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In den politischen «reisen wird es allerdings als recht fraglich angesehen» ob eS angesichts der Schwierigkeiten, die die vom Kabinett zu be handelnden Materien bieten, möglich sein wirb, ohne wettere Sitzungen am Donnerstag und Freitag auszukvmmen. Dar über, was den Inhalt der von der Regierung vorbereiteten Vorlagen betrifft, hüllt man sich amtlichersetts nach wie vor in Schweigen, was sich jedoch als eine nicht sehr geschickte Taktik erweist, denn an Einzelheiten über die Negierungs pläne sickert immer mehr durch. So heißt es heute, daß daS Kabinett» «m eine Belastung der Wirtschaft wrmeiden» ans eine Erhöhung der Reichseinnahmen» also anf nene Steuer«, zwar verzichten wolle, daß sich aber dafür eine allgemeine Herabsetzung der Leamteugehälter nicht vermelde« laste. Such an eine Bender««« des Finanzausgleichs mit de« Zwanqe kür Länder und Gemeinden, die Gehälter ihrer Beamten herabzusetze«, sei gedacht. Die Pressestelle des Reichsfinanzministeriums ist zwar so fort mit dem üblichen Dementi zur Hand, auf der anderen Seite läßt sich aber schwer abstreiten, daß der Reichssinanz- minister Dietrich in der gestrigen Kabtnettssitzung sich aus- drücklich über die Notwendigkeit sowohl einer Ein schränkung des behördlichen Apparates, als auch über die Notwendigkeit von Einsparungen geäußert hat. Dietrich hat hierbei erklärt, baß der nicht abzuweisende Zwang, einige hundert Millionen Mark einzusparen, der für das Reich, damit aber auch für die Länder und Gemeinden, vorhanden sei, auch dazu nötige, an eine Herabsetzung der Gehälter der Beamten zu denken. Minister Dietrich hat dann dem Kabinett seine vor» schlüge unterbreitet, die zwar soweit als möglich de« Abba« von Beamten vermieden wissen wollen, die aber Zusammenlegungen und Einschränkungen »erlange« Bei notwendig werdenden Abbaumaßnahmen sollen nach den Dietrichschen Plänen allerdings in erster Linie Angestellte und nicht beamtete Kräfte herangezogen werden. Alle nun auftauchenden Fragen, von welchem Zeitpunkt ab eine Gehaltsherabsetzung in Betracht käme, ob sie schon für Las laufend« Etatsjahr oder erst für das neue zur Anwendung gelangen soll, ob sie sich lediglich auf die Grundgehälter oder auch aus die Wohnungs-, Kinder, und sonstigen Zuschläge erstrecken würde, werden sich erst beantworten lassen, wenn das Kabinett seine Beratungen abgeschlossen hat. Eine Bermindernng in dem Sinne, daß die Grund» gehälter unangetastet bleiben und bloß die Zuschläge zum Gehalt erfaßt werde«, dürfte indessen nicht wahr» scheinlich sein, da man anscheinend der Meinung ist» daß sich anf die Art erheblichere Ersparnisse nicht er ziele« laste«. Zu erwähnen dürfte noch sein, daß Minister Dietrich im Kabinett erklärte, er habe in seinen öffentlichen Reden so oft auf die Notwendigkeit einer sparsamen und einschränkenden Finanzgebarung der öffentlichen Land hingewiesen, daß man in der Beamtenschaft unmöglich überrascht sein könne, wenn ihr die Not des Staates zu den jüngsten Lasten wie der ReichS- hilfe noch die einer Herabsetzung des Gehaltes bringe. Wenn wir auch diese aus durchaus vertrauenswürdiger Quelle stam menden Nachrichten mit großer Borsicht und nur unter Vorbehalt wiedergcben, so ist aber doch, was ihre Richtig keit bestätigt, darauf hinzuwcisen, daß der Reichssinanzminister Dietrich vor der Kabinettssitzung am Dienstag, über seine Pläne befragt, sich ihm nahestehenden Journalisten gegenüber dahin äußerte, daß sich leider eine Herabsetzung der Beamten gehälter nicht umgehen lassen würde. Dietrich erklärt« dann noch, daß diese Herabsetzung für daS Kabinett eine überaus harte Nuß bilde, da durch so unpopuläre Vorschläge selbstverständlich die Neigung der Parteien, das Kabinett zu unterstütze«, noch mehr gemindert würde. Tatsächlich bereitet auch gerade die koalitionspoli tische Sette der zu beschließenden Maßnahmen dem Kabinett recht erhebliches Kopfzerbrechen. Für eine Herabsetzung der Beamtengehälter angesichts der so wenig günstigen wirtschaft lichen Umstände hat sich bisher lediglich die Wirtschafts partei ausgesprochen. Bet den übrigen Parteien werden immerhin etyige Bedenken auftauchen, wenn man auch in der Theorie die vom Minister vorgebrachten Gründe für sein Borgehen anerkennen wird. Enthielte das Regierungspro- gramm tatsächlich eine Genehmigung der Dietrichschen Vorschläge in bezug auf den Abbau der Beamtengehälter, so würden sich die Aussichten des Kabinetts, eine Mehrheit zu erhalten, sowohl nach rechts wie nach links vermindern, denn weder die Sozialdemokraten noch die Nationalsozialisten, die ja beide zu ihren Anhängern einen großen Teil namentlich des unteren Beamtentums zählen, dürften Neigung haben, sich öffentlich für ein derartiges Programm einzusetzen. Die Frage, wie sich das Kabinett dann künftig verhalten soll, wird daher in politischen Kreisen wieder lebhaft erörtert. GS ist immerhin bezeichnend, daß man dcS öfteren der Meinung begegne« kann, dem Kabinett bliebe nichts weiter übrig, alS unter Verzicht aus die Schaf, fnug koalitionsmäßiger Bindungen vor de« Reichs tag zu trete« «nd es diesem zu überlasten, ob er daS Kabinett stürzen will oder nicht. Man spricht davon, daß bas Kabinett soweit als möglich ver suchen müsse, sein Programm als G e s ch ä f t s m i n i st e - rium in der gegenwärtigen Besetzung durchzu- bringen. WaS aber werden soll, wenn sich das als praktisch unmöglich erweist, darüber vermag man noch nichts zu hören. Jedenfalls erscheint jetzt die Zukunft des Kabinetts noch un geklärter als vordem. Die in Aussicht genommenen Erörterungen mit den Parteiführern sind angesichts der schwierigen Kabinetts beratungen vollkommen in den Hintergrund getreten. Zu beachte« ist «och die Versicherung, daß das Kabinett an eine Erschütterung der Grundlage« des BernfsbcamtentumS nicht denke. * Die Sitzung des Reichskabinetts war um Mitternacht he» eudet. Die Besprechung««, die i« Gegenwart des Reichsbauk» Präsidenten geführt wurdeu. werde« morge« fortgesetzt. Fürst Dülows Denkwürdigkeiten Mit dem heutigen Tage wird die deutsche Memoiren- literatur durch ein interessantes und für das Verständnis der politischen deutschen Geschichte außerordentlich«ichttges Werk bereichert durch die „D e n k w ü r d i g k e i t e n* des nach BiS- marck zweifellos bedeutendsten deutschen Reichskanzlers, deS Fürsten Bernhard von Bülow*). Der große Staatsmann, der vor einem Jahre, am 28. Oktober 1929, hin- schied, hat seine Erinnerungen in vier umfangreichen Bänden niedergelegt, von denen jetzt der erste Ban- vorliegt, der den Zeitabschnitt vom Antritt des StaatSsekretartatS des Aeußeren (21. Juni 1897) bis zur Marokkokrtse (Ende 19N3) behandelt. In die Mitte dieser Epoche fällt die Ernennung Vülows zum Reichskanzler als Nachfolger des Fürsten Chlodwig Hohenlohe. Die Memoiren deS Kanzlers sind, wie man aus dem ersten Band bereits ersehen kann, ein umfassendes, auch das kleinste Detail liebevoll auS- malendes Kulturbild dieser glänzendsten Epoche der nach- bismarckischen Geschichte des deutschen Volkes. Noch einmal ersteht vor unseren Augen daS deutsche Kaiserreich tn seiner ganzen stolzen Machtfülle, tn der es, um mit einem Worte BülowS zu sprechen, getragen von einer staunenswerten wirt schaftlichen Blüte, Anspruch auf einen Platz an der Sonne, in Gleichberechtigung mit den Weltmächten, erhebt. Aber bereits offenbaren sich die ersten Anzeichen des Nieder gangs. So berührt vieles den rückschauenden Staatsmann, und mit ihm den Leser, schmerzlich, zumal wenn man fieh^ wie Bülow vergeblich gegen die beginnende Einkreisung», Politik Englands und Frankreichs sich zu wehren sucht. Fürst Bülow hat darauf bestanden, seine Denkwürdig, ketten erst nach seinem Tode zu veröffentlichen. Er wollte tn ihnen nur Selbsterlcbtes, Selbstgehanbeltes bringen. Sein Handeln und sein Erinnern soll im Mittelpunkt des Werke» stehen. Das Werk will, wie jedes echte Memotrenwerk, histo, rische Betrachtungen und Erkenntnisse des Verfassers nur da bringen, wo sie sich unmittelbar an die Geschehnisse zwanglos anschlteßen. Insofern unterscheidet eS sich auch grundsätzlich von den Btsmarckschen Gedanken und Erinnerungen, die al» ein politisches Testament des Reichsgründers an bas deutsche Volk aufgefaßt sein wollen. Bülow bleibt subjektiv. Aber er bemüht sich darüber hinaus nach absoluter Richtigkeit seiner Darstellungen. Sein Urteil über Menschen und Ereignisse soll gerecht und richtig sein. Um sich diese Unabhängigkeit seines Denkens tn jeder Hinsicht zu sichern, hielt er es für zweckmäßig, mit der Veröffentlichung bis nach seinem Tode zu warten, um völlig frei von Rücksichten persönlicher Art zu sein. Schon äußerlich nimmt für die tn hervorragender Aus stattung herausgegebenen Denkwürdigkeiten der glänzende Stil ein. Mühelos reihen sich die Perioden, formen sich die Sätze. Man merkt es dem Schriftsteller Bülow an, daß er ein ausgezeichneter Redner war, und man kann, wenn man die mit viel Geist, Witz, aber auch mit einer gehörigen Dosis Sarkasmus und Bosheit erzählten Anekdoten, Geschichten und Milieuschilderungen liest, ohne wettere» glauben, -aß dieser gewandte Weltmann über hervorragende gesellschaftliche Talente verfügte, baß er den Ruf eines unterhaltsamen, charmanten Plauderers genoß, Fähigkeiten, denen er nicht zum letzten seine rasche Karriere verdankte. Alle Vorzüge des Menschen Bülow finden sich in seinen Denkwürdigkeiten. Und schon auS diesen Gründen ist die Lektüre des Werkes ein hoher Genuß, der durch die interessanten politischen Einblicke, durch die vorzüglichen Personencharaktertstiken der bedeutend sten europäischen Monarchen, -er führenden Männer -er europäischen Diplomatie, -er Parlamente und der Wissen schaften gesteigert wird. Bülow hat an seinen Erinnerungen sehr sorgfältig gearbeitet. Vier Jahre hat er auf das Diktat und drei Jahre auf die Ueberprüfung und die sorgfältige Durchfcilung verwendet. Man konnte ursprünglich dem Erscheinen des Werkes nur mit einer gewissen Besorgnis entgegensehen. Ein demokratisches Berliner Blatt hatte nämlich seit einiger Zeit Auszüge ver öffentlicht, die in ihrer tendenziösen Auswahl Bülow als einen kleinen, gehässigen Kritiker des Kaiser» erscheinen lassen mußten, der es anscheinend nur darauf abgesehen hatte, tn seinen Denkwürdigkeiten sich für seine Entlassung durch eine bissige Bloßstellung des Kaisers zu rächen. Das Werk selbst läßt diesen Eindruck jedoch nicht aufkommen. Bülow beschäf tigt sich zwar außerordentlich viel mit dem Kaiser, aber er ist, obwohl von größter Offenheit, nie bitter oder ungerecht. Wenn sich Bülow immer wieder mit dem Kaiser auSeinander- sctzt, so liegt das an der jahrelangen freundschaftlichen Zu- *> Bernhard Fürst von Bülow: „Denkwürdigkeiten." Erster Band. Verlag Ullstein, Berlin. 5el>e gegen das SenWlnm in Prag Schwere Ausschreitungen Prag, 24. Sept. I» Prag spiele« sich stürmische Demo«, ftrationen gegen die bentschc Bevölkerung ab. Die Menge, angeführt »o« nationalistischen Rädelsführer« und verhetzt durch die Schreibweise der tschechischen Tagespreise, der sich auch die de« Regierungsparteien nahestehenden tschechischen Organe nicht «ntgegenstelle«. demolierte unter Schmährnfen ans das Deutschtum die Kinos, in denen dentsche Tonfilme laufen, indem sie die Fensterscheibe« einwarf, in einzeln« SinoS «indrang und die Einrichtung beschädigte. Die Rampe des «euen Deutschen Theaters wurd« ,o» de, Meuge gestürmt «nd ein Steinhagel gegen die Fensterscheibe» er. öffnet. Im Theater, wo gerade ein Gastspiel der Wie « er Reinhardtbtthnen ftattsand, drohte eine Panik a«S» zubrechen, die nur durch das geistesgegenwärtig« Eingreifen de» Direktors und des Obelrcgisscnrs verhindert wurde, s» daß daS Publikum eine besonnene Haltung bewahrte. Rach Ablauf der Vorstellung mußte da» deutsche Publikum ein dichtes Spalier tschechischer Demonstranten passiere«, die «n» »ushörlich drohende Rufe gegen die Deutschen, gegen Deutsch, laud uud da» Deutschtum auSstteßen. Di« AuSschreituugeu. die sich auch gege« deutsche Gaststätte« richte», dauern am Reu» litauisch« Schlag gege« Remei Sowno, 24. Sept. Trotz der Genfer Verhandlungen über die Memelbeschwerde hat die litauische Regierung dle sch»« lange geplanten Gesetze zur völligen Autonomie des Memelgebietes nunmehr in endgültiger Fassung angenommen. SS handelt sich um die Gesetze zur Nenregelung des memel» ländischen Gerichtswesens» der Einsetzung eines söge, nannte» KompetenzgerichtS zur Entscheidung der Zuständig» keit über strittige Gerichtsverfahren, und über die Erweite» rung der Befugnisse des litauischen Gouverneurs in Memel. Bekanntlich ist in der Beschwerde des Memelgebietes ausdrücklich aus die R e ch tS »t d r«g k e i t dieser Gesetze hin. gewiesen worden. Schweres Srtdrdea ln der Sewtetualo» Moskau» 24. Sept. Sin starkes Erdbeben zerftörte in der Nähe von Stalinabad in Tadschikistan sieben Dörfer völlig und beschLdigte weitere zehn Dörfer erheblich. Bisher wurden 17k Tote «nd über 29V Verletzte festgestellt; a« die 1290 Familie« find obdachlos. Ei» RegierungSauSschuß ist zur Organisierung de, Hllfeleistung abgereist.