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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000202018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900020201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900020201
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-02
- Tag 1900-02-02
-
Monat
1900-02
-
Jahr
1900
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Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr, die Abend-NuSgabe Wochentags um 5 Uhr. Ne-action «nd Lrpe-Mon: JohanntSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend- 7 Uhr. Bezugs-Preis in du Hauptexpedition oder den NN Stadt- lezirk und den Vororten errichteten Aus- aaoestellen abgeholt: vierteljährlich^ 4.öO, kei Kweiinaliger täglicher Zustellung in» H«m«^tK.KO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viutelstthrlich 6—. Direkte tügllche Kreuzbandienvung ins Ausland: monatlich 7.bO. Filialen: Alfred Hahn vorm. v. Klemm'» Sortim. UniversitätSstrab» 3 (Paulinmn), Lonis Lösche, katharinenftr. 14, part. und König-Platz 7. Morgen - Ausgab e. UchMer TaMait Anzeiger. Ämtsvlatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Nathes und Nolizei-Nmtes der Ltadt Leipzig. Auzeigeu-Preis dir 6 gespaltene Petitzeile LO Pig. Reclamen unter dem Redactionssirich c4ao- spalten) ÜV^L, vor den Familiennachrichtea (6 gespalten) 40/^. Grünere Schriften laut unserem Preis- verzrichniß. Tabellarischer und Zisfernsap nach höherem Tarif. <extra»Veilagcn (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörüerung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Aunahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittags 4Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig Freitag den 2. Februar 1900. 9t. Jahrgang- Reichstag ntt- Prügelstrafe. Aus juristischen Kreisen schreibt man uns: Die Petitions commission des Reichstages hat beschlossen, eine Petition auf Wiedereinführung der Prügelstrafe an das Plenum des Reichstages gelangen zu lassen, und zwar mit dem Anträge, darüber zur Tagesordnung überzugchen. Bislang waren der artige Anträge, die die Wiedereinführung der Prügelstrafe be trafen, in der Petitionscommifsivn stets als ungeeignet zur Er örterung im Plenum erklärt worden. Diesmal aber wird dem Reichstage die Gelegenheit zur Erörterung ge boren werden, und da die Consevvativen fast ausnahms los die Wiedereinführung der Prügelstrafe wünschen, so wird unzweifelhaft eine längere Debatte über dieses Thema entstehen. Es empfiehlt sich deshalb, schon vorher einerseits die der Debatte zu Grunve liegende Peti tion der Bürger von Bünde einer Prüfung zu unterziehen, andererseits auf das Thema der Prügelstrafe selbst einzugehen. Was die Bänder Petition anlangt, so springt zweierlei in die Augen: einmal der Mangel an Sorgfalt der Aus arbeitung, zweitens das Unpraktische der vor geschlagenen Durchführung der Prügelstrafe. Es wird eine Reihe von Paragraphen des Strafgesetzbuches angeführt, bei denen die fakultative Verhängung der Prügelstrafe zulässig sein soll, wenn die strafbare Handlung einen besonders hohen Grad von Rohheit zeigt. Wie wenig sorgfältig man bei der Aufführung der betreffenden Paragraphen verfahren ist, ergiebt sich aus folgenoen Beispielen: 1) Es wird der § 211 R.-Str.- G.-B. angeführt (Mordparagraph). Dieser Paragraph sieht aber die Todesstrafe vor, die auch wohl sicherlich dann zur Aus führung gelangen wird, wenn die Handlung einen besonders hohen Grad von Rohheit beweist. Tann ist aber auch die Ver hängung der Prügelstrafe überflüssig; sic könnte höchstens in den nur sehr seltenen Fällen der Verübung von Morden durch jugendliche Personen zur Ausführung gelangen. L) Unter den angeführten Paragraphen befindet sich ferner der § 213, der aus schließlich Fälle anführt, in denen Todtschlägern -milvernd« Um stände KUgebilligt werden könnten, die also in einem direkten Gegensätze zu dem in der Petition enthaltenen Erfordernisse der besonderen Rohheit stehen. Es wind drittens die Petition für den 8 315 angeführt, der die vorsätzliche Gefährdung von Eisenbahnanlagen behandelt. Gewiß ist in solchen Fällen oft ein« besondere Rohheit des Dhäters vorhanden, aber dann hätte ebensogut der 8 312 angeführt werden müssen, der ein ganz ähnliches Delikt, nämlich die vorsätzliche Gefährdung von Men schenleben durch Herbeiführung einer Ueberschwemmung, be- dandelt. Wenn überhaupt die Rohheit das Kriterium sein soll, so fehlt eine ganze Anzahl von Paragraphen, beispielsweise die, welche die vorsätzliche Schändung von Gotteshäusern, Grab- mälern, öffentlichen Denkmälern u. s. w. betreffen. Es macht demnach den Eindruck, als ob die Paragraphen etwas willkürlich oder von einem Unkundigen zusammengestellt seien. Auch die Art der Durchführung der Prügelstrafe, wie sie in der Petition vorgeschlagen ist, ist so unpraktisch, wie nur möglich. Nach der Petition soll die Prügelstrafe erst vollstreckt werden dürfen, wenn der zuständige Strafsenat des Oberlandes gerichts sie genehmigt har. Nur in den Fällen, in denen die Schwurgericht darauf erkannt haben, bedürfe eS dieser Ge nehmigung nicht. Zunächst wird hier di« Ausnahme zur Regel gemacht, denn mit Ausnahme des § 221 unterstehen alle in der Petition angeführten Paragraphen der Jurisdiction der Schwur gerichte. Zum Zweiten ist nicht recht einzuschcn, warum hier ein Unterschied zwischen Schwurgerichten und Strafkammern gemacht wird, wenn nicht gerade der „höheren Einsicht" der Laienrichter ein Compliment gemacht werden soll. Man scheint dabei aber ganz zu vergessen, daß auch bei den Schwurgerichten genau so Ivie bei den Strafkammern das Strafmaß und die Strafart von den gelehrten Richtern festgesetzt werden. Warum man hier also zwischen Schwurgerichten und Strafkammern unterscheiden will, ist unverständlich. Im Uebrigen wäre auch die Entscheidung über die Durchführung der Prügelstrafe durch das Oberlandesgericht so verfehlt, wie nur denkbar. Von der Rohheit der Strafhandlung kann man sich doch nur in der münd lichen Verhandlung durch den Eindruck, den der Angeklagte und die begleitenden Neben Um stände machen, überzeugen; dem Ober- landesgerichte aber würde nur das Protokoll vorliegen, das den unmittelbaren Eindruck nicht ersetzen kann. Wenn die konservativen Redner in der Reichstagsverhand lung die Prügelstrafe in zahlreichen Fällen und nicht nur ein gewisses Alter verfechten und auf das Beispiel Englands Hin weisen sollten, so würden sie daraus aufmerksam zu machen sein, daß man auch die Strafe verschärfen kann, ohne die mit der Prügelstrafe in der großen Mehrzahl der Fälle, namentlich bei älteren Leuten, verknüpften Nachtheile in dem Kauf nehmen zu müssen. In England besteht neben der Prügelstrafe ein Princip, dem sich die Berechtigung nicht absprechen läßt: nämlich der Grundsatz, besonders gefährlichen Verbrechern, insbesondere Roh- l-eitsverbrechern, durch die Art der Strafe den Drang nach Be- thätigung ihrer rohen Kraft auszutrribrn. Bei solchen Ver brechern geht nämlich der Wille zur verbrecherischen HaMung oft aus dem Bewußtsein physischen Uebergrwicht» über den Mit menschen hervor; eS kommt daher darauf an, die verbrecherische Neigung zu mindern, indem man die Körperkraft mindert. Demgemäß müssen derartige Verbrecher in England Arbeiten verrichten, die den Körper schwächen, dir einen Uebersluß an Kraft nicht aufkommen lassen. Es ließe sich wenig dagegen ein wenden, dies Princip auch in das deutsche Vollstreckungssystem herüberz-unehmrn. Selbstverständlich liegt in der Auferlegung derartiger Arbeiten eine erhebliche Strafschärfung. Dazu könnten dann noch StrafschärfungSmittel kommen, wie sie in Oesterreich bestehen: Fasten, Dunkelkerker u. s. w. Wenn sich zwischen den Parteien im Reichstage darüber eine Einigung er- gäbe, so könnte die Besprechung der vünder Petition immerhin einen Nutzen haben. Nicht» wäre jedenfalls thörichber, al» auch dies, reine Iweckmäßigkeitlsrage »u einer Part,«frag, zu machen. Samoa währen- -es Interregnums. Nachdruck verbot«». -Unser ständiger Herr Mitarbeiter schreibt uns aus Apia, 30. December: Es ist selbstverständlich schwierig, die richtigen Wege während des jetzigen, unvermeidlichen Interregnums zu finden. Dis die neuen Abmachungen ratisicirt sind unv formelle Rechtsgiltigteit erlangt haben, vergeht voraussichtlich längere Zeit, und inzwischen läßt sich von der jetzigen, in Wirklichkeit gar nicht mehr existiren- den Verwaltung wenig schaffen. Andererseits sind die Ein geborenen in aufgeregtem Zustande, die Mataafa- Leute, an und für sich schon die Majorität, fühlen sich durch die Nachrichten, daß Sawaii und Upolu unter deutsche Herrschaft kommen, als erklärte Sieger im letzten Kriege und wollen groß- müthig den Deutschen gewisse Rechte cinräumen. Den Ein geborenen klar zu machen, daß von einer samoanischen Regierung im früheren Sinne nicht die Rede sein kann, ist nicht leicht, ohne sie von vornherein vor den Kopf zu stoßen und der Zuneigung, welche sie zur Zeit für die in Aussicht stehende deutsche Ver waltung hegen, verlustig zu gehen. Je länger kein Gouverneur und kein sichtbarer Verwaltungsapparat vorhanden ist, je länger das Interregnum dauert, desto größer werden die Schwierig keiten sein. Viel rascher als wir haben die Am e r i k a n e r die Initiative bei der neuen Sachlage in Tutuila ergriffen. Bereits am 6. De- cember erließ der Commandant des amerikanischen Hilfskreuzers „Aberando" an den hohen Häuptling Faioere in Tutuila ein Schreiben, in dem es u. A. hieß: „Als ältester Marine-Officier der Vereinigten Staaten in Samoa habe ich den Wunsch aus zusprechen, daß die Häuptlinge alle Eingeborenen von dem Wechsel der Regierung von Tutuila in Kenntniß setzen, und daß die Häuptlinge für Ordnung sorgen, wie sie es bisher gethan. Alle Gefahren des Krieges sind beseitigt, aber die Vereinigten Staaten werden Aufrühr, Streit und Verbrechen streng be strafen." Die Machenschaften der Londoner Missions gesellschaft aus den zunz amerikanischen Rayon gehörigen Manua-Jnseln scheinen das rasche Vorgehen des amerikanischen Capitäns zu rechtfertigen. Manua, aus drei Inselchen bestehend: Tau, Olesega und -Ofu, liegt 5ö Seemeilen von Tutuila ent fernt. Die Einwohner derselben haben von jeher eine gesonderte Stellung von denen der übrigen samoanischen Inseln ein genommen, auch immer ihren eigenen, gänzlich von Samoa un abhängigen König oder eine Königin gehabt. Als jedoch vor einigen Jahren die letzte Königin, die Tochter eines einflußreichen englisch-halbblut Händlers, Arthur Poung, starb, wurde be schlossen, kein neues Oberhaupt zu wählen. Kaum aber wurde bekannt, Daß die Inseln nicht unter englische Herrschaft kommen würden, so ruhte die englische Mission nicht eher, als bis ein ihnen ganz ergebener Missionslehrer zum König erwählt wurde. Der Zweck ist natürlich nur der, ein gefügiges Werkzeug in der neuen Verwaltung zu haben. Es ist nicht anzunehmen, daß die Amerikaner sich diese Machenschaften der Mifsionsgesellschast rühig gefallen lassen werden. Was nun die Aufnahme Der Erwerbung der Inseln Upolu und Sawaii Durch Deutschland unter den hiesigen Nicht- deutschen betrifft, so ist nicht zu leugnen, daß die ersten Nach richten Darüber unter den Anglo-Sachsen einen panischen Schrecken 'hervorriefen. Vielfach wurden Aeußerungen von Dieser Seite laut, daß sie unter deutscher Verwaltung nicht ihr Geschäft würden betreiben können, und sie beabsichtigten, ihr Eigenthum so bald wie möglich zu verkaufen. Die in allen Zeitungen veröffentlichten Telegramme an die Gouverneure von Neu-Seeland und allen australischen Colonien, besagend, daß -ver britische Handel in Samoa auch in Zukunft aus gleichem Fuß« mit den "deutschen stehen werde, haben dann aber allge meine Beruhigung hervor gerufen und die absicht lich überall verbreitete Annahme beseitigt, daß Maaren, von Briten nach Samoa transportirt, mit höherem Zoll belegt wer den würden, als von Deutschen eingeführte. Von den in Aus sicht gestellten Lanvverkäufen ist nur ein Fall verbürgt und be trifft einen Apotheker, welcher ein Stück Land an einen Deutschen zur Anlage einer Pflanzung verkauft, Die empfangene Kauf summe aber schleunigst dazu verwendet hat, sich ein neues, ihm besser zusagendes Stück Land in der Nähe Apias zuzulegen. Wenn diesem Apotheker, oder besser gesagt, Inhaber eines ostomist sliop seine rechtswidrige und den Aerzten in das Hand werk pfuschende Thätigkcit von der neuen Verwaltung untersagt werden sollte, so würde dies nur dem kranken Publicum zum Dor ther! gereichen. «Die Abreise des amerikanischen Kaufmanns Blacklock, welcher zu verschiedenen Zeiten amerikanischer Consul, bezw. Dicegeneral- rocksul war, hat nicht die veränderten politischen Verhältnisse zur Ursache, sondern war längst schon beabsichtigt und ist durch schwere Krankheit hervorgerufen. Bei seiner Mschiedsfeierlich- keit, an welcher auch angesehene Deutsche Theil nahmen, sagte Blacklock: „Niemand in Samoa hat so hart gegen die deutsche Herrschaft auf diesen Inseln gekämpft, wie ich, ich habe es aber immer offen gethan und glaube, daß die Deutschen mich deshalb nicht geringer achten. Der Kampf ist jetzt vorüber, die Deutschen haben ihn gewonnen; bliebe ich hier im Lande, so würde die neue Regierung in mir einen guten und loyalen Unterstützer finden." — Bei derselben Gelegenheit betonten der amerikanische Generalkonsul Osborn und derenglische Consul Hunterbeide, Daß es für Samoa das Beste sei, daß eine der Mächte die Ver waltung übernehme, und daß es die Pflicht eine» Jeden in Samoa sei, die neue Regierung nach besten Kräften zu unterstützen. Sollte die in australischen Zeitungen verbreitete Behauptung, daß hier allgemeine Unzufriedenheit über die Erwerbung der Inseln durch Deutschland herrsch«, sowie Revolution und Aus zug der ganzen nichtdeutschen Bevölkerung, einschließlich der Ein geborenen bcvorstehe, von hier stammen, waS ich aber bezweifele, so wäre die» nur ein Beweis, daß die von dem Häuptling Ma« taafa in seiner Eingabe an die drei Großmächte ausgesprochene Bitte, „dem bösen Einfluß einiger weniger schlecht gesinnter, weißer Männer dadurch Einhalt zu th'M, Daß man diese Leute au» dem Land» entferne", gerechtfertigt ist und baldigst Berück sichtigung find»n sollt». Der Krieg in Sü-astika. Neue Nachrichten von Belang find nicht eingetroffen; dagegen bringen englische Blätter noch NachlrüglichcS über -en Rückzug über den Tugela, den der Corpsberichterstatter ver „Morning Post" in Duller'S Hauptquartier, Churchill, folgendermaßen schildert: Während des Tages wurde der Train über den Fluß geschasst, während die Truppen am Nordufer blieben. Tie Borren beschossen unsere Linien planlos. Die britischen Batterien erwiderten das Feuer. Tie Haubitzen feuerten gelegentlich Lydditbomben gegen die feindlichen Stellungen. Nachts überschritt die ganze Armee den Tugela in zwei Brigaden, e-Z war stockfinster. Die Bewegung vollzog sich unter Regen und Nebel, aber die Transportvorkehrungen waren ausgezeichnet, und die Armee wurde still und unblutig über den reißenden Strom zurückgezogen, angesichts des mächtigen, unternehmenden und frohlockenden Feindes. Niemand war niedergeschlagen (?), allgemein wird angenommen, daß eine gewaltige Anstrengung, die Boerenlinien zu durchbrechen, bevorsteht. Der Muth der Truppen ist ungebrochen. Die Armee ist erbittert, aber nicht besiegt. Das wird sie bei dem dritten Entsatzversuche zu beweisen haben. Borläufig kann man schwer daran glauben, denn ihre Verluste müssen ganz enorme gewesen sein. Man wird sich noch eine kleine Weile gedulden müssen, ehe eingehende Nachrichten über die Kämpfe am SpionSkop vorliege», indessen läßt sich schon beute annähernd übersehen, daß Blut dort in Strömen geflossen ist. Zu den Derlustziffern an Officieren ter Brigade Lnttelton, die den SpionSkop von PotgieterS anö erstiegen batte, sind nunmehr auch General Warren'S Einbußen an Officieren bekannt und man er sieht, daß für den 24. Januar im Ganzen 27 Officiere todt, 33 verwundet und 6 als vermißt gemeldet wurden. Bei MagerSfontein am 1l. December betrugen die Zahlen 14 Todte, 48 Verwundete, ü Vermißte, bei Colenso am 15. De cember 7 Todte, 38 Verwundete, 18 Vermißte. Man kann also sagen, daß besonders in Anbetracht de» ungewöhnlich starken Verhältnisses der tobten zu den verwundeten Osfi- ciercn der Kampf aus dem SpionSkop der schwerste war, den das englische Heer bis jetzt bestanden. WarrenS Verluste an Mannschaften sind einstweilen noch rückständig. Wenn man indessen sich erinnert, daß General Lyttleton bei einem Verluste von 19 tobten und verwundeten Officieren ungefähr 200 Mann todt und verwundet batte, so darf man wohl, besonders mit Rücksicht auf den Nahkampf, der ans der Höhe getobt hat, auf einen Gesammtverlust an Mann schaften von 700 bis 800 Mann und auch hier wieder auf ein starkes Verhältniß der Tobten zu den Verwundeten schließen. Einer der Hauptgründe, die für die nächtliche Räumung der schwer erkauften Höhenstellung am Abend des 24. sprachen, ist damit von selbst gegeben. Neber die Stellung giebt beute eine in der „Köln. Ztg." mitgetheilte Depesche der „Central NewS" näheren Aufschluß, die am letzten Freitag im Lager von Freie abgesandt wurde: Ich bin soeben bier eingeritten, schreibt der Berichterstatter aus Frere. General Buller'S Streitkräfte babe ich in neuen Stellungen südlich deö Tugela zurückgelassen, die sie in Folge der Niederlage ans dem SpionSkop ein genommen haben. Der SpionSkop ist eine jähe Höbe, die die ganze Hügelkette am Nordnfer des Tugela überragt. Nach Osten blickt er ans Mount Alice und die PotgieterS Furt und steht im rechten Winkel zu der Hauptstcllung der Doercn und Lyttelton'S vorgeschobenen Linien. Er ist nnersteiglich steil bis an den Paßübergang, wo die Kuppe sich an den Haupt- höhenzug anschlicßt. Dann kommt eine leichte Abdachung, die bequemen Zugang zum Gipfel gestattet. Dieser Paß übergang war von den Boeren stark besetzt. Sie hatten aber auch einen mächtigen Bergvorsprung besetzt, der mit der Kuppe parallel läuft. Hier lag der Feind in nicht weniger als 35 Schützengräben versteckt und war im Stande, unsere Leute mit verheerenden» Kreuzfeuer zu überschütten. Der einzig mögliche Punct für den britischen Angriff war die Südseite mir thatsächlich ganz jäh abfallenden Abhängen zur Rechten wir zur Linken. Ein schmaler Fußpfad, ans dem nur einer hinter dem andern vorrücken kann, führt auf den Gipfel und gewährt Zugang auf eine ganz flache Hochebene von vielleicht 300 gm Fläcbenraum, auf der die Boeren in aller Eile quer einen Schützen graben ausgeboben hatten. Unsere Leute waren im Stande, das äußerste Ende dieser Hochebene zu besetzen. Von dort fiel die Höhe ab zu einer weiteren Fläche, auf die wieder eine runde steinige Höhe folgte, die von den Boeren sehr stark besetzt war. Der von unseren Leuten besetzte Höhen rand blickte auf eine Anzahl starker kleinerer Höhenpuncte in allen möglichen Winkeln, von denen die Boeren ein vereintes Schützenfcurr entsandten, dessen Wirkung durch ein Maxim- Nordenfeldgeschütz und ein schweres PositionSgeschütz verstärkt wurde. Unter dem Feuer der Mausergewebre, der Maschinen gewehre und deS PositionSgeschützeS wurde diese Gipfelhöhe zur wahren Hölle. Granaten schlugen unaufhörlich in unsere Reiben ein, und daS Gcwehrfeuer von einem vollkommen unsichtbaren Feinde hatte etwas geradezu Unheimliche». Verstärkungen wurden eilig von Warren nachgesaodt. Sie mußten aber eine Strecke ebenen Boden» überschreiten, die von fliegendem Blei buchstäblich zerrissen wurde. Der unvollendete Schützengraben der Boeren aus der Höhe bot nur sebr zweifelhaften Schutz, da die Maschinengewehre de» Feindes so genau darauf eingestellt waren, daß zuweilen in einer Minute sechzehn Granaten in den Schützengraben ein schlugen. Es war keine Menschenmöglichkeit, eine solche Stellung auf di« Dauer zu halten. Unsere tapfer» Leute dielten 24 Stunden dort aus und gaben sie dann unter dem Schutze der Nacht dem Feinde prri». Ein au» Pretoria in Laurentzp-Marque» ringetroffrne» Telegramm besagt: General Joubert v»rließ am Montag da» Hauptauartur vor Laddsmith und begab sich nach Upper Tugela. — Ein, Drpesch, au» d»m Hauptquartier vor Ladysmith berichtet: In den Boerenlagern herrscht völlige Rule. Der „lange Tom" feuert hin und wieder auf Ladysmith, wo noch immer die Zahl der Leute, die an Fieber oder infolge anderer Ursachen sterben, außerordentlich gro»z seiu muß. Aus Mafeking. * London, 1. Februar. (Telegramm.) Eine Capstädkr Drahtung der „Daily NewS" besagt, Mafeking sei in der Lage, eine längere Belagerung auszuhalten, Lberst Baden-Powell wünsche keinen Entsatz, da Mafeking eine große Anzahl Boereo beschäftigt halte. (Voss. Ztg.) Kimberley. * Capstadt, 31. Januar. (Telegramm.) Wie verlautet, besetzte die britische Streitmacht mit Artillerie Priesku am Oranje-Fluß, südwestlich von Kimberley, ohne daß sie Widerstand fand. (Reutermrldung.) MagerSfontein und Colenso. Di« NLUsste Cap-Post bringt bis zum 9. Januar reichende Zeitungen: „Ons Land" entlehnt dem Bloemsonteinschen „Expreß" den Bericht eines Mitkämpfers in der Schlacht von MagerSfontein (-Scholtznek): „Wunderbar, fürchterlich und unverständlich! In diesem 19. Jahrhundert, zu einer Zeit, in der man Frieve unv Religion predigt — einem Jahrhundert, das sich seiner Mensch lichkeit rühmt — wie ist es möglich! Werde ich jemals die schreck lichen ersten Tage dieser Woche vergessen können — den 10., 11. und 12. December? Ich habe mir stets den Krieg als etwas Furchtbares vorgestellt, diese Wirklichkeit hat meine Einbildung? kraft aber weit übertroffen Solch' einen wunder ¬ lichen Sonntag Nachmittag habe ich noch nicht erlebt. Dec erste Schuß der großen blutigen Schlacht von Magersfontein war abgefeuert Die friedliche Landschaft wurde wie durch Zauberinacht verwandelt und man fühlte bald, daß etwas Ent setzliches kommen müsse. Große Trupps Burghers, ernst und fest berathen, galoppirten nach ihren verschiedenen Positionen; Munitionswagen und schwer« Kanonen zogen donnernd vorbei. Alle» war in Bewegung. Die schweren Kanonen des Feinden machten die Luft mit Bomben und Granaten erdröhnen, aber di sie weit entfernt von unseren Stellungen feuerten, lag va? Bocrenlager still und wartete bessere Chancen ab. Von 3 bi? 7 Uhr Nachmittags bombardirten sic auf uns los, — gegen Sonnenuntergang hielten sie auf, und eine gewaltige Stille senkte sich auf die Erde nieder Nachts legten wir un ¬ nieder, aber unsere Pferde waren gesattelt, unsere Gewehre gc laden Kurz nach 2 Uhr am Morgen waren wir schon sämmtlich wieder auf dem Wege in unsere Positionen und jetzt begann einer dec längsten uns schrecklichsten Tage, die ich je er lebt hatte. Das entsetzliche Feuer ist nicht zu beschreiben. General Cronjc suchte seine Stellungen aus, und oie Engländer, die noch unsere Positionen zu erforschen suchten, unterhielten eia fortwährendes heftiges Kanonenfeuer aus unsere Kopses Unsere großen Kanonen antworteten und gegen 1 Uhr war das Feuer ohrenbetäubend. Früh am Tage machten die Engländer ihren ersten Angriff; die Maxims raffelten unv knatterten unv das Pfeifen der englischen Salven klang hell in der Luft; aber dort oben machte sich Vas scharfe Gekrach ver tödtlichen Mausers bemerkbar. Immer und immer wieder warfen sich vir britischen Bataillone auf unsere Positionen, um ebenso häufig durch unsere tapferen Burghers mit großen Verlusten zurückgeworfen zu werden. Die Republikaner waren Helden. Mit ausgerollten Hemdsärmeln nahmen unsere Kämpen — alte Greise und bar! kose Jünglinge — ruhig unv sicher Korn und schossen. Das erst.- hervorragende Ereigniß in ver Schlacht war die Gefangennahme von 40 armen Highlanders, die traurig, arg mitgenommen aus sahen. Jetzt kam die traurige Position unserer Verwundeten vorüber. Zuerst ein Mann mit einem gebrochenen Arm, daraus ein Mann mit großen Blutflecken am Schenkel, dann wieder ein armer, wimmernder Kerl mit weggeschossenem linken Bein, ver auf seinem Pferd Herumritt und die Ambulanz suchte. Wie ek sich im Sattel halten konnte, war mir ein Räthftl. Dann wiever ein hübsches, junges Kerlchen, der eine Kugel im Kopse haue und fürchterlich tobte. Hier wurde ein kleiner Potchefstroome nicht mehr als 17 Jahre alt, oorbeigetragen. Sein linkes Ze:.: war schwer verletzt, aber er lag sehr ruhig und lispelte, währen-> er bei uns passirie: „Der Schmerz ist so schlimm noch nick>- aber ich bin furchtbar durstig." Er hatte schon zwei Stunden in der brennenden Sonne gelegen, bevor Hilfe gekommen wa., und darauf folgte der traurige Zug unserer Todten >Um 4 Uhr begannen die großen Kanonen ruhig zu werd; und die MauserS und Lee-Metforvs waren sich selbst überlasse- ' Auch unsere Maxim-Nordenseldt-Geschütze kamen jetzt an du Reihe. Wir konnten die Engländer nach allen Richtungen h -. flüchten sehen, namentlich die Reiterei. Die tapferen Hig' landers versuchten wiederholt, unsere hartnäckig Stand haltende!, Linien zu durchbrechen, aber nur um zu fallen und nicht wiese aufzustehen. Die Sonne ging unter, und da» britische Heer war zurückgeschlagen. Am Dienstag Morgen war der Anblick ein fürchterliche:! 40 schreckliche Stunden hatten unsere Mannschaften kniend unv hockend in ihren Laufgräben gelegen, und es kostete ihnen Müh-, ihre steifen Gliedmaßen wieder in Bewegung zu bringen. — Vcr uns lag todt und schaudererregend der Stolz der englischen Armee. Einen Officier fanden wir todt nur 15 Schritte von unseren Linien entfernt. Er stürmte so weit vor, seinen Hat schwenkend und auSrufend: „Nun, Jungen-, da find wir", gi er mit drei Kugeln im Herzen zu Boden stürzte. Ich ritt gestern über da» Schlachtfeld. Obgleich die Ambulanz d«S Feinde» während deS ganzen vorigen Tage» dort beschäftig: gewesen war, lagen doch noch 1500 Leichen dort; auf einem Fleck lag ein Haufen von 300. — Diese Zahlen wurden mir durch v - Mannschaften gegeben, die von un» zur Zählung aulzesand! waren. Die Wagen de» Feinde» sind noch heute — am drstien Tage nach der Schlacht — damit beschäftigt, die Todten fori- zuführen. Der Verlust de» Feinde» wird jetzt auf 2500 Ma-:-, geschätzt. Jck> glaube aber, daß »» mehr sind. Unser Verlust an Todten und Verwundeten beträgt 166. Li» Regiment»», d!» d»r n'chtit wurden, sind di« Lrakorth«, Argyll- und di» TutbnUnr
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