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Dresdner Journal : 22.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189706229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970622
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970622
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-06
- Tag 1897-06-22
-
Monat
1897-06
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 22.06.1897
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vei»,«»ret«: Hü» Dresden viertel jährlich: 2 Mark »0 Pf., bei den Kaiser» lich deutschen Postanstalte» vierteljährlich »Mark; außer halb de« Deutschen Reichet Post- und Stempelzuschlaa Einzelne Nummern: tv Pf Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends Fernlpr -Anschluß: Nr. 1295 ^§141. Uukstuhttuntsnehühre» r Kür den Raum einer gespal tenen Zelle kleiner Schrift »0 Ps Unter „Linaesandt" die Zeile dv Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag Heransgeher: Königliche Expedition des Dresdner Journals Dresden, Zwlngerstr 20 SrroIpr.-«nIchluß:Rr 1897. Dienstag den 22. Juni, abends. WW^ Wir ersuchen unsere Zeehrten Post bezieher um rechtzeitige Erneuerung der Be stellungen bei den betreffenden Postämtern, da mit in der Zustellung der bezogenen Exemplare keine Unterbrechung eintritt. Lönigl. Erpedilio» de« Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 17. Juni. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den UniversitütS Pedellen Gustav Albert Starke und Wilhelm Holzhausen in Leipzig das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Besitzer einer Heil-, Erziehungs- und Pfleganstalt für Schwach- und Blödsinnige in Möckern I)r. mell. Hermann Kern daselbst den Titel nnd Rang als SanitätSrath zu verleihen. Dresden, 19. Juni. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem Schiffs kapitän August Friedrich Balduin Zöpfel hier für die von ihm am 12. März dieses Jahres unter eigener Lebensgefahr bewirkte Errettung eines neunjährigen Knaben vom Tode des Ertrinkens in der Elbe die goldene Lebensrettungsmedaille nebst der Befugniß zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem Leibjäger Sr. Durchlaucht des Prinzen Sizzo von Schwarzburg-Rudolstadt Heinrich Hüls mann in Großharthau für die von ihm am 12 vorigen Monats unter eigener Lebensgefahr bewirkte Errettung der Kammerfrau der Gemahlin des Prinzen vom Tode des Erstickens die silberne Lebensrettungsmedaille nebst der Besugniß zum Tiagen derselben am weißen Bande verliehen worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Vorsitzende Diiector des Landwirthschaftlichen Creditvereines im Königreiche Sachsen, Hofrath vr. ^ur. Mehnert den ihm von Sr. König! Hoheit dem Prinz Regenten von Bayern verliehenen Verdienstorden vom heiligen Michael 3-Klasse vnnehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Architekt Ehr. G. Schramm zu Dresden das ihm von Sr. Durchlaucht dem Fürsten Reuß j. L. verliehene Ehrenkreuz 3. Klasse annehme und trage. Wekanntrnachung. Tas Ministerium des Innern hat der Krankenkasse „Eintracht" für Hartha und Umgegend, eingeschriebene Hilfskasfe, auf Grund deren Statuts vom 22. Dezember 1896, der „WaldHeimer Kranken- und Be- gräbnißkasse zu Waldheim", eingeschriebene Hilfskasse, auf Grund des I Nachtrages vom 3. Mai 1897 zu d:ren Statute vom 12. November 1892 und der Kraukenunterstützungs- und Sterbe kasse für Riemer und Sattler zu Dresden, eingeschriebene Hilfskasse, auch auf Grund des II. Nachtrags vom 24. April 1897 zu deren revi diertem Statute vom 22. August 1892 bescheinigt, daß sie, vorbehaltlich der Höhe des Kranken geldes, den Anforderungen des 8 75 des Kranken versicherungsgesetzes vom 15. Juni 1883 in der Kunst und Wissenschaft. Aus der Königl. Gemäldegalerie. Durch Geschenke und Vermächtnisse ist unsere Galerie in den letzten 15 Jahren nach und nach um 54 Ölgemälde (von 18 verschiedenen Spendern), um 2 Pastelle und um 7 Miniaturen bereichert worden Zu den Zuwendungen, die mit besonderem Danke cntgegengenommen worden sind, gehört die Leskysche Schenkung Hr. Rechtsanwalt Hofrat LeSky hatte im November 1888 fünf Ölgemälde seiner Sammlung der Galerie als Geschenk überlassen, sich den Besitz der Bilder aber für die Zeit seines Lebens Vor behalten Gleichwohl hat er nunmehr bei bestem Wohl befinden, das ihm noch lange erhalten bleiben möge, die beiden wichtigsten Bilder jener Schenkung der Galerie bereits übergeben Es sind dies ein zu Ende der fünf ziger Jahre gemaltes Jugendwcrk von A Böcklin, das rorläufig an ver Wand 6 des Zimmers 36 im zweiten Stockwerk untergebracht ist, und ein etwa 10 Jahre später entstandenes Gemälde Heinrich Franz Drebers, das im Zimmer 23 seinen Platz gefunden hat Das Bild von Böcklin stellt in üppiger südlicher Land schaft die Verfolgung der schönen Nymphe Syrinx durch Pan, den Berg- und Waldgott, dar Sie floh nach der Sage zum schilfbewachsenen Ufer des Ladon hinab, und als Pan im Begriffe war, sie zu fangen, verwandelten mitleidige Götter sie in das Schilfrohr, aus dem der liebende Waldschratt sich dann sein Lieblingsinstrument, die Syrinr, die Hirtenflöte verfertigte In OvidS Metamorphosen (l 704—709) heißt eS: „Wie dann Pan, da schon er gedachte zu Haschen die Syrinx, Statt der Nymphe Gestalt Schilfrohr in den Armen gehalten. Und, als seufzend er stand, die wehende Lust in dem Schilfe Leiser Geflüster erregt, taS ähnlich eriönte wie Klage" Diese Verwandlungsszene ist dargestellt Die Finger der Fassung der Novelle vom 10. April 1892 genügt bez nach wie vor genügen. Dresden, am 16. Jnni 1897. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel, vr. Bodel. Lippmann. Srueuuuugeu, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Im tztcschäftSbereichc des Ministertuinü des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: diezweileständige Lehrerstelle in Trünzig. Kollalor: das Königl Ministerium des Kultus und ösf.ntlichcn Unterrichts. Einkommen: 1000 M. Gehalt und 100 M Wohnungsgeld für einen unverheirateten, 15V M. für einen verheirateten Lehrer; außerdem 72 M für Turnunterricht. Gesuche sind unter Beijügung sämtlicher Prüs- ungS- und AmtSsührunaSzeugnisse bi» zum 6. Juli bei dem Königl BezirkSschu'.inspektor Schulrat Lohse in Zwickau einzu reichen; — eine ständige Lehrerstelle in Gröba Kollator: das Königl Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen außer srcier Wohnung und außer den gesetzlichen Alterszulagcn ivvvM. Gehalt. Gesuche mit den erforderlichen Zeugnissen sind bis zum 7. Juli bei dem Königl. Bezirksschul inspektor Di Gelbe in Großenhain einzureichen; — die ständige Lehrerstelle zu Geltengrün bei Adorf Kollalor: die oberste Schutbehörde. Gehalt: 1000 M ; außerdem II M 5v Ps. für kirchendienstlrchc Bcrrichlungen, 72 M für Fortbildungsschul- unterricht, 7S M zur Beheizung der Schulstube, freie Wohnung und Gartcngenuß Gesuche mit allen erforderlichen Beilagen sind bis zum 3». Juni bei dem Königl Bezirksschulinspeltor Schulrat Hörig in Oelsnip i. B einzureichen. — Zu besetzen: die Kirchschulstelle in Leukersdorf. Kollator: die oberste Schulbehörde Das Einkommen beträgt bei sreier Ticnst- wohnnng im Schulhause außer den gesetzlichen Alterszulagcn 1VVV M vom Schuldienste und 927 M 91 Ps. vom Kirck.cn- dienste, bez. eventuell sür Erteilung des Handarbeitsunterrichts an die Frau des Lehrers lio M Beiverbringsgesuche nebst den erforderlichen Beilagen sind bis zum 11. Juli an den Königl Bezirksschulinspektor Schulrat Richter in Chemnitz ein- zureichen Nichtamtlicher Teil. Über die Jubiläumssestlichkriten in England liegen heute folgende Nachrichten vor: Die Königin ist gestern, Montag, mittags von Windsor nach London abgereist. In London traf Ihre Majestät, begleitet von der Kaiserin Friedrich, Prinzessin Beatrix und Prinz ssin Christian von Schleswig-Holstein, auf der Paddington Station ein und begab sich zu Wage» nach dem Buckingham-Palast. Eine ungeheure Menschenmenge hatte sich aus dem Wege vom Bahnhos zum Palais angesammelt, um die Königin mit begeisterten Kund gedungen zu begrüßen Die mit Blumen bestreuten und fest lich geschmückten Straßen boten einen sehr schönen Anblick Nachdem die Königin alSdann nn Familienkreise daS Luncheon eingenommen hatte, empfing sie im Drawmgroom des Schlosses die königlichen und übrigen Gäste Später erteilte die Königin den indischen Fürsten und den Ber treten: der auswärtigen Staaten Audienz. Bei dem Em pfange wurden die Vertreter der auswärtigen Staaten durch Lord Salisbury eingesührt Eine ungeheuere Menschenmenge umgab deu Buckingham Palast und begrüßte die vornehmen Gratulanten bei der Zufahrt und Abfahrt. DaS Wetter war herrlich — Die „Osficial Gazette" veröffentlicht eine lange Liste von Auszeichnungen, welche aus Anlaß des Jubiläums der Königin verliehen worden sind. Ter Prinz von Wales wurde zum Großmeister und obersten Ritter des Großkreuzes des Bathordens ernannt. Außerdem wurden sechs neue Pcers des Vereinigte« Königreiches creiert und sämtliche Premierminister der Kolonien, mit Einschluß von Sir Donald Smith, dem High-Commijsioner von Kanada, zu Mitgliedern des Ge heimen Rates der Königin ernannt. Das Kriegsamt giebt serncr die Ernennung des Prinzen Eduard von Sachsen-Weimar zum Feldmarschall, diejenige des Herzogs von Sachsen Coburg zum Admiral der Flotte und die des Prinzen Friedrich von Schleswig-Holstein zum persönlichen Adjutanten der Königin bekannt Dem englischen Botschafter in Wien Sir Horace Rumbold und dem Botschaster in St Petersburg Sir Roderick O Connor wurde das Großkreuz des Bath Ordens verliehen, während der Gesandte in Athen Egerton zum Ritter tesBath- OrdenS ernannt wurde — Der „Köln. Ztg." geht aus der britischen Hauptstadt unter dem gestrigen Tage, 21. Juni, der folgende telegraphische Be.icht zu: Eine ziemlich trübe Stimmung herrschte gestern beim Be ginn der F.stlichkeitcn. Tie Fahnen und Flaggen, die mit allem möglichen, nicht immer geschmackvollem Zierat ein im ganzen doch großartiges Bild geben, konnten trotz der Buntheit des Blue Jack und der roigeiben Königssahne unter dem grauen Himmel keine sreudige und gehobene Stimmung hcrvorrufin, während der Regen die Ausschmückung durchnäßte und der Wind sie an vielen Stellen zerriß. Tas Unwetter war derart, daß die Torpedoboote, die nach Portsmouth besohlen war> n, Be seh! erhielten, vorläufig nicht adzudampsen. Trotzdem hielt es gestern abcnd schwer, in den Straßen durchzukommen. Die Preise der Gasthöse haben eine Höhe erreich', die man mit denjenigen vergleicht, dic im vorigen Jahre bei der Krönung in Moskau bezahlt wurden Aus den Omnibussen wird bereits dcr dreifache Fahrpreis erhoben, die Ca'oS haben in der Erhöhung nicht nachstcbcn wollen, noch weniger die Gast- wirtichafien, wo man flüchtig und schlecht bedient wird; ein Heer von Kellnern >.st vom Festlands zur Aushilfe hcran- gezogen worden. Tas Wetter, das sich erst heute ausklärte, hat deu Spekulanten in Bühnenpintzen zum Besichtigen des morgigen Auszugs dcr Königin vom Buckingham-Palast nach der St. Paulskaihedrale während der letzten Tage einen schlimmen Streich gespielt Biele von dcn 3- bis 400 000 Plätzen aus Bühne» und an Fenstern find noch jetzt zn haben, gestern aber konnte man einen Platz, dcr bisher nur sür fünf Guinces ge böte» wurdc, im Handumdrehen mit einer Guinee belege». Wcmr die Sonderzügc, die heute abend nnd morgen zu Stunden losgelaffen werden, dic sür cnglifche Vcrhältnissc ganz undcnkbar früh schcincn, ihrc vollen Menschculadungcn abladc», wcrdcn viclc noch aus dicseu Plätze» Unterkommen, allein was ist das gegen die Masse, die sich, ob das Wetter gut oder schlecht sein mag, durch die rngcu und winklige« Straßen wie dcn Strand und dic Gassen dcr Eit» wälzc« wird? Alles hat hier derartig Verhältnisse angenommen, daß selbst dcn großmäuligstcn Amerikanern, die in Langham Placc und den scnst von ihnen besuchten Gasthof- vicrtctn ihr zeitweiliges Heim ausgcschlagcn haben, das Pochcn vergangen ist. Gottlob läßt sich nach dcr heutigen Wcndung des Wctlcrs ein günstigerer Verlauf vorhenehcn, wenn auch uicht Vorhersage« Es war die höchste Zeit, dcnn manche Leute, dic zum Abcrglaubcu gcucigt sind, fiugcu schon an, in dcr Ge mütScrrcgnng, t c bei einem Gcdcnltagc wie dem hcurigcn un ausbtciblich ist, allcrhand zu phantasieren und die Erdbcbcn, dic in Jndicn auf dic Pest uud dic Hungersuot folgen, als böse Vorzeichen zn deuten Ein Bcwohncr von Worcestershire fand sich sogar veranlaßt, dcn: „Tailn Graphic" eine Erklärung von allerlei Himmclszeichen und Mondgebildcn zu gebe», um Schlimmes vorauszusagcu In der entgegengesetzten Richtung bewegt sich das Gedicht, daß der t'oet laurest« Alfred Austin heute in de« „Times" veröffentlicht, und das cr gestern dcr Königin aus Schloß Wind or überreichen durste. Dieses Gedicht „Viktoria", das dem Reiche dcr Königin die schönste Zuknnft voraussagt, ist bereits ins Walisische übersetzt worden, wo der Namc Viktoria zu Buddud geworden ist. Tic Kundgebungen aus dem Auslände machen hier nur dcn Eindruck rincs pflichtschuldigen Tributs. Nur eine aus Transvaal eingclausene Nachricht erregt größeres Aufsehen Tas hiesige, mit der Regierung der südafrikanischen Republik in Verbindung stehende Wochenblatt „Standard and Diggers News ' hat eine Depesche ans Johannesburg erhalten, wonach Präsident Krüger aus Anraten mehrerer Freunde seiner Regierung beschlossen hat, am 22. die beiden Mitglieder deSRcsormausschusses, diesichnoch im Gesängnis befinden, weil sie kein Gesuch um Begnadigung ein- reichcn wollten, Sampson und Davis, sreizulassen. Im Obrrhause sand heute nachmittag eine kurze Sitzung statt, die eine vorher an gekündigte Kundgebung zu Ehren dcr Monarchin brachte. Das Haus nahm einstimmig einen von Lord Salisbury eingebrachtcn und aus feiten der Opposition von dem Earl os Kimberley im Namen der Opposition unterstützten Antrag an, der Königin Viktoria eine Giückwunschadresse zu widmen und sie in oorporo zu überreichen. Das Haus vertagte sich sodann bis Mittwoch. Der Kronprinz von Griechenland, der bekanntlich als Vertret.r scincS Vaters an dcn Fcstlichkeiten teilnchmen sollte, hat der Königin ein Schreiben gesandt, worin cr sein Nickt- erschcinen durch Zeit und Umstände entschuldigt Zur inner» Lage schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" im offiziösen Sperrdrücke Folgendes: „An die Thatsache dcr Beiusung des Hrn. Finanzministers von W esbaden nach Berlin wie an das Gerücht, daß Hr. Staatsminister v Boetticher beabsichtige, vom Reichsomt des Innern zurückzutnten, weiden in der Presse dic maunig- saltigstcn Vcrmutungen geknüpft, welche den Ereignissen weit vorgreifen Eine Würdigung im einzelnen halten wir zur Zeit sür unnötig, solange der tyatsächliche Bodcn dazu fehlt. Nur das eine möchttn wir schon jetzt zurückweisen, daß Fürst verfolgten Schönen haben sich bereits in Schilfspitzen ver wandelt. Links ist der Fluß Ladon, rechts ist das arka dische Waldgebirge dargestellt. Böcklin aber zeigt schon in diesem, wie in seinen übrigen Bildern der gleichen Zeit, daß er die antiken Stoffe, die ihm geläufig waren, mit neuem, nichts weniger als klassizistischem künstlerischen Sinn zu erfassen und mit frischem Eigenleben zu erfüllen verstand Die schroffen Felsenhöhen, die von Schling gewächsen umwucherten Riesenbüume, das Schilf und die anderen Vordergrundspflanzen sind individuell gesehen und zu einander in Beziehung gesetzt Die Figuren, deren lebendige Bewegung die Handlung dcr Fabel packend veranschaulicht, erscheinen ganz im Sinne der anthropomor- phischen Weltanschauung der Griechen als ein unauslösliches Stück der ganzen Natur. Alles ist in glühendes, goldenes Sonnenlicht gehüllt Das Silberlicht, das Böcklin zwanzig Jahre später (z. B in dem „Frtthlingsreigen" unserer Galerie) bevorzugte, lag noch nicht in der Zeit. Weit über die Durchschnittsausfassung jener Zeit aber geht die breite Behandlung des Spiels des Sonnenlichtes an den beleuchteten Seiten der Wolken, der Stämme, der ein zelnen Blätter hinaus; und dic südliche Farbenglut, in die daS Bild getaucht ist, hätte damals überhaupt kein zweiter Meister deutscher Zunge darzustcllen verstanden Böcklin zeigt sich trotz all' seiner späteren Wandlungen schon hier ganz als er selbst, als ein Meister unmittel barer poetischer Naturanschauung und großer koloristischer Darstellungskraft Das Bild von Dreber, dein feinsinnigen Dresdner Schüler Ludwig Richter», der auf italienischem Boden deutsche Sinnigkeit in die klassische Landschaft hineinsah, steht seiner Hellen, in den Gewändern der Staffagefiguren ein wenig süß bunten Färbung nach dem großen, späteren Bilde des Meister«, das unsere Sammlung bereits besitzt, näher als dem kleinen früheren, das noch im braunen Gold ton der älteren Zeit schwelgt An einem klaren blauen Bergsee, den Felsen und Waldbcrge umkränzen, steht Diana stolz in der Mitte ihrer Nymphen, die sich badend und ruhend im Schatten mächtiger Bäume ergehen Eine von ihnen ist im Begriff, auch die jungfräuliche Göttin zum Bade zu entkleiden. Die Alten pflegten diese Dar stellung des „Dianabades" ebenfalls durch eine Verwandlungsszenc aus Ovids Metamorphosen zu beleben, indem sie den kühnen Jäger Aktäon als unberufenen Zuschauer eindringcn und von dcr Göttin zur Strafe in einen Hirsch verwandelt werden ließen Auf Drebers Bilde aber stört nichts die jungfräuliche Ruhe der Natur und der Göttinnen als der Raubvogel, der, hoch vom Himmel herabblickend, die Aufmerksamkeit des weißen Jagd hundes der Göttin erregt, den die vorn liegende Nymphe festhält Die Landschaft und die Figuren gehen auf diesem Bildc nicht so völlig ineinander auf wie auf dem Bilde Böcklins. Treber war eben kein Böcklin. Aber ein tüchtiger Meister von poetischem Naturgcfühl war aner kanntermaßen auch er Die Idealität seiner Landschaften steht überall aus dem Grunde sorgfältiger und liebevoller Naturbeobachtung; und die mythologischen Gestalten, mit denen cr sie auszustatten liebt, pflegen der Stimmung, die der Meister Hervorrufen will, anmutig angepaßt zu sein. K W * 13. Schlesisches Musikfcst. Görlitz, 21 Juni Der heutige 2. Tag des Musiksestcs regt zunächst zu einigen Bemerkungen über innere Anordnung unv räumlicbe AuS- debnung des Programmes an. Aus die die volle Hin gabe des musikalischen Zuhörers in Anspruch nehmende VerwandlungSmusik und Schlußszene dc» I Attes von „Parsival" mit ihrem tiefen Gedankeninhalt von Sünde und Erlösung, ihren musikalischen Formen eines hohen gotischen TomS, die sür die meisten Zuhörer nach allen Richtungen hin eine Neuheit war, folgte unmittelbar die in Eichendorffsche Lyrik getauchte Rafffche Waldsymphonie ES ist wohl nicht zu riel gesagt, das; während ihres ersten anmutigen und einschmcichelnden Satzes niemand Hohenlohe beabsichtigt, sich aus den „Altenteil dcr auswärtigen Angelegenheilen" zurückzuzichrn, die auSjchließliche Leitung der innern Politik aber andern Händen zu überlassen. So lange Fürst Hohenlohe Reichskanzler und Minister präsident bleibt, kann er sich der Leitung der in nern Angelegenheiten Preußen» und dc» Reich» nicht entziehen Eine selbständige Vertretung sür die gesamte innere Politik Deutschlands und Preußen» ist unabhängig vom Reichskanzler und Ministerpräsidenten nach der Versüssung nicht zulässig." Anscheinend anch auf offiziöse Quellen zurückzu führen dürste ferner noch die Bemerkung der „Berl Pol. Nachr." sein, davon, daß der Minister des Innern v. d. Recke seinen Abschied nachgesucht habe, sei in unterrichteten Kreisen nichts bekannt. Alle anderen Behauptungen der Blätter beruhen offenbar auf bloßer Kombination; zumeist stellen sie auch die Wünsche dar, die das betreffende Blatt von seinem politischen Standpunkte aus hebt. So behauptet die „Kreuzzeitung" mit Bestimmtheit, daß der EtaatS sekretär Frhr. v. Marschall sein Amt niederlegen werde. Dem „Hamburg. Correspondenten" wird aus Baden, wo Hr. » Marschall gegenwärtig sich aushält, das gerade Gegenteil berichtet u. s f. Deutlich lehrt ein Blick in die freisinnige Presse, wohin die Wünsche des Freisinns bei der obschwebenden Angelegenheit gehen: es gilt, in jeder Weise die im Mittelpunkie aller Kombinationen stehende Person des Hrn. v. Miguel vor dem „freigesinnten Bürgertum" zu verdächtiben, ihn als einen Spielball in den Händen dcr „Agrarier" zu bezeichnen und als ganz un geeignet zur Lösung der ihm zugcdachün Aufgaben hinzustcllen. Bcguem ist dcr preußische Finanz minister den Herren Demagogen ganz und gar nicht, das merkt man aus der Art des Empfanges, dcn er bei ihnen gefunden hat, ohne weiteres heraus Auch parlamentarisch sollen die „Krisengerüchte" natürlich verwertet werden. Schon wird verkündet, daß eS der Reichstag für seine Pflicht haften werde, durch eine Interpellation über den Stand der an geblichen Krisis das Recht und das Interesse deS deutschen Volkes zu wahren! Man kann sich also darauf gefaßt machen, daß der heute zufammentretende Reichstag wieder einige im Sinne der Demokratie „große" Sitzungen veranstalten wird. In der Hoffnung aber, daß die verbündeten Regierungen nach Analogie der Sitten von parlamentarisch regierten Ländern sich für verpflichtet erachten könnten, dem Reichstage wegen der feiner Zuständigkeit durchaus entzogenen Personal- fragen Rede nnd Antwort zu stellen, werden sich die Herren wohl täuschen. Tagesge schichte. Dresden, 22. Juni. Unter dem Allerhöchsten Vorsitze Sr Majestät des Königs trat heute vor mittag um 9 Uhr im Königl. Residenzschlosse das für Entscheidung der Lippeschen Thronfolgefrage gebildete Schiedsgericht zu einer nochmaligen beratenden Sitzung zusammen, an der die Parteivertreter nicht teilnahmen. Die Sitzung war nachmittags ^2 Uhr beendigt. Nachd:m Se. Majestät der König mit den Herren Mitgliedern des Schiedsgerichtes das Frühstück im Gobelinzimmer eingenommen hatten, entließen Se. Majestät die Herren und bcgab.ni Sich nach der Königl. Villa Strehlen. Deutsche- Reich. "Berlin. Se Majestät der Kaiser gedachten gestern früh eine Besichtigung der auf der Reede von Cuxhaven liegenden Kriegsschiffe vorzunehmen und darauf mit der „Hohenzollern" nach Helgoland in See zu gehen — Laut Meldung im „Reichsanzeiger" ist mit der Stellvertretung des Reichskanzlers im Bereiche der Marineverwaltung der Staatssekretär des Reichs marineamts Kontreadmiral Tirpitz beauftragt worden dem Bann Wagners bereit« entrückt war, daß daS ganze melodisch so wertvolle, aber nicht übermäßig tiefe Werk trotz seiner genialen Wiedergabe unter den Schatten der gewaltigen Schöpfung Wagners stand. Es folgte nach der Pause das zierliche Dessertstück des 2. Chopinschen Klavierkonzerts, das eine reine Klavierkomposition und nur durch wenige Striche des Orchesters begleitet in der großen Musikhalle und in dem wuchtigen Programm unterging und sich darin ausnahm wie ein zierliches Nokokoschlößchen neben einem Riesendom Auch bei diesem Musikfest trat also ein Nachteil hervor, der solchen Ver anstaltungen anzuhaften scheint: die verschiedenartigen Ein- flüsse, die bei seiner Vorbereitung sich geltend machen, bringen ein schädigendes Allzuviel und Ällzuvielerlei in daS Programm Nachdem, soweit wir wissen, erst einmal in Hamburg ein ähnlicher Versuch gemacht ist, hat das Schlesische Musikfest cs unternommen, ein Bruchstück des „Parsisal" aus der Sphäre von Bayreuth herauszurücken, und es dann durch allerlei Anordnungen (Aufstellung der Chöre übereinander, Zurückziehung de» Titurel, Verwendung der aus Bayreuth stammenden, durch metergroße Erzfcheibcn dargestellten Glocken) der Darstellungswcise von Bayreuth wieder anzunähern Es ist so die ost erörterte Frage wieder neu angeregt: „Gehören der Parsisal oder dessen einzelne Teile in den Konzertsaal?" Wir glauben, hätte Frau Cosima Wagner heute neben dem Grasen Hoch berg in der Protektorloae gesessen, sie hätte auch nach dieser Ausführung dem ihr entrißenen Schöpfer de» „Ge- samtkunstwerks" recht gegeben, der keinerlei Ausnahme von dem Verbot solcher Aufführungen zulassen wollte Für denjenigen, der den „Parsisal" in Bayreuth mit durch lebt hat, war die heutige Darstellung eine weihevolle dankbar genoffene Erinncrungtzfeier, aber hat der aller größte Teil der heutigen Zuhörerschaft eine Idee von der wahren künstlerischen Bedeutung dcS „Parsisal" bekommen? Wir glauben es nicht Trotz allen redlichen Bemühens,
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