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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.03.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110314025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911031402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911031402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-14
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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MWgtrTagMM Handelszeitung. Amtsblatt des Nates und des Nolizeiamtes -er Stadt Leipzig. O» Ichenar» au« Leipzig und Uingedmn, B, -^spalten« -0 »in breite P»rtt»eile L dt» 74 »» dretle NellamezeUe l »»«wärt« äv ««Namen 1.20 Inserate »an «edärdeo « -mkllchen Dell dt« 74 >a» breit» Vatitzeil» 0- A^chästsa»»eigen mU P atzparschrilte» und t» der Abmchanlaab« nn Preis« rrdähi. Badart »och Taut. Betlagegrdilhr s p. Lausend exkl. Postgebühr. Jesterleilt» A»>träg« kSnnen nicht zurück, geioge» »erden, gär da» ürschetnea an bestimmt«» Lage» und Plätze» wir» keine charantt« übernommen. Anzeigen- Annahme: Anguttusplatz 8, bet sämtlichen gtlrale» u. allen Annoncen, ttrpeditionen de« In- u»d «ullande«. Hantzt-Siliak» verkinr Carl Lunit,r. yerzogr Bavr. Hofbuch, handlang Lüdowftiane 10. flel vhon VO «r. 40Ü). Haupt-Siltale Dresden: Seestratze 4,1 (Letephoa ULll). Nr. 73. vtenswg, üen l4. Msr; lSll. 105. Jahrgang. Die Nvrüstungsüebstte im englilchen Unterhaus. Wie wir bereits in unserer heutigen Morgen ausgabe berichteten, fand im englischen Unterhaus ein« Debatte über die Abrüstungsfrage statt. Der Abgeordnete Murray Macdonald führte aus, England muffe mit der Verminderung der Rüstungen ein Bei spiel geben. Mc Kenna verteidigte hierauf die Maß nahmen der Admiralität und das Flottenprogramm. Balfour war von Mc Kennas Ausführungen nicht be friedigt und forderte von der Regierung eine end gültige Erklärung über ihren Standard. Grey wiederholte daraufhin die Definition Asquiths von dem Zweimächtestandard. Die Resolution Macdonalds könne er nrcht annehmen. Nach der später erfolgten Ablehnung dieser Resolution durch das Unterhaus verbreitete sich Grey noch über die auswärtige Politik, die ja mit der Abrüstungssrage in engem Zusammen hang steht, und erklärte, daß Englands Bestreben darauf gerichtet sei, alle Anlässe, die zu einem Wider streit zwischen den Mächten führen könnten, zu be seitigen. Drahtlich wird über die Debatte gemeldet: London, 14. März. (Tel.) In der gestrigen Flottendebatte im Unterhause sagte Mc Kenn« in seiner Rede wörtlich: „Die starke Vermehrung des Geldbetrages, der für den Bau der Schiffe verwendet wurde, konnte eins von zwei Dingen oder beides bedeuten, nämlich entweder daß die Schiffe schneller gebaut würden und daß infolgedessen größere Bau raten in den ersten zwei Jahren nötig seien, oder daß die Schiffe viel größer und kostspieliger sein würden. Das war es, was ich zu erwägen hatte. Ich wußte damals, daß zwei Kontrakte des Bauprogramms für 1909/10 im Jahre 1908 zugesagt worden waren und eines der Schiffe begonnen und im Bau beträchtlich gefördert worden war. Von dem anderen wußte ich, Laß es zwar noch nicht aus Stapel gelegt, aber das Material beschafft und alles für die Stapellegung vorbereitet worden war. War ich in Kenntnis dieser Tatsachen berechtigt, zu denken, daß vielleicht der in den ersten beiden Jahren bewilligte größere Betrag dazu bestimmt war, diese Schiffe zu bezahlen, für die die Kontrakte bereits vom April 1909 zugesagt waren? Ich zog daraus den Schluß, daß beabsichtigt war, die Schiffe früher zu vollenden. Ich hatte keine Mit teilung über das Gegenteil. Der Vertreter der Admiralität in Deutschland hatte kein Mittel, eine gegenteilige Information zu er langen. Ich konnte also nur solche Schlüsse ziehen, wie sie die Tatsachen gestatteten. Am 29. März habe ich meine ursprüngliche Er klärung korrigiert und dem Hause die offiziellen deutsckien Daten der Ablieferungstermine mitgeteilt. Was den Grund anbelangt, warum ich nicht die For derung für die vier Eventualschiffe zurückgezogen habe, so wird sich das hohe Haus daran erinnern, daß der größere Betrag der ersten zwei Vauraten eine Vergrößerung der Schiffe bedeuten mußte, wenn er nicht ein« Beschleunigung des Baues bedeutete. Die ersten vier Schiffe der Nassauklasse kosten je 1800 000 Pfund. Die drei im Jahre 1908 begonnenen Schiffe, die ich im Sinne hatte, kosten je 2 300 000 Pfund, so daß die Vergrößerung des Deplacements vermutlich auch die Stärke von den ersten Schiffen, die eine Ant wort auf unsere Dreadnoughts waren, zu diesen neuen 12) Die Dame in Grau. Roman von Anny v. Pannhuys. (Nachdruck verboten.) fieberhafter Spannung folgte Stetten den der neben ihm Sitzenden, doch als sie nun Mit Worten . „ . . noch hinzufügte, „wie ich von meiner Schwester hörte, trug ihre Jungfer ein graues Kostüm und einen Toquehut", da konnte er nicht mehr sitzen bleiben, er erhob sich so jäh, daß sein Stuhl beinahe umgefallen wäre. Nun sah er den Zusammenhang klar und deutlich vor fick, ja, so verhielt sich die Sache. Er hätte in den »Anker" stürzen mögen, um knie fällig ein schönes, schlankes Mädchen um Verzeihung zu bitten für die verdächtigen Gedanken, mit denen er ihr reines Bild verdunkelt hatte. Was mußte sie überhaupt von ihm denken, denn daß er ihr gestern fortwährend gefolgt war, das hatte sie schon dem Kommissiar gegenüber bemerkt. Die Schauspielerin sah die Erregung des Mannes, doch sie deutete sie natürlich falsch. „Nun, glauben Sie nicht auch, daß die beiden Diebstähle vielleubt mit dieser Person in Verbindung gebracht werden können?" Forschend fragte es die Dame und lehnte sich tiefer in ihren Sessel zurück. „Vielleicht? gnädiges Fräulein, nein, sicher! Der Fall ist jetzt vollkommen klar. Fräulein, von Prede- witz oeabstchtigt der Vorstellung beizuwohnen, sie spricht zu ihrer Jungfer davon, erzählt ihr, in welck)er Rolle Sie austreten und so weiter und läßt die Jungfer am Bahnhof im Warteiaal, wo dieselbe ihre Rückkehr abwarten soll. Mit dem Zuge neun Uhr dreißig Minuten will man die Fahrt nach Berlin fortsetzen. Die Jungfer kennt die Theaterräume, sie kennt Ihre Gepflogenheiten mit dem Kreuz und den Bronchialtabletten. Sie gibt die Tasche irgendwo am Bahnhof zur Aufbewahrung, fährt ins Theater, oder wenigsten» bis in die Nähe desselben, oenützt den ihr bekannten, Hinteren Theatereingang, klopft zunächst irrtümlich an die Garderobe des Thor- personal», ersinnt dort, um nicht aufzufallen, das Märchen, Fräulein Wendland laste um «inen Mantel bitten, findet dann nachträglich die Idee gar nicht so schlecht, da ihr Aeußere» dadurch verwandelt wftd, klopft jetzt an die richtig« Garderobe, und was sich dort abspielte wissen Eie ja. — Nachdem sie den Mantel »urückgebracht, fährt sie wieder zur Bahn, holt ßch die Lasche und erwartet ihre Herrin. Als sie Superdreadnoughts, die 1908 auf Stapel gelegt wurden, eine Erhöhung der Baukosten um je 500 000 Pfund pro Schiff bedeutet. Ich weise darauf hin, daß der Uebergang vom Lord Nelson- zum Dreadnought-Typ, der so viel Er staunen erregt hat, nur um 50 000 Pfund erhöhte Kosten pro Schiff verursacht hat. Ich hätte dem Hause im Juli 1909 sagen können, daß ich zwar die Erklärung der deutschen Regierung rückhalt los angenommen habe, daß aber meine Schluß folgerung bezüglich der Daten salschgewesen und Laß meine Schlußfolgerung bezüglich der Größe und der Baukosten richtig gewesen sein mußte. Würde aber das von Nutzen gewesen sein? Ich habe nicht nur der Kritik der Radikalen begegnen, sondern auch der Opposition gegenüber mich verteidigen müssen. Und jede Erklärung, die man, wenn auch nur im geringsten Grade, als alarmierende hätte bezeichnen können, würde zum Anlaß für viel alarmierendere Behaup tungen außerhalb benutzt worden sein. Ich habe damals nicht sagen wollen, was irgend wie eine Panik hätte Hervorrufen können, aber ich trage kein Bedenken, heute zu sagen, was sich im Jahre 1908 ereignet hat. Diese größeren Schiffe be finden sich jetzt im Bau. England hat seine Antwort erteilt und daher ist die Zeit für eine Panik vorüber. 21 deutsche Schiffe werden von den Werften im Früh jahr 1914 abgeliefert werden. 30 britische Schiffe werden zu demselben Zeitpunkt vollendet sein. Ponsenbys Annahme, daß das vermehrt« Budget in Zukunft 50 Millionen betragen wird, ist eine irrige. Wenn keine weitere Aenderung des deutschen Flottengesetzes erfolgt, und wir haben allen Grund zu glauben, daß dies nicht der Fall sein wird, so wird das Budget für 1912/13 im Vergleich mit dem von 1911/12 eine Verminderung zeigen. Aber wir können keine Verpflichtung übernehmen, bevor wir wissen, wie die künftigen Entwicklungen der fremden Flotten beschaffen sein mögen." Nach weiterer Debatte, an der verschiedene Redner teilnahmen, erklärte Balfour: Er habe kein großes Interesse an der Verteidigung Mc Kennas in bezug auf die Schlüsse, die er vor zwei Jahren gemacht habe, aber er sei der Ansicht, daß die Ver teidigung gut sei. Er nehme deshalb zurzeit Ab stand, an dem Budget Kritik zu üben, und fordere sodann von der Regierung eine endgültige Erklärung über ihren Standard. In bezug auf die Seestreitkräfte stelle er die Fraqe, ob die Regierung den Standard an nehme, den Admiral Wilson m seinem Memoran dum vertreten habe, nämlich zwei neue Schiffe für jedes neue fremde Schiff. ... Hierauf wiederholte Grey Asquiths Definition von dem Zwcimächtestandard in bezug auf die europäischen Mächte und betonte: Besser als der Zweimächtestandard sei der von Mc Kenna ge brauchte Satz: „Eine Flotte, die stark ge nug sei, ihre Uebermacht zur See gegen jede Lenkbare und wahrscheinliche Kombination zu behaupten." Die Reso lution Macdonalds könne er nicht annehmen, weil sie eine Einschränkung der Ausgaben fordere, ohne die Tatsachen anzuerkennen, daß Englands Aus gaben von den Ausgaben der anderen Mächte ab hängig seien. England und die auswärtigen Mächte. London, 14. März. (Tel.) Im weiteren Ver laufe der gestrigen Debatte im Unterhaus, die mit der Ablehnung der Resolution Macdonalds mit 276 gegen 56 Stimmen und der Annahme des von der Regierung gebilligten Amendements Kings endete, erklärte der Staatssekretär des Aeußeren Sir Edward Grey: „Die Regierung ist der Ansicht, daß das Budget für die nächsten beiden Jahre nichts oorsieht, was über das erforderliche Maß hinaus gebt. Keinen Augenblick darf die Meinung aufkommen, daß, weil das diesjährige Budget höher ist, unsere auswärtigen Beziehungen ge spannt seien. Mac Kenna bezeichnet das Budget als eine Hochwassermarke, das heißt nur, wenn die Programme der anderen Mächte ihren nor malen und beabsichtigten Verlauf nehmen. Wenn sich diese Erwartung erfüllt, was wir guten Grund haben zu glauben, so haben wir unzweifelhaft die Hochwassermarke erreicht und es werden dann Ver minderungen eintreten, wie sie mit unserer Sicher- heit zu vereinbaren sind. Unsere auswärtigen Be ziehungen sind und waren auch nicht gespannt. Die Worte Asquiths in bezug auf Frankreich müssen ja noch frisch im Gedächtnis des hohen Hauses sein. Zuerst beglichen die oeiden Regierungen die Diffe renzen; dann folgte beiderseits eine Annäherung der Nationen. Lassen Sie mich sagen, daß gerade, als Frankreich in den letzten Jahren die Differenzen mit Deutschland in der Marokkofragc beilegte, dies dem herzlichen Verhältnis zwischen uns und Frankreich keinen Abbruch tat. Ebensowenig beeinträchtigte es das herzlich« Verhältnis zwischen uns und der russischen Regierung, als diese kürzlich eine freundschaftliche Zwiesprache in Potsdam hatte. Wir wünschen nichts mehr, als daß unsere Freunde mit den anderen Mächten auf gutem Fuße stehen. (Beifall.) Wir empfinden darüber nur eine Genugtuung, aber keine Eifersucht. Was Oester reich-Ungarn anbelangt, so erklärte dessen Minister des Aeußern vor kurzem, daß beide Regierungen willens seien, zu den alten ver trauensvollen Beziehungen zurückzu kehren. Ich kann diese Erklärung nur warm be grüßen und ebenso genau erwidern. (Beifall.) Ich komme jetzt zu Deutschland. Deutschlands Reichskanzler hat im Dezember erklärt (ich möchte seine Worte gern diesem Hausevor lesen)." Grey zitierte sodann die Erklärung des Reichskanzlers o. Bet hm ann Holl weg bezüg lich der deutsch-englischen Beziehungen, die mit den Worten beginnen: „Auch wir begegnen uns mit Eng land in dem Wunsche, Rivalitäten in bezug auf Rüstungen" usw. und endigen: . Mißtrauen, das nicht leicht bei den Regierungen, wohl aber in der öffentlichen Meinung leider vielfach gellend gemacht wird." Hierbei -egte Grey großen Wert auf die Worte: „nicht! eichtbeidenRegierunge n". Er h<rbe ganz und gar dieselbe Stellung. Wenn er bedenke, was alles in der Presse veröffent licht oder gemutmaßt worden sei, so würde man erstaunt sein, zu erfahren, wie leicht es jederzeit innerhalb der letzten drei Jahre gewesen sei, die Differenzen zwischen zwei Regierungen in freund lichem Sinne zu besprechen: „Das bedeutete keine Aenderung der Politik auf unserer Seite. Wir haben nicht den Wusch, abseits zu stehen; wir hatten nicht den Wunsch, daß andere Beziehungen zu irgendeiner .Macht so beschaffen sein sollten, daß dadurch herzliche Beziehungen zu Deutschland unmöglich würden. Man hat von den Großmächten Eurovas gesagt, daß sie ge trennte Gruppen bildeten, das stimmt, aber während der letzten fünf Jahre schwinden die Anlässe, die diese Gruppen in Widerstreit hätten bringen können, mehr und mehr." merkt, daß diese den Zug nicht mehr erreichen wird, besteigt sie ein Coupc-, um mit dem Brillantkreuz und dem, was sich an Wertvollem noch in der Tasche befindet, zu fliehen. Unterwegs wirft sie das auf fallende, verräterische Etui, nachdem sie ihm das Schmuckstück entnommen, zum Fenster ihres Abteils hinaus. Sie tat allerdings nicht sehr klug daran, das so kurz hinter der Station zu tun, es wurde da durch sehr schnell gefunden." „Bravo! So ist es, ach, und so einfach ist diese Kombination", die Schauspielerin klatschte in die Hände. „Ja, einfach, sehr einfach sogar, aber der Ruhm, dies« Lösung gefunden zu haben, gebührt Ihnen, gnädiges Fräulein. Sprachen Sic schon zu jemand von Ihrem Verdacht?" „Nein, er fiel mir heute früh erst ein." „Da es sich also bei beiden Diebstählen um die Verfolgung derselben Person handelt, werde ich, wenn Sie damit einverstanden sind, nun meinem Freund, dem Kommissar, über den Diebstahl Ihres Schmuckes Mitteilung machen." „Ganz wie Sie meinen, Herr Referendar." „Ich halte es für das Beste. Ich werde jetzt sofort zu ihm gehen, damit er, falls er das blondlockige Diebesvögelein entdeckt, auch sofort nach dem Ver bleib des Kreuzes forscht." „Sie haben recht! Doch hören Sie, Herr Referen dar, Sie werden mich hoffentlich heute noch einmal aufsuchen, um mir Adieu zu sagen." „Gewiß, gnädiges Fräulein, ich wollte eben um die Erlaubnis dazu bitten", und eine Frage, die ihn schon ein Weilchen gequält, drängte sich ihm auf die Lrvpen. „Reist Fräulein von Predewitz mit Ihnen zusammen?" „Allerdings. Sic muß übrigens im Augenblick hier sein. Ich erwarte sie." Doch ehe Stetten seinen Entschluß, sich nun mög lichst schnell rückwärts zu konzentrieren, ausführen konnte, trat die Sängerin ein, von dem galanten Hotelbesitzer geleitet, der sich sofort wieder mit tiefer Verbeugung zurückzog. Elftes Kapitel. „Guten Morgen, Clarisse." — Die Schwestern küßten sich. Jetzt erst bemerkte die schlanke, blonde Dame den Referendar, der vergebens versuchte, sich Haltung zu Heben; er fühlte es, er stand da wie ein ertappter sünder. Ein sehr erstaunter, sehr gemessener Blick traf ihn und stärkte nicht gerade sein Selbstbewusstsein. „Erlaube, liebste Rita, daß ich dir hier Herrn Referendar Stetten vorstelle, cs ist der Herr, der sich bisher in so liebenswürdiger Weise meiner annahm, ich erzählte dir ja gestern abend noch davon"; eine kleine, graziöse Handbewegung deutete auf die Sängerin: „Meine Schwester Rita von Predewitz." Stetten sprach ein paar verbindliche Worte, daß cs ihm sehr angenehm sei, das gnädige Fräulein kennen zu lernen; das kühle Neigen des Hauptes, das ihm zuteil ward, verwirrte ihn. Einen Moment herrschte ein etwas peinliches Schweigen; Stetten griff nach seinem Hut, um sich zu empfehlen. Fräulein Wendland schaute die Schwester an, deren steinerne Miene ihr ausfiel; sie sah das verlegene Gesicht des Referendars und konnte nicht mehr an sich halten, sie lachte plötzlich glockenhell auf. „Aber, meine Herrschaften, was ist denn nur los? Ich glaubte vorhin, Sie kennen einander noch nicht, cs macht aber jetzt den Eindruck, als hätten Sie sich beide sogar schon mal gezankt, und dieses Zusammen treffen wäre Ihnen beiden unangenehm." Stetten gab sich einen Ruck. „Ungefähr, gnädiges Fräulein, haben Sie es er raten. Ich bin ein ganz schwerer Sünder, will auch gleich gestehen, aber ich hege Reue, aufrichtige, wahre Reue, und reumütigen Sündern wird zuweilen ver geben, ich meine, wenn sie ihre Schuld offen bekennen, und das will ich tun, selbst auf die Gefahr hin, bei Fräulein von Predewitz noch tiefer in Ungnade zu fallen." „Das hört sich ia so seltsam feierlich an, ich bin wirklich begierig, Ihre Sünden kennen zu lernen", lächelte Tlarisse Wendland, „also, beginnen Sie." „Darf ich, gnädiges Fräulein?" fragte er di« schöne Blondine. Sie nickte nur. Ihr Gesicht blieb kühl, doch in ihren Augen glaubte Stetten «inen leisen, freund lichen Schimmer zu sehen. Dadurch ermutigt, er zählte er ehrlich von seinem Verdacht, und als er mehrmals ein Lächeln um ihre Mundwinkel huschen sah. verschwieg er auch nicht, in welcher Angst er gestern geschwebt, als er meinte, Kommissar Langenau hätte sie verhaftet. Da flog ein rosiger Schein über ihre schmalen, feinen Züge, er bemertte Die Lage in Marokko. Die französische Regierung wird dein Sultan Mulay Hasid eine Frist zur Bestrafung des Zaerstam mes geben und ihm mrtteilen, daß Frankreich die er forderlichen Maßnahmen selbst ergreifen würde, falls es bis zu dem gestellten Termine keine Genugtuung erhalten habe. Aus Fez selbst kommen weitere Alarmnachrichten: Paris, 14. März. (Tel.) lleber die Mag na h m e n , die im heutigen Ministerrat in bezug auf Marokko beschlossen werden sollen, wird u. a. bc richtet: Die Regierung wird voraussichtlich eine Ber stärkung des Besatzungskorps anordnen, jedoch entsprechend der von dem Gesandten Regnault vertretenen Ansicht keinerlei militärische Expeditionen gestatten. Dem Sultan Mulay Hafid soll eine F r i st zur Bestrafung des Zaerstammes gegeben wer Len. Falls bis dahin keine Genugtuung Frankreich gegeben worden sei, werde es selbst die erforderlichen Vorkehrungsmaßregeln treffen, um den Stamm zu zwingen, die an dem Ueberfall auf die Kolonne Mar chand Beteiligten selbst auszuliefern. Paris, 14. März. (Tel.) Aus Tanger wird über den Kampf vom 7. berichtet: Die aufständischen Scherardas gaben sich den Anschein, als wollten sie sich unterwerfen, und griffen dann plötzlich die Mahalla an, doch wurden sie auch diesmal geschla gen. Das Vorgehen des Majors Mangin, der I«de Plünderung und Grausamkeit verbot, macht auf die Stämme großen Eindruck. Nur die Herden wur den gefangen und ein Drittel der Tiere den Truppen und zwei Drittel dem Machsen überlassen. Tanger, 14. März. (Tel.) Eingeborene Regie rungsbeamte, die aus Fez hier angekonrmen sind, be richten, daß die Straßen mit Aufständischen angefüllt seien. Das ganze Gebiet von Fez bis Alcazar stehe inWaffen gegen den Sultan. Sie hätten Schwie rigkeiten gehabt, durchzukommen. Im Gebiet der Scherarda hätten sie heftiges Feuern gehört; dorr hätten spanische Truppen die Ausständischen angegris fen. Ueber das Ergebnis des Kampfes hätten sie nichts vernommen. politilche Nachrichten. Dementi. Die „Kölnische Zeitung" meldet aus Berlin: In der Presse ist die Nachricht verbreitet, daß derKöniq von Italien während der Rückreise des Kaisers Gelegenheit nehmen würde, ihn persönlich in Venedig zu begrüßen. Hiesige amtliche Kreise, di« doch darüber unterrichtet sein müssten, erklären, Lass ihnen von einer solchen Absicht nichts be kannt ist. Zur Lohnbewegung bei den französischen Dockarbeitern. Paris, 14. März. (Tel.) In Bayonne kam es nach der Verurteilung einiger Rädelsführer der aus ständigen Dockarbeiter zu einem Zusammen st o zwischen Streikenden und Soldaten. Auf beiden Seiten gab es mehrere Leichtverwundete. Es heißt, dass sich die Unternehmer bereit erklärt haben, die meisten Forderungen der Dockarbeiter zu erfüllen und dass der Streik wahrscheinlich heute abend beendet sein wird. Paris, 14. März. (Tel.) Die Pariser Dock arbeiter hielten gestern abend in der Arbeits börse eine Versammlung ab und erörterten die Frage eines Gesamtausstandes aller französischen es deutlich, und da ward ihm zumute, als hätte er etwas Wunderschönes geschenkt oekommen, und ganz vergnügt brachte er sein Bekenntnis zu Ende. Tlarisse Wendland, di« sich schon während der ganzen Erzählung köstlich amüsiert zu haben schien, brach in ein so frohes, herzerquickendes Gelächter aus, daß die andern beiden fast wider ihren Willen mit gerissen wurden; alles Peinliche ging unter in diesem so recht von Herzen kommenden Lachen. Als man sich etwas beruhigt hatte, fragte Stetten in scheinheiliger Zerknirschung: „Nun, Fräulein von Predewiü, jetzt haben Sie meine Beichte gehört, werden Sie nur vergeben?" „Ich erteile Ihnen Absolution", schelmisch blitzten ihre Augen. Er küsste dankbar und ein bißchen stürmisch die weiße Hand mit den rosigen Fingerspitzen, die sich ihm entgegenstreckte. Dre Sängerin zog ihre Hand, die er viel länger als nötig in der fernen hielt, schnell zurück, und etwas verlegen sagte sie: „Denken Sie nur. Herr Referendar, ich hielt Sie und Ihre Frau Schwester vorgestern im Theater für ein iunges Ehepaar. Gestern nachmittag bei Frau Sanitätsrat Thilo hörte ich dann zufällig von Frau von Gruder, daß ich mich irrte." „Meine Schwester erzählte mir, daß sic bei Frau Thilo Ihre Bekanntschaft machte." „Hielt Ihre Frau Schwester mich auch für eine Diebin?" „Bis gestern nachmittag, ja. Doch als sie von ihrem Besuch von Frau Thilo zurückkchrte, erklärte sie mir feierlich, der Schein lei zwar gegen Sie, aber nun und nimmer trau« sie Ihnen eine solche Hand lung zu." „llebermitteln Sie bitte, Ihrer wunderhübschen Schwester meine herzlichsten Gruße und meinen Dank für ihre gute Meinung über mich." „Ich werde es aurrichten." Krampfhaft suchte er nach einem neuen Thema, denn nun mußte er eigentlich wirklich gehen, doch e» wollte ihm gar nicht» einfallen, rein gar nichts. Halt! Eine Idee. Er dachte an Leutnant van Degen, und er teilt« den aufmerksam lauschenden Damen mit, wa» er von ihm und seinem verwandt schaftlichen Verhältnis zu ihnen wußte, und auch, weshalb der jung« Mann es nicht wagte, sich ihnen zu nahen. (Fortsetzung folgt.)
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