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WeOiMMalkl AnM Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger vro Quartal Mk. 1^b durch die Post Mk. z yZ frei in's Haus. Anzeiger für Hobenstein Grnstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Inserate nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annonceo- Expeditionen solche zu Originalpreifrn. Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tichchheim, Kuhschnappel, Grumbach, St, Egydien, Hüttengrund u. s. w für das Aönigliche Amtsgerickt und den KtadtraL zu HohensteirrErnftthal. Grögern nUen §>OÄ Grrtschcrften» Nr. 53. Dienstag, den 6. März 1906. 56. Jahrgang. Alt ilie Wer m Gärten, AmMen iiiiil Nstulillißtil. Den Besitzern von Obstbäumen bringen wir erneut in Erinnerung, daß zur erfolgreichen Be kämpfung der Blutlaus wie der sonstige« Obstbaumschädlinge zur Jetztzeit die Untersuchung der Obstbäume auf das Vorhandensein derartiger Schädlinge und die Vertilgung der letzteren zu wiederholen ist. Mit Rücksicht auf die bedrohliche Ausdehnung, welche die Blutlausplagc im Sommer des ver gangenen Jahres im Stadtbezirke genommen hat, erscheint im laufenden Jahre eine ganz besonders gründliche Prüfung der Obstbäume erforderlich. Etwaige Säumigkeit in der Beobachtung vorstehender Vorschriften wird nach 8 368 Ziffer 2 des Reichsstrafgesetzbuches bestraft. Nötigenfalls iverden die erforderlichen Vernichtungsarbeiten auf Kosten der Säumigen von Amtswegen ausgeführt. Als wirksames Mittel gegen das Auftreten und die Verbreitung der Blutlaus ist zu empfehlen, a. an Stamm und Krone: eine Mischung von Brennspiritus und Holzessig oder Terpentinöl, welche an den mit dem Insekt be hafteten Stellen mit einem harten Pinsel aufzustreichen ist, b. an der Wurzelkrone: die Einstreuung von Staubkalk. Ferner sind die Bäume von jetzt ab bis September mehrmals gut zu düngen, damit sie kräftig und den Angriffen der Blutlaus widerstandsfähig werden. Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, am 5. März 1906. vr. Polster, Bürgermeister. Kny. Deutscher Reichstag. Kretin, 3. März. Emgegcmacm das Arttomobil-Haftpflichtgesetz. Bei Beginn der Sitzung sind mit Einschluß der Herren am Präsidialtische nnr 25 Abgeordnete anwesend. Die Beratung des Etats der Reichsfustirver- maltung wird fortgesetzt. Abg. Stadthagen (Soz.): Das A und O aller Re form unserer Rechtspflege sei: Unabhängigkeit aller Organe der Rechtspflege. Daran fehle cs zur Zeit. Die Straf prozeß-Kommission habe cs sich offenbar zur Aufgabe ge stellt, die letzten Garantien für eine Freisprechung Un schuldiger zu beseitigen. Solle doch nach dem Beschlusse jener Kommission bei der Wiedereinführung der Berufung in Strafsachen nicht nur der Verurteilte Berufung ein- lcgen dürfen, sondern auch der Staatsanwalt gegen Frei sprechungen. In Leipzig sei vor einigen Tagen eine Ver sammlung aufgelöst worden, weil er — als Versammlungs redner — im Begriffe stand, „unabhängige Justiz" zn fordern. Also nicht einmal mehr diese Forderung dürfe man in Sachsen aussprechen! Weiter verbreitet sich Red ner über die vorgestern erfolgte Verurteilung des verant wortlichen Redakteurs der „Leipziger Volkszeitung" wegen des lüstorische Rückblicke enthaltenden Artikels „Albcrtmi- sche Profile". Das Urteil selber habe zugeben müssen, daß der gegenwärtige König von Sachsen in dem Artikel nicht einmal genannt sei. lind trotzdem habe das Gericht Mcyestätsbeleidignng angenommen. Deutlich zeige dieses Urteil die „Tendenz"! Zum Schluß geht Redner noch auf den Berliner Milchriug-Prozeß, das bezügliche Kammer- gerichtsurtcil und einen angeblichen Bceinflussnngsversuch des Ministers ein. Staatssekretär Dieberding erklärt, der Verfasser des Urteils sei gleich nach Abfassung des Urteils schwer er krankt imd befinde sich jetzt noch in einer Nervenheilanstalt. Der Minister habe den Präsidenten des Kammergcrichls aus vorgckommenc Nachlässigkeiten aufmerksam gemacht, auf den Senat aber in keiner Weise eine Beeinflussung unternommen. Dem Senat sei sogar von dem Schreiben des Ministers an den Präsidenten gar nichts bekannt ge geben worden. Ter Staatssekretär protestiert dann noch mals gegen die Unterstellung, als ob Organe der Rechts pflege,' als ob insbesondere Richter ihr Urteil abhängig machen von politischen oder anderen Umständen, die mit dem Rechtsfall an sich nichts zn schassen haben. Sächs. Geh. Rat Koerner erklärt, die Gründe des Urteils in dem vorgestrigen Leipziger Prozeß seien ja überhaupt erst mündlich verkündet worden nnd noch nicht schriftlich. Die nähere Begründung werde daher über haupt noch abgewartet werde» müssen. Wenn der Ober staatsanwalt Böhme gesagt habe, die eigentlichen Vcrfaffer des Artikels hielten die Feigheit für den besseren Teil der Tapferkeit, so habe der Oberstaatsanwalt nnr dem gesunden Empfinden des Volkes Ausdruck gegeben. Tas Volk ver- stehe es nicht, wenn der Verfasser, der Täter, nicht zu Winer -JU uche sondern einen anderen als verantwortlich vor Gericht stellen liehe. (Widerspruch links.) Redner be- dein Abg. Müller-Meiningen d,c iclai v m ckd c Bostrafu n des Fürsten Kotschnbei da- daß Ghit e>im Affekte gehandelt habe. Abg. Kromer polemisiert geaen dic tcktonbno Prelle vor allem die schamlosen Witzblätter. Die"üerZm die Unsittlichkeit seien nur hervorgerufen durch die cknncl- losigkeiten einer verrohten Presse, besonders des E cissimns". „Unbegreiflich sei, wie jemand sagen könne daß wir auf den „Simplicissimus" stolz sei» müßten Und wie der „Simplicissimus", so die „Jugend". Wie ver werflich sei das Predigen der freien Liebe im „Simpli cissimus" nnd in der „Jugend"! ? Auch der verkommenste Mensch könne daS nicht billigen. Wenn letzt dem christ lichen Glauben der offenbare Unglaube als gleichberechtigt entgegeugcstcllt, ungescheut Unmoral gepredigt, die Ehe verächtlich behandelt nnd die Anhänger der freien Liebe als wahrhaft züchtig dargcstcllt werben, w sei eine solche Umkehr der Moral eine schivere Gefahr. Neben Bild nnd Wort wirkten in dieser Weise auch Schauspiele, die heut zutage zum Teil wahre Sauspiele sei. Das Schlimmste sei, daß die Verführer sich an die Jugend heraumachten. In der früheren lex Heinze-Kommission seien Massen von solchen Schmntzsachcn vorgezeigt worden, die von Quar tanern, Tertianern, Mittelklassen der höheren Mädchen- schnlcn, Zöglingen der Präparanden-Anstalten rc. abge- nommcn worden seien. Das sei es, weshalb man den Schutz der Gerichte gegen ein solches scelenmörderisches, jngendvcrderbendes Treiben anruseit müsse. Die Nationen sollten znsammentreten und ans einem gemeinsamen Kon greß beraten, was gegen diese Pest zu tun sei. (Beifall rechts.) Abg. v. Gerlach (freis. Vgg.): Offenbare Schweinereien mißbillige ziveifellos jedermann, aber der „SimplicissimnS" dürfe nicht mit dem „Kleinen Witzblatt" in einem Atem genannt werden. Ihn lRedner) und seine Freunde unter scheide von Stöcker, daß sie eben wirkliche Kunstwerke nicht verfolgt sehen wollten. Redner verlangt eine Reform der Gcsmdeordmmg. Selbst Ohrfeigen und Prügel sollten sich die Dienstboten und ländlichen Arbeiter gefallen lasse», Wehe ihnen, wenn sie wieder schlügen! Abg. v. Krochhauseu Uons.) tritt der gestrigen Dar stellung der Vorgänge bei der Pprihcr Genossenschaft durch den Abg. Krosch entgegen. Eine Bemerkung des Redners, daß Krösell eine verhetzende Agitation entfalte, bezeichnet Vizepräsident (straf Stolberg als unzulässig. Abg. Kerkert «Sozä weiß von UrtMlen haarstränbenster Art zu berichten; so seien in Stargard Vertreter sozial demokratischer Flugblätter sogar wegen Hausfriedensbrnchs verurteilt worden. Abg. Kei»»' (Soz.) bestreitet, den gesamten Richterstand angegriffen zu haben; er habe nur eine gewisse Sorte politischer Justiz kritisiert, die über die Gesinnung eines Gegners zu Gericht sitze. Das es eine wlihe Sorte poli tischer Justiz gebe, hätten alle Redner anerkannt. Atan sage, cs seien Ausnahmen, im Westen nnd Süden gebe es so etwas nicht. Aber er habe auch in Saarbrücken und Dortmund verteidigt nnd dort dieselben Erfahrungen ge macht. Für das was er angeführt habe, stehe er mit seiner Person ein. Die Unsittlichkeit bekämpften auch seine Freunde; aber die Pornographie lasse sich auch mit deni jetzigen Strafgesetze fassen, man würde es verschärsen kvnncn, wenn man sicher wäre, daß es vermmftgemäß angcwendct werden würde. Aber Herr Stöcker werfe ja Pornographie und „Simplicissimns" in einen Topf. Staatssekretär Uieberding: Der Vorredner sagte, er wisse, was er sage. Davon bin ich überzeugt. Er hat das große Talent, seine Worte so zu wählen, daß sie hier nicht zu beanstanden sind. (Sehr richtig! rechts). Aber dranßen haben sic eine ganz andcrc Wirkung nnd das ist es, was ich bedaure, was mich innerlich erregt. (Beifall.) Ich erkenne dankbar an, daß er sich heute dagegen wehrt, den Richterstaud im ganzen zu meinen; aber seine neu lichen Worte haben nicht nur ich, sondern das ganze -Vans so aufgefaßt. (Zustimmung rechts.) Ich wiederhole, cs sind Ansnahmefälle, die er vorführte, und ich ersuche ihn, die Namen der Richcer zn nennen, die ich als Schufte bezeichnet habe. An die Richter aber richte ich die Mah nung, alles zu unterlasse,!, was mißdeutet werde» könnte, denn wie die Strömung Heine ist, ivird alles mißdeutet (Sehr wahr! rechts-, uud daß ist ungeheuerer Schaden für die Würde und das Interesse unserer Nation. (Lebhafter Beifall rechts.) Abg. v. Dirksen (kons.) wirft v. Gerlach vor, mit den Sozialdemokraten Hand i» Hand zu gehen und fordert z5emc auf, scinc Angriffe lieber gegen seine eigene» Parteigenosse» zu richte», die politische Gegner schamlos verleumden. , Abg. Krösrll (Antts.) halt seine Angaben in bezug auf die 'Porcher Genossenschaft gegenüber dem Abgeord neten v. Brockhanfen aufrecht. . Abg. Heine lSoz.) erklärt, cs sei nicht schuld >emer Partei, wenn sie iu den Richtern eine» persönlichen Feind erblicken müsse. Sie wünsche durchaus, daß unsere Justiz lederzeit unparteiisch urteile. Wolle man das Ansehen unserer Justiz auch im Auslande festigen, so möge man kur eine unparteiische Justiz sorgen. Abg. Ktadthagen (Soz.) wird mit Unruhe und Lachen begrüßt. Glauben Sie doch nicht, daß ich mich , durch Flegeleien — außerhalb des Hauses — beirreu lasse. . Schimpfen Sie meinetwegen so viel sie wollen. (Präsident Graf KaUrstrem: Herr Abgeordneter, der Ausdruck I Flegeleien, auch mit dem Zusatze „außerhalb des Hauses" verstößt gegen die Ordnung des Hauses.) Stadthagen geh dann nochmals des breitere» auf den Milchring-Proze ein. (Abg. Stadthagen erhält dann noch einen Ordmmgs ruf wegen des gegen v. Dirksen gerichteten Ausdrucks „Rüpelei".) Der Etat der Reichsjustizverwaltuug wird genehmigt. Die Abstimmung über die vier Resolutionen ivird wegen der schwachen Besetzung des Hauses ausgesetzt. Schluß der Sitzung 7 Uhr. Montag 1 Uhr: Inter pellation wegen der Verzollungs-Erschwernis an der rus sischen Grenze: Postetat. Ans dem Kirche. Oesterreichischer Gegenbesuch in Dresden. Da Kaiser Franz Josef keine Reisen ins Aus land mehr unternimmt, wird sich Erzherzog Franz Ferdinand noch im Laufe dieses Monats in Vertretung des Kaisers zum Besuche un seres Königs nach Dresden begeben, als Erwiderung des vorjährigen Besuches des Königs in Wien. Kaiser Wilhelm nnd König Eduard. Aus Loudon wird gemeldet: Der „Newyork Herald" ist, wie das Blatt versichert, in der Lage, den Wortlaut des Glückwunschbriefer publizieren zu können, den König Eduard an Kaiser Wilhelm anläßlich der silbernen Hochzeit geschickt hat. Der König apostrophierte seinen Neffen mit den Morten „Mein lieber Wilhelm", wünschte ihm und der Kaiserin für die Zukunft alles Gute und sprach die Hoffnung aus, daß das Herrscherpaar auch den Tag der goldenen Hochzeit erleben möchte. Der König teilte dem Kaiser ferner mit, daß er ih r eine Silberpunschbowle aus dec von Sammlern so sehr gepriesenen Zeit Georgs I. gesandt habe. — lieber die angeblich geplante Zusammenkunft zwi schen Kaiser Wilhelm und König E d*i a r d erfährt die „N. Fr. Pr." von unter richteter diplomatischer Seite, daß die Zusammenkunft in diesem Frühjahr an einem Punkte des Mittel meers stattfinden soll. Kaiser Wilhelm habe die Absicht, den Besuch zu erwidern, den ihm der König von Spanien in Berlin gemacht hat, und König Eduard begibt sich in der nächsten Woche über Paris nach Biarritz. Die endgiltige Entscheidung über die Details und den Zeitpunkt der Zusammenkunft soll von dem weiteren Verlauf der Konferenz in Algeciras abhängig sein. Keinesfalls werde die von beiden Monarchen geplante Entrevue vor dem Abschluß dieser Konferenz stattfinden. Auch würde vermutlich der Plan nur dann ausgesühn werden, wenn die Konferenz in Algeciras mit einer Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich über die marokkanische Frage schließen würde. Ein Gesetzentwurf betr. die Haftpflicht bei Automobilschäden ist dem Reichstage zugegangen. Der grundlegende 8 1 lautet: „Wird bei dem Betrieb eines Kraftfahrzeugs ein Mensch getötet oder körperlich verletzt oder eine Sache beschädigt so ist der Betriebsunternehmer verpflichtet, dem Ver- etzten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen Als Kraftfahrzeuge im S nne dieses Gesetzes gelten Wagen oder Fahrrärer, welche durch elementare Triebkraft bttvegtwer- en, ohne an Wagengleise gebunden zu sein. Die Ersitzpflicht t ausgeichlossen, wenn der Unfall durch höhere Gewalt oder urch eigenes Verschulden des Verletzten verursacht worden ist. Im Falle der Beschädigung einer Sache steht das Verschulden desjenigen, welcher die tatsächliche Gewalt über die Sache aus übt, dem Verschulden des Verletzten gleich." Die Ansprüche auf Schadenersatz verjähren in zwei Jahren von dem Unfall an. Die reichsgesetz lichen Vorschriften bleiben unberührt, wonach der Betriebsunternehmer noch in weiterem Umfange als nach diesem Gesetze haften soll. In der Begründung heißt es, daß für Automobilschäden künftig nicht mehr bloß nach den allgemeinen auf dem Verschul-' dungsprinzip beruhenden Grundsätzen des B.-G.-B. Zentrum nnd Reichskolonialamt. Die „Köln. Volksztg." bestätigt jetzt die auch von uns gebrachte Meldung, daß sich das Zentrum in seiner letzten Fraktionssitzung entschlossen hat, gegen die Errichtung eines selbständigen Kolonial amtes zu stimmen. Zugleich sucht das rheinische Zentrumsblatt die Ansicht zu entkräften, daß dieser Beschluß gegen den Erbprinzen von Hohen lohe persönlich gerichtet sei. Sie erinnert vielmehr daran, daß schon 1904, als der Reichskanzler zum ersten Male im Reichstage die Errichtung eines Reichskolonialamtes anregte, Abg. Spahn sofort namens der Zentrumsfraktion die schwersten Bedenken oagegen geäußert habe, desgleichen Abg. Dr. Fritzen als Etatsredner 1905. „Das war zu einer Zeit, als noch niemand daran dachte, daß Erbprinz Hohen lohe jemals für den Posten eines Staatssekretärs in Frage kommen werde." — Das ist gewiß richtig, ändert aber daran nichts, daß die jetzige Ablehnung als eine persönliche Unfreundlichkeit gegen den Erb prinzen aufgefaßt werden muß. Die Haltung des Zentrums läßt befürchten, daß nun der ganze Plan fällt. Denn es scheinen nun nur Konservative und Nationalliberale für die Errichtung des Kolonialamtes zu fein. Zentrum ist Trumpf. Nachdem der Divistonspfarrer Bachstein in Osnabrück wegen seines Vortrages im Osnabrücker Zweigverein des Evangelischen Bundes, in dem er ich einer Herabsetzung des Papsttums, des Marisn- !ultus und der „heiligen Messe" schuldig gemacht haben soll, vom Divisionsgericht (23. Mai 1905), vom Oberkciegsgecicht Münster (26. Juni 1905) und, nach Aufhebung des Urteils durch das Reichsmilitär gericht, nochmals vom Oberkriegsgericht Münster (14. November) freigesprochen worden ist, hat nunmehr das Reichsmilitärgericht das Urteil des Oberkciegsgerichts in Münster zum zweiten Male aufgehoben und zur anderweitigen Verhandlung an die Vorinstanz zurückgewiesen. Der dreimal freige- prochene Herr Divisionspfarrer Bachstein ivird sich also zum s e ch st e n Male vor dem Gerichte ver antworten müssen und das Zentrum darf erneut hoffen, daß nun endlich die vom Gerichtsherrn so unerbittlich verlangte und von seiner Presse von Anfang an als gesichert bezeichnete Verurteilung er- olgt. Aber selbst, wenn DioisionSpfarrer Bachstein zum vierten Male freigesprochen werden sollte, ist dafür gesorgt, daß seine Gegnerschaft gegen den Ultramontanismus fürchterlich geahndet wird. Wie man dei „Tägl. Rundsch." mitteilt, ist Herrn Bvisionspfarrer Bachstein von einem Vorgesetzten nahegelegt n orden, sein Amt niederzulegen, da sonst der betreffenden Stelle bei den Machtver- hältnissen des Zentrums ungeheure Schwierigkeiten entständen. Herr Divistonspfarrer Bachstein hat sich zu diesem Verzicht auf sein Amt auch schon im November bereit erklärt und als Termin der Ein reichung seines Entlassungsgesuches die Beendigung einer Prozesse festgesetzt. Herr Divistonspfarrer Jachstem verliert also wegen eines dem Zentrum unangenehmen Vortrages, an dem drei preußische Gerichte kein Fehl finden konnten, sein Amt, wird wirtschaftlich durch die Prozeßkosten ruiniert, wahrscheinlich auch noch verurteilt, und hat die Aufregungen und Mühen von 6 Gerichtsverhand lungen als Dreingabe! — Damit wird dann viel leicht auch das Zentrum vorläufig zufrieden sein und dem Kriegsministerium hoffentlich nichts weiter nachtragen. Zentrum ist Trumpf und wehe dem, der sich an ihm versündigt! Zur Puttkamer Affäre weiß das „B. T." zu melden, daß die Beschwerde schrift der Akwa-Häuptlinge nicht von dem „Prinzen Akwa" verfaßt sei, wie von Pnttkamers Freunden behauptet wurde, sondern von — Missionaren der Baseler Mission. oder Körperverletzungen. Ein Streik gegen sozialdemokratische Arbeitgeber ist in Berlin zu erwarten. Die Berliner Barbier- die Haftung aufgestellt werden soll, sondern sie soll z e h i l f e n haben in einer außerordentlichen erheblich verschärft werden im Interesse der Sicher- Generalversammlung beschlossen, in eine Lohnbe- heit des Verkehrs und zwar nach dem Vorbilde der wegung einzutreten, die sich hauptsächlich gegen die Vorschriften des Gesetzes, betr. die Verbindlichkeit zum fast ausschließlich aus Sozialdemokraten bestehende Schadensersätze für die bei den Betrieben von Eisen- „Freie Vereinigung selbständiger Barbiere" richtet, bahnen, Bergwerken usw. herbeigeführten Tötungen Den Anstoß zu der Lohnbewegung gab die Kündigung des nach dem letzten Streik abgeschlossenen Tarif»