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Amts- M AiiMlatt für den Erscheint wöchemlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend, Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf, LIS Stjirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E, Hannebohn in Eibenstock, - - 43. Jahrgang. Dienstag, den 22. September Absnnement viertclj, 1 M, 20 Pf, (incl, 2 illustr, Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten, L8S« Bekanntmachung. Am 30, September dss, Js, sind der 2. Einkommensteuer-, der 3. Land und Vandcskulturrenten-, sowie der 3. Wasserzinstermin für das Jahr 1806 fällig. Mit dem 2, Einkommensteuertcrmin ist gleichzeitig zur Deckung des Aufwandes der Handels- und Gewerbekammer zu Plauen von den bethciligten Gewerbe treibenden ein Beitrag von zwei Pfennigen auf jede Mark desjenigen Steuersatzes für das Jahr 1896, welcher auf das im Einkommenstenercatastcr eingestellte Einkommen aus dem Handel und Gewerbe entfallen würde, mit einzuheben. Es wird dies hiermit bekannt gegeben mit dem Bemerken, daß zur Zahlung des Wasserzinses eine Frist bis zum 15, Oktober d, I, und zur Zahlung der Einkommen steuer und des Zuschlags für die Handels- und Gewcrbckammcr zu Plauen eine Frist bis zum 21. Oktober dss. Js. nachgelassen ist, hiernach aber sofort mit der zwangs weisen Einziehung der etwaigen Reste vorgcgangen wird, « Eibenstock, am 23, September 1896, Tcr Rall) dcr Ztadl. In Vertretung: Justizrath Landrock. Bcgcr, Die Lage in Konkantinopet. Man berichtet an« Konstantinopel: In den türkischen Regierungskreisen ist man wieder sehr ängstlich geworden. Den letzten Drahtberichten zufolge befürchtet man dort den Ausbruch neuer Unruhen, und zwar nicht so sehr in Folge der von, armenischen RevolutionSkomitce den Botschaftern zu gestellten „Drohbriefe", als vielmehr angesichts des unver kennbar wiedererwachendcn Fanatismus der unbotmäßigen mohammedanischen Straßenmenge. Die russische Botschaft hält die Thore geschlossen und wird durch einige Hunderte bis an die Zähne bewaffneter Matrosen bewacht. Die Sofias, welche bei den letzten Massenmorden sich ruhig verhielten, ja sogar durch ihre Haltung gegen diese protestirtcn, haben in Skutari und vor dem Sultanpalast in Mdiz demonstrirt, um ihren Herrscher zur Unnachgiebigkeit gegenüber den Forder ungen der europäischen Mächte und zu weiteren Verfolgungen der Armenier „aufzumuntern". Kurz, an allen möglichen beunruhigenden Zeichen fehlt es nicht. AuS dem MdizkioSk gelangen zwar an die Botschafter beruhigende Berichte, und die hohe Pforte versichert, nach der Verhaftung einer großen Zahl von Demonstranten und deren Verbannung die Page zu beherrschen und die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ord nung und Ruhe garantiren zu können, aber das Gefühl der Sicherheit kehrt trotz dieser Betheuerung in die geängstigten Gemüther der christlichen Bevölkerung doch nicht ein. Daß man den jetzt fast täglich sich ereignenden Schlägereien in fast allen Stadtvierteln Konstantinopels eine gewisse Bedeut ung iinmerhin bcizulegcn hat, das beweist auch die Unruhe der Börse, die bekanntlich in enger Fühlung mit dem wirk lichen Thatbestande im Orient zu stehen pflegt. Gerüchtweise verlautet übrigen« auch, daß der englische Admiral Seymour mit einer Anzahl von Kriegsschiffen in der Nähe dcr Einfahrt in die Dardanellen sich in Bereitschaft hält und die Forcir- ung dieser Meerenge für den Fall neuer Unruhen angekllndigt haben soll. Ein energische« Eingreifen der englischen Mittelmcerflotte in die türkischen Wirren auch ohne vorherige« Einvernehmen mit den übrigen europäischen Mächten hält man jedenfalls auf der Pforte nicht für ein Ding der Unmöglichkeit. Dafür spricht auch die Meldung von den Vorkehrungen, die die türkische Regierung unter Mitwirkung dcr militärischen Attache« der russischen Botschaft bchuf» Verstärkung der Befestigungen am Dardanelleneingang getroffen hat. Der Lärm, den die englische Presse in den letzten Tagen erhoben hat, um die englische Regierung zu einer energischen Hilfsaktion zu Gunsten dcr Armenier zu veranlassen, mußte erklärlicherweise an der Newa ein lebhafter Mißtrauen Hervorrufen, wo man an der Auflassung streng festhält, daß die Türkei der Armenier wegen nicht ernsthaft beunruhigt werden dürfe. Dieser Gegensatz zwischen dcr russischen Politik und der Englands, woselbst die gegen die Türkei gerichtete und direkt die Absetzung de« Sultan« fordernde Bewegung von der Regierung offenbar nach Kräften unterstützt wird, kennzeichnet überhaupt die ganze gegenwärtige Situation. Und dieser Gegensatz wirkt natürlich auch in leicht erkennbarer Weise auf dar Verhallen der Türken und Armenier selbst ein. Halten sich doch eben die beiden in Konstantinopel einander unver söhnlich gegcnüberstehenden Elemente — Türken u. Armenier — in der Hoffnung auf die ihnen in Aussicht stehende Hilfe ihrer auswärtigen Gönner zur Wiederaufnahme der Geivalt- thätigkeitcn schon wieder bereit! Bemerkenswerth ist e« übrigen« auch, daß man sich in Rußland gar keine große Mühe mehr giebt, die Engländer im Unklaren über die Stellungnahme der russischen Diplomatie zu belassen. Da» auswärtige Sprachorgan dcr letzteren, der „Nord", drückt in seiner neuesten Erörterung über die arme nische Frage sein Erstaunen darüber au«, daß die Armenier, die sich immer durch ihren Servilirmu« den Pascha« und sogar den Aga« gegenüber berüchtigt gemacht und jede Erheb ung der Griechen dazu benutzt hätten, sich Vortheile von dcr Pforte zuwenden zu lassen, plötzlich sich al« erfahrene Revo lutionäre und al» Vorkämpfer eine« armenischen Reiche« ent puppt hätten. Diese überraschende Erscheinung müsse auf den Plan England« zurückgeführl werden, da« Vordringen Ruß land« in Zentralasien durch die armenische Bewegung in Rußland und in der Türkei zu hindern oder wenigstens zu erschweren. Schon im Jahre 1865 habe dcr armenische KatholikoS von Etschmiadsin, inspirirt von der englischen Regierung, Polen und Armenier zur Jnszcnirung einer anti russischen Bewegung zu verwenden gesucht. Der Plan sei damals an dcr Gleichgültigkeit dcr Armenier gescheitert. Nichtsdestoweniger sei die geheime Wühlarbeit in dcr früheren Richtung fortgesetzt worden, insbesondere von dem in London gegründeten armenischen Zentralkomitee. Gegen die Richtigkeit dieser Behauptungen des „Nord" wird sich schwerlich etwa« cinwenden lassen. Richtig erkannt hat man also in Rußland jedenfalls die Ziele der englischen Machenschaften und wird sich daraus einrichten. Mit einer Wiederherstellung gesetzlicher und normaler Verhältnisse in Konstantinopel und im Orient überhaupt aber sieht eS unter solchen Umständen natürlich so wenig rosig wie mög lich au«. Tagesgeschichte. — Deutschland. Da« preußische Ministerium hat betreff« der Margarine folgende Verfügung an die Be hörden erlassen: „'Nachdem dcr BundcSrath dem Entwurf eine« Gesetze«, betreffend den Verkehr mit Butter, Käse, Schmal; und deren Ersatzmitteln, in der vom Reichstag be schlossenen Fassung seine Zustimmung versagt hat, muß ange sichts der darüber in landwirthschafklichen Kreisen herrschenden hohen Erregung Alle« versucht werden, um eine verschärfte Handhabung de« in Geltung gebliebenen RcichSgesctzcS vom 12. Juli 1887 herbeizuführen und damit wenigstens auf diesem Wege den Wünschen der Interessenten auf agrarischem Ge biete cnlgegenzukommen. Denn cs ist anzunchmen, daß mit einer möglichst strengen Ausführung der Vorschriften des alten Gesetzes und einer ausgiebigen Kontrole, wenn auch nicht die volle Wirkung des Entwurf« der RcichSregierung, so doch eine ganz wesentliche Verbesserung der auf dem Fett- und Bultcrmarkt herrschenden Zustände erreicht werden kann." In Ausführung dieses Erlasses sind die unteren Verwaltungs behörden angewiesen worden, die vorgeschriebenen Revisionen der Verkaufsstellen, in denen Margarine fcilgebotcn wird, alljährlich einmal recht eingehend auSzuführcn und über da« Ergcbniß bi- zum 1. Dezember jeden Jahre- Bericht zu er statten. — Inden Verhandlungen dcr Handwerkerkonferenz ist die Frage de« Befähigungsnachweise« nur ganz leichthin gestreift worden und man hat mit stillschweigendem Uebercinkommen daran nicht weiter zu rühren für opportun erachtet, weil man da» leidliche Einvernehmen, da« augenblick lich zwischen der Regierung und den leitenden Handwerker kreisen besteht, schonen zu sollen meinte. Gleichwohl hat sich auch bei diesem Anlaß gezeigt, daß die letzteren an ihrer alten Forderung mit unverminderter Entschiedenheit sesthalten, wenn sie einstweilen auch darüber Diskretion wahren. Bei dem im November zu gewärtigenden allgemeinen Handwerkertag wird sie ohne Zweifel von Neuem zur Diskussion gestellt und abermals al» da» oberste Ziel dcr ganzen Bewegung bezeichnet werden, wie c» auf dem vorjährigen großen Handwerkerlag in Halle auch geschah. — Ein rühmenSwerthe» Zeichen für da» Bestreben der preußischen Domänenverwaltung, sich die Errungcnschasten der Wissenschaft und Technik nutzbar zu machen, bilden die Versuche betreff» Anwendung dcr Elektrizität im land- wirthschaftlichen Betriebe auf den Domänen. Mit der Einrichtung elektrischer Anlagen ist bereit» aus je einer Domäne in den Regierungsbezirken Königsberg, Gumbinnen, Hildesheim und Kassel vorgegangen. Die Elektrizität soll nicht nur für die Beleuchtung, sondern namentlich auch für landwirthschaftlichc Arbeiten der verschiedensten Art, als Dreschen, Häcksclschneidcn, da« Treiben von Mühlen und Pumpen, den Betrieb von Brauereien und den landwirth- schaftlichen Kleinbetrieb, vornehmlich aber auch für da» Pflügen Verwendung finden. E« steht zu erwarten, daß diese Versuche vorbildlich uno erentucll bahnbrechend für die Bcr- werthung der Elektrizität im landwirthschasllichcn Betriebe im größeren Maßstabc werden. — Rostock. Vom 15. —17. September tagte in Rostock der sünste VerbandStag der Vereine deutscher Molkerei- Beamten und Pächter. Dec eine der gefaßten Beschlüsse bezweckte die Beschränkung de» Verbrauchs dcr Margarinc. Es wurde nämlich auf Antrag des sächsischen Vereins be schlossen, die land- und milchwirthschastlichen Vereine zu er suchen, daß sie sowohl bei ihren Arbeitern darauf»hinwirken, künftig soweit als möglich nur Butter zu verbrauchen, wie die Landwirthe zu veranlassen, in Zukunft in ihrem eigenen Haushalte auch nur Molkereiprodukte zu verbrauchen, um so die Margarinc mehr und mehr zu verdrängen. Denn es diene der Margarine al» größte Empfehlung, wenn gerade die Landwirthe und ihre Arbeiter sie in so hohem Maße kon- sumircn. — Dcr „Ostdeutsche Grenzbotc" erfahrt von angeblich gutunterrichtetcr Seite, daß der Zar seine Besuche in England und Frankreich infolge dcr Anarchisten Affairen abkürzen und die Rückreise nach Rußland per Bahn antreten werde. Hierbei soll eine nochmalige Begegnung mit Kaiser Wilhelm in Romintcn oder Trakehnen beabsichtigt sein. — Budapest, 19. Septbr. Nach dem „Magyar Hirlap" kam cs in Nevesinje (Herzegowina) zwischen einem Bataillon des ungarischen 38. und des kroatischen 78. In fanterie-Regiment» aus nationalen Ursachen zu einem blu tigen Kampfe, an dem auch Osfizierc sich bethciligten. Der Kommandant de» 38. Regiment ließ auf das 78. Regi ment schießen; es soll der vierte Theil der Kroaten auf dem Platze geblieben sein. — In Budapest ist am Donnerstag als VII. Inter nationaler Friedenskongreß jene Vereinigung sonder barer Heiliger zusammengctreten, die inmitten der von natio nalen Leidenschaften und internationalen Konflikten aller Art erfüllten Welk, c« als ihre DascinSpflichl erachtet, den Krieg zu bekämpfen und zum Frieden zu mahnen. Ein schöne« und edles Ziel, eine erhabene Ausgabe hat sich dieser Friedens kongreß gestellt; wäre e« möglich, da« den Friedensfreunden vorschwebendc Traumbild vom ewigen Frieden zu erfassen und von seinem Wolkcnthrone in da« friedlose Getümmel irdischer Gcgensätzc und Verhältnisse al» Gehorsam heischende Gottheit hineinzuversctzcn, so würden ungeheure Opfer den Völkern erspart bleiben und unendlich viel Herzeleid gestillt werden. Die Hoffnung aber, daß die Zukunft der FricdenSidce dereinst zum Siege verhilft, daß ein durchschlagender Erfolg den beiden Losungen: „Die Waffen nieder!" und „Frieden auf Erden!" zu Theil wirb, ist ein Phantom. Aber man muß e» den Mit gliedern der FriedcnSorganisation lassen: dieselben treten, un beirrt durch die Unfruchtbarkeit aller von ihnen aufgewendeten Liebesmühe, mit dem Feuer theatralischer Begeisterung für ihre Ideen ein und sic halten fest an dcr Ueberzeuzung, baß dcr Tag noch einmal anbricht, an dem ihre Mission in Er füllung gehen wird. — Frankreich. Bei den Manöver» de» II. Armee korps ist zum ersten Male eine mit zusammenlegbaren Fahr rädern ausgcstattetc Radfahrerkompagnic in Stärke von sechzig Mann zur Verwendung gelangt. In den in dcr französischen Fachpresse veröffentlichten Berichten wird nur auf die Bortheile der neuen Einrichtung hingcwiesen und nirgend» ein Nachtheil erwähnt. Ohne die militärische Brauch barkeit de» Veloziped» irgendwie anzweifeln zu wollen — scheint e» sich doch erst jüngst bei den deutschen Manöver» auf» Beste bewährt zu haben — sehen wir au- jener Ursache dcr rein optimistischen Schilderung von einer näheren Be trachtung der in Rede stehenden Ergebnisse ab und geben vielmehr nur rein Acußerlichc» wieder: Die Ausrüstung der Kompagnie entsprach im Allgemeinen der infanteristischen, jedoch hat der Radfahrer nur 120 Patronen bei sich, da er in den Patronentaschen einige» Werkzeug zu Ausbesserungen der Maschine mit sich führen muß. Auch trägt er kein Lebelgewchr, sondern da« Kurzgeweyr snxni-nzuetun) dcr Artillerie, da« in moderner Art mir einem Msttelschaftmagazin versehen ist und dadurch den Lebet weit übertrifft. In jedem Haibpeloton führt ein Mann die nöthigcn Gcräthe mit zur schnellen Re- parirung eine« geplatzten Radreifen«, dazu hat jede Kompagnie zwei Mechaniker, die ein Doppclrad fahren, da« zum Regi- mentStrain gehört und größere Ersatzslückc mit sich führt, während ein au» Protze und Feldschmiede bestehendes Armee-