen Staats- minister Hergt nicht fernstehenoen Seite wird uns ge schrieben: Ganz unerwartet ist der Rücktritt des Vorsitzenden der Teutschnationalen Volkspartei, Staatsministers a. D. Oskar Hergt, nicht merh gekommen; die Angriffe, die sich gegen ihn namentlich nach der Abstimmung seiner Fraktion am 29. August erhoben, und zwar innerhalb eines ganz bestimmten Kreises der Partei, haben ihn schon vor Monatsfrist zu der Erklärung veranlaßt, daß er nur noch bis zur Erledigung der Regierungs- krise in seinem Amt als Vorsitzender bleiben würde, gleichgültig, ob diese Krise mit einem Eintritt der Deutsch- nationalen in die Regierung oder mit ihrem Übergang in die schärfste Opposition endigen würde. Trotz alledem ist der Rücktritt des Parteivorsitzenden in dem Augenblick, da der Wahlkampf einsetzt und gerade deswegen, doch überraschend gekommen. Vielleicht hätte Hergt ein Vertrauensvotum erzwingen können, aber es auch im Interesse der Partei selbst nicht mehr, da der Widerstand gegen ihn immerhin ja vor handen war und er des halb lieber den Vorsitz in die Hand einer neu traleren und weniger bekämpften Persönlich keit legen wollte. Der Landrat a. D. Winck - ler, der neue einstwei- lige Vorsitzende, ist Führer der deutsch nationalen Fraktion des Preußischen Landtages und hat zweifellos nur als Übergang für eine andere Persönlichkeit zu gelten. Die eigentliche Wahl des Parteivor- sitzenden wird nach dem Wahlkampf Ende wahrscheinlich den Groß- aomiral v o n T i r p i tz, der am Donnerstag in die Partei leitung der Deutschnationalen Volkspartei hineingewählt wurde, zum Vorsitzenden der Partei gemacht werden. Hergt hat die Partei von den Tagen ihres Entstehens bis jetzt geführt, und unter ihm ist sie von einer nur wenige Dutzend Abgeordnete zählenden Fraktion zu einer Partei geworden, die bei den letzten Wahlen über eine Anhängerschaft von mehr als 6 Millionen Wählern ver fügte. Hergt ist gleichzeitig der Führer dieser Partei in den 6 Jahren ihrer Opposition gewesen, die nun ein Ende haben sollte. Und Hergt war der Mann dazu, diese Partei von der Opposition zu einer auch nach außen hin in die Erscheinung tretenden Mitarbeit an der Regierung hin- überzusühren. Denn das ist sein eigentliches Ziel seit Jahren gewesen; schon 1921 hat er sein bekanntes Ord- nungsprogramm aufgestellt, das eine Zusammen arbeit von Deutschnationalen auch mit der Sozialdemokratie vorsah, wenn diese auf den , Boden des nationalen und antiklassenkämpferischen Ge- ; dankens treten wollte. Hergt ist ein alter Beamter; auf der gewöhnlichen Stufenleiter dieser Laufbahn hat er es bis zum Finanzminister in Preußen gebracht; er hat am 10. November 1918 dieses Amt niedergelegt. Was ihn auszeichnete, waren seine großen taktischen Fähig keiten. die sich besonders bei der Führung einer doch immerhin aus recht verschiedenen Bestandteilen zusam- meugewachsenen Partei als besonders wertvoll erwiesen. In den Novembertagen 1918 ist diese Partei gebildet wor den aus der alten Konservativen und der alten Freikonfervativen Partei, deren frühere Führer sich allerdings zunächst sehr stark zurückhielten. Aber hinzu kam, daß die Deutschnationale Volkspartei ganz anders wie die alte Konservative Partei den Vor stoß nach Westen machte, über die Konservative Par tei hinauswuchs und zu einer allgemein Deutschen wurde. Denn zu ihr traten Teile der christlichen Gewerkschaften, trat aber auch ein Teil der alten Rechtsnationalliberalen, wie Fuhrmann und andere. Hergt hat als Partei- vorsiyender es verstanden, die aus der verschiedenen Her kunft entstandenen Anschauungsdifserenzen immer wieder auszugleichen und die Deutschnationale Volkspartei zu einem Organismus umzubilden, der m den wichtigeren und wichtigsten Fragen einheitlich wurde. Man kann zweifeln, ob ein Vertreter des alten Beamtentums sich überhaupt zu einem Partei- und Verhandlungsführer im neuen demolrattschen Parlament eignet. Er hat meistens zu viel Geradlinigkeit dafür und ist darum allzu häufig dem parlamentarischen Routtnier in den Praktiken des Politischen Lebens unterlegen. Da die Deutschnationale Volkspartei jahrelang grundsätzlich Opposition betrieb, schadete ein derartiger Mangel — wenn man ihn als solchen bezeichnen will — keineswegs; er wurde in dem — er wollte nicht mehr. EtaatSminister a. D. Hergt. Dezember erfolgen und dann Der Staatsstreich in China. Flucht des Präsidenten. Peking, 24. Oktober. Der chinesische Bürgerkrieg hat plötzlich eine gänzlich unerwartete Wendung genommen. Eme Brigade der chinesischen Regierungsarmee unter dem Befehl des als „christlicher General" bekannten Fengjuhfiang war vom Oberbefehlshaber Wupeifu ausgesandt worden, um dem Vordringen des aufständischen und auf Peking marschierenden Gouverneurs Tschangtsolin entgegen zntreten. Statt diesem Befehl zu folgen, besetzte Fengjuh- siang die Stadt Peking und liest alle Verbindungen nach auswärts unterbrechen. An den Mauern der Stadt wurde folgende Bekanntmachung veröffentlicht: „Fengjuhfiang wünscht keinen Krieg, der das Land ruiniert und zahlreiche Existenzen vernichtet." Der General hatte sofort eine Zu sammenkunft der Regierung und ihrer Gegner einbe- rusen, um dem Kampf ein Ende zu machen. Tsaokun, Präsident von China, ist mit unbekanntem Ziel aus Pe king geflohen. Der britische Kommandeur der Seestreit kräfte in Hongkong hat die Nachricht erhalten, daß Fcng- juhsiang beabsichtige, Tsaokun durch den ehemaligen Pre mierminister Tuarchijui zu ersetzen. Auch der Regierungs oberbefehlshaber Wupeifu ist entflohen. Durch die jetzt eingelaufenen Nachrichten über den Staatsstreich werden die widersprechenden Meldungen der letzten Tage über die Vorgänge in Peking aufgeklärt. Es hat den Anschein, als ob der „christliche" General im Einverständnis mit dem gegen die bisherige Zentral regierung operierenden Gouverneur gebandelt hat, dessen Sache durch einen kürzlichen Sieg der Regierungstruppen gegen ihn nicht gut stand. Bisher hatte man den Führe, der „christlichen Eisenfresser" für eine der stärksten Stützen der Pekinger Regierung gehalten. In England ist man der Ansicht, daß japanisches und französisches Geld bei dem Staatsstreich des christlichen Generals eine ent scheidende Rolle gespielt habe. Vielleicht will er auch die Gelegenheit benutzen, die Gesamtmacht an seine Person zu reißen. Kein Schutz gefallen. Der Rest der Truppen Fengjuhsiangs hat Peking er reicht, so daß sich jetzt hier im ganzen 40 000 Mann be finden. Die Ordnung konnte vollständig aufrechterhalten werden. Während der Revolution ist kein einziger Schuß gefallen. Die Leibwache des Präsidenten in Stärke von 3000 Mann wurde gestern entwaffnet. Wie aus Mul den berichtet wird, planen die dortigen Führer in Mulden ein ähnliches Vorgehen, doch steht eine Bestätigung hier für noch aus. Die Forderungen Fengjuhsiangs. London, 25. Oktober. Die Nachricht vom Staatsstreich des Generals Fengyusiangs wird bestätigt. Seine Armee, die 40 000 Mann zählt, hat sich in den vollen Besitz Pekings ge setzt und fordert 1. Die Absetzung des Präsidenten Tsao Kuns und 2. die sofortige Einstellung der Feindseligkeiten und die Be ¬ strafung der Schuldigen des Bürgerkrieges. Der Staatsstreich ist vollkommen unerwartet herbeigeführt worden. Die Truppen des Generals, die aus Schantung nach Peking eingeführt wurden, kamen am Mittwochabend an und wurden durch die in Peking stationierten 101. Brigade eingelassen. Der General hat sofort den Versuch gemacht, die Minister zu verhaften, aber die Mehr zahl hält sich versteckt. Die Absichten Fengyusiangs und seiner Hintermänner, die offenbar der jungchinesischen Gruppe ange hören, gehen dahin, eine Konferenz der kriegführenden Parteien einschließlich Tsangsolins und Sunjatsen herbeizuführen, um den Frieden einzuleiten. Der Präsident Tsao Kun hat, wie eine Neutermeldung berichtet, die sofortige Einstellung der Feind seligkeiten befohlen. Marschall Wupeifu ist entlassen worden und zum Oberkommissar des Kakomar ernannt worden. Der Kakomar ist ein großer Salzsee im nordwestlichen Tibet. Die japanische Regierung hat mit Rücksicht aus die neue Entwicklung der Dinge in China sofort Schritte ergriffen und zwei Torpedoboote nach Kiautsin beordert. Außerdem werden 200 japanische Soldaten Von Pott Arthur nach Schanghai Kwan geschickt werden. Möglicherweise wird die japanische Regierung, wie Reuter wei ter berichtet, noch weitere Verstärkungen der in China stationier ten Streitkräfte vornehmen, wie das auf Grund des Friedens protokolls nach dem Boxeraufstand möglich ist. Msimekorm «na Steuerreform Berlin, 25. Oktober. In der gestrigen Sitzung im Landwirtschaftsrat erklärte Ministerialdirektor Popitz in Vertre tung des Reichsfinanzministers, daß das Ministerium beabsich tige, die Vermögenssteuer sobald als möglich dahin zu ändern, daß gleichartige Grundsätze für die Veranlagung auszustellen seien und zwar für das ganze Reich einheitlich. Was die Grund steuer betreffe, so sei sich der Minister darüber klar, daß diese Steuer zu hoch sei. Wann und wie man zu einer Ermäßigung dieser ertragreichsten Steuer komme, lasse sich noch nicht sagen. Hierauf wurde eine längere Entschließung angenommen, die eine gründliche Steuerreform fordert. Märchen über den deutschen Kronprinzen Berlin, 25. Oktober. Zu der auch von der „Deutschen Zeitung" veröffentlichten Nachricht der „Newyork World", daß Graf Westarp mit dem Kronprinzen über eine etwaige Spitzen- kcnrdidatur bei den Deutschnationalcn bezw. wegen einer Er klärung zur Unterstützung der Partei verhandelt habe, wird dem „Lokalanzeiger" von zuständiger Seite bestätigt, daß an der gan zen Sache kein wahres Wort ist. Auch die Reise des Kronprin zen nach Bayern, wo er gestern Gast des Kronprinzen Rupp recht war, trägt keinen politischen Charakter. Urteil im pwfeß Hofsmann «na genösse« Leipzig, 25. Oktober. Das heute nachmittag 1^0 Uhr verkündete Urteil lautete gegen Kautter und Müller auf je acht Monate Gefängnis, gegen Henkel und Krebs auf sechs Monate, gegen v. Abendroth und Diebig auf je fünf Monate Gefängnis, gegen Heinrich Siebel und Brreren aus je vier Monate Gefäng nis. Das Uteil erfolgte wegen Geheimbündelei. Augenblick erst sichtbar, da der politische Ringkampf um de» Eintritt m dre Macht begann. Und daran ist Hergt gescheitert. Jene freilich, die auf seinen Rücktritt hin drängten, sind grundsätzliche Gegner dieser Verhandlun gen. sind Träger der strammsten Oppositionsidee. Hergt war der Ansicht, daß eine Partei nicht auf unabsehbare Zeit hinaus, wenn auch nur formell, Oppositionspartei bleiben darf, gerade in ihm wurde, wie in der Deutsch- nationalen Volkspartei, abgesehen von einem kleinen Teil, der Wille zur Mitarbeit um so drängender, je stärker die Partei wurde. Die Partei und ihr Vorsitzender wuchsen über den Zweck der Opposition hinaus. Hergt bat die Partei bis zu dem oben angedeuteten Punkt geführt; es war ihm nicht beschieden, sie in die Re gierung hineinzusühren. Die Wahl des 7. Dezember wird auch den Willen der deutschnationalen Wähler zum Ausdruck bringen, ob sie entschlossen find, diesen Weg wetterzugeyen. Wahlaufruf der Reichslaudduudes. An das Landvolk Die Präsidenten des Reichslandbundes veröffent- lichon einen ^'ablau^nt an die Mitglieder des Reichsland- bundcs, der sich an das deutsche Landvolk wendet, Es heißt darin: Die deutsche Landwirtschaft kann ihr hohes vaterländisches Ziel, das deutsche Volk aus dem deutschen Boden zu ernähren, nur dann erreichen, wenn die national politische Bedeutung des Schutzes und der Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion von der Regierung aner'onnt und gefördert wird. Das deutsche Landvolk kann seine kuttur- und rassepolitische Aufgabe, ein steter Quell der Erhaltung und Erneuerung deutschen Volks tums zu lein, nur dann verwirklichen, wenn es in seiner Eigenart auch in der S t a a t s l e i t u n g selbst gebührend zur Geltung kommt. Die Losung des Wahlkampfes ist: „Für nationale und christliche Volksge meinschaft, gegen Internationale und Ä l a s i e n k a m p f l" Angebliche MtzeMgen Stresemanns. Was der „Petit Parisien" berichtet. Der Berliner Berichterstatter des „Petit Parisien" hatte eine Unterredung mit dem Reichsaußenminister Dr. Stresemann, in der dieser die Entspannung, die durch den Dawes-Plan nach der Londoner Konferenz einge- treten sei, als sehr groß und sehr greifbar bezeichnet. Das Deutsche Reich sei augenblicklich mindestens für zwei Jahre ruhig. Tie französisch deutschen Beziehungen hätten sich gebessert, mit der fortschreitenden Räumung des Ruhr- gebietcs würden sie sich noch weiter bessern. Stresemann beklagt sich darüber, daß man die deutsche Mentalität nicht verstehe. Demokraten und Sozialdemo kraten bildeten in Deutschland nicht den Schwerpunkt, wie man in Frankreich zu glauben scheine. Die wichtigen Träger der deutschen Industrie und Intelligenz ständen bei Volkspartei und Deutschnationalen. Tie Frage „Monarchie oder Republik" bleibe in der Schwebe. Die Deutschen seien wie andere Völker stolz auf ihre Vergangenheit. Ein Berliner rechtsstehendes Blatt bemerkt dazu, ihm würde mitgeteilt, es handele sich um eine entstellt wieder- gegebene private Unterhaltung Dr. Stresemanns mit dem Zcitungsvertreter. Der Minister werde sich zu der An gelegenheit noch äußern.