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Dresdner Journal : 04.08.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189308043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930804
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-08
- Tag 1893-08-04
-
Monat
1893-08
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 04.08.1893
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Wirr». Fretta«. den 4. Anglist abends 1893 UGr vrexlo» vi«rtol^IU»rl»eb * U»rlr »» ?L, d«I M« L»w«rl. äeul«vt»«a MLellol» e U»rk; »u««rb»>b ä« ävuticb«» liE^M tritt ko«t- oxj 8t^wp«l»u»Lkb^ UlL»». , L»i»«la« KomwerQ, iv?k. L»ta>üix»vU»»«düdre»r ^Or ä« L»ui» eio»r ss»«p»It«oer. Lollo ^lsixr vcUritt tv kf. u»t«v „Li08«»»oclt" 6i» 2«u» LO ?k. 8« I^b«U«»- usö 2itr«rv»Lt2 vQt»pr. >.ut»otU»E. "r«eN»lneur ^Ettvb »it HiuLLbn»« «irr 8c»o- v ^vieriL^ Pon»pr«ct»-Ws»el>la»»r Kr. I^üt» Dres-mrImMal. Für die Ge^amttettrmg verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, ssrofeffor der titteratur- und Kunstgeschichte. ,c» ^»tüotiikunx«» »»»«-Lei«, Low,,»»«io»Lr 6«« Oev—Iurr ^uuriuU»; N»»i>»-U I»rU» v»«> r«tp»lU r—l tr«»t»a kr»LkNu< «d. U.: ^«aeenete,» Nirim V»»-N»MbLrU- vn>G I>up»tE-er»ukNle» ». lt. NÜ»e>>„! /tuei. Wo««/ r«t» I»»6o» N«rli» »«»oklürt ». U.- : Da»«-« D«., N«rU»! D»va/»ti«««l«al:, Nr««I»a: L«»t L'a-a<-/ ü»»»«,«er v. Letü«»lee/ U»U« «. 5-- Wäret <t Vo. llor»i»»ed«r: LS»lUl. Lepsältioa «l«, 0r«äo«r -oonull». vr»«ä«o, LMia^er»tr. SO. For»»pr«ct>-^a»cb1u»»: Kr. IL»». Ämtlicher Teil. Ee. Majestät der König Haden den -um Konsul der Bereinigten Staaten von Nordamerika in Leipzig ernannten Otto Doederlein daselbst in dieser Eigen schaft anzuerkennen geruht. WekannLrnachung, die Vornahme von Ergänzungswahlen für die I. Kammer der Ständeoersammlung betreffend; vom 2. August 1893. , Nachdem je eine der in 8 63 unter Nr. 13 der BerfassungSurkunde, in Verbindung mit Punkt II l der Gesetze-, einige Abänderungen der BerfassungS- urkunde rr. betreffend, vom 3. Dezember 1868, be zeichneten Stellen der ersten Kammer im Leipziger und Meißner Kreise zur Erledigung gekommen, so ist von den Betheilidten eine Neuwahl zu bewirken. E» wird daher tue Vornahme der letzteren unter Bezugnahme auf die an den Vorsitzenden det Stände im Leipziger und Meißner Kreiie deshalb ergehende besondere Verfügung hiermit angeordnet. Dresden, am 2. August 1893. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Heschke. Bekanntmachung, die Einfuhr von Schweinen aus Steinbruch und Bielitz Biala betreffend, vom 2. August 1893. DaS unterzeichnete Ministerium erachtet eS in Uebereinstimmung mit der gleichen Verfügung der Königlich Preußischen Regierung nach dem dermaligen Stande der Maul- und Klauenseuche in Oesterreich- Ungarn für unbedenklich, das gegen diese Länder mit Ausnahme von Wiener-Neustadt mittels der in Nr. 48 des „Dresdner Journals" und Nr. 49 der Leipziger Zeitung" abgedruckten Bekanntmachung vom 25. Februar dieses Jahres erlassene Verbot der Schweineeinfuhr nunmehr insoweit wieder aufzuheben, al- vom 7. lau fenden Monats an die Einfuhr von lebenden Schweinen nicht bloS au« Wiener-Neustadt, sondern auch auS den Mastanstalten Steinbruch und Bielitz-Biala unter den früheren Beschränkungen und Bedingungen gestattet sein soll. Danach darf die Einfuhr lebender Schweine von dort über Bodenbach - Tetschen, Zittau und Voiters- reuth nur nach denjenigen Städten Sachsens und der übrigen Staaten Deut'chlands erfolgen, für welche die Erlaubniß hierzu Seiten der zuständigen Regierungen bereits früher ercheilt worden ist, und ist hierbei den in der Bekanntmachung vom 13. November 189 l — Nr. 278 des „Dresdner Journals" und Nr. 278 der „Leipziger Zeitung" vom Jahre 1891 — aufgeführten Bedingungen zu entsprechen. Dresden, den 2. August 1893. Ministerium des Innern. Für den Minister: Bodel. Körner. Nichtamtlicher Teil. Tetezraphische und telephonische Machrichten. Paris, 4. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In der Kruerwerkerschule Bourges fand eine Erplo fion statt; drei Arbeiter wurden verwundet, davon einer tödlich. Lauft und Wissenschaft. Die Hochverräter in Lübeck. Historische Erzählung von Ernst Jungmann. »3 ' (Fortsetzung.) Ein Geräusch auf dem Flure lenkte die Aufmerk samkeit der beiden Frauen auf sich. Gleich darauf öffnete sich die Thür und Gottschalk trat herein, von Kopf bis zu Fuß in eiserner Rüstung. Marie flog ihm entgegen. „Gottschalk, Du, zu später Stunde und bewaffnet? WaS giebt es, um Gotteswillen sprich. Du willst doch nicht in den Kampf ziehen?" „Sei ruhig, mein süßes Kind, die Sache wird wohl nicht so schlimm werden. Ich kam nur, um Dich zu warnen. Haltet die Thüren und Fenster wohl verschlossen und laßt niemand herein, den Ihr nicht genau kennt." Jetzt erst erkannte er Magdalena. „Wie kommt Ihr hierher? Ich rate Euch, heute nacht nicht mehr auf die Straße zu gehen. Ihr werdet wohl hier bleiben müssen, bis der Morgen anbricht." „Aber Geliebter", fragte Marie angstvoll, „waS giebt es denn?" „Nun, eine kleine Verschwörung in unserer guten alten Stadt, der wir auf der Spur sind. Du brauchst Dich jedoch nicht sonderlich zu beunruhigen," beschwich« tigte er daß zitternde Mädchen. „Es ist Vorsorge getroffen, so daß wir das Unglück abzuwendrn hoffen." Madrid, 8. August. (W T B) Die Cortes find heute mit einem Hoch auf den König und die Königin-Regentin geschloffen worden. London, 4. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Rach einer Meldung des „Reutrrfcheu Bureaus" au- Buenos-Ayres ist der Untrrgouvcrneur von Santa Ks von den Aufständischen getötet worden. London, 4. August. (Tel. d. DreSdn. Journ ) Den „Daily News" zufolge beginnt die Herbst- taguvg des Parlaments in der dritten Oktober Woche. — Dir „Times" melden auS Bangkok unter dem 3. d. M., daß die Blockade fortdanrrt. Auf Avweisung des Admirals Humann bat der Kapi tän des Kanonenboote» „Lion" Kapitän Maclrod rückhaltlos um Entschuldigung wegen de- feind seligen Vorgehens gegen den britischen Kreuter „PallaS". Nur die Besonnenheit und Ruhe Maclrod- verhinderte einen Konflikt. Belgrad, S. August. (D. B Hd.) Infolge eines sriienS einer Anzahl Offiziere bei einem Bankett in Topschider, der König!. Sommer- refideuz, auSged rächten Toaste» auf den baldigen Sturz des radikalen Regimes ist vom Kriegs minister dine Untersuchnng eiugeleitet worden. Die gestrige Meldung von einem demnächstigen Besucke des ErkönigS Milan in Serbien wird offiziös al» unrichtig bezeichnet. Die Skuptschina wird über die von der Re gierung geforderten Nachtragskredite in Höhe von 37WVM Frc». zu beschließen haben. Bukarest, 3 August. (W. T B.) Fünf in Braila unter Hafenarbeitern vorgekommene ver dächtige Erkrankungen haben nach näherer Uutei- suchung keinerlei Cholerasymptome ergeben. Rew-Aork, 4. August. (Tel. d DreSdn. Journ.) Der „New Docker Herald" meldet aus Chicago, daß der Silverkongreß mit einem unbeschreiblichen Lärm geendet hat nnd daß die Mitglieder beinahe handgemein geworden wären. Unter lebhafter Erregung wurde eine gegen Cleveland gerichtete Resolution angenommin. Darauf vertagte sich der Kongreß auf unbestimmte Zeit. Bangkok, 3. August. (Tei. d D eidn Journ.) Die Blockade französischer Kriegsschiffe gegen Siam wurde heute mittag aufgehoben Dresden, 4 August Ergebnisse der Börsenenquete. Über die Ergebnisse der Börsenenquete berichten die häufig gut unterrichteten „Münch. Reuest. Nachr." wie folgt „Es ist in irgend eingeweihten Kreisen ein offenes Geheimnis — und deshalb glauben wir auch keine Indiskretion zu begehen, wenn wir es erzählen —, daß sich der längst in Aussicht gestellte Bericht der Börsenenquclekommission an den Reichskanzler nur um deswillen so lange verzög-rt, weil es bereits jetzt fast unmöglich erscheint, der Meinung-Verschieden heiten Herr zu werden, welche sich je länger desto mächtiger zwischen den einzelnen Mitgliedern der Kommission erhoben haben. Den Brennpunkt dieser Divergenz bildet die Frage dtS Terminhandels beziehungsweise der Disferenzgeschäfte. Es haben sich hier, wie wir erfahren, drei Gruppen gebildet, welche sich fchwer versöhnlich gegenübernehen. Die eine, vertreten fast ausschließlich von den agrarischen und zwei juristischen Mitgliedern der Kommission, hält an der Ansicht fest, daß der Zeilhandel im allgemeinen oder wenigstens, soweit er sich nicht unter gewerbsmäßigen Börsen händlern abspielt, vom volkswirtschaftlichen wie vom sozialen Standpunkt aus in gleicher Weise schaden- bringend sei. Die extreme Richtung in dieser Gruppe will daher sämtliche Zeitgeschäfte im Effekten- und Produktenverkehl, falls sie nicht durch effektive Liefer- Magdalena stützte sich auf die Tischplatte, ihre Brust hob und senkte sich stürmisch und ein rauhes Stöhnen entquoll ihren Lippen. Erschreckt sah Gottschalk auf sie: „Seid Ihr krank?' „Stein, nein," wehrte sie ab, „sprecht weiter.' „Weiter weiß nh nichts zu sagen" Maries Blick irrte zwischen ihrem Bräutigam und Magdalena hin und her. Sie wurde totenblaß und brachte endlich mühsam ein Wort hervor: „Patern vstermaker." Magdalena zuckte zusammen, dann schlug sie die Hände vor das Antlitz und weinte bitterlich. Über Gottschalk- Züge aber fuhr es wie plötzliches Wetterleuchten: „Mein Gott, waren wir denn olle mit Blindheit geschlagen? Nur seinem Hirn kann der teuflische Plan entstammen; wer ander- alt er konnte so etwas ersinnen?' „DaS habe ich nicht gesagt," schrie Magdalena „Weshalb seht Ihr mich so sonderbar an? Nicht ich nannte Euch den Namen!" „Nein," sagte Gottschalk, „Marie hat eS gesagt und ich bin ihr dankbar dafür, daß sie mich auf die rechte Fährte leitete. Ich werde auf- Rathaus eilen, Geliebte." Leiser sügte er hinzu: „Nimm Dich de» Weibe» dort an. Sie bedarf der Pfleqe." Er wandte sich zum Gehen. Ptagdaleuä stürzte auf ihn zu und hielt ihn am Arme zurück! „Denkt von mir, wa« Ihr wollt. Aber ich bin ung und Abnahme, sondern durch Differenzau»gleichung erledigt werden, für ungiltig und klaglos, ge ebenen- falls auch für strafbar erklärt w ssen. Die minder extreme Richtung verficht ten von dem Schriftführer der Toquetekommisfion Eschenbach zuerst ausgestellten Plan, eine öffentliche Liste, ähnlich dem Handels register, einzusührev, in welche alle diejenigen noch Belieben sich eintragen lassen können, welche sich mit Börsengeschäften befassen wollen. Nur solche Termin geschäfte, welche zw scheu eingetragenen Personen ein- gegangen werden, sollten giltig und klagbar sein, für alle übrigen die Unklagbarkeit gesetzlich auSgesprcchen werden. Man hofft in der Voraussetzung, daß solide Gewerbetreibende, Beamte u. s. w. eine berechtigte Scheu tragen werden, sich öffentlich durch Eintragung in die bezeichnete Liste als „Bör^enspieler" zu erklären, hierdurchgegen die„Spielwut der großen Masse" am wirk samsten einschreiten zu können. Die zweite Gruppe, bestehend vu» den kaufmännischen Mitgliedern und dem größten Teil der wissenschaftlich-volkswirtschaft lichen und der juristischen Mitglieder, nimmt den voll kommen entgegengesetzten Standpunkt ein. Sie sieht den Termin- bez. Differenzhandel als eine der Ge- samtwirtschaft deS Landes nützliche und für die heutige Ausgestaltung des internationalen Welthandels not wendige Einrichtung an, tue daher nicht nur für klaglos erachtet, sondern dessen saerosanctitL« gegen die augenblickliche Strömung der obersten Judikatur gesetzlich dahiu gewahrt werden müsse, daß Differenz geschäften gegenüber der Einwand deS Spiels als un zulässig erklärt nnrde. Nicht in dem Vorhandensein der Spekulation selbst sei der Sitz des Übel« zu er blicken, sondern einzig und allein in den unreellen und unsittlichen Machenschaften, welche sie begleiten. Gegen diese unredlichen Mittel und Begleiterscheinungen dir Spekulation habe sich jeder Reformversuch zu richten, deren Beseitigung am ersten durch eine straffere Börsenorganisation erreicht werden könne, ohne daß deswegen sofort die Gesetzgebung in Thätigkeit zu treten brauche. Die Klagloserklärung der Differenz- geschäfte auch in beschränklestem Umfange würde da gegen für die Solidität des Weltmarktes das Gegen teil von dem erzielen, was man dadurch erzielen wolle. Die dritte Gruppe, g> führt von dem ReichS- gerichtsjenatSpräsidenten Wiener, nimmt gewissermaßen «ine vermittelnde Stellung ein. Lie erkennt die sozialen übelstäude de- heutigen UltimogeschästeL als vorhanden an,glaubtälnr, daß dieführendeRollezu deren Abwendung weniger dem Civilrecht als dem Straf, echt zusalle. Sie verzichtet auf eine allgemeu e Vorschrift, will aber die unerfahrene große Menge davor schützen, sich zu Spekulationen in ungemessener, ihre Verhältnisse über steigender Weise verleiten zu lassen. Sie null deshalb in daS Strafgesetzbuch im Anschluß an daS neue Wuchergesetz einen neuen Paragraphen eingefügt wissen, wonach derjenige einer strengen Strafe verfällt, der unter Ausnützung des Lei^lsinns oder der Unerfahren heit eines anderen diesen zu Zeitgeschäften verleitet oder mit ihm solche kingeht, in einer Höhe, die dessen wirtschaftlichen Verderb zur Folge Haden kann. Ähn lich den wucherlichen Geschäften sollen solche Geschäfte dann auch civilrechtlich ungeschützt bleiben. Nicht minder streitig ist bisher die Frage, wie man sich zu dem durch unser Handelsgesetzbuch statu ierten „Selbsteintrlttsrecht des Kommissio närs" zu stellen habe. Das Handelsgesetzbuch ge stattet bekanntlich dem Kommissionär, welchem ein Auftrag zum Kauf oder Verkauf übergeben ist, unter gewissen Bedingungen die zu kaufenden Waren oder Effekten selbst zu liefern, die zu verkaufenden selbst abzunehmen. Hieraus entstammt der berüchtigte „Schnitt" des Kommissionärs, und in diesem „Schnitt" wiederum will man eine der Hauptursachen zu der un soliden Ausartung der Terminspekulation erblicken. nicht wahnsinnig. Nur die brennende Angst verzehrt mich. Oq, schont Paternostermater! Ich hasse ihn zwar, denn er hat mir Übler zugefügt, er hob die Hand gegen mich und wollte mich morden. Dennoch, dennoch... ich liebe ihn ja trotz alledem noch immer, oh, schont wenigstens sein Leben " Sie brach kraftlos zusammen. Erschüttert gab Gottschalk seiner Braut einen Wink und entfernte sich Marie suchte die Hilflose aufzurichten. Lange Zeit mühte sie sich vergebens ab. Endlich hob Magdalena den Kopf. Angstvoll schaute sie in der Stube umher: ,OH, mein Gott, er ist fort und ich bin eS ge wesen, die Euch den Namen auf die Lippen legte. Fluch sei der Stunde, die mich in dieses Haus führte. Ich habe ihn verraten und nun kommt die Reue über mich, nichts aber vermag jetzt noch sein Geschick aufzu- halten. Er wird sterben und ich muß mein schuld beladenes Dasein weittrschleppen Nein, sein Tod ist mein Tod. Ohne ihn kann ich nicht leben " Marie schnitt der grenzenlose Jammer de- unglück lichen Weibe» inS Herz Doch all ihr Zuspruch ver mochte Magdalena keinen Trost zu spenden. Bald klagte sie sich in den bittersten Worten an, bald gewann der Haß wieder die Oberhand. So stritten in ihr die widersprechendsten Empfindungen und übrig blieb am Ende nur die Verzweiflung.... Gottschalk war inzwischen wieder vor die noch immer unschlüssig wartenden Herren de» Rate« ge- treten. „Ich weiß nicht- Bestimmte-", rief er ihaen zu, „aber ich glaube dennoch den rechten Mann gefunden zu haben. Laßt Heinrich Paternostermaker feftnehmen. E» war nun ursprünglich in Aussicht genommen, den Kommissionär gesetzlich zu verpflichten, den Augenblick, wo er den Auftrag an der Börse ausführt, durch Meldung bei einem vereideten Makler festzulegen und dadurch den Ansatz eines ungünstigeren Kurses al» deS wirklich benutzten zu verhüten. Da indessen die vernommenen kaufmännischen Sachverständigen diesen Vorschlag fast durchgängig al» praktisch undurchführbar bezeichnet haben, rst man davon zurückgekommen. Während ein Teil nunmehr diese Frage gänzlich fallen lassen und ihre Lösung dem jün.st vom Bundesrat auSgearbeitcten und zur Zeit noch einer Erweiterung unterworfenen sogenannten „Bankdepotgesetz" über lassen will, hat ein anderer radikale Vorsbläge, u. a. eine prEumtio äoli — Vermutung der Unredlichkeit — sür den eintretenden Kommissionär oder gar gänz liche Aufhebung des SelbsteintrittSrechtS gemacht, die aber keinesfalls Aussicht auf Verwertung paben. Mehr Übereinstimmung hat man in der Frage der Börsenorganisation und Zulassung zum Börsenbesuch zu erzielen gewußt. Man gedenkt, eine Organisation, ähnlich der englischen «toolr ea- ekanx« einzuführen; nur sollen die korporative Seite weiter auSgestaltet und dem staatlichen Aufsichtsrecht, welches England gar nicht kennt, größere Zugeständnisse gemacht werden. Für die Zulassung zum Börsen besuch will man insbesondere die in England be währte Einrichtung nachahmen, wonach jeder die Aufnahme Begehrende, außer der Hinterlegung einer größeren Summe, noch drei bereits börsenberechtigte Mitglieder als Bürgen zu stellen hat, welche bei Zahlungsunfähigkeit des Neueingetretenen solidarisch haftbar gemacht werden können. Min hofft durch diese Maßregel namentlich alle die kleinen tendenziös den Gang d r Preise verwirrenden Börsenj»bbec fern zuhallen, da sich für solcde „unsichere Kantonisten" schwerlich drei Bürgen finden werden. Durch Kon kurseröffnung soll die Börsenmitgliedschaft aufhören, eine Wiederaufnahme nur, wenn die Gläubiger mit mindesten- 50 Proz. ihrer Forderungen, nach dem zweiten Konkurs, wenn sie gänzlich befriedigt sind, statthaft sein. In betreff der vereideten Makler ist man zu der Einsicht gelangt, daß 'die gänzliche Aufhebung dieser Einrichtung der einzige Weg ist, um der heutigen unhaltbaren Lage, wclche den vereideten Makler täg lich in den bedenklichsten Gegensatz zu dem Gesetz und seinen Eid bringt, ein Ende zu bereiten. Den ver eideten Maklern sind bekanntlich gesetzlich Schranken gezogen, die aber praktisch niemals innezuhalten sind und deswegen täglich vor den Augen der Börsen behörden überschritten werden. Indem nunmehr für die vereideten Makler dieselben Aufnahmebeding ungen gelten sollen, wie für die übrigen Lörsen- besucher, glaubt man hierdurch den aus der Frei- gebung des Maklertums früher befürchteten Übelstand, nämlich, daß sich dann massenhaft unwürdige Ele mente zu diesem wichtigen Beruf drängen werden, begegnen zu können. Hiermit Hand in Hand soll eine Reform der Kursnotierung ähnlich der an der Hamburger Börse gehen. Wie für die Zulassung von Personen zur Börse, so sollen auch *ür die Zulassung von Papieren ver schärfte Maßnahmen getroffen werden Neben einer Erhöhung des Mindestkapitals — es sollen nur solche Papiere zum Ultimohandel zugelassen werden, welche in einem Betrage von mindesten 50 Millionen Mark existieren — iollen diejenigen, vornehmlich indust riellen Papiere von der KurSnotiz ausgeschlossen werden, welche einen rein lokalen Wen besitzen, o^ne auf die Wirtschaft d s Landes irgend einen Einfluß zu haben. Zur unparteiischen und wirksameren Durch führung aller dieser Maßnahmen soll ein ständiger StaatSkommissarius in das Börsenkommissariat Er wird um die Verfchwö.ung wissen, wenn er nicht gar ihr Urheber ist." Ausrufe des Erstaunens, der Zustimmung, des Zweifels antworteten ihm. Gert Attendorn wiegte bedächtig das Haupt: „Du erhebst eine schwere Anklage gegm einen Bürger der Stadt. Worauf gründest Du dieselbe?" „Er hat Recht", sagte Thomas Murkerke. „Pater nostermaker ist mir schon lange verdächtig gewesen. Wir müssen ihn ins Verhör nehmen." „Gottschalk,' hob der Vater des jungen Mannes an, „ich weiß, daß Du nicht, von Haß verblendet, einen Menschen wirst verderben wollen. Aber die Jugend ist oftmals schnell mit Wott und That bei der Hand, wo das Alter bedächtig alle Umstände adwägt. Teile uns alles mit, waS Du denkst. Vielleicht finden wir dann einen Anhaltspunkt." Gottschalk zögerte, ihm wollte der Name seiner Braut vor der Versammlung nicht über die Lippen. Er zog den Vater beiseite und erzählte ihm leise die Begegnung mit Marie und Magdalena Pape und da» sonderbare Benehmen der letzteren. „Weiberklatsch!" sagte der Bürgermeister ärgerlich. „Man weiß niemals, wieviel Wahrheit dahinterstectt. Mit dem heulenden Frauenzimmer werden wir jetzt nicht» anfangen können. Und inzwischen vergeht die kostbare Zeit." Er sann einen Augenblick nach. (Fvrtsetzui,, wl,«.)
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