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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenleh« und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den 22. Juni 1866. 25. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Bon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage «ine Nummer. Der Preis für den Bterteljahrgang beträgt 10 Nar und ist jedesmal vorauSzubezahlen. Sämmtltche König!. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anretäen welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaclion), al« auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bi« längstens Donnerstag BormittagS 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blatte« entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honortrt. Die Redaktion. Ums ch a u. Seit fünf Tagen waren wir von der Welt vollständig abgesperrt; die Posten brachten keine Zeitungen, desto üppiger wuchsen die Gerüchte em por und es ist schwer, aus so viel Gerede ein Tröpf chen Wahrheit herauszusinden. Die Preußen haben zwar Dresden noch besetzt, die Hauptmasse steht aber auf dem rechten Elbufer und soll der com- mandirende General, Herwart v. Bittenfeld, beab sichtigen, in der Gegend von Weißig ein befestigtes Lager aufzuschlagen; am Waldschlößchen sollen die Preußen bereits Schanzen aufgeworfen haben. Der große Garten ist stark besetzt. In Dresden haben sich die Preußen sehr gut betragen. Das Königl. Schloß ist nicht betreten worden; die Kassen, an fangs in Beschlag genommen, sind zurückgegeben (in Wilsdruff noch nicht) und die Beamten in ihren Stellungen verblieben. Nur der Postdienst war einige Tage in den Händen preußischer Beamten. Die Oesterreicher sollen bis Stolpen, die Bayern bis Chemnitz und Dippoldiswalde vorgerückt sein, doch geben wir nur Gerüchte. Der Rückzug der Preußen nach Schlesien scheint angetreten zu sein. Die sächsischen Truppen stehen, wie es heißt, in Teplitz; in ihrer Mitte unser greiser König, den die Ereignisse der letzten Tage tief gebeugt haben. Ueberall, in Wilsdruff und Umgegend, ja unter den preußischen Soldaten am meisten, ist das Ge rücht verbreitet, die Franzosen seien in den Rhein landen eingerückt, ja einige ließen dieselben schon bis Halle vorgerückt sein (wahrscheinlich durch die Luft); bis jetzt ist aber von einer TheilnahmeFrank reichs am Kriege keine Rede. Die Gesandten von Rußland, England und Fraukretch haben Dresden verlassen und sich zu Sr. Majestät unserm Könige in'S Hauptquartier begeben. Die drei europäischen Großmächte finden dort die oberste Autorität des Königreichs Sachsen, wo die Person des Souverän- unser- Lande- weilt. Der französische Gesandte, Baron Fort-Rouen, hat, wie wir hören, den Befehl vom französischen Kaiser erhalten, bei unserem Könige unter allen Umständen au-zuhalten. — Italien hat an Oesterreich und Baiern zugleich den Krieg erklärt und werden wir wohl in der nächsten Woche über KriegSeretgniffe am Po hören. In Schlesien ist noch kein Schuß gefallen; ja, e» heißt, Oesterreich und Preußen befänden sich noch gar nicht im Kriege. — Gleichzeitig mit Sachsen hat Hannover und Kurheffen Preußen gesehen. Der König von Han nover ist in Göttingen und beabsichtigt, seine Truppen mit dem Bundesheere, au- Baiern und Hessen «darmstäbtischen Truppen bestehend, zu ver einigen. Der Kurfürst von Kurheffen, der in sei nem eigenen Lande keine Freunde besitzt, soll nach England gegangen sein. Ein Telegramm der Kölner Zeitung meldet, daß eS zwischen Frankfurt und Mainz, bei Frtedeberg, bereit- zur Schlacht ge kommen sei. Ein Darmstädter Infanterieregiment wäre von den Preußen fast aufgerieben und au»« einandergesprengt. — Locales. Das waren schwere Tage! Als am Sonntage früh gegen 10 Uhr die ersten Preuß. Husaren in Wilsdruff einrückten, schauten wir Alle neugierig darauf. Am folgenden Tage wollte aber der Zug kein Ende nehmen. Ein großer Theil de» 8. (rhet-