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Erstes Blatt. Wochenblatt für für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag AbonnememSpreis vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer koftet-10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstag« bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag. Lbonnementspreis vierteljährlich l Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Ps. Jnseratenannahme MontagS u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. für die König!. Amtshauptmannschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht lllld den Stadtrath zu Wilsdruff. Dreiundvierzigster Jahrgang. Rr. «8. 1883. Freitag, den 17. August Bekanntmachung. Der Lohgerbermeistcr Herr Friedrich Wilhelm HLxi-x und dessen Ehefrau Anna Emilie geborene Schumann, beiderseits zu Wils druff, beabsichtigen in dem unter Nr. 262 des Brandversicherungs-Catasters für gedachten Ort gelegenen Grundstück ersterer eine Leim siederei mit Dampfbetrieb und letztere eine Lohgerberei zu errichten. In Gemäßheit ß 17 der Reichsgewerbeordnung vom 21. Juni 1869 wird dies mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf besonderen Privatrechts-Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Er scheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen. Meißen, am 13. August 1883. Die Königliche Amtshauptmannschast. - v. Boffe^ - - - Bekanntmachung, das am 3. September d. Z. abznhaltende Kinderfest betr. Zur Deckung der Kosten, welche durch das am 3. September in hiesiger Stadt abzuhaltende Kinderfest erwachsen werden, wird in diesen Tagen eine Haussammlung stattfinden, und sind damit die Herren Stadtrath 8pvin88kl«e> und Stadtverordneter Uvrrmunn für den Bezirk Cat.-Nr. 1 bis mit 40, Stadtverordneter vinnckorl' und Lederfabrikant 8r«t8vbuv1<1«r für den Bezirk Cat.-Nr. 41 bis mit 82, Stadtverordneter Hoffmann und Tischlermeister 4nlin8 Vo^ol für den Bezirk Cat.-Nr. 83 bis mit 138, Amtsschornsteinfegermeister Lrännlivk und Schmiedemeister b'nvli8 für den Bezirk Cat.-Nr. 139 bis mit 197, Tapezirer Hvb8v und Böttchermeister 4mKU8t Ko8« für den Bezirk Cat.-Nr. 198 bis mit 240, Fabrikant Wildolm Lrippvn8tapol und Bäckerobermeister Vdlomann für den Bezirk Cat.-Nr. 241 bis mit 296 betraut worden. Außerdem sind zu diesem Zwecke noch Sammelstellen und zwar bei den Herren Stadtverordneten Roied« und vinllSork, sowie bei dem Herrn Lehrer Lornomaun und bei den Herren Restaurateuren 8noiu8 nnd katr-iA errichtet worden. Indem wir nun die geehrten hiesigen Bewohner davon in Kenntniß setzen, bitten wir Dieselben zugleich ebenso freundlichst wie er- gebenst, sich an dem Sammelwerke durch Geld- und andere Geschenke gütigst betheiligen zu wollen. Hiernächst ist noch darauf aufmerksam zu machen, daß an dem gedachten Kinderfeste auch nichtschulpflichtige Kinder theilnehmen können, wenn solche 5 Jahre alt und bis zum 28. August bei dem Herrn Schuldirektor Oorburüt angemeldet worden sind. Wilsdruff, am 13. August 1«^ Durch Kieker, Brgmstr. Bekanntmachung. Auf Grund der bei Herrn Bürgermeister kiek«,- einznsehenden Bedingungen soll nächsten Dienstag, den 21. August, Abends 6 Uhr im Sitzungszimmer des Rathhauses die Ausführung der Renovirung des Mentzern hiefiger Stadtkirche vergeben werden; es ergeht daher an Alle, welche die betreffenden Arbeiten übernehmen wollen, andurch die Aufforderung, nach Einsicht der Bedingungen ihre Kostenanschläge, mit Namensunterschrift versehen, bis Dienstag früh bei Herrn Bürgermeister Ficker einzureichen und am Dienstag Abend 6 Uhr persönlich im Sitzungssäle des Rathhauses zu erscheinen. Wilsdruff, am 16. August 1883. Der Kirchenvorstand das. vr. k. Der Schulvorstand und das Festkomite. Interessantes ans Luthers Leben. VI. Luther hatte ein außerordentlich zartes Gewissen und war von Kind auf ein reines und frommes Gemüth. Daher kam es, daß er die vielen kleinen Vergehungen im Thun, Reden und Denken, ohne welche ja kein Tag in unserm Erdenleben vergeht, viel tiefer und schmerzlicher fühlte, als Andere. Sein fester Wille ging dahin, ganz rein und heilig zu werden, Gottes Wohlgefallen völlig zu erkämpfen, — aber es ging nicht. Diefe Ohnmacht, Gottes Willen völlig zu er füllen, machte ihm nur noch mehr Unruhe und heimlichen Kummer. Sein scharfer Geist, der jeder Sache auf den tiefsten Grund ging, sagte ihm, daß wenn er Gottes Willen nicht ganz erfülle, er auch nicht selig werden könne, und diese Gewißheit drückte ihn noch tiefer nieder. In Christo sah er damals, wie die allermeisten Christen seiner Zeit nur den himmlischen Richter, der auf einem Regenbogen thronend die Bösen straft, darum fand er bei ihm keinen Trost. Das tröstende Evangelium von Christo dem Heiland der Sünder stand ja damals vor der Reformation unter dem Scheffel und die Leute, welche es ernst nahmen mit ihrem Seelenheil, wurden von der Kirche an die Fürsprache der Heiligen gewiesen. Die Anrufung der Heiligen war damals etwas so Gewöhnliches, daß sie uns auch in Luthers Jugend entgegentritt. Als er in seiner Studentenzeit einst nach Haus reiste, verwundete er sich mit dem Schwert, ohne welches damals kein Stu dent ausging, das Bein so empfindlich, daß es anschwoll, als er die Wunde krampfhaft zuhielt um das Blut zu stillen. In der Todesangst rief er da: Maria hilf! und als in der nächsten Nacht die Wunde wieder aufbrach, nahm er zu ihr wieder seine Zuflucht. Die innere Schwermuth über die Sündhaftigkeit des Herzens, die sich zwischen ihm und Gott wie ein tiefer Abgrund ausbreitete, wurde noch vergrö ßert, als einst ein lieber Freund eines jähen Todes wahrscheinlich durch Mördershand starb. Sie wurde auch nicht gehoben durch die Freude, die er einmal auf der Bibliothek erfuhr, als er zufällig eine ganze Lateinische Bibel unter andern Büchern entdeckte. Er konnte den Gedanken nicht los werden, daß er nicht so sei, wie Gott es ver lange und daß er darum verloren gehen müsse. Der junge Magister, der so jung schon hohes Lob geerntet hatte um seiner Leistungen willen, ging still und traurig einher. Niemand ahnte, was er in seiner Brust hin und her bewegte. Bald aber sollte es offenbar werden. Im Jnni des Jahres 1505 hatte er seine Eltern in Mansfeld besucht und war am 2. Juli auf der Rückreise nach Erfurt begriffen und dem Ziel seiner Wanderung schon ganz nahe, da brach beim Dorfe Stotternheim ein grauenhaftes Gewitter über ihn den einsamen Wan derer los. Luther schritt tapfer drauf zu, um ein Obdach zu erreichen, da fuhr unmittelbar vor ihn, ein flammender Blitz mit entsetzlichem Donnerschlag zur Erde herab. Er stürzte zusammen von Schreck durchbebt, und durchzuckt von dem Gedanken, daß der Strahl ihn tödten könne, schrie er laut: „Hilf, liebe Sankt Anna, so will ich ein Mönch werden!" Als er wieder zu sich kam und sein Quartier in Erfurt wieder erreicht hatte, da kams wohl über ihn wie Reue, daß er der Welt entsagen und nur Golt leben wollte mit Fasten und Beten, und die Freunde mochten ihm auch dringend abrathen, aber das Gelübde war einmal gethan, Sankt Anna hatte ihn errettet, da rum gabs kein Rückwärts. Noch einmal, am 16. Juli, lud er feine besten Freunde zu sich ein, Abschied zu nehmen, und am nächsten Tag klopfte er an der Klosterthür. Seine Freunde, die ihm das Geleit gaben, konnten sich der Thränen nicht erwehren, als sie geöffnet ward und Luther, der früher so fröhliche Student, im dunklen Kreuzgang verschwand. Tayes ye schichte. Der „Staatsanzeiger" veröffentlicht folgendes Schreiben des deut schen Kronprinzen: „Das Unglück, durch welches Ischia heimge sucht und ganz Italien in tiefe Trauer versetzt worden ist, hat in Deutschland den schmerzlichsten Eindruck gemacht. Es ist Meiner Ge mahlin und mir daher ein Bedürfniß, diesem Gefühle Ausdruck zu verleihen, und Wir hegen den innigen Wunsch, daß dies in einer Un serer Betrübniß würdigen Weise geschehe. Deshalb möchten Wir, von Tausenden umringt, im Geiste an die Trauerstätte treten, aber nicht nur um die Todten zu beklagen, sondern um zu helfen, das überle bende Leid zu lindern. Wir sind gewiß, daß das deutsche Volk dem