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VonnrrStay, 14. August ISZ« SA 7N7 0 ^V4.0 k «<>» 0 188.8 0 48., u r,.8 v ^8,.g L »,o s> «4., ß "1?8 0 ».« 8 ro.o o ^,0 c> 88.8 0 «8.8 L 8 «8.8 g «,v g «,.8 v 88.8 8 11»^ d »0.8 d «8.8 d8 «4.7, 0 iro.o da "«,0 8 1.. 8 8 18.8 0 88.8 88 81.8 8 18., g 88.0 0 187.8 0 888,0 d »«.Kchrvang. M.M9 »raßtanIchrM, Nachricht», »r««ß«, 8ernIp,echer-Lamm«lnumm«r: »8941 Nur >ür Nachtgrwrtlche: Nr. »0811 Echtttlleitung «. tzauplgelchts,«stell»! Dresden-N. l, vlartenllraß« »«/»> «e>ug»gedü-r »R tigvch »»eimallg«, Zustellung monatltch ».80 »k. <rtnichlletllch «0 Vf«, für rrllgeelodn», durch dt« Post ».80 Mt. »inlchließlich »» Vf». Postgebühr lohne Postjustellungchzebühr). «tnzclnummer 18 Pfg., außerhalb Dretden» IS Pfg. NngeigenpreU: Die «n» eigen werd»« nach «oldmark berechnet, dt« etnlpattig« 88 mm breite Zell« »S Pfg., für aulwltrt» 48 Pfg. gamllten- an»etgen und Stellengeluch« ohne Rabatt >» Pfg., außerhalb »» Pfg., dt» »o mm breit« Rellame»eil« »08 Psg., außerhalb »so Pfg. vffertengebühr 30 Pfg. Sulwtlrttg« RuftrLge gegen vorau»be»ahlung »ruck «. Vertag: LIepfch » Netchardt, »re«den. Poftlcheck-Kto. 1868 Lretde» Nachdruck nur mtt deull.Quellenangab« <»re»dn. Nachr.I,ulü!ftg. Underlang«» «ichttstftück» werden nicht aulbewahrt llonetitorsi »»a» > »o ^isKLffSS — ^ISiDSQ^Ss' Drucksachen kur tlanäe! unä Oevverbe dlarienstr. 38/42 / fernruk 25241 ln mock«rn»r chuikütirung »rl»tt«n SI» «lurch <li« ürspk. liunstsnstslt l.iep»«k L keidisrät A»»»»«e»- O«5 Vs/ßtvn O^ercisn« Neformprojekte -es Reichskabinetts iv4.r g irr. , o i«r., dv irs. a o 8.. 0 o 118., 8 181.0 bü 181.S 0 88.8, g 188.Ü 0 ri.8 ü 88S.0 d 14,.0 d8 141,0 dü 80.0 g iS,,8 0 Reichs . Finanz un- Wahlreform Vraktravlckaag uoservr SorUoor ScbrUtlvitaag 18.«. ,8,0 18.Ü 184.« 108.0 88.8 ,8.8, 81,8 188.8 88.8 144,i 18.1. 8,.8 88.8 18. 8. ,8.! 4S.8, 114.8, 84.8 18.8 ,1.8 188.8 184.8, 88,, 838,8 18,8 14.. !, 184.8, 11., 188,8 104.8 48.8 88,i 18.. 1 189.8 88,i 8,.» 81.8 SS.» ,,., 181.8, 118.» »8,8 88,, 1,8,8 88,1! 188,8 1,., 1,1.8 48.8 48.8, > Li.i 48.8, »4.8 ,8.8, 14.8 ,i.r 81.8 188,» 187^1» 188,, 88,8 88,81 84,8 ilhl, 11.; „,8 68,8, 111.8 »ll MI» 198.8 198.8 18.» 4.81, »18.8 Berlin, 18. August. Aller Voraussicht nach wird der Reichskanzler Donnerstag wieder in Berlin eintrefsen, um einer Kabtncttsfißung vorzusitzen, in der, wie verlautet, haupt sächlich über den Handelsvertrag zwischen Deutsch- »lld Finnland Beschlich gefaßt werden soll. In der Tat muß diese Frage nun endlich gelöst werden, nachdem alle Ver suche schlgeschlage» sind, auf gütlichem UntcrhandlungSwege ans den Klammern des Finnlanbvertrags, unter dem unsere qesamte Milchwirtschaft 'chivcr leidet, herauszukommen. SS schweben, wie cS ferner Hecht, bereits Verhandlungen zwischen SIcrlin und HelsinnforS, die ans eine beiderseitige und ßleich zeitige Kündigung des Handelsabkom mens abzielen. Ferner trügt man sich in Sabinettskreise» mit dem Gedanken dreier großer Rcsormproiekte, der Reichsreform, der Finanzreform und schließlich einer Wablresorm. Zur Wahlreform wird amtlich erklärt: Die Mitteilungen eines Abendblattes, daß Neichsinnenminister Dr. Wirth eine Wahlresorm unter Heraufsetzung des Wahlalters plane, sind nnzutresfcnb. Sämtliche Arbeiten des NcichSministeriumS des Innern in den letzten Fahren zur Wahlreform bewegen sich ausschließlich im Rahmen der ReichSversassnng. hier in Frage in allgemeiner, von den über Frauen nach den Artikel 22 der NcichSvcrfassung, der kommt, lautet: Die Abgeordneten werden gleicher, unmittelbarer und geheimer Wahl zwanzig Jahre alten Männern und Krnndsätzen der Verhältniswahl gewählt. Ter Wahltag muß ein Sonntag ober öffentlicher Ruhetag sein. Das Nähere bestimmt das N c i ch s w a h l g c s e tz. Nas Zentrum Westfalens zur Wadlreserm Hamm, 13. Slug. In einer Versammlung der Wahlkreis vertreter der Zcntrumspartei non Westfalen-Nord wurden als Spitzenkandidaten ausgestellt: 1. Dr. Herold, 2. Dr. Sieger wald, 8. Prälat Dr. Schreiber. Die übrigen Spitzenkandidaten haben dem Reichstag noch nicht angehört. Bor der Aufstellung der Liste wurde folgender Antrag Dr. Stricker, Münster, angenommen: „Sämtliche Kandidaten werden nur unter der Voraus setzung ausgestellt» daß sie versichern» mit größter Aktivität für eine Wahlreform cinzutrcten, die eine enge persönliche Ver bindung zwischen Abgeordneten und Wählern sichersten« und den Wert der Persönlichkeit mehr znr Geltung kommen läßt." Prälat Dr. Schreiber erklärte hierzu, daß Reichs kanzler Dr. Nrüning entschlossen sei, eine Wahlreform durch- zusühren. Neichsinnenminister Dr. Wirth sei beauftragt, einen Wahlgcschrefvrmcntwurf möglichst bald dem Reichstag vorzulegen. In Westfalen-Süd wurden als Spitzenkandidaten auf gestellt: 1. Heinrich Jmbusch, 2. Landtagsabgeorbneter Schmelzer. SermeS für «llndtamig des «andelSvertraseS mit Slmdm» Köln, 18. Aug. Auf einer Tagung des landwirtschaftlichen Beirats Der Rheinischen Zcntrumspartei sprach Ncichsministcr a. D. Hermes über die Agrarpolitik des Zentrums. Dr. Hermes kam ausführlich auf die Entwicklung der Han delsbeziehungen mit Finnland zu sprechen. Der deutsch- finnische Handelsvertrag beeinflusse die Grundlage der wich tigsten deutschen landwirtschaftlichen Gebiete und der Milch wirtschaft. Zur Haltung der Industrie hinsichtlich der ge scheiterten prtvatwirtschaftlichcn Verhandlungen zur Aende- rung des Butter- und Käsezolles führte Dr. Hermes aus, daß die Haltung der Industrie vom Standpunkt der deutschen Landwirtschaft aus als eine Illoyalität empfunden und als ein Verstoß gegen klare Vereinbarungen aufgefaßt werde, die die Landwirtschaft mit der Industrie getroffen habe. Die Landwirtschaft fordere nunmehr schleunigste Kündigung des deutsch-finnischen Vertrages. Diese Kündigung müsse jetzt durchgeführt werden, wenn man nicht die deutsche Milchwirt schaft untergehen lassen wolle. Schacht gegen -re Politiker Für -en Primat -er Wirtschaft vradtaiolckuog uasoror Svrlla« Soürtttloltuvg Berlin, 13. August. Ter frühere Präsident der Reichsbank, Tr. Schacht, gewährte einem Mitarbeiter der „Berliner Bvrscnzcitung" ein Interview, dem wir folgende Einzelheiten entnehmen: Die Welt kann nur gesunden, meint Dr. Schacht, wenn an Stelle von Diplomaten Wirtschaftler die Geschicke letten, wen» wirtschaftliche Gedankengänge an Stelle der politischen treten. Tic Welt ist in einen derartigen Zustand der Unordnung geraten, daß cs keinen Ausweg mehr zu geben scheint, sicherlich nicht mtt den Mitteln der alten, in Mißkredit gekommenen Diplomatie und der Waffen. Nach dem Kriege, nach Versailles, nach den Rhein- und Ruhr- dcsehungen war cs notwendig, sich von den Diplomaten an die Wirtschaft zu wenden. TaS Resultat waren Dawcs- und Aoungplan. In ihrer uriprünglichen Form be deuteten sic immerhin Verbesserungen. Versager wurden sie, als die Politiker das Spiel in die Hand bekamen. Ter erste Entwurf des Bonngplans war vielleicht durchführbar, aber schon bald nach Paris wußte ich, der ich doch selbst an der Fassung des Planes mitgcarbettet hatte, daß das Werk nicht w c i t c r z u s ü h r c n war. Bon Wirtschaftlern geschissen, wurde der Plan durch Politiker entstell«. Tas Dokument, dem ich in Paris meine Unterschrift gab, ist geändert worden, entstellt, im Haag kompromittiert. Durch die belgische Markafsärc und den polnischen Vertrag war es nun ein fragwürdiges und unsinniges Instrument. Ich konnte es nicht mehr verhindern. Wie konnte ich dem deutschen Volke gegenüber dir Verantwortung z« einem Ver, trag übernehmen, der «nS derartig unerfüllbare Verpflich tungen anserlegt? Dr. Schacht spinnt dann seine These, daß sich internatio nale Wirtschaftler besser verständigen könnten, weiter fort und erklärt: Ich möchte die Tatsache unterstreichen, baß Geschäfts- lenlc verschiedener Nationen sich eigentlich immer gegenseitig verstehen. Selbst wen» man bei internationalen Streitig keiten mit Geschäftsleuten spricht, die politisch aus der gegne rischen Seite stehen, werden sie den Standpunkt des anderen würdigen, wenn er aus konkrete» Tatsachen basiert. Dr.Schacht schließt seine Ausführungen: Sobald man einem ganzen Volke die Wahrheit sagen will, muß man sich leider eines Mediums bedienen, das sehr oft in den Händen von Personen liegt, die von Wahrheit nichts wissen wollen. Dann entsteht Entstellung, wenn nicht Betrug. Der Berichterstatter fragte Dr. Schacht, ob es nicht ein Mittel gebe, das Ohr deS Volkes zu erreichen. Hierauf antwortete Dr. Schacht: Ja, eS gibt einen Weg, einen unfehlbaren: Die Tat eines mutigen Mannes. Eine Tat, eine Handlung ist etwas Unumstößliches, Unwider rufliches. Sie ist etwas Neues. Ich habe mich nicht mtt Worten begnügt, sondern habe gehandelt. Mit diesen letzten Ausführungen gab Schacht den Schlüssel für seinen damals sensationell wirkenden Rücktritt von der Reichsbank. Die Preisvebarunv -er Kartelle Berlin, 13. August. Der Zwölfer-Ausschuß deS Wirtschaft lichen Ausschuß des Neichswirtschastsrates hat der Reichs- regierung das Gutachten über die Prcisgcbarung der Kar telle am Mittwoch zugcstellt. Es wird am Donnerstag znr Veröffentlichung gelangen. Ein Berliner Blatt gibt bereits jetzt einige Grundgedanken aus dem Gutachten wieder. Da nach bejaht der Rcichswirtschastsrat die Möglichkeit und Notwendigkeit einer Senkung der Preise für Lebens- und Ge- nußmittel des täglichen Bedarfes. Seine Vorschläge richten sich in erster Linie auf die dringend notwendige Verminde rung der Preisspannen zwischen Erzeuger, und Verbraucherpreisen. Es soll zunächst der Versuch unternommen werden, durch eine freiwillige Verein barung mit den Prctskartelleu des Handels und der Pro duktion eine Senkung der Verkaufspreise zu erzielen. Erst wenn diese Versuche fehlgeschlagen sein sollten, würde, so be merkt das Blatt, die RcichSregierung daran denken, mit Hilfe der Notverordnung eine Senkung der kartellmäßtg gebun denen Preise zwangsweise herbetzuführcn. Gin neuer Weltrekord im Dauvrfiug St. LoniS, 18. August. Die beiden amerikanischen Flieger Vale Jackson und Forest O Brien haben heute nach mittag den kürzlich von den Brüdern Hunter ausgestellten Rekord von ö',4 Stunden ununterbrochenen DaucrflugeS ge brochen. Die beiden Flieger setzen ihren Flug fort. Sie wollen eine Höchstleistung von 1000 Stunden aufstellen. Redende Äugend Jugendstil ist in der deutschen Politik zur Zeit große Mode. Vor Wahlen hat man sich zwar immer gern der jenigen erinnert, die eben die Schwelle der Wahlberechtigung überschritten haben. Noch nie aber war der Wunsch nach Ver jüngung, und umgekehrt der Drang der Jugend zur poli tischen Betätigung so stark wie jetzt. In einem richtigen Ge fühl, das sie ihre eigene Uebcralterung als Mangel empfin den läßt, haben die Parteien von links bis rechts die stärkere Berücksichtigung der jungen Generation als Leitsatz bet der Kanbtdatenauswahl ausgestellt. Dabei ist der Nahmen weit gesteckt: von den eben erst politisch mündig Gewordenen bis zu den geistigen Trägern der Jugendbewegung in der Front- generation, die heute bereits in der Mitte der dreißiger Jahre stehen. Wie wett sie sich durchsetzen und die künftigen Ent scheidungen mtt ihren Idealen befruchten werden, das kann man erst beurteilen, wenn die Kandidatenlisten abgeschlossen vorliegen und wenn das Volk sein Urteil darüber gesprochen hat. Vorläufig spiegelt sich die Kraft dieser jugendlichen Garde, ihre Enttäuschung über die Vergangenheit und ihr Zukunfts- wollen am deutlichsten in der Presse wider. Schon bevor die jetzige Auseinandersetzung durch den beginnenden Wahl kampf in Fluß gekommen ist, haben wir in diesen Spalten Wortführer der Jugend ihre Auffassungen über die politische Lage Deutschlands und ihre Erfordernisse darlcgen lassen. Und jetzt sind alle führenden Zeitungen bemüht, das Problem zu klären, indem sie die Jugend schreiben lasten, so wie ihr die Gedanken aus der Feber fließen. Ein erfrischender Zug geht von dieser Debatte aus: viel Unreifes und Ungegorenes, ein starker Hang zum Radikalismus, aber auch vorwärts- drängende Tatkraft und vaterländisches Wollen. Ein kom mendes Geschlecht, das allzu früh seiner Illusion beraubt wurde, durch den KriegSausgang zuerst, dann durch die Schrecken der Inflation und durch den unaufhaltsamen poli tischen Niedergang der letzten Jahre, — eine entgötterte Jugend sucht mtt der Seele nach neuen Idealen in einem besseren und reineren Vaterland, das Deutschland heißt. So ist der Eindruck, den die Febern dieser Jungen vermitteln. Nun hat man einen neuen Versuch gemacht, indem man sie reden läßt. Das gesprochene Wort ist ursprünglicher als bas geschriebene und gedruckte: es bietet dem Redner noch mehr Wirkungsmöglichketten zur Entfaltung seiner innersten Gedanken und Regungen. Darum hätte man von dem Schüler-Nedcwettbewerb, der am Sonntag in den Räumen der Hochschule sür Politik in Berlin ausgetragen wurde, wohl eine neue, womöglich noch stärkere Bekundung deS jugendlichen Feucrgeistcs erwarten dürfen, der die Spalten der Zeitungen belebt. Um so mehr, als die zur Wahl gestellten Themata: „Deutschlands Stellung in der Welt", und bas zweite: „Was sagt uns die Geschichte?" im besten Sinne politisch sind. Ohne parteipolitischen Beiklang wie im vorigen Jahre, wo von der Verfassung die Rede war. Da der preisgekrönte Redner als deutscher Vertreter zum inter nationalen Wettbewerb nach Washington geschickt wirb, war man diesmal vorsichtiger in der Wahl des Stoffes,- denn unseren Berfastungsstretttgkeiten haben die Amerikaner kein Interesse abgewtnnen können. Aber schon diese Zielsetzung scheint unsere wortgewaltigen Primaner beengt zu haben. Etwas peinlich erinnert die Szene mit der cinundzwanzig- fachen Wiederholung des oratortschen Feuerwerks vor ge strengen Preisrichtern, die ihre Bleistifte zücken und eifrig Notizen machen, an das Pendant der populäreren Schönheits wettbewerbe, bei denen die angeblich schönsten Frauen im Lande mit ihren körperlichen Reizen vor Sachverständigen dieser Fakultät mit derselben Gefallsucht prunken, wie hier die jugendlichen Vorkämpfer der deutschen Geistigkeit. Der männlichen darf man nicht sagen, denn cS war auch ein nied- ltcheS Mädel mit Zöpfen unter den Rednern. Manchmal hat man schon gehört, daß den Schönheitsköniginnen ihr Welt- rühm nicht gut bekommen sei. Ob es diesen JungcnS bester gehen wird? Ihrer selbstverständlichen Eitelkeit wird durch den Zufall der Auswahl stark geschmeichelt. Die Augen des Landes, später der Welt, ruhen auf ihnen. Sie gelten als die Exponenten der deutschen Jugend. Das lockt, bas begeistert und berauscht. Ob sie aber wirklich Jungbeutschlanbs geistige Elite sind? Man muß daran zweifeln, wenn man die Berichte über den Inhalt dieser Reden liest. In der Form waren sie gewiß blendend, geistreich und gewandt. Aber nach dem überein- stimmenden Urteil von Zuhörern, die politisch weit links und ganz rechts eingestellt sind, hat das geistige Niveau enttäuscht. ES war NachgcsprocheneS und manchmal Unverstandenes, der Bodensatz eines langjährigen Geschichtsunterrichtes.- wenig