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Amtsblatt für den Stadtrat zu Adorf Sonntag, den 19. Septemder 1915. Hierzu Sonntags die illustrierte Gratisbeilage „Der Seitspiegel Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger: Gtto Meyer in Adorf Anzeigen von hier und aus dem Amtsgerichts-; bezirk Adorf werden mit 10Pfg-, von mit 15 Pfg. die 5 mal gehaltene E oder deren Naum berechnet und bi< 11 Ahr für den nächstfolgenden Ta Neklamen dis Seils 30 Pf< Tageblatt für Adorf und das obere Vogtland Der Grenzbots erscheint täglich mit Aus nahme des den Sonn- undFsisrtagsn folgenden Tages und kostet vierteljährlich, vorausbezahl bar, 1 M. 35 Pfg. Bestellungen werden in der Geschäftsstelle, von den Austrägern des Blattes, sowie von allen Kaiserlichen Post- anstalten und Postboten angenommen Adorfer Grenzbote (früher: Der Grenzbote) Tel.-Adr.: Grenzbott 8V. Iahrg. Fernsprecher Nr. 14 st« 218. Zeichnet die 3. Kriegsanleihe! Achter Zeichnnngstag: Mittwoch, den 22. September. Bekanntmachung! Zur Sicherung der Volksernährung und zur Feststellung des Teiles der Kartoffelernte, der zur Viehfütter ung zur Verfügung steht, ist es notwendig, daß über die Ernteerträge an Kartoffeln zuverlässige Aufzeichnungen er folgen. Jeder Unternehmer oder Betriebsleiter eines landwirtschaftlichen Betriebes unserer Stadt ist daher verpflich tet, über das Gewicht, den Rauminhalt und die Masse der Kartoffelhaufen Aufzeichnungen zu machen. Diese Auf zeichnungen sind bis zum 1. September 1916 aufzubewahren. Unternehmer oder Betriebsleiter landwirtschaftlicher Betriebe, in denen mindestens 1 lur. Kartosfelland angcbaut ist, haben den Ertrag ihrer Kartoffelernte bei uns nach den ihnen bereits zugegangenen Mustern onzuzeigen. Anordnungsgemäß ist von uns ein Ausschuh von erfahrenen Landwirten gebildet worden, der darüber zu wachen hat, daß bei der Ernteernnttelung mit der nötigen Sorgfalt verfahren wird. Der Ausschuß hat ferner die Anzeigepflichtigen über die ihnen obliegenden Verpflichtungen aufzuklären und nach Befinden bei der Ausfüllung der Anzeigen zu unterstützen. Zum Vorsitzenden dieses Ausschusses haben wir Herrn Mühlenbesitzer Stadtrat Schopper ernannt. Jeder Unternehmer oder Betriebsleiter eines landwirtschaftlichen Betriebes ist verpflichtet, dem Ausschuß rechtzeitig den Beginn seiner Kartoffelernte und binnen drei Tagen nach Abschluß der Erntearbeiten deren Beendig ung anzuzeigen. Wer diese Anzeigen unterläßt oder wer die erforderlichen Feststellungen nicht oder nicht mit der gehörigen Sorgfalt vornimmt, wird mit Geldstrafe oder mit Hast bestraf!. Weitere Auskunft über die gesetzlichen Bestimmungen «teilt außer dem Ausschuß auch der unterzeichnete Stadtrat. Adorf, den 17. September 1915. Merkliches und Sächsisches. Adorf, 18. September 1915. —> Vortragssolge zur Platzmußk morgen Sonntag auf dem Rund test: 1. Jubiläums-Marsch, von Teil 2. Ouvertüre zu: „Ter alte Barde", von Andrich, 3, An das Vaterland, Lied von Kreutzer. 4. Deutsches Bundeslied, von Wilhelm. 5, Paraphrase über: „Aennchen von Tharau", von Gottlöber. 6. Militär-Galopp, von Strauß. —> Eicheln im Haushalt. Eichelkaffee ist ein Ge tränk, das vor einigen Jahrzehnten sehr geschätzt war und besonders gern von schwächlichen und der Kräftig ung bedürftigen Personen getrunken wurde. Jetzt scheint es ganz in Vergessenheit geraten zu sein. In den teue ren Kriegszeiten könnte man es ganz gewiß mit Nutzen wieder einführen, um den teueren Bohnenkaffee und das zu Malzkaffee verarbeitete Korn zu sparen. Die ge schälten Eicheiu schneidet mau in kleine Stücke, röstet sie im Brat- und Backofen, auch im Kaffeebrenner. Dann kann mau sie wie Kaffeebohnen mahlen und Lufbrühen. Auch als Zusatz zu Kakao ist die Eichel vor züglich zu gebrauchen. Sic wirkt darmstärkend, ja sogar heilend bei ruhrartigen Erkrankungen. Zu Eichelkakao schält man die Eicheln wie sie sind, reibt sie auf dem Neid eisen und setzt sie dem K akao zu. — Beschlagnahme von Metall. In der Oeffentlich- keit ist vielfach die Ansicht verbreitet, daß mit einer Ent eignung und zwangsweisen Einziehung der beschlagnahm ten gebrauchten und ungebrauchten Gegenstände aus Kupfer, Meising und Reinnickcl vorläufig nicht zu rechnen wäre. Diese Ansicht ist nach einer Mitteilung der Me tallmobilmachungsstelle in Berlin durchaus irrig; mit der Enteignung ist bestimmt für die nächste Zeit zu rechnen. — Einstellung genescnencr Verwundeter. Das Kgl. Sachs. Verordnungsblatt meldet: Es liegt Veranlassung vor, darauf hinzuweisen, daß genesene Mannschaften, also auch alle Dienstgrade der Unteroffiziere, ihren Feldtruppen bald- möglichst als Ersatz wieder zuzusühren sind. Sind die Stellen der Unteroffiziere, Obergesreiten und Gefreiten bereits wieder besetzt, darf die planmäßige Zahl der Stellen überschritten werden. — Die 97. Kurliste, welche heute zur Ausgabe kommt, schließt mit 7760 Parteien und 11 488 Kurgästen ab. Hierzu kommen noch 3165 zum vorübergehenden Auf enthalte Angemcldetc, sodaß diese Liste mit insgesamt 14 653 Personen abschließt. — Keine Kartoffelkiautseuer! Im Bezirksausschuß der König!. Amtshoupimannschaft Drssden-A. wurde gestern vormittag auf eine Anregung des Rittergutsbesitzers Dr. Böhme-Opitz hin den Landwirten empfohlen, das Kartoffelkraut in diesem Jahre nicht zu verbrennen, son dern es als Futter, Streu oder Dung zu verwenden. — Von den Grenzaufsehcrn Koch in Tiefenbrunn und Herold in Eichigt wurden am 17. September abends ein Paar Ochsen, die zwischen Kaiserhammer und Gräben im Tale nach Böhmen geschmuggelt werden sollten, beschlagnahmt. — 1O OOO Mark Gold gegen freien Eintritt in einen Kinematographen wurden in den letzten vier Wochen in Chcmnch umgewechselt. Tie Leitung des besten Chem nitzer Lichtspielhauses, Kauimerlichtspicle, G. m. b. H., hatte vor einigen Wochen in den Tageszeitungen an- gezcigt, daß sie jeder Person, die an ihrer Kasse Golo nmwechsle, freien Eintritt zu einer Vorstellung ge währe. Ties hatte den überraschenden Erfolg, daß innerhalb vier Wochen bei dem Unternehmen über 10 000 Mark in Gold zum Umwechslung gelangten. In den letzten Tagen sind täglich im Durchschnitt weitere 200 bis 300 Mark in Gold eingegangen. Es ist tief bedauerlich, das; von so vielen Menschen der Besuch einer Kinovorstellung höher gewertet wird, als das Wohl des Vaterlandes. Limbach, 16. Septbr. Heute früh ließ, fiel) auf der Strecke Limbach-Chemnitz der Arbeiter Müller aus Obersrohna vom Zuge überfahren. Tem Selbstmörder, der barfuß war, wurde der Kops vom Rumpfe ge trennt. Pößneck. Der Berschönerungsverein beschloß die Anlegung eines Ehrenhains für die gefallenen Heiden. Die Anlage soll am Birkenwäldchen im nördlichen Stadtteile errichtet werden. Der größte Teil der Kosten sstr das über 4 Hektar große Grundstück wurde in wenig Tagen durch freiwillige Beiträge der Einwohner schaft ansgebracht. Leipzig. An einem den letzten Abende wurde aus dem Leipziger Meßplatzc ein lOjähriges Mädchen da bei ertappt, als es einer vor einer Schaubude stehenden Arbeitereheirau die Geldbörse aus der Rocktasche sUhleu wollte. Beim Verhör gab das Kind au, von der jüngeren Mhrigeu Schwester zu Taschendiebstählen angestiftet zu sein. In dieser Schwester stellte die Polizei dann wiederum eine Taschendiebin fest, die bereits vor eini gen Monaten abgefaßt war und damals angegeben hatte, ihrerseits von beiden älteren Brüdern zu den Diebstäh len veranlaßt worden zu sein. Ten beiden Kindern konnte eine große Anzahl von Diebstählen nachgewiesen werden. Der Weltkrieg. — Im vergangenen Monat August sind im gan zen 43 englische Schisse versenkt worden, von denen allein 41 ans das KonM unserer Unterseeboote zu setzen! sind. Außerdem wurden noch 46 Fischereifahrzeuge versenkt. Tie Verbündeten haben weiter den Verlust von einem sranzösischen, einem russischen und zwei bel gischen Schissen, die den deutschen Untersecooten zum Opfer fielen, zu beklagen. Berlin, lieber die englisch-französpche Anleihe iu Amerika lauten die Meldungen widersprechend. Tie „Times" sagen, daß den spekulativen Berichten aus Newpork vorläung keinerlei Bedeutung beizumessen sei. Voraussichtlich dürste noch sehr viel Zeit vergehen, bis ein derartiger Erfolg erzielt sei. Tas Blatt fügt hinzu: Wie unser Newyorker Korrespondent meldet, sind die verschiedenen bereits gekabelten Vorschläge, selbst wenn sie unterbreitet worden wären, einzig und allein vcr- fnchswcise gemacht worden. — Einer Newyorker Mel dung per „Franks. Ztg" zufolge kameu uach dem Besuche des Eiscubahnpräsidenten Hill bei JakoüSchiff Gerüchte aus, daß sich das Bankhaus Knhu, Loeb und Co. an der englischen Anleihe beteiligen werde. Es stehe aus dem Standpunkte, daß das Anleihegeschäft lediglich voir amerikanischen Interessen ausgehe, da die ameri kanischen Erporte von Getreide und sonstigen Lebens mitteln nicht auf andere Weise zu finanzieren seien, und daß, falls die Anleihe nicht zustande käme, England feine Lebensmittel einfach aus Südamerika beziehen, die hier bestellten Munitionslieferungen aber bar beglei chen würde. Tas amerikanische Interesse erfordere daher, daß die Anleihe abgeschlossen werde. Bei Kuhn, Loeb u. Co. sprach jedoch niemand von der Anleihe. Einige andere'Bankhäuser deutscher Herkunft sagten, falls Kuhn;, Loeb u. Co. fo groß sei, daß kleinere Firmen mit der Entziehung des Kredits und in sonstiger Weise bestraft und somit tatsächlich zugrunde gerichtet werden könn ten. Andere sind dagegen noch unentschlossen und suchen osfcubar einen Weg, um der Beteiligung zu entgehen, ohne die größeren Häuser zu verletzen. Wien, 17. Septbr. Tie derzeit noch nicht dienenden in den Jahren 1873 bis einschließlich 1877, sowie 1891, 1895 und 1896 geborenen Laudsturmpflichtigen werden einer neuerlichen Musterung unterzogen. Sie haben sich bis laugstcns den 24. September im Ge meindeamt ihres Aufenthaltsortes zu meiden. Tie Musterung erfolgt vom 11. Oktober bis 6. November, die Einberumng der geeignet Befundenen zur Twustleistung voraussichtlich für Mitte November. London. Im Unterhanse erklärte Sir Edward Grey auf eine Anfrage, ob die Regierung jetzt erlaube, daß Deutschland bestimmte Güter nach Amerika aus- führc: Tie Regierung habe sich verpflichtet, in be stimmten Fällen Güter feindlichen Ursprungs, die voc dem 1. Mürz bestellt und bezahlt worden sind, ungehin dert versrachten zu lassen. In solchen Fällen würde das Ausfuhrverbot die ueutraleu Besitzer uud deren Güter treffen, ohne dem Feinde Schaden zuzufügen. Iu besonderen Füllen seien auch besondere Erleichterun gen für djie freie Beförderung von Arzneimitteln, che mischen Stoffen und dergleichen zugestanven worden, wenn der Beweis geliefert werde, daß sie nirgends sonst als in Fcindeslanden erhülrlich seien und im neu tralen Lande ein Mangel darin bestehe. Ai an dürfe nicht vergessen, daß inan mit den einschränkenden Be stimmungen für die Schiffahrt nicht bezweckte, die Neu tralen zu benachteiligen, sondern dem Feinde materiellen Schaden znznsngen.