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MsdmfferTageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche« Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die Sgespaltene Raumzeile 20 Goldpfennig, die 2gespalteneZeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold» ^ö^^s.^"^^^'^"bAeklamezr«e im textlichen Teile l«0 Goldpfennig. Rachweisungsgebühr 2V Goldpfennige. Vor- Fernsprecher-. Amt Wilsdruff Nr. 6 annahmt!n-i>°rm.ti> Uhr Für die R!ch!igkoil der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder derÄuftraggederin Konkurs gerat. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Dar.Wil-druffer Tageblatt" erscheint täglich nachm. 5 Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 Mk. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Mk>, bei Postbestellung isPfg. Äll-Pofta^stEn Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postbaten End un"er7Än" träger untz Geschäftsstellen — - - nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung d« Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenv Porto beiliegt. Nr 279 83. Jahrgang. Wilsdruff-Dresden Teleor^Adr.: .Amtsblatt- Postscheck: Dresden 284« Sonnabend 29. November 1924 Landwirtschafilicher Kredit. Zu der in der letzten Zeit besonders lebhaft gewor denen Auseinandersetzung über die angeregte Umwand lung der Rentenbank in eine unabhängige rein landwirt schaftliche Kreditanstalt wird uns von besorrderer Seit« geschrieben: Durch den Londoner Pakt ist bekanntlich bestimmt worden, daß infolge der Schaffung der neuen deutsches Währung auch das bisherige Währungsinstitut, nämlich Lie Deutsche Rentenbank, abgebaut werden solle, und zwar im Laufe von zehn Jahren. Die Nentenmark- scheine werden allmählich ersetzt durch die neuen Reichs markscheine und die Garantie für das alte Zahlungsmittel übernimmt die umgestaltete Reichsbank. Nun soll dem Gesetz über die Liquidierung der Rentenbank zufolge als Kreditvermittlungsinstitut neben der deutschen Renten donk eine besondere Kreditanstalt gegründet werden, Lie ihr Kapital dadurch bilden soll, daß laut 8 9 des Liquidationsgesetzes jährlich mindestens 25 Millionen an dieses Kreditinstitut von der Deutschen Rentenbank abge geben werden sollen und zwar von den Zinseingängcn, auf das zwei Milliarden betragende Kapital der Renten bank. Von diesen Zinseingängen gehen dann zunächst SO Milliarden zwecks Tilgung des vom Reich garantierten Betrages ab und dann die 25 Millionen für die Kredit anstalt, eine Summe, die mit Zustimmung der Neichs- regierung noch erhöht werden kann. Da die Liquidation der Rentenbank zehn Jahre in Anspruch nimmt, würde am Ende dieses Zeitraumes die Kreditanstalt über ein Ka pital von mindestens 4 bis 500 Millionen verfügen. Bei dem engen Zusammenhang zwischen der Kredit anstalt und der Rentenbank ist nun auch angesichts des sehr erheblichen Einflusses, den eine so kapitalkräftige Kreditanstalt für die ganze Frage des landwirt schaftlichen Kredites haben muß, die preußi sche Regierung — also nicht die Reichsregierung — auf Len Gedanken gekommen, Einfluß im Verwaltungs rate zu gewinnen oder diesen vielmehr zu verstärken. Denn tatsächlich entsenden in diesen Verwaltungsrat die Länder acht Vertreter. Drei werden vom Landwirtschafts rat bestimmt und nur acht durch die verschiedenen land wirtschaftlichen Jntereffentengruppen. Die preußische Ne gierung hat ihre Aktion damit vorbereitet, daß sie erklärte, der Landbund habe in dem Verwaltungsrat der Ren tenbankkreditanstalt einen überragenden Einfluß. Der Landbund entsendet zwei Vertreter. Die Rentenbank selbst hat nicht nur äußerlich, son dern auch innerlich durch die Dawesgesetze eine starke Ab änderung erfahren, indem nämlich die Landwirtschaft die einzige ist, die das erwähnte Zweimilliardenkapital der Rentenbank stellt. Die ursprünglich laut Nentenbank- gesetz vom 15. Oktober gleichfalls zur Deckung herange- zogenen gewerblichen und industriellen Unternehmungen find durch das Gesetz über die Jndustrieobligationenbe- lastung aus der Rentenbank ausgeschieden, sodaß diese jetzt tatsächlich ein rein landwirtschaftliches Institut nach der Soll- und Habenseite geworden ist. Das gleiche gilt für den Kredit. War schon die Gründung der Golddiskontbank nur zu dem Schritt geschehen, der Industrie Kredit von 200 Millionen zu verschaffen, so soll die neue Neichsbank oder m u ß vielmehr als reines Jndustriekreditinstitut gel ten, weil sie Kredite nur auf drei Monate gibt. Ein solcher Kredit ist für die deutsche Landwirtschaft unbrauchbar, die nur mit langfristigen Krediten arbeiten kann. Allseitig wird anerkannt, daß die Landwirtschaft aus gedehnte langfristige Kredite mehr wie notwendig hat. Nun wird gegen die Rentenbankkreditanstalt der Ein wand erhoben, daß ihr Bestehen bezw. ihre Erweiterung zu einem derartig großen Kreditinstitut eine schwere Kon kurrenz für die schon bestehenden landwirtschaftlichen Kre ditorganisationen bedeute. Demgegenüber steht die Tat sache, daß jene älteren Kreditinstitute zurzeit alles andere als finanzkräftig und in der Lage sind, der Landwirt schaft in ihrer Kreditnot helfen zu können. Man hat die Möglichkeit, Ersparnisse zu machen, überhaupt erst seit einem Jahre, und die Gelder der Schulze-Delitzschschen Ge nossenschaften, von Raiffeisen usw. sind im vorigen Jahre durch die Inflation auf einen lächerlich geringen Nest zu- fammengeschmolzen. Der Landwirtschaft ist es in diesem letzten Jahre nicht derart gutgegangen, daß sie an Erspar nisse, also an Einzahlungen bei den Genossenschaften hätte denken können. So erklärt sich das Verlangen, daß die Landwirtschaft die hypothekarische Belastung, die sie mit der Gründung der Rentenbank zu übernehmen hatte und die jetzt für die Währungsstabilisierung nicht mehr in Frage kommt, in ihrem Interesse verwendet wissen will. Bei der Schwäche der anderen Kreditinstitute im Hinblick auch aus die Ausschaltung der Reichsbank und der Renten bank als Kreditgeber für die Landwirtschaft, hält man auch vielfach auf Seiten der Landwirtschaft die im Gesetz vor gesehene Gründung der Rentenbankkreditanstalt nicht für eine Konkurrenz, sondern für eine willkommene Vermehrung der Kreditmöglichkeiten für die deutsche Landwirtschaft. Aegyptens Unterwerfung. Zwar Pascha gibt nach. London, 27. November. Zwischen dem englischen Vertreter Lord Aüenby und dem neuen ägyptischen Ministerpräsidenten Ziwar finden andauernd Konferenzen statt. Ziwar Pascha erklärte sich bereit, auch die letzte der englischen Forderungen anzu- erkennen, also Englands Recht auf den Schutz der Fremde« in Ägypten und Ägyptens Versprechen, gegen dieses Recht Englands keinerlei Opposition zu treiben. Eine formelle Note dürfte dieses Zugeständnis sehr bald befestigen. Alle anderen englischen Bedingungen sind bereits entweder von der ägyptischen Negierung freiwillig erfüllt oder von der englischen Regierung erzwungen worden. Die britische Mi litärbehörde verhaftete den früheren Unterstaats sekretär des Innern, Abdel Rahman Bei Fahmi, der im Jahre 1921 in Verbindung mit einer Verschwörungs- afförc gefangen gefetzt worden war und später, als Zaglnl Pascha zur Macht gelangte, wieder freigelasfen worden war. Verhaftet wurde ferner M alr a n E b e d, ein hervor ragendes Mitglied der koptischen Bewegung, der Zaglnl Pascha kürzlich auf seiner Reise nach London begleitet hatte. Die Verhafteten wurden in ihren Betten überrascht. Wohin sie gebracht wurden, ist nicht bekannt. Da der Völkerbund jedes Eingehen auf die ägyptische Protestnote gegen Englands Vorgehen verweigert hat, bleibt der machtlosen Regierung im Pharaonenlands, die nur den Schein der Selbständigkeit hat, vorläufig wohl nichts anders übrig, als vor den britischen Kanonen, Schlachtschiffen, Infanteriedivisionen und Bombenflug zeugen Kein beizugeben. In den englischen Blättern wird inzwischen verbreitet, die ägyptischen Führer hätten auch beschlossen gehabt, auch Lord Allenby zu ermorden. Die Räumung des Sudans von ägyptischen Truppen schreitet ohne Widerstand fort und zurzeit soll in ganz Ägypten Ruhe herrschen. In Londoner Regierungskreisen ist man der Ansicht, der Ministerwechfel habe für die nächste Zeit eine entschiedene Besserung gebracht; man glaube, daß die Wiederherstellung normaler Zustände nicht lange auf sich warten lassen werde. Die Minister seien der Ansicht, daß die Krise vorübergehen und daß es, wenn es zu keinem neuen Zwischenfall komme, unnötig fein würde, neue Maßnahmen wie die Erklärung des Belagerungs zustandes .zu beschließen^ «in «euer englisch-ägyptischer Vertrag. Nach dem „Evening Standard' beabsichtigt das Aus wärtige Amt die künftigen englisch-ägyptischen Beziehungen in einem neuen Vertrag zu regeln. Ägypten wird als Mow- arMe weiterbestehen. Großbritannien überwacht den Suezkanal. Die Rechte des Sudans sollen so gesichert wer den, daß ägyptische Übergriffe ausgeschlossen sind. Außer- dem wird die Einführung einer Pressezensur in Kairo ge plant. Also es bleibt dabei, daß der Sudan restlos annek tiert wird. Kein Rücktritt ägyptischer Minister. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 28. November. Der „Information" wird aus Kairo gemeldet, dass die drei Minister, die wegen der Verhaf tung der ägyptischen Nationalisten ihren Rücktritt erngereicht hat ten, ihre Rücltrstserkläruug in der letzen Kabinettssitzung zurück- genommen haben, da die britischen Militärbehörden versprochen hatten, die Verhafteten noch gestern den ägyptischen Behörde» zu übergeben. Zagloul Pascha über Zivar Pascha Paris, 28. November. Zagloul Pascha hat einem Ver treter des „Motin" m Kairo erklärt: Ich fühle mich zu krank, «m in absehbarer Zeit nach Genf zu reisen. Zudem hat meine Partei noch nichts Endgültiges Wer diese Reise beschlossen. Ob wohl Zivar Pascha mich durch die Vertagung des Parlament» des Versprechens entbunden hat, ihn zu unterstützen, mahne ich nach wie ror zur Ruhe Zivar Pascha auch Außenminister. Paris, 28. November. Einer Havas-MeDrmg zufolge yat Zivar Pascha auch das Ministerium des Auswärtigen üoer- nommen, nachdem der ägyptische Gesandte in Rom es ausge schlagen hat. Rücktritt Bradburys. Paris, 28. November. Die Blätter melden, datz der englische Delegierte in der Reparativnskommi sivn Äre Joh» Bradbury am 3. Dezernber von seinem Posten zurücktritt. Eine EMW des Generals m MW. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 28. November. General v. Nathusius bat den Kasseler Korrespondenten des „Lokalanzeigers" ausdrücklich fest- zustellen, datz er nicht die Begnadgung angenommen habe. Er habe einen schriftlichen Protest gegen die Begnad'gung mit ferner Unterschrift versehen, seinem Rochtsdeistand emgehändigt und gebeten, das Schriftstück Herriot zu unterbreiten. Er habe dar gelegt, datz er niemals diese Begnadigung amrehmen könne, da er kern Schuldbekenntnis Megen könne. Er bestände daraus, datz man ihm seine Ehre Wiedergabe, und zwar dadurch, datz man das völlig ungerechte Urteil aufhebe. Er habe noch ein zweites Schriftstück unterschrieben, in dem er feststellt, datz er sofort die Revision vor dem Obersten Gerichtshof beantragt habe. Er sei jederzeit bereit, sich nochmals vor dis Schranken eines franzö sischen Gerichts zu begeben, weil er als aufrechter deutscher Mann und alter Offizier jeden Tag dafür eintrete, datz er nichts gegen das Gesetz getan habe. Kredit für die Reichsbahngesellschaft. Berlin, 28. November. Zwischen der Reichsbahn-Ge- sellschaft und einem unter Führung von Speyer L Co. stehenden Neuyvrker Bankkonsortium sowie einer Länderbahngruppe ist ein Abkommen zustandegekommen. Danach erhält die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft bis zum 31. Januar 1926 das Recht ein geräumt, einen Krebst in Höhe von 15 Millionen Dollar teils in Dollar, teils in Pfund Sterling in Anspruch zu nehmen. Die Gefährdung Danzigs durch polnische Munition. Bromberg, 28. November. Gestern früh kam es in der etwa fünf Kilometer von Bromberg entfernten Munitions fabrik Hoheneiche zu einer heftigen Explosion. Das Fabrikge bäude wurde vollständig zerstört. Drei Personen sind getötet und zahlreiche verwundet. Die Explosion war so stark, datz sie in den benachbarten, an der Berliner Chaussee gelegenenen Ortschaften wie ein Erdbeben empfunden wurde. Auch in Bromberg wurde der starke Knall gehört. Vier Personen sind durch die herum- sliegenden Geschotzstücke und anderen Gegenstände verletzt wor- j den. Der Fall ist bedeutsam für die freie Stadt Danzig, well unter der Einwilligung des Völkerbundes Polen auf der Wester platte umreit von Danzig ein Munitionsdepot aniegen wird. Echo -e Rhin erscheint weiter. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Mainz, 28. November. Das „Echo du Rhin" teilt mit, datz es vom 1. Dezenrber ab in Koblenz erscheint. Es werde sich aber nicht mehr an politischen Auseinandersetzungen beteilige». Die russischen Antworten in London. London, 28. November. Die Sowjetregierung hat ans die zwei Noten Chamberlains in zwei Noten geantwortet. Die erste spricht nur das Bedauern über den Entschlutz Englands aus, die Abmachungen nicht zu ratifizieren. Die zweite schlägt vor, den Sinewjew-Brief zur Entscheidung über Echtheit oder Fäl- schung einem Schiedsgericht zu unterbreiten. Unwetter über England. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 28. November. In den letzten 24 Stunden ist über England ein schweres Unwetter niedergegangen, das als das schwerste der letzten Jahre bezeichnet wird. Der Dampfer- verkehr nach Holland ist eingestellt. Erbitterter Kamps vor Tetuan. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 28. November. Nach einer Meldung des „Jour nal" hat sich gestern in Marokko unmittelbar vor den Toren Te- tuans ein erbitterter Kampf abgespielt. Den Aufständischen war es gelungen, sich bis Ms einen Kilometer an die Stadt heranzu- arbeiten. Eine eingeborene Truppenabteilung wurde gefangen- genommen und fortgefchleppt. Tetuan abgeschnitten. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Madrid, 28. Novemebr. Das Direktorium teilt mit, -atz sämtliche Verbindungen mit Tetuan wegen eines heftigen Sturmes unterbunden sind.