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Dresdner Journal : 26.04.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187904265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790426
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790426
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-04
- Tag 1879-04-26
-
Monat
1879-04
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 26.04.1879
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^85 Sonnabend, den 26. April. 1878. »k»nn»»e»t»prel,r I« ss«ui<m <l»vi»ri>«o U*trd«: ^Ldrlieb: . . 18 dl»rd ^^Lkrliod: 4 dl»rll bvkk. kmrblve Nummern.- 10 ?t La»»«ri»»Id 6e8äeut«!km> ReioLe» tritt ?08i- uoä 8t«npelrw»ed><t^ kinra. Io»er»t«aprel8er kür den liLura «iovr ^«»pLlteiivv ?stitr«iie SO kt. Unter „LrnsviLllät" äis Leite KO ?s Dres-ntrZomMl. ki-8edel»eo: 1^?Iick mit Xll8v»kmv <isr 8ol>v- anü keierts^e Xbsaä« für üeo sots?en<Ien Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. F> Unn.inis-ionLr äe, 1-reeüller louruitt»; U»»d«A - >«-U» Vte» »»»«! kr,nkkin t H.! DaaZEt«,« L ^o-ier, 8«rlm Vt«o-S»wd»rr ?r»G^r»L^lLrt 8. N. Ko«««,' I«rU»: S. /n«»ti-ie^<ianL, >r«w,»: F Schott«, >r««1»»: L.-tan--«'» öüre»u; CdemLtt»: Voigt; rrinktvt ». ».: L ^a,A«^8ods u. F. U. Lerrmsn»- »cde 8uckd»väluo^; 84rUt»: 6. ^ktÄirr, 8»nLorir: 6 8e^«i»«/er,' k»rt» I«rU»-kr»»iltl»rt ». > Stnt»^»rt: Da«-« L Uo, L»»dnr,: D ^t«t LteiE. N«r»usss»derr Lvoial. krpeiiition 6« Dresdner 7oorn»1», Ilreeüeii, 2vili8er»tr»E kio >0. Nachkestellungen auf das „Dresdner Journal" für die Monate Mai und Juni werden zu dem Preise von 3 Mark angenommen für Dresden bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für auswärts bei den betreffenden Post anstalten. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die JnsertionSgebühren werden im Jnseraten- theile mit 20 Pf. für die gespaltene Petitzeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „Eingesandtes" sind die Jnsertions- gebühren auf 50 Pf. pro Zeile festgestellt. In Dresden-Neustadt können Abonnements bestellungen auf das „Dresdner Journal" abge geben werden in der Kunst- und Musikalien handlung des Herrn Adolf Brauer (Haupt straße 31), woselbst auch Inserate zur Beför derung an unfer Blatt angenommen werden. WM" Die in Dresden für die Monate Mai und Juni neu hinzutretenden Abonnenten erhalten die im April noch scheinenden Num mern des Blattes vom Tage der Bestellung an gratis zugesandt. uönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Dresden, 24. April. Se. Majestät der König hat dem Königlich Württembergischen Geheimen Commer- zienrathe Wilhelm von Baensch daS Comthurkreuz U. Classe deS AlbrechtSordenS zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte«. Bremen, Freitag, 25. April. (W. T. B.) Eine gestern Abend im „Tivoli" abgebaltene Lersamm- lang von 3000 Reichttagswadlern, in welcher der Lbg. MoSle seine Stellung zu der neuen Zoll- tarifvorlage darlegte, beschloß eine Resolution, welche die nationale Wirtschaftspolitik deS Reicht- kanzlert für nothwendig und zweckmäßig erachtet und dat volle Vertrauen znr Reichtregierung auS- spricht, daß neben den berechtigten Interessen der Gewerbe und der Landwirtschaft anch die Inte ressen deS Handelt und der Schifffahrt vollste Be- rucknchkigung finden werden. Zn einer gleichzeitig im „Casino" stattgefun- denen allgemeinen Versammlung bekämpfte der Lbg. Meier die Zolltarifvorlage, der Präsident der Bürgerschaft, Claussen, aber die 8urt»xe. Die Versammlung ertheilte beiden Borträgen ihre Zu stimmung. Wien, Donnerttag, 24. April, Abend» SUHr. (Corr.-Bur.) Ein Handschreiben det Kaisers an den Erzherzog Karl Ludwig betont, daß der Erz herzog mit aufopfernder Hingebung, Berständniß und umsichtigem Eifer dat Meisterwerk der Lotiv- kirche kräftigst zur Vollendung gefördert habe, und fügt hinzu den anerkennendsten innigen Dank und dir hohe Befriedigung, mit welcher der hentige Areudeutag, ein wahret Familienfest aller Völker det Reichet, den Protector det Bauet erfüllen muß in dem Bewußtsein, de» gehegte« Erwar ¬ tungen ganz entsprochen za haben. (Vgl. unsere Wiener Correspondenz unter „Tage-geschichte") Dat Td^ütre pur^ im Opernbause bot einen feenhaften Anblick. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin wohnten demselben bei. DaS HauS war dicht besetzt. Der Regen hält seit heute Morgen an und ist noch jetzt (9 Uhr Abends) heftig. Der Prater bodeu ist für die schweren KeSwagen unpraktikabel. Die meteorologische Centralanstalt prognosticirt Fortdauer deS Regenwettert; daher wurde der Kestzug vorläufig auf übermorgen (Sonnabend) vertagt. London, Donnerttag, 24. April, Rachtö. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Unterhauses er klärte in Beantwortung einer Anfrage Goldsmid'S der Schatzkanzler, Sir S. H. Northcote, RivrrS Wilson werde, da er von seinem Posten in Aegyp ten entlassen sei, bald nach England zurückkrhren vvd wieder in den englischen Dienst eintretrv. Wann dies geschehen werde, könne er heute noch nicht sagen. Lon dem ParlamentSmitglirde RylandS wurde eine Resolution beantragt, die sich über die große Vermehrung der StaatSanSgaben tadelnd au»- spricht und die sofortige Reduktion der StaatS- auSgaben empfiehlt. ES knüpfte sich hieran eine längere Debatte. Der erste Lord der Admiralität, Smith, verthei- digte die Regierung, welche für die Zustände der letzten Jahre nicht verantwortlich sei. Die einzige Vermehrung der Ausgaben, für welche die Regierung verantwortlich gemacht werden könnte, sei diejenige für die Armee und Flotte im Betrage von 1 730 000 Pfd. Sterl. Diese könne auch die Opposition nicht redu- ciren. Smith vertheidigte sodann die Bestrebungen der Regierung, Englands Stellung als Großmacht aufrecht zu erhalten. Die Fortsetzung der Debatte wurde schließlich auf Montag vertagt. St. Petersburg, Freitag, 25. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „Neuen Zeit" zufolge fin det heute in dem hiesigen MilitärkreiSgericht unter Anwendung der Bestimmungen deS abgekürzten Gerichtsverfahrens die Aburteilung deS Offiziers Dvbrowin Statt, welcher währeud einer bei ihm voraenommenen Haussuchung auf dir Gendarmen geschossen hatte. (Vgl. die „Tagesgeschichte".) Morgen beginnt hierselbst der Proceß gegen die drei in Königsberg arretirten, deS Hochver rathS gegen Rußland avgrklagten russischen Stu denten Kurelitz, Chrovsohn und Liebermann. Belgrad, Donnerstag, 24. April. (Tel. d. Boh.) Die serbischen Truppen zersprengten die Arnautenbanden. Gleichzeitig wurde von der Pforte ein bewaffnetes Einschreiten wider dieselben zugefichert; sonach ist der Zwischenfall abgethan. (Vgl. die Rubrik „Zur Orientfrage".) Tagesgeschichte. * Berlin, 24. April. Die Nachricht, daß dem Reichstage in allernächster Zeit eine Vorlage zugehen werde, welche die Erwerbung der zum Bau eines Reichstagsgebäudes erforderlichen Grundstücke, zu nächst deS gräflich RaczynSki'schen Grundstück- betrifft, bestätigt sich. Der vom 15. März d. I. datirte Ver trag zwischen dem deutschen Reich und dem Grasen Karl RaczynSki, welcher die Zahlung einer Abtretungs summe von 1100 000 M. stipulirt, ist bereits dem BundeSrathe zugegangen. Der übrige Theil der durch Beschluß deS Reichstages vom 24. November 1871 zpm Bauplatz für daS Reichstagsgebäude designirten Fläche von 150 m Breite und 115 m Tiefe, ist thrils im Besitze des preußischen Staates, theils Straßen laud. Der Heranziehung von Privatgrundstücken be darf es zur unveränderten Ausführung des damals mit allseitiger Zustimmung aufgestellten Planes nur noch in dem Falle, daß ein Theil der an der östlichen Front des künftigen ReichStagsgebäudeS sich hinziehen den Sommerstraße für den Bau mit zu verwenden ist, wodurch eine entsprechende Verbreiterung der Sommer- straße auf der gegenüberliegenden (Stadt-) Seite be dingt wird. DaS hierzu erforderliche Terrain muß von den Grundstücken Sommerstraße 7 bis 9 bez. von dem Easernengrundstück Sommerstraße 10 abgezweigt wer den, von welchen das letztere dem Reiche, die ersteren aber der deutschen Eisenbahnbaugesellschaft gehören. Für den Complex in der Sommerstraße sollen 2 740000 M. und für den Eomplex in der Sommer- und Do- rotheenstraße zusammen 3 730000 M. gezahlt werden. Gämmtliche Grundstücke sind vertragsmäßig erworben zuc Errichtung eines Reichstagsgebäudes, wennBundeS- rath und Reichstag zustimmen. Die Verkäufer und bas Reich sind bis zum 1. Juli d. I. gebunden. Die Vorlage an den BundeSrath ist vom Reichskanzler mit einer Denkschrift begleitet, und eS wird beantragt: Der vundesrath wolle 1) sich damit einverstanden erklären, daß zum Zweck der Errichtung des Reichstagsgebäudes auf der Ostseite des Königsplatzes das Graf Raczynski'sche Grundstück angekauft und die dazu erforderlichen und dem Reichstagsgebäudefond zu entnehmenden Mittel durch den dem Reichstag vorzulegenden Nachtragsetat für das Jahr 1879/1880 bereit gestellt werden; 2) die Frage seiner Prüfung zu unterziehen, ob und wie weit eS nothwendig sein wird, die von der deutschen Eisen bahnbaugesellschaft angebotenen Grundstücke zu dem dafür geforderten Preise zu erwerben; 3) zu beschließen, daß eine commissarische Verhandlung mit dem königl. preußi schen DomänenfiScus über die Größe und den Preis des von diesem abzutretenden Areals einzuleiten sei. — Verschiedene Zeitungen beschäftigen sich mit der Frage, welche Dotation dem Feldmarschall Frhrn. v. Man teuffel gewährt werden solle, wenn ihm die Statt halterschaft in Elsaß-Lothringen übertragen würde. Die „N. Pr. Ztg." bemerk hierzu: „ES ist selbstver ständlich, daß auch über die Frage der Dotation für einen künftigen Statthalter von Elsaß-Lothringen nicht im persönlichen, sondern im sachlichen Interesse ver handelt werden muß. Die hierüber von den Zeitun gen gebrachten Erzählungen und die Ziffernangaben erscheinen als willkürliche Combinattonen." — Die „N.A.Z." schreibt: Ueber den Erwerb der zum Köln- Mindener Eisenbahnunternehmen gehörigen Zweig bahnen Oberhausen-Arnheim und Deutz-Gießen für den Staat, welcher diesem gegen Erstattung der Anlagekosten bekanntlich vertragsmäßig Vorbehalten ist, schweben mit der Gesellschaft Verhandlungen, die dem Abschlusse nahe sind. Wie wir hören, ist jetzt mit Rücksicht daraus, daß die Abtrennung dieser Zweig bahnen nicht ohne schädigende Rückwiikung auf die Stammbahn und die gesammte wirthschaftliche Lage des Unternehmens sein würde, von Selten der StaatS- regierung bei der Gesellschaft in Anregung gebracht worden, ob sie nicht vorziehen würde, das ganze Un ternehmen gegen angemessene Entschädigung an den Staat zu überlassen. Dem Vernehmen nach will die GesellschastSdirection zunächst in der Ende Juni statt findenden ordentlichen Generalversammlung der Aktio näre eine Beschlußfassung herbeisühren. -f-s- Koburg, 24. April. Gestern sind noch ander weite, auf die Justizorganisation sich beziehende Ministerialbekanntmachungen nebst einer Verordnung zur Publication gelangt. Dieselben betreffen die Staats verträge bezüglich der Aushebung des Gesammtober- appellationSgericht- zu Jeua, der Errichtung eine» gemeinschaftlichen OberlandeSgerichtS dortselbst, der Bildung gemeinschaftlicher SchwurgerichtSbezirke, der Begründung einer GerichtSgemeinschast für einzelne GebietStheile von Preußen, Sachjen-Koburg-Gotha und Sachsen-Meiningen, sowie bezüglich der Aufhebung de» gemeinschaftlichen AppellationSgericht» zu Eisenach. Die Verordnung betrifft die Herstellung der Schöffen - und Geschwornenlisten. * München, 24. April. Die Gemahlin deS Her zogs Max Emanuel wurde vorgestern Abend auf Schloß Bieberstein von einem kräftigen Knaben ent bunden. Mutter und Kind befinden sich wohl. — Der bereits signalisirte Erlaß des LardmalstaatSsecretärS Nina ist vom 16. April datirt und an den hiesigen Erzbischof 0r. Strichele gerichtet. Derselbe spricht den schärfsten Tadel über das Verhalten des 0r. Sigl, des Redacteurs des „Vaterland", gegenüber den kirch lichen Autoritäten, hauptsächlich gegenüber dem Run tiuS Masella, sodann gegen andere aller Achtung wür dige Personen aus und fordert den Erzbischof auf, den CleruS zu ermahnen, sich und die Gläubigen von jenem Blatte abzuwenden, und gleichzeitig eine Einladung an die übrigen bayerschcn Bischöfe zu richten, sie möch ten die gleiche Maßnahme ergreifen, außerdem den Vorstand deS katholischen Lasinos aufzufordern, den PeterSpfenuig nicht mehr von Dem anzunehmen, wel cher mit der kirchlichen Autorität Spott treibe und den Vertreter des Papstes in den Schmutz zu ziehe. Der Erz bischof kommt diesem Auftrage in einem Ordinariatserlaß vom 22. April aufs Nachdrücklichste nach. — Die heutige Nummer deS „Vaterland" veröffentlicht bereit» den Erlaß deS EardinalS Nina mit dem Bemerken, daß dieser Schlag der schmerzlichste sei, weil er von Rom geführt werde, für welches das Blatt so viel gekämpft und erduldet habe. Er, Or. Sigl, wolle jedoch zeigen, daß seine katholische Ueberzeugung nicht Schein und Maske sei, daß er die kirchliche Autorität nicht herab- ziehen, sondern derselben sich unterwerfen wolle. Habe er mit seinem Auftreten gegen den Nuntius gefehlt, so beuge er sich vor dem ihm gewordenen Tadel und ertragt Alles ohne Zorn und Groll. Wien, 24. April. Die au» Anlaß der silber nen Hochzeit des Kaiserpaares stattfindenden officiellen Festlichkeiten wurden mit einer gestern Abend in der Hofburg stattgehabten Soiree eröffnet. E» waren hierzu 3000 Einladungen ergangen. Der große Lere- moniensaal und 12 an denselben stoßende Apparte ments waren den Gästen deS Kaisers geöffnet. Um 9 Uhr erschienen die Majestäten (der Kaiser m Ula nenoberstenuniform, die Kaiserin in perlgrauem Seiden- kleide), gefolgt von dem Kronprinzen und sämmtlichen hier weilenden Erzherzögen. Die Majestäten durch schritten sämmtliche Säle, beehrten sehr viele Personen mit Ansprachen und zogen sich nach einer Stunde wie der in die inneren Gemächer zurück. — Am heutigen Tage präsentirt sich Wien in vollem Festkleide, dta- mentlich d»e innere Stadt und da wieder insbesondere die Ringstraße erscheinen auss Reichste mit Fahnen, Teppichen, Feston-, Blumenguirlanden, Wappen, mit Bildnissen und Büsten de-Jubelpaare- decorirt. Dir- und die unzähligen, sich läng» der ganzen Ringstraße hinziehenden, oft riesigen Tribünen (eS giebt solche, die 3000 Personen fassen) geben dieser Straße ein ganz eigentümliche», überaus festliches Aussehen. Trotz de» um 8 Uhr Morgens begonnenen RegenwetterS standen in dichtgedrängten Reihen doch Tausende und Tausende hinter dem sich von der Hofburg bi- zur Votlvkirche hinziehenden Spalier. Um 10 Uhr begann die Auf fahrt der zur Einwelhuna der genannten Kirche ge ladenen Persönlichkeiten. In kurzen Intervallen fuh ren die Mehrzahl der hier anwesenden Erzherzöge und Erzherzoginnen, die Minister, viele Diplomaten, Ange- hörige der Aristokratie, kirchliche und weltliche Würden träger vor. Um H12 Uhr erschollen tausendstimmige Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 24. April: „Emilia Galotti", Trauerspiel in fünf Acten von G. E. Lessing. Mehr als e» in der Regel einem klassischen Trauerspiele gelingt, in diesem Theater ein zahlreiches Publicum zu versammln, hatte da- Lessing^sche Werk einen regen Zuschauerkreis gefunden. Dieser günstige Erfolg ist ganz wesentlich dem glück lichen Umstande zuzuschreiben, daß wir nach dem Ver lauf langer langer Zeit wieder dahin gelangt sind, eine Emilia zu haben, die den Forderungen de- Stücke- in dramatischer und, wa- mehr sagen will, in poetischer und psychologischer Weise durchaus Genüge leistet. Diese Forderungen sind viel größer und schwieriger, als eS sich die meisten Darstellerinnen träumen lassen. ES kommt daraus an, in der erregbaren Emilia, die eben im Begriffe steht, eine glänzende, ihr nicht unsym pathisch«, aber doch nur ihrerseits von höflichen HerzenS- empfindungen begleitete Convemcnzheirath zu schließen, auch jenen Theil deS Seelen- und Sinnenleben» zu zeigen, welcher gleichsam hinter der Scene der Wirk lichkeit und im Bann einer tugendstrengen Erziehung liegt. Gegenüber ihrer Situation »um Prinzen muß sie ohne Worte sagen, waS sie selbst nicht weiß, was aber nicht blo- allgemein sinnlich, sondern individuell sinnlich in ihr vorhanden ist, sie mit der Dämonie erwachender Leidenschaft bedroht, und ihre Opferung durch Baterhand wenigsten« ebenso erklären hilft, wie e» der gewaltsame Rigoristencharatler Odoardo- thut Diese Seite der Emilia, die dereinst Frau Bayer innerhalb der sinnlichen Sphäre und in der ihr eigen- thümlichen Verschleierung durch idealistische Färbung mit begeisterungsvollem Schwung poetisch enthüllte, hat auch Frl. Ellmenreich sehr richtig erkannt und nach der Neigung ihres Talente- mit mehr realistischer, zur Detailmalerei führenden Haltung ganz vorzüglich ver anschaulicht. Die Künstlerin hält in allen Scenen eine südlän dische Leben-Wahrheit aufrecht und gewährt dem Zu schauer den Genuß einer glaubhaften Erscheinung, mit leiderweckend und erschütternd in ihrem Untergang durch den Ansturm eine- dunkeln Verhängnisse-, das mit den leichtgewobenen, unsichtbaren Spinnensäden des Zufalls herbeigezogen wird. Die Leistung, eine der harmonievollsten von Frl. Ellmenreich, fand den bei fälligsten Antheil. Die Rolle de- Appiani hatte Herr Koberstein für Herrn Dettmer bereitwilligst übernommen. O. B. Zur 25jährigeu Jubelfeier de» Tonkünstlerverein» in Dresden ward eine Festschrift vom Gesammtvorstande desselben herausgegeben, welche ein anspruchlose» Bild de- 25jährigen Verein-leben» und seiner künstlerisch ver- dlenstvoUen Thätigkeit giebt, welcher alle hiesigen Musikfreunde so reichen Genuß al» willkommene För derung ihrer Musikkennttilß zu danken haben. Die Einleitung (von M. Fürstenau, Vorsitzendem) weist daraus hin, daß seiner Zeit unter den jüngeren Kräften der königl. Kapelle und der Clavierspieler Dresden» immer lebhafter der Wunsch rege wurde, die ihnen noch fremden Jnstrumentalwerke der Kammermusik älterer und neuerer Zeit kennen zu lernen und dem Publicum vorzuführen. Ein Quartettverein, bestehend au- den Herren F. Hüllweck, T. Körner, L. Göring und E. Kummer, gab diesem Verlangen zuerst (unter Theilnahme deS hier anwesenden R. Volkmann) im kleinen Kreise willkommene Nahrung, und an einem solchen Musikabend bei R. Pohl, bei welchem auch der bereits verstorbene Heinrich RicciuS mitwirkte, wurde der Entschluß gesoßt, einen Verein zu gründen, in welchem die Jnstrumentalwerke für Kammermusik alter, auch der neuesten Zeit, Pflege und Ausführung finden sollten. So entstand der DreSvner Tonkünstlerverein, über dessen Entwickelung, Schicksale und WachSthum die nun folgende Chronik Auskunft giebt, der wir das Folgende entnehmen. „Nach 25 Jahren hat sich der Verein zu voller Blüthe entfaltet und zeigt ein stetige- Wachsen, sowohl in Bezug aus die Zahl der Mitglieder, al- m Hin blick aus die Theilnahme de- kunstsinnigen Publicum» Dresden-, an der Spitze Se. Majestät unser allver- ehrter König und die Mitglieder des allerhöchsten Königshauses, die hohen Vorstände der königl. Kapelle, die hervorragenden Kunstfreunde und die gesammte Presse der Residenz, welche dem Verein stet» ein regeS und förderndes Interesse gewidmet hat. In begeisterter, ideeller Stimmung, ohne jede Aussicht auf Erfüllung materieller Interessen, ward der Verein gegründet, und so hat er sich bis zum heutigen Tage erhalten. Nur der kunstbegeisterten Ovferwllligkcit der ordentlichen und außerordentlichen Mitglieder, zumal der au-füh renden, ist eS zu danken, daß die» geschehen tonnte. Jedenfalls ist eS in der jetzigen, fast nur der Jagd nach Erwerb ergebenen Zeit eine erfreuliche und be ruhigende Erscheinung, daß es doch noch möglich ist, so ideal zu denken und zu handeln. Doppelt erquickend dürfte diese Wahrnehmung sein, wenn man wiederum manche gegentheilige Erfahrung in Künstlerkreisen machen muß. Häufig waren in den ersten BereiuS- jahren die Abende, an welchen auswärtige Kunstge nossen durch ihre eminenten Leistungen die Mitglieder deS Verein» erfreuten. Damals arrangirten die auf Reisen befindlichen Künstler mit Unterstützung einer am Orte befindlichen Musikalienhandlung ihre Lon- certe meisten» selbst, mußten deshalb längere Zeit in den betreffenden Städten verweilen und wurden da durch bekannt mit den dasigen Kunstkreisen und «unst- genossen. Gegenseitiger Verkehr sührte näher, und so wurde ohne jegliche Rücksicht auf Erwerb und mate riellen Gewinn musicirt, worauf dann fröhliche Stun den im geselligen Zusammensein folgten. Jetzt ist da- ander» geworden. Da- Coacertwesen befindet sich fast ausschließlich in den Händen von Agenten, und so erscheint der Künstler gewöhnlich erst am Concerttage, bisweilen wenige Stunden vor seinem Auftreten, um nach rascher Abwickelung de- Eoncerte« mit dem Dampfroß anderen Städten und Unterneh mungen zuzueilen. Diese fieberhafte Thätigkeit mag geschäftsmäßig und eindringlich jein, künstlerisch dürfte sie kaum genannt werden. Die Thätigkeit de» Tonkünstlerverein» während feine» 25 jährigen Bestehen» wird am schlagendsten illustrirt durch die der Festschrift beigegedenen Ber- »eichmjse der zur «utführung gekommenen Musikstücke. Darau» erglebt sich, daß der Verein seine Ausgabe
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