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MsdmfferNMatt Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Dvchenbla^ ^ür Wissdl'uss und Umgegend Postscheckkonto Dresden 2640 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. D-rleaer und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter. Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide tu Wilsdruff. 82 Aahrgamg. Nr 33.Dienstag / Mittwoch 20. / 21. März 1923. Amtlicher Teil. Bekanntmachung Mit Wirkung vom 1. März 1923 ab sind die Werte der Natural- und Sach bezüge und der Deputate für die Berechnung des Steuerabzuges vom Landerfinanzamt Dresden neu festgesetzt worden. Die Veröffentlichung dieser neuen Sätze ist in der Eäch- stschsn StastSzeilung vom 7. März 1923 erfolgt. Urberdrucke dieser Bekanntmachung sind den Stadträten und Gemeindebehörden von hier zur Auskunfteiteilung übermittelt worden. Außerdem sind solche Neberdrucke zum Preise von 25 Mark für das Stück beim Finanzamt erhältlich. (593 I) Nossen, am 16. März 1923. iell Das Finanzamt. Auf die Bekanntmachung des LandrsfinanzamteS Dresden in Nr. 56 der Säch sischen StaatSzeitung vom 7. März 1923 über die Bewertung der Natural- und Sach bezüge und der Deputate wird hingewiesen. Diese Ortspreise haben auch für die Zwecke der Arbeiter- ««d der Angestrlltenverficheruvg in den Bezirken der unter zeichneten Verstcherungsämter mit Wirkung vom 1. März 1923 ab Gütung. Das Verzeichnis der neuen Ortspreise kann auch bei den Versicherungsämtern und den allge meinen OrtSkrankenkaffen eingesehen werden. Ferner wird bekannt gegeben, daß die Oberversichsrungsämter die in Nc. 255 der Sächsischen StaatSzeitung vom 30. Oklober1922 veröffentlichten Oktslöhne mit Wir kung vom 5. März 1923 an auf den sechsfachen Betrag und den in derselben Nummer der Dtaatszeirung bekanntgegebenen durchschnittlichen Iahresarbeitsver- dienst sowohl der landwirtschaftlichen als anch der forstwirtschaftliche« Arbeiter nut Wirkung vom 5. März 1923 an auf dm achtfache« Betrag erhöht haben. Meißen, Lommatzsch, Nossen, Wilsdruff, am 15. März 1923. Die Berstch-rungsämter der Amtshauptmanuschaft Meißen und der eis Städte Meißen, Nossen, Lommatzsch und Wilsdruff. Das Wirtschaftsministerium hat in der Säch- vetLL» fischen Staatszeitung vom 9. d. Mts. eine am 26. d. Mts. i« Kraft tretende Verordnung bekannt gemacht, wonach alle im Kleinhandel feiigehaltenen Waren, die in Schaufenstern, Schaukästen, im Straßen- handel o. ä. ausgestellt bzw. angepriesen werden, mit Preisschilder« zu versehen sind, aus denen der genaue Verkaufspreis der Waren nach Pfund, Liter, Meter, Stück oder sonst handelsüblichen Einheiten geordnet ersichtlich ist. Die Schilder sind nut deutlich lesbaren Zahlen zu versehen und an gut sichtbarer Stelle anzubringen. Die einzelnen Preisschilder können dann als entbehrlich betrachtet werden, wenn ein Preisverzeichnis, in denen alle Waren enthalten sind, aushängt. Dieses Verzeichnis ist jedoch, soweit es handschriftlich geschrieben wird, ganz besonders deutlich und übersichtlich anzufertigen. Die ausgezeichneten Preise dürfen keinesfalls überschritten werden. Im übrigen wird auf die Veröffentlichung in der Staatszeitung hingewiesen und auf unsere Bekanntmachung vom 15 Juli 1920 über Preisaushänge für Brennmaterialien und Lebensmittel nochmals ausdrücklich Bezug genommen. Wilsdruff, am 13. März 1923. >«>o Der Stadtrat. y'""'22. März MM Mmg dkl Mltemdntlm. Wilsdruff, am 17. März 1923 «,2, Der Stadtverordnetenvorsteher. 10 Lil'.denstämme, 15 bis 25 cm stark, sollen verkauft werden. Angebote für den cdm bis 24. dieses Monats im Zimmer Nr. 14 abzugeben. (Lagerplatz: Schießwiese). Wilsdruff, am 19. März 1923. Der Statztrat z« Wilsdruff. Dir Mu WM. ÄzeiW Sir Mnnlluz; 10 Ur schugM. Meine Rettung für eilige Leser, * Die Franzosen haben in der Reparationskommifsion Ein spruch gegen die Ausgabe der deutschen Goldanleihe erhoben. * Im besetzten Gebiet wurden an zwei Stellen über zwei hundert Millionen Stark städtische Gelder von den Besatzungs truppen beschlagnahmt. * In der Pariser und Londoner Presse häufen sich die un verbürgten Meldungen über angebliche Verhandlungsversuche in der Ruhrfrage. * Zu einer Beratung über die Senkung der Kohlenpreise werden Vertreter des Kohlensyndikats in Berlin erwartet. Neue Gisuereniwicklung? In Volks- und finanzpolitischen Kreisen, auch in solchen, die der Regierung nahestehen, beschäl tigt man sich in letzter Zeit vielfach mit Erwägun gen über neue grundlegende Steuerreformen. ES sind vorläufig nur unbestimmte Pläne, immerhin rst es nicht ohne Interesse, die nachstehenden Er- läuterungen eines Sachverständigen dazu zu hören: Jede Innenpolitik, auch unsere Steuerpolitik, muß aus autzenpoitilche Gesichtspunkte eingestellt werden; sie ist nicht Selbstzweck. Nie dürfte es dazu kommen, daß die Entente sich für ihre Forderungen berufen kann auf Äuße rungen von Deutschen. Denn allzu eng ist die deutsche Finanzpolitik verfilzt und verknüpft mit unsern außenpoli tischen Beziehungen feindlicher, neutraler, freundlicher Art. Die Erörterungen über die Umgestaltung der Einkommen st ruer haben bekanntlich im Reichstag zu einem heftigen- Konflikt geführt, was auf alle Fälle un erquicklich war. Aber er soll ertragen werden, er hat viel leicht doch sein Gutes, wenn er die Veranlassung dazu gibt, dem ganzen Problem des 10 prozentigen Lohnab zuges nicht mehr mit Aushilfs- und Reparierungs maßnahmen, sondern einmal grundsätzlich zu Leibe zu gehen. Der Reichsfinanzminister hat sich dahin gehende» Anregungen nicht verschlossen, und wir werden im Som mer, spätestens im Herbst, — wieder einmal — vor eiter Steuerreform stehen. Theoretisch ist oft ja der Lohnabzug eine vorzügliche Steuer, erfüllt alle Forderungen, die von den Finanz wissenschastlern an eine „direkte" Steuer gestellt werden. Aber rettungslos im Formalen «bleibt stecken, der sich äußerlich nur daran hält, wer die Steuern bezahlt. Das braucht durchaus nicht derselbe zu sein, der sie trägt. Auch nicht bei den „direkten" Steuern, wo es die gleiche Abwälz- barkeit gibt wie bei den sogenannten „indirekten" Steuern. Wer trägt also den Lohnabzug? Formell der Arbeiter und Angestellte, und es ist ein Verdienst der Sozialdemokratie, dieses wenig populäre Steuerprinzig bei den Gewerkschaf ten durchgedrückt zu haben. Oder trägt die Steuern tat sächlich der Arbeitgeber, der sie nun seinerseits weiter wälzt? Das aber ist das Problem bei jedem Steuergesetz- entwurf: auf wen bleibt nun die Steuer endgültig sitzen? Die Hauptmasse der .direkten" Steuerbeträae wird IN Deutschland zweifellos durch diesen Lohnabzug aufge bracht, ein weit geringerer Teil durch die Steuern auf Be sitz. Das rührt sofort an dem zweiten Problem, das so viel Unruhe, Zank und — parteipolitische Agitation in unser Volk hineingetragen hat, die Besteuerung des Be sitzes der Sachwerte. Theoretisch ist auch diese Steuer wieder zweifellos eine Selbstverständlichkeit; aber die Praxis! Denn die Sachwerte haben eben solange keinen feststehenden „Wert", als der Wertmesser, nämlich die deutsche Mark, herauf- und herabspringt wie eine Gemse im Gebirge. Die Steuern hängen aber aufs allerengste mit der Wäbruna zusammen, und solange diese unsicher voHgr- ZMtzMloeilimgM des DeuMen KMes LorMtlort von üor ffgiljisdMk üer Mäniuncp SüMbenü len 24. Mw IM. uno flywamend Ist, MUK auch dte Steuererhebung unsicher und schwankend sein, zu schreiend ungerechten, weil durch die Währungsentwicklung längst überholten Resultaten führen, — die nun innerpolitisch zersetzend wirken. Auch bei einer schärfsten Heranziehung des Besitzes zur Besteuerung, die in der Praxis wahrscheinlich auf ebenso schreiende Un gerechtigkeiten wie die Lohnsteuer stoßen würde, müßte sich nach Ansicht namhafter Sachverständiger sicherlich eins bald herausstellen: das Einkommen aus dem Besitz — und dieses würde besteuert werden, da ja die Substanz des Volksvermögens nicht verzehrt werden soll — sei in Deutschland ganz gering geworden. Deutschland lebt fast nur vom Arbeitseinkommen. Und es bedeutete eine massen- pshchologisch und außenpolitisch außerordentlich wertvolle Entlastung, wenn die Steuern von diesem Einkommen getragen werden, und zwar ganz offiziell, vom Arbeitgeber als dem Besitzer der Produktionsmittel. Noch heute sind intellektuelle überaus ernsthafte, parteiagitatorisch durchaus unbeeinflußte Kreise in Deutschland der Ansicht, daß die Lasten, die zu tragen sind, gerade dort aufgepackt sind, wo die Tragkraft die schwächste ist: auf den Arbeitenden. Der ' deutsche Arbeiter verdient ja nur ein Viertel bis ein Fünfter von dem, was der englische oder amerikanische Arbeiter erhält, und unter den Produktionskosten spielt in Deutschland der Arbeitslohn jetzt eine geringe Rolle. Daß diese geringe Entlohnung möglich ist, hat in der Spannung zwischen der inneren und äußeren Kaufkraft der Mark sei nen Grund. . Und es wird offen zugegeben, daß diese Spannring zwischen den einheimischen und den fremden Löhnen allein noch die Exportfähigkeit mancher Industrien aufrecht erhält. Wenn nun — theoretisch — gerade auf den schwachen Schultern der auf Arbeitseinkommen Ange wiesenen die steuerliche Hauptlast liegt, so müsse das ver bitternd wirken. Würde sie dem Unkostenkonto zugefchlagen, so könnte dadurch der Unternehmergewinn etwas einge schränkt werden. Solange die Mark einigermaßen feststeht, erscheint aber auch im Unkostenkonto die Risiko Prämie nicht mehr von so großer Bedeutung; der Warenbedarf ist geblieben, nur ist die Kaufkraft außerordentlich zurückge gangen. Diese würde durch die Abwälzung des Lohnab zuges aber gehoben. Die Industrie hat erklärt, daß sie bereit sei, mit allen Kräften die Pläne Cunos zu unterstützen, wenn wir erst wieder in Erörterungen über das Reparationsproblcm eintreten. Weil ja schließlich doch die deutsche Wirtschaft aufs engste verknüpft ist mit dem politischen Schicksal Deutschlands. Und die Übernahme der Hauptlast unserer Staatsverpflichtungen durch die deutsche Industrie — falls man uns die Kohle nicht zuschnürt, wie französische blind wütige Nationalisten- es wollen — würde auch außen politisch ihre Wirkung nicht verfehlen. Aber nur dann, wenn unsere Jnnenpolitiker auch außenpolitisch -denken. Einspruch gegen hie Goldanteihe. Ein französisches Störungs Manöver. Nach einer Pariser Meldung hat die französische Ab ordnung der Reparations-Kommission gegen die Ausgabe einer deutschen Dollarschatzanweisungsanlcihe Ein spruch erhoben. Dieser Einspruch ist ein Vorstoß gegen das Bestreben der deutschen Negierung, die deutsche Währung zu stützen. Mit diesem Einspruch will man, unter dem Vorgeben, Rechte der Reparationskommission zu wahren, die deutsche Abwehraktion an der Ruhr treffen, indem man behauptet, den Alliierten stehe auf Grund des Vertrages von Ver sailles eine Generalhypothek über sämtliche deut schen Einnahmequellen zu. Gegenüber diesem Manöver der französischen Regierung muß mit aller Deutlichkeit fest gestellt werden, daß die Reparationskom- m i s s i o n g a r ke i n N e cht h a t, die deutsche Regierung an der Ausgabe von Anleihen zu behindern. Die Devisen aus dieser Anleihe gehen bekanntlich in das Eigentum der Neichsbank zur Bildung eines Fonds über, der bis zur Rückzahlung der Dollarschatzanweisungen als solcher er halten bleiben soll. Durch den Ertrag der Dollarschatz- anweisungen soll die Neichsbank die Mittel in die Hand bekommen, einer weiteren Währungsverschlechterung vor- rubeuaen.