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7»,l Nr. 130. Vierzehnter Jahra. MouM. de« 10. Mai 1869. «Aich früh 7 Me. S»ser«te Media »agrnommra: OW» st, 1» llhr: Martenstraße 1». tu dies. Blatt« Md«» eia« erfolgreich« MrSreitimg. >»flag«r Tageblatt für Uattthalluug M GeschWverkehr. Mitredacteurr Theodor -roblsch. Abouvemmt: ; «lrrlrltShrltch SO Np-, dck uurntgeldlichrrAp ferung tu'« Hau«. Durch die Söutgl. P^i viertchLhrl.22»/,«p Eiuzelor Numm«» ^ 1 Ngr. ' 7» «r»0 a»d Ui-vtth»« d«r Hrraa»grb«r: Etepsch §k Nrilhardt. — veraatwortlicher Ntdatttar: IyUvO Nedhakdt» Auserateuprerse: 8ür de» Raum «i«0 grspaltmro ZeU«: »Ngr. Unter k«dt" dt, Zttl, i .. » «gr. . ^ » Dre»de«^ d« 10. Mai. — Morgen Nachmittags zwischen vier und sechs Uhr wird auf der Werft der Schiffsbau-Anstalt von Otto Schlick in Dresden wiederum ein daselbst neu erbauter Dampfer vom Stapel gelaffen werden. Dieser Dampfer, der auf Be stellung der Prager Dampf- und Segelschifffahrts-Gesellschaft gebaut und den Namen „Moldau" tragen wird, ist vorzugs weise für den Schleppdienst auf der Elbe bestimmt, theilweise auch für die Moldau, da derselbe zeitweilig direkten Schlepp dienst von Prag bis Hamburg versehen soll. Dieser Dampfer, der sowohl an Größe des Schiffskörpers und Stärke der Dampfmaschine, als auch bezüglich des geringen Tiefgange», alle bisher auf der Elbe fahrenden Schleppdampfer übertreffen wird, ist durchweg von Eisen gebaut, hat eine Länge von 200 Fuß, eine Breite von 22 Fuß, und dabei den wirklich erstaun lich geringen Tiefgang von nur 18 Zoll rheinisch, bei einer vollen Eigenbclastung von 2500 Zollcentner. Um diesen ge ringen Tiefgang innehalten zu können, war der F ibrikant ge- nöthigt, die zum Betriebe der Dampfmaschine nöthigen zwei großen Röhrcnkessel von Gußstahlblcchen anzufertigen weil da durch am Gewicht bedeutend erspart wurde. Die zum Betriebe erforderliche Dampfmaschine ist eine Hochdruckmaschine init Ex pansion und mit Kondensation und hat eine Stärke von 200 effektiven Pferdekräften, die garantirte Leistung des Remor queurs besteht darin, daß er bei einem Wasserstande von einer Elle unter Jiull eine, in 3 bis 4 Schleppkähnen gleichmäßig vertheilte Ladung von zusammen 9000 Zollcentnern innerhalb einer Stunde H deutsche Meilen stromaufwärts zieht. — Die leit einer Reihe von Jahren im hiesigen Alberts- bad, Ostra-Allee 38 bestehende Trinkwasser-Anstalt künstlicher De. Struve'scher Mineralwässer, ist mit dieser Saison in den Besitz des Henn vr. Rothe, Eigenthümers der Adler-Apotheke in Friedrichstadt, übergegangm. Dieser Wechsel gereicht dem Institute gewiß nur zum Vortheil, insofern e» nun wieder unter die Leitung eines " ------- Garten gelegen, mit einer Wandelhalle, separaten Dampfsalon« und jcd.m möglichen Comchrt ausge stattet, entspricht es allen Anforderungen, welche man an ein solches Institut zÜ macht n berechtigt ist. Die hier gereichten künstlichen Mineralwässer gleichen vollkommen den natürlichen an der Quelle, da sie dieselbe Temperatur und genau dieselbe chemische Zusammensetzung wie letztere haben, was von den in Glasflaschen versandten, sowohl natürlichen, als künstlichen nicht gilt, welche durch die Zeit in ihren chemischen Bestandtheilen Veränderun gen erleiden, wodurch die Heilwirkung der versandten Mineral wässer beeinträchtigt wird. — Die Buchdruckerei von Blochmann u. Sohn in Dres den hat einen Fahrplan der Eisenbahnen, Dampfschiffe, Posten und Omnibusse, verbunden mit einem Droschken- und Fiaker- Tarif nebst einem Verzcichniß der Sehenswürdigkeiten und Badeanstalten im Preise von nur einem Neugroschen im win zigsten Westentaschenformat, 32 Seiten enthaltend, hcrausge- geben, er ein s.hr praktischer Cicerone für Dresden, nament lich für die fremden Besucher ist, wenn auch der Einheimische damit sich vollständig onentiren kann. Da« Miniaturhcfichen ist elegant ausgestattet, reicht für alle Falle aus und macht alles Herumsuchen in dm Tagcsblättern und im Adreßbuch nach den betreffenden Notizen in der bequemsten Weise un- ttöthig. — Mitten in unserm Dresden befindet sich ein Gast, hau», von dem man wohl kaum ahnen dürfte, daß e» laut Ehronikenberichten da« älteste Gasthaus Dresden« ist. E» ist die» da« neu eingerichtete und schon durch sein jetziges Aeußere recht einladende Gasthau- zur „goldnen Weintraube" auf der Webergaffe. Seine Gründung und Erbauung soll sich aus dem 12. Jahrhundert datiren, und soll nach Berichten da« 5. Hau» der damaligen kleinen Webergaffe gewesen sein. Be kanntlich hieß die jetzige Scheffelgasse in äller-r Zeit bis zum Jahre 1522 große Webergaffe. Diese« Hau« soll ursprüng- ltch nur au« Pa.ttrre und Dach bestanden haben, bald nach her aber zu zwei Gestock aufgesührt worden sein. Im Jahre 1664 soll e« noch ein G.stock erhalt« haben, da einige Reparaturen im Innern de» Hauses durch einen Brand 1663 nöthig geworden waren. Ein Chronikenbericht sagt, daß der Gasthof zur „goldenen Wemtraube" auf der kleinen Weber- gaffe da» älteste Gasthau« Dresden« sei und daß e« 1663 darin gebrannt Hab« Ein anderer Chronikenbericht sagt «ört lich: „Den 25. S p'.cmber 1663 entstehet in dem Wirths Haus«, die „Weintraube" genannt, eine gefährliche Feucrs- Brunst, so doch durch Göttliche Hüiffe bald geleschet wird." Die Bauart de« 1. und 2. Gestock« bekundet im Jnnern de« Hause» da« Alterthümliche, und nntrrscheidet sich der Oberbau wesentlich Diese« Gast-au« hat sich auch schon de« Besuch« berühmter und hoher Persönlichkeiten zu erfreuen gehabt. So soll Luther diese» Gasthau» besucht haben, sei es auch nur, daß er Jemanden habe besuchen oder sprechen wollen, da e, seine Herberge im Kloster nahm. Dann ist e« 1730 von dem Churfürsten von Sachsen und Könige von Polen, August der Starke, besucht worden, als der 1673 zu Brünn in Mähren goborne Anton Kühne! in diesem Gasthause seine Vorstellun gen gab und damit dm Hof, wie die Einwohner Dresdens ergötzte. Später soll auch Friedrich der Große diese« Gast- Haus besucht habm. Sein gegenwärtiger Besitzer, der vorma lige Bankdirector zu Chemnitz, Herr Oettel, hat nun dieses Gasthau« fast ganz neu hergerichtet, und wie schon da» Aru- ßere des Hauses freundlich und einladend ist, so ist die innere Einrichtung recht zweckmäßig und gut zu nennen. Es sind gegen 24 Zimmer zur Aufnahme für Fremde und Gäste her gerichtet und können solche auf Verlangen bi« zu ganz billi gen Preism Aufnahme finden. Auch hat Herr Oettel Urkun- den zu einem Hausbuch gesammelt und zusammengestellt, die manchem Gast von besonderem Interesse sein werden. Wün- schm wir diesem ältestm Gasthause Dresden» ein recht baldi ges Wiederausblühen. — Der Advokat Robert Fränzel hier erhielt am Sonn abend, den 8. d., von einem erkenntlichen Clienten au« der Kötzschenbcodier Gegend einen dem freien Lande entnommenen und in einm Asch versetzten Erdbeerstock, an dessen Frucht stengel, neben Blüthen und im Steifen begriffenen Früchten, auch bereits zwei vollständig reife, rothprangmde Erd beeren hingen, zum freundlichen Geschenk. — Der am 5. d. M. bei der auf der Blasewitzerstraße erfolgten Explosion eines Feuerwerkslaboratoriums verunglückte Kanonier Salon» vom Feldartillerieregiment ist vorgestern in Folge der erhaltenen Brandwunden gestorben, währe d der andere mitoerunglückte Oberkanonier Schreiber von der Fest ungsartillerie-Abtheilung sich auf dem Wege der Besserung be finden soll. — Auf Anzeige de» Thierschutzoereins ist vom Gerichts tn MißhanddEeineßPferdeL — Folgende für die Geschäftswelt nicht unwichtige Notiz ging dem Chemnitzer Tageblatt von einem dortigen Hause zu: Wir glauben es Ihrem Leserkreise schuldig zu sein, Ihnen mitzutheilen, daß ehegtstein von einer un« unbekannten, dem Anschein nach fremden Persönlichkeit uns eine Bank-Note der Kurmärkischen Privatbank ü 500 Thlr zur Verwechslung mit der Versicherung angeboren wurde, daß daS Domizil dieser Bank sich in Berlin, Ziethenplatz Nr. 6, befinde Da uns von der Existenz derselben aber nichts bekannt war, lehnten wir zwar derm Kauf ab, hielten aber doch für gerathen, Er- kundigung deßhalb an maßgebender Stelle einzuziehm, worauf uns die Mittheilung so eben zugeht, daß die Existenz der frag lichen Bank schon seit Jahrm damit aufgehört habe, daß ihre Gründer ins Zuchthaus abgeführt worden seien, und di« No ten derselbm nicht dm gcringsten Werth habm. Die ganze Sache beruht auf einem Schwindel; ebenso unwahr ist die Be zeichnung des Domizils der angeblichen Bank, da am Ziethen- platze es eine Nr. 6 gar nicht giebt. — Glücklicherweise ist wenigstens unser Dresden von einem rafsinirten Schwindler, der recht gut Didocq der Zweite genannt werden kann, befreit geblieben, obgleich er die 'Residenz mit seiner Gegenwart beehrt hat. In Prag erfolgte seine Verhaftung, nachdem er, der geschulte Gauner, der mit Pomp und Frechheit zugleich auftrat, sich in Tepliy durch einen Pra ger Polizei Agenten Tausenau fangen gelassen und auf eine sehr einfältige Weise ins Garn ging. Der Agent hatte die Spur in Teplitz alsbald gefunden. Er traf in einem dasigm Hotel einen höchst eleganten jungen, etwa 27 Jahr alten Herrn, dessen Brust die Insignien des Johanniter-Ordens und ein rus sischer Orden in Brillanten zierten. Eine werthvolle Uhr, Ringe und andere Schmuckgegenstände haunonirten vollständig mit dem honetten Auftreten des Unbekannten. Sofort erkannte übrigens der Polizei Agent in dem Kavalier, der sich für einen Capitain C. I. Burgeü in englischen Diensten auögab, einen alten, frechen, der Polizei sehr bekannten Gauner und Betrüger, welcher sowohl von französischen als englischen Behörden ver folgt wird, 'Namens Wilhelm Weiß aus Jllava in Ungarn, der schon in anderen Ländern und vor fünf Jahren in Eger eine zweijährige Kerkerhaft wegen der raffinirtesten Betrügereien erlitten. Der Polizei Agent machte auf sehr schlaue Weise als bald seine nähere Bekanntschaft, die immer intimer wurde, ja zuletzt so collegialisch, daß ein vollständiges Ver-trauen eintrat und Beide sich dahin einigten, da» Gewerbe des Weiß nun mehr gemeinschaftlich sortzusegen. In diese gut gelegte Falle ging der mit Orden Deaorirte und Tausenau ging sogar, um da« Vertrauen seines neuen Kameraden noch sefter zu machen, soweit, die Rolle eines Polizei Agenten nebenbei zu spielen In Fvlge dessen offenbarte nun Weiß dem Agenten seine tiefsten Geheimnisse, aber unter Airdrohung des sofortigen Erschießen», F«rllü ein Bcrrath sich zeige Da galt c« noch mehr Vorsicht: denn Weiß trug einen achtläufigen geladenen Revolver in der Seitentasche, für alle Fälle gerüstet. In dm Kurorten sollte nun das Gewerbe im großartigen Maßstabe und gemeinsam be trieben werdm. Tausenau wußte unter schlauem Vorwände seinen Kameraden nach Prag zu locken, wo auf dem Bahn hof« der Staatsbahn die Verhaftung des Helden unserer Ge schichte erfolgte und zwar durch den dasigm k. k. Polizei-Obrr- Commissar und seine Beamten. In seinem Gepäck fand man außer den schon vorerwähnten Decorationm, noch den per sischen Löwenordm, eine Militär-ErinnerungSmedaille, ein eng lisches Offizierspatent, über hundert Visitenkarten hoher Per sönlichkeiten aller Länder, Photographien bekannter hoher Mi litärs; ferner seidene Hemden, seidene Zwirnstrümpfe, Taschen tücher von großem Werthe, Ordmsknöpfe re. Zwei große Koffer hatte Weiß schon nach Dresden gesandt, die aber mittels Requisition wieder nach Prag gesandt wurdm. Geld fand man bei ihm verhältnißmäßig wenig. Der Gauner war ziemlich gebildet; dmn er spricht außer deutsch auch ungarisch, slavisch, englisch, französisch, syrisch und italienisch. Von Wim au» schon wegm Betrugs verfolgt, liegen auch in Prag begangene Verbrechen vor, durch die Weiß hohe Summm erschwirckttt hatte. In DreSdm logirte er in Kaisers Hotel, jedoch hiett er sich hier nur wmige Tage auf und war auf der Straße und im Theater mit zwei auffallend in blau gekleideten Damm zu sehen, mit dmm er sich im Atelier des Herrn Wilhelm Löber, Hauptstraße 19, photographirm ließ. Das Bild zeigt einm feinm Cavalier, von dem nun die Welt auf längere Zeit befreit ist. — Wmn auch Barometriu» für die vergangene Woche bewölkten Himmel und unfreundliche Witterung in Aussicht gestellt hatte, so war für die Mitglieder der Flora doch noch eine Excursion festgesetzt, um Bäume und Sträucher in ihre« frischesten, zarten Frühlingsschmucke prangen zu sehen. Und die Excursion am Freitag Nachmittag in dm Park des Schlöffe» AlbrechtSberg war für jeden Theilnehmer ein Genuß. Eia warmer sonniger FrühltngSnachmittag, blauer Himmel mit der reinsten Fernsicht, die ganze Natur nach dem erquickenden Gk» witterregm, wie neu geboren, dis prachtvollen Parthieen, har monischen Gruppirungm der Bäume und Gehölze des Pack», das frische saftige Grün der Blätter und des Rasenteppichs, die an einzelnm Stellen besonders nach Ost und Südost her vortretenden schönen Blicke und Aussichten, die angenehme Täuschung über die Nordgrmze d:s Parkes, die seit nunmehr 20 Jahrm kräftig gediehmm Anlagm erfreuten sichtlich all« Besucher. Mit großem Interesse wurdm auch die vorzügliche» Obstculturen der Spalier-, Palmettm- und Cordmbäume be trachtet, wobei uns die an dm Spalicrmauern angebracht«, ungefähr eine Elle heroorspringmdm Dächer neu warm and als sehr zweckmäßig gerühmt werden. DaS Ganze steht unter der umsichtigen Leitung des Herrn Hofgärtner Neumann, wel cher feinm Geschmack und große Sachkmntniß mit unermüd licher Thätigkeit und regem Streben in der Gartenkunst ver bindet. Mit Dank für dm empfangmen Gmuß schied« am Abend Alle aus dm so freundlich geöffneten Räumm. — Für Dorfbewohner ohne Ausnahme, insonderheit ab« auch für diejenigen Städter, welche jetzt einm Frühling» und Sommeraufenthalt auf dem Lande nehmen, dürste es von In teresse sein, darauf hiermit besonders aufmerksam gemacht za rveroen, daß 8 61 der unter'm 27. Februar 1869 publicirte» „Baupolizeiordnung für Dörfer" mit ausdrücklichen Wort« folgendermaßen lautet: „Dachrinnen" ohne Abfallrohre mit Ausgüssen in's Freie dürfen nur dann angebracht werden, wenn und insoweit der Ausguß die öffentlichen Plätze rmd Wege, sowie die nachbarliche Grenze nicht trifft — In Berlin ist, wie die „Gcr Ztg." schreibt, der Po lizei eine Maschine in die Hände gerathen, die für die Besitzer von eisernen Geldschränken höchst gefährlich erscheint. E« ist eine Bohr und Feilmaschine, wclche geräuschlos und schnell die Seiirnwändc der eisernen Geldschränken und zwar nur mit der Arbeitskraft eines Menschen durchschneidet, die bisherige Eicherhei- mithin illusorisch macht. Es wurden auf dcm Polizeipräsidium Proben mit dieser Maschine von dem Er finder selbst angestcllt, welche die überraschendsten Resultat, lieferten. — Am Donnerstag ist in Schweinfurth bei Großenhain ein Haus und eine Scheune abgebrannt. Wie man vernimrnt, hat eine Magd frühmorgens dre noch nicht völlig abgckühkt« Asch« aus dem Hause herauSgcschaffl und auf dic Düngerstätte geworfm. Von dort mag der Wmd »inzelnc Funken in da» sehr nahe und niedrige Strohdach de« Hauses getrieben haben und auf dies« Weise ist jedenfalls da« Feuer entstand« — Au« LeiSnig erfahren wir. daß sich dascldst «in „Gondelclub" gebildet hat, um auf der Bkuldc zwilchen de« Oberwchr und Klostcrduch Fahrzeuge zur öffentlichen Benutzun geg en bestimmte Tarifsätze zu beschaffen — Edemnitz. In der Nacht de« 1 bis 2. dsk Mt» ist an einem Stnrmpl,vieler aus Kandier ein frecher Raub ver übt werbeir. Der erwähnte Strumpfwirler war am hiesig«