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Wchmh-IeitM Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. LffifcKsW M di- Königliche Umistzaupimannschast, das Königüche Amtsgericht und den Stadtrath,u AippoldiswaldL Inserat«, welch« bei d« bedeutenden Auflage des Blatte« eine sehr wirk same «erbreitunä jbchetz werden mit 10 Pfg. di« Spaltemeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und eomplielrt» Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einae- sandt, im ruaktioneNm »heile, die Spaltenzev» 20 Pfg. Die ..Weißeritz. Zeitung" scheint wSchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 85 Pfg., zweimonatlich 8t Pfg-, einmonatlrch 42 Ma. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redactmr: Paul Zehne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Mustrirten Unterhaltung-blatt". Mit land, und hautwirthschastttcher Monat-beilage. 115 Donnerstag, den 5. Oktober 1899. 65. Jahrgang. Hk. Map eiues Abzcerduelcu MII. Km»« »er Mudeinsamm- tmig m 13. Wihltttise drs Bitt» Mt» tetr. Gemäß der Bestimmung im 8 27 deS Gesetzes, die Wahlen für die zweite Kammer der Etändeversammlung des Königreichs Sachsen betr., vom 28. wiarz 1896, wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die Wahl deS Ab- geordneten für den obenbezeichneten Wahlkreis Dienstag, de« I«. d. Mts., Vormittags LI Uhr, im Saale de» hiesigen Rathhaufe» siattMet.^tli der I., II. und III. Wählerabtheilunq gewählten Herren Wahlmänner werden hiermit etnaeladen, zur Wahlhandlung pünktlich zu erscheinen. Dippoldiswalde, am 2. Oktober 1899. Der Königliche Wahlkommiffar. Lossow, Amtshauptmann. GkffeMe Sitz«»« des KeMmrWD Mittwoch, am IL. d. Mts., Vormittag- 10 Uhr, im EesstonSzimmer deS hiesigen RathhauseS. Die Tagesordnung hängt in der amtshauptmannschaftlichen Kanzlei aus. Dippoldiswalde, am 3. Oktober 1899. Königliche Amtshauptmannschaft. " 186 8. ' Lossow. Die Dienstboten-Krankenkassen-Beiträge pro IV. Quartal sind fällig und längstens bis zum 2V. Oktober b. I. anher abzuführen. Stadtrath Dippoldiswalde. Zur inneren Lage. Die aufgetauchten Gerüchte über erneute ernste Meinungsverschiedenheiten in den leitenden Berliner Regierungskrisen, namentlich über einen zwischen dem Reichskanzler Fürsten Hohenlohe und dem Finanz minister vr. v. Miquel als Vizepräsidenten des preu- sitschen Staatsministeriums entstandenen scharfen Ge gensatz in Folge der Kanalsrage, sind von den Berliner offiziösen Blättern alsbald als unbegründet bezeichnet worden. Diese offiziösen PreßdementiS in Sachen der jeweiligen Krtsengerüchte in Preußen ist man aber in unserer öffentlichen Meinung nachgerade so gewohnt geworden, daß man auch über die jetzigen Be theuerungen der „Berl. Korresp." u. s. w., es sei im preußischen Staatsmintsterium nach wie vor Alles in bester Harmonie und Einigkeit, nur die Achseln zuckt. Denn daß eS mindestens im seitherigen Vermisse der Kanalangelegenheit wiederholt Meinungsverschieden heiten zwischen den in erster Linie maßgebenden Ber liner Stellen gegeben hat, daran läßt sich schwerlich zweifeln, man kann indessen zugebon, daß sie einst weilen wieder verkleistert worden si >d, wie denn auch der in voriger Woche vom Reichskanzler dem Finanz- Minister abgestattete Besuch wohl als eine geflissentlich ins Werk gesetzte Bekundung deS angeblich fortgesetzten Einvernehmens zwischen beiden Staatsmännern zu betrachten ist. Jedenfalls ist die Stellung Herrn von Miquels beim Kaiser noch unerschüttert, eins Wahr nehmung, die sich inzwischen auch in den führenden Stellen der preußischen Konservativen und des Bundes der Landwtrthe durchgerungen hat, denn die tonange benden Preßorgane beider Parteien haben unverkennbar wieder den Rückzug in dem soeben erst unternommenen konzentrischen Angriff auf die Position Herrn von Miquels angetreteo. Da auch die gegenseitigen Katz balgereien zwischen den Blättern der letztgedachten Richtungen und der Regierungspresse über die Ka ml- angelegenheit und die Maßreg lung der kanalfetnd- lichen Verwaltung-- und Hofbeamten zunächst wieder aufgehört haben, so ist in den Preßkämpfen und son stigen politischen Aufregungen, welche durch die Kanal frage in Preußen erzeugt worden sind, vorerst wieder «in gewisser Stillstand eingetreten. Als jüngstes Opfer der schleichenden inneren Krisis aber erscheint der Präsident der preußischen Seehandlung, Freiherr v. Zedlitz-Neukirch, Führer der freikonservattven Partei, insofern wenigstens, als dieser hochgestellte Beamte und einflußreiche Parlamentarier seiner Beziehungen zur „Post", die u. A. eine ganze Reihe von kanal feindlichen Leitartikeln undEntrefiletS aus der Zedlitz- scheu Feder veröffentlichte, bekanntlich eingestellt hat, und zwar auf eine „Anregung" von Seilen der Re- uterung hin. Herr v. Zedlitz hat durch seine journali stische Thätigkeit in der „Post", soweit sie der Be- kämpsung der Kanalfrage galt, sicherlich viel zu der herrschenden Verwirrung in Preußen beigetragen; daß er nunmehr veranlaßt worden ist, diese Thätig- ckeit einzustellen, kann darum nur mit Genugthuung begrüßt werden. Im Uebrigen bleibt die weitere Ent wickelung der Dinge noch völlig in der Schwebe, und zwar gilt dies von Preußen wie vom Reiche. In letzterer Beziehung ist vor Allem noch das Problem der „Zuchthaus-Vorlage" zu lösen, auf welche die Reichsregterung voraussichtlich nicht verzichten wird, so daß ihr Wiedererschetnen in der kommenden Winter saison des Reichstages bestimmt zu erwarten ist. In der Zwischenzeit seit der ersten Lesung des Gesetz entwurfes zum Schutz der Arbeitswilligen haben sich indessen die Aussichten für diesen Entwurf zweifellos erheblich gebessert, auf Setten deS CsntrumS wie der Nationalliberalen steht man demselben durchaus nicht mehr so schroff gegenüber, wie dies bei der General debatte des Reichstages über die „Zuchthaus-Vorlage" der Fall war. Wenn man darum regierungsseitig einige Verbesserungen an letzterer, die sich als un bedingt nothwendig erwiesen haben, vornehmen und die Vorlage dann in dieser abgeänderten Gestalt dem Reichstage wiederum präsentiren sollte, so dürfte sie dort zuletzt doch wohl in den rettenden Hasen ein laufen, zumal sich unterdessen die entschied nen Zu stimmungserklärungen aus den Kreisen der Arbeit geber zu dieser gesetzgeberischen Aktion der Reichs regierung bedeutend vermehrt haben. Bs der weiteren Behandlung und Beralhung der ArbeitSwilligen-Vor- lage wäre es jedoch lsscht möglich, daß Regierung und Konservative wieder friedlich zusammenkämen, die beide vorerst in Folge der Kanalvorlage noch immer in einem gespannten Verhällniß zu einander stehen. Ein Zusammengehen beider Faktoren im Reichstage in der ferneren Gestaltung der gedachten Vorlage dürfte sicherlich ihre beruhigende Einwirkung auf die gegenseitige Stellungnahme der Regierung und der Konservativen im preußischen Abgeordnetenhause nicht verfehlen, namentlich, wenn man regierungsseitig bei Wiederausnahme der Kanalaktion mit den verheißenen ferneren Kompensationen an die Kanalgegner hervor treten sollte. Freilich hängt ein friedlicher Schluß- auSgang der Kanalaffaire zuvörderst noch von ver schiedene» Umständen ab, die sich, wie die schleichende ministerielle Krisis in Preußen, noch immer jeder Be rechnung entziehen. LoLates und IärMHrs. Dippoldiswalde. Um zu prüfen, wie die fünf wöchigen Sommerferien für die hiesigen Verhältnisse am praktischsten zu theilen sind, hatte der Schulvorstand in diesem Jahre vier Wochen Ernteserien und nur eine Woche Mtchaelisferien beschlossen, während im vorigen Jahre in drei und zwei Wochen getheilt war. Besonders wollte man erfahren, inwieweit die Kinder zur Getreide- und zur Kartoffelernte mit herangezogen würden. Die statistischen Ermittelungen ergaben zu nächst, daß die hiesigen Schulkinder des Verdienstes wegen überhaupt nur wenig zu obigen Arbeiten ver wendet werden. Jedoch ist, wie man beobachten kann, in der Bürgerschaft weit mehr Sympathie für eine Theilung in drei und zwei Wochen vorhanden, d» viele Einwohner, welche nur Kartoffeln bauen, zum Einbringen derselben ihre Kinder mit heranziehen. Die Theilung, wie sie in diesem Jahre gehandhabt wurde, hat nur das Eine für sich, daß dann die Ferien mit denen der höheren Schulen genau zusammen« fallen, was wieder denjenigen Eltern angenehm ist, die sowohl auf solchen Lehranstalten als auch in der Volksschule Kinder haben. — „Nicht zumachen! ^Schließt von selbst!" Diese freundliche Aufforderung liest man heutzutage an ungezählten Thüren, an welchen man früher, wenn man sie offen ließ, die entrüstete Frage hören mußte, ob man etwa einen Diener hinter sich habe? Heute hat man es nicht mehr nöthig, sich umzudrehen, ei besorgt alles die Maschine. Man hat sich an diese bequeme Einrichtung schon so gewöhnt, daß man selbst Thüren aufläßt, die nicht „von selbst" schließen, und deshalb ist die Frage, ob man einen Diener hinter sich habe, noch immer nicht aus der Welt geschafft. Unangenehm, ja gefährlich kann diese Unterlassung», fände im Eisenbahnverkehr werden, sobald nämlich die Wagenabtheile besetzt sind oder auf den Bahn« steigen Menschen herumwimmeln. Dreiviertel der jetzt lebenden Menschheit spielt da — aus Gewohn heit oder Nachlässigkeit — den großen Herrn, für den „Johann" alles besorgt. Man geht und kommt, und die Thür bleibt, wie sie ist, nämlich offen. In letzter Sekunde wirft sie der Bahnsteigschaffner dröhnend in» Schloß. Bis dahin mag die kalte Zugluft über die Insassen streichen. Dem bequemen Neuankömmling, der die Thür ausgelassen hat, schadet's ja nicht. Die offen stehenden Thüren der abfahrenden Züge ge fährden aber auch das zu- und abströmende Publikum, ron dem Mancher manchmal einen unsanften Rippen« stoß, wenn nicht Schlimmeres davonträgt. Und der Schaffner, der im Fluge noch zehn Thüren zuwerfea muß, kann schließlich auch nichts dafür, wenn er da- durch Jemandes Nerven oder Finger verletzt. Wäre eS nicht praktischer, wenn die zuletzt Einstetgenden die Mahnung „Schließt von selbst!" aus sich persönlich bezögen? ES ist doch eine große Kleinigkeit! — Eine ergötzliche Auseinandersetzung über die Pirnaer Wahl findet zur Zeit zwischen den führenden Organen der freisinnigen Volkspartei und der Sozial demokratie statt. Die freisinnigen Wähler hatten, wie erinnerlich, in Pirna den Ausschlag zu geben und gaben als bürgerliche Wähler schließlich ihre Stimmen gegen die Sozialdemokratie ab, der dadurch die bereit» für sicher gehaltene Beute wieder verloren ging. Die „Freisinnige Zeitung" bemüht sich jetzt seit drei Tagen unausgesetzt, den „Vorwärts" zu überzeugen, daß im Gegenthetl die meisten freisinnigen Wähler für den Umsturz gestimmt haben. Der „Vorwärts" aber will vom „erbärmlich-schmutzigen Freisinn", wie das sächsische „Bruderorgan" sich auSdrückt, nicht unterstützt werden und beruft sich darauf, daß die freisinnigen Wahlausschüsse in Neustadt und Lang»