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Unverlangt« Lchristitückc werden nick' aufbewabr« WeSel wleder M-tagsprWent Sn »er Stichwahl mit 33 gegen 34 Stimme« für »en Nationalsozialist Kunz gewühlt Elm Folge der bkrgkkllckui Meiaigkeit stttndiae Vertagung eintreten zu lassen, damit Sie Frak- timie» zu der Wahl der Vizepräsidenten und Schriftführer Stellung nehmen können. Wie immer, wenn ein Mahlgang tm Sächsischen Landtag! fällig ist, lag auch heute der Schleier der Ungewißheit über der Neuwahl des L a n d t a g s p r ä s i d i u m s. Der svzialdcmokratisct)« Präsident W e ck e l schien längst überfällig. Schon seit den Debatte» über die Aushebung des Ncvolntions- scicrtages, bei denen er aus seiner Parteilichkeit kein Hehl machte und seine Machtbefugnisse zum Nutzen der Sozial demokratie ausnützte. Damals erhielt er ein formuliertes Mißtrauensvotum der bürgerlichen Parteien. Da er aber nicht zum Rücktritt gezwungen werden konnte, hielt er es für klüger, das Präsidium als schätzenswerte Position seiner Partei solange als möglich zu erhalten. Doch waren diese Vor gänge tm bürgerlichen Lager nicht vergessen und heute sollte der Zahltag sein. Ueber das Bedenken, daß es ein alter parlamentarischer Brauch sei, der stärksten Partei das Präsidium einzuräumen und daß man von dieser Tradition nicht abgehen solle, machte man sich im ScicWschen Landtag mit Recht kein Kopfzerbrechen. Den» einmal hat sich die Sozialdemokratie als unfähig er wiesen, die Präsidialgcschästc unparteiisch auszuüben und dann wäre es wohl Zeit gewesen, einen neuen Brauch etn- xusühren durch Betonung des antimarxislischen Kurses auch in der Verteilung der parlamentarischen Ehrenämter. Zwei llttsicherhcitssaktoren stellten aber voll vornherein die in Aus sicht genommene Lösung t« Frage: die Haltung der Kom munisten und dann die mangelnde Einigkeit der ntchtmarxistlsche» Parteien. Daß den fünf Demokraten »Nd Volksnativnalen «in Sozialist aus dem Präsidentenstuhl lieber ist als der von dkn Nationalsozialisten vorgeschlagene Kandi dat, kann nach allen früheren Erfahrungen nicht wunder- nchmen. Größere Schwierigkeiten verursachte aber der Umstand, daß von der Deutschen Bolkspartet politische Bedingungen an ihre Zustimmung zur Kandidatur Kunz geknüpft worden waren, die den Nationalsozialisten als »ichi zur Sache gehörig und unannehmbar scheinen. Somit war bei Beginn der Sitzung die Entscheidung offen und für UeberraschUngen aller Art bleibt die Bahn frei. — -» Die Besprechungen der Fraktionen dauern um 1 Nhr mittags noch an. Die Tribünen sind längst überfüllt, der weite Saal gähnt vor Leere. Endlich, mit halbstündiger Ver- sväinng, kommen die Polksbotcn. Die Vorschläge für das Präsidium zeigen sofort, daß auch setzt keine Einigung ersolgt ist: den» dem Nationalsozialisten Kunz wird der Bvlksparteiler Dr. Hickmanu als Mitbewerber gegenüber- gestellt. Nach einer kommuuistisÄcn Programmrcde, die mit dem Gegenstand der Verhandlung nicht das geringste zu tu» Hai. hält der demokratische Abgeordnete Claus eine Lobrede aui die Sozialdemokratie und ihren Kandidaten mit aus gesprochenem Heitcrkeitsersolg aus der rechten Sette des Hauses. Dann entwickelt sich das übliche Bild der Wahlhand lung. Der erste Gang bleibt — das ist im Sächsischen Land tag „un schon Tradition — ergebnislos. 85 für Weckel, 84 für Nu»z. 14 sür Hickmanu. Keiner hat die absolute Mehrheit. Weckel und Kunz müssen in die Stichwahl. Nun steigt die Spannung im Hause. Eine Stimme hin und her kann den Ausschlag geben. Was tut die Volkspartei, wie entscheiden sich die anderen Anhänger Hickmannd? Nur ein paar Minuten, dann liegt die Entscheidung in der Ala- bastcrschale. Weiße Stimmzettel tauchen auf, Weckel, Kunz, bc,de halten sich lange die Waage, und tm Ergebnis blcibt der Sozialdemokrat mit einer Stimme im Vorsprung. Die Kraftanstrenaung der Rechten mar umsonst, die bürgerlichen Parteien der Mitte habcn der Sozial demokratie zu einem knappen und unverdienten Erfolg ver- holsen. Posten der stärksten anttmarxistischen Fraktion. Er schlug den Abg. Kunz iNat.-Soz.j vor. fGclachter links.) Abg. Dr. Blüher sDVp.» erklärt, «eine politischen Freunde seien der Ansicht, daß der gegenwärtige Winter außerordent liche Schwierigkeiten bringe. Infolgedessen würde auch die Führung des Landtagspräsidiums außergewöhnlich schwierig sein. Daß der Abg. Kunz dazu allenthalben die erforderlichen Garantien habe, set zu bezweifeln. Er schlage den Abg. Hick manu sDVp-I vor. Abg. Renner t-Komm.) äußert in längerer Rede, daß der bisherige Präsident Weckel die Geschäfte der Bourgeoisie ge führt habe. Die Kommunisten schlüge» daher einen eigenen Kandidaten vor, und zwar den Abg. Herrmann sKomm.i. Abg. Claus sDcm.j: Seine Partei halte an dem alten Brauch fest, der stärksten Fraktion das Präsidcntenamt zu überlassen. Das sei die Sozialdemokratie. Das politische Moment müsse ausgeschaltet werden. Der Präsident habe überparteilich zu sein. 85 Abgeordnete sind anwesend. Die Abstimmung SS entfallen auf Weckel «Sv^Z ' Kunz sRatsoz.f v. Hickmanu fD. Bps Herrmann sKomm.) M Stimmen »4 14 15 w Infolgedessen ist eine Stichwahl zwischen Weckel «nd Kunz erforderlich. In der Stichwahl erhalten Weckel »5 Stimmen, «nn, »4 14 Zetkel find weiß. Außerdem werden für den Abg Herrmann IS Stimmen abgegeben, die auch ungültig sind. Abg. Weckel sSoz.j ist somit zum Präsidenten gewählt. tBravoruse bet den Sozialdemokraten.) Auf Antrag der Sozialdemokraten wird gegen die Stim men der Nationalsozialisten beschlossen, eine einhalb- Das Prejssenkunysproblem Vrodtinvlllung ovllvrer Lerlinar SvkrUlloltung Berlin, 13. Nov. Der Preissenkungsaktionsausschutz, der im Kabinett gebildet worden ist. tritt heute nachmittag zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Reichskanzler Brüning wird die Beratungen persönlich leiten. Es wird der Versuch gemacht werden, die Preissenkungsaktion weiterhin und in schnellerem Tempo vorwärts zu treiben, damit An fang des nächsten Iabrcs aus möglichst allen Betrieben ein Preisabbau herbcigesührt ist, der etwa den Gehalts- und Lohnkürzungen entspricht, also etwa 6 bis 8 Prozent der heutigen Preise ausmacht. Dabet wird man sich in Ne- gieriiiigskretfen mehr „nd mehr darüber klar, -aß es nicht ge nügt, nur an Sie Lebensmittel heranzugehen, sondern daß auch verschiedene andere Probleme in Angriff genommen werden müssen. Das Problem der N e u b a u m t e t e n, das sich insbesondere auch bei den Lädenmteten auSwtrkt, spielt dabei eine große Rolle. Daneben ist natürlich auch das Problem der Zinsen in Angriff zu nehmen, was allerdings zu großen Schmierigkeiten führen würde. Solange das Geld noch so teuer ist wir heute und sich kein Preisabba« ermög lichen läßt, wird es schwer halten, der Preissenkungsaktton einen weiteren entscheidenden Anstoß zu geben. »No. x" stiegt Freiing an» Bvckeauk Vrakkinvlcknog unsaror Vvrllnar 8okrittI«Itnag Berlin, 13. Nov. Das Flugschiff „Do. X" soll nach den letzten Dispositionen erst am morgigen Freitag zum Weiterflug nach Bordeaux starten, da durch die gestrigen Besichtigungen und Vörführungsflüge in Calsyot ein Ferkig- machcn des Flugschtffes für die setzt folgende Etappe nicht mehr möglich war. Die Strecke nach Bordeaux beträgt un gefähr 8M Kilometer. Ist also fast so lang, wie die Strecke ^ Bodensee—Amsterdam. Das Flugschiff muß einen ziemlichen Umweg machen, da das FestungSgclände bet Brest nicht überflogen werden bars. Ein ganzks Stattvikrtel »on Ami stürzt «ln Gewaltige Eröruschkatastrophen - Bisher hundert Lote geborgen Paris. 13. Hon. In der Tkachl p»m Donnerstag ereignete sich in Lyon ein schweres Lin skurzunglück. Durch den Zusammenbruch einer Mauer» die an das „Hotel de Petik Ver sailles" grenzte, stürzte das Gebäude unter furchtbarem Getöse zusammen. Aus -en Trümmern wurden bisher 60 Tote und etwa 60 Verletzte geborgen. Vas eingestürzte Hotel war bi» auf den letzten Platz beseht. Die Katastrophe erstreckte sich zunächst nur auf einen Teil des Gebäudes und ereignete sich, als alle Gäste im tiefsten Schlafe lagen. Als die Feuerwehr und die Polizei an der Trümmerstätte erschienen, aus der das Gestöhne der lebendig Begrabenen drang, stürzte plötzlich auch der restliche Teil des Gebäudes über ihnen zusammen. 19 Feuerwehrleute und 5 Polizeibeamte wurden von den Gesteinsmassen erschlagen. Der Einstur» des Hotels bildete den Auftakt zu gewaltigen, durch Erdrutsch verursachten weiteren Katastrophen. Der Sitzungsbericht Dresden, den 13. November 1030. Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung, mit der ein »euer Tagungsabschnitt beginnt, stehen nur zwei Punkte: Die Wahl des L a n d t a g s v o r st a n d e s und die Anzeige der Ausschüsse Uber die erfolgten Wahlen. Die Tribünen sind dicht besetzt. Aber die Besucher werden aus eine harte Ge duldsprobe gestellt, da die Fraktionen mit ihren Beratungen offenbar noch nicht z» Ende sind. Erst 1,3t) Uhr ruft die Hupe die Abgeordneten in den Saal. Der bisherige Präsident Wecket (Soz.) leitet die Verhand lungen. Weckel begrüßt den Abg. Schessler (Komm.), der an Stelle der airsgeschicdenen Frau Reichstagsabgeordnelen Körner wieder in den Landtag eingetreten ist. Ferner spricht Weckel dem ältesten Mttgiiedc des Landtages, dem Abg. Schulze sSoz.), der kürzlich seinen 75. Geburtstag ge feiert ha», die besten Glückwünsche aus. Aus Vorschlag des Acltestenausschusses wird einstimmig beschlossen, heute auch einen sozialdemokratischen Antrag zu der Stillegung der Gußstahlwerke Döhlen zu behandeln. Dann wird in die Tagesordnung cingetreten. Abg. Büchel lSoz.) schlägt als Präsidenten den bisherigen Inhaber dieses Amtes, Abg. Weckel lSoz), vor. Es sei üblich gewesen, daß die stärkste Fraktion den Präsidenten stelle. Abg. Fritsch lNat.-Soz.) steht ans dem Standpunkt, daß, wie bei der Ministcrpräsidentcnmahl, auch bei der Wahl des LandtagSpräsidentcn dem Wahlergebnis Rechnung getragen werden müsse. Das sächsisclie Volk habe sich anti- marxistisch entschieden. Daher gebühre der Prästdenten- Der „Petit Parlfieu* berichtet ln einer Sonderaus gabe, es handele sich um süns Einstürze, die nacheinander er folgten. und zwar um 1 Uhr früh, L Uhr, r,L8 Uhr, 8,80 Uhr «nd 4 Uhr. Die eigentliche Ursache dieser Einstürze, denen bereits ein großer Häuserblock zum Opfer gefallen ist »nd die, wie man befürchtet, de« gesamten alte« Stadtteil bei St. Jean bedrohen, find die Folge sich rasch hinter einander wiederholender Erdsenkungen. Die gesamte Feuerwehr und auch verschiedene in Lyon liegende Truppen- tcile sind zu den Rettungsarbeiten ausgebotcn worben. Die im Schlaf von dem Einsturz überraschten Bewohner suchten sich zum D«il unter Benutzung von Leitern in Sicherheit zu bringen. 8N Personen, die in einem Kaffeehaus Zuflucht gesucht hatten, wurden von einem Erdrutsch überrascht. Frauen and Sinder flüchteten vor den nachstürzendcn Ge- steinsmaflen in die Kathedrale. I« Augenblick ist man damit beschäftigt, sämtliche Häuser der Rue Dramassac, in der das Unglück sich ereignet«, polizeilich z« räumen. Die Zahl der Token wurde gegen Mittag bereits aus annähernd 100 beziffert. Verschiedene Rettungswagen, die zum Abtransport der Bcrunglückten eingetrossen waren, wurden unter den Trümmern begraben. Man nimmt an. daß »i« Ursache der verschiedenen Srbrntsche ans die letzt« Hochwasserkatastrophe. die das Erdreich gelockert hat, zurückzuführen ist. Ber» schiedentlich wird auch vermutet, daß unterirdische Höhlen, die nicht mehr ftandgchalten haben, das Unglück herbeisührte«. Ueber die furchtbare Sinstnrzkataftrophe in Lyon treffen immer neue erschütternde Einzelheiten ein. Einstürze in solchem Ausmaße haben sich seit Jahrzehnten nicht ereignet. Es ist nicht übertrieben, wenn man von dem Einsturz eines ganzen Stadtviertels spricht» denn der Trümmer haufen, aus dem Stöhnen der Verletzten dringt und in de« sich die Unglücklichen winden, um sich aus ihrer qnakooüeu Lage zu befreien, erstreckt sich über eine Breite von nicht weniger als »Mi Meter «üd eine Tiefe von 70 Meter. Im ganzen stürzten bisher zehn Wohnhäuser ein. von denen iedes mindestens sechs bis sieben Stockwerke hoch war. In fünf hintereinander folgenden Erdrutsche« krachten die gewaltigen Steinbanten unter furchtbarem GetSse zusammen. DaS Uatastrophengeländc lehnt sich unmittelbar an «inen hohe« Berg. Die riesigen Erdmasse», die sich herabwälzen, ver gröbern noch die Ausmaße des Unglücks. Es ist unmöglich, auch nur eine annähernde Borstellung von den Schreckens» szcnen zu machen, die sich an ber Unglücksstelle abspielen. Im Scheine von Fackeln, Lampen «nd Scheinwerfern liefen die mit dem Leben -avongekommene« Bewohner der Häuser wie irr sinnig die ganze Nacht herum und suchten nach ihren Fami lienangehörigen. Sämtliche Behörden ber Stadt find im Augenblick an der Uuglücksftelle.