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Mchentz -JeitW Verantwortlicher Redacteur: Päul Ikhllt in Dippoldiswalde. 56. Jahrgang Sonnabmd, den 10. Mai 1890 Nr. 55 der Vortragende noch einige Winke Hin- Fanges der Kreuzottern, sowie über die Biß anzuwendenden ersten Schutz- und Durch Vorzeigung zahlreicher Präparate Ausführungen wesentlich unterstützt und von hier nach Oberpöbol erfährt insofern eine seit Jahren gewünschte, höchst vortheilhafte Verlegung, als dadurch die bedeutende Steigung durch die sogenannten „Sandwiesen" umgangen wird. Der Neubau des be treffenden Straßentraktes ist dem Bauunternehmer, Herrn Baumeister Löffler-Freiberg, zur Ausführung übertragen worden. Vorigen Dienstag hat der Bau seinen Anfang genommen. Bereits am l. Oktober d. Jahres soll die neue Strecke dem öffentlichen Verkehr übergeben werden. Gegenwärtia werden ca. 80 Ar beiter, welche sich zumeist aus Tschechen und Polen re- krutiren (nur 2 sächsische Arbeiter sind bis jetzt be- theiligt), beschäftigt. Man beabsichtigt aber, die Strecke, behufs Fertigstellung bis zur gesetzten Frist, mit circa 300 Arbeitern zu belegen. 4 Poffendorf. Innerhalb 8 Tagen starben zwei Kinder des Bergarbeiters Gustav Rasche hier, im Alter von 4 und 5 Jahren am Scharlachfieber mit Diph- theritis im Gefolge, und ist durch diese Todesfälle die betreffende Familie in tiefes Leid versetzt worden. Gegenwärtig liegen in der Familie noch 4 Kinder an dieser Krankheit darnieder. Dresden. Zu achtwöchentlicher Reserveübung werden, wie im vor. Jahre, so auch in diesem wieder die ehemaligen Einjährig-Freiwilligen einberusen, und zwar nicht etwa nur jene, die auf ihre Reklamation hin oder aus sonstigen Gründen im vorigen Jahre von der Uebung zurückgestellt wurden, oder welche Unter offiziere geworden sind, sondern alle. So pasfirt eS Vielen, welche erst im Herbst 1888 ihre Dienstzeit beendet haben, dann 1889 im August oder September eine Uebung mit Manöver geleistet haben, daß sie in diesem Jahre abermals, und zwar von Mitte Mai bis Mitte Juli, eintreten müssen. — Der für dieses Jahr geplante zweite Sonder zug sächsischer Militärvereine, ein Unternehmen des Vorstandes des hiesigen Militärvereins „Jäger und Schützen", des Hrn. Kaufmann A. Riedel (Kohlen handlung, Freiberger Straße 37), soll von hier am 2l. Juli nach Elsaß-Lothringen abgehen. Die Fahr karten sind im Komptoir des Obengenannten bis 10. Juli d. I. zu bestellen bez. anzumelden. Der Fahr preis beträgt für 2. Klaffe 60 M., 3. Klaffe 40 M. bei 21tägiger Giltigkeitsdauer. Die Rückfahrt vom Endziel kann innerhalb der Fristzeit mit jedem fahr planmäßigen Zuge erfolgen, auch kann die Rückfahrt ähnlich wie bei den Rundreisen noch unterbrochen werden. Der Billetpreis ist ein sehr billiger. Das Rundreisebillet auf derselben Tour würde reichlich das Doppelte kosten. Betheiligen kann sich jeder ehemalige Soldat nebst Angehörigen oder Freunden. — Bei Lausa unweit Dresden wurden, wie Archiv rath vr. jur. Theodor Distel in Dresden mittheilt, früher Rubine gefunden. Einem Bericht E. W. Tentzel's im k. s. Hauptstaatsarchive (III, 12 sol. 15 Nr. In Bl. 92) an den Fürsten Egon von Fürsten berg (ck. 6. Arnstadt, 25. Juli 1704) ist dies zu ent nehmen. T. hatte die verlassene Goldwäscherei daselbst besucht und unter dem Golde auch 2 Rubinkörner „ge sichert", welche der bekannte Stempelschneider Omeis in Dresden an sich nahm. Flimmergold fand T. dort im Umkreise von 2 Meilen öfters, besonders in Fahr wegen, wenn es Platzregen gab; er ging auch der Ouelle nach und kam auf Gestein, von welchem, vem bergmännischen Ansehen nach, solches abgerissen wor den war. Stolpen. In hiesiger Gegend ist die Influenza noch immer nicht vollständig erloschen. Es tauchen dann und wann noch Fälle auf, die nicht selten recht bedenklich sind. Freiberg. Vom kgl. Landgericht wurde am 7. Mai der vormalige Privat-Postunterbeamte Karl Gott fried Lehmann in Rabenau wegen Unterschlagung ihm anvertraut gewesener Geldbeträge von 5 M. und bez. 5 M. 20 Pf. zu 4 Wochen Gefängniß verurtheilt, da- Die Stärkung der Heeresmacht und der Weltfriede. Zur großen Freude der deutschen Nation und zum Tröste der gesammten Kulturwelt hat sich die jüngste Thronrede Kaiser Wilhelms über das Vertrauen in die Erhaltung des Weltfriedens sehr günstig geäußert. Was indessen schon längst allen Sehenden bekannt war, hat der Kaiser auch gleichzeitig klar und schlicht verkündet, daß nämlich der Friede in Europa haupt sächlich dadurch in den letzten Jahren erhalten wor den ist, daß Deutschland mit seinen hohen Verbün deten voll und ganz, offen und ehrlich für die Friedens politik eintrat. Das Eintreten für die Erhaltung des Friedens hat aber nur einen wirklichen Erfolg, wenn den Worten der Diplomaten ein scharfes, wuchtiges Schwert nöthigenfalls zur Seite steht. Würde daher das deutsche Schwert dem Auslande nicht mehr so stark und scharf erscheinen oder würden, um mit den Worten des Kaisers zu reden, durch die Rüstungen der Nachbarstaaten die Machtverhältnijse verschoben, so daß das politische Gleichgewicht verloren ginge, so würde dadurch auch die Erhaltung des Friedens ge fährdet. Die elementare Wahrheit dieses politischen Grundsatzes darf eine Nation niemals außer Acht lasten, wenn sie sich nicht furchtbaren Niederlagen aus setzen will. Vor allen Dingen dürfen sich die Staats lenker aber auch nicht durch zeitweilige friedliche Strömungen, wie gegenwärtig eine solche offenbar in Europa vorherrscht, davon abhalten lasten, ihre Pflicht in Bezug auf die Erhaltung des Friedens und des vaterländischen Besitzes durch die in Folge der drohen den Verschiebung der Machtverhältniffe nothwendig ge wordene Stärkung der Heeresmacht zu thun. Diese politischen und militärischen Erwägungen, welche dahin führten, daß Frankreichs und Rußland Heer, zumal was die Ausrüstung und Stärke der Artillerie anbe- trifft, dem deutschen Heere schließlich überlegen sein müßten, haben die Forderung, daß die Reichsarmee um 70 Batterien vermehrt und die Grenzbataillone der Infanterie und Grenz-Eskadrons der Kavallerie sämmtlich auf den sogen, hohen Etat gebracht werden sollen, nothwendig gemacht. Es sollen demnach künftig 6000 Rekruten mehr eingestellt und die Friedens präsenz des deutschen Heeres soll im Ganzen um 19,000 Mann in Folge der Neuformation erhöht werden, so daß vom 1. Oktober 1890 ab das deutsche Heer im Frieden 486,983 Mann zählen würden. Bei dieser Erhöhung der Friedensstärke muß betont wer den, daß dieselbe den französischen Heeresverstärkungen gegenüber nur eine sehr bescheidene ist, denn das neue französische Wehrgesetz führt die allgemeine Wehrpflicht viel rücksichtsloser durch als das deutsche, in Frank reich giebt es, abgesehen von vollständiger Üntauglichkeit, grundsätzlich keine Befreiung vom Militärdienste mehr, und stellt man in das französische Heer jährlich 220,000 Rekruten ein, während in das deutsche auch nach der geplanten Erhöhung und einschließlich der Ersatzreser visten nicht ganz 200,000 Rekruten jährlich eingestellt werden. Die Friedensstärke des französischen Heeres tritt daher vom Jahre 1891 bereits mit 520,548 Mann auf, ist also nun rund 52,000 Mann stärker als die des deutschen Heeres. Daraus ergiebt sich mit den Jahren für den Kriegsfall eine rechnerische Mehrheit von mehr als einer halben Million franzö sischer Soldaten über das deutsche Heer. Sehr in Be tracht kommt auch, daß die französische Artillerie 480 bespannte Batterien aufzuweisen hat, während die ge summte deutsche bisher nur 364 zählte, also auch nach der Vermehrung um 70 Batterien noch immer die Zahl der französischen nicht erreicht hat. Es geht daraus sehr deutlich hervor, daß die neue deutsche Wehrvor lage nur im Interesse des Vaterlandes und des Welt friedens nöthige Verstärkungen verlangt und daß Deutschland schon jetzt sich mehr auf die Tüchtigkeit als auf die Zahl seiner Truppen verkästen muß, zu- Jnferate, welche »ei d« bedeutenden Auflage de» Blattes ein, sehr »ick same Verbreitung finden, «erden mit 1V Pfg. di« Spaltenzeile oder vere» Raum berechnet. — Ta« bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Ginge« sandt, ,m redaktionelle» Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg- Amtsblatt für die Königliche Kmtshaupimannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Ktadträttze zu Dippoldiswalde und Zsraumstein mal wenn man bedenkt, daß das im Herzen von Europa liegende deutsche Reich sehr leicht in die Lage kommen kann, nach zwei Seiten hin Gegner bekämpfen zu müssen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Von Hrn. Branddirektor Müller werden wir ersucht, auch an dieser Stelle darauf hin zuweisen, daß sich in der Bekanntmachung des hiesigen StadtratheS, die Feuerwehr Übung am nächsten Sonntag betr., insofern ein Jrrthum eingeschlichen habe, als nunmehr alle vor dem 31. Dezember 1844 (nicht wie bemerkt 1845) Geborene von fernerer Dienst leistung befreit seien. — Alle im Jahre 1845 Ge borenen bleiben demnach bis zum 31. Dezember laufen den Jahres noch dienstpflichtig. — Einen, namentlich für die jetzige Jahreszeit, ungemein wichtigen Vortrag zu hören, war am Donnerstag den Mitgliedern unseres Turnvereins ge boten, indem Herr Lehrer Eidner über die „Schlangen" in allgemein verständlicher und belehrender Weise sprach. Nachdem Redner die verschiedenen bei uns vor kommenden Schlangenarten erwähnt, ging er auf die einzige in unserer Gegend auftretende Giftschlange, die Kreuzotter, über und schilderte deren Bau, Lebens weise unh Eigenthümlichkeiten in so ausführlicher Weise, daß seine Absicht, die in Bezug auf die Echlangenwelt leider noch so häufig wahrzunehmenden Jrrthümer nach Möglichkeit mit zu beseitigen, wohl erreicht worden ist, denn das Interests, welches dem Vortragenden gezollt wurde, war ein sehr reges. Zum Schluß gab sichtlich des nach einem Hilfsmittel. wurden die , erregten diese Gegenstände gleichfalls allseitiges Inter este. Reicher Beifall belohnte den Vortragenden für seine Darbietungen. — Hierauf wurde beschlossen, nächsten Sonntag eine Turnfahrt über Reinhardts grimma, Schlottwitz durch das Müglitzthal nach Glas hütte unter Betheiligung der Turnschüler zu unter nehmen, und wurde der Wunsch ausgesprochen, es möchten die betreffenden Lehrherrn und Eltern ihren Zöglingen die freie Zeit hierzu gewähren. — Die Zeit, in welcher frische Pilze als schmack haftes Nahrungsmittel die Speisenkarten wieder be reichern werden, ist nicht mehr fern. Der durch an haltenden Regen der letzten Tage mit Feuchtigkeit ge tränkte Boden bedarf nur etwas höherer Temperatur. Es ist darum wieder Pflicht, zu mahnen, das genannte Volksnahrungsmittel nicht dadurch immer seltener zu machen, daß man die Schwämme und Pilze mit Stumpf und Stiel aus dem Boden reißt und so jeden Nach wuchs unmöglich macht. Im Interesse aller Pilze Ge nießenden sollte jeder Pilzsucher auf das im Boden gebliebene Stück eine Hand voll Erde streuen, damit dasselbe nicht von den Maden vernichtet wird. Ferner fördere man das Wachsthum der Pilze dadurch, daß man in zweckmäßiger Weise geeignete Schwämme mit ihren Sporen aussetzt und vergräbt. K Glashütte, 7. Mai. Heute früh wurden an den Felsen an der sog. Bärensteiner Brücke von einem hiesigen Uhrmacher durch einen Ruthenhieb 2 Kreuz ottern mittlerer Größe erlegt, für welche dann auch der von der königl. Amtshauptmannschaft ausgesetzte Preis ausgezahlt wurde. — Heute feierten Herr Uhrmacher Pretzschner und Frau die silberne Hochzeit. Zahlreiche Freunde und Bekannte brachten dem Jubelpaar Geschenke und Glückwünsche. — Auf Glashütter Revier an der Prießnitzthal- straße wurde heute von Spaziergängern ein starker Fischotter beobachtet. Seyde b. Frauenstein. Die fiskalische Strafe Dir „Wetßeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. » Pfg., zweimonatlich St Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan fialten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an.