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MsdrufferTaMatt Nr. 297 — 93. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Freitag, den 21. Dezember 1934 Postscheck: Dresden 2640 Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meiken des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für (andwirtschast und Das .Wilsdruffer Togedlan- erlcheint an allen Merdingen nachmillags e Uhr. Bezugspreis monailich r,- NM. feer Haus, de, Bostbestellung 1.80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsq. Alle Bostanstalten und Bost- d°l-n, uniereAusn°gel u. . -- „ »elchnftsstelle, nehmen zu lederze.I Bestellungen en" Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend gegen. Im Kalle höherer Gewalt, Krieg od. sonstiger - — Betriebsstörungen besteht »ein Anspruch aus cielerung Ler ^cilun^ oder Kürzung Les^Bezugsprriscs. Stüliiscndung eingcsandlcr Schiillftücke alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut auMegendem Tarst Nr. «. - Naehweisungs-Gedühr i 20 Bpsg. --Dorgeschriebene Eischemungstage und Pla^ werden nach Möglichkeit berüedsichtigt. - Anzeigen - Annahme Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 erlischt, wenn der Betrog du,ch Klage eingczogcn werden muh oder der Auilraggeber jn Konkurs Hitlers Weihnachten vor zehn Jahren. dISli. Vor zehn Jahren wurde Adolf Hitler nach dreizehnmonatiger Festungshaft aus Lands berg entlassen, nachdem ihm die damalige System regierung in Bayern die vom Gericht angekündigte Bewährungsfrist endlich zugestanden batte. Lehn Jahre sind für gewöhnlich eine Zeitspanne, in der ein Erlebnis die Bedeutung eines anderen überholt. Sitzt man jedoch jenen Männern gegenüber, die mit dem heutigen Führer und Reichskanzler des deutschen Volkes zusammen die langen Monate der durch ein sogenanntes bayerisches „Volksgericht" über sie verhängten Festungs haft hinter den Mauern der Strafanstalt Landsberg ver brachten, hat man bald die Gewißheit, daß es dennoch Ge schehnisse im Leben gibt, deren Bedeutung durch kein noch so großes, später eintretendes Erlebnis abgeschwächt werden können. Ein solches Erlebnis ist für die Mitgefangenen Adolf Hitlers die Zeit in Landsberg. Alan könnte diese alten Kämpfer eigentlich trotz ihrer damaligen großen seelischen und materiellen Not um ihre Leidenszeit hinter den düste ren Festungsmauern beneiden, denn eine bessere Schulung im Geiste des die Welt verändernden Nationalsozialis mus, als sie ihnen jene Monate boten, konnten sie nie er halten. Bis zu den mörderischen Salven, unter denen 16 freiheitsbegeisterte Kameraden an der Feldherrnhalle zu München verbluteten, waren die Deutschen um Adolf Hitler nur Kämpfer im ureigensten Sinne des Wortes. Üm Apo st el des nationalsozialistischen Geistes zu werden, hatten sie damals noch keine Zeit, auch noch nicht das notwendige Rüstzeug. Die Monate in Landsberg dagegen gaben ihnen Gelegenheit, unter der persönlichen Führung Adolf Hitlers tief in den Geist der von ihm verkündeten neuen Weltanschauung einzudringen. Welcher Gedankenreichtum, welche Wahrheiten gingen ihnen in den Gesprächen mit ihrem Führer aus, wenn sie im gemeinschaftlichen Tagesaufenthallsraum zusammen saßen und Adolf Hitler ihnen in seiner zwingenden Logik und fesselnden Sprache den tiefen ethischen Kern des Nationalsozialismus aufzeigte. Für sie war Landsberg kein Verlust, sondern ein Gewinn. Aber auch das deutsche Volk mutz jenen Monaten dankbar sein, gaben sie doch Adolf Hitler die Zeit und Ge legenheit, das Buch der Deutschen „M ein Kampf" zu beginnen. Hinter den Festungsmauern, in der Zelle N r. 7, schrieb der Führer die Anfangskapitel seines Werkes. Welche Seelenqual muß Adolf Hitler, der Mann der Tat, ausgestanden haben, als sich Ende November 1923 die schweren Tore der Festung Landsberg hinter ihm schlossen. Ein Mensch von geringerer innerer Größe wäre am Schicksal verzweifelt, der Führer aber dachte keinen Augenblick daran, seinen Kampf um die Wiedergeburt des Deutschen Reiches aufzugeben. Jede Minute der langen,langenZ eit nutzteer. um seinem Voll zu helfen. Sein Geist und seine Unbengsamkeit vor einer harten Gegenwart wirkte ebenso belebend und auf- munternd auf seine vier Mitgefangenen, Rudolf Hetz, Oberstleutnant Kriebel, den heutigen Münchener Stadtrat Maurice und Dr. Weber, die mit ihm den gemeinschaftlichen Aufenthaltsraum im sogenannten „Feldherrnslügcl" der Festung benutzten. ,^Was Adolf Hitler seinen Kameraden war, geht wohl tz^rMds besser als aus einem Bries hervor, den Stadi- rH^Maurice^u Weihnachten 1924 an seine Familie schrieb, in oM es u. a. heißt: „Die ersten Tage nach Hitlers Ent lassung kamen wir uns sehr verwaist vor, hatten wir in ihm doch das Oberhaupt unserer kleinen Familie ver loren ..." Die schönsten Stunden waren für sie jene, in denen ihnen der Führer wöchentlich einmal aus seinem Manuskript „Mein Kampf" oorlas. Täglich arbeitete Adolf Hitler an seinem Werk, und Stadtrai Maurice, der die Zelle Nr. 6 innehatte, wurde jeden Morgen um fünf Uhr durch das Klappern der kleinen Schreib maschine geweckt, auf der Adolf Hitler bis zum Frühstück um acht Uhr schrieb. Der Führer hat sein Buch eigen händig geschrieben. Besonders aufmerksam lauschten die Mitgefangenen den Ausführungen, mit denen der Führer ihnen die zukünftige Gestaltung des Dritten Reiches entwickelte. Schon damals wurde an Hand des Studiums von verschiedenen Automobilzeitungen, die von allen gierig verschlungen wurden, im Kops des Führers das gewaltige Projekt der gigantischen Reichsauto bahnstraßen geboren. Einige Tage vor dem 20. Dezember wurde es zur Ge wißheit, daß Adolf Hitler und Oberstleutnant Kriebel noch vor den Feiertagen entlassen werden sollten, und ein eifriges Packen und Pläneschmieden begann. Jn Kisten wurden die Post und die Bücher des Führers verstaut, und alles war bereit, wenn die Stunde der Freiheit schlagen sollte. Am 19. Dezember saßen die Leidens genossen noch einmal im Gemeinschaftsraum beisammen und feierten Abschic d. Eine wehmütige, aber auch freudige Stimmung lag über den deutschen Männern. Sie. waren erfüllt von dem sicheren Bewußtsein, ist erst der Ser Führer bei einer Fernsehüberlragung Dem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler wurde durch den Staatssekretär des Reichspostministe riums, Dr. Ohnesorge, eine Fernsehübertragung vorgeführt. Mit einem vom Reichspostzentralamt in der Reichskanzlei aufgestellten Fernsehemp fänger wurden verschiedene Ausschnitte aus Tonfilmen, Sendungen des Ultrakurzwellensenders der deutschen Reichspost' in Berlin-Witzleben, wohlgelungen aus genommen. Noch 23 Tage bis zur Saarabstimmung! Führer in Freiheit, dann kommen auch wir bald heraus. Und Adolf Hiller hätte nicht zu betonen brauchen, daß er nicht rasten würde, bis auch sie frei sein würden. Als dann am Samstag um Mittag die Abschieds stunde schlug, da genügte ein fester Händedruck, und ein Blick in die Augen und machte alles Reden überflüssig. Schon zu Heiligabend wollte Adolf Hitler seine Mit kämpfer wieder besuchen, aber dringende Verhandlungen um die Erreichung ihrer Freiheit machten es ihm unmög lich. Dafür kam er überraschend am 28. Dezember auf eine Stunde zu ihnen und brachte große Freude in die düsteren Fcstungsmauern. Zäh und unablässig arbeitete der Führer an der Befreiung seiner Mitkämpfer, und zu Neujahr wurden von den insgesamt elf Häftlingen sechs entlassen, unter ihnen Rudolf Hetz und Schaub, währenv am 27. Januar die übrigen mit Stadtrat Maurice folgten So wurde >dolf Hitle. 'einem Volke wiedergegeben. Bald mcrkttv di- Gegner, daß die Festungshaft seine Willenskraft n ich l hatte brechen können, sondern vatz der Nationalsozialismus gleich einem Phönix aus vcm -'.x'-rimcnbruch ar. yer Feldbe,ruballe neu auf erstanden war zum Segen des Deutschtums. H. M. Große r. MzöfiW NMkWfer in Berlin. Die Besprechungen zwischen deutschen und französi schen Frontkämpfern, die niit einer Unterhaltung des Präsidenten der Union Federale der Frontkämpfer, Pichot, mit dem Reichskriegsopfcrführer Oberlindober am 2. August 1934 in Baden-Baden ihren Anfang genommen haben, wurden jetzt in Berlin fortgesetzt. Jn den Besprechungen kam der Witte zum Ausdruck, den die Frontkämpfer beider Länder haben, dem Frieden und damit ihren Völkern zu dienen. Herr Pichot, der zu sammen mit dem Generalsekretär der Lk.non Federal der Frontkämpfer, Randoux, in Berlin, weilte, hat die Gele genheit gehabt, sowohl den Führer wie den Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, zu sehen, die sich mit ihnen so freimütig unterhalten haben, wie Frontkämpfer unterein ander zu sprechen gewohnt sind. Die Besprechungen zwischen Herrn Pichot und dem Neichskriegsopferführer sollen, wie zum Ausdruck kam, keinerlei Probleme der großen Politik behandeln, sondern lediglich dem Willen Ausdruck verleihen, der in jenen lebendig ist, die im Krieg ihre Pflicht getan haben, näm lich dem Willen, einen ehrenvollen Frieden und eine eben so ehrenvolle Zusammenarbeit zwischen den beiden großen Kultur- und Soldatennationen anzubahnen. Die Gespräche zwischen den französischen und den deutschen Frontsoldaten werden ihren Fortgang nehmen; sie werden zwischen allen deutschen Frontkämpfern und allen französischen Verbänden in der nächsten Zeit fort geführt, ohne daß deshalb in den Kreisen der Frontkämp fer die Absicht besteht, den offiziellen Vertretungen beider Länder in ihren Aufgaben vorzugreifen. Es treffen sich hier nicht die Träger großer Namen aus dem Krieg, sondern in allererster Linie die Soldaten aus den vordersten Gräben des Weltkrieges, die Träger einer aktiven Politik waren, ohne sich im Krieg dessen be wußt zu sein. Der Besuch am 2. August in Baden-Baden und der Besuch von zwei anderen Frontkämpfern, Jean Goy und Robert Monnier, am 2. November in Berlin, sowie der jetzige Besuch zeigen, ebenso wie die bisher stattgefundenen Besprechungen, den Willen, daß die Frontkämpfer beider Länder zum Segen ihrer Völker bereit sind, weiter an der Annäherung beider Völker zu arbeiten. Ser Kurs der englischen Friedenspolitik. Ausführungen des Ministerpräsidenten MacDonald. Der englische Ministerpräsident MacDonald läßt in der Zeitschrift der Nationalen Arbeiterpartei „News Letter" eine Reihe von Artikeln erscheinen, die dazu bestimmt sind, vor Freunden und Gegnern den neuen Kurs der englischen Friedenspolitik klärzulegen und zu rechtfertigen. Der erste dieser Artikel wurde jetzt veröffentlicht. Es heißt darin u. a.: Ein friedliebendes Land wie das unsere hat die Pflicht, für seine Verteidigung gegen den Angriff anderer sich vorzubereiten. Die größte Gefahr für uns ist die, daß wir in dem Bemühen, uns hinreichend Schutz zu schaffen, ans den verhängnisvollen Irrweg des Wettrüstensgeraten. Um dieser Gefahr aus dem Wege zu gehen, müssen wir einerseits zäh daran fest halten, daß die Vorkehrungen, die wir für unsere Verteidi gung treffen, nie den Charakter der Verteidigungsmatz nahmen verlieren. Wir müssen ferner und noch aufmerk samer als bisher darauf bedacht sein, internationale politische Abmachungen zur Sicherung des Frie dens zu fördern und das Verständnis von Nation zu Nation stärken. All das sollte f durch Vermittlung des Völkerbundes vollziehen, der uns Gelegenheit bietet, an andere Völker die Aufforderung zu richten, mit uns solche Fragen zu erörtern. Lord Rothermere in München. Der englische Zeitungskönig besichtigt dir Reichsautobahncn. Der englische Zeitungskönig Lord Rothermere, der einige Tage in Berlin zu Gast war und Gelegenheit hatte, sich mit führenden Persönlichkeiten des neuen Deutschland zu unterhalten, verließ die Reichshauptstadt, um sich nach München zu begeben. Er hat den Wunsch geäußert, die Reichsautobahnen in Bayern in Augenschein zu nehmen. Auch dem Braunen H a u s wird Lord Rothermere einen Besuch abstatten. Anläßlich seines Berliner Aufenthalts traf der englische Gast auch mit dem Führer zusammen. Klotienweitrüsten? zwischen Amerika und Japan Der japanische Außenminister Hirota empfing die Presse und sprach zu der Kündigung des Washing toner Flottenabkommens durch Japan. Dieses Abkom men mußte gekündigt werden, so führte er aus, weil es völlig sinnwidrig sei. Japan werde sich bemühen, die Ver einigten Staaten, England und andere Länder von der Richtigkeit und Notwendigkeit der japanischen Vorschläge zu überzeugen. Sollten die Großmächte jedoch die japanischen Vor schläge nicht annehmen, dann werde die japanische Regie rung gezwungen sein, unter Verzicht auf irgendwelche Zu geständnisse der Flottcnpolitil der Möchte den stärksten Widerstand entgcgcnznsetzen. Die japanische Telegraphenagentur veröffentlicht aus führliche Betrachtungen über das Verhältnis der japa nischen zur amerikanischen Flotte. Darin wird hervor gehoben, daß die japanische Flotte schon jetzt einen größeren Mannschaftsbestand und besseres Material auf- weise als die amerikanische. Die Folge der Kündigung des Washingtoner Abkommens werde ein neues Flottenwettrüsten sein. Roosevelt und andere amerikanische Politiker versuchen deshalb, Japan durch die Aufstellung eines großen ame rikanischen Flottenbauprogramms einzuschüchtern. Tie Agentur erblickt jedoch darin einen Bluff, da die Anpas sung des Mannschaftsbestandes an eine vergrößerte Flotte sür Amerika in kurzer Zeit gar nicht möglich sei. Auch sei die Erneuerung der amerikanischen Kriegsmarine in tech nischer Hinsicht sür Amerika schwieriger als für Japan, denn die japanischen Werften seien besser ausgerüstet als die amerikanischen. Wenn erst JapaR an eine Vergrößerung seiner Flotte gehe, würden die Vereinigten Staaten es niemals ein- holcn können, auch »venu sic zehn Kriegsschiffe gegen ein japanisches bauen lassen würden. Die Agentur spricht die Hoffnung aus, daß die Groß mächte den amerikanischen Standpunkt verstehen werden und betonte abschließend, daß Japan entschlossen sei, nach der Kündigung des Washingtoner Abkommens seine Flotte so ausznbaucn, daß sie für alle Fälle gerüstet sei. Es habe daher nichts zu befürchten, auch wenn keine neuen Flotten- vereinvarungen zustande kämen.