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Dresdner Journal : 03.07.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186907032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690703
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690703
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-07
- Tag 1869-07-03
-
Monat
1869-07
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 03.07.1869
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151 Sonnabend, den 3. Jnli. 186». IdomlemeMsAretse: l» N»rSck Land»: ^Ldrlivd: k'ektr.—Kxr »^MrUck- I „ 1b ,. Itountliek:— „ 1b » LiarsIicsKunuo«-": 1 „ 1» tritt slikeliod d 1'KIr. 8t«wi>«Ixedübr, > »u»»ert»Ib as» Korckä. Saväe» ?ott- uoä 8tewp«I»u»ckI»xkiunl. Saseratenprelst: kür a«o n»om einer eeepnitenen Teil«: 1 Kxr. Unter „Linxeeenät" äi« Leiio: S Kxr. erscheinen: Htxllcd, mit Xoenndin« cker Sonn- nvä keiertnss», Ldenä, kür üen kolxsväen ?»x. Dres-nerIournal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Snseralenannahme aus wärt« k». Snenoernire», Oumnuaslonilr sei Oreilioer oonrnei»; eüenä«».: N. kaoi.1!», kvoei« konr , S»mdnrx-N»rNo Vi»a-l.«ix»ix-L»»«l-ikr»nittnrt H : bi Voac-ii«, Leriin: Onorree'sck« Luedk., Unrnarii»'» karenu, Uvoori-ii blv»»«; Lroinea: L. 8c»l.orra; Lr„l»n:L>. 8riaa»ki'» Xnooneendnreau, ckc:»»«, 8c^r bl t'eevnv; kriuilltnrt »H : ^L«l>L«'ecl>e önckti.; LLln: ^v. Lenenin i kerii: llev^s, I.L» rirr, 8vl.r.ir» LOo., (8, ?I»c» ä« I» Loores); kr»x: k» knul-lon e Lud>ü.z Vien: Xi.. Orpüi-iir. Heranrsrder: LLoixl. Lrpeäition äe, Vresäver ^onronll, Oreecken, btnrisoetrnee» Ko. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 29. Juni. Seine Königliche Majestät haben dem Einnehmer bei dem Untersteueramte in Neusalza Friedrich August Seibt die zum Albrecht orden gehörige Medaille in Gold zu verleihen geruht. Dresden, 30. Juni. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht dem Mitpachter des Ritterguts Pfaffroda Johann Friedrich Wisdorf das Ehrenkreuz des Albrechtordens zu verleihen. Dresden, 1. Juli. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, den zeitherigen Vorsitzenden der Staatseisenbahn-Direction zu Dresden, Geheimen Fi- nanzrath Otto Julius von Tschirschky-Bögcndorf »nn Vorstand der General - Direktion der Königlich Sächsischen Staatscisenbahnen mit dem Titel „Gene raldirektor der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen", ingleichen den zeitherigen stellvertretenden Vorsitzenden der Staatseisenbahn-Direktion zu Leipzig, Geheimen Finanzrath Gustav Woldemar Freiherrn vonBiedcr- mann zum Vorstand der 2. Abtheilung der General- Direktion und Stellvertreter des Generaldirektors, fer ner den zeitherigen Finanzrath bei der Staatseisen- bahn-Direction zu Dresden, Franz Netcke, den zeithe rigen Finanzrath bei der Staatseisenbahn-Direction zu Dresden, Philipp Christian Max Maria von Weber, den zeitherigen Finanzrath bei der Staatseisenbahn- Direction zu Leipzig, Anton Hallbauer, den zeithe rigen Directionsrath bei der Staatseisenbahn-Direction zu Leipzig, Franz Seraph Wenzel Nowotny, den zeitherigen Directionsrath bei der Staatseisenbahn- Direction zu Leipzig, Karl Herrmann Kell, den zeit- herigcn Directionsrath bet der StaatSeisenbahn-Direction zu Dresden, Gustav Heinrich Rachel, den zeitherigen Directionsrath bet den Staatseisenbahn-Directionen zu Leipzig und Dresden, Heinrich Adolph Ballenberger und den zeitherigen Finanzrath bei der StaatSeisendahn- Direction zu Leipzig, Paul Schickert, zu Räthen der General - Direktion unter Belassung ihrer zeitherigen Dienstprädicate, endlich die zeitherigen Assessoren bei der Staatseisenbahn-Direction zu Leipzig, GottlobGeorg von Nostitz-Jänckendorf und Ewald Alerander Hoffmann zu Assessoren und den zeitherigen außer ordentlichen Beisitzer bei der StaatSeiscnbahn-Direction zu Leipzig, Stadtrath Kaufmann Moritz Weickert, un ter Belassung seines Wohnsitzes in Leipzig, zum außer ordentlichen Beisitzer der General-Direction zu ernennen. Bekanntmachung. Seine Königliche Majestät haben den Banquier Franz Günther in Dresden, zum Ersatz für den ver storbenen Banquier Max Lösch daselbst, zum stellver tretenden Mitgliede des Handelsgerichts im Bezirksge richt Dresden für die Dauer von sechs Jahren, vom l. Januar 1867 an gerechnet, allergnädigst ernannt. Dresden, am 28. Juni 1869. Ministerium der Justiz. vr. Schneider. Rabs. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. Dresden: Inhalt des neuesten Bun desgesetzblattes. Landtagswahl. Eröffnung der Ge- neraldirection der kgl. sächs. StaatSeisenbahnen. — Berlin: Urlaub des Grafen v. Bismarck. Vom Bnndesrathe und vom Zollbundcsrathe. Vermisch tes. — Weimar: Hofnachrichten. Erträge der Staatsforsten. Grenzfeststellung. — Hamburg: Bürgerschaftssitzung. — Stuttgart: Deutscher evangelischer Kirchentag. — Darmstadt: Do- manialangelegcnheit. Kammerverhandlungen. — Wien: Das Reichsgericht. Hofnachrichten. Graf v. Beust zurück. Tagesbericht. — Madrid: Von den Cortes. Aus Fernando-Po. — Lissabon: Kammerverhandlungen. — London: Mtnisterban- ket. Diplomatisches. — St. Petersburg: Beur ¬ laubung. Unterschlagung. — Konstantinopel: Protest gegen den Vicekönig von Aegypten —Nr w- ?)ork: kubanische Flibustier. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz.) Telegraphische Nachrichten. Stuttgart, Freitag, 2. Juli. (W T.B.) Der „DtaatSanzeiger für Württemberg" wiederholt, daß den württembergschen Ministern keine Ver handlungen wegen Ausdehnung des Oberhandelö- grrichtS (in Leipzig) auf Württemberg angekündigt worden sind; insbesondere sei mit dem Justiz- Minister v. Mittnacht keine Besprechung hierüber erfolgt. Paris, Donnerstag, 1. Juli, Abends. (W. T. B.) Die officiösen Leitungen dementiren überein stimmend die von einigen Leitungen gemeldete Nachricht, daß zwischen dem Staatöminister Nouher und Ollivier eine Aussöhnung stattgefunden hat. Der gesetzgebende Körper beschäftigte sich in seiner heutigen Sitzung mit Wahlprüfungen; 69 Wahlen wurden für giltia erklärt. Wie an gut unterrichteter Stelle verlautet, werden Ollivier, SegriS, Buffet und andere dem TicrSparti angehörige Deputirte am nächsten Sonn abend im gesetzgebenden Körper eine Interpellation einbrinaen, worin die Regierung auf die Noth wendigreit hingewiesen wird, den Gefühlen deü Landes Genugthuung zu geben, dadurch, daß sic dem gesetzgebenden Körper mehr Einfluß auf die Leitung der Angelegenheiten deü Landes einräumt. London, Donnerstag, 1. Juli, NachtS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deü Oberhauses wurde die Specialberathung der irischen Kirchen bill fortgesetzt. Der Staatssekretär der Colonien, Earl Gran ville, verhieß die Einbringung einer Clausel, welche den gegenwärtigen irländischen Bischöfen den Sitz im Oberhause lebenslänglich sichern soll. Das Oberhaus nahm mit 94 gegen 50 Stimmen ein Amendement des Bischofs von Peterborough an, welches die Be freiung der der Geistlichkeit zukommenden Entschädi gung vom Einkommcnsteuerabzug ausspricht; ebenso nahm dasselbe mit 155 gegen 86 Stimmen ein Amen dement des Earl Carnarvon an, wonach die der Geistlichkeit zu gewährende Entschädigung den vier zehnfachen Werth des Jahreseinkommens betragen soll. Das betreffende Kompromiß der Regierung wurde ver worfen. Tagesgeschichte. Dresden, 2. Juli. Vom Bundesgesetzblatts des Norddeutschen Bundes sind die beiden Stücke 26 und 27 vom Jahre 1869 heute hier eingctrosfen. Dieselben enthalten: Nr. 312) Gewerbeordnung für den Norddeutschen Bund, vom 21. Juni 1869 (nach dem Schlußparagraphcn tritt dieselbe mit Ausnahme der Bestimmungen über das Hausirgewcrbe, welche erst am 1. Januar 1870 gelten sollen, vom l. Oktober ab im ganzen Gebiete des Norddeutschen Bundes in Kraft); Nr. 313) Gesetz vom 26. Juni 1869, die Besteuerung dcS Zuckers betreffend; Str. 314) Verordnung vom 29. Juni 1869, die Kautionen der bei den Verwaltungen der Post, der Telegraphen und des Aichungswesens angc- stellten Beamten betreffend; Nr. 315) Ernennung des bisherigen außerordentlichen Gesandten und bevollmäch tigten Ministers des Norddeutschen Bundes in Kon stantinopel, Grafen v. Brassier de St. Simon, in glei cher Eigenschaft am königlich italienischen Hofe; Nr. 316) Ernennung des Kaufmanns Cartwright zu Madras zum Consul des Norddeutschen Bundes daselbst; Nr. 317) Ertheilung des Exeqnatur namens des Nord deutschen Bundes dem Consul der Vereinigten Staa ten von Amerika, de Witt C. Sprague, für Braun schweig und die zunächst gelegenen Gebietstheile der zum Norddeutschen Bunde gehörigen Staaten. Dresden, 2. Juli. Bei der im 31. ländlichen Wahl; kreise stattgefundencn Nachwahl ist der Kaufmann und Fabrikant Ernst Esche in Limbach zum Abgeord neten in die Zweite Kammer gewählt worden und hat die Wahl angenommen. Dresden, 2. Juli. Gestern fand durch Sc. Excel- lenz den Herrn Staats- und Finanzminister Fret- hrrrn v. Friesen und in Gegenwart des Herrn Finanz- directors Geh. Naths v. Schimpfs und des Herrn geh. Finanzraths Major v. d. A. Wilke die Eröffnung der nach der Bekanntmachung vom l7. Juni l. I. mit allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Königs nep errichteten Generaldirection der königlich sächsischen Staatseisenbahnen, sowie die Ver pflichtung des Herrn Generaldirektors v. Tschirschky- Bogendorf, des Abthcilungsvorstands der Generaldirec tion und Stellvertreters des Generaldirectors, Herrn geh. Finanzraths v. Biedermann, sowie der übrigen Herren Räthe und Assessoren für ihre respcctiven Stel len und die Einweisung sämmtlichcr Mitglieder der Generaldirection in ihre Functionen statt. * Berlin, 1. Juli. Der Ministerpräsident Graf v. BiSmarck ist erst heute Morgen nach Varzin ab gereist. Seine Abwesenheit wird von längerer Dauer sein. Daß cs sich hierbei nicht nur um einen Urlaub überhaupt handelt, sondern auch um eine spceielle Dis pensation von den Geschäften als Ministerpräsident, wird heute durch einen von dem „St.-A." veröffent lichten allerhöchsten Erlaß bestätigt, welcher zugleich bestimmt, daß an Berathungcn des Staatsministeriums, welche Bundcsangelegenhciten betreffen, der Präsident des Bundeskanzleramtes, wirkt. Geh. Rath Delbrück, Thcil nehmen soll, der außerdem in Bundessachen den Kanzler zu vertreten hat. Bei frühern Beurlaubungen blieb Graf v. Bismarck in Bezug auf alle wichtigen Angelegenheiten in fortwährendem Rapport mit den Ministern, und erhebliche Entscheidungen wurden nicht ohne seine Mitwirkung getroffen. Im Staatsmini sterium wird, da eine specielle Stellvertretung im Vor sitze des Staatsministeriums nicht angeordnet ist, nach der Anciennetät, wie gewöhnlich, der Finanzminister v. d. Heydt, und in dessen bevorstehender Abwesenheit der Kriegsminister v. Noon denselben führen. Im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten fällt die Vertretung dem Unterstaatssecretär v. Thile zu. Auf der Reise nach Ems wird der wirkt, geh. Lcgations- rath Abeken den König zum Vorträge über auswärtige Angelegenheiten begleiten. — Der Juftizminister vr. Leonhardt ist von seiner Reise nach der Rhcinpro- vinz hierher zurückgckehrt. — Der kaiserlich russische Reichskanzler Fürst Gort schakoff ist gestern Abend nach Baden-Baden wcitcr gereist. — Im Ministerium des Innern sind, wie die „N. Pr. Ztg." meldet, die Vorarbeiten für die neue Kreisordnung und die ländliche Polizciordnumg, im Anschluß an die Ergeb nisse der Berathungen der Vertrauensmänner, in leb haftem Gange. Zur Betheiligung an denselben wird demnächst nach der Beendigung einer Badccur auch der frühere Landrath Vr. Friedenthal (Mitglied der freiconscrvativen Partei des Reichstags und Abgeord netenhauses) hcrangezogcn werden. — Die Eisen bahn zwischen Köslin und Stolp in Pommern ist mit dem 1. Juli d. I. dem öffentlichen Verkehre über geben worden. — Der oben erwähnte, an den Grafen v. Bis marck ergangene allerhöchste Erlaß lantet: „Auf Ihren mündlichen und schriftlichen Antrag vom 20. Juni d. I. erthcile Ich Ihnen einen mehrmonatlichen Urlaub, und will Ich Sie, Ehrern Wunsche gemäh und in Hoffnung auf Ihre baldige völlige Wiederherstellung und den damit ver bundenen Wiedereintritt in den ganzen Umfang Ihrer Ge schäfte, bis aus Weiteres von dem Vorsitze in dem Staats- ministerium und von der Betheiligung an den Berathungen desselben entbinden. Auch will Ich den Präsidenten des Bun deskanzleramtes, wirkt. Geh. Rath Delbrück beauftragen, allen Berathungen des Staatsministeriums, welche mit den Bundes angelegenheiten in Beziehung stehen, beizuwohnen. Schloß Babelsberg, 30. Juni 18VV. Wilhelm." — Nach der „N. Z." wird der norddeutsche Bun de srath noch eine Sitzung halten und sich dann bis zum Herbste vertagen. In dieser Sitzung wird auch Beschluß gefaßt werden über die zur Begutachtung des ausgearbeiteten Strafgesetzbuchs niederzusetzende juri stische Commission. Der Justizausschuß hat sich über die zu berufenden Persönlichkeiten bereits geeinigt. Demselben Ausschüsse liegen zur Berichterstattung auch noch mehrere Petitionen städtischer Behörden in Be treff der Heranziehung der Militärpcrsoncn zu den Communallasten, sowie der in derselben Angelegenheit gefaßte Reichstagsbeschluß vor. —Der Bundesrath des Zollvereins wird seine Arbeiten noch nicht in dieser Woche beenden können, da das zu erlassende neue Vercinszollgrsrtz zu seiner Jnvollzugsetzung einer ganzen Reihe von Ausführungsbestimmungen bedarf, deren Erledigung natürlich keinen Aufschub gestattet, doch haben die betreffenden Punkte nur ein zollamtlich- technisches Interesse. Auch das Zuckersteuergesetz be darf zu seiner Ausführung einer Vollzugsverordnung des Bundesraths. »I Weimar, 1. Juli. Im Laufe der nächsten Woche wird die zur Zett im Schloß Ettersburg weilende groß- herzogliche Familie, wie gewöhnlich um diese Zeit des Jahres, einige Reisen unternehmen. Ihre königl. Hoheit die Großherzogin begiebt sich mit den Prinzes sinnen-Töchtern nach Heinrichsau in Schlesien, während der Großherzog England zu besuchen gedenkt. — Der gothasche Sonderlandtag hat gestern das Budget deS Herzogthums für die Finanzperiodc 1869—1873 fest gestellt. Der Etat schließt in Ein- und Ausgabe mit 591,300 Thlr. ad. Das Deficit, welches zum wesent lichen Theil durch Ausfälle in den bisher sehr hohen Erträgen der Staatsforsten entstanden ist, wird durch eine Erhöhung der Einkommen- und Klassensteuer um etwa 16 Procent gedeckt werden. Die Ausfälle in den Erträgen der Staatsforsten werden sich voraus sichtlich auch in den übrigen thüringenschen Staaten be merkbar machen; sie sind theils entstanden durch die lebhafte Concurrenz, welche dem thüringenschen Nutzholz namentlich durch die galizischen Hölzer bereitet wird, deren Herbeischrffung durch die Eisenbahnen ermöglicht ist, während der thüriugcr Wald, in dieser Beziehung sehr stiefmütterlich behandelt, sich noch keines Schienen weges erfreut. Von Einfluß ist ferner auch das Sin ken der Holzpreise infolge der wiederholten Wind- und Schneebrüche des vorigen Spätherbstes gewesen. — Augenblicklich werden durch bayrische und preußische Commissionen die Grenzen der nach dem Kriege von 1866 von Bayern an Preußen abgetretenen Gebiets theile definitiv festgestellt. Preußen ist durch diesen Gebietszuwachs in den Besitz vorzüglich bestandener Waldungen auf der Rhön gekommen. Hamburg, I. Juli. (H. N.) In der gestrigen Sitz ung der Bürgerschaft wurde nach kurzer Debatte der Bericht der infolge des Scnatsantrags vom 9. v. M. von Senat und Bürgerschaft niedcrgesctzten Depu tation (zur Constatirung der Giltigk.it oder Nichtgil tigkeit der Wahl des vr. Schröder zum Senator) als erster Gegenstand vorweggenommen, und wird, nach Ab lehnung eines Antrags von vr. Klauhold, sowie eines solchen von Halben, ein Antrag von Hoffmann, die Bürgerschaft möge ihre Zustimmung zu den Vcrmitte- lungsvorschlägen dem Senate anzeigen, mit 74 gegen 61, also nicht definitiv, angenommen. Die Deputa tion beantragt, daß die Wahlhandlung zur Erwählung eines Senators an Stelle des aus dem Senat aus getretenen vr. Müller vom 21. Mat d. I. für nicht beendigt angenommen und demnächst die ganze Wahl handlung wiederholt wird. /2c Stuttgart, 30. Juni. In den Tagen vom 31. August bis 3. September d. I. wird bekanntlich hterselbst der 15. deutsche evangelische Kirchen tag gehalten werden. Die vereinigten Ausschüsse lei ten ihre erlassene Einladung hierzu mit folgenden Wor ten ein: „Unsre Einladung zu diesem Kirchentage er geht hiermit an alle deutsche evangelische Christen — Geistliche wie Nichtgeistliche — die mit dem Kirchen tage auf dem Grunde der reformatorischen Bekenntnisse Feuilleton. Lur baltischen Literatur. Die russischen Ostseeprovinzen geben einen deutlichen Beweis dafür ab, daß gleich den Frauen, auch die Län der, von denen wenig gesprochen wird, des glücklichem Looses sich erfreuen. Bis in die Regierungszrit Alexan- der's II. hinein genoffen die Liv-, Esth- und Kurlän der eine still abgeschlossene, unangefochtene, unläugbar verhältnißmäßig beneidenSwerthc Existenz; in jener Zeit kannte man sie in Deutschland fast nur als Reisende dem Namen nach: von ihrem innern Leben, den poli tischen Verhältnissen, ihrer volkswirthschastlichen Ent wickelung hatte man nirgends eine nähere Vorstellung, ja man bezeichnete sie meist gedankenlos als Russen und sah sie gern, weil sie liebenswürdige Gesellschafter waren und Geld unter die Leute brachten; ja man be ehrte sie häufig mit einem wohlgemeinten Complimrnt sür ihre vortreffliche Kenntniß der deutschen Sprache, ihrer Muttersprache. Von einer literarischen Production im Lande war damals kaum die Rede, die ausländi sche Presse beschäftigte sich gar nicht mit den Balten. Wie hat sich da- in den letzten Jahren geändert, seit die Moskauer Nationalpropheten ihre ahnungslosen RrichSgrnoffen an der Ostseeküstr in feindseligster Weise aus ihrem idyllischen Stillleben emporgrschreckt und mit Vernichtung ihrer Jahrhunderte alten deutschen Cultur bedrohen! Rasch erwuchs im Reiche unter tapferm, wenngleich bei den geltenden Censurvorschrtften sehr ungleichem und hoffnungslosem Kampfe eine deutsche Presse: die deutsche „St. Petersburger Zeitung", die „Rigasche", die „Revalsche" sowie die ebenfalls in Riga erscheinende „Zeitung für Stadt und Land", sie Alle füllen ihre Spalten unermüdlich mit fruchtlosen Wider legungen und Pretesten gegen die gehässigen Angriffe und srechrn Verleumdungen der censurfreien slawischen Presse St. Petersburgs und Moskaus, an deren Spitze die mächtige „Moskauschc Zeitung" der Herren Katkoff und Leontjeff und der „Golos" (die Stimme) stehen. Bald ist auch in Deutschland und den Hauptorganen seiner öffentlichen Meinung ein reges Interesse an dem in seiner deutsch-protestantischen Existenz bedrohten Grenzposten germanischer Civiltsation erwacht: in der „Kölnischen", der „Neuen Preußischen" (Kreuz-), „Na tional-, „Schlesischen", „Ostsee-" und „Börsen-Zeitung" und andern preußischen Blättern, in den „Hamburger Nachrichten", in der Augsburger „Allgemeinen Zeitung" und der „Süddeutschen Presse", und neuerdings auch in der Wiener „Neuen freien Presse" u. A. finden zahl reiche Schmerzensschrrie über russische Vergewaltigungen an den Ostseeprovinzen bereitwillige Aufnahme und theilnehmcnde Leser. Daneben ist in kurzer Zeit eine Reihe namhafter Werke über die politische Lage, die kirchlichen und Agrarverhältnisse jener Länder, vornehm lich Livlands, erschienen. Daß dieselben einem lebhaf ten Interesse im Publicum begegnen, dürfen wir auch daraus folgern, daß z. B. von den erst im vergangenen Jahre erschienenen, hier bereits warm empfohlenen Werken Julius Eckardt's das erste, „Die russischen Ost- srrprovinzen", bereits einer zweiten Auflage benöthigt, das andere „Baltische und russische Culturstudien aus zwei Jahrhunderten" auch schon beinahe vergriffen sein soll. Wir wollen nun auf einige hier noch nicht be sprochene Werke Hinweisen. Dem Hauptvorwurfe der national-russischen Presse gegen die Deutschen an der Ostsee, daß sie die Ent wickelung de- etngebornen Bauernstandes in eigennützi ger Absicht hemmen und denselben unterdrücken und aus saugen, trat der bisherige Secretär deS livländischen statistischen Comites, Fr. v. Jung Stil ling, mit dem aus amtlichen Quellen geschöpften „Statistischen Material znr Beleuchtung der livländischen Bauernverhältnisse" in schlagender Weise entgegen. Die fleißige Arbeit giebt einen klaren Ueberblick über den Aufschwung der bäuerlichen Wirthschaft und der Volksbildung in Livland und den stetigen Fortschritt der Agrargesetzgebung in den letzten fünfzig Jahren, welche aus armen, rohen Leibeigenen in allmählicher Entwickelung freie, gebildete Menschen, vermögende Pächter und Grundeigcnthümer und ihre Angelegen heiten selbstständig verwaltende, ihr Recht sich selbst sprechende Gemeindeglieder gemacht hat. Hr. v- Jung weist nach, daß die wirthschaftlichen Pacht- und Etgen- thumsverhältnissc der livländischen Bauern sich günstig entwickeln, daß trotz der vor einigen Jahren gewährten absoluten Freizügigkeit die Auswanderung nur ganz unbedeutend gestiegen, daß der Arbeitslohn verhältniß- mäßig hoch ist und z. B. das Einkommen eines ver- heiratheten Knechts in Livland größer ist als das einer preußischen Landarbeiterfamilie von 5 Personen, daß das Verhältniß der Schulen zur schulpflichtigen Bevöl kerung (etwa dem in Belgien gleich) durchaus erfreu liche Resultate ergiebt und der wirkliche Schulbesuch und häusliche Unterricht namentlich der protestantischen Bauernkinder so zahlreich ist, daß wirklich die grsammte schulpflichtige Bevölkerung Livlands unterrichtet zu wer den scheint u. s. w. Der durch seine „Livländischen Beiträge" bekannte ehemalige Viceprästdent des livländischen HofgerichtS, W. v. Bock, hat zwei von ihm während deS letzten Winters zu Quedlinburg und Wernigerode gehaltene Vorträge über „Die ersten Begegnungen der Deutschen mit den Russen in Livland* und über „Die livländische Landgemeinde im Lichte der russischen und rle« re»" unter dem Titel „Der deutsch-russische Conflict an der Ostsee" veröffentlicht. Der bisherige Professor der vaterländischen Geschichte an der Universität Dorpat, Schirren, hat sein Amt verloren, weil er auf ein bekanntes russisches Pamphlet gegen die Deutschen „Eine livländische Antwort an Herrn Jurri Samarin" hat erscheinen lassen, welche allerdings an vernichtender Darstellung des wahren Sachverhalts, an Schärfe und Hohn der Sprache, an stolzem Selbstgefühl des geistigen Ucbcrgewtchtö über russische Unbildung und Unrechtmäßigkeit alles Dagewesene weit überbietet. Hoffentlich wird dieses ausgezeichnete Werk in Deutschland die gebührende Aufmerksamkeit erregen und dem der slawischen und baltischen Geschichte in seltenem Maße kundigen Ge lehrten an einer deutschen Hochschule Ersatz für die um seines Deutschthums willen erlittene Einbuße zu Theil werden. Schließlich müssen wir noch eines trefflichen Werkes des bayerschen NeichSraths u. Oberconsistorialpräsidenten vr. Adolph v. Harleß gedenken; seine „Geschichts bilder aus der lutherischen Kirche LivlandS" schildern in wahrhaft ergreifender Einfachheit an der Hand amtlicher Documente die Bedrängnisse der pro testantischen Landbevölkerung Livlands, das an einem großen Theile derselben von der russischen Staatskirche begangene, von dem kaiserlichen Adjutanten, jetzigen Minister Grafen BobrinSki als „officieller Betrug" gebrandmarkte Verbrechen gegen die dem Lande feierlich garantirte Gewissensfreiheit. Wir können unS nicht enthal ten, unsern Lesern die schöne Widmung mitzuthrilen, mit welcher der berühmte Autor seine Schrift geziert hat: De« Brüdern in Lidland. Euch, die Ihr einst der Nordmark Hüter wäret, Gilt dieser Grnß. kein Locklied der Sirenen,
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