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Wchmh-Mmg Verantwortlicher Redacteur: Paul Ahne in Dippoldiswalde. 55. Jahrgang. Nr. 137. Dienstag, den 19. November 1889. ^mierare, welche dei de» bedeutende» Auflage det Blattes eine sehr wirk» sanie Verbreitung finden, «erden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirtr Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle» Theile, die Spalteüzeile 20 Pfg- Die „Weißeritz.Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Psg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt . für die Königliche Wntshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadtrathe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Aus dem dunkeln Kontinent. Inmitten aller sonstigen schwebenden Zeit- und Tagessragen zieht das serne Afrika immer wieder das allgemeine Interesse auf sich und zumak gilt dies von den in den letzten Wochen bekannt gewordenen Nach richten aus dem „dunklen Welttheil". Aus ihnen ragt ^zunächst die uns Deutsche so schmerzlich berührende Hiobspost von dem tragischen Geschick, welches den I)r. Peters auf seiner Expedition zur Aufsuchung unseres heldenhaften Landmannes Emin Pascha ereilte, bervor und leider kann jetzt an dem blutigen Ende, das der muthige Mann in den Wildnissen Ostafrikas gesunden, nicht mehr gezweifelt werden. Aber neben all' der schmerzlichen Theilnahme an dem Märtyrer tode vr. Peters macht sich doch die frohe Zuversicht mehr und mehr geltend, daß Emin Pascha und mit ibm sein erster Befreier Stanley wieder die rettenden Grenzen der Eivilisation erreichen werden und hierbei können die beiden kühnen Afrikasorscher allerdings auf thalkräftigste Unterstützung von deutscher Seite rechnen. -Nach den jüngsten Meldungen unterliegt es keinem Zweifel mehr, daß sich Emin und Stanley auf ihrem abenteuerlichen Zuge von den Gestaden des geheimniß- vollen Viktoria Nyanza (Viktoriasee) her den Grenzen des deutsche ostasrikanischen Schutzgebietes nähern und hier, in Mpwapwa, steht schon eine deutsche Truppe mit großen Proviant- und Munitionsvorräthen zum Empfange der signalisirten Flüchtlinge bereit, auch hat der Reichskommissar Hauptmann Wißmann von der deutschen Regierung Vollmacht erhallen, Alles zu thun, was zur Unterstützung und Rettung der Stanley- Emin'schen Kolonne beitragen könnte. Man darf wohl sagen, daß die ganze gebildete Welt mit Ungeduld der Meldung von der endlichen Ankunft Emins und Stanleys innerhalb der deutschen Interessensphäre in Ostafrika entgegensieht. Seit nun fast drei Jahren sind beide Männer die Helden einer wahrhaft wunder baren modernen Odyssee, aus der sie die allerseltsamsten Schicksale erlebten und in deren Verlauf sich um ihre Gestalten ein förmlicher Sagenkreis gewoben hat. Vor Allem aber wird der Person Emin Paschas das leb hafteste Interesse gewidmet, ihm, der als letzter Pionier europäischer Kultur und Gesittung im ehemaligen egyp- tischen Suvan den fanatischen Horden des Mahdi einen so zähen Widerstand entgegenzusetzen wußte und der nun endlich doch, vecrathen und verlassen von den eigenen Leuten, den so lange behaupteten Posten im Herzen Afrikas verkästen mußte. Mit theilnahmsvollster Spannung lauschte man den allerdings noch ziemlich verworrenen Berichten über die letzten Kämpfe zwischen Emin und seinen übermächtigen Bedrängern und nur zu begreiflich erscheint es daher, wenn die gesammte Kulturwelt begierig darauf ist, aus dem Munde Emins und dann auch Stanleys die denkbar authentischsten Mittheilungen über ihre vielfachen Abenteuer zu ver nehmen. Unwillkürlich drängt sich in Anbetracht der Ausbreitung der mahdistischen Macht in den Gegenden des Sudans auch die Frage auf, ob hierdurch nicht einmal auch der deutsche Kolonialbesttz in Ostafrika bedroht werden könnte. Zur Zeit trennt zwar poch ein großer Zwischenraum die deutsche Interessensphäre von den Gegenden der bisherigen und nun von den Mahdisten eingenommenen Provinz Emin Paschas, aber ein allmählicher Vorstoß der Parteigänger des „Chalifen von Chartum" nach Deutschostafrika gehört schließlich nicht zu den Unmöglichkeiten, vorausgesetzt, daß bis dahin die Herrlichkeit des falschen Propheten durch andere Ereignisse nicht doch ein jähes Ende ge nommen hat. Jedenfalls dürste aber bis zu einem etwaigen Angriffe der Mahdisten aus die deutschen Besitzungen in Ostasrika noch sehr lange Zeit vergehen und wird man wohl die bestimmte Hoffnung hegen können, daß bis dahin der Araberanfstand gänzlich niedergeschlagen und das Land wieder beruhigt sein wird und alsdann würden die wilden Heerhaufen des Mahdi deutscherseits einen um so kräftigeren „Em pfang" finden. Indessen, vorerst brauchen sich die Deutschen wegen des Mahdi noch keinerlei Beunruhigung hinzugeben, vielmehr werden sie ihre Hauptsorge der endlichen und nachhaltigen Unterdrückung des Araber ausstandes zu widmen haben und die Nachforderung der Neichsregierung für die Wißmann-Expedition wird hoffentlich zu diesem Zwecke genügen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die diesjährige Stadtver- ordneten-Ergänzungswahl, in der 3 angesessene und 3 unangesessene Bürger zu wählen sind, ist auf Donnerstag, den 5. Dezember, anberaumt worden. — Im Hinblick auf den auf nächsten Freitag, den 22. November, fallenden Bußtag wollen wir nicht versäumen, darauf aufmerksam zu machen, daß an beiden Bußtagen, dem Charfreitage und dem Todten- festsonntage, der auf nächsten Sonntag fällt, den ganzen Tag über die Kaufs- und Gewerbsläden, Magazine, Marktbuden, sowie Schaufenster geschlossen sein müssen und Verkaufsstände nicht mit Maaren be legt werden dürfen. — (Unfallversicherung.) Nach Ausspruch ves königl. sächs. Landesversicherungsamtes gilt die ausschließliche Bewirthschaftung von Haus- und Zier gärten nicht als landwirthschastlicher Betrieb. Wenn sonach Jemand nur einen Haus- oder Ziergarten be- wirthschastet, so ist er nicht unfalloersicherungspflichtig und kann demzufolge zur land- und forstwirthschaft- lichen Berufsgenossenschast nicht veranlagt werden. — Die Grundsteuer-Einheiten des Hausgartens eines Gutsbesitzers sind zu dessen Feld- und Wiesen-Ein heiten zuzuschlagen. — Vom kgl. Kommissar wird die Ausführung der Erd- und Felsenarbeiten mit zugehörigen Wegeanlagen der Bau-Abtheilung IV. der Müglitzt halb ahn mit rund 27,300 Kubikmeter Massenbewegung, sowie der Gle'sbettungs- und Kunstbauarbeiten innerhalb dieser Abtheilung ausgeschrieben. — lieber dem Saatenstand und die Ernte im Königreich Sachsen Ende Oktober 1889 entnehmen wir den Berichten des Landeskulturrathes folgende allge meine Uebersicht: Die kühle, nasse Witterung der zweiten Hälfte des Septembers behauptete sich bis gegen Mitte Oktober, von wo ab dann schönstes Herbst wetter eintrat. Dieser Witterung entsprechens, ver zögerten sich die Beendigung der Herbstbestellung und das Einbringen der Hackfrüchte, während die günstige Witterung der zweiten Monatshälfte das versäumte nur theilweis nachholen ließ. Die vorherige Feuchtig keit und die darauffolgende Wärme begünstigten den Stand der zeitig bestellten Saaten ungemein, so daß stellenweis über zu üppig entwickelte Saaten berichtet wird, während in nassen Lagen und auf nicht drainir- ten Feldern dieselben lückenhaft ausgelaufen und gelb geworden sind. Im Vogtlande und im Erzgebirge wird vielfach über Schneckensraß geklagt, von dem die nicht mit künstlichem Dünger bestellten Felder am meisten betroffen sein sollen, während aus der Großen hainer Gegend über das Ueberhandnehmen von Krähen berichtet wird, durch welche die Aussaat ganzer Flur- theile ruinirt worden sei. Die Kartoffelernte ist unter schwierigen Verhältnissen beendet worden und war das Einmielhen und Einkellern mit vieler Arbeit durch Vor bereitungs-Maßregeln gegen das Faulen verknüpft. Der Ertrag ist je nach Bodenlage und Sorten ein verschiedener, im Großen und Ganzen ein mittler bis übermittler. Am wenigsten ergiebig haben sich nach einigen Berichten die sächsische Zwiebel, am wenigsten widerstandsfähig die neueren und feineren Sorten be währt. Den Futter-, Stoppel- und Zuckerrüben, so wie dem Kohl und Kraut kam die Oktoberwitterung am meisten zu statten und wird deren Ertrag mit wenig Ausnahmen als ein guter bis sehr guter be zeichnet. Ebenso hat der Stoppelklee reichliches Herbst futter ergeben, so daß die infolge der wenig günstigen Grummet-Ernte befürchtete Futternoth nicht einge treten ist. — Glaubhafte Wettergreise, insbesondere alte Nim rode versichern übereinstimmend — wie die Saale- Zeitung zu verkünden in der Lage ist —, daß die un trüglichsten Merkmale vorhanden seien für einen so milden Winter, wie eia solcher seit Jahrzehnten nicht dagewesen wäre. Die Erika zeige jetzt noch neue Triebe, die Geschlechter der Lampe, Reinicke und „Kar nickel" trügen jetzt noch ihr Sommerkleid, während er- fahrnngsmäßig die Angehörigen derselben sonst schon Anfangs Oktober ihre Winterpelze angelegt hätten. * Holzhau. Am vergangenen Sonnabend, den 16. d. M., Nachmittags kurz nach 2 Uhr, ist hier die zum Augustin'schen Gasthof gehörige Scheune nieder gebrannt. Die Entstehungsursache ist zur Zeit noch unbekannt, doch wird Brandstiftung vermuthet. Der Kalamitose hat sein Mobiliar bei der North British L Merkantile versichert. H Possendorf. DerhiesigeMännergesangverein hat beschlossen, das diesjährige Stiftungsfest Sonntag, den 8. Dezember, im Saale des Starke'schen Gast hofes in herkömmlicher einfacher Weise, mit Gesangs vorträgen und Festball, zu feiern. — In der Nacht zum Mittwoch traten bei uns die ersten stärkeren Fröste ein, welche bis Freitag anhielten. Auf unseren Teichen bildete sich eine schon ziemlich starke Eisschicht. Mit Sonnabend ließen die Nachtfröste wieder nach. Dresden. Vom Abgeordneten Starke ist bei der 2. Kammer folgender Antrag eingebracht worden: Die Kammer wolle beschließen: 1. die Königliche Staats regierung zu ersuchen, alsbald in Erwägung ziehen zu wollen, ob eine Landesanstalt zum Zwecke der Ver sicherung der Grundstücke des Landes gegen Wasser schäden zu errichten sei, 2. die erste Kammer zum Bei tritt zu diesem Beschlüsse einzuladen. — Im vorigen Jahre gab es in Sachsen 353 Kohlenwerke, nämlich 200 beim Erzbergbau, von denen 68 außer Betrieb waren, 40 beim Steinkohlen bergbau, 113 Braunkohlenwerke. Der Geldwerth der. erzielten Produkte betrug beim Erzbergbau 5,095,278 Mark, beim Steinkohlenbergbau 36,533,078 Mark, beim Braunkohlenbergbau 2,466,330 Mark, zusammen 44,099,686 Mark. Nur vier Erzbergbauwerke erzielten Ueberschüsse. Die bei sämmtlichen Werken bestehenden Pensions-, Kranken- und sonstigen Unterstützungskassen hatten 11,499,701 Mark Vermögen. Unfälle kamen insgesammt 3918, darunter 46 tödtliche (9 beim Erz bergbau, 32 beim Steinkohlen-, 5 beim Braunkohlen bergbau) vor. Schlagwetterexplosionen und Wetter unfälle kamen 1888 in Sachsen nicht vor. Geklagt wird von den Kohlenwerken des Zwickauer und Oels- nitzer Reviers über die Betriebsstörungen durch die Kirmesfeiern, indem die Arbeiter deshalb Tage lang feierten. Eine an die Staat-regierung gerichtete Vor stellung wegen Verlegung aller Kirmessen auf eine Woche dürste jedoch kaum Erfolg haben, da die Kirch weihfeste Sache der betreffenden Gemeinden sind. — Als im Jahre 1887 Branddirektor Ritz in Dresden, der langjährige Vorsitzende des sächsischen und deutschen Feuerwehrverbandes, starb, beschloß der sächsische Landes - Verband, demselben zum Zeichen dauernder Liebe und Anhänglichkeit aus freiwilligen Beiträgen ein Denkmal zu errichten. Der Beschluß sand in allen betheiligten Kreisen lebhafte Billigung, Gaben gingen reichlich ein und es wurde daher Prof. Schilling mit der Ausführung des Denkmals und zwar eines Grabdenkmals beauftragt. Nach nunmehr 2 Jahren ist die Angelegenheit soweit gediehen, daß heute Dienstag, am 19. November, dem Todestage des Gefeierten, Vormittags 11 Uhr, auf dem Trini tatiskirchhofe zu Dresden die Enthüllung erfolgen kann.