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mal: Dienstag, Donners, tag und Sonnabend und omd an den vorhergehen. denAbendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. Ä Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern LV Pfg. — Me Postan- Atalten, Postboten, sowie ÄNfereAusträger nehmen Bestellungen an. Inserat« werden mit I» Pfg., solche au» unsere» Amtshauptmamischast mit 12 Pfg. die Spaltest« oder deren Naum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pfg. - Tabellarische und komplizierte Inserate mit entsprechendem Aus schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtfettigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtfchastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats au bestimmter Stelle und an bestimmte»» Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 7. Sonnabend, den 15. Januar 1910. 76. Jahrgang. «S-M— I-—SS— s - - Der abgeänderte Bebauungsplan 8 über die Flurstücke Nr. 341a-e, 342, 343a—K Widersprüche gegen den Bebauungsplan sind gemäß § 22 des Allgemeinen Bau ¬ der Flurbuchs für Falkenhain liegt vom 17. Januar dieses Jahres an 4 Wochen lang gesetzes vom I.Juli 1900 bei deren Verluste innerhalb obiger Frist zu erheben, bei der OrtsbehSrde zu Falkenhain öffentlich aus. Nr. 78 L. Königliche Amtshauptmannfchaft Dippoldiswalde, am 11. Januar 1910. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Leider will die nunmehr seit zwei Jahren in unserer Stadt herrschende Diphtherie epidemie noch immer nicht zum Stillstände kommen. Es dürften daher nachstehende Ausführungen, die uns von berufener Seite zugehen, gewiß zur Aufklärung und auch zur Beruhigung vieler Eltern bienen. Das Entstehen Und die Fortdauer einer Epidemie wird im wesentlichen durch zwei Tatsachen erklärt. Einerseits gehört dazu w»e ge wisse Disposition der jeweiligen Bevölkerung, über »eiche di« Aerzte freilich vorläufig noch nicht allzuviel Sicheres wissen. Wahrscheinlich trägt ein längeres Freisein eines Ortes von der betr. ansteckenden Krankheit dazu bei. Anderseits wird das Weiterbestehen einer Epidemie durch eine mehr oder weniger große Nachlässigkeit der Bevölke rung in Bezug auf die Befolgung von Absperrmaßregeln usw. begünstigt. Gerade dieser Punkt scheint in unserer Stadt die Hauptschuld an der langen Dauer zu tragen Tagtäglich beobachten die hiesigen Aerzte, daß die er- krankten Kinder überhaupt nicht abgesperrt werden, daß diese vielmehr noch während der Krankheitsdauer von zahlreichen Personen, darunter sogar von Kindern, die be kanntlich besonders zu Diphtherie neigen, besucht werden. Ja sogar noch halb kranke Kinder sind von nachlässigen Eltern auf die Straße und zum Spielen mit anderen Kindern geschickt worden. Es sei hier ausdrücklich darauf hin gewiesen, daß ein derartiges Verhalten der Eltern, wenn es zur Anzeige kommt, ausschließlich mit Gefäng nisstrafe geahndet wird. Vielfach ist auch die Meinung verbreitet, als wenn ganz besonders durch die Schule eine Verbreitung der Diphtherie begünstigt würde. Dieser An sicht kann schon um dessentwillen nicht beigestimmt werden, als die meisten Erkrankungen gerade während der letzten Ferienzeit beobachtet worden sind. Außerdem wird jedes auch nur krankheitsverdächtige Schulkind und dessen etwaige Geschwister sofort vom Schularzt untersucht und bis zur Ge nesung von der Schule ferngehalten. Für die lange Dauer der gegenwärtigen Epidemie ist wohl ^vielmehr die geringe Schwere der einzelnen Erkrankungen verantwortlich zu machen, werden doch nachweisbar eine nicht unbedeutende Anzahl kranker Kinder überhaupt nicht behandelt. Be sonders gilt dies auch von der ausnahmsweise leicht ver laufenden Nasendiphtherie, die sich oft nur mit den An zeichen eines tüchtigen Schnupfens äußert. Wer also seine und anderer Eltern Kinder gesund erhalten will, der be herzige folgende Ratschläge: 1. Die Kinder dürfen nie ein Haus betreten, wo bis vor 8 Wochen Diphtherie geherrscht hat. 2. Ebenso müssen sich die Eltern erkrankter Kinder, be sonders aber die Mütter, davor hüten, soweit dies ihr Beruf nur irgendwie zuläßt, mit anderen Familien in Berührung zu kommen. 3. Die gesunden Kinder müssen zu solchen Zeiten be- sonders vor Erkältung behütet werden, die zweifel los auf die Entstehung der Diphtherie begünstigend einwirkt. 4. Jede Mutter besichtige täglich die Mandelgegend im Munde ihrer Kinder und benachrichtige sofort den Arzt, wenn sie an den betr. Stellen etwas Ver dächtiges bemerkt. Empfehlenswert ist es, wenn die gesunden Kinder täglich mehrmals mit lauem Salz wasser gurgeln. — Wie reklamiert man ausgebliebene Zeitungen? Wenn die bei der Post bestellte Zeitung nicht regelmäßig eintrisst, so können die Bezieher nur bei ihrem Postamt Nachlieferung verlangen, schriftlich oder mündlich, unter Angabe der Umstände, die zu der Beschwerde Veranlassung geben. Häufig wenden sich jedoch die Bezieher an die Geschäftsstelle der Zeitung. Das ist unrichtig, denn nicht der Verlag ist es, der an die Bezieher liefert, sondern die Post. Die betreffenden Postanstalten sind verpflichtet, die reklamierten Nummern nachzuliefern. Dippoldiswalde. Das letzte Vierteljahr der Schul zeit hat für viele Knaben und Mädchen begonnen. Nur reichlich neun Wochen noch, dann wird der Schultornister zum letzten Male geschnallt und mit der schönsten Zeit des Leben» ists vorbei. Von traurigen Abschiedsgedanken vollen aber Konfirmanden und Konfirmandinnen nichts wissen; sie freuen sich jetzt vielmehr, dem Schulzwang bald entwachsen zu sein, glauben auch mitunter, das Lernen nicht mehr nötig zu haben, weil es mit der Schule doch bald vorbei sei. Doch eine Lässigkeit im letzten Viertel jahr rächt sich oft sehr. Die Abgangszensur aus der Schule wird im späteren Leben häufig verlangt, und mancher junge Bursche hat sich diele schon durch mut willige Streiche am Schlüsse der Schulzeit verdorben. Die Reue nach Ostern kommt zu spät. — Heute Freitag abend findet im Schützenhause das vom Turnverein veranstaltete Kostümfest, ein Münchner Oktoberfest, statt. Seit Montag ist eifrig daran gearbeitet worden, den Saal in dem Charakter des Festes ange- paßter Weise zu schmücken. Ls ist dies auch in jeder Hin sicht sehr gut gelungen und wird jeder Besucher des Festes befriedigt werden. Schmiedeberg. Durch die Wiederbelebung des Berg baues hat sich für unsere Gegend ein neuer, lohnender Erwerbszweig gebildet. Veranlaßt durch eine reiche Aus- beute, fühlten sich die Unternehmer der „Kupfergrube Sadis- dorj" bewogen, an der Pöbeltalstrabe, unweit Schmiede bergs, eine Fabrikanlage zur Verhüttung der hier ge- wonnencn Erze, insbesondere von Wolfram und Molybdän zu errichten, die nunmehr vollendet und in allernächster Zeit in Betrieb kommen wird. Sie enthält Laboratorium für chemische Untersuchungen, Schmelzöfen, sowie Dampf- und eigene elektrische Beleuchtungsanlage. Den Entwurf in heimatlichem Baustile, der unserer Gegend in allen Teilen sehr geschickt angepaßt ist, lieferten die Architekten Viehweger L Berthold in Dresden, während die Aus führung Herrn Baumeister Schröter hier übertragen wurde. Ueber die Kupfergrube, das wichtigste Berggebäude der Umgegend, reichen die ältesten Nachrichten bis zum An fang des 16. Jahrhunderts zurück, wo sie bereits im Betriebe war. Bald nach Fündigmachen der ersten Zechen mögen sich noch andere, auf benachbarten Kupfer- und Zinngängen bauende Gewerkschaften oder Eigenlehner zu- gesellt haben, deren Gebäude mit unter dem Namen „Kupfergrube" geführt wurden. Als Hauptgebäude aber werden genannt: Hilfe Gottes- und Segen Gottes-Fund grube. Später treten noch niehrere Bezeichnungen von Gruben hinzu. In welchem Umfange damals der Betrieb geführt wurde, ist nicht bekannt. Im Jahre 1602 wird ein Ausbringen von nur 31/2 Zentner Garkupfer erwähnt. Vorwiegend schenkte man der Gewinnung von Zinn be sondere Aufmerksamkeit. 1638 teufte sich die „Hilfe Gottes" einen eigenen Förderschacht ab, nachdem sie zuvor ihre Zwitterförderung gegen Zins durch die Schächte von „Segen Gottes" nehmen mußte. Um diese Zeit war die Kupfergrube durch zwei Stollen gelöst, den alten oberen und den tieferen St. Eeorgenstollen, welch letzterer nur 25 Lachtern (50 Meter) unter Tage einbrachte. Das Wasserrad des alten Kunstgezeuges hing über Tage und empfing seinen Aufschlag aus dem Kupferslöstei. Im Jahre 1660 erwarb die Kupfergrube der Besitzer von Naundorf, Günther von Bühnau. Die Tiefe, bis zu welcher damals gearbeitet wurde, wird nach einem 1660 gefertigten Grubenriß mit 100 Lachtern bezeichnet. In Ermangelung von Sprengstoffen gewann man die Erze durch Feuersetzen. Es wurde in der Grube ein großes Holzfeuer angezündet, durch dessen Glut die Gesteinsmasten zerbröckelten. Damit wurden aber in den Tiefbauen die Wetter verdorben; es entstanden auch unregelmäßige Weitungen, die nicht genügend unterstützt werden konnten und die schließlich bingenartige Tagebrüche verursachten. Ein solcher Bruch von 20 Lachtern Durchmesser und eben soviel Tiefe ereignete sich 1684 und 1686 ein weiterer von 50 Lachtern. Dem ungeachtet aber wurde rüstig fort gebaut. Aber am I. September 1709 erfolgte ganz un erwartet ein neuer Bruch beim Füllorte des Kunst- und Treibeschachtes, wobei dieser zur Hälfte mit sortgeristen und gegen 100 Schock Fuhren gewonnene Zwitter wieder in die Tiefe stürzten. Man ging nun daran, einen neuen Schacht abzuteusen. Im Jahre 1711 war das, Werk wieder in vollem Gange und 1713 begann man mit der Errichtung einer neuen Wasserkunst mit unterirdischer Rad stube und einem 22 Ellen hohen Kunstrade, womit man 1716 fertig wurde. Im Jahre 1724, bis zu welchem seit dem letzten Hauptbruche die Auskörderung nur durch Menschenhände geschah, wurde auf dem neuen Treibe schachte ein Pferdegöpel erbaut und so der Gewinnung von Zwittern und Kupfererzen ein neuer Aufschwung ge geben, von welch letzteren Erzen in einem Berichte vom Jahre 1726 bemerkt wird, daß sie sich mehr in die Tiefe zögen. Weil aber das nur mit schwachen Aufschlägen ver sehene Kunstgezeug die infolge der verschiedenen Brüche stärker gewordenen Erundwaster aus der Grube nicht mehr zu halten vermochte, so begann man einen tieferen Stollen heranzuholen, dessen Mundloch beim Zusammenfluss« der Sand- und Saubach sich befindet, welches der heutige Förderstollen ist. Im Jahre 1729 kaufte das Rittergut Naundorf mit der Kupfergrube Samiel Klemm. Dieser ging mit aller Energie an das Werk, belegte dasselbe mit 71 Mann. 1730 war das stärkste Kupserausbringen der ganzen Betriebszeit erzielt, und zwar 123>/4 Zentner Schwarzkupfer und 1732 das stärkste Zinnausbringen von 1601/4 Zentner. Um diese Zeit waren I I Pochmühlen mit 43 Gezeugen und 22 Planherden, außer den Glauch- Herden im Gange. Wegen zu großer Gesteinsfestigkeit mußte jedoch 1739 der Weiterbau des neuen Stollens, der auf 55 Lachtern ins Feld gebracht war, aufgegeben werden. Auch die Tiefbaue mußten wegen der nicht mehr zu haltenden Tagewasser verlassen werden. Dazu kam, daß das Kunstgezeug vernachlässigt worden war und end lich zu Bruche ging. So ward 1769 der Betrieb der Kupsergrube eingestellt. Nach längerer Ruhepause nahm eine Gewerkschaft dieselbe 1832 wieder von neuem auf und stellte zunächst den angefangenen Stollen fertig, bis dieser bei einer Länge von 324 Lachtern in den voll Wasser stehenden alten Treibschacht und 4 Lachtern weiter hin in den alten Kunstschacht durchschlägig wurde. Schon während dieses Stollenheranbringens überfuhr man in der Gegend der vormaligen Grube „Ziegenbock" bei 154 Lachtern vom Mundloche den „Unvermutet Glück"-Morgengang, welcher sich aus Gneiß, Quarz und derben Partien von Zinnerz zusammengesetzt bewies und 1845 zur Erbauung einer Wäsche im Pöbeltale, unterhalb Niederpöbel, Ver anlassung gab. In der Absicht, diesem Bergbauunter nehmen einen ganz neuen Aufschwung zu geben, durch Lösung des Gebirges mittels eines Stollens in noch tiefere Sohle, wurde im Jahre 1835 der „Tiefe Pöbler Haupt stollen", dessen Mundloch sich links der Weißeritz an der Obercarsdorfer Brücke befindet, in Angriff genommen. Recht ergiebig erwies sich 1853 ein von der alten Kunst schachtweitung in südlicher Richtung angetrofsener Gang und in einem nordwestlich von dieser Höhlung über fahrenem Gange erbrach man im Nebengesteine ein Nest von derb eingesprengten Molybdänglanz. Aber die Schwierigkeiten, dieses Material möglichst rein von Quarz und Schwefelkies zu trennen, setzten einem größeren Ab sätze desselben Hindernisse entgegen. 1854 verbanden sich die verschiedenen Gewerkschaften der Umgegend zu einer einzigen, unter dem Namen „Pöbler Bergbauverein", und um die Kräfte nicht zu zersplittern, sondern auf das be absichtigte Tiesbauunternehmen am Eulenberge zu Nieder pöbel zu konzentrieren, wurde der Betrieb der Kupfergrube abermals eingestellt. Auch der tiefe Pöbler Hauptstollen ward wegen des erforderlichen zu großen Kostenaufwandes gegenüber der Unsicherheit des damit zu erzielenden Nutzens nicht vollendet und 1846, nach zuvor erfolgter Aus mauerung der einer Verwahrung bedürftigen Stollen, wieder liegen gelassen. Er ist nur ungesähr bis Naun dorf geführt worden. Erst der Neuzeit ist es vorbehalten gewesen, den Bergbau der Kupsergrube mit so gutem Er folge wieder aufzunehmen. Im April 1904 . wurden die ersten Arbeiten daselbst in Angriff genommen. Die Unter nehmer scheuten keine Kosten, die Grube wieder zugängig zu machen, bis man nach vielen Schwierigkeiten im Januar 1905 die Weitungsbaue unter der Binge bei 750 Meter Stollenlänge erreichte. Man fand nicht nur große Massen schon gewonnenes Molybdän und Wolfram, sondern auch noch reichliche Mengen gut anstehender Erze im festen Gesteine. Seitdem ist unter bewährtester Leitung ohne Unterbrechung rüstig weitergearbeitet worden. Behufs Zugänglichmachung der lieferen Baue ward auf dem voll Wasser stehenden Schachte ein Benzinmotor mit Pump-