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Ya- Httjiclipac einer Frau. Roman von M. E. Braddon. mqchdmck verboten CO. Fortsetzttng.) , Der Baron kam sehr rasch zur Sache und ehe Lydia Zeit gefunden zu überlegen, war sie schon mitten darin, einen voll ständigen Bericht iider den Austritt zu erstatten, den sie am Abend vorher zwifchen Carrington nnd Donora beobachtet hatte- Natiirlich versicherte Lydia, der feitfamen Scene ganz zu fällig deigewohnt zu hoben. »Und Sie sahen, daß meine Frau sehr aufgeregt war und den Arm jenes Menschen utnklamnterte2« , «Die Frau Baronin war furchtbar anfgeregt.« , »Und dann sahen Sie, daß fte freiwillig in dem Einfpänner jPlas nahm J« s s zJa,»H·err-Baron.«» Ein Bild stummer Verzweiflung-, blieb der Baron in seinem Zimmer zurück. Die heiße Nachmittagssonne brannte auf die Fenster-, als die Thiir leise geöffnet wurde nnd Jemand ins Zimmer schlürfte. Der Baron blickte ärgerlich ans. . Seine Frau stand vor ihm, in dem weißen Kleide, das sie zn dem Aus-singe getragen hatte; aber nicht frisch und rosig,- sondern bleich nnd verstört s ,Oswaldl« rief sie, ihm die Hände entgegenstreckend und mit einer Miene, als ob sie nicht bezweifle, willkommen zn siin. ! »Und Du wagst Dich wieder hierher?« donnerte der Baron, kansspringend nnd sie mit unsäglicher Entrüstung betrachtend. «Doppelziingige Abenteurerin, Komödiantin, Heuchlerin, Du wagst Dich hierher, mit diesem liigcnhasten Lächeln auf den Lippen, ägnediäiiicksicht auf die schmachvollen Vorkommnisse von gesternl en ,Jch bin weder eine Abentenrerin, noch eine Heuchlerim Ozwald. Wo ist Deine Liebe nnd Dein Vertrauen hin efchwunden, daß Du mich ungehört verurtheilen kannst? Jch sahe kein Unrecht begangen, nnd kein Gedanke regte sich in meiner Seele-, der nicht voll Liebe fiir Dich war. Jch bin das hilflose Opfer der fchmählichften Verfchwörnng, die je angezettelt wurde, das Glück einer fchuldlofcn Frau zu vernichten.« Der Baron lachte spöttisch .,Das also ift Deine Gefchichie«, rief er. »Du bist das Opfer einer Verschwörung. Du folgtest Deinem Verehrer nicht freiwillig? Gieb Dir keine Mühe, Du bist durch die unwider-? jeglichfken Beweise Deines Verratth vollkommen überführt. Man fah Dich, an Victor Carrington gefchnciegt, ihm freiwillig folgen. Und jetztbist Du da, mir das Märchen von einer Verfchwörung anfzntTcheui«-· · » , , « »Wenn ich schuldig bin, weshalb kam ich zurück?« fragte Doktors-; · » «Weshalb ?« wiederholte der Baron leidenschaftlich. »Sieh dort hinunter auf jene Wälder, den Wildpark, die paradiesifchen Gärten; die herrlichen Seen, nnd das ist nur die eine Seite von Raynham. Dieser Besitzung wegen bist Du zurückgekehrt, nur aus Liebe zu ihr. Von strafwiirdiger Leidenschaft verblendet entflohest Du gestern mit Deinem Anbeter, doch als Du Dich ldes Reichthums und der Stellung "erinnertest, die Du so nn bedacht aufgegeben hatteft, bereutest Du Deine Thorheit, und Du kehrtest zurück in der sicheren Erwartung, Dein Mann werde Dich mit offenen Armen empfangen. Einige bittende Worte, einige Thkiinen, rnd der arme Betrogene würde sich erweichen lassen, sagtest Du Dir, aber Du hast Dich verrechnen Jch bin ein Narr gewesen« der sich kindisch in einen Traum einwiegte, ydoch der Traum ist verflogen; ich bin in rauher Weise daraus sei-weckt worden und werde nie wieder träumen.« « »Willst Du mich anhören, ngald I« »Nein, ich will Dir nicht Gelegenheit geben, mich ein zweites Mal zu betrügen. Kehre zu Deinem Liebhaber Viktor Carrings ton zurück, Deine Reue kommt zu spät, Raynham ist auf immer für Dich verloren. Kehre zu Deinem Liebsten zurück, oder, wenn er Dich nicht mehr aufnehmen will, in die asse, aus der ich Dich aufhob.« LOBivaldP · « » , , , Der «vorn)nrssvolle Schrei drang wie ein Dolchstoß in daz Herz des Barons; aber er stählte sich gegen diesen stehenden Ton, überzeugt, daß diese Frau so falsch wie schön sei. »Oswald«, rief Honorcn »Du sollst und mußt mich hören. Jch verlange es als ein Recht, das Du selbst dein verworfensten Verbrecher nicht vorenthalten würdest und Du Deiner rechtmäßigen, Dir in treuer Liebe ergebenen Frau nicht vorenthalten darfst. Ob Du meine Geschichte glauben willst, ist Deine Sache, der Himmel weiß, daß sie abenteuerlich und unwahrscheinlich ist, doch hören4mnszt Du sie«.« ···· · · · · · » Zu ihrer vollen Höhe anfgerickteh stand Honora stolzen Blickes vor ihm und erzählte ihre Grschichtevon Anfang bis zu Ende. Jhre Züge erstarrten in Verzweiflung, denn sie, die in den Mienen ihres Mannes zu lesen verstand, erkannte deutlich genug, daß ihre Worte keinen Eindruck auf ihn machten »lch frage Dich nicht, ob Du mir glaubst, Oswald«, sagte sie, als sie mit ihrer Geschichte fertig war, »ich sehe, daß es nicht der Fall ist. Zwischen uns ist Alles aus«, fügte sie im Tone tiefster Traurigkeit hinzu· »Du hattest recht mit dem, was Du mir soeben sagtest, wenn Deine Worte auch grausam bis zur Erbarmungsloscgkeit waren. Ja, Du hast mich ans der Gasse aufgehoben, Du nahmst mich auf, ohne die Geschichte meiner Vergangenheit zu kennen. Du schenktest mir, einem frendelosen Geschöpf von dunkler Herkunft, Deine Liebe und Deinen Namen, und jetzt, wo die Umstände sich gegen mich verschworen haben, darf es mich nicht besremden, daß Du Dich weigerst, meinen Unschuldsbetheuernngen zu glauben. Ohne Deine Liebe ist Schloß Raynham fiir mich nicht mehr als jener verfallene Thurm, in dem ich die vergangene Nacht zubrachte. Jch werde Dich ohne ein Wort des Vorwurfs verlassen, und Du sollst meinen Namen nie wieder hören, mein Gesicht nie wieder sehen.«. Sie wendete sich der Thiir zu, aber ihr ruhiger Ernst, ihre unterwiirsige Ergebenheit schienen dem Baron nur die Beweise fiir ihre vollendete Schauspielertunst. » Honora hatte die Thiirschwelle bereits überschritten, als der Baron ihr folgte. . ~Verlaß das Schloß nicht eher, als bis Du Weiteres von mir gehört hast«, rief er. »Es wird meine Aufgabe sein, Für sorge für Deine Zukunft zu·tresfen.« Ohne zu antworten, setzte Honora ihren Weg fort. »Sie wird das Schloß nicht eher verlassen, als bis sie muß«, dachte der Baron, in sein Zimmer zurückkehrend. »Welch ein Lügengewebe war ihre Erzählung. Um ihre eigene Schuld zu beschönigcn, scheute sie nicht davor zurück, meinen Neffen anzu schwälZUl-«.. -. - . « - . -.. . - Er drückte auf den Knopf des Glockenzuges nnd befahl denk eintretenden Diener-, Reginald Eversleigh zu rufen. Fiinf Minuten später stand sein Neffe vor ihm, noch immer sehr bleich und bejoxgx einziehend « » » »Ich ließ Dich zu mir bitten, Regitmld«, sagte der Baron, »weil ich eine sehr peinliche Pflicht zu erfüllen habe. Vor länger als einem Jahre machte ich ein Testament, das Dich enterbte. Wie Du weißt, halte ich guten Grund zu diesem Schritt, doch