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MMe LlbMng. Amts- «nH AnzeLgehlatt für das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Bl. für 1 Mark vierteljährl. zu beziehen. — Inserate für daS Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh y Uhr, für das Sonnabcndsblatt spätestens bis Freitag früh S Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzcile oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter 5 Zeilen werden mit 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Uebcreinkunft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgcrmstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-Bürcaus von Haasenstcin ck Vogler, Jnbalidcndank und Nud. Mosse. 47. Schandau, Mittwoch, den 13. Juni 1883« Politische Weltschau. J»i Reichstage scheint noch in letzter Stunde eine friedfertigere und persönlichere Stimmung cingczogen zu sein, als diejenige, welche in den letzten Wochen im Hanse vorznhcrrschcn Pflegte. Wenigstens trug die zweite Lcsnng des Etats pro 1884/85 nicht im Entferntesten jenen persönlichen Charakter, den z. B. — die Debatten über die Gcwcrbcordnnngönovellc mir z» hänfig nnnahmcn, Alles wnrde in rein geschäfts mässiger Weise behandelt und so ist denn die zweite Lcsnng des Etats überaus rasch und glatt verlaufen. Wir tragen hierzu aus der Donncrstagö-Sitzuug noch nach, daß iu derselben zunächst die Znckcrstcncr-Vor- lagc in dritter Lesung definitiv angenommen wurde, worauf, sich das Haus der Wcitcrbcrathnng des Etats zuwaudtc nud die Titel: RcichSciscubahuamt, Rech nungshof, Auswärtiges Amt, Ncichsamt des Innern und Marine nach im Ganzen unerheblicher DiScnssion genehmigte. Auch am Freitag nahm die Etatöbcrath- uug einen rapiden Fortgang, nachdem der Abg. glich tcr>Hagen erklärt hatte, daß er seine Opposition ans einzelne Positionen nnd ans das geringste Maß be schränken wolle. In einer Viertelstunde war das ganze Ordinarinm des MilitärctatS bewilligt nnd mir beim Extraordinarinm erhoben sich Anstände, indem die erste Nate znm Kascrncnban in Hadcrölcbcn ans Antrag des Abg. Frhr. zu Franckcnstcin mit 110 gegen 97 Stimmen gestrichen wurde, ebenso wnrden die Forderungen für die Kasernen in Jütcrbogk nnd Hofgeismar abgclchnt; dagegen fand der Nest dcö MilitärctatS die Znslimmnng dcö Hanfes. In dem selben raschen Tempo wnrden schließlich noch die Etats des Allgemeinen Pensions-Fonds nnd des Jnvalidcn- Fouds, der Einnahmen ans Zöllen, Verbrauchssteuern nnd Aversen erledigt. Für Sonnabend wurde die Beendigung der zweiten Lcsnng dcö Etats pro 1884/85 erwartet; zur dritten Lcsnng dcssclbcn, sowie znr Ac- rathnng dcö Antrages der clsaß-lolhringischc» Abgeord neten ans Aufhebung dcö sogenannten Dictatnrpara- graphcn dürfte der Reichstag vor seiner Vertagung schwerlich mehr gekommen sein. Die ncnc kirchcnpolitischc Vorlage beschäftigt die Presse noch immer in hervorragender Weise. Mit einzelnen Ausnahmen hat dieser neueste Schritt der preußischen Regierung ans dem Gebiete des „Cnltnr- kampfeö" thcilwcisc die unbedingte Zustimmung der Presse gefunden nnd selbst vorgeschrittene liberale Blätter sprechen sich nicht ungünstig über die Vorlage ans. Welche Stellung die einzelnen Fraktionen des preußischen Abgeordnetenhauses der Vorlage gegenüber cinznnchmcn gedenken, entzieht sich noch der Bcnr- thcilnng, denn hier liegt ein Gegenstand vor, welchen sowohl nach seiner allgemeinen politischen Bcdcntnng nnd Consegnenz nach als seinem sachlichen Inhalt im Einzelne» nach einer so vielseitigen nnd gründlichen Prüfung bedarf, daß schwerlich schon jetzt irgend eine Fraclion sich über die Vorlage klar geworden wäre. In Oesterreich bewegt augenblicklich die von den Czcchcn und Polen angcstrcbte Dcccntrnlisatio» dcr Eisenbahnen lebhaft die öffentliche Mcinnng. Die Negierung des. Grafe» Taaffe will »»» diesem Be strebe» vorläufig insoweit cntgcgenkommcn, als »eben der Wiener Ceutrallcitnng in Prag und Lemberg Filialdircctionen für die unter staatlicher Lcitnng, rcsp. Aufsicht stehenden böhmischen nnd galizischen Eisen bahnen eingerichtet werden sollen. In Wien betrachtet man jedoch diese Eonccssivn nnr als einen ersten Schritt znr Aufhebung der Wiener Centraldirectione» nnd der Wiener Oberbürgermeister Uhl hatte daher im Laufe der vergangenen Woche über diese Angelegenheit eine Unterredung mit dem Ministerpräsidenten Grafen Taaffe. Letzterer versicherte hierbei, daß Wien unter allen Umständen Sitz der Ccntralleitnng bleiben werde, daß cö aber bei entsprechender Länge der Bahnlinien unerläßlich sei, au andern Orte» Filialdircctio»c» z» errichte». Wir fürchten indessen, daß sich nm die künftigen Filialdircctionen in den Hauptstädten Böh mens nnd Galiziens alle die separatistischen Tenden zen der in jene» Ländern herrschenden politischen Par teien krhstallisiren werden nnd daß hiermit der Föde ralismus iu Oesterreich eine neue Etappe erreiche» wird. Für Fra»krcich ist der drohende Couflict mit dem himmlischen Reiche der Mitte selbstverständlich fort- dancrnd der Gegenstand der allgemeinen Aufmerk samkeit. Bis jetzt präscntirt sich dieser Couflict nnr in unbcstimmtcn Formen nnd Drohungen, was aber nicht ansschlicßt, daß derselbe eine nentcre Gestalt an nimmt. Die bekannten Auslassungen des chinesischen Botschafters in Petersburg, Margniö Tseng, »ach welche» China cvcntncll selbst vor einem Krieg mit Frankreich nicht znrückschcnc» würde, sind von der Pari ser Ncgiernngsprcssc thcilö mit vornehmem Schweigen, thcils mit Spott nnd Hohn anfgcnommcn worden. Indessen scheint die französische Regierung selbst diese Sache nicht so lächerlich zn finden. Das erste alge rische Tiraillcnr-Ncgimcnt hat Befehl erhalten, sich znr Einschiffnng nach Tonking bereit zn halten, wei tere Regimenter sollen folgen nnd dies dcntct darauf hin, daß maii iu Frankreich Anstalten zn einem grö ßeren Oricntkricge trifft. Sollte aber die Tonking- Expcdition dennoch zn keinem Kriege zwischen Franko reich führen, nun, so können die erwähnten Regimen ter immer noch Vcrwcndnng in Tonking finden, nnd wenn sie mich nnr zn einem BcobachtnngScorpS gegen über China dienen sollten. — Das von der Depu- tirtenkammcr angenommene Magistratnrgcsctz, welches die Unabsctzbarkcit der Richter anfhcbt, ist nun auch dem Senate zur Entscheidung zngcgangcn; eine Ab lehnung des Gesctzcntwnrfö seitens dcö Senats soll nicht »»wahrscheinlich sein. In England nimmt die Agitation znr Bildung einer englische» Gesellschaft behufs Ausführung dcö projcctirtcn zweiten Sncz-CanalS ihren ungehinderten Fortgang. In voriger Woche fand zn London in die ser Angelegenheit wicdernm eine Versammlung von Schifförhcdcrn statt. Nach lebhaften Debatten wurde schließlich ciuc Resolution angenommen, die Arbeit energisch fortznsetzcn, da die von Herrn v. Lcsscps in der jüngsten Generalversammlung der Aktionäre der Snezgcscllschaft abgegebenen Erklärungen sehr we nig befriedigend lauteten. In dieser Woche soll cinc andere Vcrsammlnng stnttfinden. Die große Hanpt- nnd SlantSaction, die seit Wo chen in Moskau spielte, ist uuu zn Ende, denn die Krönnngöfeierlichkcitcn haben mit der nm Sonnabend den 9. Jnni stattgchabtcn Trnppcnrcvnc ihren offi- eicllcn Abschluß gefunden. Zugleich hat sich noch ein mal vom Throne des Czarcn ein gewaltiger Ordcns- rcgcn ergossen, von welchem diesmal die KrönnngS- botschafter und verschiedene hervorragende Mitglieder deö Petersburger diplomatischen Corps betroffen wor den sind. Unter den Dccorirten befindet sich anch der deutsche Botschafter vou Schweinitz, welcher end Alexander - Newsky - Orden mit Brillanten empfing, während sich die beiden französischen Botschafter Jau- r6ö nnd Waddington, der österreichisch-ungarische Bot schafter Graf Wolkenstein u. s. w. sich mit demselben Orden ohne Brillanten begnügen mußten. — Der Kaiser nnd die Kaiserin wnrden am 10. Jnni in Pc- tcröbnrg, entgegen früheren Meldungen erwartet; cö scheint demnach, als ob anch hier einige Festlichkeiten statlfmdcn würden. In den albancsischc» Bergen sind wieder einmal die jahrhnndertalten blntigcn Ranfhüudcl zwischen Al banesen nnd Türken im Gange. Bei einem der letz, tcn Zusammenstöße zwischen den Albanesen nud den türkischen Truppen ging anch ein nlbanesischeö Dorf in Flamme» a»f; beide Theile schlosse» »ach diesem Treffe» einen 24stündigen Waffenstillstand. Die Ur- achc zu diesen Kämpfen ist noch unbekannt. Am Frci- ag flog das Pulvermagazin der Festung Skntari durch ciucu Blitzschlag in die Luft. Ei» Theil deö Bazars wurde hierbei zerstört, die Zahl der gctödtcte» Per sonen soll eine sehr beträchtliche sein. T a q e s q e s ch i ch t e. Sachfen. Am vergangenen Sonntag herrschte in unserem Schandau wiederum ein recht reges Leben, indem sich der Besuch von Vereinen nnd sonstigen Touristen wohl ans einige tanscnd Personen belaufen konnte, denn außer dem Kraukcu- nud Stcrbckasscn- vereiu aus Dresden, welcher mit Mnsik hier ankam und im Hcgcnbarth'schcn Etablissement Anfcnthalt nahm, war anch der Mililärvercin ans Tetschen in stattlicher Anzahl hier, der von hiesigen MilitärvercinS- mitgliedcrn am Dampfschifflandcplatz empfangen nnd begrüßt und nntcr Musikbegleitung nach dem Schützen- Hanse geleitet wnrde, woselbst das Mnsikcorps dieses Vereins conecrtirtc, während die Kameradschaft zwischen Sachsen nnd Ocstcrrcichern neu angeregt und fester geschlossen wnrde; außerdem besuchte ciuc bcrcilö am Vormittag hier eiugctroffcue Gesellschaft aus BöhmischKamnitz unsere schön gelegene Schloßbastci nnd vergnügte sich am Nachmittag daselbst. Bei der Rückfahrt der Vereine hatte sich am Abend an dcr Elbe sehr viel Publikum versammelt, welches den Scheidenden mit Taschentüchern und Hüten frcnndlichst znwinkte. Vor Abfahrt des Tclschncr MilitürvcrcinS icdoch dankte ein Herr ans dem Verein seinen hiesigen Kameraden in herzlichen Worten für die freundliche nnd liebevolle Aufnahme mit der Versicherung, daß ihre Trcnc und Anhänglichkeit zn Sachsen cinc nnnm- stößliche sci. Nachdem dieser Herr noch ein Hoch ans seine Kameraden nnd Schandan anögcbracht hatte, spielte das Mnsikcorps die Sachscnhymne, worauf dauu noch zwei Herren vom hiesigen Mililärvercin ihrcn Kameraden Worte der Freundschaft ziiricfen nnd auf dieselben ebenfalls ein Hoch nnübrachtcn. — Frequenz sächsischer Bäder. Angustusbad bei Radeberg bis 29. Mai: 50 Parteien mit 55 Per sonen. — Aad Elster bis 6. Jnni: 625 Parteien mit 895 Personen. — Tharandt bis 81. Mai: 46 Parteien mit 69 Personen. — Warmbad Wolkenstein bis 7. Jnni: 58 Parteien mit 88 Personen. — Nach einer Verordnung des königlichen Mini steriums des Juneru ist dahin Bestimmung getroffen worden, daß diejenigen landwirthschaftlichcn Vereine, welche sich den landwirthschaftlichcn Kreiövcrcincn ans Grnnd der vom kvnigl. Ministerium genehmigten Organisation dcö landwirthschaftlichcn VcrcinSwcsenö anschließc», als von dcr Staatsrcgicrnng ausdrücklich aucrkauute Vereine zu betrachte» und daher vo» de» Vorschriften dcö VcrciuSgcsctzcö ausgenommen sind. Eine Anzcigc wcgcn Constitnirnng oder Abhaltung von deren Vcrcinsvcrsammlimgcn an die betr. Polizei behörden ist deshalb nicht erforderlich. — Das Königl. Ministerium des Jnueru hat be schlossen, de» auswärtigen Besuchern deö 8. mittcl- denlschen Bundcöschicßens, welches in den Tagen vom 17.—21. Jnni in Dresden staltfindc» soll, daö Mit- bringcn von Waffen nach nnd von dem Festortc zn gestatten, doch dürfe» vo» Seile» der a»ü anderen Orten »ach Dresden kommenden Fcstthcilnchmcr be waffnete Ans- nnd Durchzüge au anderen Orten als dem Festortc selbst nicht vcraustaltct werden. — Die Königl. Majestäten haben ihrcn Anfcnt halt von Nehcfcld nach dcm Sommerlager in Pillnitz verlegt. — Ucbcr die Nachfolge deö mit dem I.Juli d. I. in Nnhcstand tretenden hochverdienten Leiters dcr Landcüheilanstalt Sonnenstcin, Herrn Geh. Mcdicinal- rath vr. Lessing, ist nunmehr höheren Orts dahin Entschcidnng getroffen, daß dcr seitherige zweite Aii- staltSarzt, Herr 1)r. Gnido Weber, welcher bereits eine ca. 20jührigc ersprießliche Thäligkcit an dcr gc- nanntcn Anstalt hinter sich hat, für die dirigirendc Arztstelle berufen ist. An Stelle des Herrn Or. Weber