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Dresdner Journal : 11.09.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189009116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900911
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900911
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-09
- Tag 1890-09-11
-
Monat
1890-09
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 11.09.1890
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1-211 Donnerstag, den 11. September, abends. 188V kLr Ors»a«o visrtsI^NNrUcN S U»rlc SV kk., d«i ä«o 8«ü»«r6 äsutiebs» vi«rt«1- jSNrUoN 3 »u»»«;rN»Id rts» NvutieNea 8«iob«« ko»t aoa 8rewpvlru8ebl«8 bü»ra. küllrslos Uuwwvru: 10 ks. H»NN»a>xll»is8x«dLdr«n r kSr äs» liLiim sii»«r KS»p»It«o6v '- 3l«ü»»r goNrik 3V kk. Ootsr „LiL^ssLLät" äro <. SV kk. Lsi I^d«Usll- ui»<1 2itserv8LtL SLd»pr. ' ^8- Lr«el>«ti»vitr rs^Uoll mit XuivLÜm« äsr 8oLL- u. ksisrt»^« »dc ksru»pr«oN -^«»oNIu»»: Ur. ILdk. Dirs-MrIourml. Für die Gesamttettung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der litteratur- und Runstgeschichte. F>. Lomnü»»ooLr äs» Vresävvr ^our»»I,; L»»doi, SirUo Vt«» v»»«l vr«»l«u kr«L31il^» ». N.: <3 L«rU» Vi«n Luudar^ ?r«U L«ip»j^-rr«»^tart «. ». UÜLoL«! ^ci. Ho«,«, k»rt» LoL<IoQ N«rU» knuLkeart «. H - >tutt^«rr: Zlai^x F <7o., I«rllL! /^vatrlienttant, >r««I«a: Fmtt LaSatS, L«L»ov«r: 6. Lc^ü«k«r, u«u« «. 3.: La^ct F Oo. N«r»a»x«d«rr USui^l. 8rp«äiti0ll 6«» vr«6»sr lourrutt». Orssäsn, 2vill^«r«tr. 30. kvrLsprsob-Allsoblu«»: Ur. 1285. Amtlicher Teil. Dresden, 11. September. Se Königliche Hoheit der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, ist heute früh nach Breslau gereist. Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Mathilde hat Sich gestern Abend nach der Weinburg bei Rheineck begeben. Nichtamtlicher Teil. Ketegraphische WacHrichten. Charlottenburg, 11. September. (Tel. d DreSdn. Journ) Se. Majestät der Kaiser ist mit dem Generalfeldmarschall Grafen Moltke und dem Gefolge um k8 Uhr hier eingetroffen. Kurz da nach traf Ihre Majestät die Kaiserin hierselbst ein. Beide Majestäten, Prinz und Prinzessin Leopold von Preußen, der Herzog und die Her zogin von Connaught, Graf Moltke und das Ge folge reisten um 8 Uhr 10 Minuten nach Breslau weiter. Madrid, 11. September. (Tel. d. Dresdn.Journ.) Aus Valencia sind heute 24 Cholerafälle, darunter 7 mit tödlichem AuSgang, gemeldet worden. In Malaga und den benachbarten Ortschaften wurde heute früh ein starkes Erdbeben verspürt. Dasselbe hat keinen Schaden verursacht. Melbourne, 10. September. (W. T. B.) Der Streik ist teilweise gescheitert. Eine Anzahl Ar beiter aus Neu Seeland haben die Arbeit in Bris bane, OuernSland u.s.w wieder ausgenommen. Die Offiziere der Handelsmarine haben den Wunsch ausgedrückt, ihren Dienst wieder anzutreten. Morgen soll eine Versammlung der Streikenden in Sydney abgehalten werden, in welcher die Grundlage für Unterhandlungen mit den Arbeit- gebern beraten werden soll. Southampton, 11. September. (Tel.d Dresdn. Journ.) Die Ruhestörungen deS vorgestrigen Tages haben sich gestern abend wiederholt. Das Militär mußte mehrere Straßen mit aufgepflanztem Bajo nett säubern. Um Mitternacht war die Ordnung wiederhergestrllt. Das Militär bewacht jetzt die Zugänge zu den Docks und die Hauptverkehrs punkte. Dresden, 11. September. Der „schwankende Rubel." Die Ära des „rollenden Rubels" und seiner Wun derwirkungen auf dem Gebiete der panslawistischen Politik ist noch nicht abgeschlossen und schon macht sich derselbe in seiner Eigenschaft als „schwankender Rubel" als Beherrscher auf dem wirtschaftlich-politischen Wirkungskreise Rußlands geltend. Die Reise des deutschen Kaisers nacb dem russischen Kaiserhofe war sicherlich, was auch über deren Bedeutung und Trag weite in der Öffentlichkeit gesprochen werden mag, eine hochwichtige Erscheinung, deren thatsächlicher Wert für die friedliche Ausgestaltung der politischen Lage nie mand unterschätzen dürfte; aber die Wege der wirt schaftlichen Politik Rußlands, sofern sie vom „schwan kenden Rubel" im Sinne der fortschreitenden Erhöhung der Eingangszölle beeinflußt werden, hat sie dennoch nicht zu durchkreuzen vermocht. Der russische Rubel debütiert augenblicklich auf der wirtschaftlich-politischen Scene, allerdings in der Rolle des aufsteigenden Wertzeichens des russischen Staates, nachdem er seine Leistungskraft als sinkender Rubel Jahre lang erprobt und bewährt hatte, aber immerhin fußt sein mächtiger Feuilleton. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 10. September: „Das R Heinz old." Vorabend der Trilogie: Der Ring des Nibelungen. Von Richard Wagner. Mit der gestrigen Darstellung des „Rheingold", dieses aus vier effektvollen Bildern bestehenden, musi kalisch bewundernswert kunstvoll illustrierten Schau werkes, hat wiederum eine Vorführung des Gesamt- cyklus der Nibelungendramen begonnen, für welche in der trefflichen Besetzung der Hauptrollen, der hervor ragenden, tonschönen und in den feinsten Nüancen sicheren Leistung des Orchesters, in der musterhaften begeisterten Leitung des Hrn. Generalmusikdirektor Schuch wie auch in der glänzenden Mitwirkung aller technischen Hilfskräfte die Hauptmomeme einer äußersten musikalischen und scenischen Vollendung an unserer Hofbühne vorhanden sind. Zwei Neuerungen in der Rollenbesetzung des „Rheingold" erstrecken sich auf Gott Froh und die Göttin Erda: Hr. Hofmüller und Frl. Fröhlich führen diese Partien sehr befriedigend aus und festigen damit den schönen Totaleindruck der Darstellung. Eine charakteristisch durchgebildete, fertige Leistung giebt Hr. Erl als Loge; seine Interpretation dieser für die Auffassung und Gestaltung besonders schwierigen Figur des Mephisto unter den Göttern zeigt uns den Sänger auf einer Höhe des künstlerischen Vermögen«, wie er sie bisher nur in wenigen anderen Produktionen er reichen konnte Frau Schuch ist eine liebliche Freia, eine im zarten Ausdruck deS Gesanges und Spieles Einfluß im Staats- und öffentlichen Leben Rußlands auf seiner ihm allerseits zuerkannten Beweglichkeit auf der Kursskala der europäischen Börsen. Die in letzter Zett in der deutschen Presse viel besprochene 20prozentige Erhöhung der russischen Ein gangszölle ist die neueste Leistung des „schwankenden Rubels" und dürfte zunächst als fiskalische Maßregel des russischen Finanzministers in Erwägung zu ziehen sein. Das Präliminare des russischen Staatshaushalts wurde im Vorjahre dem damaligen russischen Wechsel kurse angepaßt. Der Ausfall, den der Staat gegen den Voranschlag bei den „goldenen", thatsächlich aber nach dem jeweiligen Wechselkurse in Papierrubeln ein gehenden Zolleinnahmen erlitten hatte, konnte nur zum geringen Teile durch Verminderung der zur Zahlung der Goldcoupons der Staatsschuldenverschreibungen nötigen Summe gedeckt werden, da diese in der ersten Hälfte des Budgetjahres fällig waren, während die rasche Aufwärtsbewegung des Papierrubelkurses erst seit dem Monat Juli eingetreten ist. Da die that- sächlichen Anforderungen des Kriegsministeriums, deren Höhe man nach der allgemeinen Lage als nicht im Ein klänge mit dem Staatsvoranschlag annehmen darf, eine be trächtliche Opferbereitschaft des Finanzministeriums zur Voraussetzung haben, so kann es uns nicht Wunder nehmen, daß letzteres im Wege der Korrektur der durch den aufsteigenden Rubelkurs veränderten Finanz lage nicht allein den thatsächlich erlittenen Ausfall decken, sondern auch noch darüber ein einträgliches Geschäft machen will. Desgleichen finden wir es als durchaus begreiflich, wenn der Finanzminister diese Maßregel gegenüber den ewig begehrlichen inländischen Schutzzöllnern als eine ihren „gerechten Ansprüchen" geleistete Befriedigung zu verwerten tracktet. Bei der Vielseitigkeit des Einflusses, den der schwankende Rubel auf die Finanzlage des Staates sowohl, als auch auf die wirtschaftlichen Wechsel beziehungen zwischen Rußland und dem Auslande übt, bietet derselbe ein sehr dankbares Feld zu allerhand finanziellen Kombinationen, die je nach Umständen und nach der Geschicklichkeit der Finanzleitung für die Staatspolitik im allgemeinen oder auch nur für die wirtschaftliche Lage Rußlands wirksam verwertet werden können. Vor fünf Jahren erwies der sinkende Rubel den russischen Panslawisten unbezahlbare Dienste bei der Lockerung der freundschaftlichen Bande zwischen Rußland und Deutschland, sofern dieselben den ein getretenen Kurssturz auf Rechnung der angeblichen Russenfeindlichkeit der deutschen Politik gesetzt haben. Sie wurden damals nicht müde, die Entwertung der russischen Valuta als wirtschaftlichen Ruin oder we nigstens als großes Nationalunglück, das das böse Deutschland dem gutmütigen Rußland bereite, für ihre Zwecke zu verwerten, während die inländische, auf Ausschließung der ausländischen Produkte vom inneren Markte hinarbeitende Industrie ihrerseits die „Seg nungen" der Entwertung des vaterländischen Papier rubels sich gern gefallen ließ und überdies noch die öffentliche Meinung für Repressalien, die der Staat gegen das treulose Deutschland und Österreich-Ungarn im Wege der Einführung der Prohibitivzölle in Gang setzen solle, zu erhitzen bestrebt war. Ebenso weinten die großen Exporthäuser russischer Roherzeugnisse bittere Thränen über die Verluste, die ihnen der ent wertete Rubel angeblich verursacht hatte, und rührten durch ihre Klagen die Regierung zu vorteilhaften Korrekturen der Eisenbahntarife und die Landwirte zur Ermäßigung der Preise für ihre Bodenerzeugnisse. Schließlich gestaltete sich unter der Einwirkung des halbentwerteten Rubels die Gesamtlage Rußlands in der Weise, daß der Staat seine fiskalischen Inter essen durch hohe Eingangszölle, die in Goldwährung gezahlt werden mußten, geschützt hatte, die inländische Industrie sich von der ausländischen Konkurrenz so wohl durch die geringe Kaufkraft des entwerteten Ru belS im Auslande, als auch durch die Prohibitivzölle befreit sah, die Exporteure der landwirtschaftlichen Produkte infolge der durch den niedrigen Rubelkurs außerordentlich gesteigerten Nachfrage umfangreiche Ge schäfte machten und die russische Landwirtschaft einen guten Absatz ihrer Erzeugnisse gesunden hatte. Nimmt man dabei in Betracht, daß die Preise der Verbrauchsgegeustände inländischen Ursprungs im ganzen keine Steigerung erfahren haben, so kann man mit Fug und Recht behaupten, daß — so sonderbar es auch klingen mag — der halbentwertete Papier rubel — mit Ausnahme der Importeure — niemanden geschadet, aber vielen einen namhaften Nutzen gebracht hatte. Die mit dem Rubelkurse direkt in Berührung gekommenen Produzenten richteten sich auf den nied rigen Kurs des Papierrubels ein, und da sie dabei, so lange letzterer im inneren Verkehr seine volle Kauf kraft behalten hatte, große Vorteile zogen und ein überreichliches Auskommen fanden, stellten sie sich von der Zeit an jeder Steigerung der russischen Papier wertzeichen gegenüber auf den Standpunkt „bedrohter Existenzen", die im Interesse des Gemeinwesens für jeglichen Verlust und jede Schädigung ihrer Erwerbs thätigkeit von Staatswegen entschädigt werden müssen. Nun trat auch wirklich — trotz der durch die Kriegs gefahr fortwährend in Spannung erhaltenen allge meinen Lage — eine allmähliche, dauernde Besserung des Rubelkurses ein. Von l67 hob sich der Wechsel kurs auf St. Petersburg innerhalb der letzten 5 Jahre auf 253, und dürfte schon in der nächsten Zeit, wenn nicht alle Anzeichen trügen, die normale Höhe er reichen, aus welcher er sich vor dem letzten türkischen Kriege befand. Während dieser Zeit konnte die Welt das höchst merkwürdige Schauspiel beobachten, wie in Rußland der öffentlichen Meinung, die sich von der früheren, angesichts des Kurssturzes erzeugten Beun ruhigung kaum erst erholt hatte, abermals von jener Sorte der politischen Auguren, die überall und in allem Gefahren und Übel wittern, die unheilvollen Schreckbilder vergegenwärtigt wurden, die der steigende Rubelkurs für die einheimische Industrie und Land wirtschaft im Gefolge haben werde. Für die Eigen tümlichkeit und — Bedenklichkeit der Zustände in Rußland ist es höchst bezeichnend, daß dieselben Schmerzensschreie, die ehemals anläßlich des Kurs sturzes von allen Seiten das Ohr der Regierung be stürmten. gegenwärtig auch angesichts der Aufwärts bewegung des Rubelkurses sich Geltung verschaffen wollen, indem sie die Regierung um Abhilfe der aus dieser „Kalamität" zu gewärtigenden Stockung in den Umsätzen der inländischen Produkte anflehen. Vor läufig gelte es, behaupten die pessimistisch veran lagten Volkstribunen, allerdings nur der Beein trächtigung der Absatzfähigkeit der Bodenprodukte im Auslande. Wenn letztere jedoch infolge des hohen Rubelkurses ihre Verkäuflichkeit daselbst einbüßen und die vielen Hunderte Millionen Rubel, die das Aus land seither alljährlich für Bodenprodukte den russi schen Landwirtschaftsbesitzern gezahlt hatte, ausbleiben sollten, dann stände die Existenz auch der einheimischen Industrie auf dem Spiele, sofern letztere die Folgen der dadurch hervorgerufenen wirtschaftlichen Krisis in der Verminderung des Absatzes ihrer Erzeugnisse auszu tragen hätte. Die Tendenz aller dieser Klagen ist auf die Er zwingung von Regierungsmaßregeln gerichtet, die der weiteren Steigerung des Rubelkurses eine Grenze ziehen sollen. Es klingt gar sonderbar, daß die inneren Zustände eines europäischen Staatswesens einen Alparikurs seiner eigenen Wertzeichen nicht ver tragen. Die russische Presse hat dieser Strömung gegenüber einen schweren Stand. Für Maßregeln, die der Entwertung des Papierrubels gelten sollen, kann sie sich doch anstandshalber nicht ins Zeug legen, andererseits kann sie auch nicht die Augen verschließen vor den Gefahren, mit denen der steigende Rubel die Landwirtschaft und Industrie bedroht Aus dieser Verlegenheit zog sie sich durch die Forderung, daß dem „schwankenden Rubel" das große Wort in der wirtschaftlichen Politik durch die endliche Stabilisierung seines Goldwertes benommen werde. Der Frage, in welcher Höhe der Goldwert des Rubels festgesetzt werden solle, geht sie dabei sehr vorsichtig aus dem Wege, um nicht mit der in den landwirtschaftlichen und industriellen Kreisen herrschenden Strömung zu kollidieren. Eine entschiedene Stellung nahm dieser Frage gegenüber Hr. Korolew, der Referent der kaiser lichen ökonomischen Gesellschaft, in seiner vor wenigen Tagen veröffentlichten Denkschrift. „Die Kursschwankungen unseres Papierrubels" — so heißt es darin — „sind das größte Übel und Hin dernis für eine geregelte, rationelle Führung unserer Landwirtschaft. An eine Gesundung unserer ökono- mischen Zustände ist nicht zu denken, so lange der Papierrubel nicht nach außen einen festen unverrück baren Wert erhalten haben wird. Mag die Höhe dieses Wertes von welcher Beschaffenheit immer sein, mag er nur 60 bis 50 Kop. in Gold gelten —, wenn der Rubel nur einen unbedingt festen Wert haben wird. Die ewigen Schwankungen desselben machen jedwede Berechnungen des Landwirtes unmöglich und untergraben zugleich auch die Existenz unserer In dustrie." Die Metallisierung des Papierrubels in einer Werthöhe, die der gegenwärtigen Veranlagung der russischen Land wirtschaft und Industrie entsprechen würde, ist demnach das Endziel, dem die öffentliche Meinung in Rußland in der nächsten Zeit zustreben wird, uni die landwirt schaftlichen und industriellen Interessen den schädlichen Einwirkungen des schwankenden Rubels zu entrücken. Für die deutsche Industrie und die auf den Konsum der russischen Bodenprodukte angewiesenen Kreise bietet der Verlauf dieses volkswirtschaftlichen Prozesses im Nachbarreiche nur ein allgemeines Interesse. Wir dürfen nicht außer acht lassen, daß sowohl der russische Staat noch für eine unabsehbare Zeit auf den Ein gang der Zölle in der Höhe von mehr als 150 Mil lionen Rubel, als auch die russische Landwirtschaft auf den Absatz ihrer Rohprodukte im Nuslaude in der Höhe von mehr als 600 Millionen rechnen muß —, und daß in allen Fällen, so lange Rußland als Ex porteur seiner Bodenprodukte auf den deutschen Markt angewiesen sein wird, Deutschlands Industrie vom rus fischen Markte nicht ausgeschlossen werden dürfte. Tages geschichte. Dresden, l1. September. Se. Majestät der König wird Sich heute nachmittag aus Anlaß der in der dortigen Gegend stattfindenden Truppenübungen nach Chemnitz begeben und daselbst im Hotel zum „Rö mischen Kaiser" bis Montag, den l5. dieses Monats, Aufenthalt nehmen. Dresden, 11 September. Se. Königl. Hoheit Generalfeldmarschall Prinz Georg ist heute früh 12 Uhr 52 Minuten nach Schlesien abgereist, um in seiner Eigenschaft als Generalinspekteur den bis zum 20. September dauernden Manövern des zur 2. Armee inspektion gehörenden 5. und 6. Armeeeorps beizu wohnen In der Höchsten Begleitung befinden sich Oberstlieutenant v. Brolzem des Generalstabes und der persönliche Adjutant Rittmeister Freiherr v. Müller. Se. Königl. Hoheit wird zunächst in Breslau bei dem Geuerallandschaftsdirektor von Schlesien, Graf v Pückler- Burghauß, vom 15. September ab in Liegnitz Ouar- tier nehmen. gleich sympathische Verkörperung der reizenden Licht gestalt unter den langweiligen und menschlich gar schwachen Walhallabewohnern. Frl. v. Chavanne stellt des Weltherrschers Wotan gebietende Gattin Fricka mit glaubhafter Wirkung für die energische Überlegenheit des „Ewig Weiblichen" dar; einzelne Unreinheiten in der Intonation vermag die Sängerin bis jetzt noch in keiner Partie völlig zu vermeiden Die vorzügliche Mitwirkung des Hrn. Scheide mantel, welcher dem charakterschwachen i Wotan eine möglichst kräftige und interessierende Haltung zu geben sich mit gutem Erfolg bemüht, ferner der Hrn. Jensen (Alberich), Kruis (Mime), Schrauff (Fa- solt), der einige zu weiche Töne auch in der fast herz lichen Gefühlsregung des Riesen für Freia Härten sollte, und Decarli (Fafner), sowie der Frls. Fried mann und Reuther im Rheintöchterterzett ist schon in mehrfachen Besprechungen hervorgehoben worden DaS Haus wies gestern einen sehr zahlreichen Be such auf und der Beifall des Publikums am Schluß der ohne Ruhepause sich abspielenden und die Empfänglichkeit vieler Hörer ermattenden Vorstellung war dennoch außerordentlich lebhaft. Berschlungene Pfade. Novelle von H. v. Goetzendorff-Grabow-ki. 1» (Fortsetzung) Zu des Malers großem Befremden verging Tag um Tag, ohne die erbetene Antwort von der Lady zu bringen; am fünften Abend entschloß er sich nach abermaliger vergeblicher Revision der Posttaschr, welche Mrs. Laughton bereitwilligst herbeibrachte, eine zweite Epistel an seine saumselige Korrespondentin abzusenden — und suchte nach Vollendung derselben seinen kleinen Boten, um denselben gewohnheitsgemäß damit zur Station zu schicken. Aber der schwarzäugige Jacky war heute nirgends zu erblicken. Nachdem Hardy Vanquish vergeblich die Ställe durchspäht und eine Weile im Hofe gewartet hatte, stand er im Begriff, sich selbst auf den Weg zur Station zu begeben, als ein leises geheimnisvolles Pfeifen seine Aufmerksam keit auf sich zog. Es kam aus der Krone eines alten verwitterten KastanienbaumeS, der hart an der Hof mauer stand, seine mächtigen Aste weit darüber hinaus breitend. Dieser Baum, der einzige im Hofe, hatte bislqng nur vorüberreisenden Vögeln als Hotel garni gedient, heute abend logierte aber ein besonderer Gast in seinem geräumigen Geäst. „Pst! Ich bin hier, Euer Gnaden! Ich bin's, der Jacky!" tönte es halblaut und vorsichtig herab, als Vanquish nahe herangekommen. Unwillig blickte er in das lächelnde Antlitz des Knaben empor. „Was soll dieses Versteckspielen? Komm schnell herab, mein Brief verträgt keinen Aufschub." „Ich darf nicht auf den Hof kommen, Euer Gna den, — sie, Mrs. Laughton, hat es verboten und wird mich schlagen lassen, wenn ich es trotzdem versuche. Sie sagte es mir gestern selbst. Da habe ich nun Euer Gnaden zu liebe auf diesem Baume Quartier genommen, wo mich niemand entdeckt — und werde hier allabendlich für Aufträge bereit sein." „Aus welchem Grunde untersagte Dir Mrs. Laughton das Betreten des Hofes, Jacky?" fragte der Maler „Ich weiß es nicht, Euer Gnaden, ich habe nichts gethan, aber sie hat mich einen Bettler und Tagedieb geheißen, der da suche, wo etwas zu stehlen sei Den ken Euer Gnaden auch so von mir?" „Nein. Ich glaube, daß Du ein ehrlicher Junge bist, Jacky, der auch die Arbeit noch lieben lernen wird, wenn er etwas älter und verständiger geworden." In den Hellen schwarzen Augen des Knaben schim merte es feucht; mit Ungestüm sprang er von seinem verborgenen Sitz herab, um die Hände des Malers zu küssen. „Für solchen guten Herrn könnte ich auf der Stelle mein Leben lassen!" sagte er enthusiastisch. „Ich bin auch, weiß Gott, kein Bettler und kein Dieb, Ener Gnaden müßten denn das Aufsammeln der Cigarren endchen unter das Stehlen rechnen und die Boien- dienste, welche ich Ihnen thue, als eine Bettelei an sehen. Ich habe auch mein Ehrgefühl, so gut wie andere Menschen, Sir — das können Sic mir glau ben, und würde mich schämen, zu thun, was Mrs. Laughton thut!" „Was thut denn Mrs Laughton, mein Junge?" „O — es würde nicht gut sein, davon zu reden, Euer Gnaden — und ich habe es auch nie gethan. Aber sie ist eine böse Frau, so wahr ich Jack John son heiße!" „Möchtest Du mir nicht sagen, was Du weißt, Jacky? Sei es nun viel oder wenig, so kann es mir vielleicht nützen, ich bin gern bereit, Dir dafür —" „Nein, nicht für Geld!" unterbrach ihn der Knabe hastig. „Euer Gnaden mögen mir meinen Botengang bezahlen, aber das andere thue ich dann, weil es mir eine Freude ist, Euer Gnaden gefällig zu sein Erst muß nun der Brief fortgehen In einer halben Stunde werde ich mich jenseits der Mauer wieder
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