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Dresdner Journal : 30.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188704302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870430
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870430
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-04
- Tag 1887-04-30
-
Monat
1887-04
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 30.04.1887
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OS8. 8«»»r»pr«tir I» A»»,« n«i«u»: ^LKrUed: .... IS ^)ltkrliekr k KO IV Liurelo« Xuuuuoru: 10 IV. Lu—»rluUd 4«, ä outoekeo Loiodo» tritt ko«t- uuä 8towpol«i»cd1»g Kiuru. Fukttucklguuxogodtldreu: ?ilr 6»u L»uw «iusr »v»pult«u«u 2«il» Klemer 8«driN SO kV. vutor „Lmgoeuuät" äi« 2«Us KO kV. v« Vubelleo- uuä 2iS«ru«tt »attpr. Xufecklug Lruckeiueo, VRgllek mit Xniuukme äer 8000- uuä koiortug« udouä,. koruepreck-Xueoklu,»: Kr. ISSK. Sonnabend, den 30. April, abends. 1887. Dres-ilerIoumal. Für die Gesamtleitong veranttvortlich: Dtto Vanck, Professor der kitteratur- und Kunstgeschichte. Luuukm» rou LuNNuNIxuureu »uivtrtt r F>. Oouuuir«ouLr äs» l>r»«iu«r ^ourmUi; «»wdnrg -NorUu-Vteo - r»tp^A-L»—l-Sr«il»u-rr«Lk1vrt ». N.: /faa««7»tein <O VvAter,' U«rUu-Vt«u Lumdurg- kr»g-I.«tp»t,.rr»LUurt ». ».-NÜLekeu: ktu-i. Lfv«<e,- k»ri, -Ii»oLo»-S«rUu -rr»ükkort ». H. - »tuttgurl: <e tÄ.,' L«rUu: knvai»<i§n<ian408rI1te: S. LfUtter» ^ac/l/oiAerUuuuover: L^ü«ier,' UuUe ». 3: Laret ck Ho. Uer»u88«dvr r kiSuisk Lrpeäitiou äs« Vroeäovr ^ouruul», 0r«üvo, ^Mingeretr. kio. SO. ksrueprvck-Xueckln«: Xr. 1SSK. Ämtlicher Ttil. * Dretden, 30. April. Se. Durchlaucht der re gierende Fürst Reuß j. L. Heinrich XIV. ist hier eingetrosfen und im Victoria-Hotel abgetreten. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Königl. Italienische Consul Hermann Beckmann in Leipzig dar ihm von Sr. Majestät dem Könige von Italien verliehene Offiziers- kreuz des MauriziuS und LazaruS-OrdenS annehme und trage. Bekannt machung. Die Lübecker Feuerversicherungs-Gesellschaft hat den Sitz ihrer hierländischen Vertretung am 1. dieses Monat» von Dresden wieder nach Leipzig verlegt. Gesetzlicher Vorschrift gemäß wird solches mit dem Bemerken, daß in der Person des bisherigen Bevoll mächtigten keine Aenderung eingetreten ist, und daß die in Nr. 271 Jahrgang 1879 des Dresdner Jour nal» und in Nr. 277 desselben Jahrgangs der Leip ziger Zeitung über die Verlegung des Sitzes der ge nannten Feuerversicherungs-Gesellschaft von Leipzig nach Dresden erlassene Bekanntmachung vom 15. No vember 1879 sich erledigt, hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 27. April 1887. Königliche Brandversicherungs-Kammer. Leuthold. Leonhardi. Nichtamtlicher Teil. Gele graphische WacH richten. Berlin, 30. April. (Tel d Dresdn. Journ.) Der Botschafter Herbette reist heute nach Pari-; er hat, wie die „Nordd. Allg. Ztg." meldet, einen »ierzehntägigen Urlaub genommen, um seine auf einige Zelt nach Frankreich reisende Familie zu geleiten. Metz, 30. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Tchnebele ist auf Lerfügung deS Untersuchungs richter« in Straßburg freigelafsen worden und mit dem Schnellzuge mitternachts über Ar« und No- veaut nach Pagny abgereist. Die KreilaffungS- ordre traf abend« 9 Uhr ein. Schnebele verkehrte biS zur Abfahrt ungehindert in der Bahnhof-- rrstauration und nahm dann zusammen mit dem Vertreter der ReichSeisenbabn im letzten Wagen de« Zuge« Platz. Die Abfahrt erfolgte in ruhigüer Weise, kaum 20 Personen waren am Bahnhöfe anwesend. Bern, 30. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Session der beiden eidgenössischen Räte wurde beute geschlossen. Über die beschlossene Abävde- runz der BundeSv rfassung behuf« Einführung de« Erfindungsschutzes wird eine Volksabstimmung erfolgen. - London, 29. April. (W. T. B.) Oberhau«. Der Earl of On-low erklärte in Beantwortung einer Anfrage, die Regierung habe auf den An trag Kanada«, zur Verbindung der kanadischen Pacifieeisenbahn mit China und Japan einen wöchentlich dreimal stattfindenden Dampferdienst zwischen Vancouver uvd Hongkong einzurichten, nicht eingkhev können, sei aber jetzt mit der Er- »äguna de« Vorschläge« beschäftigt, einen monat lichen DaMpferdie» st eivzurichten. London, 30. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Verschiedene Morgenblätter drücken ihre Befrie- Feuilleton. Im Urwald. Brasilianische Erzählung von B. Riedel-AhrenS. (Fortsetzung.) Der junge Arzt hatte es bemerkt. „Fürchten Sie nichts, Dona Serena", sagte er mit seiner wohlklingenden, zum Herzen sprechenden Stimme, „ich bin ja hier, Ihnen zu helfen, wenn es in meiner Macht steht. Das Fieber ist ziemlich heftig", fuhr er nach einer Pause fort, in welcher er das feine Gelenk der Kranken, vielleicht etwas länger al- notwendig, umschlossen gehalten, „wir müssen versuchen, es sofort zu vertreiben. Glücklicherweise führe ich das be treffende Mittel dagegen bei mir! Senhor Martinos, wollen Sie ein GlaS Wasser bringen mit Zucker, so wie eine Zittone?" Nachdem er noch einige Fragen gestellt und die Verhaltungsmaßregeln hinsichtlich der Diät gegeben, die der Mineiro sich mit der andachts vollen Ehrerbietung, welche der einfache Mann dem Gelehrten schuldig zu sein glaubte, eingeprägt, ging er, da» Gewünschte ru holen. Sobald die beiden jungen Leute allein zurück ge blieben, entstand zwischen ihnen eine Pause der Ver- legeuhett. Serena legte den Kopf zurück, in das an der Lehne befestigte kleine Kiffen und schloß die Augen, wie von Müdigkeit überwältigt; zum mindesten ruhten dir langen seidenschl 'arzen Wimpern kreisförmig auf der zart brünetten Wange. Alvaro wagte in diesem Moment nicht da-Schweigen zu unterbrechen, mit magischer Gewalt digung über den friedlichen Au-gang de« Falle« Pagny au« und zollen der Friedensliebe de- Deut- slden Kaiser- volle Anerkennung. Die „Moruiug- post" meint, die Großmut de- Kaiser- trage dazu bei, zu zeigen, daß Frankreich mehr al- je ver pflichtet sei, seinem mächtigen Nachbar gegenüber eine loyale gradsinnige Politik rinzuschlageu. „Daily Telegraph" hofft von dem Zwischenfalle, er werde für die AriedenSsache günstige Früchte tragen und die Gemüter der Franzosen für immer von dem Argwohn befreien, Bi-marck wolle Frank reich provozieren. Nachdem Deutschland solche auffällige und hochherzige Beweise seine- Wun sche- zur Vermeidung von Streitigkeiten gegeben, wäre da- Mindeste, waS Frankreich thun könne, sich der Erzeugung solcher Anlässe zu enthalte«. St. Petersburg, 29. April, abends. (W. T. B) Der deutsche Botschafter General v. Schwei nitz ist mit seiner Familie hier eingetrosfen. Dresden, 30. April Zum Nachtragsetat. Als der wichtigste den Reichstag beschäftigende Gesetzentwurf erscheint neben den beiden zur Deckung der durch die Bedürfnisse der Heeresverwaltung er wachsenden Mehrausgaben bestimmten, in Aussicht stehenden Vorlagen über die Besteuerung deS Zuckers und des Branntweins der NachttagSetat Fassen wir den in Einnahme und Ausgabe mit l 76 085 950 M. balanzierenden Nachtragsetat ins Auge, so entfallen von dieser Summe 19 408 019 M. auf das Ordinarium und 156 677 931 M. auf das Extta- ordinarium. Der Kriegsminister gab selbst die Größe dieser Summe zu. Er verwies bezüglich der Begründung der Anforderung auf die dem Reichstage übergebene Denkschrift und erklärte sich bereit, bei der kommissari schen Vorberatung weiteren Aufschluß zu geben. ES konnte nicht fehlen, daß die Größe der Nachtrags forderung Befremden erregte, allein wenn man die Denkschrift in die Hand nimmt und aus derselben ersieht wie die Vermehrung des Heere- die Schaffung einer Reihe neuer Chargen (Offiziere, Militärbeamte und Ärzte) notwendig machte, wie die Ausrüstung mit dem Repetiergewchr und dem neuen Jnfanteriegepäck große Kosten verursacht, so dürfte sich die Überraschung bereits verringern. Eine weitere schwerwiegende einmalige außerordent liche Ausgabe bilden die Neubauten und Erweiterungen von Kasernen und Hospitälern, TraindepotS, Stall ungen und anderen Bedürfnissen. Nicht minder muß in Betracht gezogen werden, daß durch die Spreng mittel der Gegenwart viel höhere Anforderungen an die Leistungen des Festungsbaues gestellt werden. ES sind also auch auf diesem Gebiet eine Reihe von Ver stärkungen und Neubauten erforderlich. Einen wichtigen Teil der Denkschrift bildet der der Vervollständigung des Eisenbahnnetzes gewidmete Abschnitt. Die Schlagfertigkeit eines Heeres beruht zu einem sehr großen Teile auf der Anlage de» Eisen bahnnetzes. Doppelgeleise, möglichst viele Parallel bahnen, Vorkehrungen zur massenhaften Verschickung der Truppen, Anlage großer Militärrampen und Ladegeleise, alles das sind unumgänglich nötige Er fordernisse. Demzufolge stellt die Heeresverwaltung Forderungen zur Anlage zweiter Geleise auf den ReichS- eisenbahnen, auf preußischem Gebiet, im Netze der hes sischen Lvdwigsbahn, innerhalb des bayerischen, pfäl zischen und badischen Eisenbahnnetzes. Endlich erscheint als eine der wichtigsten Unternehmungen der Heeres verwaltung die Herstellung einer das schweizerische fühlte er sich an den Anblick dieses jungen lieblichen Geschöpfes gefesselt, welches in den Zügen deutlich sichtbar die Spuren still getragenen Leides zeigte. Einmal öffnete sie die Augen groß und voll und begegnete den seinen, die sie unausgesetzt bettachteten; eine eigenartige Empfindung, wie der Schauer eines Frostes durchzog sie und ließ ihren Körper leicht er zittern. Hierauf war eS, al» ob eine geheimnisvolle Macht sie zwinge, von Zeit zu Zeit mit scheuem Blick den jungen Fremden zu streifen „Fühlen Sie Schmerzen, Dona Serenas fragte er bewegt, in halblautem Tone. Sie schüttelte den Kopf; bei dieser Bewegung glitten vom Hinlerkopfe, wo sie zusammen gehalten ae- wesen, die entfesselten, glänzend schwarzen Haarwolken über Brust und Schultern herab, bis auf die über den Schoß gebreitete blauwollene Decke „Mein Kopf brennt mir", entgegnete sie leise, „aber körperliche Schmerzen spüre ich außerdem nicht." „Geistige denn?" wagte er zu fragen. Sie sah ihn erschrocken an, als ob seine Worte ihr bezeugten, sie habe eine Unvorsichtigkeit begangen; hierauf rich tete sie das Antlitz nach einem Winkel des Zimmers, der von dem matten Schimmer der Lichtes nur wenig beleuchtet wurde. Unwillkürlich sah auch Alvaro dahin und bemerkte erst jetzt, zusammen gekauert und regungslos auf dem Fußboden hockend, eine keine menschliche Gestalt, au» deren dunkelfarbenem Gesichte zwei kleine schwarze Augen ihn mit stechendem Blicke musterten. E» lag etwa» Mißtrauische», fast feindselige» in diesem starren Anschauen, welche» auf den jungen Arzt einen entschieden unangenehmen Eindruck hervorbrachlc. Gebiet umgehenden Eisenbahnverbindung zwischen dem Oberelsaß und den süddeutschen Hinlerlanden. Der Krieg-Minister wies in der oben erwähnten ReichStagSsitzung darauf hin, daß man sich auf das Notwendigste beschränk habe, auch seien bei anderen Heeresverwaltungen noch ganz erheblich größere Neu aufwendungen gemacht worden. In der That, wenn man an die Umgestaltungen deS französischen Kriegs- Minister», Generals Boulanger, sich erinnert, wird man auch in dem NachttagSetat keine übermäßige An spannung der Kräfte des Deutschen Reiches finden. E» ist erfreulich, zu vernehmen, daß die Beratung deS NachttagSetat- in der Budgetkommission einen guten Verlauf nimmt. Man berichtet über die jüngste Sitzung vom 28. d. MtS., daß sämtliche Anforder ungen, welche eine Folge der beschlossenen Heeres verstärkung sind, ohne erhebliche Debatte genehmigt wurde. Der Kriegsminister rekapitulierte me schon in der vorigen Session erörterten Gründe, welche zur Beseitigung der Rekrutenvakanz bei der Kavallerie, d. h »ur Einberufung der Mannschaft je weils am 1. Oktooer statt 1. November geführt hätten. Diese Gründe wurden gutgeheißen. Ebenso wurde die Übertragung der an die Kammerunteroffiziere zu zah lenden Zulagen, und zwar nicht bloß für die eines Ersparnisfonds entbehrenden neuen Truppenteile, son dern auch für die übrigen genehmigt Auch die Ver mehrung der ÜbungSmunttion zur Einübung der Truppen mit dem Repetiergewehr fand die Zustim mung der Kommission. Alsdann wmde zur Beratung der einmaligen ÄuSgaben übergegangen. Zunächst wurde zur Cntgegennahne der vertraulichen Mitteil ungen der Regierung eine Subkommission eingesetzt, bestehend auS den Abgg. v. Maltzahn, v. Bennigsen, v. Hüne, Graf Behr, Schrader. Diskussionslos wur den die Forderungen für „besondere Zulagen" (117 675 M.) und „für Bekleidung und Ausrüstung der neu auftustellenden Truppenteile" (3 377 692 M ) bewilligt. Bei dem Abschnitt „Garnisonverwaltungs wesen" wurde der Neubau einer Kaserne für zwei Eisenbahnbataillone bei Berlin nach längerer Debatte einstimmig bewilligt, ebenso die Forderungen für Kasernenbauten in einer ganzen Reche von Städ ten, fast sämtlich Konsequenzen der Heeres verstärkung. Die für Kasernen, Exerzier- und Schießplätze bewilligte Summe beläuft sich auf 5436584 M. Die Anforderung von 750000 M. für ein Garnisonlazaretb in Mainz wurde bis zur Einholung weiterer Auskunft zurückgestellt, ebenso die Anforderung „zur Steigerung der Operations- und Schlagfertigkeit des Heeres", im Ganzen etwa 51 Mil lionen M. Alsdann wurde die Generaldebatte über die Eisenbahnbauten eröffnet (36 314000 M.) Gegen über einigen Bemerkungen der Abgg. Hammacher und Schrader führte der Kriegsminister aus, daß eS ihm nicht möglich sei, die staatsrechtlichen und finanziellen Gesichtspunkte voll zu würdigen; er habe die Ange legenheit nur vom militärischen Gesichtspunkte prüfen können und müsse bitten, der Verwaltung Vertrauen entgegenzubringen. Bezüglich der staatsrechtlichen und finanziellen Bedenken mache er nur darauf aufmerk sam, daß man sich in dem vorliegenden Fall in einer Zwangslage befinde. Die Notwendigkeit des Ausbaues der süddeutschen Bahnen im Landesverteidigungs interesse sei schon vor drei Jahren erkannt worden. Es wurde seiner Zeit dem Bundesrat eine Vorlage wegen Regelung deS Verhältnisses zu den Privat bahnen gemacht; doch stellten sich so erhebliche Schwierigkeiten heraus, daß die gesetzliche Ordnung der Angelegenheit aufgegeben wurde. Auch die grund sätzliche Regelung des Verhältnisses zu den StaatS- bahnen erwies sich als unausführbar. Man sei daher schließlich zur Abmachung von Fall zu Fall gezwungen gewesen. Die Frage, ob die Verteilung der Kosten „Das ist „Nanika", sagte'Serena, als sie ge wahrt, daß das seltsame Wesen die Aufmerksamkeit Alvaros erregt hatte. „Sie ist, obgleich schon acht zehn, noch so kein wie ein Mädchen von zehn Jahren, taubstumm und menschenscheu, aber kug und listig im höchsten Grade. Die anderen im Hause sagen, sie sei auch boshaft und rachsüchtig; ich kann es nicht mit Gewißheit behaupten, weil ich die einzige auf der Welt bin, die sie wirklich lieb hat." „Wem wäre eS wohl möglich, Sie nicht lieb zu gewinnen, Dona Serena", bemerke er mit inniger Überzeugung. „Sie kennen mich doch gar nicht", äußerte sie schüchtern, nicht ohne einen leisen Anflug von reizen der Schalkhaftigkeit. ,L) doch, besser vielleicht wie Sie denken", ent gegnete er in derselben Weise, „ein Arzt muß es lernen, in den Herzen und Seelen seiner Kranken zu lesen, nicht wahr?" Sie sah ihn wieder furchtsam von der Seite an, als wolle fie erforschen ob es ihm bereits gelungen, in die Geheimnisse ihres Innern einzudringen. ,Können Sie das wirklich?" fragte sie angstvoll. Älvaro war eben im Begriff zu antworten, als die Thür geöffnet wurde und MarttnoS mit den ver langten Gegenständen eintrat. In seiner wortreichen und lebhaften Weise erzählte er, daß er Befehl erteilt, für seinen vornehmen jungen Gast das beste Zimmer im Hause herzurichten, und er nur wünsche, eS möge dem Senhor gefallen und recht lange von ihm benutzt werden. Später gingen die beiden Männer in der warmen Luft unter den Palmen vor dem Hause auf und ab. in den vorliegenden Einzelfällen eine sachentsprechende sei, werde später in der Subkommission von sachver ständiger Seite eingehend beleuchtet werden. Tagesgeschichte. * Berlin, 29. April. Se. Majestät der Kaiser hörte heute den Vortrag der Grafen Perponcher und arbeitete darauf längere Zeit allein. Mittags 1 Uhr empfing der Monarch den zum Minister- residenten der Republik Uruguay am hiesigen Hofe ernannten bisherigen Geschäftsträger Or. Federiko SuSvielo, in Antrittsaudienz und unternahm vor dem Diner die gewohnte Ausfahrt. Am Nachmittag wurde vr. Susvielo von Ihrer Majestät der Kaiserin empfangen. Heute Mittag fand in der Aula der Göttinger Universität die Übernahme des Rektorat» durch Se. Königl. Hoheit den Prinzen Albrecht von Preußen, Regenten des Herzogtums Braunschweig, statt. An der Feier nahmen die sämtlichen Ange hörigen der Universität Teil. Die Stadt hatte reichen Flaggenschmuck angelegt. Gestern Abend wurde.dem Prinzen von der Studentenschaft ein Fackelzug dar gebracht. In der gestern unter dem Vorsitz deS Staats ministers, Staatssekretärs des Innern, v. Boetticher abgehaltenen Plenarsitzung erteilte der Bundesrat dem Entwurf eines Gesetzes wegen Abänderung der Gewerbeordnung (Innung-Wesen , der Nachttags- konvention zwischen Deutschland und Rumänien vom I.März 1887 zur deutsch-rumänischen Handelskonven tton vom 14. November 1877 und dem Entwurf einer Anweisung zur Gewinnung, Aufbewahrung und Ver sendung von Tierlymphe die Zustimmung. Über den vom Reichstage abgeänderten Entwurf eines Gesetze», betreffend Abänderungen des Reichsbeamtengesetze» vom 31. März 1873 soll in einer der nächsten Sitz ungen Beschluß gefaßt werden. Von dem Bericht der. Enquetekommiffion zur Revision des Patentgesetzes nahm die Versammlung Kenntnis. Endlich wurde noch über den Sr. Majestät dem Kaiser zu unter breitenden Vorschlag wegen Besetzung der Stelle eine» Vize-Präsidenten beim Relchsbankdirektorium Beschluß gefaßt. Morgen findet eine Plenarsitzung des Bund es - rats statt, in welcher über die Branntweinsteuer vorlage Beschluß gefaßt werden soll. Dem Eingänge der Vorlage im Reichstage kann man für Montag entgegensehen, bis zu welchem Tage die noch einigen Ergänzungen und Abänderungen zu unterziehenden Motive und die Rentabilitätsberechnung fertig gestellt sein dürften. Was bisher über die Arbeiten in den Bundesratsausschüssen verlautet, bestätigt nur den glatten Verlauf der Verhandlungen und die unter persönlicher Mitwirkung von zwei süddeutschen Finanz ministern erfolgte Feststellung des Entwurfs m den Ausschüssen kann als vollgiltiger Beweis dafür gelten, daß es gelungen ist, in der Vorlage den Interessen auch der vorzugsweise für Süddeutschland in Bettacht kommenden kleineren landwirtschaftlichen Betriebe voll auf gerecht zu werden; die Beunruhigung, welche gerade in diese Kreise zu tragen versucht wurde, hat keinen stichhaltigen Grund. Was die Zuckersteuer betrifft, so werden die kürzlich in mehreren Blättern ange führten Zahlen als nur zum Teil zutreffend bezeichnet. Dem Vernehmen nach soll die Absicht bestehen, die Rübensteuer aus 1 M. herabzusetzen. Die offiziösen „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Der Abschluß der Heeresvermehrung ist nun mehr vollkommen erreicht, so daß, da auch die Aut- bildung der anfangs April eingestellten Rekruten be schleunigt wird, die deutsche Heeresleitung bereits jetzt in der Lage ist, mit der Verstärkung der Streitkräfte, Alvaro teilte in anregendem Gespräche manche kleine heitere Episode aus seinem Studentenleben, so wie von dem bunten Treiben der großen Welt, mit; Martinos lauschte seinen Erzählungen mit dem innigen Behagen eines ungewöhnlichen Genusses, der ihm in der tiefen Einsamkeit des Urwalds nur allzu selten geboten wurde. Dann trennten sie sich, um zur Ruhe zu gehen, aber schlafen konnte Alvaro nicht. Sobald er allein war, tauchte mit der lebendigen Deutlichkeit einer reichen Phantasie das Bild Serenas vor seiner Seele auf. Ihre zauberhaften Augen leuchteten ihm aus der Dunkelheit entgegen, so sehr er sich auch bemühen mochte, dem verwirrenden Eindruck zu entgehen; sie verfolgten und bannten ihn mit unwiderstehlicher Ge walt. War sie nicht allem krank, sondern auch un glücklich, wie er es in dem schwermutsvollen Zug um ihre Lippen zu lesen geglaubt, war eS nicht, als um schwebe irgens etwas Rätselhaftes dieses junge Wesen, das er vergeblich zu ergründen strebte? Welch eine Welt voll leidenschaftlicher Zärtlichkeit hatte sich ihm in dem einen Blicke, ihrer selbst unbewußt, geoffen bart! Jener leuchtende Funke rief eine Flamme in seinem glühenden Herzen wach, die ihn von dieser Stunde an zu den verzehrenden Qualen und der schmerz lichen Seligkeit einer großen Leidenschaft bestimmte. (Fortsetzung folgt.) Die Nachtfröste und da- feuchte Thermometer. Zu keiner Zeit erregen Nachiftöste größere Be sorgnis, als im Monat Mai, in welchem die noch jugendliche und wenig wcderstandss ch ge Pflanzenwelt
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