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Etbetiall und Anzeigtr. Amtsötatt für dlc Kioiglichc» EftichlMter fMe die Staöträthe zu Riesa md Strehla. Redaktion und Verlag von E. F. Grellmann. 87. Dienstag, de» 1. November 1870» Dir,es Blatt „Elbcdtalt und An,erger" erschein! wöchentlich zweimal, Dienstags und Kreiiag«, und lostet vierteljährlich IU Ngr. — ivestellunM werden bei jeder Peftanstalt, in unsere» Expeditionen in itiesa und Tlrchla, sowie von allen unsern Boten entgegen genommen. — Zu Annahme von Annoncen sind serner bevollmächtigt haasenftein und Bogle» in Hamburg- Altona, Leipzig und Franlsurt a. M., H. Engler in Leipzig, 8- W. Saalbach in Dresden UN» Eugen Hort in Leipzig. . Bekanntmachung, die Rindvikhauctioneu betreffend. Inhalts eines allhier eingegangenen Beschlusses des Königlichen Ministeriums de- Innern vom 24. dieses Monats unterliegt die «arktmäßtge Abhaltung von Rindviehauctionen, wie solche namentlich in der Stadt Niesa von Zeit zu Zeit stattgesunden haben, dem von dem genormten König lichen Ministerium unterm 23. vorigen Monats zur möglichsten Verhütung der Weiterverbreitung der Rinderpest bezüglich der Vichmärkte erlassenen Verbote ebenfalls. Man unterläßt nicht, diesen Ministerlal-Beschluß behufs der strengsten Beachtung desselben hierdurch zu veröffentlichen. Königlich« AmtShauptmannschaft Meißen, am 27. Oktober 1870. von Egidy. Krapf. Bekanntmachung. Die Grundsteuer« auf dm 4. Termin d. I. sind nach 2 Pfennigen von jeder Steuer-Einheit längsten» bis -um 1V. November l. I. an hiesige Stadt-Steuer-Einnahme pünktlich abzuführen. Die Gewerbe- und Personalsteuer und Brandcassenbeitläge pr. 2. Termin d. I. werdm hiermit nochmals ernstlich in Erinnerung gebracht. Riesa, am I. Novbr. 1870. Der Stadtrath. Sieger, Brgrmstr. Bor Paris. Aus dem sächsischen Feldlager, 22. Oct. Heute ist die erste Lokomotive von SoiffonS in Sevran angekommen, die Eisenbahn aus dieser Strecke also vollständig betriebsfähig, was, da die Verbindung mit ChalonS ebenfalls hergestellt ist, für unsern Armeeverkehr von großer Bedeutung ist. Mit diesem Umstande zusammengehalten, ist eS nicht unwichtig, daß vor einigen Tagen eine Compagnie unseres 2. Grenadierregiments Nr. 101 von Sevran aus, wo dieselbe auf Feldwache lag, in Gemeinschaft mit einer Compagnie preußischer Garden, durch die französischen Vorposten hindurch 40 Eisenbahnwagen der Nachts erbeutet und mit telst Stricken, an die sich die halbe Mannschaft Kannte, während die andere Hälft« schob, auf den Bahnhof Sevran geschafft haben. Ich habe die Wagen, die durch diesen Handstreich in unsere Hände kamen, selbst gesehen. Die ganze Sache war schon seit mehrern Tagen vorbereitet, konnte aber nicht eher als in einer völlig dunkeln Nacht zur Ausführung gebracht werden. Sie gelang vortrefflich dadurch, daß die Hälfte der Leute ausfchwärmten, um, eventuell zur Deckung dienend, die feindlichen Vorposten zu beschäftigen, während die andere Hälfte die Wagen nach Deutschland zu dirigirte. Die Franzosen haben neuerdings in Bondy Geschütze ausgestellt, mit denen sie unser« Feldwachen beunruhigen. Von unserm linken Flü gel wird folgende Thatsache erzählt: Unter den vielen Leuten, die sich täglich aus Paris, um Kartoffeln auszumachen, in die zwischen unsern und den feindlichen Vorposten liegenden Felder begeben, machte sich gestern «in Individuum, das stch besonder« weit vorbegeben hatte- durch Wehen mit einem weißen Tuche bemerklich. Man ging unsrerseits (ein Commandirender der württemberg- schm Feldwache) auf ihn zu, und da der Mann geneigt schien, Auskünfte zu «rtheilen, verband man ihm die Augm und bracht« ihn zu unsern Vorposten. Hier bat er , daß man ihn andern Lage» gestatten möge, unsere Linie zu pasflren. Die Noch in Part» sei so im Wachsen, daß die unbemittelten Klassen dem Hungertod« entgegen gingen. Alle«, wa« männlichen Geschlechts, sei Nationalgard«' die Nahrungsmittel fast aufgezehrt, Pferde- und Hundefletsch werd« bereit» zu hohen Preisen velckaust. Kartoffeln' in den um Paris liegenden Feldern dürfe fich gedenuann Holm, »K aan, UnSmMeftm beMM täglich 3V Sons auSbmahlr, müßten ckber tzann di« Htlfch chrer siNgestmttMtm KarttMn <mf däl» Dt«oy ab geben. Urbrigen» wisse man in Pari» all» Bor gänge außechalb, die Uebrrgab« Straßburg», Touls, die unglücklichen Schlachten im Süden u. s. w. und würden diese Thatsachen öffentlich bekannt gegeben. Da man seinem Verlangen nach Durchlüftung nicht Folge geben konnte, entfernte er sich mit der Versicherung, sich erschießen zu wollen, da er seine Familie nicht Hungers sterben sehen könne. Tagesgeschichte. Riesa, 28. Oktober. Infolge der Nachricht von der Capitulation von Metz hat auch unsere Stadt reichen Flaggenschmuck entfaltet und nach einbrechender Dunkelheit sah man infolge Auffor derung durch Straßenplacate «ine große Menge Häuser im Jlluminationsschmucke. Riesa, 28. Octbr. Heute gegen 5 Uhr ka men mit der Leipzig-Dredner Bahn 66 französische Offiziere der Garnison von Schlettstadt hier an, welche nach kurzem Aufenthalte weiter nach Breslau und Glogau in Gefangenschaft gingen. Riesa. Das Ministerium des Innern hat auf Ansuchen des GcfammtvorstandeS der sächsi schen Militairhilfsvereine zu Dresden und Leip zig die Veranstaltung einer Hauscollecie, derm Ertrag für die Zwecke dieses Vereins — Unter stützung von Invaliden, sowie der Wittwen und Waisen der in den Feldzügen von 1866 und 1870 gefallenen sächsischen Soldaten — verwendet wer den soll, für den aesammten Bereich des König reichs Sachsen gestattet. Der Einsammler hat jedoch überall vor Veranstaltung der Collecte der Ortsobrigkeit Meldung zu machen, und dabei als Vorweis die Erlaubnißertheilung des Ministeri um» zu producirm. Riesa. Am 27. Oktober hat sich der SO Jahr alte und zeicher im Armmhause zu Kalbitz wohnhaft gewesene Handarbeiter Roßberg in dem zur Jahnishausen er Rittergutsflur gehörigen sogenannten Oberholze an einer Siche erhängt. Die in Folge längeren Kranksein- eingetretme NahrungSlosigkeit mag dm rc. Roßberg zu« Selbst morde veranlaßt haben. Er hinterläßt «ine Frau und 4 Kinder, von dmm da- Netteste erst da» 12. Lebm»jahr erreicht hat. Strehla, 29. Oct. Der in der Nacht vom 2«. zum 27/d., nach vürangegangmem Gewitter, wachende orMähnltche Sturm hat auch hier man cherlei Schadt» an Dächern, Oesfmköpfm u. s. w. mtgerichtet. "SettkunerZett hat sich in Strehla wltd« «ine am«i Gesellschaft juÄer Leut«, Mer de« Namm „datzonia" «bildet. - > I» »er CasMÄtö» Metz hatte man auch bei un« mehrfach geflaggt. Dresden. Mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist der bisherige erste geistliche Rach im katholisch geistlichen Consistorium, Superior und Pfarrer an der katholischen Hoskirche allhier, gegenwärtig Hofcapkm CanonicuS Franz Ber- nert zum Präses und der -um Superior und Pfarrer an der katholischen Hoskirche allhier be rufene Superior und Pfarrer an der katholische« Kirche zu Leipzig, CanonicuS Franz Stolle zum ersten geistlichen Rache des gedachten Confistwri- mus ernannt worden. Dresden, 27. October. Obgleich täglich er wartet, machte hmt gegen Abend das Eintreffen der Nachricht von der Capitulation der FestunaMetz doch einen großartigen Eindruck aus die Bewoh nerschaft Dresdens. Nicht nur, daß trotz ftiäter Stunde noch überall der Fahnmschmuck angelegt wurde, auch der Verkehr aus Straßen und freien Plätzen war so animirt, daß man neben den Worten: „Metz 150,000 Marm" stets di« beglei tende Melodie hörte: ,M«b Vaterland, magst ruhig sein rc." Wahrlich haben wir auch Ursache, da großartige Ereigniß freudig zu begrüßen; denn nun wird hoffentlich das Kide des Krieges nicht mehr fern sein — trotz Garibaldi und Castelar. Wenn Sie mir eine kurze Abschweifung gestatten, möchte ich doch an diese beiden Namen eine Be merkung knüpsm, di« ich an unsere Socialdemo- kraten in bester Absicht adressire. Garibaldi und Castelar stehen ja doch bei unseren Socialdrmo- kraten in demselben hohen Ansehen, als die deut schen Führer dieser Partei. Bekannt genug ist es ja wohl, daß alle diese Männer sich von je her als Friedensapostel gerirt haben. Da» Ziel ihre» Streben- war die Verbrüderung aller Na tionen und deshalb verdammten sie jeden Krieg als einen Frevel an den Völkern. Was aber er leben wir heut? Garibaldi, der sogar Ehrenprä sident der Friedensliga ist, belebt durch seine Ge genwart in Frankreich den Much der Franzosm; er übernimmt «in Commando, organisirt dm mordlustigen und zu allen unehrlichen Tücken grei fenden Volkskrieg; er will Verderben über die deutschen Sieger bringen, die ihm und seinem Baterlande nicht» al« Gute« gethan haben. Ca stelar predigt wilden Haß gegen die deutschen Barbaren und schürt bet dm Franzosen dm Fa natismus de» Kriege» an. Gewiß seltsame Me- dm»apostel, die varhrr-jeden Urheber eine» Krie ge» zur Hölle verwies« und jetzt ganz unberufen mit dem Fvevler gemeinsame Sache mache«. Warm» treiben diese Friedensfreund« Krieg, dm sie prinochtell verdammen? «arm» werdm sie unberufen« Agmtt» d«r Krirgtsurie, während sie faw«P«vaI sich al» Apostel da» ewigen Frieden»