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«r. 154. ssripzi-. u»i>4. Preis -tnKlli-rOch f«. »W. Är»« «tu-ela- Ru»«r DtüWc Allgmtiüc Zeitung. «Sahrheil «d Recht, Freiheit and Gesetz!» S»«»«te»d, 5. Illi 4S7S. Inserat« ft»d «o die «xpediti,, t» «-W»'« M M>d«a. I»siMtO»»,ed«tzr .! stk »i« «»«««»11» »a „Nr U> W. Telegraphische Depeschen. * <mr, 3. Juli. Se. Maj. der Kaiser machte gestern eine Spazierfahrt und besucht« das Theater. Heute findet eine Moraenmusik der Kapelle de» 4. Garde- Grenadierregiments Königin aus Koblenz statt. Der Cur unterzieht sich Se. Mai. wie gewöhnlich. * Men, 3. Juli. Der Minister des Innern Graf Taaffe ist nach Prag abgereist, um daselbst bei der heutigen Wahl des böhmischen Großgrundbesitzes sein Stimmrecht persönlich auSzuüben. Die Handelskam mer hon BudwciS wählt« liberal; die Städtegruppen -in Istrien und Görz wählten ihre bisherigen beiden liberalen Vertreter wieder. (Wiederholt.) * Rom, S. Juli. Die hiesigen Zeitungen bestätigen -die Nachricht, daß Ismail-Pascha in Neaptt fäa« Residenz nehmen werde. * Versailles, S. Juli. Der Senat hat den Ge- scyentwurf betreffend di« Verlegung der Kammer» nach Paris mit 1S9 gegen 107 Stimmen angenommen. Bon Testelin (von der Linken) wurde ein Lutrag auf Wiedereinführung des Eides für die Offiziere und die Soldaten eingebracht. — Die Deputiptenkammer hat den Art. 1 der Ferry'schen Gesetzvorlage betreffend Len höhen» Unterricht, durch welchen dem Staat« da« Recht der Urbertragung der Grade wieder zurückge geben wird, angenommen. * Landon, 3. Juli. Die Regierung hat dem Par lament das Blaubuch über die ägyptisch« Auge- Legenheit vorgelegt. Dasselbe enthält Depeschen vom 25. April bi» 2K. Juni. Ein« Zuschrift de» deutschen Botschafters, Grafen Münster, an den Marquis of Salisbury vom 4. Mai constatirt, daß die kaiserlich deutsche Regierung sich jeder thätigen Einmischung in die ägyptischen Angelegenheiten ««Halten habe, soweit di« letztem Fragen allgemeiner politischer Natur be trafen, auch habe di« deutsche Regierung einen mehr oder minder VirecteN Einfluß auf die Verwaltung Aegyp ten« auSzuühen nuht unternommen, indem sie die Wäh rung der allgemeine» europäischen Interessen, welche deutsche Regierung beabsichtige, an dieser PoMk fesi- zuhÄten. Ein« Depesche deS Marquis of Salisbury un LaScelleS vom 18. Juni führt die Gründe auf, welche die britische Regierung bewogen, die Absetzung de» Khedive zu verlangen. Die Depesche schließt: „Das einzige Hinderniß der Reform scheine in dem Charakter des Khedive zu liegen, dessen finanzielle Der- legepheiten fast unvermeidlich zu einer Bedrückung des Lande» führten, während seine Treulosigkeit alle freund schaftlichen Bemühungen, zu einer Abhülfe zu gelangen, vereitelten. Ein Wechsel dieser Politik wäre unzweifel haft nur durch einen Wechsel in der Person deS Herr scher« zu erreichen." * London, 3. Juli. Eine Extraausgabe der Daily New» veröffentlicht ein Telegramm aus der Capstadt vom 6. Juni, wonach die Fried«»»unt«rhand- lungen eröffnet Word«» wärm- Der König Ketsch« wayo hab« dm englisch«» Behörden unter gewissen Bedingungen eine« WaffeMtlstand angebotm und wllrde inzwischen der Mittheiluiig der definitiven Frie- denSöedingungen England» gewärtig bleiben. *wke», 3. Juli, lieber di« jüngsten Schritte der Botschafter Englands und Frankreich» in der ägyptischen Angelegenheit meldet die Politische Corrrspoudenz gegenüber ihrer früher» bezüglichen Mit- thtiümg (vom 1. Juli) au» Konstantinopel von heute: „Der von dm Botschaftern Frankreich« und Englands gegen die Aufhebung de» Ferman« von 1873 gemachte Schritt beschrämd sich auf di« ein dringlichsten Vorstellungen u»d involvirt noch keine«- Weg« einen Protest. — Der Sultan vrrsich«rte dem Großvezir und dem Scheikh-ul-Jslam, daß er die Rück kehr Mahmud-Redim-Pascha'S nur gestattete, da mit sich dieser von den Widerwärtigkeiten de» Exil» erhole." — Au» Cattaro wird der Politischen Cor- respondenz gemeldet: „An dtr Grenze hat ein Zu- sammrnstoß zwischen Türken »nd Montenegrinern stattgefunden; infolge dessen find 13 montenrgrinische Bataillone einberufen worden." * Kairo, 3. Juli. Da» neue Ministerium wird, wie e» heißt, fokgendermaßtu zusammengesetzt sein: Cherif Inneres- Auswärtige» und Präsidium, Mustapha- Fahni öffentlich« Arbeiten, Ismail-Eyoub Finanzen, Mqhmoud-Bardi Unterricht, OSman-Galil Krieg, Murad Justiz. — Nach einer officiellm Bekanntmachung ist die Einlösung des am 7. Juli fälligen Coupon« der AmortisirungSauleihe von 1865 an- geordnet worden. *Reuvorä, 3. Juli. Der in Callao festgehal tene deutsche Dampfer Luxor soll, wie au« Lima vom 11 Juni Über Panama hierher gemeldet wird, freigegeben worden sein. Zur Millisterkrifis « Verlm. Üeten in de» berliner Nachrichten fiser bie Mimsterkrisis daselbst al» besonders bedeutsam hervor: einmal die Schnelligkeit, womit die Wiederbesetzung der erledigte» Stellen er folgen zn sollen scheint, und zweitens die Mühe, dir man sich officiöserseitS gibt, die gleichzeitigen Rück tritt« der drei liberalen Minister al« weder durch den Franckensteiu'scheu Antrag veranlaßt, noch irgendwie gemeinsam vereinbart, vielmehr al« auf ganz verschie denen Ursachen beruhend und nur ganz zufällig zusam mentreffend darzustellen. Eigentlich steht daS Eine im Widerspruch mit dem Andern. Wenn man die gleichzeitigen Rücktritte jener drei Minister nicht al» selbstverständlich aus der ver änderten politischen Grfammtlage fließend ansah, oder, besser gesagt, wenn Man daran festhielt, daß eine solche Veränderung in der politischen Gesammtlage, welche zu diesen Rücktritten zwingende Veranlassung gäbe, nicht eingetrete» sei und auch nicht ei »treten solle, dann mußte man (wie in früher« Fällen gescheheu> die zum Ausscheiden entschlossenen Minister zu hatten, nicht aber mit einer sonst ungewöhnlichen Hast ihn«« Nackfolger — und zwar Nachfolger von wesentlich anderer politischer Richtung — zu geben beeifert sei«. Auf der andern Seite ist von jenen drei Männern, bei ihrer bekannten staatsmännischen Einsicht und ihrer ebenso bekannten und bewährt«« Vaterlandsliebe und Hingebung an da» Allgemeine, mit Sicherheit anzu nehmen, daß sie einen solchen so bedeutsamen, gerade im Augenblick ganz besonder« bedeutsamen Schritt nicht gethan haben werden, ohne alle die Folgen in Betracht zu ziehen, die derselbe mmwßbkeiblich haben muß, und wovon die nächste und nicht geringste die ist, daß in weitesten Kressen der Nation dadurch eins tiefgehend« Erregung, Bestürzung und Beso^Ukß h«r- vorgerufen, daß ferner in den Augen deS Auslandes ein dunkler Schatten auf die Zustände Deutschland» und Preußens, als feie» dieselben in einer inner» Zersetzung und Auflösung begriffen, g«worf«n wird. E« ist mit Sicherheit anzunehmen, und wir neh men es al» zweifellos an, daß Männer wie KaK Friedenthal und Hobrecht nicht au» blo« persönlich«» Gründen — und wäre» «San sich die triftigst«»-—, auch nicht ans irgendwelchen Ursachen, die zu anderer Zeit einen solchen Entschluß motiviren möchte», gerade jetzt, inmitten einer auSgebrocher»«« großm parlam«»- tarischen Krifi«, ihre Poste» «erlassen haben würde«: wenn sie nicht eben in ihrem Gewissen sich gedrungen gefühlt hätte«, durch ihren ungesäumt erklärte» RüA tritt offen zu beurkunden, daß sie auf dem vom R8chs- kavzler eingeschlagenen W«ge — mit all s«in«i unver meidlichen Consequenzen nach der wirthschaftlicheu, po litischen und kirchlichen Säte hin — weittr mitzugehe« außer Stande seien. u Dürfen, ja müssen wir das von diesen und gerade dieftn Männern voranSsetzen, so wird durch keimt Ab- ISWMMWMLWMFM«- Vkywere oes Vorganges avgts<ywawt werden romwit; wohl aber wird di« so rasche Wtedrrbrsetzung dir frei gewordenen Ministerposte» durch Männer cmd«r«r Richtung die Ansicht nur noch: mehr bestätigt, der man ja ohnedies sich leider kaum mehr verschließ«« kann: daß eine principielle Wandlung der G«sammt- politik im Reiche und in Preußen an maßgebender Stelle eine beschlossene Sache sei Und daß es sich dies mal nicht etwa, wie wol in früher» Fällen, um «in bloße» MiSverstäNdniß oder ein« Entfremdung zwischen Reichskanzler und Liberalen in einer «inzelnek Frage mit der Hoffnung auf Wiederaussöhnung oder Ver ständigung, vielmehr um einen wirklichen, vollständigen, schwerlich so bald zu heilenden Bruch handle. Leipziger Kunstgewerbeausstellung. Gruppe 1. Textilindustrie. H Leipzig, 3. Juli. Wenn wir die gegenwärtige Ausstellung ihrem Wesen nach ins Auge fassen, um sie mit andern derartigen Veranstaltungen der Neu zeit zu vergleichen, so tritt uns in derselben nicht so» rvol eine durch Menge und Mannichfaltigkeit der Ob jecte überraschende Exposition entgegen, als vielmehr eine in vieler Beziehung durch Schönheit und Gedie genheit impomrende Mustersammlung, die zwar eben ihres abgeschlossenen Charakters wegen weniger als manche der früher» Ausstellungen dem Fachmann zu «iner vergleichenden Uebersicht der Leistungen verschie- Heuer, Länder sowie der Industrien unter sich Anlaß gibt, dafür aber dem Laien reichlich Gelegenheit bietet, seinen Geschmack und sein künstlerische» Urtheil zu bilden und gerade deshalb bei flüchtiger Betrachtung im ganzen und einzelnen nicht wohl gewürdigt werden kann, sondern ein wiederholtes eingehendes Studium erfordert. Erfreulicherweise erfüllt gerade diese Aus stellung ihren instructiven Zweck namentlich auch durch die sorgfältige Berücksichtigung, die hier dem einheit lichen Eharakter der Zimmereinrichtungen geschenkt wurde, ein Monierst, daS vorzüglich geeignet ist, auf den allgemeinen Geschmack zu wirken, und daS in den letzten Jahren mehr und mehr eine wohlverdiente Be achtung findet. DaS Arrangement des AuSstellnngSpläneS ist so getroffen, daß der Besucher beim Eintritt in daS links seitige Schiff gelangt, um sodann durch da» rechts seitige zurückzukehren. Auf diesem Wege kommen wir zuerst zu der Gruppe der Textilindustrie. Lenken wir hier unsere Aufmerksamkeit vor allem auf die eigent lichen Gewebe, so fällt un» der inmitten dieser Gruppe sich erhebende Pavillon von Wilhelm Bogel in Chemnitz und Lunzenau ins Auge, dessen in stilvoller Zeichnung und prächtigem Eolorit künstlerisch gelungene, schwere wollene Möbelstoffe die Concurrenzfähigkeit dieses Zweiges der sächsischen Großindustrie auf dem Welt markt« glänzend documentiren. Vorzüglich bemerken«- werth ist nächst diesen ein Stück echten Goldbrocats von Otto Findeisen in Chemnitz. In Teppichen ex- celliren Schütz u. Juel in Wurzen, deren Fabrikate in Renaissance und orientalischen Mustern sowol tech nisch als künstlerisch zu dem Besten gezählt werden dürfen, was die Neuzeit auf diesem Gebiete produ- cirt hat. Die Leinendamastweberei, die der sächsische Kunst fleiß mit ausgezeichnetem Erfolge pflegt, bewundern wir insbesondere an den Arbeiten von Joseph Meyer in Dresden. Diese altrenommirte Firma hat daS Verdienst, stilvolle Muster sowie das künstlerische Mittel der Farbe für die Verzierung von Tafel tüchern, Servietten rc. eiugeführt zu habe». Jmpo- nirender noch, wenn auch theilweise von streng ästhe tischem Standpunkte aus zu tadeln, ist die Ausstellung reich ornamentirter Tafelgedecke von Proelß sen. sei. Söhne in Dresden. Die größte Sorgfalt ist hier auf die Ausführung der reliefartig erscheinenden Ge- staltcnaruppen gewendet; die Zeichnungen sind meist vom Professor Krumbholz' in Dresden entworfen. Die in altdeutscher Manier verzierten Handtücher und Tifch- gedecke von Friedrich Röll in Weimar zeigen viel Geschmack; weniger gilt dies von den Wartburgdeckeil von C. H. Hofsommer in Eisenach, wenn dieselben auch dem ausgesprochenen Zweck, al« Andenken für Touristen zu dienen, vollkommen entspreche» mögen. Zwei leipziger Firmen, C. F. Knoch und Alexander Schumann, haben sich mit Erfolg bemüht, Zeugniß von dem erfrenlichen Fortschritt der letzten Jahre auf dem Gebiete der Wachstuchfabrikation zu geben; ihre Imi tationen von Geweben, Stickereien, Holzmasern, Mar mor rc. sind als vorzüglich gelungen zn bezeichnen. Die Spitzenindustrie, die seit Jahrhundert«» ihren Hauptsitz im sächsischen Erzgebirge aufgeschlagen hat, ist besonder« durch A. O. Richter in Dresden nnd Obex- wiesenthal vertreten. Die herrliche Point d'Alen;on, die Duchesse mit reliefartigen Dessin«, die reizenden Ge bilde der Valencienne und de» Point d'Espagne, Vie zierlichen Proben des Point rond in feinster NadA- arbeit, endlich die flachmnsterige antike Kirchenspitze sind wahre Cabinetsstücke, die di« höchsten Ansprüche befriedigen, nnd gehören zu dem Schönsten, das in irgendeinem Lande in dieser Art erzeugt wird. Max Unger in Schneeberg stellt sehr schöne Klöppelarbeiten in Form von FichuS, Barben, Kragen und Taschen tüchern au«; Heinrich Franke in Krottendorf ebenso geschmackvolle als preiSwürdige Gebrauchsartikel. Nicht weniger gut auSgeführt sind die geklöppelten Spitzen von Gustav Glitzner in Raschau bei Schwarzenberg sowie das neben verschiedenen andern hübschen Fabri- katen von Johann August Bochmann in Neustädtel ausgestellte große dreieckige Tuch in Chantillyspitze. An die Erzeugnisse der Spitzenfabrikation reihe» ' sich, als mit denselben iu vielfacher Verbindung stehend^