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MsdmfferNgeM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, D«, Taiedl^l" «« aL^n Werkt«c;ev nach«ritas« 8 Uhr. Vepi,«preis: Bei RdhoU,«- in her Geschäftsstelle u«d den Ausgadestellen 2 AM. im bei Arrfteü«»- durch die Bitten 2,3v RM^ bei Poftbrstellung Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend ««»«««»»dwetchrb»!'«»-« —— ! 2 U-U nehm«» M jr»» Zei, B«. stelwngen e«tgeg«u Im Fall^ höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeit««- «der Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke «folgt nur, weuu Porto deMeyt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die Sgespalten« Raumzeile 20Apfg., dir 4-espaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen ^Reichs- Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen L Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Bor» geschriebene Erscheinung«- tage und PlaSvorfchristen w-r»°n n°» M»,i<chk.u Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 »-«»»^«,1. a»»<-bm«b>,--orm.IVUH«. — ! ! Für di« Richt«,kril d« durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jed« Radatlansprv ch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden must oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittluvgsstellenentgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung -er amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 5. — 88. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2L4e Montag, den 7 Januar 1929 Der Gaskrieg. Gegen das immer größere Kaliber moderner Ka nonen, gegen die immer stärkere Durchschlagskraft ihrer Geschosse fand der Weltkrieg mannigfachen Schutz: Unter stände, Panzer, dünne Besetzung des zur Verteidigung ausgewählten Geländes. Gegen das Gas aber, wie es namentlich in den letzten Zeiten des Weltkrieges ver wandt wurde, gab es praktisch keinen Schutz mehr. Und in den zehn Jahren nach dem Weltkrieg ist die chemische Entwicklung nicht zum Stillstand gekommen, auch nicht die Erfindung und Erzeugung neuer Giftgase, denen gegen- Sber die im Weltkrieg verwandten noch sozusagen harm los waren. Die Welt ist sich klar darüber, welch' furchtbare Waffe dieses Giftgas bedeutet, furchtbarer noch dadurch, weil es im Luftkrieg eine Verwendung finden kann, die die ge samte Bevölkerung des angegriffenen Gebiets treffen könnte, und zwar mit fast blitzartiger Überraschung und mit einer Wirkung, die man sich verheerend und entsetzlich genug gar nicht vorstellen kann. Ein heute ausbrechender Krieg kann morgen die Bevölkerung ganzer Länderstriche, ganzer Großstädte und Industriegebiete restlos vernichtet haben mit Hilfe einer Luftflotte, die überraschend oder nach Niederkämpfung des gegnerischen Luftschutzes siegreich ein dringt. Und wie gering die moderne, seit Kriegsende wohl sicherlich vermehrte, aber nicht vervollkommnete Wirkung des Luftschutzes ist, das haben die eng lischen Manöverangriffe auf London klar bewiesen. Darum sind die großen Militärmächte eifrigst dabei, diese Waffe, gegen die es für die angegriffene Bevölkerung einen Schutz bisher nicht gibt, aufs energischste auszu- gestalten, stets auf modernstem Fuß zu halten. Daran wird sich auch kaum etwas ändern, wenn setzt in Frankfurt «m Main eine Tagung der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit die ganze Furchtbarkeit des Gaskrieges in und nach dem Weltkrieg breit zur Darstellung bringt. Wenn der eine Redner z. B. erwähnt, daß es heute etwa zwei Dutzend Giftgase gibt, die für kriegerische Zwecke verwendbar sind, so zeigt das schon zahlenmäßig die Nachkriegsent wicklung auf diesem Gebiete. Selbst das Hilfsmittel der Gasmaske wird hier unbrauchbar, weil jedes einzelne Giftgas eine besondere Patrone in der Gasmaske ver langt, außerdem eine Reihe von diesen Gasen ihre töd liche Wirkung nicht durch die Atmungsorgane, sondern durch Hautverbrennungen erzielen, wogegen nun wieder ein besonderer Schutzanzug nötig wäre. So ist man sich — nicht bloß auf der Frankfurter Tagung — absolut klar darüber, daß es für die Millionenmassen der Bevölkerung einen Schutz gegen den Gasangriff einer siegreichen Luft flotte des Gegners nicht gibt. Den Bau von Unter ständen für die Bevölkerung auch nur vorzuschlagen, ist phantastisch. Nun ist ja durch den Völkerbund grundsätzlich die Ab schaffung des Gaskrieges beschlossen worden — nur haben von einigen dreißig Staaten dieses Abkommen bisher nur etwa acht, aber Nur militärisch ganz unwichtige, ratifiziert. Die Vereinigten Staaten z. B., die ja gar nicht zum Völker bund gehören, haben dieses Abkommen ebensowenig an genommen wie England, Frankreich, Italien und Ruß land. Bei einer internationalen Überwachung der chemischen Industrie — die sicherlich überhaupt nicht gebilligt werden Würde — käme auch nichts heraus, weil eine ganze Reihe der Giftgase bei der Erzeugung sonstiger chemischer Pro dukte eine erhebliche, teilweise ganz unentbehrliche Nolle spielen. Also auch da ist praktisch nichts zu machen, zumal die großen Militärmächte sich diese Waffe gar nicht rauben lassen wollen. Die kleinen übrigens auch nicht — und das ist, wie heute die Tinge auf Grund des Versailler Ver trages nun einmal liegen, für Deutschland von eventuell katastrophaler Bedeutung, weil wir uns bisher nicht ein mal gegen derartige Angriffe der Kleineren schützen können. Mit gleichen Mitteln uns zu wehren ist ja in jenem famosen „Friedens'vertrag verboten und die deutsche Relchshauptstadt liegt nur eine kleine Flugstunde Von der polnischen Grenze entfernt! Gerade Polen aber hat schon in Warschau regelrechte Übungen im Gaskrieg veranstaltet. Da sollten auch wir in Deutschland die Flinte nicht gleich ins Korn werfen, sondern ebenfalls ver- suchen, uns so weil wie irgend möglich und im Rahmen der verfügbaren Mittel mit dem Gedanken eines Schutzes gegen Gasangriffe vertraut zu machen. Besonders des wegen, weil die Hoffnung darauf, daß einmal der Gas krieg nicht bloß theoretisch, sondern praktisch abgeschafft wird, etwa dieselben Erfüllungsaussichten Hai wie der ganze Abrüstungsgedanke. Vor der Reparationskonferenz. Die englische, französische, italienische und belgische Regierung haben sich nunmehr endgültig dahin entschie den, die Ernennung der jeweiligen Sachverständigen über Revarationsfragcn zu einer Angelegenheit der Repa rationskommission zu machen. Hierbei ist man sich dar- iiber einig, daß die Kommission nicht dazu berangezogcn Diktatur in Jugoslawien. Eine Militärregierung in Belgrad. General Zivkowitsch Premierminister. Der Kommandeur der Belgrader Garnison, General Zivkowitsch, ist vom König zum neuen Ministerpräsidenten ernannt worden. Außer dem Vorsitz im Kabinett wird der General auch die Leitung des Kriegs- imd Innen ministeriums übernehme«. Außenminister soll der jugo slawische Gesandte in Wien werden. Zu dieser Lösung der Kabinettskrise scheint sich der König erst entschlossen zu haben, nachdem alle Versuche, ein neues Ministerium auf parlamentarischer Grundlage zu bilden, fehlgeschlagen waren, über die Schwierigkeiten der Kabinettsbildung gibt eine offiziöse Auslassung Klar heit, in der es heißt: „Nach der erfolgten Demission der Regierung konsultierte der König auf Vorschlag des Skupschtina- präsidenten die Vertreter aller parlamentarischen Par teien. Das Ergebnis dieser Besprechungen zeigte, daß zwischen den parlamentarischen Parteien über die Lösung der Regierungskrise ganz entgegen- gesetzte Auffassungen bestehen. Dieser Gegen satz zeigte sich sogar in der Beurteilung der Frage der Staatseinrichtung. Deshalb besteht für eine parla mentarische Erledigung der Regierungskrise keine Möglichkeit, die die volle Erhaltung der staatlichen und nationalen Einheit garantieren kann.' Der König hat denn also schließlich zu einem anderen Ausweg gegriffen. Die Ernennung des Generals Ziv kowitsch zum Ministerpräsidenten hat in parlamentarischen Kreisen große Erregung verursacht. * König Alexander hat eine Proklamation an das Volk er lassen, die unter anderem besagt: Des Volkes Erwartungen, daß die Entwicklung des innerpolitischen Lebens Ordnung und Kon solidierung in der Loge des Landes mit sich bringen würde, haben sich nicht erfüllt. Die ungesunde politische Situation ist nicht nur siir das innere Leben und seinen Fortschritt, sondern auch für Re gelung und Entwicklung der auswärtigen Beziehungen des Staa tes, wie für die Stärkung unseres Prestiges und unseres Kredites im Auslande nachteilig. Die politischen Leidenschaften haben mit dem Parla mentarismus allmählich einen selchen Mißbrauch getrieben, daß er ein Hindernis für jede gedeihliche Arbeit im Staate wur de. Weit entfernt, den Geist nationaler und staatlicher Einheit zu entfalten und zu stärken, beginnt der Parlamentarismus in sei ner jetzigen Gestalt, geistige Desorganisation und nationale lln- emigkelt hervorzu rufen. Ein Mittel gegen dieses Uebel zu suchen in einer Aenderung der parlamentarischen Regierung, wie sie bisher gehandhabt wurde, oder in neuen Wahlen für die gesetz gebenden Körperschaften, heißt diese kostbare Zeit mit fruchtlosen Versuchen zu verlieren Ich bin überzeugt, daß alle Serben, Kroaten und Slowenen meine treuesten Helfer bei meinen zukünftigen Bemühungen sein wer den, die nur dahin gehen, in kürzester Zeit zur Schaf fung von Einrichtungen zur Verwaltung und Organi sation des Staates zu gelangen, die den allgemeinen Bedürfnissen des Volkes und den Interessen des Staa tes c-m besten entsprechen. Im Verfolg dessen habe ich beschlossen und bestimmt, daß die Verfassung des Königreichs vom 28. Juni 1921 nicht mehr in Kraft bleibt. Alle Gesetze des Landes behalten ihre Gültigkeit, soweit sie nicht durch einen Erlaß von mir im Notfälle aufge hoben werden. Neue Gesetze werden künftig auf dieselbe Weise veröffentlicht werden. Die Skupschtina wird aufgelöst. lieber die Ereignisse, die der Errichtung der Diktatur in Ju goslawien vorangingen, ist folgendes zu berichten: Die von dem Führer der kroatischen Bauernpartei, Maischet, in der Unterre dung mit dem König ausgestellten Pläne über die Neugestaltung des Staates werden sowohl von der demokratischen Fraktion, wie auch von den Radikalen verworfen. Matschek, der bereits mit einem Auto auf der Heimfahrt war, wurde nun nochmals zum König zurückgerusen, um mit diesem abermals über die Lage zu beraten. Matschet schlug die Bildung einer neutralen Regierung vor, die sowohl das Vertrauen des Herrschers haben, aber auch die Umgestaltung des Staates, wie er sie vorgeschlagen habe, durchführen müsse. Kurz nach der Beendigung der Audienz ver öffentlichte dann am Sonnabend abend die Königliche Kanzlei eine Mitteilung, in der es u. a. hieß: Alle Beratungen haben er wiesen, daß unter den parlamentarischen Gruppen entgegenge setzte Auffassungen über die Lösung der Krise bestehen, und da di« Meinungsverschiedenheiten nicht überwunden werden konnten, besteht keine Möglichkeit, eine parlamentarische Lösung der Krise unter Ausrechterhaltung der nationalen Einheit des Staates zu sinden. Dieses Kommunique rief unter den zahlreich in Belgrad versammelten Abgeordneten außerordentliche Erregung hervor, die noch verstärkt wurde, als bekannt wurde, daß der König de« Kommandeur der Belgrader Garnison, den Chef heg General stabes, den früheren Kriegsminister Hadzitsch und andere Minister in Audienz empfangen hatte. Man war sich nun bereits klar, daß jeden Augenblick die Bildung einer Militärregierung eintreten würde, was dann ja auch geschah. * Die Maßnahmen der nruen jugoslawischen Regierung zum Schutze des Staates. Belgrad, 6. Januar. Die neue Regierung hat am Sonn tag für das ganze Gebiet des Königreiches S. H. S. das Gesetz über den Schutz des Staates im Wirksamkeit gesetzt. Nach diesem Gesetz werden alle öffentlichen Versammlungen politischer Par teien nur mit Genehmigung der Regierung gestattet. Aus Grund des Gesetzes zum Schuhe des Staates sitü) mit dem heutigen Sonntag alle politischen Parteien, die auf religiösen und nationa len Grundlagen beruhen, aufgelöst. Damit werden die Kroatische Bauernpartei und die Mohammedanische Partei in Bosnien und Herzegowina aufgelöst. Zuwiderhandelnde werden mit Strafen bis zu einem Jahr und 10ÜV Dinar Geldstrafe belegt. Die Regie rung hat auch das Gesetz über die Pressefreiheit aufgehoben. Die neue Regierung hat ferner ein neues Gesetz über die Aufhebung aller Eemeindeautonomien in Kraft gesetzt. Es werden infolge dessen alle Distrikts- und Bezirksversammlungen und Ausschüsse im ganzen Lande aufgelöst. Von nun an werden an Stelle der Obergespane Md an der Spitze der Gemeindebezirks- und Dist- riktsnusschüssc Oberkommissare stehen. Auf Grund des zweiten Artikel dieses Gesetzes werden die Bürgermeister von Belgrad, Agram und Laibach abgesetzt. Auf Grund des Gesetzes zum Schu tze des Staates werden alk Zusammenkünfte und Verbindungen politischen Charakters untersagt. werden soll, irgendeine bindende Entscheidung hinsichtlich der künftigen Ergebnisse des Sachverständigenkomitees zu treffen. Die Ernennungen sollen in den nächsten Tagen er folgen. über die Art der Ernennung der amerika nischen Sachverständigen wird gleichfalls als bald entschieden werden, wenn der volle Bericht des britischen Botschafters in Waibington über die Verhand lungen wegen der amerikanischen Sachverständigen den Negierungen vorliegt. ES hatte ursprünglich die Absicht bestanden, dis Reparakionskommisston am 7. Januar zur Ernennung der Sachverständigen zusammenzuberufen. Wie der „New Uork Herald" meldet, haben Owen Boung und S m i t Hs die Einladung zur Teilnahme an den Arbeiten des Sachverständigenausschnsses angenom men. Das Staatsdepartement habe dem britischen Bot schafter milgeleilt, daß Washington gegen beide Ernen nungen nichts einzuwenden habe. Deutschlands wirtschaftliche Kraft. Ein Mitarbeiter des Pariser »,Journal" will dort mit einer hochstehenden amtlichen Persönlichkeit gesprochen »nd dabei die Erklärung bekommen haben, daß Deutsch land durchaus entschlossen sei, nnr ein solches Abkommen über die Reparationsrcgelung zu unterschreiben, dessen Ausführung ihm mit seiner wirtschaftlichen Kraft als ver einbar erscheint. Falls der Abstand zwischen den Forde rungen der Alliierten und dem, was die Deutschen frei willig anzunehmen bereit sind, zu groß fei, um freund schaftlich überbrückt zu werden, würde Deutschland seine Unterschrift verweigern. Dann würde man zu dem durch den Dawes-Plan geschaffenen Zustand zurückkommen. Der Journalist be stätigt auf Grund von durchaus ernsthaften Infor mationen, daß die deutsche Negierung die dauernde Durchführung der vom Dawes-Plan vorgesehenen Liefe rungen nicht als möglich ansehe und im gegen wärtigen Augenblick es ablehnen werde, Verpflichtungen nachzukommen, die von ihr für undurchführbar gehalten würden. Die Entscheidung über die Personen der deutschen Sachverständigen ist noch nicht getroffen, neuerdings nennt man unter den Kandidaten neben dem Neichsbank- prösidenten Dr. Schacht auch den Bankier Melchior und den Industriellen Vögeler, ferner das Präsidial- mitglie'o der Deutschen Industrie, Geheimrat Kastl. Großfürst Nikolaus 1*. Wie Hnvas aus Nizza berichtet, ist Großfürst Nikolaus Sonntag nacht im 73. Lebensjahre auf seiner Besitzung in Cap Antibes gestorben. Der Name Nikolaus Nikolajewitsch dringt uns nicht lieb lich und freundlich ins Ohr. Der Mann, der ihn trug, erschien uns zu Beginn des großen Krieges als die Verkörperung all des Furchtbaren, das uns vom Osten her zu bedrohen schien. Mammutartig wälzten sich die russischen Heeresmassen uver Deutschlands Ostgrenze ins Ostpreußische hinein, um alles, was ihnen im Wege war, niederzntrampeln Furcht und Grauen bezeichneten ihre Straße, und der sie sühne, war der Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch, der Generalissi mus der russischen Armeen, von dem man sagte, daß er ein Fcldherrngenie sei und daß er als starrer, nnbengsamcr Vertreter des Allrussischen acaen deutsches Wesen anker den»