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Nr. LT. Jahrg. Sonnabend den 8. April 1916 Sächsische Geschäftsstelle und Redaktion, Dresden-Ll. 16, Holdeinftratze 46 Fernsprecher 21 366 Postscheckkonto Leipzig Nr. 14 7V7 v»»ug»pr«t«, BuSaab« X mit Mustr. Beilagk vicrtcljähriich 2.1« In Dresden und ganz Deutsch, taud frei Haus 2 82 »l cesierreich 4.4» X. Ausgabe « dierteisahrlich 1.8« .« In Dresden und ganz Deutschland frei Haus 2.22 2t: in Oesterreich 4 07 X. Linzci-Numiner I« Die Sächsische Bolkszeitung cricheint an allen Wochentagen nachmiliags. Volksmtmlg Anzeigen i Annahme von Me^chäsisan-cigen dis l O UIn, von Aam>iu'nan/!tngen die- 11 Uhr vorm. PreiS sil, die Veiit-SpailteUe 2« im Iiella- metcu KN !Zür undenilich geschriebene, sowie durch ffern- svrecher anigegedcne Sinzeigeli lSnncn wir die LerantworUichteit snr die Richtjglcii LeS Lerles ^ nicht übernehmen. Sprechstunde der Rcdakiion: 11—12 Uhr vorn,. ! Organ der Zentrumspartei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich wachsen. Ausgabe ^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. pvIDSllSN !! StöinAut, Kristall LsbrauOtis- u. Sisrgsgsristäncts s<A>. !-I of> ks u rsr, i<ö a i o b L a a sie. /rlex. ll. Nüllsr v? 0. 3. Amerika promoviert lür 2atmkeillrunüe und ^aknersatr (l^ranr liönger krüker ^/LU^traüe 25 Oresäen-^. je>r> Zeegtrake 4 Ncmspr. I92I4 kmtirstulil 8 I pi'sgei' Lt^süe 3^ Seickenksus lu!iu8 ^ebuolre Lgst. silolls. Hottisksrnnt Lpe:.: öniiil- iiiiil llcilireiplileiilei lliöSUWiret- >i. §eiileii>sgei in kitiM llf08äsn,s ilKreuMiiliers. Zum Goldenen Militärjubiläum Hindenburgs Es war vorausznsehen, daß das goldene Militär- inbilänm des Generalfeldmarschalls v. Hindenbnrg im gan zen Deutschen Reiche mit besonderer Herzlichkeit gefeiert wurde. Tie zahlreichen Berichte ans allen Teilen des Vaterlandes sind ein sprechender Beweis dafür, daß der Ehrentag des genialen Heerführers nirgends achtlos ge blieben ist. Allen voran ging der Kaiser, der in einein sehr herzlichen Telegramm seinen: Generalfeldmarschall die Glückwünsche übermittelte. Wir haben den Wortlaut des kaiserlichen Wunsches gestern bereits abgedruckt und daraus ersehen, wie hoch der Oberste Kriegsherr seinen Befehlshaber im Osten schätzt und wie sehr er ihm dankt nir die Erfolge, die ruhmgekrönte Truppen unter ziel bewusster Leitung erreicht haben. Schlicht und einfach, wie der Generalseldmarschall selbst, war der Festakt im Haupt- guartier Ost, bei welchem Generalleutnant Ludendorf, der Chef des Stabes, eine Ansprache an Hindenbnrg hielt, in der er der großen Taten dieses einzigen Mannes ge dachte und ihn: eine Statuette aus der Hand des Pro fessors Manzel überreichte. Ter Gefeierte dankte schlicht, kurz und herzlich. Bei den: kleinen Festfrühstück gedachte der Generalseldmarschall des Kaisers, während Ludendorf den Jubilar feierte. Tie Zahl der Glückwunschtelegramme und -Schreiben ist riesengroß. Alle Schichten der Bevölke rung sind daran beteiligt. So sind Glückwünsche einge- lanfen vom König von Bayern, von der Zweiten Kammer des Sächsischen Landtages, vom Deutschen Reichstage, vom Preußischen Abgeordnetenhause, von seiner zweiten Heimat Hannover, woselbst ein glänzender Festakt stattfand. Königsberg ließ durch eine. Abordnung den Ehrenbürger brief überreichen, die Städte Benthen, Gleiwitz,. Königs hütte, Myslowitz, Neisse, Oppeln, Ratibor und Tarnowitz ernannten ihn znm Ehrenbürger. In vielen Städten war geflaggt, die. Konzertlokale veranstalteten patriotische Abende und die Kriegswahrzeichen fanden lebhaften Zuspruch. So gedachte das deutsche Volk des großen Heerführers. Wahr lich, der liebe Gott bescherte in dieser großen, gewaltigen Zeit dem heißgeliebten Vaterlande auch große Männer, aber er gab den: Volke auch die Tugend der Dankbarkeit, die unauslöschlich ist für den, der Großes für seine Heimat vollbracht. X Deutscher Reichstag Berlin, 6. April. In der heutigen Sitzung des Reichstages wurde die allgemeine Aussprache über den Haushaltplan für den Reichskanzler und das Auswärtige Aust fortgesetzt. Erster Redner war der Abg. v. Payer (Fortschr. Volksp.), der sich hauptsächlich mit den Friedens zielen in: Sinne des Kanzlers beschäftigte. Nach ihm sprach der Abgeordnete Tr. Str e s cm a n n. Dieser wies zu nächst auf das Militärjubiläum Hindenburgs hin und verbreitete sich besonders auf unser Verhältnis zu Eng land. Graf Westarp (Kons.) beleuchtete in erster Linie die Fragen der inneren Politik. Für die sozialdemo kratische Minderheit sprach Abg. Haase, der den Krieg beendigt wissen will und eine Gebietserweiterung ablehnt. Ihm antwortete der Sozialdemokrat Scheidemann sehr wirkungsvoll, wobei er u. a. sagte: Man muß ein poli- tischer Kindskopf sein, wenn man sich cinbildet, daß ein ganzer Weltteil in Flammen steht, daß Millionen und Millionen getötet werden, daß unermeßliche Kulturgüter vernichtet werden — man muß so, wiederhole ich, ein Kinds kopf sein, wen» man sich einbildct, daß das alles zerstört und vernichtet werden kann, ohne daß auch nur ein ein ziger Grenzstein dabei verrückt werde (stür mische Zustimmung), den irgend ein längst vermoderter Diplomat vielleicht gesehen hat. Wenn man nicht in Ebr- Zer MW deiiW AMU (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 8. April 1010. Westlicher Kriegsschauplatz Auf dem linken Maasufer erstürmten Schlesier und Bayern zwei starke französische Stützpunkte südlich von Haucourt und nahmen die ganzen feindlichen Stellungen auf den: Rücken des Termiten-Hügels ii: einer Breite von über 2 Kilometer. Ein heute früh versuchter Gegenstoß scheiterte völlig. Unsere Verluste sind gering, diejenigen des Gegners, auch infolge des heimtückischen Verhaltens Einzelner, besonders schwer. Außerdem wurden 16 Offiziere, 009 Mann, unverwnndet gefangen, darunter zahlreiche Re kruten der Jahresklasse 1010. Auf den Höhen östlich der Maas und in der Woevre waren die beiderseitigen Artillerien stark tätig. Am Hilsenfirst (südlich von Souderuach in den Vo gesen) stieß eine kleinere deutsche Abteilung in einer vor geschobenen französischen Stellung vor, deren Besatzung bis auf 21 Gefangene in: Kampfe fiel. Die feindlichen Graben wurden gesprengt. Oestlicher Kriegsschauplatz Die russischen Angriffe blieben auch gestern ans einen schmalen Frontabschnitt südlich des Narocz-Sees beschränkt und wurden glatt abgewiesen. Balkan - Kriegsschauplatz Nichts Neues. Oberste Heeresleitung. Das holländische Miiiistcriiliii des Akußcrcn teilt mit, daß die deutsche Regierung der niederländischen Folgendes über das Ergebnis der von den deutschen Be hörden eingeleiteten Untersuchung wegen des Unterganges des Dampfers „P a l e m b a n g" zur Kenntnis brachte: Es trafen jetzt Berichte aller auch nur einigermaßen in Be tracht kommenden deutschen Kriegsfahrzeuge ein. In dem Augenblick, wo der Unfall des „Palembang" sich ereignete, war kein einziges zur deutschen Kriegsflotte gehöriges Fahrzeug auch nur in der Nähe der Unfallstelle. Die Mög lichkeit, daß der niederländische Dampfer unabsichtlich von einem auf ein feindliches Kriegsschiff gezielten Torpedo schusses getroffen wurde, muß deshalb ebenfalls als ganz ausgeschlossen betrachtet werden. Ein Einspruch der Neutralen Z ü rich, 7. April. Die „Neue Züricher Ztg." meldet aus Amsterdam: Aus guter Quelle verlautet, daß alle neu tralen Staaten in London gegen die vertragswidrige Aus- legung der Londoner Deklaration über die Verschärfung der Blockade protestieren werden. Kuypcr über Holland Berlin, 8. April. Laut verschiedenen Morgen blättern schreibt der frühere holländische Ministerpräsident Kuyper in seinen: Blatte „Standard", Holland müsse immer auf Griechenland schauen. Die Geschichte weise kein zweites Beispiel für einen so gewaltigen ttebermnt auf, wie er in Saloniki zutage getreten sei. „Wehe der Macht, die es wagt, uns als zweites Griechenland zu be handeln." Holland hätte gewiß zehnmal lieber Krieg, als daß es sich wie Griechenland behandeln lasse. Große Schenkung In Soest vermachte dem „Berl. Tagebl." zufolge ein kinderloses betagtes Ehepaar zur Verwendung für Kriegs beschädigte ein 200 Morgen großes schuldenfreies Gut mit sämtlichen Baulichkeiten der Provinz Westfalen. furcht erstirbt für die lebenden Diplomaten, io soll keiner verlangen, daß ich in Ehrsmrcht ersterbe vor den Leuten ans der Zeit der h.eiligen Allianz. (Leb hafte Zustimmung und Heiterkeit.) Dieser Krieg ist auch eine Revolution, eine Revolution von so ungeheuerlicher Tragiveite, daß deren Folgen gar nicht abzusehen sind. Unsere Aufgabe muß es sein, dahin zu wirken, daß dem entsetzlichen Ringen sobald wie möglich ein Ende gemacht wird. Wenn dieser Krieg auch nur einen einzigen Tag länger geführt werden sollte, als er ans Grund des Ver hallens unserer Feinde geführt werden muß, etwa kapita listischer Interessen wegen, dann müßten wir uns alle widersetzen. (Lebhafte Zustimmung.) Wir wissen es doch, die Regierung hat es doch wiederholt klipp und klar erklärt, daß sie grundsätzlich bereit ist, in Friedensverhand- liingen einzntreten. (Sehr richtig!) Wir wissen aber auch, daß die Staatsmänner der feindlichen Länder davon bisher nichts haben wissen wollen. (Sehr richtig!) Für den U-Boot-Antrag haben wir ans verschiedenen Gründen ge stimmt. Für das, was man in diesen Antrag alles hinein gelegt hat, sind wir nicht verantwortlich. Ich kann nicht sagen, daß alles das herauSgclesen worden ist, was heute Herr Haase dem einen oder anderen zugeschoben hat. Die Resolution sagt doch nur, das U-Boot habe sich im Kampfe gegen England bewährt und solle weiter benutzt werden. Das ist doch ganz selbstverständlich. Wir haben doch unser Geld nicht für den Ban der U-Boote gegeben, um sie nach her nicht zu benutzen. (Sehr gut!) Was würde wohl unser Parteifreund Thomas, der französische Munitionsminister, sagen, wenn man von ihm verlangte, Waffen zu schassen, aber dafür zu sorgen, daß damit draußen nichts geschieht. (Heiterkeit.) Wir müssen uns wehren, auch mit dem U-Boot, damit unsere Frauen und Kinder nicht d e n: H u n g e r t o d e ausgeliefert werden. (Stür mischer Beifall.) Wir würden der Resolution nicht zu- stimmen können, wenn sie nicht ausdrücklich sagte, daß die berechtigten Interessen der neutralen Staaten berücksichtigt werden sollen. Die Resolution Bernstein müssen wir ab lehnen. (Beifall.) Der Antrag verwirft den rücksichts losen U-Bootkrieg. Das tun wir auch, ebenso aber auch die Resolution des Ausschusses, da die berechtigten Inter essen der Neutralen gewahrt werden sollen. Wenn aber verlangt wird, daß feindliche Handelsschiffe, die bewaffnet sind, und unsere U-Boote rammen sollen, geschont werden sollen, so können wir dem nicht zusti n: m e n. (Beifall.) Nach dieser Rede folgte Schluß de> Aussprache und dann der übliche Liebknecht-Spektakel. Berlin, 7. April. Der Präsident Dr. Kaempf eröffnet die Sitzung nm Uhr. Vor Eintritt in die Tagesordnung erklärt der Direktor im Reichsamt des Innern Dr. Lewald dem Abg. Scheidemann gegenüber, daß die versprochene Novelle znm Reicbsvereinsgesetz noch in dieser Tagung dem Reichstage vorgelegt wird. Auf der Tagesordnung stehen zunächst Anfragen. Abg. B a s s e r m a n n will wissen, ob das Orientalische Seminar zu einer Auslandshochschule ausgebaut wird. Der Direktor im Auswärtigen Amt Tr. Matth ieu hat die. Vorfragen noch nicht vollständig gelöst. Es läßt sich heute noch nicht sagen, ob der seinerzeitige Wunsch des Reichstages erfüllt werden kann. Ter Abg. Dr. David (Soz.) will wissen, ob die 46 000 Tonnen Roggen, die der Kornspiritnszentrale in Düsseldorf seinerzeit über wiesen sein sollen, sämtlich verbrannt wurden oder ob ein Teil davon der Nahrnngsmittelversorgnng zugeführt wurde. Unterstaatssekrctär Freiherr v. Stein erklärt, daß der Zentrale nur 20 000 Tonnen geliefert wurden, die diese vollständig verbrauchte. Das Kaus setzte die zweite Lesung des Reichshaus haltsplanes für 1910 bei dem Abschnitt „Verwaltung des Reichsheeres fort. Der Haushaltsausschuß hat beantragt, das Ordinarium und die Einnahmen des ordentlichen Etats unverändert zn genehmigen. Der Referent Abg. Rogalla v. Bieberstein gedenkt besonders der Leistungen unserer Flieger. Die Versorgung mit Roh stoffen ist vollkommen genügend und wenn der Krieg noch so lange dauert. Von der sozialdemokratischen Fraktion ist eine Entschließung eingelansen, in welcher bessere Ver pflegung und Löbnnng :ür die Mannschaften gefordert