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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.03.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110313017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911031301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911031301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-13
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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BezugS-PreiS !ür Leipzig und Bororte durch «»(er, LrL^er und Lpediieurc 2mal tLalich in« Hau» gebracht: dH nouatl., virrtelithrl. «et uniera Filialen u. Ln» na-»estell«n adgeholir IS -H monatl., L.LS vierteyäbrl. Durch die chok: innerhalb leuttchland» und der deutichen Kolonien vierteljckhrl. tk.tlk monatl. I^iv autschl. Postdestcllgcld. Ferner ui Belgien, Dänemark, den ionauslaaten, Italien, Luremdurg, Niederlande, Nor wegen. Oesterreich-Ungarn, Siubland, Schweden, Schweiz u. Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch die Geschäftsstelle de» Blatte» erhältlich. Da« Leipziger Tageblatt erscheint 2 mal «glich. Sonn» u. Feiertag» nur morgen«, ilbonoe.lenl»Ännahme: Auguitutplatz 8, her unseren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträger». LinzelverkautSprei« der Morgen» «urgab« 10 ter Abend.utgabe S »h. Strdakttoa und weschäft-ftellr: Johannirgassc v. Fernsprecher: I46VL, 14tM, I46V4. Morgen Ausgabe. MpMerTagMM Handelszeitung. Amtsökatt des Rates und des Notizeiamtes -er Stadt Leipzig. Anzeigen-Preis für Inserate au« Leipzig und Umgednn« dm 6,,spalten« SO rum breit« Petitzeile 2ü H, di« 74 nut» breite Neklamezei^ l ^z- „n aulwärt» Ä- Beklamen 1.00 Ioserate von Bebbrden 'M amtlich«, Lei! di« 74 wo» breit« Petitzeil« 4<a 4. »«schästranzeigen mit Plavvorschristen und m der AbendauSaad« im Preis« rrhähr. Aabatt nach Taris. Beilagegedähr ä p. Tausend exkl. Postgebühr. FefterteUte Lusträge können mcht zurlstk- gezogen werden. Für da« Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: Auguftu4platz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen» iLrpeditionen de« In- und Aullaodet. Haupt-FUiale Derlto: Tarl Dunlter, Herzog!. Bapr. Hosbuch- handlung Lnyowstrake IO. (Telephon VI. Nr. 4ML). Haupt-Filiale Dresden: Seestratze 4,1 (Telephon 4Ü2I>. tos. Ishrgsng Monmg, üen 13. März 1SU. Nr. 72. Dss Wichtigste. * Der Geburtstag des Prinzregenten Luitpold wurde gestern in München festlich be gangen. Am Kaiserhofe fand eine Feier statt. fS. d. des. Art.) * Vizeadmiral v. He er in gen ist an Stelle des Admirals v. Fisch el zum Chef des Admiralstabes der Marine ernannt worden. (S. Letzte Dep.) * Am Krater des Vesuvs erfolgte eingroßer Einsturz, der mit einer Erdcrschütterung ver bunden war. (S. Letzte Dep.) * 2m Großen Preis von Nizza (100 000 Franken) siegte Mons. M. Caillaults „Olivier II" unter dem Jockei Eh. Childs. (S. Sport.) Die Weltteile ües üeutlchen Kronprinzen. Von Dr. Oscar Bongard. (Nachdruck verboten.) Kalkutta, 16. Februar. HH. (Schluß.) In Kalkutta war die Bestürzung über die Er krankung des Kronprinzen groß. Erst befürchtete man. cs liege eine gefährliche Krankheit vor, und als hierüber Beruhigung eingetreten war, ängstigten sich die Engländer und Lie deutsche Kolonie in gleichem Maße, der Besuch der von ihnen geplanten Veranstal tungen könnte abgesagt werden. Den Engländern als eingefleischten Sportsleuten lag daran, daß der Kronprinz den großen Rennen am 11. Februar bei wohnte, zu denen er als Ehrenpreis einen wertvollen Pokal gestiftet hatte. Hierbei sollten die Angehörigen aller Kreise Gelegenheit haben, den Gast der indischen Regierung aus nächster Nähe zu sehen und zu br- obachten. Ungleich wichtiger war Las Interesse de: deut schen Kolonie. Für sie kam es darauf an, daß unser künftiger Kaiser die hervorragendsten Vertreter des deutschen Handels in Indien persönlich kennen lernte und in der Unterhaltung mit ihnen erfuhr, welche Stellung der deutsche Kaufmann im Aus lände einnimmt und von welcher großen Bedeutung seine Tätigkeil für das gesamte Wirtschaftsleben des Vaterlandes ist.. Auch hier handelte es sich, wie schon früher, um Leute, die Jahrzehnte im Auslande weilen und sich teils von kleinen Anfängen aus eigener Kraft zu achtunggebietenden Stellungen cmporgearbeitet haben. Es sind Männer darunter, deren Firmen einen Jahresumsatz bis zu 100 Mil lionen Mark haben. Noch eins kam hinzu: Man erzählte sich hier draußen, im deutschen Hofleben mache sich eine Strömung geltend, die nicht aristokratischen Kreisen entstammenden deutschen Frauen zugunsten der Engländerinnen.herabzusetzen. Man fürchtete hier, der drei Monate währende ausschließliche Verkehr mit englischen Damen könne dazu beitragen, beim Kronprinzen eine Anschauung zu erwecken, die der angedeuteten Strömung ent spricht. Deshalb waren die deutschen Damen froh, zu zeigen, daß sie im Gesellschastsleben nicht minder elegant und gewandt sind als ihre englischen Ee- schlechtsgenossinnen, Laß sie aber ihren Gatten und Kindern gegenüber echte deutsche Hausfrauen und Mütter geblieben sind. Erfreulicherweise besserte sich der Gesundheits zustand des Kronprinzen so, daß er trotz der Bedenken seines Arztes der deutschen und englischen Veranstal tung beiwohnen konnte. Am 12. Februar weilte der Kronprinz zum Diner beim deutschen Generalkonsul Prinz Heinrich XXXI. Reuß, der zur Tafel eine Reihe der erfahrensten deutschen Kaufleute zugezogen hatte. Zn kurzem war das Eis gebrochen, es herrschte ein ungezwungener Ton, und frei von der Leber weg erzählten im prak tischen Leben stehende verdiente deutsche Männer, vom Kronprinzen dazu ermuntert, wie sich ihr Leben hier draußen abspielt, welche wirtschaftlichen Bande sie an die Heimat knüpfen und was sie nach ihren Erfahrungen von der Förderung deutschen Handels und deutscher Industrie denken. Nach dem Essen begab sich der Kronprinz nach dem gemütlichen Heim des Deutschen Vereins, wo die deutsche Kolonie, Damen und Herren, vorgestellt wurden. Auch hier wich bald alle zeremonielle Steif heit, und es entwickelte sich eine zwanglose Unter haltung. Als der Kronprinz nach Stunden auf Drängen seines Arztes, der die Nachtlust im kühlen Garten fürchtete, das Deutsche Haus verließ, hörte ich, wie er mit Lein Prinzen Reuß über den Verlauf des Festes sprach und sich dahin äußerte, es sei ein Abend voller Anregung für ihn gewesen, und er freue sich darüber, daß der Prinz ihn mit Herren zusammen gebracht habe, die in ungezwungener Unterhaltung frei ihre Meinung äußerten und cs ihm nicht über ließen, immer wiederkehrende Fragen zu stellen. Er fügte dann hinzu, der Generalkonsul habe recht ge habt mit seiner Behauptung am vorangegangenen Tage, daß die deutsche Frau auch hier draußen ihr Deutschtum Hochhalte; er habe das bei der Unter haltung mit den Damen freudig bemerkt. Der Verlauf des Abends brachte wieder dieselbe Erscheinung, die ich schon mehrfach erwähnt, näm lich daß der Kronprinz im persönlichen Verkehr, ohne darauf einzugehen, durch sein ungezwungen freund liches Wesen Damen wie Herren in gleichem Maße für sich einnimmt. Ich bin davon überzeugt, Laß er, wenn er es anstrebte, die populärste Fürstlichkeit Deutschlands werden könnte. Der Thronfolger wohnte in Barakpore, dem Land sitz des Vizekönigs. Da am Vormittag des gleichen Tages wegen der vom Ganges ausgehenden Morgen nebel die Fahrt nach Kalkutta zum deutschen Gottes dienst nicht ratsam erschien, wurde Dr. Nottrott, der 41 Jahre in Indien weilende Vorstand »er deut schen evangelischen Goßnerschen Mission, noch nach ttäglich auf Bestimmung des Kronprinzen hin zum Diner beim Prinzen Reuß eingeladen, wo der hohe Gast sich eingehend über die Missionstätigkrit in Indien Auskunft geben ließ. Das Thema interessierte den Kronprinzen, da er in Bombay auf dem deut schen Abend mit den aus Westfalen stammenden Jesuiten, die mehrere Colleges (Hochschulen) unter halten, darüber gesprochen hatte. Der Aufenthalt im Deutschen Verein gab auch die Anregung, daß der Kronprinz zwei Tage später eine von der Firma Ernsthausen verwaltete Jute spinnerei und -weberei unter der Führung des Kon suls Schuler besichtigte, der Mitinhaber der Firma Ernsthausen ist. Der Kronprinzenbesuch brachte für Kalkutta d e Anwesenheit zweier dcu tscher K r i e g s s ch i, , ., der „Leipzig", die im Hafen von Kalkutta selbst lag, und der „Eneisenau", die wegen ihres größeren Tief ganges weiter stromabwärts in Diamond Harbour ankern mußte. Nicht nur die deutsche Kolonie nahm sich unserer Marineoffiziere und -Mannschaften auf das liebens würdigste an, sondern auch die Stadt Kalkutta. Sie bewirtete die Matrosen abteilungsweise, ließ ihnen die Stadt zeigen und sie in den Zirkus fahren. Unseren wackeren Blaujacken war bei dem chwercn Dienst, den sie haben, diese Erholung wohl zu gönnen. Und wacker sind sie, das haben sie noch am Vor abend ihrer gestern erfolgten Abfahrt von hier be wiesen. Eine Abteilung der „Leipzig" kam vom Fußball spiel gegen eine englische Mannschaft zurück, und bei der Ueberfahrt über den Ganges fiel der Matrose Seefeld über Bord. Im selben Augenblick sprangen Oberleutnant Steiner und drei Deckoffiziere und Unteroffiziere in voller Uniform in die reißenden Fluten des Ganges, der wegen seiner verschiedenen Strömungen sehr gefährlich ist. Oberleutnant Steiner gelang es, den bereits hundert Meter abgetriebenen Matrosen zu fassen und an Bord zu bringen. Hätte nicht ein strenges Kommando sie zurllckgc- halten, so wären noch ein Dutzend Männer ihrcm gefährdeten Kameraden nachgesprungcn. Der Glü üer evsnselllchen TüeowgjeprokeNorcn Die „Deutsche Tagesztg." freut sich, eine Ent deckung gemacht zu haben. Sic konstatiert mit Ge nugtuung, daß an manchen Universitäten die Pro- fesioren der evangelischen Theologie einen Eid zu leisten hätten, der nicht wesentlich ver schieden sei von dem A n t i in o d e r n i st e n eide. InLeipzig hätten beispielsweise die Pro fessorcn der Theologie folgendes Gelöbnis abzulcgen: „Ich gelobe vor Gott, daß ich das Evangelium von Christo, wie dasselbe in der heiligen Schrift enthalten und in der ersten ungeändcrten Augs- burgischen Konfession und sodann in den übrigen Bekenntnisschriften der evangelisch - lutherischen Kirche bezeugt ist, nach bestem Wissen und Gewissen lauter und rein lehren und verkündigen will." Das agrarische Blatt folgert nun, daß man, wenn man gerecht sein wolle, in dem Modernistcneid nichts Ungeheuerliches finden könne. Wir geben gern zu, daß die „Deutsche Tagesztg." in ihren ultramontancn Freundschaftsbestrebungen in dem Modernisteneid „nichts Ungeheuerliches" finden kann. Sie wird jedenfalls auch sehr stolz darauf sein, daß die „Ger mania" die Notiz wörtlich abgedruckt hat. Die „ge meinsame christliche Weltanschauung" könnte nicht bester zur Geltung gebracht werden als durch diese Uebernahme der Notiz. Daß zwischen den beiden Eiden sehr wesentliche Unterschiede be stehen. ist trotzdem für jeden, der über klares Urteils vermögen verfügt, eine unbestreitbare Tatsache. Oeutlches Kelch. Leipzig, 13. März. * In der Schiffahrtvabgabenkommission hat Ministerialdirektor Dr. Peters erklärt, es gebe auch zahlreiche Stimmen aus Schiffahrtskreisen, die sich für die Einführung von Befahrungsabgaben aus gesprochen hätten, darunter zwei Schiffahrtsdirektoren in Dresden und der Schiffsreeder Tonne in Magdeburg. Der konzessionierte Sächsische Schifferverein in Dresden hat daraufhin an Dr. Peters ein Schreiben gerichtet, in dem es u. a. heißt: „Herr Schiffsreeder Tonne in Magdeburg bekennt sich seit langen Jahren als Gegner der Einführung von Schiffahrtsabgaben . . . Die von Ihnen erwähnten „Dresdner Schiffahrtsdircktoren" sind die seit mehreren Jahren verstorbenen Herren Generaldirektoren Bellingroth und Philippi. Die Aeußeruna von Herrn Generaldirektor Bellingrath stammt aus dem Jahre 1887, ist also unter Ver hältnissen gefallen, die sich gerade in den ent scheidenden Punkten aus der Elbe seither völlig ver ändert haben. Auch Herr Generaldirektor Philippi, der zweite der von Ihnen angeführten Direktoren, war zwar 1903 noch nicht ausgesprochener Gegner der Schiffahrtsabgabcn, hat sich aber bei eingehenderer Prüfung dieser Frage bereits 1904 entschieden gegen Schiffahrtsabgaben ausgesprochen und diesen Standpunkt bis zu seinem Tode vertreten. . . . Falls also in der Tat jene Herren in der Kommission als Zeugen für Schiffahrtsabgaben angeführt worden wären, und zwar ohne Hinweis aus die eben ge nannten entscheidenden Gesichtspunkte, so könnte dies Anlaß zu einer bedauerlichen Irreführung der öffentlichen Meinung bieten, gegen die Ver wahrung einzulegcn wäre. Zum Schluß sei noch besonders festgestellt, daß sämtliche Schiffahrts dircktoren. die gegenwärtig in Dresden tätig sind, einmütig und grundsätzlich den unbedingt ablehnenden Standpunkt gegenüber der Ein führung von Schiffahrtsabgaben einnehmen." — Diese Feststellung ist für Herrn Peters sehr un angenehm. * * Zum Besuch dcs deutschen Kronprinzenpaares in Rom schreibt die offiziöse „Tribuna": Kaiser Wil helm habe gewollt, datz der Kronprinz nach Rom komme, um die vollkommene Uebercinstimmung in den Bestrebungen und die tiefe Freundschaft zwischen den Herrscherhäusern und zwischen dem italienischen und dem deutschen Volke zu bezeugen. Dies sei von einer politischen und moralischen Bedeutung, die über den Nahmen der Iubiläumssestlichkcitcn hinaus gehe. Der Empfang, den das römische Volk dem Kronprinzen bereiten werde, werde bezeugen, daß das italienische Volk alle Feinheiten der Diplomatie zu verstehen vermöge. * Eine Sitzung Les Zentralvorstandes der national liberalen Partei findet Sonntag, den 19. März, vor mittags II Uhr in Berlin im Reichstagsgebäude statt. Die Tagesordnung lautet: I. Zuwahlcn, und zwar 1. auf Vorschlag der Bayer. Landesorganisation: Dr. M. Prager, pr. Arzt, Fürth; Rechtsanwalt 1. Werner, Schweinfurt für den verstorbenen Kommerzienrat Faber und den wegen hohen Alters ausgeschiedenen Kommerzienrat Wilh. Tröltsch>; 2. auf Vorschlag der Landcsorganisation Westfalens: Rechtsanwalt Dr. Cremer, Hagen i. W.; Rechts anwalt Heitmann, Bochum (für die verstorbenen Kommerzienrat Funcke und Iustizrat Hünnebeck; 3. auf Vorschlag der Landesorganisation Pommerns: Chefarzt Dr. Osscnt, Stettin; Rechtsanwalt Schüler Stolp i. P.; 4. auf Vorschlag des Geschäftsfiihrenden Ausschusses: Ingenieur G. LlofMLübeck: l>. aus Vor schlag der Landesorganisation in der Rheinprovinz: Gutsbesitzer C. Andres, Gutleuthof bei Kreuznach für den aus Gesundheitsrücksichten ausgeschiedenen Dr. mcd. Kühler, Kreuznach, ll. Vorbereitung der Reichstags-Wahlen. III. Erstattung des Jahres berichts. 2m Anschluß an die Sitzung ist ein gc meinsames Mittagessen im Hotel „Der Kaiserhos" — etwa um 5'/, Uhr nachmittags — vorgesehen. * Der neue preußische Wassergesetzentwurs wird, wie nunmehr feststeht, dem preußischen Landtage in dieser Session nicht mehr zugehen. Die schwebenden Verhandlungen zwischen den einzelnen Verwaltungs ressorts werden noch geraume Zeit in Anspruch nehmen. Das neue Fischcreigesetz ist dagegen im Landwirtschaftsministerium vollständig fertiggestcllt und dürste in seiner gegenwärtigen Fassung kaum erhebliche Abänderungen mehr erfahren. * Dementi. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Es wird in der Presse vervreitet, daß dem Reichstage ein Gesetzentwurf über die Besteuerung der Zünd holzersatzmittel zugehen werde und daß außerdem eine Kontingentierung der Zündwarenindustrie beab sichtigt sei. Schon die Fassung der Nachricht zeigt, daß sie von nicht unterrichteter Seite stammt, denn die Kontingentierung ist durch das Bestehen dcs Zündwarensteuergesetzes bereits eingeftihrt. Von zuständiger Stelle wird die ganze Mitteilung als unzutreffend bezeichnet. * Die beiden Ausrufe zur Reform der Rechts methode, über die wir wiederholt berichtet haben, liegen jetzt in definitiver Fassung und mit zahlreichen neuen Unterschriften versehen vor. Von den Unter zeichneten dcs Bozischen Aufrufes seien Vitts Ksmsns. (Nachdruck verboten.) Durch alle Zeitungen ging drc Nachricht, auf der Leipziger diesjährigen Sezessions-Aus stellung wird der Villa-Romana-Preis verteilt. Man freute sich, schmunzelte: ehrenvoll für Leipzig, und wußte nicht, was es eigentlich sei. Wenn man vom Palazzo Pftti hinauswandelt nach Porta Romana in Florenz, dann gabelt sich dicht hinter dem Tor am Nebenerngange des Eiardino Bobolr, des Prachtgarrens, den Eleonora von Toledo, eine Tochter des berühmten Alba, Großherzogin von Toscana, in Erinnerung an die Gärten ihrer Heimat anlegen ließ, der Weg. Die eine Straße führt hinaus zu dem Viale dei Colli, einer der schönsten Spazier wege der Welt, den Florenz während seines kurzen Traumes, Hauptstadt des geeinten Italiens zu sein, anlegen ließ. Von ihm aus erblickt man die ewig schöne Blumenstadt zu seinen Füßen in der glänzen den Muschel des Arnotales, und in der Reinheft ihrer Silhouette grüßt die Domkuppel Brunellescos Len glücklichen Wanderer, der sich nicht satt sehen kann. Da begreift man die stolzen Wort«, die der Florentiner dieses Bauwerk reden läßt: „Wanderer, grüße in Rom mein« Schwester von St. Peter. Gröger ist sie als ich; allein nimmer schöner." Und man glaubt an die gut erfundene Anekdote, Leo Battista Alberti habe, nach jahrelanger Abwesenheit heimgekehrt, von San Miniato al Monte aus zum ersten Male die Kuppel erblickt und sofort einen rettenden Boten im voraus gesandt, den Meister des Baues zu grüßen; denn di« Hoffnung der wieder erweckten Antike sei ihm jetzt erfüllt. Doch ich schweife ab; glückliche Erinnerung macht geschwätzig. Der andere Weg, eine staubige Sandstraße, wird Dia Senese genannt. Er führt hinauf nach dem netten, nicht fernen Jmpruneta, vorbei an dem stillen, Zypressen umhegten Friedhof der Deutschen, wo Arnold Böcklin, Stauffer-Bern, eine Tochter de alten Grimm und noch so viele, die in Florenz der Heimat vergaßen (o, wie begreife ich euch, Loto- phagen!), ruhen, vorbei auch an der hohen Mauer mit dem großen Gitter der V i l l a R o m a n a. Eine deutsche Maecenin hat sie gestiftet, und ein Jahr, fern der Kämpfe in der Heimat, zu innerer Sammlung bestimmt, in Berührung mit -er hohen Kunst der Vergangenheit, sollen deutsche Künstler hier verleben. Dankbar gedenkt auch mancher anderer der Stunden in dem Garten unter dem muschel eingelegten Brunnen, wenn von den grauen Oel- bäumcn die Zikaden den Takt zu den sonnigen Akkor den heißer Sommertage schlagen, und bei Chianti man Hitze und Sorgen vergißt in frohem Geplauder, ein Fröhlicher. Wie schön war jener Faschings Soll ich aus der Schule plaudern, Martin Brandenburg, wie du den Saal schmücktest? Soll ich erzählen, wie Ernst Bur mester, der ernste Holsteiner, zum Gassenjungen wurde, wie du, Paul Peterich, im stolzen Gewand eines florentiner Nobile Cake walk tanztest? Oder soll ich von Stunden ernster Arbeit sprechen, da eure Werke entstanden und ihr mit ihnen ränget? Auch an Barlach denke ich. den selt samen Bildhauer und lieben Gesellen. Und wie vtele andere führte Villa Romana zusammen: Dora Hitz, Fritz Mackensen, Sascha Schneider. Doch das ist ja Persönliches, und von der Villa wollte ich reden. Aber gab es nicht ein Bild? Akntet ihr nicht, was dieser Preis, dort ein Jahr leben zu dürfen, bedeuten kann für den, der Herz und Auge zu öffnen versteht? Wohl gibt cs auch hier Kämpfe. Künstler in selbst einen goldenen Käfig zusammengcspcrrk, pflegen sich wie die Singvögel zu hacken Was macht s? Am Ende verträgt man sich, und Florenz, die Königin, eint wieder ihre Vasallen. Und ist ein Abend da draußen vor dem Tor, wo der Wein ohne Stadtzoll billiger fließt, zu einsam, man kennt gar bald den ratternden Omnibus, der zu Freunden ins Cafe Reininghaus oder zu Mücke führ». Sollte einer aber voller Grillen sein, so weiß ich noch ein größeres Wort: Koipint, gehen wir zu Vater Lapi, dort quillt ein Göttertrank, an dem Böcklin und Bierbaum sich labten, ein allgewaltiger Sorgenbrecher» I)r. liobert Oorno^Ii- Spitzen-Ausstellung im Kunstgewerbe-Muleum. (Nachdruck verboten.) Für alle Freunde edelster weiblicher Nadel kunst bietet sich gegenwärtig Gelegenheit, eine selten schöne und überaus reichhaltige Auswahl aller Arten von Spitzen, dieser duftigen Erzeugnisse geschickter Fraucnhändc, zu bewundern. Die Ausstellung soll in der Hauptsache dem Zwecke dienen, die hiesige Sammlung zu vervollständigen, wozu ihre große Viel seitigkeit eine selten günstige Gelegenheit bietet. Die Zahl der eingcaangenen Stücke ist so groß, daß der zur Verfügung stehende Raum bei weitem nicht aus reicht Es ist deshalb von Woche zu Woche ein Wechsel -er Arbeiten vorgesehen, so daß bis zum Schluß. Ende Juni, fortwährend Neues dargeboten wird. Die Ausstellung umfaßt drei Abteilungen: t) Alte Spitzenkubst; 2) Technische Sammlung; 3) Moderne Spitzen. Die erste Abteilung zeigt Stücke von höchstem künstlerischen und historischen Wette aus Privat besitz oder auswärtigen Sammlungen. Sie sind ai»ch dementsprechend zusammengestellt ohne Rück sicht auf technische und historisch? Eigenschaften. Man hat aber gerade dadurch Gelegenheit, technische Unterschiede und Gesamttoirfungen vergleichen und beurteilen zu können. Für die historische Entwicklung zur Vervollkommnung in Zeichnung und Technik sowie Eigentümlichkeiten der Herkunft lassen sich ebenfalls interessante Beob achtungen anstellen. Hervorragende Stücke sind im Haarlemer Rokoko zimmer ausgestellt, eine herrliche Rosalinspitze, ein Taufschleier in Brüsseler Klöppelarbeit mit ein gearbeiteten figürlichen Darstellungen, die aus den Täufling Bezug haben, schöne Doppeldurchbruch arbeiten u. a. Im Raume XII sind ebenfalls prächtige alte Exemplare ausgelegt, u. a. eine Alen^onspitze ans dem Nachlaß der Königin Carola, eine niederländische Klöppclarbcit der Herzogin von Sachsen-Altenburg. Ferner befinden sich hier gestickte Spitzen aus Leinen» qrund mit farbiger Seide und Gold ausgeführt, als spanische Spitze bekannt. Im Raum XI ist zunächst die nach der Technik ge ordnete Sammlung aufgestellt, die alle Spitzenarten veranschaulicht. Sie zeigt zugleich die technisch histo rische Entwicklung der Spitze aus dem gezogenen Leinendurchbruch zur freien Nadelspitze, Klöppelspitze und Knüpfarbeit. Es folgen die späteren Arbeiten, tie wieder Leinenbändck)«n zu Hilf« nehmen, um die bis ins Krankhafte gesteigerte Mühseligkeit der Technik zu erleichtern. Hier wäre eine Vervollständigung geschnittener Durchbrucharbeiten am Platze. Sie ahnen in feinem Leinengrund die Wirkung der echten Spitze vergröbert nach und sind wegen ihrer deko rativen Schönheit und leichteren Herstellungsweise dem modernen Kunstfleiß näherliegcnd als die Nadel spitze. Es wär« hier zu erwähnen die spanische spitze, die dänische Hedeboarbett, Richelieu- und Benetianer Weißstickereien. In demselben Raum befinden sich gute moderne 'Nadelspitzen der bekannten schlesischen Spitzenschule Hirschberg, stilvolle Klöppelarbeften - der Leni Matthaei, Hannover, ferner «in Fächer des Wiener
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