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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188410116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841011
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841011
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-10
- Tag 1884-10-11
-
Monat
1884-10
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1884
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«»scheint täglich früh 6'/.UHr. Ledtctio« und Expedition JohaaaeSgasse 33. Hprechkundkn der Nrdaction: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. udtrr M»nu!crt«t» »ich« »erdmttlch. T»»R« vlinukrwt« «»cht ßch ciWgcr.TWMM U«»«H«e »er für »ir «L»ftsol,«d, «»«er »eftlmmten Inserate an Niw-rntagen bi» S Utzr 4iach«ltt«G-, an Tann» un» Festtagen früh bt»' Utzr. In den Filialen siir Ins.-Annahme: ktto klemm. Unlversttäi-strahe 21, Laut» Lösche, Katharinenstrabe 18, p. nnr bi« '/.» Utzr. Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Mefi-Auflage 18,7»«. Abonnement,prei, oiertelj. 4'/, Md. incl. Bringerlohn 5 VL. darch die Post de»ogen k Mt. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt.Format gesalzt) Btz»e PostbesSrderuag 3S Vit. »it Postbesürdernng 48 Mt. Itzsertlte «gespaltene Petitzeile SO Pf. Großer.' Schrift« laat naserem Preis- verxrichniß. Tabellarischer a. giffernsatz nach höherm Tarif. ilrrlamen unter de« Xedaction-ftrich die Gpaltzrile SO Pf. Inserate stad stet» an die Extzetzitian »» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»«wn>er»n<io oder durch Post» Nachnahme. ^ 285. Gormaben- den 11. October 1884. 78. Jahrgang. Zur gefälligen Vealytung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 12. Oetober Bormittags nur bis ^ Uhr geöffnet. Lxpetlltlon «Iss I^elprlKsr ^uxedluttes. Amtlicher Theil. Vckanntmachuug. Die diesjährige MtehaeltSmeffe endigt mit dem 18. October. An diesem Tage sind die Buden und Stände auf den Plätzen der innere« Ttadt bi» 4 Uhr Nachmittag» voll ständig zu räumen und di» spätesten» 8 Uhr Morgen» de» IS. October zu entfernen. Die aus dem AugustnSplatze und auf den öffent liche» Wegen und Plätzen der Dorstadt befindlichen Buden und Stände sind b>« Abends 8 Uhr de» 18. October zu räumen und in der Zeit vom 20. bi» 23. October, jedoch leviglich während der Tagesstunden, von 6 Uhr Morgen» bi» 7 Uhr Abend» abzubrcchen und wegzufchafsen. Die Abtragung und Wegschaffung der an der nördlichen Planke de» MufeumS aufgestellte» Buden ist, weil der Platz, aus welchem sie stehen, als Absuhrweg benutzt werden muß. bereit- am 20. October Morgen- 6 Uhr zu beginnen und bi» S Uhr Vormittags zu beenden. Vor dem 20. October darf mit dem Abbruche der Buden und Stände auf dem AugusiuSplatze nickt begonnen werden. Dagegen ist eS gestaltet, Buden und Stände aus dem Roßplatz«, welche vor Beendigung der Messe leer werden, früher, jedoch nickt am Sonntag« den lS. October, adzu- brechen und weazuschaffen. dafern nicht dadurch Störung de» BerkehrS oder Benacklheiligung de» Geschäft- iu den stehen bleibende» Buden herbeigesührt wird. ^ - E» bleibt auch kie«mal nachgelassen, die Schaubicken aus dem Rotzplatze und König-Platze, sowie diejenigen Stände daselbst, an welche« nnr Ledeu-oittel feUgebote» Weeden, noch am 19. October geöffnet zu halten. Die Schaubude», sofern sie auf Schwellen errichtet, in gleichen die CarrousselS und Zelte sind bi- AbendS 10 Uhr de» 2l. October. diejenigen Buden aber, rücksichtlich deren da- Eingraben von Säulen und Streben gestaltet und eine längere Frist z»m Abbruch nicht ertbeilt worden ist, bis längsten» den 25 October Abend« 8 Uhr abzubrechrn und von den Plätzen zu entfernen. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, für deren Befolgung beziehentlich auch die betreffenden Bauhandwerker oder Bauunternehmer verantwortlich sind, werden mit Geld strafe bi» zu 150 .4 oder entsprechender Haftstrafe geahndet werden. UebrigenS haben Säumige auch die ObrigkeitSwegcn zu verfügende Beseitigung der Buden rc. zu gewärtigen. Leipzig, am 6. October 1884. Der Rath der Stadt Letprtg. Herwig. Vr. Georgi. Vrkamilnmchung, dl« Bezahlung der Jmniobiliar-Drandcaffen» beitrage betreffend. Nach der Verordnung der Königlichen BrandversichervngS- commission vom 17. Juli ». o. tritt im Einverständniß de» königlichen Ministerium» deS Innern auch für den dies jährigen zweiten Hebetermin — 1. October — bei der Gebäudeversicherung der Erlaß eine- halben Pfennig» von jeder BeitragSeinheit ein, und erfolgt daher die Eiuhebung der BrandversicherungS-Beiträge nur mit Einem Pfennig von der Einheit. Bei der Abtheilung für freiwillig« Versicherung findet dagegen eine Ermäßigung der Versicherung««Beiträge nicht statt. — ES werden demnach alle hiesigen Hausbesitzer resp. deren Vertreter hierdurch aufgefordert, ihre Beiträge spätesten- dta»«n 8 Lagen, von dem Termine ab gerechnet, an unser« Stadt-Sleuereinnahme. Obstmarkt Nr. 3. parterre, rocht-, Zimmer Nr. 6l. bei Vermeidung der sonst eintreten den Zwang-uiaßregelii abzusübren. Leipzig, den 27. September 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Bekanntmachung. Die Entschädigung sür die am >7. und 18. vor. Mon. vo« königlich Sachs. Ü.Znsanterte-Reginrent Rr. IV7 und am 18. zum IS. September c vom Königlich Sachs. IO. Infanterie-Regiment -kr. 184 in hiesiger Stadt tinquartiert gewesenen Truppen kann in den nächsten Tagen bei unserem Quarkicramte. Stadthau-, zweite Etage, Zimmer Nr. 107, erhoben werden. Der de» Quarlierzettel Vorweisend« gilt zur Empfang »ah«r berechtigt. Leipzig, am 8. October 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. 8. luclion. M«aleß. den l S. vet»tzer tz. A. Vermttt«,» i«-r, «»tz Rachwttta,» »-« Utzr. de« Königlichen Amt-gericht»ähier eine große w»Ntr künstlicher Blumen und Blatipslanzen, 3 Ladentaseln, 1 Pack N?» Regale mit und ohne Schubkasten, 14 Arbeit« tstche^S» «rdrst»lch«»el. 1 Bl»«envreffe mi, Tisch. 2 Bieiplatten ^^^00 Pm»d schw«, i großer lederner Musterkoffer, 1 Brücken- »aaa«. I itovirpreg», 2 Drehstühle, 1 Regulator, l Pseilerlpirgel u« vrannorplatte, » Depp,che u. >. m. meistbietend gegen sofortige Bnarzoblung versteuert »erden. lLvil LewPL »» IL Griober 1884. Hentztreg, »ericht-volljteher. Wegen Reinigung der Räume bleibt unsere Scholcass« Montag, de« 13. df». Mt<, ür den dienstlichen Verkehr geschliffen. Leipzig, am 10. October 1884. Der Rath der Stadt Leipzig, vr. Georgi. Bekanntmachung. Die Arbeiten zur Herstellung von Thonrohrschleutze» im Grundstück der II. Gasanstalt sind vergeben, und werde» hiermit die unberücksichtigt gebliebenen Herren Bewerber ihrer Offerte entbunden. Leipzig, am 4. Oktober 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Gringmuth. Aff. londoner Aus-ellung »»« Grflutz»«,« «»tz »«« «ustkalischrn Instrument«. Die Programme uad AumelLung-dogen sür die im Mai 1885 i» London zu eröffnend« Ausstellung der Erfindungen »nd der masikalische» Instrumente sind «ingetroffen und können anf unserem Bureau, Neumarkt IS, I., in Empfang genommen werden. Sechzig, den 10. Oktober 1884. Die Handelskammer. WachSmuth, Bors. vr. Geosel» 8. Nichtamtlicher Theil. Der Krieg in China. Seit dem 1. October ist der Kamps aus Formosa und in Tonkin heftig entbrannt. Admiral Courbet eröffnet« di« Aclion gegen Keelung mit einem Angriff auf da« Fort auf dem Hügel St. Clement, um welchen ein heißer Kampf auS- gesockten wurde, wie der Admiral selbst zugesteht. Dann aber räumten die Chinesen in ter Stacht zwei vorgeschobene Werte im Westen de- Hügel-, weiche die Franzosen ohne Schwertstreich besetzten und sich dort wie auf dem Hügel selbst verschanzten. Da- Gleich« geschah mit den Werten tin Süden und Osten der Rhede von keeluna. so daß am 4. October dieser Platz sich vollständig im Besitz der Fran zosen befand. Eourbet begnügte sich aber mit diesem Erfolge nicht, sondern eilt« dem nach Banka zuritckaewich«nen fischen Obergeaeral Liu^mit 2000 Mann nach, u» da« der Vernicht», Le-pk- gegen kenn er brauchte volle sechs Lage, um den Widerstand de» Chinesen zu brechen, welche erst gewichen zu sein scheinen, nachdem der letzte Rest von Befestigungen zerstört war. Da» Endresultat war bis zu dem Augenblick, da wir die« schreiben, nock nicht bekannt. Auch aus Tonkin werden erbitterte Kämpfe gemeldet. Nach der RecognoScirungSfahrt ter drei Kanonenboote im Locknauflusse fand am 6. ein Gefecht statt, welche» mit der Niederlage der Chinesen und einem Verlust von 1000 Mann geendet haben soll. Dieser Schlag batte die Kämpfer keines wegs entmulhigt, denn zwei Tage später, am 8.. gingen sie sogar zum Angriff über und vertyeicigten ihre Berschanzungen bei Kep fünf Stunden lang mit großer Hartnäckigkeit. Nachdem die Absicht der Chinesen, die Franzosen zu um zingeln, mißglückt war, sahen sich diese genölhigt, die Vcr- schanznngen regelrecht zu belagern und sie, nachdem Bresche geschossen war, mit dem Bajonett zu nehmen. Die Depesche de- General» Nearier hebt hervor, daß die Chinesen be- merkenswerthen Widerstand geleistet haben »nd daß e» ihnen schließlich gelungen ist. zu entkommen. Der General giebt den Verlust der Franzosen aus 79 Mann an, darunter l Capilain todt und 8 Officiere verwundet, unter diesen der General Negrirr selbst. Diese Kämpfe sind bis auf die Recoguo-cirungSsahrt der 3 Kanonenboote im Lochnaufluffe sämmtlich sür die Franzosen glücklich gewesen, aber e- will un» scheinen, daß ein wirklich erhebliches Ergebniß damit nicht erreicht ist. Ueberall ist eS den Chinesen geglückt, den Franzosen bedeutende Berlnste bei zubringen und dann zu entfliehen, die Bemühungen, den Chinesin den Rückzug abzufchneiden, haben niemals ihr Ziel erreicht, ja die Franzosen haben bisher nickt einmal Ge fangene gemacht. Bei Kep ist da« ganze Kriegsmaterial, vi«le Maulthiere und Pferde von den Franzosen erbeutet worden, aber nicht ein einziger Chinese wurde gefangen ge nommen. Wäre da- geschehen» so hätte e« General Negrier sicher gemeldet. Genau denselben Verlauf haben die Kämpf« aus Formosa genommen. Sowohl auf dem Hügel St. Cle ment alS in Tcuusui haben sich die Chinesen wie die Löwen gewehrt, und als die Stellungen unhaltbar geworden und di« Befestigungen zerstört waren, haben sie ihr Heil in der Flucht gesucht und gesunden, ohne daß ein Theil der Ihrigen in die Gesangenschast der Franzosen gerathe» ist. ES scheint, daß die Chinesen eine ganz beson dere Fähigkeit darin besitzen, den richtigen Moment für die Flucht oder den Rückzug zu benutzen, denn auch au« Sontay ist die Besatzung nach heldenmütbigem Kampfe ent» koininen. ebenso auS Baeninb und Hanghoa, wo sie freilich nickt lange Stand gehalten haben. Die französischen Depeschen meiden stets, daß di« Siegrr den Chinesen den Rückzug cibznscbncirci, luchten, aber gelungen ist ihnen da- »och niemals. Deshalb machte auch die Eroberung von Bacninh in Frankreich so geringen Eindruck, man fragte. bat offenbar zun, Theil seinen Grund darin, daß die Franzosen da» Terrain zu wenig kennen, aber nachdem di« Kämpfe Jahr und Tag gedauert haben» sollt« in dieser Be ziehung doch nachgerade eine Aenderung emgetreten sein, endlich müssen dock die Französin in der Lage sei», zu wissen, wie da» Land beschaffen ist, in welchem sie sich für immer sest- znsehen entschlossen sind. Darin scheint gerade der Fehler der bisherigen Kriegführung in Tonkin z» beruhen, daß die Franzose» sich zu sehr träger Ruhe hingebe», statt da» Land nach allen Richtungen hin zu durchforschen und genaue Karten desselben auszunehmen. Wie sehr in dieser Beziehung gefehlt wird, hat dir Rccogno-eirung-fahrt der Kanonenboote aezeigt. Am 23. Juni war da» ExpediticnScorp» de» Obersten Dugenne. welche- die Festung Langson besitze» sollte, zwischen Bacle und Langson auf feindliche Ltreitkrüjte gestoßen, ivelcbe die Franzosen fast vernichtet haben. Am 3. October, also nach länger al« drei Monaten, begegnet dasselbe Mißgeschiö einem Geschwader von drei Kanonenbooten aus dem Locknau- fluß genau in derselben Gegend, ebne daß die Franzosen die Stellung der Feinde kannten und sich davor hiUclcn, aufs Neue in eine» Hinkerhalt zu fallen. General Briöre berichtete chon unmittelbar nach dem Treffen von Baclk, also Ente Juni, daß er alle Maßregeln getroffen habe, um chinesischen Angriffen mit Nachdruck zu begegnen und trotzdem war er auch drei Monate später noch nicht entsprechend gerüstet. Die Schwierigkeiten, mit welchen die französische Kriegsleitung in Tonkin zu kämpfen hat, dürfen nickt unterschätzt werden, die Franzosen sind in einem fremden Lande mit mörderischem Klima und sür Kämpfe hockst ungünstigem Terrain mit Sümpfen nnd zahlreichen kleinen Flüssen ganz auf die eigene Kraft angewiesen, jeder Eingeborene ist ihr natürlicher Feind; aber unter solchen Umständen ist eS eben nöthig, zahlreiche Truppen zur Verfügung zu haben, damit man nicht in die Lage kommt, Positionen, die mit Opfern erkämpft wurden, wieder prei-zugeben, bloS um die nöthigen Soldaten sür eine Angriffsoperation zu erhalten. General Briör« Hot von den wenigen Truppen, die er zur Verfügung hat, noch mehrere Bataillone an Admiral Courbct avgcben müssen, damit dieser Landungstruppen zu seiner Unternehmung gegen Keelung gewann, während er selbst jeden Augenblick eine- chinesischen Angriffs gewärtig sein mußte. Was nützt eS unter solchen Umständen mit großen Zahlen z« paradiren, die Verluste der Chinesen inimer nach Tausenden zu berechnen, während die französischen auf daS äußerste Maß urückgesührt werden. Es sieht fast so auS, als ob sich die ranzösischen General« da« Wort gegeben hätten, niemal mehr, als 80 Mann bei einem Gefecht einzubüßen, mit so peinlicher Genauigkeit wird diese Grenze in den Berichten inne gehalten. Nach so langer Zeit erwartet man in Europa, von Scharmützeln zu berichten, bei welchen höchsten» einige hundert Manu aus feindlicher Seile falle», ihre Hauptmacht aber stet» intact bleibt. Angenommen die Angabe wäre richtig und am 6. October wären wirklich lOOO Chinesen gefallen, wo kommen denn plötzlich zwei Tage später wieder 6000 neue chinesische Soldaten her, deren Zahl am Z. October überhaupt nur aus 4000 berechnet wurde? Nt»« von diesen 6000 mögen wieder lOOO am 8. ge fallen sein, so bleiben immer noch 5000 übrig, die nach Ergänzung ihrer Tran-portmittel und Munition wieder zum Aßßtiss übergehen können. Bor den Augen der «meist uverartz« > Z/cha 'dieser' KSXsffe eröffnet sich die Aussicht 'auf endlose Kampfe, Leun nach solche» geringe« Mißerfolgen wird die Krieg-Partei in Peking noch nicht den Muth verliere«, im Gegentheil üben sich die chinesischen Soldaten durch den kleinen Krieg nur im Gefecht mit den überlegenen Gegnern und lernen ihnen schließlich die Künste ab. wir sie ihnen am wirksamsten Widerstand leisten können. Denn daS ist ganz unzweifelhaft, daß die Chinesen von heute weit ge fährlichere Gegner geworden sind, als sie noch vor cinrm Jahre waren. Sie sind genölhigt worden, alle Kräfte an- zuspanncn, um die Franzosen aus dem Lance zu treiben, und wenn diese Art von Kriegführung, welche die Franzosen bisher in China beliebt haben, nock» lange fortgesetzt wird, so kann eS schließlich dahin kommen, daß die Eroberer genvthigt werden, da- eroberteLandimStichzulasien. DieNnternchmunginTonkin bekommt allmälig eine verzweifelte Aehnlicbkeit mit der von Mexiko, mit dem einzigen Unterschiede, daß in Mexiko ganzanderc militairische Erfolge errungen worden sind, r. B. bei Puebla. In Tonkin reiben die Franzosen in nutzlosen Kämpfen ihre Kräfte aus, der Verlust der Chinesen kann durch Nachschübe mit Leichtigkeit wieder au«geglichen werden, während die Fran zosen Soldaten und Krieg-material nur mit großen Kosten und Zeitaufwand nach Tonkin schaffen können. Die fran zösische Regierung legte so große» Gewicht darauf, daß Pfänder »r Besitz genommen würden. Ein solche« Pfand besitzen sie jetzt in Keelung, aber wa« hilft ihnen diese- Pfand? Werden die Chinesen keine Anstrengungen machen, eS wieder in ihren Besitz zu bringen, und ist e« etwa unmöglich, daß ihnen dies gelingt? Ferich muß «m 14. October den Kammern über da», wa- in Tonkin und China bisher erreicht wurde, Rechen schaft ablegen^ er wird die« offenbar nicht mit leichtem Herzen thun, und seine politischen Gegner haben ein ganze« Arsenal von gerechtfertigten Angriffen gegen ihn in Bereitschaft. Er »ird ein« sehr schwer« Stand haben, um sich dagegen zu behaupt«. Leipzig, 11. October 1884. * Die Angst vor der .Mittelpartei", vor dem Erstarken der Rationalliberalen, wodurch da- Cent rum au- seiner beherrschenden parlamentarischen Stellung ge drängt werden würde, hat in der Wahltaktik der Ultra- montanen «ine sehr bemerken-wertbe Neuerung hervor- gebracht. Bi-Her hatte da- Centrum immer den Grundsatz seügehalten, im erst« Wahlgang, auch m Wablkreisen, wo die katholisch« Bevölkerung entschieden in der Minderbcit ist, eigene Candidaten aufzustcllcn und erst in einer Stichwahl sich für einen anderen Candidaten zu entscheiden, der ge nügend« »Garanti«" in kirchenpolitischer Hinsicht gebe. Man kielt an dieser Praxi- schon au» dem Gcsichlspuncte fest, die Zahl der abgegebenen klerikal« Stimmen m der Wahl statistik möglichst groß erscheinen ru lassen. Aus einer zu Münster abgehaltenen Versammlung westfälischer Ver trauensmänner de« Eentrum« hat nun aber Herr von Schor- lemer-Alst folgende wahltaktische Anweisung gegeben: „Die Hauplparole müsse sein: Kamps gegen di« Nationallibcralen und Mitlelparteilrr. so daß in solch« Kreis«, wo da« Eentrum. weil in der Minorität, nur einen Zählcandidaten ausstellt, werden könnte. Allerdings müsse von Seiten de» Candidactn einer anderen Partei, dem die Stimmen der Katholiken zuge wandt werden sollken, eine bündige zufriedenstellende Erklä rung bezüglich seiner Stellung znm »Culturkampse" gegeben werben, etwa eine solch», wie sie der fortschrittlich« Träger in Elberfeld gegeben hätte." Ganz in Uebereinflimmung da mit führt auch die .Germania" au», in der Regel müsse daran sestgehalten werden, beim ersten Mahlgang für einen Eandidaten de« Centrum« zu stimm«, in einzelnen Fällen könne aber davon abgeqangen werden. >v«n durch d e Unler- siütziiag eine- auder« Candidaten gleich im ersten Wahlgang die Wahl eine« Mitlelparteilrr- um so sicherer verhindert werde. von dieser neuen wahltaktisch« Anweisung Hab« nun die Ultramontanen gleich in zwei recht bemerkenöwerthcn Fällen Gebrauch gemacht: in Duisburg »nd in Kreuznach. In DuiSbura wurden bei den letzten Wahlen 7464 Slimmen sür da» Centrum, mehr al» sür irgend eine andere Partei abgegeben und in der engeren Wahl sogar ll,1>3 gegen 13,148 sür den nationalliveralen vr. Ham- machcr. In Kreuznach wurden im Jahre 1881 im ersten Wahlgang 5S56, bei der Stichwahl 7885 CentrumSstinimcii abgegeben. In beiden Wahlkreisen sollen jetzt die klerikalen die Ultramontanen ganz hosfiiung-loS wären. Man darf auf die Garantien der zu unterstützenden deutschsreisinnigen Candidaten gespannt sein. In einem großen freisinnigen Berliner Blatte lesen wir heute eindringliche Warnungen vor den Gefahren, die einer liberal« und den StaatSintereffen örderlichen Kirchen- und Schulpolitik durch eine conservativ- klerikale Mehrheit drohen. Eine freisinnige Partei, die zu einem ansehnlichen Theil au- Elementen besteht, wie die m Duisburg und Kreuznach — und eS giebt noch eine ganze Reihe ähnlicher Fälle — von den Ultramontanen unter dm erforderlichen Garantien unterstützten, scheint un- ein mehr al« zweifelhafte» Bollwerk gegm diese Gefahren zu sein. * Den „Hamburger Nachrichten" geht au- Friedrich-» ruh die Miltheilung zu, daß bei dem am Mittwoch statt« gefundenen Diner Fürst Bismarck die in letzter Zeit durch die Presse gegangenen Gerüchte, betreffend Differenzen zwischen ihm und dem gegenwärtig als Gast in FriedrichSruh weilende» Botschafter Grasen Münster, unzweideutig widerlegt habe. * Au» Sibyllenort, dem schlesischen Landsitz de» Herzog« von Braunschweig. ist telegraphisch die Er» krcuikung desselben gemeldet worden. Au- Braunschweig wird gleichzeitig berichtet, daß dortbin die Kunde von einer allgemeinen Kräsleabnahme de» Herzog» gelangt sei, welche Besorgnisse errege. Die braunschweigische'Crbsolgrfrage wird dadurch wieder in dm Vordergrund gerückt. Bekanntlich ist ür den Fall be- Ableben» de« Herzog- zunächst durch da« Regentschaft-aefetz vom 1k. Februar 1S7S Vorsorge getroffen. Danach hat eine au» dm Mitgliedern de» Mim-- sieriumS, dem La„dtag»-Präsident« und dem Präsidenten de« Oberlaade-gericht- bestehender Regrntschast-rcith al-bald die Regierung-geschäste ru übernehmen; der Landtag Ve-Hmcroa» tbum- ha- vi»»« 2wkpe-flktff «tuen Regent« eae- d« Zahl der nicht regierend« Mitglieder der deutsch« Fürstenhäuser zu wähl«, sofern der „Thronfolger" die R«ieruug nicht «»treten kann. Daß Letztere» gegenwärtig auch daun z»- treffen würde, wenn man den Herzog von Eumberlaad al- v« Tbronsolger betrachtet, darüber bestand bei dem Erlaß de- RegeiitschastSgesctzeS kein Zweifel, nachdem der Sohn de« KönigS Georg auch „ach dem Tode de- letzter« bekundet hatte, daß er da- deutsche Reich nicht anerkennt. * Berliner Blätter berichten von Hau-listen, wrlche seiten« der fortschrittlichen Parteileitung gegenwärtig in der Hauptstadt in Nmscius gesetzt sind, und aus den« die Vertrauensmänner der Partei die politische Parteistellung aller Wähler anzugeben haben. In einer Instruction wird den Vertrauensmännern zur Pflicht gemacht, sich genau zu «nformiren über die politische Gesinnung der Wähler und die selben nach der Parteistellung zu notiren Auch au- ander« Orten de- Reich- wird von einem ganz ähnlichen Ver geben dcr „freisinnigen" AgitationScomitöS berichtet, sind eine Partei nnt so systematisch auSgebi'lbckem Spionir- system wirst sich zur Beschützerin de- geheimen Wahlrecht« auf und eifert über WahllerroriSmuS und Wahibeeinflussung! * Unter dem Titel »Offener Brief an da- Central-Wahl- comitö sür da- Großherzogthum Posen" hat der polnische NcichSlag-abgeordnrte vo» Skarzyn-Ii vor Kurzem eine Broschüre herauSgegebe», in welcher er die politisch- nationalen Verhältnisse und Bestrebungen der polnischen Gesellschaft im preußischen Antheil de» ehemaligen König reiches Polen einer eingehenden Besprechung und kritischen Beleuchtung unterzieht. Der Verfasser bespricht zunächst die parlanienlarische Thäligkeit der polnischen ReichStagSsraction. Cr tadelt eS. daß dieselbe sich zur Vrrthridigung dcr polni schen Nationalrecbte säst ausschließlich ans die Wiener Tractate nnd königlichen Verheißungen berust. und wünscht, daß die VertheidigungSmiltcl sür die polnischen Nationalrechte er weitert und namentlich aus da- göttliche und natürliche Recht, aus die NationalitätSibee und auf di« Leben-sähigkeit ailSgrtebnt werde, welche die Polen durch ihre moralische »nd materielle LcistungSsähigkeit. durch ihre erfolgreiche Mit wirkung zur Förtcrung der Wissenschaften und Künste und durch ihren iiiiciscbütterlichrn Glauben an sich selbst binlänglich bewiesen hätten und täglich noch beweisen. Auch findet e» dcr Verfasser zu einseitig und für da- polnische Interesse »achtheilig, daß die polnische ReichtStaaSsraction ihre parlamentarische Thäligkeit ausschließlich aus polnisch-nationale Angelegenheiten be schränkt und sich von der Betbeiligung an den Debatten über lpeciell deutsche und solche Angelegenheit«, welche mit der polnischen Nationalsache nicht in Verbindung stehen, grundsätzlich fern hält. Ein großer Theil der Broschüre ist den, fanatisch polnischen Organ »Goniec WielkopolSkl" und dessen Patron vr. von Niegolew-ki gewidmet. Der Ver fasser sieht in dieser Zeitung eine Pestbeule der polnischen Ge sellschaft, die schleunigst beseitigt werden müsse, um die Ansteckung der ganzen polnischen Gesellschaft zu verhindern. Zu diesem Zwecke schlagt von Skarzyn«ki die Verschmelzung de- „Dziennik" und „Kuryer" zu einem großen polnischen Tageblatt vor. da- sich die Bekämpfung de« „Goniec" zur Hauptaufgabe stelle. SkarzynSkl'S „Offener Brief" hat nicht wenig Aussehen im polnischen Lager gemacht; die Broschüre fand eifrig« Besprechung sowohl seiten« de- „Dzirnnik" und „Kuryer" al- auch de- „Gomec". Während di« beiden erstgenannten Blätter mit dem Inhalte derselben sich Hrößtenlheil- einverftanden erklärten, bekämpft der „Goniec" die Auslassungen SkcirzynSk»'- mit Leidenschaftlich keit und fährt fort, sich selbst al« einzig« wahren Pfleaer u»d Hüter der polnischen Vaterlandsliebe und deS katho lischen Glaub«» hiuzustrll«. * Thatsiichlich vorhandene Bedürfnisse pflegen aus natur gemäßem Wege entstand«, vermeintlich empfundene aber wobl immer da« Ergebniß künstlicher Züchtung zu sei». Unter letztere Kategorie wird man ohne olle Frage den kürzlich in der Stadt Pos« gegründet« famosen .polnischen Recht»-
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