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Dresdner Journal : 25.03.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185903259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590325
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590325
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Paginierfehler: Seite 278-279 als Seite 274-275 gezählt.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1859
-
Monat
1859-03
- Tag 1859-03-25
-
Monat
1859-03
-
Jahr
1859
- Titel
- Dresdner Journal : 25.03.1859
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.v?0 - --—7 Frettag, ded 25. März. L_I r- -- .i>- > Id»»««rLla»rrtlt: Ndrlird: 51n,r IttX^ in > -/^jitdrl.: 1 ,. 10 „ > -> > »lonntli.i, I» vr.»««»- I Xnmnx-rn: 1 8>r. - Im A»»l»ns« tritt Pott on-t k>t«»p»I>'U- tt-blox kiuro. rnseratenprrlse: r«s <l^n N-inm ^<-»pat«en<-n 7.-O,-: 1 8'«r. I'ntrr ,,plvs''^'"'är " «ti« 7.»i>«: 2 »>>r. Lrschrinc» -p«rN<»l>, n,It ^n^nkm« g«-r Sonn- nnä k'ointtn^o, Öle äen 1*8- Drrs-nerIourml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 18SS. rlastratruannahme auowürla: l.cixrl^: I «. pn-cxv«r»rrr», Oommleeivv», >!>'» I>r«>»6ner Journal»; kl. kli ux^n; Xltonn: Il-r-ce^VHi-rn, L V L«rli»- 6,,<>>-i,'»'5< k>« Ikiickli., lirrnnnrr»'. Nur,--»»: Lrom » i . >, », oi in; pririUrkru-t » U.: «> tt>ic>!t>nn<».; L»nno»»r: kikicni.rniirriin'» Lit- r-'-Ui Ikulv: ,Vi>>>i.» p»rie: V. l,ö-VLxe«I.» <2tt. rn<- ,Iox I>nr>, siif>n< >' kr»^: I n. 1'nne.ic«'» kjiio!>d!»»«Iiuiijs. sserausgebrr: Künl^I. Ilrye<1>ti«n <ie» Dresdner ^onronl», Oresil.n, AInrio»«trn„« kkr. 7. Monnements - Einladung. Rtt de» 1. April beginnt ein neuer vier- teljährlicheS Abonnement auf da- „Dresdner Journal" BesteLunaenfür a u < w ü r t s sind au die nächst- gelegenen Postaustalten, für Dresden an tzietExpeditivndcs „Dresdner Journals" «richte». — Der Preis beträgt in Sachsen vierteljährlich 1 Thlr. 1« Rar. Inserate in» „Dresdner Journal" wer den nater „Eingesandt" mit 2 Rgr, im In seratentheile mit 1 Rgr. für die Zeile oder deren Raum berechnet. Amtlicher Ttseil. Verordnung des Ministerium- de« Innern, die Legitimationen der im Königreiche Sachsen sich aufbalknden Französischen Staatsangehörigen betreffend, vvm t4. März 1859. Während bisher für di« im Königreiche Sachsen sich a»fhaltt»de» Französischen Staatsangehörigen die Vor schrift bestanden Hot, das dieselben alljährlich bei der Kaiserlich Französischen Gesandtschaft die Erneuerung ihrer Püffe in Person nachzusuchen gehabt haben, ist nenerdtngs »on der genannten Gesandtschaft zu thun licher Vermeidung der mit jener Vorschrift verbundenen Kosten «nb Weiterungen di» Einrichtung getroffen wor den, das diejenigen Französischen Staatsangehörigen, welche sich bet der Gesandtschaft auf Grund ihrer heimalhlichen Reiselegitimationen mit sogenannten, die Französische Staatsangehörigkeit der Inhaber bekundenden Einregi- strirutrgs«Zeugnissen — c^rtilicat» «t'iwmskriculstion — versehen, von der alljährUchra Erneuerung ihrer Pässe entbunden fei» solle». Wenn nun demnächst auf den Antrag der mehr genannte» Gesandtschaft beschlossen morden ist, die ge dachte» Einregistrirungs-Zeugniffe — eertiLcat» «I'imma- irienlatiou — welch«, ohne auf ein« bestimmte Zeitdauer ansge-eilt zu sei», den Name», Stand und Gewerbe das Äudabee«, de» hierländischea Aufenthaltsort deffrlden und seinen Geburtsort in Frankreich, außerdem aber die Annkeunuag des Inhabers als Kaiser!. Französischer Untrrthan enthalten werden, an der Stelle der Pässe, alt für den Aufenthalt ihrer Inhaber in hiesigen Lan den gültig« Legitimationen anzuerkennen, und behandeln zu lassen, so wird solches zur Nachachtung für die in hiesigen Landen sich aufhaltenden Kaiser!. Französischen Staatsangehörige« und die sämmtlichen Polizeibehörden des Landes andurch bekannt gemacht. Dresden, den 14. März 1859. Ministerium des Innern. Freiherr ». Beust. Weiß. Dresden, 5. März. Se. Königliche Majestät haben dem Revirrförster Ernst Heinrich Rauch fuß zu Nie- derzwönih auf Anlaß seines stattgefundenrn 5Ojähriqen Dienstjubiläums, die zum Verdienstorden gehörige Me daille in Silber allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theit. ««versteht. Lrl«graphische Nachrichten. Zeitvu-Sschau. (Oesterreichische Ztg. — Ost-Deutsche Post. — La Presse.) lageSgrschlchte. Wien: Officielle Notifikation des Eongreßvorschlags. Dir einderufenen Beurlaubten. — Berlin: Landtagsverhandlungen. — Wiesbaden: Von den Kammern. Die Kaiserin-Mutter von Ruß land erwartet. — Altenburg: Recrutirung-ergeb- «iss«. Verkauf einer ornithologischen Sammlung. — Paris: Tagesbericht. — Turin: Gerüchte von Auf regung in Toscana. — Madrid: Ministeranklage. Neuer Zwist mit Marokko. — London: Kein Zwie spalt im Eabinrt. — Bukarest: Zur Stimmung.— New-Vork: Au« der neuesten Post. Dresdner Nachrichten. Vr»tzi»,ial»achrichteu. (Leipzig. Chemnitz. Pirna. Aus der Lausitz.) Wissenschaft, Kunst und Literatur. LrtrietSüherficht der StaatSeisenbahnen pro 18S8. Telegraphische Nachrichten. Leipzig, Donnerstag, 44 März, Mittag«. I« der heutigen Seaeralversammluna der Aktionäre der Leipzig Lretdver Eisenbahn, bet welcher durch Alt Aktionäre Aktie» mit S4S Stimmen bertrrtea waren, wurde die Dividende für 1848 ans IE Procent (also incl. Zinsen L8 Thlr. pro Aktie) festgestellt, und außerdem von dem Rein- gewinne eine Summe von S0O0 Thlr. für die Un- rerstüUnngSkaffe bewilligt. Anträge auf Abänderung beS rkechuuvgtabschluffrS wurde» abgelehnt. Pari«, VsimtrStag, S4. Mär». Der heutige ^Moniteur" zeigt an, daß die Eabinete von Lon do» und verlm de« Vorschläge Rußland« auf Zuseuuumttritt eine« bongreffes beigetretm find. Dir Antwort de« Wiener Eabinrt« »st noch nicht bsßnuut. Dresden, 24 März. Wr haben schon gestern mitgetheilt, daß dem Vor schläge Rußlands auf Zusammentritt eines Evngresses zur Regulirung der italienischen Frage auch England und Preußen bereits beigetreten seien. Diese Milthei lung wird heute durch das vorstehende Pariser Tele- gramm bestätigt. Die „Oesterreichische Zeitung" bringt heute einen zweiten Artikel über die Congrcßfrage. Es heißt in demselben: „Wir haben im ersten Momente, als eng lische Blätter von diesem Vorschläge die Kunde brachten, darauf hingewirsen, unter welcher Umschreibung und Be grenzung ein solches Projekt die Zustimmung Oesterreichs erlangen konnte, und können daher iw der Aussage des officiellen „Dresdner Journals", daß Oesterreich be dingungsweise zugestimmt habe, nicht- Unwahrscheinliches finden. Wir sind Freunde des Frieden«, wenn auch nicht um jeden Preis. Einen ,,frischen Krieg" kennen wir nicht. Frisch mag ein Krieg nur für Jene sein, welche keine Kinder in Todesgefahr schweben, keine Gatten dem mörderischen Eisen ausgesetzt, kein Gut und Blut in Gefahr und kein fühlende« Her; für die Leiden Anderer im Busen haben. Der Krieg darf und soll nur eine traurige Nolhwrndigkeil sein, sonst ist er ein Frevel gegen Gott und Menschen. Wenn man unsre Ehre in ven Koth ziehen, unsre staatliche Würde mit Füßen tre ten, wenn man über uns wie über einen faulen zerfalle nen Staat richten will, dann empört sich das Innerste unser« Gemüthe«; wir sehen keine Interessen, alle Rück sichten schweigen. Wir sehen nicht neben und nicht hinter, wir sehen nur vor un-, wo der leuchtende Pfad der Ehre liegt. Wir greifen zu den Waffen, das Eisen ist unsre letzte Zuflucht und da- Leben der Güter Höchstes nicht. Das ist die Stimmung in Oesterreich, welche man an derswo eine kriegerische nennen mag, uns gilt sie als die allein eines Mannes würdige, sie ist das Gefühl des ge- sammten Oesterreich«. „Unser jetziger Zustand ist jener der Nothwehr. Wir Haden von Niemandem etwas verlangt, wir haben Nie manden angegriffen. Bietet man uns und unserm Gegner einen Ausweg, so wollen wir ihn gern ergreifen; aber ein Ausweg, keine Falle darf es sein, dafür hat die öster reichische Regierung vorzusehen... Will man Vorschläge machen zur Verbesserung des Regime« in Mittelitalien, so hat sie Oesterreich immer gern angehört und unter stützt. All' das kann zwar auf diplomatischem Wege eben so gut al« in einer Eonferenz geschehen, aber wenn man den letzter» Weg für rascher und zuträglicher hält, so mag auch der gelten. Das aber, was uns am meisten. am Herzen liegt, ist, daß die Krisis dadurch nicht ver längert, nicht hinausgeschoben werde. Die großen An strengungen, welche wir gemacht und noch machen, dürfen nicht unnütz verlängert werden. Die Rüstungen mit ihren schweren Kosten müssen ein Ende nehmen. Wir müssen die Gewißheit haben, daß wirklich die Waffen ruhen können und alle obschwebenden Fragen auf dem Wege der Unterhandlungen ausgeglichen werden sollen, und dahin führt vor Allem, daß Sardinien seine Hal tung aufgeb,, daß es sich zur Ruhe begebe und die Waf fen niederlege. Da« Fastnachtspiel, welches man in Turin mit kriegerischen Vorbereitungen, mit Wortver- drehung treibt, so wie die diplomatische Gaukelei muß aufhören, da- allein kann und muß den Weg zu einem Congresse bahnen." Auch die „Ost-Deutsche Post" unterwirft die Congreßfrage einer weitern Besprechung. „Wir haben — schreibt sie — es wiederholt gesagt: Oesterreich kann den Kongreß nicht eher beschicken, bis es nicht nur der Grenzen gewiß ist, innerhalb welcher derselbe sich bewegen wird, sondern bis es auch Bürgschaften erhalten, daß Frankreich in gleicher Weise, wie es selber auf dem kon- gresse erscheint, daß, wenn von einer Prüfung der Ver träge mit den Mittelstaaten die Rede ist, der französische Vertrag mit Piemont nicht minder einer Prüfung un terzogen wird. Hier liegt ein schwerer Stein de« An stoßes für den praktischen Erfolg des EongresseS. Na poleon ttl. sucht auf demselben offenbar zu irgend einem äußerlichen Erfolg zu gelangen, den man dann dem fran zösischen Volke al« »in Aequivalenl der Rüstungen, Auf regungen, Kapitalverluste, Handelsstockungen u. s. w. zu bieten vermag. Wie da- zu bewerkstelligen sein wird, wie man aus den Zugeständnissen, die das auf dem stren gen Rechtsboden stehende Oesterreich im günstigsten Falle dietrn kann, das Material zujeinem französischen Triumph bogen wird finden können, ist un« unbekannt. Anderer seits aber hat doch Oesterreich gewiß ein Recht auf Re- riprokität selten Frankreichs. Wird Frankreich das ge fährliche Verhältniß, in welche« es zu Sardinien sich gestellt hat, definitiv opfern? Es ist nicht Klos die Frage, ob Kaiser Napoleon wsill, sondern auch, ob er es kann." „Wir läugnen es nicht, heißt!,« jum Schluß, wir sehen mißtrauisch einem diplomatischen Auskunftsmittel ent gegen, das nicht mit einer Einstellung der piemontesischen Agitation eingeleitet wird, da« die Schaaren Garibaldi'«, die in Eostume wie in ihrer Zusammensetzung die Er innerung an das dlutige Jahr 1848 tragen, einem Kon greß präludirrn läßt, der vvm grünen Tische aus die Leidenschaften in Italien zügeln und reguliren will. Noch wissen wir nicht, wo die Heilquelle der verheißenen Friedeasversammlung sprudeln wird, ob in London, in Berlin oder in Brüssel. Aber wo die Quelle des Uebel« sitzt, weiß alle Well; es ist Turin! Und darum sind die Besorgnisse, mit denen wir täglich nach Italien blicken, größer und berechtigter, als die Hoffnungen, mit denen man einem bevorstehenden Kongresse rntgezenharrl, sein können." Die sämmtlichen übrigen un« vorliegenden deutschen Zeitungen haben die Congreßfrage noch nicht in den Kreis ihrer Besprechungen gezogen. Da« Pariser Journal „La Presse" läßt sich durch die inzwischen eröffneten Kongreßaussichten nicht ab halten, die Abmahnungen vom Kriege (vergl. den in Nr. 67 unser« Blatte« ausführlich analysirten Artikel) eindringlichst fortzusetzen. Hauptsächlich wird di» Idee, den Krieg in der Lombardei zu localisiren, als trügerisch und unausführbar bekämpft. Deutschland könne bei einem Kampfe Frankreichs mit Oesterreich unmöglich neutral bleiben. Möge das Wiedererwrcken der Er innerungen an 1806—1813 ungerechtfertigt und be klagenswertb sein, es sei darum doch ein» nicht wegzu- läugnend» Thatsache. Preußen liebe Oesterreich nicht. Aber die Lection von Jena könne an ihm nicht unver- loren sein und müsse ied>n Gedanken an Jsolirung niederschlagen. Auch sei es ganz unmöglich, den Krieg auf die nicht zum Bundesgebiet gehörigen Länder Oester reichs zu beschränken. Eine in Friaul stehende siegreiche französische Armee könne die Oesterreicher in Tirol und Kärnthen nicht unbehelligt lassen. In Wien erst könne man den Frieden dictiren. Bei solchen Vorschritten aber sei schon wegen der Eifersucht der übrigen Groß mächte an deren müßiges Zuschauen nicht zu denken. Alle dies« Rücksichten dürsten zwar Frankreich von einem unumgänglichen Kriege nicht abhalren, würden e« auch nicht abschrecken, denn es sei durch eine Art alter Be kanntschaft der Kämpfe gegen alle übrigen Mächte zusammen nicht ungewohnt. Es könne auf die Tapferkeit seiner Krieger, auf deren wunderbare Allgegenwart rechnen. Es besitz« endlich einen furchtbaren Bundesgenossen, der ihn au« dem Schooße de- Feinde« unerwartete Hilfe bringen könne — die Revolution. So könne es den großen Kampf wohl aufnekmen, wenn seine Ehre oder seine Nationalität auf dem Spiele stehe. Aber sei es denn schon so weit? Man müsse Italien nicht blos lieben und beklagen. Für eine zeitgemäße und kein Mißtrauen er weckende Frage zu dessen Gunsten werde man auch im übrigen Europa bereitwillige Unterstützung finden. In einer solchen Frage Italien die Hand zu reichen, sei Frankreich« Pflicht, Frankreichs Interesse, Frankreich- Politik. Daß aber Frankreich für die „sardinische Spe- culativn", nach Lord Broughams Ausdruck, für die Er werbung der Lombardei durch Sardinien, sich in einen Krieg gegen ganz Europa stürzen werde, das scheint der „Presse" unmöglich. In Paris laufe der europäische Friede, Dank der aufgeklärten Regierung, die dort walte, keiüe Gefahr, aber er laufe große Gefahr in Turin. Dort schmeichle man sich mit der Hoffnung, durch einen, wie man glaube, unvermeidlichen Aufstand in Parma ooer Modena dir Oesterreicher in diese Herzogthümer herein- zuziehen, um darin für sich selbst einen Vorwand zum Einschreiten zu finden und Frankreich wider seinen Willen zu Dem fortzurcißen, was ihm seine Klugheit und sein gesunder Verstand widerriethen. Darum dürfe die fran- .zösische Regierung nicht zulaffen, daß die Kriegsfrage auf diese Weise in Turin entschieden werde, sondern müsse die Entscheidung selb^ in der Hand behalten. „In Paris" schließt der Artikel, „wird die Frage mit Vernunft und gemäß der erleuchteten Einsicht Frankreichs entschieden werden. In Turin würoe die Entscheidung der vielleicht hochherzigen, aber jedenfalls blinden Leidenschaft anheim fallen!" Tagesgeschichte. 26ien, 22. März. Dec „Jndep." wird telegra- phirt: Der kongrcßvorschlag Rußlands ist dem Grafen Buol erst gestern amtlich mitgetheilt worden. — Die „Gazzelta di Milano" vom 19. sagt: Die ernstlichen und außerordentlichen Verwickelungen in letzter Zeit, so wie die Pflicht der kaiserlichen Regierung, bei jeder Eventualität zur Vertheidigung ihrer eigenen Rechte vorbereitet zu sein, machten es unter Anderm nöthig, die Soldaten, die sich in zeitweiligem Urlaub befanden, einzubrrufen. Es fehlte nicht an lebhaften Eingebungen, besonders vom Auslande her, um den allerhöchsten Be fehl zu vereiteln und die Einberufenen durch eine gefähr liche Verführung von der ernstesten aller Bürgerpflichten abzuwenden. Nun ist aber aus amtlichen Berichten er wiesen, daß am 10. März, mithin wenige Tage nach der EinberufungSkundmachung, die in einigen Provinzen erst am 4. l. M. veröffentlicht werden konnte, mehr als 20,000 beurlaubte Soldaten sich in ihren Korps wieder eingestellt hatten, und eine in dem gegenwärtigen Momente besonders bemerkenSwerthe Thatsache ist es, daß Einige nicht einmal den speciellen Befehl abwarteten, sondern auf die blose Nachricht von der kaiserlichen Verfügung sich cinfandcn- Diese Thatsachen, welche nicht in Abrede gestellt werden können, beweisen sprechen der, als jede« Räsonnement, wie sehr, trotz so vieler feindlichen und verlockenden Eingebungen, der Ordnungs geist, die Treue für den rechtmäßigen Souverän, die Achtung der Gesetze, verbunden mit einem innewohnenden, trefflichen religiösen Gefühle, vorherrsche, das selbst durch die verführerischen Versprechungen sich von der Pflicht nicht abbringen läßt. Es ist aber nur gerecht, sich vor Augen zu halten, daß solche Ergebnisse die loyale und einhellige Fürsorge nicht nur der Obrigkeit, sondern auch dec Gemeindedeputalionen und Pfarrer bethätigen, welche namentlich auf dem flachen Lande so wirksamen und günstigen Einflußauf die Bevölkerung auszuüben wissen. ü Berlin, 23 März. Das Abgeordnetenhaus setzte heute zunächst seine Petitionsberathungen mit der Petition de« OberrabbinerS Abraham Sutro in Münster fort, welcher namens seiner Glaubensgenossen in der Provinz Westfalen um Ausführung der Art. 4 und 12 der Verfassung: Gleichheit aller Preußen vor dem Ge setze, Zugänglichkeit der öffentlichen Aemter für alle dazu Befähigten und Unabhängigkeit dec staatsbürgerlichen Rechte von dem religiösen Bekenntnisse bittet. Beide Verfassungsbestimmungen seien durch Reskripte de« Justiz ministers gegen Anstellung der Juden als Richter und gegen ihre Zulassung zur Auscultatorprüfung nach' dem Jahre 1857, ferner durch ein Reskript de« Handels minister« gegen Zulassung der Juden zur Staat«anstellung im Baufache verletzt. Dir Kommission empfiehlt Uedrr- weisung der Petition an da« Staat-Ministerium zur Be rücksichtigung. Herr v. Blankenburg (Führer der ehemal« äußersten Rechte) beantragt Ueberweisung an da« Mi nisterium zur legislativen Regelung. Er giedl den Wider spruch jener Reskripte mit den Verfassungsartikeln zu, wünscht indessen eine anderweilc Regelung der Verhält nisse der Juden in dem bekannten Sinne seiner Partei, d. h. Ausschließung vom Slaatsamte. Der Redner warnt vor Gefahren, welche durch Zulassung der Juden zum Richteramk droben und den Fall nicht ausschließen könn ten, daß am Ende gar ein Jude e« einmal bis zum Minister bringen könnte. Wie gefährlich die- sei, erhelle au« der Verwaltung de« Ahasverus, wie die« au« dem Buche Esther ersichtlich sei. (Schallendes Gelächter.) Herr Wentzel weist zunächst die Ungesetzlichkeit der Re skripte nach, wodurch qualisicirten Kandidaten dir An stellung deshalb verweigert worden, weil sie eine Eigen schaft besäßen, die kein Gesetz al« ein Hinderniß ansieht. Der Ausschluß der Juden vom Richtrramte sei geradezu eine Verfassung-Verletzung. Der Redner beleuchtet so dann die Gründe, aus denen die Zulassung dec Juden zum Richteramt und selbst zur Abnahme der Eide un zweifelhaft sei und empfiehlt den Kommissionsantrag. Herr vr. Veit verweist auf alle seit 1847 in der Juden frage ergangrnenen Gesetze, wonach rin Widerspruch der Verfassungsbestimmungen mit den Specialgesetzen nicht vorhanden sei. Der Sinn des Art. 12 der Verfassung sei nur ein Ausfluß eines seil einem halben Jahr hundert in der preußischen Gesetzgebung und im preußischen Volke tief wurzelnden Gedankens. Herr Behrendt (Danzig) äußerl sich in demselben Sinne und hebt hervor, daß das Gesetz Dissidenten zu Richter- und allen andern Staatsämtecn zulasse. Der Justizminister beleuchtet die einschlägige Gesetzgebung und weist nach, daß die Anstellung der Juden zu Rechts anwalten bereits den, im vorigen Jahrzehnt von dem Könige geäußerten Intentionen entsprochen habe. Der Ausschluß der Juden von der ersten juristischen Prüfung sei aus dem großen Andrang der Juden zur richterlichen Laufbahn entstanden. Der Minister ist der Ansicht, daß Juden bei der.jrtzigen Lage der Sache nicht zum Richter amt zugelassen werden können, zunächst wegen der Eides abnahme, die nun einmal nicht durch einen Juden er folgen könne. Ferner spräche gegen die Zulassung der Juden zum Richteramt, daß die Verfassungsartikel 4 und 12 die entgegenstehenden Specialgesetze nicht aufheben. Dir Regierung könne sich nicht entbrechen, sich diesem Gegenstand« von großer principieller Bedeutung und Wich tigkeit, wichtig nicht minder für die Juden wie für die Christen, mit allem Eifer zu unterziehen, bestimmte Ver heißungen ließen sich indessen nicht geben. Der Minister de« Innern verspricht eine gründliche Erwägung der Pe- - tttion von Seiten de« Staatsminitzerium«. Der Hgndels- minister rechtfertigt di« von ihm erlassenen Rescrspte gegen die Anstellung der Juden in dem Staatsbaudirnste, durch Ministerialbeschlüsse. Herr v. Vincke führt gegen den Justizminister an, daß lange Zeit hindurch protestantische Richter katholischen Parteien Eide abgenommen hätten, ohne das Dogma, welches die Eidesformel ausgesprochen habe, zu theilen. Hier trete die Anforderung an die Re gierung, ihre Pflicht der Verfassung gegenüber zu erfül len; dies erwarte er von dem Justizminister. Der Kultus minister: Eine Verweigerung dec Anstellung eines Juden an einem Gymnasium sei unter seiner Amtsführung nicht vorgekommen. Wenn aber die Schulen einen konfessio nellen Charakter haben, so scheine eine solche Anstellung allerdings unzulässig; die Gymnasien seien einmal streng konfessionell geschieden, so daß an den katholischen Gym nasien kein evangelischer, an den evangelischen kein katho lischer Lehrer angcstellt werden könne. Dagegen sei die Anstellung der Juden als Hilfslehrer zulässig. Auch die« spreche dafür, daß die Frage von allen Seiten beleuchtet und erwogen werden müsse. — Nach einer kurzen Gegen bemerkung des Herrn v. Blankenburg spricht Herr Sim sen für die Petition, sobald man das Martyrium von den Juden genommen und die Quälereien gegen sie auf hören würden, werde ein massenhafter Uebertritt zum khri- stenlhum erfolgen und das Judenthum erschlagen werden. Dec Eid sei ein gesuchter, aber kein gefundener Grund gegen die Anstellung der Juden. Dem erworbenen Rechte gegenüber dürfe man kein Vorurtheil aufrecht erhalten. Warum sind, fragt der Redner, die Juden von der Staats anwaltschaft, Testamentsvollstreckung und andern Rechtsge schäften ausgeschlossen worden, welche keinen Eid erheischen ? Herr v. Malinckrodt erklärt sich gegen den Kommissions antrag im Anschluß an die Erklärungen der Minister, er beantragt Ueberweisung der Petition an da- Mini sterium zur Erwägung. Nach vorgängiger Ablehnung wird der Schluß der Debatte, welche fast fünf Stunden währt«, angenommen. Bei der Abstimmung wird der Kommissionsantrag angenommen und dieiPe- tition also dem Ministerium zur Berücksichtigung über geben. Dafür stimmen die Rechte und die Polen. Da gegen die ehemals äußerste Rechte, die Katholiken und die Minister. Die folgenden Petitionen sind ohne beson dere Bedeutung. Nächste Sitzung morgen. LLiesbaden, 22. März. <RH.-L.-A ) In den beiden lchten Tagen haben beide Kammern vertrauliche Sitzungen gehalten, in welchen der Regierung.die nöthigen Ermäch- tigungen für den Fall einer Störung de« europäischen Friedens gegeben worden sein sollen. — Es scheint nun entschieden zu sein, daß die Kaiserin-Mutter von Rußland kommenden Sommer nicht nach Wildbad, sondern daß sie in die TaunuSbäder gehen wird. Vor einigen Tagen war ein Bevollmächtigter der kais. Hof haltung in Em« und in Schwalbach, und hat dort für die Monate Juni und Juli und hier für den August die zur Aufnahme der Kaiserin und ihre« Gefolge« erforder lichen Räume vorbehältlich der Ratification des Hofmar schall« gemiethet. Z Ältenburg, 23. März. Die Ergebnisse der diesjährigen Militäraushebung, welche in der ver- gangenen Woche beendigt wurde, haben sich dahin heraus- gestellt, daß von 1246 Mann, welche zur wirklichen Aus musterung gelangten, nur 550 als vollkommen tauglich befunden werden konnten, während 339 wegen körper-
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