Volltext Seite (XML)
TLoniglieh Lächsischev Ltacktsanzeigev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 213. -> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hoftat DoengeS in Dresden. < Donnerstag, den 12. September NM. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwinaerstraße »0, sowie durch die Pott im Deutschen Reiche 3 Mart vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. — Erscheint: WertlagS nachmittags. — Fernsprecher Nr. 1295. Ankündigungen: Die Zeile kl. Schrift der 3 mal gespalt. Ankündigunasseile 2b Pf., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum aus 3 mal gesp. Textseite im amtl. Teile «OPf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 7S Pf. PreiSermäßigg. auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme Vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Oberbürgermeister Geh Finanz rat a. D. Beutler und der Stadtbaurat Erlwein in Dresden die ihnen von Sr. Majestät dem König von Italien verliehenen Auszeichnungen annehmcn und tragen, und zwar Beutler das Großoffizierskreuz und Erlwein das Ritterkreuz des Ordens der Italienischen Krone. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentliche» Dienste. Im «eschäfisbereiche de» Ministeriums der Finanzen. Bei der Post-Verwaltung sind ernannt worden: Dietrich, seither Postanwärter, als Postassistent; Wachtmeister a. D. Illgen als Postagent in Mühlgrün (Vogt!.). (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Bom Königlichen Hose. Dresden, 12. September Se Majestät der König hat Sich heute früh im Automobil nach Klem-Bobritzsch begeben und wohnte von hier au« den Manövern der 2. Jnfanterie- brigade Nr. 46 bei. Die Rückkehr nach Pillnitz wird in den Nachmittagsstunden erfolgen. — Ihre Majestät die Königin-Witwe besuchte gestern abend die Aufführung der Oper „Tie Schönen von FogaraS" im König! Opernhause. Zeitungsschau. Der nationalliberale Reichstagsabgeordnete Landgerichtsrat Hagemann schreibt unter der Überschrift „Sozialdemokratie und Kolonialpolitik" in der „Korrespondenz deS Reichs- verbands gegen die Sozialdemokratie" folgendes: .Schon wiederholt ist in der Presse und in der Öffentlichkeit darauf hingewiesen worden, daß gerade unsere Arbeiter ein ganz eminentes Interesse an einer gesunden Entwickelung unserer Kolonien und einer zielbewußten Kolonialpolitik hätten, aber innerhalb der sozialdemokratischen Fraktion des Reichstags zeigte sich für diese Wahrheit kein Verständnis. Als Schreiber dieser Zeilen in der Kolonialdebatte 1905/06 unter Vorhalt des Zahlenmaterials den Kolonialpolitiker der Sozialdemokratie, den Abgeordneten Ledebour, aufsorderte, selbst einmal in die Kolonien zu gehen und sich dort von dem BorwäriSkommen der wirtschaftlichen Entwickelungen zu überzeugen, und als darauf der genannte Abgeordnete schroff ab lehnte, da dachte wohl niemand im ganzen Reichstage, daß in kurzer Zeit Hr. Ledebour auf einem internationalen sozialdemokratischen Parteitage sich von einem holländischen Genoffen würde sagen lassen müssen: .Gehen Sie hinaus in die Kolonien und studieren Sie sie, da- ist besser, als beim .Vorwärts* zu sitzen und Opposition zu treiben. * Hagemann gibt in seiner Darlegung des Weiteren an der Hand der Statistik und seiner durch persönliche Anschauung — er war Mitglied der parlamentarischen Studienreise 1905 nach Togo und Kamerun — gewonnenen Erfahrung ein Bild von der Entwickelung unserer afrikanischen Kolonien und fährt dann fort: Als ich die Rede des schon einmal genannten holländischen Sozialdemokraten (van Kol) zum erstenmal las, sagte ich mir, schade, daß sie nicht vor den Wahlen gehalten worden ist; was würden die Sozialdemokraten diesen Genossen geantwortet haben Und wenn ich zu Ansang behauptet habe, daß man gerade im Interesse der Arbeiter Kolonialpolitik treiben müsse, so bestätigt van Kol die Richtigkeit meiner Behauptung. Noch ein schlagendes Beispiel. Wir haben 1906 für 445 3 Mill. Rohbaumwolle eingesührt, für 893,5 Mill. Baumwollware auSgesührt. Unser Hauptlieferant ist Nordamerika. Würde nun Nordamerika auf Rohbaumwolle einen Ausfuhrzoll legen, so würden sich unsere Fabrikate um diesen Zoll verteuern. England kann seinen Bedarf in Indien und Ägypten decken. Erhöhen wir nun die Preise unserer Fabrikate, so ist eS fraglich, ob wir auf dem Weltmärkte mit den anderen Ländere konkurrieren können. Wir würden also einen großen Teil unserer Fabriken schließen müssen, oder die Preise herabsetzen, was nur durch eine Herabsetzung der Arbeitslöhne zu ermöglichen wäre, worunter natürlich der Arbeiter zu leiden haben würde. Nun sind bei uns in der Baumwollbranche und den angegliederten Betrieben etwa 1 Mill. Arbeiter beschäftigt und eS arbeitet darin ungefähr eine Milliarde Mark. Wenn wir uns also nicht schweren wirschaftlichen Schäden auSsetzen wollen, so müssen wir mit aller Macht dahin wirken, unS in bezug auf unsere Rohstoffe vom Ausland unabhängig zu halten. Nach den neuesten Nachrichten soll in den Etat eine Summe eingestellt werden für parlamentarische Studienreisen in die Kolonien. Die sozialdemokratisch« Presse hat ja bereit- Stellung gegen dies« Forderung genommen; eS muß ihr be greiflicherweise ;ehr unbequem sein, wenn jetzt den sozialdemokratischen Abgeordneten die Möglichkeit genommen wird, zu sagen, wir haben «n» die Kolonien nicht ansehen, sie nicht studieren könne«, denn un- fehlen die Mittel, und von einer großen Reederei lassen wir uns nicht einladen Diese Ausrede entfällt jetzt, nun heißt eS für die Kolonialpoliker der Sozialdemokratie, insbesondere für Hrn. Ledebour, die kdoäu», dio «uitu, wird jetzt nicht gesprungen, d h nicht an Ort und Stelle die Nützlichkeit und Notwendigkeit unserer Kolonien studiert, so ist das Recht, darüber mitzureden und auf Grund von unkontrollierbaren Erzählungen zu schimpfen, ein für allemal verwirkt.' Deutsches Reich. Der Kaiser in Wilhelmshöhe. (W T. B) WilhelmShöhe, 11. September Se Majestät der Kaiser ist aus dem Manöver hier eingetroffen. Abend« fand eine Tafel für die Fürstlichkeiten statt XVI. Internationale Friedenskonferenz. (W. T. «) München, 11. September Der Internationale Friedens kongreß beschloß nach längerer Beratung, an die Haager Kon ferenz ein Schreiben zu richten, in dem die Befriedigung über die bisher erreichten Ergebnisse ausgesprochen, anderseits aber betont wird, daß das Endziel der Konferenz nicht die Reglementierung des Krieges, sondern seine Ersetzung durch eine vollständige Organisation des Völkerrechts durch einen allgemeinen Vertrag über ein dauerndes obligatorisches Schieds gericht sein müsse. DaS Schreiben drückt den Wunsch aus, daß ein permanentes allgemeines Komitee aller Mächte im Haag eingesetzt werde zur Vorbereitung der weiteren Friedens konferenz, die das begonnene Friedenswerk weiter fördern solle. Der Kongreß nahm ferner eine Resolution an, in der aus gesprochen wird, eine Nation ehre sich selbst, wenn sie nicht zum Kriege, sondern zu einem Ehrengerichte ihre Zuflucht nehme, um ihre Ehre zu wahren Dagegen wurde nach längerer Diskussion der erste Teil dieser Resolution zurück gezogen, der besagt hatte: „Der Kongreß ist der Ansicht, daß eine Nation, sowohl was ihre Ehre als was alle anderen Fragen betrifft, sich nicht als einzig maßgebenden Richter be trachten darf." Bei einem heute abend veranstalteten Festbankett des inter nationalen Friedenskongresse«, dem etwa 300 Teilnehmer bei wohnten, wurde folgende Antwort auf ein an Se. Majestät den Kaiser gerichtetes Huldigungstelegramm verlesen: ,Se. Majestät der Kaiser haben mich beauftragt, dem inter nationalen Friedenskongreß für seine telegraphische Huldigung bestens zu danken, gez. v. Tschirschky.' Koloniales. Wie unter den gestrigen Drahtnachrichten (in der Stadt auslage) bereits mitgeteilt wurde, befindet sich nach telegraphischer Meldung des Gouverneurs von Südwestafrika Morenga mit zwölf Koffern und acht Gewehren in der Gamsib-Bucht und hat um Aufnahme in daL Bondelzwart-Abkommen gebeten Der Gouverneur ließ Morenga daraufhin mitteilen, daß er bereit sei, die Unterwerfung anzunehmen, falls Morenga die Waffen abliefere und friedlich im Lande zu leben verspreche Tue er dieses, so werde er wegen seiner Straftaten nicht zur Verant wortung gezogen und die Möglichkeit zum Leben durch Vieh haltung haben Die Verhandlungen sind noch nicht zum Ab schlusse gelangt Ausland. Zu den Ausgleichsverstandlungen zwischen Österreich und Ungarn. (W. T B) Wien, 11. September Unter dem Vorsitze des Ministers de« Auswärtigen Frhrn v Aehrenthal hat heute eine Konferenz stattgcfunden, an der die Ministerpräsidenten vr Wckerle und Frhr. v. Beck, sowie die Minister Koffuth, Daranyi, Apponyi, Klein, KorytowSki, Auersperg, Forscht und Derschatta teil nahmen Den Gegenstand der Besprechung bildeten die mit dem Ausgleich zusammenhängenden staatsrechtlichen Fragen Die Beratungen werden morgen fortgesetzt. Japan in Europa. (W. T B) Wien, 11. September. Gestern abend fand beim Kaiser in Schönbrunn eine Tafel statt, an der unter anderem der japanische Botschafter mit den Herren der Botschaft, Admiral Jjuin mit seinen Offizieren und der österreich-ungarische Bot schafter in Japan teilnahmcn. Zu den Unruhen in Odessa. (W T B) Odessa, 11 September Der neuernannte Stadthauptmann hat einen Befehl an die Polizei erlassen, m dem er darauf hinweist, daß e« seine erste unaufschiebbare Aufgabe sei, Be ruhigung für die Etadtbrvölkerung zu schaffen Da» Einstellen der Straßenunruhen sei eine dringende Notwendigkeit für Odessa Die Polizei müsse jederzeit Herrin der Straße sein und dürfe keinesfalls zulaffen, daß irgendjemand, wer es auch sei, sich eigenmächtig polizeiliche Funktionen zulege Zum türkisch-persischen (Ärenzkonflikt. Wie in einem Teile der gestrigen Auflage (unter den Drahtnachrichten) bereits gemeldet wurde, ist die Besetzung von Ganaatschin, nordwestlich von Urmia, durch 100 Mann türkische Infanterie erfolgt Ein vorgestern im Parlament ver lesenes Telegramm gibt bekannt, daß die türkischen Truppen jetzt ein Gebiet mit 150 Ortschaften und die Umgegend von Choi im Besitz haben. Zur Lage in (shina. (W T B ) Hongkong, 12 September. Nachrichten aus Duenchow besagen, daß kaiserliche Truppen mit den Aufrührern zusammen gestoßen sind und letztere in die Flucht geschlagen haben Tie Aufständischen sollen über 100 Tote haben 20 Mann wurden gefangen genommen. Für die Missionare in Lienchow und Pakhoi haben die chinesischen Behörden entsprechende Schutz maßregeln getroffen Zur Lage in Persien. In einem Teile der gestrigen Auslage (unter den Draht nachrichten) wurde bereits mügeteilt, daß daS Parlament gegen die Zusammensetzung des neuen Ministeriums ist und eine Protestdcputation an den Schah geschickt hat Jchtescham eS Saltaneh, der bis zum Anfang des Jahres 1906 Gesandter in Berlin und seitdem Hauptbevollmächligter an der türkischen Grenze war, ist zum Präsidenten des Parlaments gewählt worden Zur Laste in Marokko. (W. T B) Wie die „Agence HavaS" aus Tanger meldet, sind die Annäherungsversuche, die der Stamm der Mediunas zu unter nehmen wünschte, infolge des hartnäckigen Widerstands der rm Innern des Landes wohnenden Stämme gescheitert Tie „Köln. Zta" meldet aus Tanger: Der französische Konsularagent in Marrakesch brachte für die französische und spanische Regierung Briefe Mulay Hafids hierher, die von den betreffenden Legationen angenommen wurden Mulay Hafid schreibt darin dis Vorgänge in Casablanca einer Verkettung ungünstiger Umstände zu und spricht die Hoffnung aus, daß es ihm gelingen werde, selbst die Ordnung wiederherzustellen, so daß kein Grund zur Unzufriedenheit mehr vorhanden sein werde — Ferner meldet die gleiche Zeitung aus Tanger, daß der Sultan Abdul AsiS nach Rabat unterwegs ist Der „TempS" meldet aus Tanger: Da Mulay Hand noch nicht die notwendigen Geldmittel besitzt und befürchtet, in gewissen Gebieten schlecht ausgenommen zu werden, wird er, wie eS heißt, sich jetzt nicht nach Rabat begeben Wie die „Liberi«" au» Tanger meldet, haben die Truppen gestern das Lager von Casablanca bei Tagesanbruch unter dem Befehl de« Generals Drude verlaffen, um Taddert anzu- greifen. Paris, 11 September Ministerpräsident Clemenceau be stätigte in einer Unterhaltung, daß General Trude nicht die Instruktion erhalten habe, sich offensiv zu verhalten Er fügte hinzu, cs seien Truppenverstärkungen nach Casablanca gerade zu dem Zwecke gesandt worden, um die Offensive zu ergreifen Man wolle, daß" lein Vorgehen schnell sei und in einem Um fange geschehe, der keinen Zweifel über den offensiven Charakter lasse Eine Note der „Agence HavaS" spricht sich in ähnlicher Weise au« Der Ministerpräsident hatte gestern abend eine Besprechung mit dem Kriegsminister Picquort * In einem Teile der gestrigen Auflage (unttr den Draht nachrichten) wurde bereits folgende Meldung der „Nordd Alla Ztg." wiedcrgegeben: .Wir haben kürzlich berichtet, daß eine Deputation der deutschen Kolonie in Casablanca dem Staatssekretär des Auswärtigen Amtes persönlich über den von den dortigen Deutschen erlittenen Schaden Bericht erstattet hat Daraufhin wurde amtlich erwogen, ob eS möglich sei, den durch daS Bombardement und dessen Folgen ge schädigten Deutschen Casablancas, in Berücksichtigung der vorliegenden außergewöhnlichen Umstände, au-nahmSweise durch Gewährung eines Vorschüsse- zu Hilse zu kommen Die deutschen Vertretungen in Tanger und Casablanca wurden zum Bericht über die Lage der Geschädigten aufgesordert und antworteten, daß der Fortbestand der dortigen Handelshäuser ohne sofortige Geldhilfe in der Tat ge fährdet sei. Der Reichskanzler hat nunmehr unter dem 10 d M. ent schieden, daß unter diesen Umständen aus der Reichskaffe ein Vor schuß in Höhe von 250 000 M. flüssig gemacht werde, vorbehaltlich der späteren Erstattung durch die dazu Verpflichteten und ebenso vorbehaltlich der nachträglichen Genehmigung durch den Reichstag ' Z» dem neuen Wahlgesetzeutwurse. Die .Leipziger Zeitung' schreibt: Die .Leipziger Neuesten Nach richten' berichten in ihrer Nummer vom 10. d. M unter der Auf schrift .Eine bedeutsame Anslaffuag des Grafen Höhrathal zur Wahlrecht-Vorlage' von einem Gespräche, da- der Landtag-,- abaeordnete Poppitz mit dem Staatsmir.ister deS Innern gehabt habe, und schreiben wörtlich: .Al» Abgeordneter Poppitz dem Mnister mitteilte, daß die nationalliberale Fraktion gegen die Wahlen durch