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AiilMscht MMng. Amts- unö Anzeigeblatt für das Königl. GerichLsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Bl. filr I Mark viertcljährl. zu beziehen. — Inserate fiir daS Mittwochsblatt werden bis Dic.nstag früh 9 Ilhr, für daS SonnabendSblatt spätestens bis Freitag früh 9 Uhr erbeten. — Preis für die ge palten c CorpuSzcile oder deren Nanin 10 Pf., Inserate unter 6 Zeilen werden mit 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Ucbcreinkunft.) — Inserate für die Elbzcitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-ViircauS von Haasenstein L Bögler, W. Saalbach, Jnvalidcndank und Nud. Mosse. 12, Schandau, Sounäbend, den 8. Februar 187V. Eine diplomatische Frontmachnnq Deutschlands. DaS dcutschc Ncich schleppt seit Jahren zwei po litische Fragen von einem Stadium zum andern, ohne daß man seither irgendwie mit Sicherheit angcben konnte, wann diese Fragen ihre Lösung finden würden. ES sind dies die Wclfcnfragc in Hannover nnd die Dümmfrage in Nord-Schleswig. Beide Asfaircu sind allerdings im Hinblick ans die deutsche Machtstellung und die politische Constcllation Europas für jetzt und später gefahrlos für dcu Bestand dcö auf solider Grundlage errichteten deutschen Reiches, aber lästig und störend für Misere innere Entwickelung sind diese beiden Fragen ohne Zweifel nnd jeder ehrliche Anhänger des deutschen Reiches hat diese Fragen gewiß schon oft ans der Welt gewünscht. RencrdiugS sind nnu mich gewisse Anzeichen nufgctancht, ans welchen sich schließen läßt, daß die Parteigänger des Welfen- nnd DänenthnmS Hand in Hand mit einander gehen. Durch die Bcrmählung dcö Herzogs von Cumberland, welchen Titel bekanntlich der Sohu des verstorbenen Exkönigs von Hannover als englischer Prinz ange nommen hat, mit der Prinzessin Thhra von Däne mark scheint daö Welfen- und Dänenthum eine Art VcrciuigungSpunkt gefunden zn habe», und die denlschc Negierung mußte auch zu ihrem Leidwesen sehen, wie seit der vorerwähnten Fgnülicuvcrbindung daö deutsch feindliche Wclfcuthum am dänischen Hofe gehätschelt wurde. Ist doch auch der wclfischc Adel bei Gelegen heit der HochzcilSfcicr dcö Herzogs von Cnmbcrland so weit gegangen, daß er eine Adresse au dcu Herzog richtete, die, vom Stnudpuuktc dcö dcutschcu Reiches ans bcurthcilt, ciuc hochvcrrülhcrischc Tendenz hatte. Wclfcuthum und Däncuthum müssen nun allerdings auch die schwere Hand dcö im dcutschcu Reiche ver körperten Preußens, mit welcher die Welfen- nnd Däncnfragc ursprünglich allein spielte, arg fühlen. Das Wclfenthum wird wegen seiner dcutschsciudlichcn Haltung dnrch ConfiScation der ehemals hannöverschen Krongülcr von Seiten Preußens schwer bestraft nnd aus ähnlichen Ursachen verhindert die deutsche Ne gierung dem Dänenthnm gegenüber die Ausführung dcö Artikel V dcö Präger Friedens. Mit diesen passiven Mitteln gegen die Feindseligkeiten der Welfen und Dänen scheint sich jedoch die deutsche Negierung nicht mehr begnügen zn wollen, denn schon seit länge rer Zeit macht daö deutsche Ncich Anstrengungen, dcu Artikel V dcö Präger Friedens überhaupt außer Kraft zu setzen nnd den Dänen damit jede Hoffnung ans eine Abtretung Nord-Schleswigs zn nehmen. Der Artikel V des nach dem preußisch-österreichischen Kriege vom Jahre 1866 abgeschlossenen Prager Friedens lautet in seinem Hauptinhalte dahin, daß Oesterreich zu Gunsten Prcnßcnö allen seine» Ansprüchen nnfSchlcöwig-Holstciu, wie solche aus dem Wiener Frieden von 1864 entstanden, entsagt, daß jedoch die nördlichen Distrikte Schleswigs an Dänemark von Preußen abgetreten werden sollen, wcnn die dortige Bevölkerung dnrch ciuc frcic Ab stimmung den betreffenden Wunsch knndgicbt. Dicsc Klausel wurde in dem betreffenden Artikel nicht ans Antrag Oesterreichs, sondern auf Betreiben des alten Ränkeschmiedes Napoleon III., der bekanntlich damals den Fricdcnövcrmittlcr spielte, gebracht, nud Deutschland wünscht jetzt, daß Oesterreich formell ans die Geltend machung dieser Klausel verzichte. Allem Anschein nach wird zum Nutzen nud Frommen der Freundschaft Deutschlands und Oesterreichs dieser Wunsch in Er füllung gehen, wenigstens soll der österreichische Bot schafter Graf Sccchcuyi am Berliner Hofe diesbezüg liche Erklärungen unserem Reichskanzler abgegeben haben, nnch halten cö die Wiener offiziösen Zeitungen der österreichischen Großmacht nicht sür würdig, in dieser dem österreichischen Jntcrcsse fernstehenden Frage sich den Wünschen Deutschlands zu widersetzen. Daö Ausland dürfte allerdings wieder einmal wegen dieser Affairc ein Zctcrmordio anstimmcn, da Deutschland mit einem erdrückenden Ucbcrgclvichtc den änderet Staaten seinen Willen aufdränge. Wir können zcdoc! in diesem Bvrgchcn der dcntschcn Negierung nur daö Bestreben erkennen, die Regelung seiner Angelegen heiten selbst zn besorgen und dem Welfen- nnd Düncu- thum zn beweisen, daß im geeinigten deutschen Reiche für ein derartiges Partcigctricbe kein Nanni mehr vorhanden ist. — Lant Bekanntmachung des NcichS- anzcigcrS ist dnrch Ucbcrcinknnft dcö Kaisers von Deutschland und dcö Kaiscrö von Ocsterrcich, als Contrahcntcn dcS Präger Friedens, die Klanscl des Artikel V dieses Friedens, enthaltend die Nückgabc- bcstinnnnugcn Nord-SchlcöwigS an Dänemark außer Kraft gesetzt worden, wobei der Kaiser von Oe sterrcich von dem Wunsche geleitet worden ist, der Freundschaft Deutschlands und Oesterreichs einen guten Dienst zu erweisen. Ta qesgeschichte. Sachsen. Schandau. Obwohl wir schon in voriger Nummer auf den Seiten dcö Hcrrn Amts richter Bätz dem Gcwcrbcvcrcin für hcnte Sonnabcnd Abend im Dampfschiffhotcl gütigst zugcsaglcn Bortrag über die neuen deutschen NeichSjustizgcsetzc aufmerk sam machten, wollen wir des besonderen Interesses wegen nicht unterlassen, wiederholt und zwar mit dem Bemerken darauf hiuzuwciscn, daß außer den Gcwcrbc- vcrciuSmitglicdcru Alle, von hier sowohl wie vom Lande, welche sich hierfür intcressircn ungehindert Zu tritt haben. — Das k. Ministerium bcS Innern macht be kannt, daß über die Mittel der unter seiner Verwalt ung stehenden, mir für k. sächs. Staatsangehörige be stimmten Sächsischen Stiftung vom 26. Juni 1811 zur Unterstützung armer Kranker zum Gebrauche böhmischer und sächsischer Bäder Ende des Monats Mürz verfügt werden wird, so daß Untcrstützimgs- gcsuchcu, welche nach dem 20. März ciugchcn, keine Aussicht auf Berücksichtigung eröffnet werden kann. Die betreffenden NntcrstützungSgcsnchc sind durch mo- tivirtc ärztliche Zeugnisse über die Knrbcdürftigkcit, so wie dnrch zuverlässige Zciignissc über die Mittellosig keit der Kraulen unter Angabe ihres Altcrö zn be gründen. Was die ans daö Bad Elster gerichteten Gesuche insbesondere anlangt, so ist bezüglich der hierzu erforderlichen ärztliche» Zeugnisse ans die Vorschriften der durch die „Leipziger Zeitung" und das „Dresdner Journal" erlassenen Aekauutmachlmg des Ministeriums dcö Innern vom 4. März 1878 hinznwciscn. Noch ist darauf aufmerksam zu machen, daß den sehr zahl reich eingehenden Gesuchen gegenüber die Mittel der Sächsischen Stiftung nicht genügen, nm anch solche Bittsteller zu berücksichtigen, welche schon zn wieder holten Malen Untcrstütziingcil auö derselben Stiftung empfangen haben. — Die für den Monat Februar gegen den Vor monat sich ergebende erhebliche Zunahme der Sub- hastntioncn im Königreiche Sachsen zeigt recht deutlich, daß die mit Eintritt dcö neuen Jahres erhoffte Besserung in den Verhältnissen dcö Hhpothckcnmarktcö noch nicht eiugctrctcu ist nnd daß dcr ans diesem Gebiete zu con- statircude Ncinignngöproccß vorläufig noch fortdancrl. Jnögcsammt sind für den laufcrdcn Monat 1ü1 Sub- hastationcn (gegen 120 im Januar) angcsetzt. Kommenden Montag, den 10. Februar feiert iu dcr Gcmciudc Dorf Wchlcu der 81jährige Guts- auszüglcr Johann Karl Gottfried Nichtcr nebst seiner 81 jährigen Ehefrau, daö gewiß seltene aber schöne Fest dcr diamaiitencu Hochzeit, beide noch in körper licher und geistiger Frische und Gesundheit. Möchte daher diese»! greise» Jubelpaare, bei welche»! Glück und Unglück, Freude nud Leid mit einander wechsel ten, ein heiterer und schöner Lebensabend beschicken ein. In mehreren Ortschaften der Umgebnng von Mei ßen haben in diesen Tagen einige Kolporteure auö Dresden Lcutc dcr ärmercn Klasse in aufdringlicher Weise gegen Ucbcrlassiiug dcö ziemlich wcrthloseu Heft chens eines obskuren Nvmanö nud unter Beigabe' des AulheilschciuS ans einige Nummern dcr K. S. LandcS- Lotleric Gcld im Betrage von 1 Mark, nach Befin den anch mehr oder weniger, abznlockcu gewußt. Die Gewandtheit, mit welcher sic den leichtgläubigen Lm- tc» die Aussicht auf einen namhaften Gewinn vor- gcspiegclt haben, hat sich dem Anschein nach anch ver lohnt, denn cö soll der Eine dieser Glücksritter, alö er bei diesem Treiben dcr Gendarmerie in die Hände fiel, im Besitze einer ansehnlichen Baarschaft gewesen sein. Hoffentlich gelingt cs dcr Polizei, auch seiner Genossen, die, als sic das Schicksal ihrcs Kollege» crfahrcn, sich alsbald aus dem Staube gemacht haben, habhaft zu werde». — I» Meißen war am Dienstag Abend das Ver langen nach Nachtquartier iu dcr Cc»tralhcrbcrgc so zahlreich, daß, nachdem bereits üO Neiscude darin »»tergebrachl waren, noch eine Anzahl Ausnahme in der Frohnvcstc finden mußte. Zwischen Coöwig nnd Nicdcran wurde am 4. Februar früh durch den Persoucuzng ein Knabe über fahren. Wie verlautet, hat sich derselbe in selbstmör derischer Absicht auf die Schiene» gelegt. Daö Kind, welchem beide Hände abgefahren waren, wurde vom Strcckcubcgchcr »och lebend anfgcfmidcn nnd starb gegen 10 Uhr in Weinböhla, wohin cö gebracht wor den war. Dasselbe ist der Sohn eines. Weinböhlaer EimvvhncrS nnd Tagcarbeitcrö Namens Otto und dcr Bruder jenes 17 jährigen Mädchens, welches vor etwa 4 Monate» a» derselbe» Stelle den Tod ge sucht uud gefunden hat. Fnrcht vor zu erwartender Strafe soll den Knabe» i» de» Tod geführt habe». A»S Döbel» meldet man, daß Herr Jnstizrath Or. Schaffrath sei» NcichStagömandat »icdcrlcgen wird. Anhaltende Krankheit nnd in Folge deren ent schiedene ärztliche Vorschrift nöthigcn ihn zu diesem Schritt. Ein starker Akt von Thicrqnälcrei ward in diesen Tagen in Mügeln voncincmFabrikarbeitcrcmögcführt. Sein Hand hatte eine Amsel todtgebissen, die dem Manne auch cigenthümlich gehörte und deshalb zer trat er dem Thicrc das Rückgrat, klemmte es zwischen seine Beine nnd schnitt ihm die Kehle znr Hälfte durch, warf cö iu cin zur Hälfte mit Wasser gefülltes Faß uud ließ cö unter den qualvollsten Schmerzen verende». Die Strafe wird dem Mamie nicht a»Sbleibcn. Bon 2404 Gcwcrbsgchilfcn, welche im Januar nach Leipzig zurcisten, haben daselbst nur 168Arbeit gesundem — Dcr erste Ha»sfra»c»vcrcin zu Leipzig hat eö in der Zeit seines Bestehens zn einem Defizit von ca. 18,000 Mark gebracht. Die Weitcrführuug dcö Bcr- emö ist trotzdem beschlossen worden nnd sollen, nm ihm wieder auf die Beiue zu helfen, Authcilscheinc n 10 Mark auögcgcbcn werden. Auö Chemnitz meldet daö dortige „Tgbl.": Als eine sonderbare Fügung dcö Geschickes können wir nnscrn Lesern mittheileu, daß der seit dem ZI. Juli v. I. wegen Geistesstörung in dcr LandcShcilaustalt Sonncnstcin untergcbrachtc Althändler Christian Fried rich Schwalbe, dcr Haupträdelöführer dcr hier jungst abgcurlhcilteu Falschmünzcrbandc in bcrsclbcu Nacht, in welcher nach 10tägiger Dauer der Hauptvcrhaiid- luug daö Strafurthcil verkündet wurde, mit äußerster Vergewaltigung an dcr Verstäbuug der Fcuster auö- gcbrochcu und entflohen ist. Zur Beruhigung unserer Leser sind wir jedoch i» der Lage, mittheileu zu kö»-- ucu, daß der Entflohene iu hiesiger Stadt von dcr Polizei aufgcgriffcu, verhaftet uud dem Untcrsuchtingü- richtcr bereits zugcfuhrt worden ist. — Dcr Verein gegen Bcrfälschnng dcr Lebens mittel zu Chemuitz wendet sich mit zwei Pctitioucu an den Reichstag. In dcr ciucn derselben werden Mrserc Bestimmungen über den Verkehr mit Nahr- mgö-, Geuußmittclu nud VerbranchSgegcustäudcu, in