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WockeMM für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg UN» Umgegend. Erscheint: «ttttwoch« und «onnabenb«. «bonnementspretS: (einschl. des jeder Sonnabend-Nr. beiliegenden Sonntagsblattes) Vierteljährlich Kark. werden mit 10 Pfennigen für den kaum einer gespaltenen LorpuS. Zeil« berechnet u. find bi« spätesten« Dienstag» und Freitag« Vormittag« » Uhr hier austugeben. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. ZweimMrcMBer Jahrgang. »uchdruckerei von «ruft «udmta Körfter in Pulsnitz. Verantwortliche Redaktion, Druck und Verlag von Paul KSever in PulSnitz. <Seschjft«fteNen für NönigSbrück: bet Herrn Kaufmann R. Tschersich Dresden: Annoncen- Bureau'S Haasenstein L Vogler, Jn- validendank, W. Saalbach. Leipzig, Rudolph Rosie, Haasenstein L Vogler. Berlin: Lentralannoncenbureau für sämmtliche deutsche Zeitungen. von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag betliegen oder nicht. Wxpsü. Äs» Sonnabeil». 75. 18. September 1880. Bekanntmachung. Auf die Dauer des Herrn Regierungsrath von Zezschwttz vom 16. laufenden Monats bis 6. October dieses Jahres ertheilten Urlaubs wird Herr CommissionS- rath Bachmann die Leitung der Geschäfte der Amtshauptmannschaft Kamenz übernehmen. Bautzen, am 15. September 1880. DerKreishauptmann. . von Beust. S t eck bric^ Gegen den unten beschriebenen Stellmachergesellen Julius August Wenzel aus Dreißighuben, Kreis Reichenbach in Schlesien, zuletzt in Großröhrsdorf wohnhaft, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen mehrerer Diebstähle verhängt. ES wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Amtsgerichts-Gefängniß zu Pulsnitz abzuliefern. PulSnitz, den 14. September 1880. Der Königliche Amtsanwalt. I. St.: Seyfert, Ref. Beschreibung: Alter: 37 Jahre. Statur: schwächlich. Haare: dunkel. Nase: spitz. Gesicht: länglich. Gesichtsfarbe: blaß. Sprache: schlesischer Dialect. Kleidung: dunkler Rock, dunkle Hose und Weste, schwarzer Hut und Halbstiesel. BekannNnachung, die Reinigung der pneumatischen Bierapparate betr. Unter Bezugnahme auf die von der Königlichen Kreishauptmannschaft zu Bautzen unterm 19. Juli d. I. erlassenen, denjenigen Schankwirthschaftsinhabern, welche sich eines pneumatischen Bierapparates bedienen, bereits bekannt gemachten Verordnung, die Reinigung dieser Apparate betr., wird hiermit zur öffentlichen Kenntnih gebracht, daß Herrn Kupferschmiedemeister August Robert IL<»Sina«ia, hier, die Function als Aufseher über die vorzunehmende Reinigung der pneumatischen Bierdruckapparate übertragen worden ist. Die jedesmalige Reinigung dieser Apparate hat in Gegenwart des Herrn Hoffmann stattzufinden und die Besitzer solcher haben deshalb Tag und Stunde der von ihnen beabsichtigten jedesmaligen Reinigung derselben dem Herrn Hoffmann anzuzeigen oder sich sonst mit demselben über die Zeit der Vornahme der Reinigung ihrer Apparate zu verständigen. Die Reinigung hat allwöchentlich mindestens ein Mal in der vorgeschriebenen Weise stattzufinden. Im Uebrigen ist hierbei den Anordnungen des Hrrrn Hoffmann allenthalben nachzugehen. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnung werden mit Geldstrafe bis zu 150 oder entsprechender Haft bestraft. PulSnitz, am 17. September 1880. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Der Pessimismus im deutsche» Bollsleven. Man kann fast alle Tage die Beobachtung machen, daß überall, wo zwei oder mehrere Deutsche beisammen sind, irgend etwas im deutschen Reiche getadelt und be mäkelt wird, häufig reißt man eine Institution aber auch gleich mit heftigen Worten herunter und schimpft schließlich wohl gar über Einrichtungen, deren absolute Verkehrtheit in der Regel gar nicht erwiesen ist. ES giebt im menschlichen Leben nun allerdings eine ehrliche und berechtigte Unzufriedenheit, die hervorge bracht wird durch thatsächliche, graffe Uebelstände oder durch die Unvollkommenheit des bisher Erreichten, aber „Hand ans Herz!" könnte man Wohl jedem raisonnirenden Deutschen zurufen, giebt rS in Deutschland wirklich so viel zu klagen und zu jammern oder existiren die Noth stände nur in der Einbildung, Schwachheit und dem kurzen Verstände?! Ist denn in Deutschland wirklich ein so furchtbarer Nothstand vorhanden, daß jedem braven Bürger der Muth sinken muß? Liegen denn wirklich Hunderte und Tausende ohne Brot und ohne Arbeit auf der Straße und sind denn die Steuern wirk lich nicht zu erschwingen? — Wir glauben, daß Nie mand hierfür einen factischen Beweis erbringen kann, unsere sprichwörtliche Unzufriedenheit und Nörgelei an allem Bestehenden ist daher nur eine ganz unberechtigte Eigenthümlichkeit des deutschen Stammes, über deren wahre Ursachen wohl die größten Gelehrten im Zweifel sind. Vielfach bringt man das persönliche Unbehagen schnöder Weise sogar mit der Begründung des deutschen Reiche- in Verbindung. Das Reich soll zu viel Geld kosten, da» Reich brauche ein zu großes Heer und schließlich sei man trotzdem nicht vor großen Gefahren für den Reichsbestand sicher. Hat man vielleicht ge glaubt, das deutsche Reich und das größte nationale Atmeiuwesen k« Heyen Europas sei ohne ein tüchtiges Heer zu erhalten? Und ist dieses Heer denn wirklich in seinem Werthe für das Vaterland als zu thener erkauft, als nicht nutzbringend zu erachten? Wo bliebe denn die große Männerschule ohne das Heer und wer hat schon den Beweis dafür gebracht, daß ein starkes Heer wesen den Ruin eines Landes herbeiführe? Das König reich Preußen hat trotz seines kolossalen Militairismus, den es seit mehr als 100 Jahren trägt, sich in die Reihe der ersten Staaten emporgearbeitet und was dem ehemals kleinen Preußen möglich war, wird das große Deutschland wohl auch vollbringen, erdulden und er tragen können. Im Uebrigen dürfen wir doch wohl mit einigem Tröste auf unser Heer blicken, denn es hat bis jetzt noch Niemand gewagt, auch nur Miene zu machen, das deutsche Reich anzutasten und wenn eine ernste Prüfung an das deutsche Reich herantreten sollte, so wird das deutsche Heer seine Pflicht und Schuldig keit thun, mehr brauchen wir nicht zu sagen. WaS ferner Deutschlands materielle Wohlfahrt an betrifft, so beruht diese meistentheils auf Ursachen und Verhältnissen, welche mit dem Reiche und den« Heere nichts gemein haben. Ueberspeculationen und Handels krisen lassen sich nicht durch Reichsgesetze bannen und gegen Mißernte und ähnliche Calamitäten kann das Reich auch kein Kräutlein wachsen lassen. Und wenn sich unsere socialen Zustände, ja schließlich unsere guten Eigenschaften reducirt haben, daran ist das Reich wohl auch nicht Schuld, sondern die Deutschen. Es findet sich in dieser letzteren Beziehung aber glücklicher Weise nicht so viel Schlimmes vor, daß man nicht constatiren könnte, daß unserm Volke noch ein guter Kern innewohnt. Drum fort mit dem Pessimismus, fort mit der Klein- müthigkeit und Zaghaftigkeit, das Leben der Menschen und Völker bleibt ein Kampf und nur dem Kämpfer winkt ein Preis. Zeitereignisse. Radeberg. In der festlich geschückten Stadt trafen am 13. Sept, unter Vorausfahrt des Kreishauptmanns von Einsiedel und des Amtshauptmanns von Metzsch König Albert und Königin Carola in Begleitung des Ober hofmarschalls von Lüttichau, Exz., des Flügeladjutanten Oberstlieutenant von Minkwitz, der Hofdamen Gräfin von Einsiedel und von Lützerode, ein. Namens der Stadt und in Vertretung des abwesenden Bürgermeisters be grüßte der Vorstand des Stadtverordnetenkollegiums Rechtsanwalt Oertel das Königspaar und brachte dem selben ein dreifaches Hoch aus, welches einen freudigen tausendstimmigen Wiederhall fand. Se. Maj. ließ sich hierauf die städtischen Kollegien, den Superintendent Schweinitz, Amtsrichter Tränkner und Direktor Alberti vorstellen, Ihre Maj. nahm aus dcr Hand der Tochter des Letzteren ein Bouquet entgegen. Hierauf erfolgte die Abfahrt nach dem Schießhause, dem Platz der landwirth- schaftlichen Ausstellung, woselbst 3^ Uhr die vom Stadt« mnsikchor von Radeberg intonirte Sachsenhymne die An kunst dcr Majestäten signalisirte. Die ersten Klassen der Bürgerschule unter Leitung des Direktors Hamann, und Lehrers Glaser hatten am Eingang Aufstellung genommen. Ihre Majestäten nahmen die Begrüßung seitens des Lehnrichters Philipp, Vorstand des Ausstellungskomitees und des Rittergutsbesitzers Leuteritz, Vorstand des land» wirthschaftlichen Kreisvereins, entgegen, und hielten dann unter Führung der Komiteemitglieder einen Umgang durch die Ausstellung. In der Produktenhalle nahm Ihre Maj. ein von Fräulein Hartmann überreichtes Frucht bouquet an ; beide Majestäten sprachen sich mehrfach aner kennend über Anord»ung und Ausstellungsobjekte aus, waren auch sichtlich erfreut über die in herrlichen Exem plaren ausgestellten Goldorfen und andere Zuchtftsche hiesiger Gegend, ebenso über die Pferde eigener Zucht, welche nach Besichtigung im Stande noch besonders vor geführt wurden. Nachdem die allerhöchsten Herrschaften den Veranstaltern der Ausstellung und Mitgliedern de-