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o « d A U z e L e r Meülai «O Amrjzktz Telegranim-Adresse „Tageblatt", Riesa. KMLsöl'Äti Femsprechstelle Nr. 20. der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. Zsr. Donnerstag 4. November 18S7, Abends. SO. Jahrg. Da» Riesaer Tageblatt erscheint i-dcn Tag Abend» mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla oder durch unsere Träger frei ins HauS I Mark LV Psg., bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 2S Pfg., durch den Briefträger frei ins HauS I Mark 65 Pfg. Anzeigen-Annahme für die Nummer des Ausgabetages bis Vormittag ö Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle Kastanienstraße SS. — Für die Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt in Riesa. Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Fleischers Hugo ClemeuS Müller früher in Riesa, jetzt in Leipzig wohnhaft, wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Riesa, den 4. November 1897. Königliches Amtsgericht. Bekannt gemacht durch den Gerichtsschreiber. Aktuar Hänger. Erledigt ist die auf Freitag, den 5. dies. Man., Vor«. 1v Uhr, im „Kronprinz" hier angesetzte Versteigerung. Riesa, 4. November 1897. Der Ger.-Vollz. beim Kgl. Amtsgerichte. Sekr. Eidam. Oertliches uns Sächsisches. Rtesa, 4. November 1897. — Die Hauptkonserenz der Lehrer und Lehrerinnen im SchulinspektionSbezirke Großenhain fand für dieses Jahr am Dienstag, den 2. November, im Hotel de Saxe zu Großen hain starr. Als Ehrengäste waren erschienen die Herren AmtShauplmann v. Wilucki, Sup. O. Harig, eine Anzahl Geistliche und SchulvorstandSmitglieder. Unter dem Vorsitz des Herrn BczirkSschulinspektorS Dr. Gelbe wurde die Ver sammlung Vor«. 11 Uhr mit dem Gesänge „Der Herr ist meine Zuversicht" eröffnet. Sodann begrüßte der Herr Vor setzende die Erschienenen, dankte dem hohen König!. Ministe- rium für die einer ganzen Anzahl von Gemeinden gewährten BciMen zur Tragung der Schullasten, sowie auch den städti schen Körperschaften, die auf die Hebung der wirthschaftlichen Lage des Lehrerstandes bedacht waren. Herr C. Schöne- Großenhatn führte den Versammelten alsdann mit 2 Knaben klaffen die Art seines GesangunterrichtS vor. Hierauf hielt Herr Schuldirektor Börner-Gröda Vortrag über „Sprech unterricht." Referent ging aus von der Entwickelung unserer : heutigen Schriftsprache als Sprechsprache, die durch Luthers f Bibelübersetzung als eine Ober- und Niederdeutschen ver- r stündliche maßgebend geworden sei. Referent veranschaulichte > seine Ausführungen an einer Anzahl etymologischer Beispiele, j Als Hauptforderungen stellte er an den Sprechunterrich?, daß er die Schüler Hochdeutsch hören, verstehen und sprechen lehre, sie also zu einer erfolgreichen Thetlnahme am Unterricht befähige. Andererseits habe er den Leseunterricht vorzubereiten, gleich viel, ob in einer Schule die Schreiblesc- oder die Normal- wöttermelhode angewendet werde. Referent gründete sich - hin u«d wieder auf die Ideen PalleSkeS, Grumbachs, Wange- s W-uüil u. A. Unablässig müsse die Verdrängung des Dm- < lekts durch das Hochdeutsch angchrebt werden. Dies «erde gefördert durch methodische Einzel- und Charlprechtaklübungen. Um Schöühkit uud Deutlicher der Sprache h rbeizuführe', müsse ai.f Schonung der Vokale und Ehrung der Konsonan en gehalten werden. Nur Verstandenes dürre gesprochen wer den unrer Anwendung des richtigen Tonfall« und unter Mir- Hilfe des grammatischen Unterrichts. Besonderes Gewicht tei im Sprechunterrichre auf d e Ausbildang des Svrachg°sühls zu legen überhaupt in Allem der Forderung Hildebrand-! nachzukommen, daß nicht die geschrieben«, sondern die ge sprochene Sprache Mittelpunkt des Unterrichts sei. Dl- Sprache eines Volkes spiegele seine Seele wieder, drum sei des Lehrers Arbeit an der Sprache des KinreS eine Aibür am Volke selbst. Dies hohe Ziel lohne reichlich die au?ge- wendete Konst quenz und die Ausdauer in den planmäßigen Uebungen. Mrt LogauS Epigramm: „Wer von H-izen redet deutsch, wird der beste Deutsche sein!" schloß der Redner seine gehaltvollen Ausführungen, tie von großer Sachkenntniß und reich-r practrscher Erfahrung zeugten. -- Leider wußten wegen vorgerückter Zett die noch in Auf sicht genommenen beiden Referate Über „Schulfeste' lür nächstes Jahr zurückgestellt werden. — In bewegter Red gedachte der Herr Vorsitz?«)« der im verflossenen Jahre ; abgerufenen KonscrenzmitgUedcr Hern« Kttchichullehrer sm. Wctzig-BerbiSdorf, Obeil. Wagner-Großenhain und C Z ts- : Wllsenhain. Nach dem Convent der B.'gräbnißcaffe kinz ! tie Versammlung, nachdem sie noch sichend ,Jn deine Hände i befehl ich mich" gesungen, auseinander. Der Konferenz schloß ? sich ein gemeinschaftliches Mahl an und eine wusikaUsche f Unterhaltung, zu der sich cine stattliche Anzahl Angekö igs z de: Miizltedcr eing-funden hatte. Schulkinder aus G-oß- ' ra'chüv, Walda und riottewitz gaben Proben ihres G-ianges. ' A i- d-r Mure v?r Konferenz wurde als konf.rlnzorr >üc f läisi s Jrhr Radeburg g-iaünsch«, da seiner Z it auch e>n- u. >. c.'i Rusa getagt worvcn sec. Doch bttcb vreser Wunsch tt.cht ohr.« Entgegnung. — Der Vorstand des nationa'liberalen Landes vereins für das Königreich Sachsen erläßt in Be zug auf die bevorstehenden Reichstagswahlen einen Aufruf an die Parteifreunde, in dem es heißt: „Eine ultramontan freisinnig-sozialdemokratische Mehrheit im Reichstage ist mit dem Wohle und den unabweisbaren Lebensbedürfnissen des Reiches auf die Dauer ebensowenig vereinbar, wie dieses eine in sich nicht geschlossene, von der Hand in den Mund lebende, plötzlichen Veränderungen ausgesetzte Regierung zu ertragen vermag. Wenn wir sohin nach der einen Seite fordern, regiert, und zwar im Sinne eines konstitutionellen Regiments gut regiert zu werden, müssen wir nach der anderen Seite darauf bedacht sein, nicht nur die eigenen Parteifreunde fest zuiammenzufaffen, sondern die sämmtlichen, im reichen Maße vorhandenen natronalen Kräfte wieder zu sammeln, die in d-r Hand des Fürsten Bismarck schon ein mal dem Reiche unvergängliche Dienste geleistet Haven. Es ist hohe Zeit, über di« wirthschaftlichen Jnteressenkämpfe, über di: scharfen Gegensätze der Erwerbs- und Berufsstände, über den unfruchtbaren Haber hinweg zu einer Verständigung zu gelangen, nicht gegen die vorhandenen großen politischen Parteien, sondern mit ihnen, als denjenigen achtungsgebieten den Gebilden, in denen die den einzelnen Productioständen gemeinsamen Interessen zum Wohle des Ganzen auszleichendr Berücksichtigung finden. Es ist höchst- Zeit, sich die alten Gegner des Reiches und seiner Macht und Herrlichkeit genau anzusehen, das in stiller Mmirarbeit an dessen Fundamenten unablässig thätige ultramontan beeinflußte C-ntrum, eine in sich fest organifirte, internationale, revolutionäre So.ialdemo- kratie und Neubildungen bedenklichster Art, die durch ihre zersetzende Agitation bewußt oder unbewußt den unversöhn lichen Widersachern des Reiches die Wege bereiten. Je klarer die Gefahr erkannt wird, die in einem Streite um wirthschaftliche, keineswegs unversöhnliche Jnteress-nfragen liegt, um so eher wird sie zu beseitigen sein ; je höher wir die mit einem jo.ch.n Sirene rechnend-» Gegner einschätzen, um so höher werden wir die Entfaltung der eigenen «rä'le zu bemcffen haben." — Alle Poftkart-n, welche irgendwie deutsch-nationale Gesinnung bekunden, werde» von der österreichischen Post nicht befördert. Kürzlich hat sogar das Postamt zu Reichen berg in Böhmen eine Postkarte mit dem Bildniß Bismarcks zurückgewiesen und dabei bemerkt: „Unabsendbar. Das An bringen von PorträiS auf den Postkarten ist nicht statthaft." ES unterliegt gar keinem Zweifel, daß die tschechischen Be amten, wie sie leider in der österreichischen Postoerwaltung überwiegen, Postkarten etwa mrt dem Bilde eines pansla wistische» Agitators oder eines französischen Republikaners unbedenklich vejördcrn würden. — Die nächste Postreiorm wird, wie man aus Berlin schreibt, den Drucksache-Versandt m Rollenform betreffen. Der „Cmtralverdand zum Schutz für Handel und Gewerbe" hatte bei der RcichSpoMhörde nachgesucht, daß beim Post versandt von Drucksachen in Rollensocm, z. B. Bildern, Pla katen rc., das Längenmaß von 75 Ctm. im inneren Verkehr ebenso zugelaffen würde, wie dasselbe im internationalen Verkehr gestattet ist. Darauf ist nunmehr folgender Bescheid der Äetchspostbehörde ergangen: „Die Zulassung von Druck- fachen bis zu einer Länge von 75 Ctm. im inneren Verkehr sowie im Wcchsclverk.hr mit Oesterreich-Ungarn ist in Aus sicht genommen. Der Zeitpunkt des Beginns der Zulassung wird demnächst vcröffenkltcht werden." —* Dte im Vorjahre zur Berathunq eine« neuen Zoll tarife« eingesetzte parlamentarische Zollcommission in Nor wegen hat bei ihren Verhandlungen von einigen norwegischen Behörden Erkundigungen darüber eingeholt, tnwiewett die norwegischen Fabrikate bezüglich ihrer Güte und Billigkeit zur Zeit mit den entsprechenden ausländischen Waarcn con- currrren können. Es hat sich dabei herauSgestellt, daß ein großer Theil des Bedarfes dieser Behörden im Inland« ge- j deckt wirv, fo werden z. B. eiserne Eisenbahnbrücken, eiserne Nägel, C ment, Dynamit, Tauwerk, Baumwoklwaaren, wollene Dccken, Instrumente und Apparate, Csnseroen rc., von diesen Behörden jetzt ausschließlich aus dem Inlands bezogen, während in Eisenbahnwagen, Porzellan-Jwlatorrn, Telephon- « drähten, Tuchen und halbwollenen Zeugen, Sohlenleder rc. l das Ausland mit Erfolg in Wettbewerb tritt. Näherer hierüber kann im Bureau der Handels- und Gewerbekammer Dresden, Ostra-Allee 9 ptr., eingesehen werden. , — Die Ansetzung von Kosten für dte Revisionen von S Gifthandlungen betr. hat das sächsische Ministerium des ! Innern aaS Anlaß eines besonderen Falles Folgendes verordnet: s Grundsätzlich ist davon auszugehen, daß an sich bei Revisionen ; von Gifthandlungen Gebühren, bez. Reisekosten weder seitens ; der Behörde, weiche die betreffende Revision anordnet, noch seitens des zugezogenen Bezirksarztes bezw. Apothekenrsoisors in Ansatz gebracht werden dürfen. Was insbesondere den Bezirksarzt und den Apothekenrevisor anbrlangt, so muß die Revision von Gifthandlungen als zu denjenigen Geschäften gehörig angesehen werden, für welche diese Beamten au» der StaatScasse durch Gewährung des Gehaltes bez. des Reise- kostenstumS entschädigt werden. Dies schließt jedoch nicht , aus. daß dann, wenn durch das Verhalten des Inhabers der Gifthandlung besondere Mühewaltungen entstehen, diesem die Bezahlung von Gebühren bezw. soweit nicht 8 21 des OrganisationsgesetzcS vom 21. April 1873 einschcägt, auch die Erstattung des der Behörde und den zugezozenen Beamten erwachsenden Aufwandes aufgegeben werde. Wann und wo dieses zu geschehen habe, muß der Entscheidung des einzelnen Falles überlassen bleiben. Kann dem Geschäftsinhaber die Bezahlung von Kosten bez. Erstattung von Verlägen nicht angesonnen werden, so haben Bczirksarzt und Aporhrkrn- revifor auch von der Behörde, welche die Revision veranlaßt hat, etwas nicht zu beanlpruchcn. — Die Arbeitspausen in den Fabriken wurden nach der früheren Rechtsprechung d-S ReichsoerstcherungsamteS als Theile der BrtriebSlhäcigkeit nicht angesehen; in der l-tzten Sitzung, unter dem Vorsitz des Dr. Sarrazin, welcher be- kanntlich zum Direktor der Alters- und Invalidenversicherung be ördert worden ist, gelangte die Unfallavtheilung des R ich»- vrrstchorungsamteS in einer R:kurSfach: gegen die Nassauisch: Bergwerksberukszenossenschast zu einem anderen Resultat. Dem Kläger war nach Beendigung der Frühstückspause, nach dem der Maurerpolier zur Rückkehr in die Arbeit aufzefsr- dert hatte, beim Aufstehen von seinem P atz: das aufgekcappte Messer eines ArbeitSgenossen in das Unke Aaz: gedcuagm und hatte dieses total v-rnichtct; der Anspruch auf R-nte wurde sowohl von der Berufszenoffenschaft durch Bescheid, als auch vom Schiedsgerichte durch Urtheil zurückg:wies«n, weil nach der konstanten Rechtsprechung des RctchSo-rfich-r- ungSamtes ein im Betriebe erlittener Un'all nicht angenommen werden könne. Bet seinem Erkenntnisse ging das RüchSocc' ficherungSamt von der Annahme aus, daß der B.'trieb de» Gewerbes nicht erst mit dem Moment beginnt, in drm die Arbeit geleistet werde, sondern schon mit dem Moment der Vorbereitung dazu; das Aufstehen von dem Platze, um sich zur Arbeitsstätte zu begeben, müsse als eine schon im Be triebe geschehene Tätigkeit angesehen werden, woraus so g«, daß der Unfall den RekurSkläger gerade im Betriebe getroffen. Wir verstehen nicht, wie man zu der Entscheidung kommen konnte, daß Arbeitspausen nicht zur vetriebsthätigkeic gehören. Cotta. Ein eigenartiges Bild zeigen jetzt die fast un unterbrochen fortgesetzten Arbeiten in dem Verheerungsgebiete der Weißeritz wahrend der Nachtstunden. Zahlreiche Naph thalampen erleuchten fast taghell da» emsige Treiben oberhalb der Wehre, während an den Fundirungsarbciten der Brück Pfeiler rin seine Strahlen weithin werfender Naphthalinap- parat in Betrieb ist. Mächtige Rauchwolken der arbeitenden