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Kaiser Wilhelm ist mit seiner <rm Mittwoch Abend erfolgten Abreise von Berlin nach Süddeutschland in den zweiten Theil seines heurigen Reiseprogrammes eingetreten. Wurde der erste Theil desselben durch die Badereisen nach Ems und Gastein charakterifirt, so gilt die nunmehrige Reise des kaiser lichen Herrn vorwiegend militärischen Zwecken, näm lich der Theilnahme an den großen Manöver» des 15. (elsaß-lothringischen) ArmeeMps. Ein außerge wöhnlich großer Kreis von Fürstlichkeiten wird den allerhöchsten Kriegsherrn bei dessen Anwesenheit im Neichslande umgeben und dies, sowie die Festlichkeiten, welche in den Kreisen der reichsländischen Bevölkerung zu Ehren der Anwesenheit des Kaisers geplant sind, wird auch den heurigen Kaisertagen in Elsaß-Lothringen einen besonderen Glanz verleihen. Nach Beendigung seines Besuches im Neichslande wird der Kaiser, wie üblich, in Baden-Baden an der Seite seiner erlauchten Gemahlin, welche bekanntlich schon seit voriger Woche daselbst weilt, noch für einige Zeit Aufenthalt nehmen. — Der deutsche Kronprinz hat die Besichtigung der bayrischen Truppen bei Augsburg und Nürnberg be endigt und sich alsdann nach Straßburg begeben; dem Kronprinzen sind auch bei seiner jüngsten Anwesenheit in Bayern von den weitesten Kreisen der Bevölkerung die herzlichsten Sympathiebeweise zu Theil geworden und speziell in Augsburg und Nürnberg hat er einen geradezu enthusiastischen Empfang gefunden. — Das hervorstehendste Ereigniß auf dem Gebiete der inneren Politik in diesem Sommer, die Einberufung des Reichs tages zu einer außerordentlichen Session, wird noch eher eintreten, als bis jetzt vermuthet wurde. Laut kaiserlicher Verordnung ist der Reichstag auf den 16. September einberufen und werden bereits an diesem Freitage die zuständigen Ausschüsse des Bundesrathes zusammentreten, um die einzige Vorlage, welche dem Parlamente nach den Versicherungen der offiziösen Blätter gemacht werden soll, diejenige über die Ver längerung des deutsch-spanischen Handelsvertrages bis zum 1. Februar 1892, zu berathen. Ob noch andere Gegenstände den Reichstag beschäftigen werden, steht dahin; einstweilen handelt es sich um die Ratifikation des verlängerten Vertrages mit Spanien und hat die Regierung offenbar große Eile, denselben unter Fach und Dach zu bringen, da sie nicht einmal den Zu sammentritt des Reichstages zu seiner ordentlichen Session im Oktober oder spätestens November abwarten will. Ob die bevorstehende außerordentliche Session nur eine rein geschäftliche sein wird, wie es doch wenig stens die Natur des zu verhandelnden Gegenstandes vermurhen läßt, bleibt allerdings abzuwarten. — In Düsseldorf ist am Dienstag die 40. Hauptversammlung des Gustav-Adolf-Vereins mit einer Begrüßungsan sprache des Vorsitzenden des Rheinischen Hauptvercins, Konsistorialraths Natorp, eröffnet worden. Alsdann hielt der Vorsitzende, Konsistorialrath Prof. I)r. Fricke aus Leipzig, eine Rede, in welcher er betonte, daß der Verein zum ersten Mal in diesem Jahre in der Rhein provinz tage und dann der neuerdings wiederholt auf getretenen Forderung nach Rückkehr des Jesuitenordens gedachte, der die Vernichtung der evangelischen Kirche und des Protestantismus noch heute als seine wichtigste und vornehmlichste Aufgabe betrachte. Schweiz. Auf schweizerischem Boden sind soeben die einleitenden Schritte zu einem neuen bedeutsamen internationalen Unternehmen erfolgt. In Bern tagte in dieser Woche eine internationale Konferenz, auf welcher Deutschland, Frankreich, Italien, England mit sämmtlichen Kolonien, die Schweiz und Belgien, aber -auch Hayti, Tunis und sogar die westasrikanische Neger republik Liberia vertreten waren, behufs Ärichtung einer Union zum Schutze des künstlerischen nnd litera rischen Eigenthums. DaS Konferenzprotokoll wurde am Mittwoch unterzeichnet und haben noch verschiedene andere Staaten ihren Beitritt szur Union in Aussicht gestellt. Frankreich. Die Spionengeschichte von Beifort wirbelt in der französischen Presse theilweise noch immer Staub auf. Obwohl der in Belfort als „Spion" verhaftete inaktive sächsische Offizier sich längst als ein harmloser Tourist enthüllt hat und vom französischen Oberkommando in Belfort wieder entlassen werden mußte, bleiben die Pariser Blätter vom Schlage der Patriotenliga bei ihrer Behauptung, der „entwichene" Offizier sei ein echter und rechter „Spion" gewesen. Die Franzosen wissen sich eben immer wieder lächerlich zu machen! Rußland. In Russisch-Polen haben in der Um gegend von Brest-Litewski zur Zeit die großen Ma növer begonnen, denen auch das russische Kaiserpaar und verschiedene Großfürsten beiwohnen. Prinz Wil helm von Preußen ist am Mittwoch Abend nach Brest- Litewski abgereist, um hier im Namen Kaiser Wilhelms den Zaren zu begrüben. Den Manövern wird der Prinz jedoch nicht beiwohnen. Bulgarien. Auf dem Felde der auswärtigen Politik konzentrirt sich nach wie vor das Hauptinteresse auf die bulgarische Frage und die mit ihr zusammenhän genden Nebenfragen. Die bisherige Ungewißheit über die Weiterentwicklung der bulgarischen Dinge nach der Rückkehr des Fürsten Alexander hat sich insofern gehoben, als die freiwillige Verzichtleistung des Fürsten auf den bulgarischen Thron nicht mehr in Zweifel ge zogen werden kann. Erst neuerdings erklärte Fürst Alexander seinen Offizieren gelegentlich eines Besuches der unweit Sofia zusammengezogenen Truppen, daß seine Abreise dringend nothwendig sei, um das Land vor neuen Verwickelungen zu bewahren. Als künftigen Herrscher des Landes bezeichnet man indessen jetzt schon den Prinzen Alexander von Oldenburg, den Komman deur des russischen Gardekorps, und werden auf dem russischen Konsulate in Sofia bereits Unterschriften zur Unterstützung dieser Kandidatur gesammelt. Der olden- burgische Prinz,'welcher trotz seiner deutschen Abstam mungdurchausrussisch denkt und fühlt, würde freilich ein Rußland ergebenerer Herrscher auf dem bulgarischen Throne sein, als es der „Battenberger" war! — Von den zahllosen Meldungen und Kommentaren, welche über die Situation in Bulgarien vorliegen, dürsten diejenigen über eine bestimmtere Stellungnahme Eng lands in den bulgarischen Angelegenheiten hervorzu heben sein. In einem kürzlich erlassenen Rundschreiben empfiehlt das Londoner Kabinet die Festhaltung des Berliner Vertrages als der sichersten Basis für die Lösung der bulgarischen und ostrumelischen Schwierig keiten. Ferner wird in dem Rundschreiben die Ueber- zeugung ausgedrückt, daß eine Revision des ostrume lischen Statuts im Sinne des bulgarischen Volkes keinen Eingriff in den Berliner Vertrag bedeuten würde und befürwortet das Schreiben zu diesem Zwecke die Beschleunigung türkisch - bulgarischer Verhandlungen. Auf diesen Vorschlag haben sich offenbar die längeren Unterredungen bezogen, die, wie eine Londoner Depesche meldet, die Botschafter Deutschlands und der Türkei, sowie die Geschäftsträger Italiens, Frankreichs und Oesterreichs am Montag mit Lord Jddesleigh, dem Leiter der auswärtigen Angelegenheiten Englands hatten, woran sich wiederum Konferenzen zwischen Lord Jddesleigh und vem Premier Salisbury knüpften. Bemerkenswerth erscheint, daß Rußland bei diesen Ver handlungen nicht vertreten war, was auf eine Ver schärfung des englisch-russischen Gegensatzes hindeutet, die sich überdies auch in der Konstantinopler Meldung wiederspiegelt, wonach der Sultan russischerseits darauf aufmerksam gemacht worden sein soll, daß die Ersetzung des englischen Botschafters in Konstantinopel, Thornton, durch den Gesandten Englands in Bukarest, White, eine Verschlimmerung der Orientfrage bedeuten würde. Mr. White gilt als ein entschiedener Gegner der rus sischen Orientpolitik und dieser Umstand spricht aller dings für die Wahrscheinlichkeit der genannten Meldung. Andrerseits läßt die Erklärung des Petersburger Ka- binets, daß Rußland vorläufig an keine Okkupation Bulgariens denke, die Dinge im Orient in keineswegs ungünstigem Lichte erscheinen. England. In den parlamentarischen Kreisen Englands sieht man mit großem Interesse den ange kündigten, auf Irland bezüglichen Gesetzentwürfe Par- nells entgegen. Der Entwurf soll sehr kurz gefaßt sein und vornehmlich zwei Klauseln haben, von denen die eine die Ausdehnung der Wohlthaten des Agrar gesetzes auf die Pächter, die andere die Revision der gerichtlichen Taxe der auf die Höhe des landwirth- schaftlichen Ertrages basirten Pachtgelder fordert. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 10. September. So wären denn die belebenden und anregenden Tage des Kantonne ments mit gestern zu Ende gegangen. Genau 14 Tage hat die Einquartirung hier und in der Umgegend ver weilt, freilich mit manchen Verschiebungen. Und so kurz eigentlich diese Zeit ist, so hat sie doch genügt, eine Gewöhnung an das Neue herbeizuführen, daß man heute schon sagen hört: „Es fehlt mir was, seit unsere Soldaten weg sind." Sie machten sich aber auch viel fach nützlich und angenehm, unsere Gäste. Abgesehen davon, daß manche Küchenfee nun wieder höchst eigen händig Wasser holen, Holzhacken und Stiefel putzen muß, seit der „Friedrich nicht mehr da ist, der so hübsch geholfen hat", abgesehen ferner von dem pekuniären Gewinn, den nicht Wenige erzielt haben, so war vor Allem der öftere Genuß guter, sogar vorzüglicher Musik ein Vortheil, den wir schmerzlich entbehren werden. Vorgestern Abend erfreute die Trenkler'sche Kapelle zum letzten Male durch treffliche Tafelmusik vor dem Hotel zur Stadt Dresden, wo das Offizierskorps speiste, das zuhörende Publikum. Wie es in der Nacht zum 26. August tüchtig geregnet und den Staub ge löscht hatte, daß man damals den Einmarschirenden den vierstündigen Marsch von Dresden heraus nicht ansah, so öffneten sich vorgestern Nacht nach 14 tägiger Trockenheit abermals die Schleußen des Himmels, kühlten die große Hitze und beseitigten den handhoch liegenden Staub der Straße, so daß gestern Morgen der Rückmarsch wesentlich erleichtert war. Allerdings entwickelte sich, nachdem 7 Uhr unsere Grenadiere mit Sang und Klang in der Richtung nach Rabenau abmarschirt waren, ein recht intensives Regenwetter, das jedoch nicht lange dauerte. Mit Beendigung der Manöver beginnt die Urlaubszeit; der Soldatenrock wird ausgezogen und im bürgerlichen Gewerbe weiter geschafft. Militärische Pünktlichkeit und Ordnung kommen auch der bürgerlichen Thätigkeit zu Gute, und da jetzt alle Stände und Berufsarten mit gleichem Maße gemessen und in einer Schule exercirt werden, so ist dadurch der Militärstand mehr als je eine Vor schule des selbstständigen Lebens geworden, von der uns das erlebte Kantonnement gezeigt hat, daß sie zwar streng, aber ganz gut zu ertragen ist, wenn der Mann nur selbst guten Willen hat. — Bei den zahlreichen musikalischen Genüssen, die dem großen Publikum in den letzten Wochen gelegent lich der Anwesenheit des Militärs in unserer Stadt und Umgegend geboten waren, wurde nicht selten die Bemerkung laut: Wenn doch das, was sich jetzt auf so kurze Zeit zusammendrängt, auf den Winter ver- theilt wäre. — Läßt sich nun diesem Wunsche bei unseren Verhältnissen eine gewisse Berechtigung nicht absprechen, so dürste in den verschiedensten musiklieben den Kreisen unserer Stadt und Umgegend die Mit theilung erfreulich und willkommen sein, daß bereits, dafür gesorgt ist, daß die edle Musik« in diesem Winter auch bei uns in einer ihrer holdesten und lieblichste» Weisen auftrete. Dem Wirth zum „goldenen Stern", Herrn Stephan, ist es gelungen, einige hervorragende Mitglieder der König!. Kapelle in Dresden dafür zu