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MsdrufferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Has .Wilsdruffer Tageblatt" erlchemt »n allen Wcrklagen nachmittags e Uffc. Deznasprels monallich 2,— BM. im Haus, bei Postdestellung l.80 RM. zuzüglich Bestellgeld, Einzelnummern 10 Slplg. Alle Postanstatten und Posl- baten, uchere Austräger u. , ... ,, ,, . lSeschästsstellc, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent. Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend gegen. Im Falle höherer Gcwall,^--' gec > Betriebsstörungen besteht »ein Anjpntch auf Lieferung der Fettung oder Kürzung dcs^Srzugsprcises. Rüchfendung eingesandter Schriftftüchc alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegcndem Tarif Nr. «. — Nachweisungs.Gebühr: 20 Sipfg. — Dorgefchrieben» Erscheinungstage und Platznorfchriften werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen. Annahme durch Fernruf üdermit. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr.L06i»l»nbAnAA"^d^chI men nur keine Gewahr. —— — — - Jeder Aabattanfpruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingczogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Mittwoch, den 22. Mai 1935 Wilsdruff-Dresden Nr. 118 — 94. Jahrgang Postscheck: Dresden 2640 Telegr.-Adr.: „Tageblatt Jie SnekWilM Mois Hillers Berlin, 21. Mai. Die fünfte Sitzung des nach der Machtübernahme durch Adolf Hitler zweiten deutschen Reichs tages war als ein besonders großes politisches Ereignis schon feit Bekanntgabe der Reichstagseinberufung gewertet und er wartet worden und zwar nicht nur von den Staatsmännern in den Hauptstädten der Welt, sondern auch von den Völkern selbst, insbesondere vom deutschen Volk. Unmittelbar nach Bekanntgabe des Sitzungstermins fetzte ein Sturm aus allen Schichten der Bevölkerung, aus allen Teilen des Reiches und aus dem Auslande nach Zuhörerkarten ein. Die wenigen hundert Karten, deren Vergebung der Naum im Krollreichstag erlaubt, waren sofort vergriffen. Durchschnittlich fragten täglich allein fast hundert Ausländer »ach Karten an, aber der begrenzte Raum gebot ein strenges Halt. Im Sitzungssaal. Mehrere Stunden vor Sitzungsbeginn wurden im Ver- handlungssaal des Deutschen Reichstages die letzten Vorberei tungen "getroffen, wobei es hauptsächlich auf die nochmalige Ueberprüfung der Rundfunkanlagen, Lautsprecher usw. ankam. ^vn jchem besonderen äußeren Schmuck des Sitzungssaales hatte man abgesehen. Es war nur — wie üblich — das große Hakenkreuzbanner über dem Präsidentengestühl, flankiert von der schwarz-weiß-roten Fahne, angebracht. Die 669 Mitglieder, die der jetzige Reichstag umfaßt, Men den weiten Raum des Parketts bis in den letzten Win- kel aus. Die acht Abgeordneten von der Saar. Die acht Volksgenossen, die als Vertreter des befreiten bgarvolkes zum ersten Male nach dem Weltkrieg in dieser Sitzung an einer deutschen Reichstagsvechandlung teilnahmen, waren Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit der Abgeordne- len und sonstigen Teilnehmer. Ihre Anwesenheit wurde als ein besonders historisches Ereignis in der Geschichte des deutschen Volkes gewertet. Die Saarabgeordneten haben bevorzugte Plätze, und zwar !e vier auf der linken und rechten Seite des Hauses. Auch die Diplomatenloge war dicht besetzt. Unter den we ¬ nigen Abgeordneten, hierin Zivil im Saal Platz genommen hatten, befanden sich der greise Alterspräsident Ätzmann so wie die Abeordneten von Papen und Hugenberg. Der Führer erscheint. — Die historische Stunde beginnt. Punkt 20 Uhr ^scheint der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler in Begleitung des Stellvertreters des Führers, Reichsminister Rudolf Heß, des Staatssekretärs Lammers, des Reichspressechefs Dr. Dietrich sowie seiner Adjutanten. Die Männer des deutschen Reichstages grüßen den Führer mit er hobener Rechten. Reichstagspräsident Göring, der in der Uni form des Generals der Flieger erschienen war, eröffnete die Sitzung. Er gedenkt zunächst des verstorbenen Mitgliedes des Reichstages, des bayerischen Staatsministers Hans Schemm, der ein unermüdlicher Arbeiter am Aufbauwerk der deutschen Nation gewesen sei. Die Abgeordneten erheben sich zu Ehren des Toten. Darauf begrüßt der Reichstagspräfident die Ver treter des Saarlandes, die Parteigenossen Kiefer, Schaub, Schubert, Weber, Walter, Eichner, Dürrfeld und Nietmann. Anschließend gedenkt der Rechstagspräsident, während sich die Abgeordneten von ihren Plätzen erheben, des Marschalls Pil- fudski. Das deutsche Volk, so sagt er, steht in tiefer Teilnahme am Grabe des großen Marschalls der uns befreundeten pol nischen Nation. Indem wir die Gröhe des Marschalls erkennen, wißen wir aber auch, daß er einer jener Männer war, die tatkräftig überall für den Frieden eintraten und als sichtbare Tat eines solchen Friedens auch die deutsch-polnische Verstän- digung herbeiführen halfen. — Dor Eintritt in die Tagesord nung erteilt Präsident Göring dem Reichs- und preußischen Innenminister Dr. Frick das Wort. Dieser führte u. a. aus: Am 16. März 1935 hat die Reichsregierung das Gesetz für den Ausbau der Wehrmacht be schloßen. Heute hat sie in Ausführung dieses Gesetzes das Wehrgesetz erlaßen (stürmischer langanhaltender Beifall). Präsident E-öring: Der Führer und Kanzler des Deut schen Reiches hat das Wort. Ms Adolf Hitler sich erhebt und an das Rednerpult tritt, bereiten ihm die Anwesenden eine stürmische Ovation. Es folgt die große Rede des Führers. Die Rede des Führers Reichskanzler Adolf Hitler führte u. a. aus: Abgeordnetei Männer des Deutschen Reichstags! Reichstagspräsident Parteigenosse Göring hat auf Wunsch °er Reichsregierung den Reichstag zu dieser Sitzung sin- serufen, um Ihnen, als Vertreter der deutschen Nation, lene Aufklärungen geben zu können, die ich für nötig er achte zum Verständnis der Haltung und der Entschlüsse der deutschen Regierung zu den uns alle bewegenden großen »ragen der Zeit. In dieser Absicht spreche ich zu Ihnen »Nb damit zum ganzen deutschen Volke. Ich muß als Führer und Kanzler der Nation und als Chef der Neichsregierung leider manchesmal Ent schlüsse treffen, die schon als solche schwer genug sind, deren Gewicht sich aber noch erhöht durch die Tat sache, daß es mir nicht gegeben ist, meine Verant wortung zu teilen oder gar aus andere abladen zu können. habe ich wenigstens den einen Wunsch, der Nation dlbst Einblick zu geben in die mich bewegenden Gedanken, M ihr so das Verständnis zu erleichtern für jene Ent- >hlüsse und Maßnahmen, die diesen Gedanken entspringen. . Als der verewigte Herr Reichspräsident mich am Januar vor zwei Jahren zur Bildung der neuen Re- üwrung und zur Prüfung der Reichsgeschäfte berief, zwei- ttlten Millionen unseres Volkes — und unter ihnen auch Zauche Patrioten — an dem Gelingen der mir gestellten Aufgabe. Schadenfreude und Sorge erfüllten nebenein ander das damals noch so zerrissene deutsche Volk. Auf Zahlreichen Gebieten war das nationale Leben auf das schwerste bedroht. Die Lage der Wirtschaft bei der Machtübernahme. Wirtschaftlich befanden wir uns folgender Lage »agenüber: Nach einem vierjährigen Krieg, der an sich der Damien nationalen Volkswirtschaft schon furchtbare Schäden zugefügt hatte, zwangen die siegreichen Gegner deutsche Volk unter ein Fricdsnsdiktat, das bar jeder k°mischen und wirtschaftlichen Vernunft das am Ende Krieges sich ergebende Verhältnis der Kräfte zur recht- Grundlage des Lebens der Völker für immer machen Unter der Gcneralvezelchnung „Wiedergutmachung erfolgt die Zerstörung der deutschen Wirtschaft. Aus dieser unverständlichen Außerachtlassung der primi tivsten wirtschaftlichen Einsicht ergab sich folgende Situation: - 1. Die Nation hat einen Überfluß an Arbeitskraft. 2. Sie besitzt ein großes Bedürfnis zum Ersatz der ihrem gewohnten hohen Lebensstandard ent sprechenden, durch den Krieg, die Inflation und die Wiedergutmachung aber entzogenen Lebensgüter. 3. Sie leidet an einem im eigenen Lebensraum be gründeten Mangel an Nahrungsmitteln und Roh stoffen. 4. Der zur Behebung von alldem notwendige inter nationale Absatzmarkt ist zu klein und wird außer dem praktisch durch eine gewisse zwangsläufige Entwicklung immer weiter eingeengt. Es stellt ein schlechtes Zeugnis für das wirtschaftliche Verständnis unserer damaligen politischen Gegner aus, daß sie die Unmöglichkeit der weiteren Erfüllung un begrenzter, ja manchmal geradezu unverständlicher Forde rungen erst dann einzusehen begannen, als durch dieses ihr Verhalten nicht nur die deutsche Nationalwirtschaft restlosA»grunde- gerichtet war, sondern auch die Wirtschaft der anderen Länder dem nachzusolgen begann. Das Ergebnis dieses Wahnsinns aber war in Deutschland eine stillgelegte Industrie, eine vernichtete Landwirtschaft, em rurnier- ter Mittelstand, ein verödeter Handel, eine überschuldete Gesamtwirtschaft, durch und durch zer rüttete öffentliche Finanzen. 6'/- Millionen regi strierte, in Wirklichkeit aber mehr als 7*/» Millionen tat sächliche Erwerbslose! Lin Irrtum und seine Widerlegung. Der Verlauf des Krieges und besonders die Folgen der Nachkriegspolitik werden dereinst als eine klassische, wenn auch furchtbare Widerlegung gelten können jener naiven Meinung, daß der wirtschaftliche Vorteil eines europäischen Staates am besten gefördert würde durch die wirtschaftliche Vernichtung eines anderen. Die wirtschaftliche Friedensbelastung der deutschen Nation auf der einen Serie sowie ihre Welt- und binnen wirtschaftliche Benachteiligung auf der anderen, zwingen aber jede Staatsführung, den gegebenen Verhättsissen Rechnung zu tragen. Was in den 2'/- Jahren auf den Gebieten einer planmäßigen Arbeitsbeschaffung, einer planmäßigen Marktreguliernng, einer planmäßigen Preis- und Lohngestaltung erreicht wurde, hat man noch wenige Jahre vorher für gänzlich unmöglich gehalten. Allein es gelang nur da durch. daß w'r biuter diese scheinbar so trockenen wirt schaftlichen Maßnahmen die lebendige Energie der ganzen Nation stellten. Eine Unzahl sachlicher und psychologischer Voraussetzungen mußte zu dem Zwecke aber erst geschaffen werden. Lauter Aufgaben, von denen jede für sich ein Jahrhundert zu erfüllen ver mag und über die schon Völker und Staaten zerbrochen sind. Wenn man aber ein solches Programm, das ent weder im großen gelingt oder sonst von vornherein in allen Einzelheiten mißlingen muß, zur Verwirk- lichung bringen will, dann hängt das Gelingen von zwei Voraussetzungen ab: vom Ausmaß der vor handenen Ruhe und von der Dauer der zur Ver fügung stehenden Zeit. Die Zielsetzung sowohl als die Durchführung der Aufgaben, die dem heutigen Deutschland seinen eigen artigen Stempel anfprägen, sind ausschließlich aus dem n a t i o n a l s o z i a l i st i s ch e n Gedankengut gekommen, sind der Nationalsozialistischen Partei, ihrer Organisa tion und der ihr zu eigenen und entströmenden Tatkraft zuzuschreiben. In Deutschland hat sich in den letzten zwei Jahren eine Revolution vollzogen, die größer ist, als dies dem Durchschnitt der Menschheit zur Zeit zum Bewußtsein kommt. Dieses neue Deutschland kann daher nicht in Ver gleich gebracht werden mit dem Deutschland der Ver gangenheit. Seine Ideen sind ebenso neu wie skne Handlungen. Wenn das heutige Deutschland für den Frieden eintritt, dann tritt es für ihn ein weder aus Schwäche noch aus Feigheit. Das nationalsozialistische Deutschland will dm Frieden aus tiefinnersten weltanschaulichen Über zeugungen. Es will ihn weiter aus der einfachen primitiven Er kenntnis, daß kein Krieg geeignet sein würde, das Wesen unserer allgemeinen europäischen Not zu beheben, Wohl aber diese zu vermehren. Das heutige Deutschland lebt in einer gewaltigen Arbeit der Wiedergutmachung seiner inneren Schäden. Keines unserer Projekte sachlicher Natur wird vor 10 bis 20 Jahren vollendet sein. Keine der gestellten Aufgaben ideeller Art kann vor 5ll oder vielleicht auch 100 Jahren ihre Erfüllung finden. Was könnte ich anders wünschen als Ruhe und Frieden. Deutschland braucht den Frieden und es will den Frie den! Wenn ich nun aus dem Munde eines englischen Staatsmannes höre, daß solche Versicherungen nichts sind und nur in der Unterschrift unter kollektive Verträge die Gewähr der Aufrichtigkeit liegt, so bitte ich Mister Eden dabei bedenken zu wollen, daß es sich in jedem Fall um eine „Versicherung" handelt. Es ist manchesmal viel leichter, einen Namen unter Verträge zu setzen mit dem inneren Vorbehalt einer letzten Nachprüfung seiner Haltung in der entscheidenden Stunde, als angesichts einer ganzen Nation in voller Öffentlichkeit sich zu einer Politik zu bekennen, die dem Frieden dient, weil sie die Voraussetzungen für den Krieg ablehnt. Wenn ich als Führer und Beauftragter der deutschen Nation vor der Welt und meinem Volk die Versiche rung abgebe, daß es mit der Lösung der Saarfrage an Frankreich keine territorialen Forderungen mehr stellen wird, so ist dies ein Beitrag zum Frieden, der größer ist als manche Unterschrift unter manchem Pakt. Ich glaube, daß mit dieser feierlichen Erklärung eigentlich ein lange dauernder Streit zwischen beiden Na tionen abgeschlossen sein müßte. Ich muß aber an dieser Stelle Protest ein le gen gegen jeden Versuch, den Wert von Erklärungen je nach Bedarf ver schieden zu taxieren. «.Kollektive Zusammenarbeit." Seit einiger Zeit lebt die Welt in einer förmlichen Manie von kollektiver Zusammenarbeit.