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MW«d bmlWt die EinbttusW Nih Brüssel 8 Fördert die Ortspresse Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrensamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Der Beginn der Saarverhandlungen. Wann kommt die zweite Haager Konferenz? Die französische Regierung hat nunmehr offiziell üei der deutschen Regierung angefragt, ob es ihr genehm sei, daß die deutsch-französische Saarkommission ihre Arbeiten am 21. November beginne. Im bejahenden Falle schlage sie vor, die Eröffnungssitzung am kommsn- sen Donnerstag stattfinden zu lassen. Eine offizielle Benachrichtigung, daß die französische Regierung den beteiligten Regierungen Vorschläge, die zweite Haager Konferenz am 3. Januar beginnen, ist bis jetzt nicht erfolgt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Aeichspsennige. Bor- geschrrebeneLrscheinungs- tage und PratzvUrschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annabme bis norm.10Uhr. ——— - -— Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermitteltcnAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Feder Aabatlanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder derAuftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigennehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. über 196 394 bürgerlichen, 17 694 nationalsozialistischen und 2141 altsozialistischen Stimmen gezählt. Das alte Stadtverordnetenkollegium setzte sich aus 41 marxistischen. 32 bürgerlichen und je einem nationalsozialistischen und altsozialistischen Stadtverordneten zusammen, jetzt sieh! man 37 marxistische, 35 bürgerliche und drei nationalsozia listische Stadtverordnete. Nicht ganz so günstig steht es für das Bürgertum in Chemnitz, eine Verbesserung gegenüber dem bis herigen Zustand hat es aber doch erreicht. Die Links mehrheit ist in dieselbe knappe Minderheit geraten, wenn >nan nämlich auch hier wieder die nationalsozialistischer, den bürgerlichen Mandaten zurechnet. Besonders stark sind die Nationalsozialisten inPlauen, wo sic nicht weniger als zwölf Sitze bekommen haben und den Ausschlag zwischen den 22 marxistischen und den 27 bürgerlichen Mandaten geben. Im großen und ganzen ist das Bild also überall das selbe, und mit bestimmten Abweichungen gilt das auch für die übrigen Gemeinden. Zusammenfassend darf man woh ! folgendes Urteil abgeben: Bei den Deutschnationalen sind Verluste eingetreten, aber sie sind geringer, als vielfae- erwartet wurde. Sehr gut steht fast überall die Deutsche Volkspartei da, die Demokraten haben sich im allgemeinen gehalten. Dasselbe gilt für die Sozialdemokraten, schlechter geht es dagegen den Kommnnisten, auf deren Rechnung zumeist der Verlust gegenüber dem Bürgertum und dem Nationalsozialismus kommt. Der National sozialismus ist Sieger, wenn man auch fest stellen muß, daß sein Vormarsch nicht mehr so stürmisch wie bei den Landtagswählen ist. Aber er ist in vielen Gc meinden in ausschlaggebende Stellung ge kommen und ist daher mit einer Verantwortung be laden worden, die vor allem in den finanziellen Entschst dnngen der künftigen Jahre für ihn nicht immer lraaen sein wird. AftSDÄtGsrsmsi. Zwangsrücktransport deutscher Bauern. 2000 der in Moskau lagernden deutschen Bauern sind verhaftet und mit Verschickung auf Depotationsinseln in Eismeer bedroht worden, falls sie nicht freiwillig aut ihren Ausgangspunkt zurückkehrten. Das Reichskabinctt hat beschlossen, zur Milderung »er Notlage der deutschen Bauern Reichsmittel zu Verfügung zu stellen. Oie Einladungen zur Klottenkonferenz. Beginn am 21. Januar. Die englische Regierung hat auch die amtlichen Ein ladungen an die französische, italienische und japanische Regierung für die Fünfmächteflottenkonserenz ergehen lassen, und zwar bekanntlich in Übereinstimmung mit ver amerikanischen Regierung wird darin der 21. Januar als Eröffnungstag vorgeschlagen. Diesem Datum haben die Vereinigten Staaten, Frankreich und Italien zu gestimmt. Man erwartet, daß auch Japan sich hiermit einverstanden erklärt. Die Regierungen Frankreichs, Italiens und Japans sind gebeten worden, zuzustimmen, daß als Abgeordnete für die Konferenz keine Ange hörigen der Flotten st äbe ernannt werden, son dern daß die Abgeordneten durchweg Zivilpersonen sind. Die Tagung des Völkerbundrates im Januar soll auf den 27. Januar verschoben werden. Bulgarien protestiert gegen die Reparativ oslasteo. Aktion der Wirts chaftskrcise. Zum Zeichen des Protestes gegen die drückenden Reparalionslasten waren in Sofia Montag vormittag von lO—12 Uhr auf Veranlassung der wirtschaftlichen Organi sationen alle Betriebe gesperrt. 15 Minuten ruhte in der Stadt der gesamte Verkehr. Alle Fahrzeuge blieben Punkt lO Uhr in den Straßen stehen. Zu gleicher Zeit hatten die Wirtschaftskreise in Sofia eine große Protestversamm lung einberufen. w die zweite Haager Koafereaz Paris, 18. November. Dos französische Außemninsterium gibt bekannt, daß bisher ein bestimmtes Datum für die Haager Konferenz nicht festgelegt wurde. Man erwartet noch die Antwort Jaspers, bevor eine Entscheidung getroffen werden könne. Zu diesem amtlichen Bericht der französischen Regierung bemerkt der Pariser Vertreter der Telegraphen-Union: Von deutscher Leite ist bei den an der Haager Konferenz beteiligten Mächten plötzlich die Anregung gemacht worden, die Haager Konferenz für die erste Hälfte des Dezember nach Brüssel einzuberusen Md den Juristen- ausschuß, der die Arbeiten der Konferenz vorbereiten soll, einige Tage vorher zusammentreten zu lassen. Der französischen Regierung ist ein so früher Termin für die Haager Konferenz nicht genehm. Sie hat inoffiziell ihre ablehnen de Haltung für den Zusammentritt der Konferenz Anfang Dezem ber mit dem Hinweis darauf begründet, daß im Dezember die Haushaltsberatungen der Kammer stattfinden und daß der Haus halt bis zum 1. Januar verabschiedet werden soll. Durch die Ab wesenheit des französischen Finanzministers Cheron, der Mitglied der französischen Abordnung für den Haag ist, würde der Erfolg der Hausheltsberatungen sehr ernstlich gefährdet werden. Ande rerseits seien die Arbeiten der vorbereitenden Ausschüsse, insbe sondere des Ausschusses für die Ostreparationen keineswegs be endet. Den Vorwand des Volksbegehrens, den die französische Presse als Haupthinderungsgrund für die Zusammenberufung der Haager Konferenz vor dem Januar 1930 angibt, hat sich die fran zösische Regierung nicht zu eigen gemacht. Man mag über diesen französisch:» Standpunkt denken wie man will, man wird ihm unter allen Umständen cntgegenhalten müssen, daß die Haushalts beratungen eine innerfranzösische Angelegenheit sind, die den frühzeitigen Zusammentritt der Haager Konferenz nicht beein flussen dürfen, daß andererseits die Frage der Ostreparationen nicht zu dem Fragenkomplex der Haager Konferenz gehöre. Die Furcht Frankreichs, daß die kleine Entente Schwierigkeiten machen könne, wenn die Frage der Ostreparationen nicht bereinigt ist, er scheint wenig stichhaltig. In diesem Zusammenhang sei besonders daraus hingewiesen, daß in den Besprechungen zwischen dem deutschen Vertreter einer seits und den führenden Staatsmännern Tardieu und Briand andererseits auch ausdrücklich darauf hingewiesen wurde, daß die deutsche Regierung das Volksbegehren als eine innerdeutsch: An gelegenheit betrachte, in keiner Weise aber die Absicht habe, der souveränen Entscheidung des deutschen Volkes vorzugreifen. Zlllll Ergebnis der Geweindewnhlen in Sachsen. Die Sozialdemokraten und die Kommunisten haben dieses Mal einen guten Teil ihres Wahlkampfes gegen die Nationalsozialisten gewandt, haben sie aus den Land tagswahlen doch gesehen, daß der Vormarsch der National sozialisten auch vor ihren Grenzen keinen Halt macht. Derselbe Eindruck ergibt sich auch nach der Gemeinde wahl vom Sonntag. In einer ganzen Reihe sächsischer Gemeinden ist die sozialistisch-kommunistische Mehrheit gebrochen worden, ohne daß an ihre Stelle eine bürger liche Mehrheit trat: auf beiden Seiten kommt erst durch Hinzurechnung der Nationalsozialisten die Mehrheit zu stande. So ist das Bild in den vier sächsischen Groß städten Dresden, Leipzig, Chemnitz und Plauen, auf die sich angesichts der vielen Einzelergebnisse diese Betrach tungen in der Hauptsache beschränken müssen. Bei den Gemeindewahlen treten die Parteien häufig in anderer Gruppierung als bei den eigentlich politischen Wahlen auf, weshalb Vergleiche mit den Landtags- und Reichstagswahlen sehr schwierig werden. Man kann des halb solche Vergleiche nur zwischen den bürgerlichen Parteien auf der einen und den marxistischen Parteien auf der anderen Seite ziehen, den Nationalsozialisten und den Altsozialisten wird man dabei noch eine besondere Stellung anweisen müssen. In der Landeshauptstadt Dresden zeigt sich dann, daß der 17. November zum ersten Male seit langer Zeit wieder eine bürgerliche Mehrheit gebracht hat. 175 392 bürgerlichen Stimmen stehen 168170 sozialistische und kommunistische Stimmen gegenüber, and dazu kommen noch 4846 Altsozialisten und 17 030 Nationalsozialisten. Bestand das Stadtverordneten kollegium bisher aus 36 Marxisten, 36 Bürgerlichen und drei Altsozialisten, so sind es jetzt nur 35 Marxisten (28 Sozialdemokraten und sieben Kommunisten), aber wieder 36 Bürgerliche und außerdem vier Nationalsozialisten. Noch viel günstiger ist das Bild für die bürgerliche Seite in Leipzig. Auch hier ist die marxistische Mehrheit gebrochen worden und dem kommt um so mehr Bedeutung zu, als diese Mehrheit hier stets besonders groß war. Noch bei der Reichstagswahl konnten die sozialistischen Parteien rund 56 000 Stimmen mehr als die bürgerlichen Parteien und Nationalsozialisten mustern, am Sonntag aber wur den nur noch 208 869 sozialistisch-kommunistische gegen- Nr. 269 88. Fahrgnng Telegr.-Adr.: .Amtsblatt" Das Ergebnis. Wenn man sagen sollte, was bei den Wahlen am Sonntag eigentlich nun „herausgekommen" sei, gerät man doch etwas in Verlegenheit. Denn wirklich fest steht nur eme — und das ist etwas Erfreuliches —: Die Wahlbeteiligung ist recht stark gewesen. Bedeutend stärker als bei den letzten Kommunal-usw.- Wahlen. Aber die Massen, die im Mai 1928 zur Wahl urne gingen, um für den Reichstag zu wählen, konnten diesmal doch nicht wieder in vollem Umfang auf die Beine gebracht werden, obwohl es sich um Wahlen von gerade örtlicher, also „näherliegender" Bedeutung han delte, außerdem der größte Teil der deutschen Bevölke- rung^ nämlich der von Preußen, Hessen und Sachsen, für die Wahlen in Bewegung gesetzt wurde. Da der Wahlkampf selbst in sehr weitgehendem Maße unter dem Zeichen der bekannten Berliner Vorkomm nisse stand, ist es zweifellos nicht uninteressant, festzu stellen, wie in Berlin selbst die Wählermassen reagierten. Auch hier zunächst in dem Sinne, daß die Wahlbeteiligung erheblich stärker war als bei den letzten Stadtverordneten wahlen 1925. Und dasResultat? Weder Sozialdemokraten, Deutschnationale und Deutsche Volkspartei, selbst die Kommunisten nicht, haben ihre Wähler vom 20. Mai jetzt wieder restlos zur entsprechenden Stimmenabgabe ver anlassen können; bei den Sozialdemokraten beträgt die Stimmeneinbuße gegen damals fast 170 000. Dagegen haben sie gegen 1925 einen leichten Stimmenzuwachs Su verzeichnen. Besonders stark, nämlich über 220 000 Stimmen, ist aber der Zuwachs, den gegenüber 1925 die Kommunisten erzielt haben; ebenso können die National sozialisten eine Verdreifachung ihrer Stimmenzahl sogar gegen den 20. Mai 1928 verzeichnen. Recht erheblich ist auch der Zuwachs für die Wirtschaftspariei, während die Demokraten einen überaus scharfen Rückgang von 30 Pro zent erlitten haben. Vielleicht kann man — allerdings mit tausend Ein schränkungen — diese Berliner Wahlergebnisse als ein Spiegelbild der Resultate auch in den preußischen Provinzen betrachten. Aber — das sei nochmals unter strichen! —: mit tausend Einschränkungen, weil vielerorts die Entwicklung „nach den beiden Flügeln hin" nicht sichtgefunden hat, sondern die Parteien ihren Besitzstand walten oder sich eine Gesamtverschiebung hier nach rechts, dort nach links ergab. Und keineswegs überall haben die Kommunisten einen derartig großen Stimmen- zuwachs verzeichnen können wie in Berlin; in Leipzig h § sind sie verhältnismäßig sehr stark zurückgegangen, ^'"r das, was eben über die Berliner Nationalsozialisten Iwgt ist, güt auch wohl ziemlich überall; auch in Achsen, dessen Wahlkampf übrigens eine besondere -"ole dadurch erhalten hatte, daß dort die Parteien von A'ttschnationalen bis zu den Demokraten vielfach wre Listen miteinander verbunden und eine gemeinsame From gegx„ die Sozialdemokraten und Kommunisten ge bildet hatten. In Leipzig wurde nicht zuletzt dadurch die bisherige sozialistisch-kommunistische Stadtverordneten mehrheit besiegt obwohl die Sozialdemokraten einen recht beträchtlichen Stimmenzuwachs erhielten. Ähnlich war das Resultat in Dresden und in Chemnitz. Blickt man nach Westdeutschland, so fallen die Verluste auf, die dort die Deutschnationalen verzeichnen müssen: zweifellos haben davon die Nationalsozialisten und das Zentrum profitiert. Doch ist auch hier ein Anschwcllen der kommunistischen Stimmen festzustellen und man geht wohl kaum darin fehl, daß der Grund hier für in der Stimmenabgabe der Jugend zu fuchen ist, soweit sie ihr Wahlrecht zum erstenmal aus- AE Und gerade das Gegenteil trifft im Südosten -7 s ichlands zu: in Oberschlesien haben die Deutschnatio- unerheblich gewonnen, auch in manchen Niederschlesiens wie z. B. in Breslau und r sich aus diesen paar Strichen ein durchaus Bild der Wahlresultate; Pr°vinzialland1age unterscheiden sich davon nur "^w/W"Mch- vergessen werden darf dabei auch nicht, daß nw etwa ein Drittel der Wähler nicht haben entschließ?" rönnen, de„ Gang zur Wahlurne zu tun. Hunderttauienoe von Stimmen "gingen außerdem dadurch verloren, naß "e für „Parteien" abgegeben wurden, deren Aussichtslosigkeit von vornherein ziemlich feststand. Ein Berliner Waglkurlosum sei diesem Zusammenhang er wähnt: die „^mk-.-radlkale Antikorruplionspartei" hat ganze — 13 Stimmen auf sich „vereinigen" können! Unserm deutschen Wahlrecht fehlt — anders wie in England — das Ventil der Nachwahl, damit auch die Möglichkeit der objektiven Feststellung, ob die poli tischen Ansichten der Wähler sich ändern. Das jetzige Er gebnis der Kommnnalwahlen erleichtert nur sehr wenig den Versuch solcher Feststellungen. Eine Rückwirkung etwa auf die politische Haltung des Reichstages oder der Regierung dürfte daher nicht zu erwarten sein. Rat^nale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da» -Wilsdruffer Tageblatt- erscheint an allen Werktag« nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der GeschSgsstcll- und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,Zu RM., bei Postbestcllung 2 AM. zuzüglich Abtrag« «... , gebühr. Einzelnummern Epsg-All-Postanstali-N Hw0kyenvla1t für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und nnscreAus. träger und Geschäftsstelle« > " -— nehmen zu jeder Zeit Be« stellungen entgegen. JmFailc höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 19 November 1928 lNM