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Wochenblatt für Pulsnitz, Königsbrück, Nn-cberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Amtsblatt -er Königlichen Verichieöehöröe» on- Ler ftn-Iischrn prhör-c» zu Pulsnitz und Königsbrück. M». 1». Mittwoch, de» I«. Fcbrnnr. 18«4. Diese« Blatt erschein! Mittwoch« und Sonnabend«. —Preis vierteljährlich lv Ngr. — Zu beziehen durch alle Postanstalten. — Inserate re., welche die gespaltene Corpu« Zeile, oder deren Raum, mit 1 Neugroschen berechnet werden, sind in Pul-nitz spätesten« bi« Montags und Donnerstags Abends S Uhr eintusenden. — Epveditionen sind: In Pulsnitz beim Herausgeber, in Königsbrück bei Herrn Kaufmann Andreas Grahl, in Radeberg bei Herrn Kaufmann Friedrich Gärtner und in Radeburg bei Herrn Buchbindermeistcr Carl Günther. Zeitereignisse. Dresden, 3. Febr. DaS „Dr. Jour." vom 3. enthält einen bcachtenswerthen Artikel über die Besorgnisse, welche sich mehrfach an den neuesten Standpunkt der schlcswig-h öl st ei nschen Angelegenheit, und an das eigenmächtige Auf treten Oesterreichs und Preußens geknüpft haben. Das „Dr. I." ist der Ansicht, daß dieses Auftreten doch nicht habe behindert werden können und bemerkt, daß wenigstens durch den vom Bunde gestatteten Durchmarsch nicht nachträglich oder indirect die Be- - seizung Schleswigs durch Oesterreich und Preußen Seiten des Bundes sanctionirt worden sei. Außerdem hofft das „Dr. I.", daß Preußen und Oesterreich, wenn nur das deutsche Bolk auch ferner die übrigen Staaten vertrauend unterstütze, der schließlich vom Bunde getroffenen Entscheidung sich zu widersetzen kaum in der Lage sein würden. Besonders heben wir »och folgende Stelle dcö Artikels hervor: „Wir halten die Begeisterung des Bölkes in allen Ehren und vindisiren ihr einen großen Einfluß auf die glückliche Lösung der Hcrzogthümerangelcgenheit, glauben aber fest, daß sie nur durch ihr anhaltendes moralisches Gewicht nützen kann nnd bei einein feindlichen Zusammenstöße zwischen' Pen deutschen Großmächten einer-, den übrigen Bundesstaaten .andererseits die Kluft nicht auszufüllen vermöchte, welche in den beiderseitigen Machtverhältnissen begründet liegt. Aber abgesehen davon, sollte man doch in Deutschland überall vor dem Gedan ken eines deutschen Bürgerkrieges zurückschaudcrn und sich von der Einsicht durchdringen lassen, daß unter allen Gefahren, von denen Deutschlands Macht, Ehre und Interessen bedroht sein möge», die gegenseitige innere Zerrüttung der deutschen Macht das größte Uebel ist. Es würde nach aller menschlichen Vor- aussicht bei Eintritt eines solchen schrecklichen Falles nicht nur jedes deutsche Recht in Bezug auf die Herzogthümer verloren gehen, sondern das Ausland würde eine „Revision" Deutschlands veranstalten, daß Denen, die jetzt so gleichmüthig von innerm Kriege sprechen, die Augen übergehen möchte». — 5. Febr. Die Erste Kammer ist heute den Anträgen der 2. in Betreff Schleswig-Holsteins allenthalben beigetrelen. Der Minister v. Beust gedachte mit Freude und Geuugthuunz der glänzenden Wafsenthalcn der österreich-preußischen Truppen in Schleswig. Daran nicht theilgcnommcn zu haben, sei für die sächsischen Truppen ein schmerzliches Opfer, welches aber durch die von Sachsen vertretene Sache erheischt werde. Hätten am 14. Januar alle Bundesregierungen gestimmt wie Sachsen, so würden die sächsischen Truppen jetzt als Avantgarde in Schleswig stehen. Die kriegerischen Operationen nützten dem Ganzen durch Befreiung der Bevölkerung und Vertreibung der Dänen. Nichts destoweniger sei das Festhalten des rechtlichen Standpunktes un erläßlich. Eine Annäherung zwischen der Bundesmajorität und den beiden Großmächten sei unmöglich, so lange die letzter« au dem Londoner Protokolle festhalten. Für den deutschen Bund beginne jetzt eine große Aufgabe: wen» die Regierungen sie be griffen und die öffentliche Meinung die Regierungen unterstützte, werde der Bund sie durchführen.' — Oberhofprediger v. Lieb ner und Superintendent l>. Lechler sprachen heute auch für Schleswig-Holstein. — Aus dem Deputationsbericht heben wir folgende Stelle hervor: „Es werde in auswärtigen Blättern sehr häufig die Ansicht ausgestellt und sei auch noch in den jüngsten Tagen bei Gelegenheit der Verhandlungen im preußischen Abge ordnetenhause wiederholt die Behauptung ausgesprochen worden, daß die in Deutschland sich kundgcbende Bewegung für die Rechte der Herzogthümer und die Aufrechthaltung der legitimen Erb folge lediglich von der Demokratie angefacht und in der Ab sicht, sie zu selbstsüchtigen Zwecken auszubeuten, unterhalten werde. Wenn derartige Behauptungen immer wieder gehört würden, so erscheine es in der That nothwcudiz, durch das Votum einer I Kammer, deren Mitglieder durchgängig konservative Gesinnungen hegen und die um dieser ihrer fcstbcgründcten Ueberzeugung wil len früher von der demokratischen Partei auf das Heftigste an gefeindet worden sei, wiederholt Zeugniß abzulegen, daß, .wo es sich um die Vertheidigung des Rechtes handele, alle Parteien einig seien und daß konservativ gesinnte Männer Macht sprüche der Europa beherrschenden Pcntarchie, vermöge deren wohlerworbene Rechtsansprüche mit Füßen getreten werden, nim- mermehr billigen können. — Die „D. N." schreiben: „Wir hatten gestern Gelegen heit, einen sächsischen Eorpcral zu sprechen, welcher einen Ge fangenen nach Dresden tranSportirt hatte und sich wieder nach Rendsburg zurückbezab. Er sagte uns, daß die sächsischen Sol daten sich dort den Umständen nach wohlbefänden und auf ei-