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es 1 * ist l 1. stadt arr wer» tcken iner Allgemeiner Anzeiger für -ie Stadt Aue n. Umgebung. inkl. der» werthvollen Beilagen vierteljährlich Verantwortlicher Redaktenr: Emil HtgtMtisttr Aue (Erzgebirge.) - Reklamen pro Zeile LV Pfg. , mit Bringerlohn 1 Mk. Redaktion n. Expedition «ue, Marktstraße. Alle Postan,talten und Landbriefträger dnrch die Post t Mk. - nehmen Bestellungen an. ' No. 75. Freitag, den 25. Juni 1897. 10. Jahrgang. Bürgerrecht Aue. Nach K 17 der revidirten Städteordnung sind zum Erwerbe des Bürgerrechts die Gemeindemitglieder berechtigt, welche 1., die Sächsische Staatsangehörigkeit besitzen, 2., das 25. Lebensjahr erfüllt haben, 3., öffentliche Armenunterstützung weder beziehen, noch innerhalb der letzten 2 Jahre bezogen haben, 4., unbescholten sind, 5, eine direkte Staatssteuer von mindestens 3 Mk. entrichten. 6., aus die letzten zwei Jahre ihre Staatssteuern und Gemeindeabgaben, Ar men- und Schulanlagen am Orte ihres bisherigen Aufenthaltes vollständig entrichtet haben, 7., entweder L , im Gemeindebezirk ansässig sind, oder d,, daselbst seit wenigstens 2 Jahren ihren wesentlichen Wohnsitz haben, oder o., in einer anderen Stadt des Königreichs Sachsen bi» zur Aus gabe ihres bisherigen Wohnsitzes stimmberechtigte Bürger waren. Dagegen sind zum Erwerbe des Bürgerrechts verpflichtet, die hierzu be rechtigten Gemeindemitglieder, welche ä.., männlichen Geschlechts sind, L., seit 3 Jahren ihren wesentlichen Wohnsitz im Gemeindebezirk haben und 6. mindestens 9 Mk. an direkten Staatssteuern jährlich zu entrichten haben. Die zum Erwerbe des Bürgerrechts verpflichteten hiesigen Einwohner wer- den hiermit aufgefordert, sich bis zum IS. Juli 1«S7 bei Vermeidung einer Ordnungsstrafe von iv Mk. in unserer RathSregiftratur, Schwar zenbergerstr. 10, 1 Treppe zu melden. Hierbei sind vorzulegen der Staatseinkommensteuer- und der Stadtanlagen zettel, der Geburtsschein und der StaatSangehörtgkeitSauSweiS. AU», am 18. Juni 1897. Der Math der Stadt- Dr. Kretzschmar. Kühn. Aus letzter Woche. Bei Zaren» hat in vergangener Woche der Klapperstorch ein kleine» Mädel gebracht und der arme, an schweren Lungen übel erkrankte Großfürst Georg behält einstweilen noch seinen Thronfölger-Titel. Herr Faure, der in einigen Wochen nach Petersburg kommt, wird sebenso herzlich gratulieren können, wie ihm von feiten der europäischen Souveräne — die Kö- nigin Viktoria ausgenommen — zu seiner „Errettung" gra tuliert worden ist. Weshalb mag die Königin Englands, die dieser' Tage da» diamantene Regterungsjubiläum feiert, dem Faure ihre Glückwünsche vorenthalten haben? Vermut- sich, «veil sie von dem Charakter des „Attentats", das leb haft an da» Radieschcnsamen-Attentat gegen Caprivi erinnert, rechtzeitig genauere Kenntnis erhielt. Herr Lipine, derPoli- zeichef von Paris, läßt die bekannte ,fieberhafte Thätigkeit" entfalte^ um des Thäters habhaft zu werden, und das ist um so notwendiger, als die ganze Affäre unfehlbar der Lächer- lichkeit verfallen wäre, wenn nicht am Mittwoch ein neuer Bombenanschlag, ernster, wenn gleich ebenso erfolglos wie der vom vorigen Sonntag, stattgcfunden hätte. Forscht mau schon vergebens nach den „politischen" Motiven des SonntagSat- tentäter», so steht man bei den Granden des Mittwochsmen- sehen völlig vor einem Rätsel, da sich sein Bubenstreich schein bar gegen da» Standbild der Stadt Straßburg aus dem Konkordienplatz richtet Gerade das Andenken an Straßburg gilt doch bei den Franzosen aller Parteischattirungen als hei lig! Da» unbegreifliche erregt aber stets das größte Auf sehen und vielleicht war es dem Verüber darum am meisten zu thun. Hat doch auch England sein unbegreifliches Ereig nis, den Selbstmord des kühnen und glücklichen Spekulanten Barney Barnato, aufzuweisen. Barnato hatte es vom Zirkus- klown in zwanzig Jahren zum hundertfachen Millionär "ge bracht. Die vornehme Welt, die sonst dein Vespasianischen Grundsatz huldigt: „Geld stinkt nicht I" hat dem armen Barnato gegenüber davon eine Ausnahme gemacht; sie hat Ihn nie in ihre Reihen ausgenommen, wie andere Geldfürsten, wie die Rothschild«», Makehs, Vanderbilts und wie sie sonst noch heißen. Nachdem er durch Gründung von Diamanten- und Goldminen sich nicht nur selbst bereicherte, sondem auch hundert andern hochstehenden und reichen Persönlichkeiten England» zu noch mehreren Millionen verhülfen hatte, als sie ohnehin schon besaßen, ließ inan ihn links liegen. Vor zwei Jahren strebte er danach, Mitglied des vornehmen Eanl- ton-KlubS zu werden und unterstützte sein Aufnahmegesuch durch Beilegung eines Checkt von 200000 Mk. zuWahlzwek- ken. Gesuch und Chek kamen aber mit kühler Bemerkung zurüch „Dankend abgelehnt". Es ging dem Barnato in die ser Beziehung wie früher dem Dr. StrouSberg in Berlin, der in der „hohen" Gesellschaft auch keinen Eingang fand und der später in einem ärmlichen garni starb Man berech net im Lande, daß den Diamanten-und Goldminenkrach im Herb ste 189b den Aktienbesitzern einen Verlusts von 4 Milliarden gebracht hat. Barnato selber soll nur wenig verloren haben und wenn er jetzt auf einer „Lustreise in die Ewigkeit ange treten hat, indem er in» Meer sprang, so sind in seinen finanziellen Verhältnissen die Gründe hierfür nicht zu suchen. Aus dem Gebiete der hohen Politik hat die Woche eigent lich nur die Annexion der Hawai-Jnseln durch Nordamerika gebracht, der allerdings der Senat in Washington noch mit Zweitrittel-Mehrheit bestätigen muß, und gegen welche Japan schon Protest eingelegt hat. Von Cuba ist nichts zu reden und von den Friedensverhandlungen in Konstantinopel erst recht nicht, da die große Welt davon nicht-Authentische» er fährt. L» scheint jetzt, daß e» mehr Schwierigkeiten macht, eine Verständigung zwischen den Großmächten und dem S^l- tan, al» eine zwischen letzterem und dem Könige Georgio» herzustellen. Vorläufig ist wohl auf eine» Abschluß der Ver handlungen nicht zu rechnen. — In Oesterreich tobt der Kampf um den Sprachenerlaß ungeschwächt weiter und wenn auch tschechischer- und regierung-srit» so grthan wird, al» such« man ein«, -r- die» doch in einer Weise, die den Deutschen kaum erlaubt, den Versuch m'tzumachen und die nur den Zweck zu haben scheint, sie der Oeffentlichkeit gegenüber ins Unrecht zu setzen. Die gründlich verunglückte Erklärung de» Verbote» drS Deut schentages in Eger, der am 13. d. stattfinden sollte, ist ein Zeichen dafür. — Reichlichen Zeitungsstoff boten die Gerüchte über abermalige Ministerkrisen, die Verzögerung der Wieder besetzung de» Stephanschen hohen Postens, für den der zu- rückgetretene Staatssekretär der Marine, Admiral Hollmann, ausersehen sein sollte, die Unterbrechung der Badekur des Herrn v. Miquel, die Ernennung de» Kontrc-Admiral» v. Tirpitz zum Nachfolger HollmannS, die angeblichen Flotten- Pläne des Herrn von Tirpitz, das Gerücht von der nicht ganz freiwilligen Amtsmüdigkeit des Herrn v. Bötticher und was dergleichen gänzlich unkontrollierbare Lesarten noch mehr wa ren. Da außer »er Neubesetzung des Reichs-Marineamts noch keine der angeschnittenen „Fragen" erledigt ist, reicht der Stoff noch für wenigsten acht Tage und das ist eine Wohlthat für die Zeit, die nach der sauren Gurke ihren Na men trägt. Alls- dem AuerthaL und Umgebung. Rittheilmigeu von localem Interesse sind der Redaction siet» willkommen. Am Sonntag und Montag tagte hier die Sächsische Missionskonferenz, in Verbinduug mit dem Missionsfest unseres Kreises. Kirchliche Festtage waren es für unsere Stadt und daß ein christlicher Sinn in unserer Bevöl kerung herrscht, bewies die große Teilnahme an der programmgemäßen Feier. Sonntag Nachmittag begann das Missionsfest in unserer schön geschmückten Kirche. Die Festpredigt hielt Herr Pfarrer Bretschnetder aus Flemmingen' sie endete in einer Mahnung an die Ge meinde, die MissionSthätigkeit nach allen Seiten kräftig zu unterstützen. Die eingesammelte Kollekte ergab die ansehnliche Summe von 144 Mk. 44 Pfg. Nach dem Festgottesdienst sand eine Nachversammlung im Schieß hause statt, die sehr stark von Missionsfreunden besucht war. Nach der Begrüßung der Anwesenden durch Herrn Pfarrer Thomas hielt Herr Missionar Handmann aus Leipzig einen lebenswahren Vort.ag über seine Missions- t.ätigkeit unter den Tamulen Ostasiens, Herr Pfarrer Paul aus Lorenzkirchen schilderte seine Erfahrungen unter den Wakamba- und Zschagganegern, Die Vorträge er regten das allgemeine Interesse aller Anwesenden, in lebensvoller Darstellung gaben sie ein Bild der regen Arbeitslust, der gefahrvollen Dienste in unserer Missionare unter den Heiden, einen Einblick und deren Geistesleben, ihr Denken und Fühlen. Gemeinsame Gesänge und Vorträge des Kirchenchors bildeten eine wirkungsvolle Bei gabe des Festes. Montag Vormittag 11 Uhr fand die Jahresversammlung, der Mission-konferenz im Schiebhause statt. Die Biblische Ansprache hielt Hr. Sup. lir. Noth aus Schneeberg, einen fesselnden Vortrag, über die Nothwendigkeit und den Werth der Mission für das Christenleben des Einzelnen wie für die Gemeinde „Herr Pfarrer .v Sehdewitz aus Leipzig" Nachmittags Uhr fand ein MissionSünschauungsunterrtcht im Saale des SchießhauseS statt, den Herr MissionSsrnior Handmann aus Leipzig in fesselnder Weise vortrug. Auch hier war die Betheiligung wieder eine sehr große. Die Festtage werden bei allen Theilnehmern eine freundliche Erinnerung hinterlassen, mancher wird die Lehren christlicher Nächstenliebe noch mehr ins Herz ge schlossen haben, wo er gehört hat, wie unsere Mstionäre unter den wilden Völkerschaften unter den größten Ent behrungen und in uneigennützigster Weise ihrem gefahr- vollen Berufe vorstehen. Möge ihr Werk stets vom reichsten Segen begleitet sein und die Mission stet» offene Herzen und Hände kür ibro s.rnrer-.c. M-L... - Aus Sachsen und Umgebung. Leipzig, 13. Juni. Die Preise, welche von den Haus besitzern desjenigen Stadtteils gefordert werden, welcher einem völligen Umbau unterzogen werden soll, schwanken zwischen 228 und 127S Mk für den Quadratmeter. Diese große Preisschwankung erklärt sich aus der Lage der Grundstücke. — Ein neues Theater-Unternehmen soll am 15. September eröffnet werden — ein „Intimes Theater" im Rokkokosaale des Hotel de Pologne. Das Theater wird mit den neusten Dekorationen und Beleuchtungs mitteln versehen sein, die Aufführungen beginnen mit klassischen Stücken und enden mit Gerhard Hauptmann. Leiter dieses „Intimen Theaters" ist Herr Arthur Walde mar, welcher sich im Ensemble der Literarischen Gesellschaft einen Namen erworben hat. — In der Dresdener Stadtvcrordnetensitzung erregte die Mitteilung des Stadtverordneten Kändler nicht ge ringe Aufregung, daß der Firma He ioS eine Viertelmil lion Mark mehr für ihre Lieferung gezahlt worden sei, als es geschehen wäre, wenn man von anderen Firmen gleicher Art die Preise eingeholt und mit diesen für da elektrische Werk abgeschlossen hätte. Durch den Stadtver ordneten Bierling gelangte ein Antrag zur Annahme, festzustellen, welcher Beamte die Ueberschreitungen ver schuldet habe. — Zwei Kutscher und ein Handarbeiter hatten vor einigen Wochen die Ruhebänke im Birkenwäldchen zu Dresden und im Waldpark zu Blasewitz herausgewuchtet, Pfäle von Warnungstafeln herrausgerissen, Zäune und Gartenmauern beschädigt etc. Jedem wurdeeine einjährige Gefängnisstrafe und drei Jahre Ehrenrechtsverlust auf erlegt. — Wurzen, 18. Juni. Der vormalige RatSexpedisnt Curt Kröbsch hatte bekanntlich sich zahlreicher Unterschlag ungen schuldig gemacht. Die unterschlagenen Gelder waren meist durch den Vater des Kröbsch gedeckt worden Der ungetreue Beamte hatte sich nun vor dem Landge richt Leipzig zu verantworten. Das Gericht verurtheilt« ihn zu 1 Jahr.3 Monate Gefängnis. Der junge Mann soll seinen Leichtsinn bitter bereuen. — Der „Döbelner Anz." schreibt: „Unsere Mulde wird jetzt nkieder in kürzeren Zwischenräumen in ekler und schädlicher Weise verunreinigt. Heute zeigt ihr Wasser wieder eine rotbraune Farbe, die stets tagelang nachhält und darauf schließen läßt, daß chemische Bestandteile au«' einer Fabrik in die Mulde gelassen werden. Dieselbe Erscheinung wird auch in Roßwein beobachtet und ist es daher zweifellos, daß die Verunreinigung in der Frei- berger Gegend erfolgt. Nicht allein, daß durch die öfter« Wiederkehr solcher Wasseroergiftung der Fischbestand der Mulde, der sich seit einiger Zeit wieder etwas gebessert hatte, abermals zerstört wird, es ist auch (weshalb wir besonders dies erwähnen) kein Genuß, in solchem Wasser zu baden, und die Mulde bieici doch schließlich in alle» Muldenorten die einzige Badegelegenheit. ES ist daher srlr erwünscht daß dieser steten Verunreinigung nachgeforscht und dieselbe abgestellt werde." Metearalagischr». aromRerftm»» am 0 8 Uhr. Juni WetterhttuSchen ans »er König. Albert-Brücke. Sehr Nocken 750 B-siänd. schön Schön Weiter — I 750 tempern In r «.sielstnS —am 23. Juni -s- LS* —I 740 » 24. „ -n 24* Windrichtung. — 730 am23. Juni R.-N. Regen (Wind) — Riel«".» '«»-II! . 24. „ S.-W.