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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.07.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110731027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911073102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911073102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-31
-
Monat
1911-07
-
Jahr
1911
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Bezugs-Preit dir L»r»»»ß »»» »»rch,»» Lroair >»d So«dU«»r, r»»l »S, in, ha»» ««bracht » M. »»natl^ i.7» LML tnarrhald D«Mchtoad» »ad d«r d«»tlch«n X-lont«, virrirllShri. >M »L. «»«aU. IM Ml. aai^cht. P,ftd«ltella«lL. Sern«, in Brlzrrn, Danemarl. d«» D.nanstaottn. Itait«n. Larrmdara. Ni»d«riand«, Ror- w«««n, O«n«rr,tch» Ungarn, Slugiand, Echwrbrn, Schweti n. Spanten. 2» allen übriger. Staaten nur direkt d»rch bi« Da» Leip,r,e, La««dlatt rrichetnt z«at täglich. Eon». » F«»«no,» nur morgen». Ld-nn«ment,.Lnnal>m« 2,tza»»»»i«lt«S, det »nieren Träger», FUtaten. Sveditenre« und >»nab»e bellen, iowt« Sojtämtern u»b Lriesträgern. klr. 210. Slbend-Ausgabe. KipMcrTWMaü . s14«r l«»cht»»Ichl»U I.M VltNVeiSKetrUNg. rri.-ZnW.jlE Ämtsblatt des Aales und -cs Nolizeiamtes der Stadt Leipzig. Anzeige». Prri- f«r Inserat» an» Uetpt», nnd Umgebimg di« lspaltigeVetirgetl« LPs. dre SieName- »eile I Mk. von au.wärt» 30 Ps.. Reklamen IM Mk. 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Diese Hoffnungen dürften sich insofern als verfehlt erweisen, als die Richtlinien der diplomati schen Aktion bereits im Einverständnis mit dem Kaiser festgelegt waren, ehe Kaiser Wilhelm die Nord- landrerse antrat. Daß der Kaiser bei seiner Rück kehr über den Stand der Verhandlungen unterrichtet zu werden wünscht, ist selbstverständlich, und daß hierzu der Staatssekretär des Auswärtigen, der die Verhandlungen mit Botschafter Tambon führt, die berufenste Persönlichkeit ist. versteht sich ebenso von selbst. An den deutschen Forderungen dürfte sich durch die Rückkehr des Kaisers aber kaum etwas ändern, da die deutschen Ansprüche, worauf bereits hingewiesen wurde, das Mindestmaß dessen darstellen, was Deutsch land bei bewußter Wahrung seiner eigensten Inter- essen verlangen muß. Richtig ist, wenn man in Frankreich annimmt, daß Kaiser Wilhelm den dringen den Wunsch hat, die Berliner Verhandlungen zu einem positiven Ergebnis geführt zu sehen. Diesem Wunsche des Monarchen entspricht es aber, daß die deutschen Forderungen von vornherein so gering be messen wurden als möglich. Besteht Frankreich allzu hartnäckig auf seinem Widerstand, dann würde vor aussichtlich der Fall eintreten, den der englische Premierminister Asquith ins Auge gefaßt hat, als er erklärte, daß im Falle des Scheiterns der Berliner Verhandlungen die Marokkofrage international ge löst werden müßte. Deutschland kann dieser Even tualität mit vollkommenster Ruhe entgcgensehen. Ueber die Kompensationen betreffend Marokro läßt sich oer „Tcmps" in einem Leitartikel, der die deutsch-franLösiichen Verhandlungen bespricht, dahrn aus, daß die Diskussion sich vorläufig allerdings noch rn einem allgemeinen Rahmen bewege. Das der französischen Regierung nahestehende Blatt äußert sich besonders über di« Frage, welche Teil« von Gabun als Kompensation an Deutsch land abgetreten werden können, um dafür vollstän dige Aktionsfreiheit in Marokko zu erreichen. Frank reich würde, so führt das Blatt aus, erforder lichenfalls auch zu weiteren Landab- tretungen in Afrika bereit sein. Ueber die Lage in Marokko selbst liegen fol gende Meldungen vor: * Paris, 31. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Den Blät tern zufolge ist in Tanger ein Funkentelegramm aus Fez vom 29. Juli eingetrofsen, nach dem derSultan die Befürchtung hegt, daß nach der Ernte die Berber st ämme des Mittelatlas sich von neuem erheben werden. Muley Hasid scheint sehr beunruhigt zu sein, weil ihm die zur Vermehrung der scherifischen Armee erforderlichen Geldmittel immer noch nicht zur Verfügung gestellt worden seien. Ferner folgende Schauermär des „Matin": * Paris, 31. Juli. (Prio.-Tel.) Der „Matin"- Berichterstatter in Agadir meldet, daß Sonnabend nachmittag 5 Uhr ein deutscher Kreuzer neben dem Kreuzer „Berlin" Anker geworfen habe. Man konnte von Land aus beobachten, wie Barkassen Und es entgeht ihr keiner. 14s Roman von Joachim von Düro«. INachdrucl verboten.) Zwölftes Kapitel. Frau von Ostheim hatte sich erhoben; sie wollte in Freds Begleitung noch einige Besuche machen und mit dem Abendzuge abfahren, wobei sich selbstver ständlich die Herren auf dem Bahnhofe noch einfinden würden. Frau von Rütenbach sagte ihr Lebewohl in der gewissen Geschraubtheit, mit der man dem Konoenienzgast eine glückliche Reise wünscht. — Die Familie war unter sich. Allerdings war Wanda noch da, die man im Nebenzimmer leis« hantieren hört«, und deren gleiten den Bewegungen Hauptvogels Blick durch die halb offene Tür folgt«. „Warum is di« nette Marjell da drinnen so kaduk?" sagte er unvermittelt, mit dem Daumen über die Schulter zeigend. Der Oberst gähnt« leicht. „Ist sie das heut« so be, sonder»? Ist n armer Vogel, der aus dem Nest gefallen ist." „Hättet den Vogel sollen an die Back' nehmen, und 'n bißchen warmen, bi» er sich wieder raus gemausert hat! Es gibt nichts, was so zufrieden macht, als wenn so 'n Kümmerling wieder blankaugsch wird" und darauf der Oberst mit einem verstohlenen Seitenblick nach seiner Frau hin: „Wir.nehmen nicht so leicht was an die Back«, und mit dem Wärmen ist da» auch nicht» Rechte« bei uns", worauf er sich erhob und leise pfeifend au» dem Zimmer ging. „Es fallen viele Vögel aus den Nestern", sagt« Frau von Rütenbach kühl, stand auf und ging eben falls von hinnen. Blieb nur Agnet«. „Komm her, mein Töchterchen", sagte Herr Haupt. ? 'gel freundlich, „wir gehen zusammen in die Wohn- u»ibe, setzen uns in di« Sofaeck« und erzählen uns "'s. Hab' schon öfter dir in die Augchens gekuckt, ar.r du hast immer nicht recht wiedergekuckt. — Du b'< doch glücklich? — Du hast 'n doch lieb?" „Aber, Opapa, davon spricht man doch nicht!" .„«Hast recht, hast recht — das muh sich auch so Aen! Hab da 'ne alte Muhme gehabt — di« «E.erten — die pflegt« zu sagen: „das fei dir ver zwischen beiden Schiffen verkehrten. Während der Nacht sei das deutsche Kriegsschiff, dessen Name nicht festgcstellt werden tonnte, wieder abgegangen. Di« vorstehende geheimnisvolle Information dcs „Matin", der doch sicherlich wegen des zweiten deut schen Kreuzers vor Agadir neue Komplikationen ent stehen sieht, findet eme harmlose Erklärung in der nachstehenden Meldung: * Paris, 31. Juli. (Eig. Drahtmeldung.) Aus Eadix wird gemeldet: Das Kanonenboot „Panthe r" ist hier eingetroffen, um die Post für den Kreuzer „Berlin" abzuholen. Die Kolonie Togo. In der französischen Presse ist davon die Rede, daß bei den Kompensationsverhandlungen in Berlin auch eine Abtretung der deut schen Kolonie Togo an Frankreich in Erwägung gezogen sei. Es bleibe dahingestellt, ob diese Behauptung zutreffend ist, sicher ist jedenfalls, daß Deutschland in einen solchen Verzicht nur ein willigen könnte, wenn es in entsprechender Weise entschädigt würde. Denn Togo ist diejenige deutsche Kolonie, die schon seit Jahren keines Zuschusses von feiten des Reiches mehr bedarf; die wirtschaftliche Lage in der Kolonie ist eine vorzügliche. Mehr aber als wirtschaftliche Werte sind in Togo solche mora lischer Natur investiert, denn gerade hier sind in Fragen der Eingeborenenbehandlung, der kulturellen Erschließung des Landes und der Akklimatisierung der Weißen Experimente unternommen worden, die dem deutschen Kolonialgenie das beste Zeugnis aus stellen. Togo wurde am 5. Juli 1884 unter deutschen Schutz gestellt. Am 9. Juli 1897 wurde mit Frank reich ein Vertrag geschlossen, durch den die Kolonie um das sogenannte Monodreieck bereichert wurde, das Abkommen mit England vom 14. November 1899 sicherte Deutschland einen Teil des neutralen Ge bietes von Salaga. In ihrer heutigen Ausdehnung ist die Kolonie, die nach Westen an die britische Ko lonie Goldkllstc, im Osten an Französisch-Dahomey und im Norden an Französisch-Westafrika grenzt, 87 200 Quadratkilometer groß, umfaßt also ein Ge biet, das größer als Schlesien und Brandenburg zu sammen genommen ist. Die Einwohnerschaft betragt nach nicht zuverlässigen Schätzungen etwa eine Mil lion, darunter etwas über 3l)0 Europäer. Die Mis sionsarbeit unter den Eingeborenen ist eine sehr ersprießliche. Die katholische und evangelische Mis sion zählte zusammen rund 10 000 Getaufte, die sich auf 191 katholische und 112 evangelische Stationen verteilen. In Lome und Sebe existieren Regierungs schulen mit über 300 Schülern. Zur Hebung der Arbeitsfähigkeit der Bevölkerung sind in Dörfern, die den Verwaltungssitzen benachbart sind, sogenannte Besserungssiedelungen eingerichtet, in denen das im allgemeinen arbeitsscheue Volk zu selbständigen Bauern oder Handwerkern erzogen wird. In Togo ist auch zum ersten Male die Besteuerung der Eingeborenen durch Geldleistungen anstatt der Arbeitssteuer durchgeführt worden, und zwar ist als Mindestsatz der Betrag von 6 jährlich angenom men worden. Um die Produktion der Eingeborenen zu heben, hat die Regierung große Aufwendungen für den Oelpalmen-, Mais- und Baumwollbau ge macht. Anderseits hat sie durch den Bau von Ver kehrswegen,Eisenbahnen usw. den Anschluß des Wirt schaftslebens der Kolonie an den Weltmarkt ermög licht. Die Ausfuhr ist deshalb beträchtlich gestiegen. Hauptausfuhrartikel sind Kautschuk (1908: 147 051 Kilogramm gleich 587 022 ^<t), Mais (30 204 899 Kilo gramm gleich 2 030 746 *k), Kakao (82 675 Kilo ¬ gramm gleich 68 811 ^t) und Baumwolle (419 191 Kilogramm gleich 366 040 .«). Erfreulicherweise hat die Spiriruoscneinfuhr, die früher ziemlich umfang reich war, in den letzten Jahren nachgelassen; es be trug der Eingangszoll 1908 nur noch 22 Proz. der Ge samteinnahmen des Schutzgebietes gegen 38 Proz. im Jahre 1906. . Was die Bodenproduklion des Landes betrifft, >o sind besondersEisenfunde südlich von Atakpame, groß« Eisenerzlager in Banjeli und Goldlagerstätten an ver schiedenen Orten zu erwähnen. 1909 wurde in Lome eine Bergbehörde bei dem Gouvernement in Togo eingerichtet. Es bestehen Postanstalten in Lome, Anecho und Agome Palime, die zugleich den Tele graphen- und Telephonbetrieb leiten. Togo ist über Dahome und Eoldküste an das Wellkabel angeschlossen und gehört dem Weltpostverein an. Sitz der Regie rung ist Lome; dies und Anecho sind Bezirksämter, Stationen befinden sich in Misahöhe, Atakpame, Kete- Kratschi, Sokode-Basari und Mangu-Pendi. Die Polizcitruppe zählt 16 farbige Unteroffiziere und 506 Soldaten. XXXI. Kongretz Deutscher Dentisten in Dresüen. * Dresden, 30. Juli. II. Der zweite Verhandlungstag brachte neben der Fortsetzung der Beratungen über den Befähigungs nachweis für Dentisten auch die Berichte der ver schiedenen Kommissionen. Das vom Verbände mit ganz beträchtlichen Opfern gegründete und unter haltene Fortbildungs-Institut Deutscher Den tisten in Berlin entwickelt sich, nach dem Berichte des Direktors Dentist Imming-Berlin, auch rm zweiten Dezennium seines Bestehens in erfreulichem Maße. Als Lehrer fungieren teils Aerzte und Chemiker, teils tüchtige Fachleute, und die Frequenz sowohl an Jahres- und Halbjahresschülern als auch an Besuchern der mehrfach im Äabre eingerichteten Ferien- und Fortbildungskurse für selbständige Den., tisten ist iehr gut. Die Presse-Kommission berichtete über die Angriffe von zahnärztlicher Seite. Der Kongreß gibt seiner Entrüstung über diese ebenio zweck,ojen wie unwahren Tartärennachrickten Ausdruck und drückt die Erwartung aus, daß die wenigen, großen Tageszeitungen, die solchen Einsendungen noch Raum gewähren, diese nun für die Folge dorthin befördern, wohin sie gehören in den Papierkorb. Der Kon greß erkennt anderseits mit Befriedigung und Dank die Haltung der deutschen Tagespreise an, und bittet sie, dem seit Jahrzehnten so schwer um seine Sanierung kämpfenden Dentistenstande fördernde Unterstützung — zum mindesten aber Objektivität angedelhen zu lassen. Es entspricht dies auch durch aus dem öffentlichen Wohle, zumal nun auch durch die neuen gesetzlichen Bestimmungen die Notwendig, leit und Vertrauenswürdigkeit der Dentisten aner kannt sind. Die Rechtsschutzkommission erstattete durch ihren Vorsitzenden Dentist A. Thalmann-Chemnitz Bericht über ihre Tätigkeit, in der im Vordergründe der Kampf gegen die unlauteren Machenschaften der sogen. „Reise- und Abzahlungs - Zahn-Ate liers" stand, die das unerfahrene, zahnleidende Publikum durch die gewissenlosesten Versprechungen und Lockmittel zu täuschen und auszuplündern ver suchen. Das zahnlerdende Publikum tut gut, allen bombastischen Versprechungen, besonders auffallender Billigkeit, absolut schmerzloser Behandlung, jahre langer Garantie usw. größtes Mißtrauen entgegen zudringen. Jeder tüchtige und gewissenhafte Fach gewissert — nach wem dich nie geküssert — den hast du nie geliebt"." Agneie hob den Kopf, den sie an die Schulter des alten Herrn gelehnt hatte: „Opapa, hat's dich nach Großmama sehr geküssert?" „Ach, Kind — nach der schon gar nicht!" „Nach wem denn, Opapa? Nach wem denn? Erzähl' mir doch mal, ob du eine so recht, recht lieb gehabt hast?!" „Na, wenn du es denn partout wissen willst — so auf das richtige Gewinne mit Maikräutern und Vers dazu, da habe ich mich mein Leben lang nicht drauf verstanden; — aber da war so ein gewisses Rosinchen, und die — nun die hatte es mir eben an getan. Die Geschichte fiel aber in die Zeit, in der wir beide nichts hatten, und wenn ich auch oft genug auf der Schwelle gestanden habe und voll Sehnsucht nach ihr hingesehen — gesprochen habe ich nicht. Als ich mal 'ne Andeutung bei ihrem Vater riskiert«, schrie der mich an: „Pracher du!" und des weiteren „vor leeren Krippen beißen sich die Pferde". Ein paar Wochen darauf sagten sie mir, daß das Rosinchen ge storben sei. Sticht am gebrochenen Herzen, obschon ich weiß, daß sie mich lieber gehabt hat, wie ihr Leben, ist sie hingegangen; sie war auch Stütze in einer Familie, wie eure arme Demoiselle da, pflegte die Kinder im Scharlachfieber, und mußte schließlich selbst daran glauben! Das sind Sachen, bei denen man zuerst meint, man würde immer dran denken, und di« dann doch zuriicktreten vor all dem anderen. Nur so in der Schummerstunde, oder wenn die Freud' an einem Fleckchen Natur einen unvermutet überkommt — dann meldet sich das Rosinchen auch mal wieder! 'n Puschchen blonde» Haar — das ist alles, was von ihr noch übrig ist." „Und nun mit Großmama, wi« war es damit?" Ein tiefer Zug aus der Zigarre leitete di« Ant wort «in: „Das ging alles sehr selbstverständlich nnd sehr verständig zu. Da» Gütchen ihres Vater» stieß hart an mein« Fabrik; ich brauchte eine Frau, die Nachbarstochter war absolut nicht uneben — es war nichts, was sich gegen meine Wahl sagen ließ. Eines Tage» jucht« ich in geschäftlichen Angelegen heiten den Vater auf; fand diesen aber nicht -» Hause, sondern nur di« Tochter. Sie saß an einem gemütlichen Kaffeetisch, der Kanarienvogel sang, der Flieder blüht«, und durch da» offene Fenster wehle laue Luft. Ich hatte e» mir ja schon ost zurechtgelegt. daß die Lovis« die Rechte für mich sein könnte, und wie sie mir nun di« Taste mit dem heißen Kaffe« reicht, La habe ich mit der Taste auch zugleich ihre Hand gesagt: „Fräulein", habe ich gesagt — „der Kaffee — das bin ich; und Sie — woll«n Sie der Schmand sein?" „Aber Opapa!" fuhr Agnet« auf. „Na, es ziel mir gerad« nichts Blumenhastes ein, und es war ja auch nicht nötig, da sie ohne weiteres aus die Mischung reagierte. Kaffee und Schmand waren nun beisammen — aber manch einer liebt auch Zucker drin, und der, der hat in unserer Eh« gefehlt." Der alte Herr schwieg «ine Weil«, dann, während er Agnet« bei der Hand nahm: „Will dir was sagen, Kind; bei den Bosniaken dort unten — weißt — haben sie ein Sprichwort: „Liebe deine Frau wie deine Seel«, und schüttle sie wie deinen Pflaumen baum!" Und da liegt was drin! Möglich, daß bei ihr, die deine Großmutter war, das Schütteln an gebracht gewesen wäre, es wär« aber nicht nobel gewesen, weil ich doch das erste nicht erfüllen konnte." „War's sehr schlimm in deiner Ehe, Opapa?" „Nein, Kindchen, nein; durchaus nicht, obschon —. Die Frau darf den Mann schon an der Kette führen, hab rch irgendwo gelesen, nur darf die Kett« nicht klirren, und bei uns klirrt« sie so manches Mal! Bei aller Vortrefflichleit in wirtschaftlicher Beziehung hatte deine Großmutter «ine eigene Art, den Menschen immer gleich fühlen zu lasten, was er in ihren Augen wert war. Will nicht dafür stehen, daß dem Petrus dort oben, während er ihr die Himmelstür aufschloß, die Geschichte mit dem Hahn nicht in Erinnerung ge bracht worden ist! Hat aber trotzdem ihre guten Sei. ten und für di« Armen stets «ine offen« Hand gehabt. Half auch treulich mit zu dem Schwung, der in di« Häuslichkeit kam. Nun aber, mein Marj«llchen, möcht' ich mich in meinem Sofaeckchen hier 'n paar Minuten von innen besehen. Da» Reisen hat ja sei- neu Genuß, natürlich, aber leicht aasig ist einem doch immer zumut' dabet; man muß sich so sachtchen in alle» finden: die Freundschaft mit dem Zylinderhut und dar großstädtisch« Geraspel." Herr Hauptvogel hatte seine Eeifte»- und Körper, frisch« dem Umstand« mit zu danken, daß er an jedem Ott und zu jeder Stund« zu schlafen vermocht«. Eh« Agnete da» Zimmer verlassen, hört« sie vom Sofa her tiefe, ruhige Atemzüge. Plötzlich hob sich da» grau« Haupt wieder. mann bemüht sich — schon gezwungen durch die oegenseitige Kontrolle der Fachleute in einem Orte — seine Klienten >o zufrieden zu stellen, wie er es nur irgend vermag, wäbrend zahlreiche, von der Or- ganiiation durck'ge ü-rte Gerichtsverhandlungen er- wieienhaben, daßalle unter diesen Veriprechungen aus tauchenden „Reform-" oder sonstigen Netlame-Zahn- atelicrs unlauterer Natur sind und die angelock- ten Zahnleidenden ganz unverhältnismäßige Zahlungen zu leisten haben, wenn sie nur erst den ihnen von Hausierern uusgcsihwätzteu „Bestellschein" unterschrieben haben. politische Nachrichten. Leichte Havarie eines deutschen Kriegsschiffes. Kiel, 31. Juli. sEig. Drahtmeld.) Das neue Linienschiff „Thüringen" hat aus der Fuhrt von Wil helmshaven nach Danzig. wo es Mciieuprode- fahrten ausführen soll, bei Stag.n an einem Kessel- > pelserohr Havarie erlitten. Das Schiss lief da her in Kiel ein und ging in die kaiserliche Werft. Die Reparatur wird nur einige Tage erfordern. Die Suspendierung der Straßburger Korps ver längert. Straßburg, 31. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Die Suspendierung der Straßburger S.-C. ist um weitere zrver Semester, bis zum Lommelsemester 1913 aus gedehnt worden Den Grund für diese nochmalige Maßregelung sollen mehrere Aufsätze bilden, in wel chen die erste Suspendierung kritisch besprochen wurde. Diese Artikel sollen im Austrage alter Korpsherren von beauftragten Aktiven ausgegangen sein. Deutsche Arbeit in Brasilien. Buenos Aires, 31. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Ein heute veröffentlichtes Dekret genehmigt den mit einem deutschen Hause geschlossenen Vertrag betreffend den Bau eines für Dreadnoughts bestimmten Docls und andere Arbeiten im riegshafen von Bahia Bianca. Für die Arbeiten ist eine Summe von sieden Millionen Golüpesos ausgeworfen. Zusammenstöße zwischen Dcurjchradikalen und Sozial demokraten in Oesterreich. Znaim, 31. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Bei der Grundsteinlegung des neuen sozialdemokrati schen Arbeiterheims kam es gestern zu Zukamme n- stößen zwischen Deutfcksiadikalen und Sozialdemo kraten. 20 Personen wurden durch Steinwürfe und Stockhiebe verletzt. Polizei und Gendarmerie stellten die Ruhs wieder her. Demonstration für das allgemeine Wahlrecht in Pest. Pest, 31. Juli. (Eig.Drahtmcld.) Gestern nachmittag fand eine von der Liga für das allgemeine Wahlrecht einberufene Volksversammlung statt. Nachher zogen die Teilnehmer demonstrierend nach oerRakoczy. siraße. Als sie die Aufforderung der Polizei, ausein- anüerzugehen, nicht befolgten, zog diese blank und trieb die Menge auseinander, wobei einige Personen leicht verletzt wurden. Der Schah auf dem Marsche nach Teheran. London, 31. Juli. lEig. Drahtmeldung.) Den: „Standard" wird aus Teheran vom 30. Juli ge meldet. daß der frühere Schah von A st r a b a d mit starken Streitkräften nach Teheran aufge brachen ist. Der unzufriedene russische Gesandte in Persien. Teheran, 31. Juli. (Reulerbureau.) Es heißt, der russische Gesandte sei äußerst aufgebracht über die Ernennung des englischen Majors Stokes „Du, Agnete, jene Holm da, ist wohl guter Leute Kind — wi«? Was war ihr Vater?" „Ihr Vater war Legationssekrclar bei irgenteiner Gesandtschaft — der Graf Holm!" „Nanu, rch denk', der Hai' hat mich geleckt! Und das habt Ihr jo sachtchen abgcknöpft?" „Wir nicht, Opapa, aber das Schicksal!" „'ne Komtesse na, jo was!" woraus der alte Herr noch ein paar Sekunden vor sich hinträumte, ehe die Lider sich langsam auf die Augen senkten. Dreizehntes Kapitel. „Alles in Ordnung, Friedrich.'" „Zu Befehl, Herr Rittmeister, alles in Ordnung." „Hund munter?" „Zu Befehl. Hat dreingeichaut wie ein alter Bauer, so grimmig, so lange, wie der Herr Rittmeister fortgewesen sind. Wie das große Reinemachen los ging, da hat er's schon gewußt; so 'n Aufwand von Wedeln haben wir lange nicht gesehen." Fred ging ein wenig langsam, ein wenig steif die Treppe zu seiner Wohnung empor. Dis dahin hatte ihn das Erleben in einer seelischen Bewegung ge halten, bei der der Körper miltun mußte; jetzt kam die Abspannung. Fred batte sich noch nie so bewußt auf sein städtisches Zuhause gefreut. Beim Betreten des Korridors erschallte ein lanz- gezogenes, bedenklich ans Heulen streifendes Bellen; als die Zimmertür geöffnet wurde, ging es los! Wer einmal einen Dackel im Sturm der Wieder sehensfreude gesehen, wird verstehen, daß von Steden bleiben zunächst keine Rede sein kann. Der Betreffende muß aufs Sofa, er muß es ergeben hinnchmen. daß es über ihn hinweaweht, immer quer über die Kni«. Aufgerrchtet an Freds Schulter, geschah ein leichter Biß in sein Ohr, jählings dann herunter vom Sofa, wildes Bellen in die Lust, wieder empor, wieder über die Kni«, fünf- bis sechsmal. Was nun folgte, war das Erareifen irgend eines Gegenstandes, hier waren es die Handschuhe — Rasen durch die Stube und dann sich niederlegen, den Kopf auf Freds Knie; Auf- schauen aus treuen, runden, braunen Augen und Seufzen vor Glück. Fred» Hand strich liebkosend über das glänzende Fell; er spielte mit dem weichen Ohr, und griff in die Nackenfalte, um den Köter auf den Schoß zu ziehen» (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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