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Amts- un- Änzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährl. M. 1.50 einschliehl. des „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Tel.-Adr.: Amtsblatt. LS«. für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, VV4U4G Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer, Sosa, Unterstützengrün,wildenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. — 57. Ia-r-a« g. — Dienstag, den 2. August Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Sm amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. LSI» An die Bezahlung des am l. August 1910 fällig werdenden 2. Termin- Gtaats- irnndftener 1810 wird mit dem Bemerken erinnert, daß nach Ablauf von 8 Tagen vom Fälligkeitstermine an das Beitreibung-Verfahren eingeleitet werden wird. CarlSfeld, am 28. Juli 1910. DerGemeindevorstand. Bauernfeind. Auf das Jahr 1909 sind die Beiträge zur land» und forstwirtschaftlichen Be- rnfsgenofsenfchaft für das Königreich Sachsen durch Beschluß der Genossenschaftsver- sammiung auf 5,»» Pfennig für jede beitragspflichtige Steuereinheit festgesetzt worden. ES wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß das hiesige Unternehmerverzeich niS vom 3. August 1910 ab 2 Wochen im Gemeindeamt — Rathaus, Obergeschoß, Zimmer Nr. 10 — zur Einsicht für die Beteiligten ausliegen wird. Schönheide, am 30. Juli 1910. Der Gcmeindevorstand. Königliche Bauschule Plaueu i. B. Das UnterrichtShalbiahr im Winter 1910/11 beginnt am 10. Okt. d. Js. Die Auf nahmeprüfungen, sowie die Nachprüfungen finden am 26. Sept. d. IS. früh 8 Uhr statt. — Die Anmeldungen haben in vorschriftsmäßiger Weise in der Zeit vom 10. bis spätestens 20. Sept. d. I. schriftlich zu erfolgen. Auskünfte und Anmeldescheine durch die Direktion der Kgl. Bauschule. Plauen i. V., am 1. August 1910. Die englische Bersassnngssrage. Am Freitag hat sich das englische Unterhaus bis zum 15. November versagt. In der letzten Sitzung hat der Premierminister über die Vetokonferenz, die bekanntlich eine Verständigung der beiden großen Par teien in der Verfassungsfrage anstrebt, den zahlreich versammelten Parlamentsmitgliedern mitgeteilt, daß die Vertreter der Negierung und der Opposition in 12 Sitzungen einen großen Teil der Differenzen beseitigt hätten. Das Resultat ergebe einen solchen Fortschritt, daß nach Ansicht sämtlicher Mitglieder der Konferenz die Verhandlungen unbedingt fortgesetzt werden müßten- Bon einer endlosen Fortdauer könne natürlich nicht die Rede sein, denn falls während der Sitzungen, die wäh rend der Parlamentsferien fortgesetzt werden, keine Aussicht für eine Verständigung vorhanden sei, die es ermögliche, dem Parlament noch in dieser Tagung Kenntnis zu geben, so würde die Regierung die Kow ssrenz abbrechen. Aus dieser Erklärung geht hervor, daß Asquith die Hoffnung hat, vor Wiederzusammen tritt des Parlaments sich über die Verfasfungsfrage zu einigen. Eine andere Fruge ist, ob dies auch tat- sächlih gelingen wird. Man wertz, das die Gegewätze nicht unbedeutend sind, so daß eswenig sagen will, wenn latiächlicb em Teil der Differenzen bereits beseitigt ist. D^r Premier minister hat vor allen Dingen die Kruge offen gelassen, wie weit die Konferenz gerade über die wichtigsten Punkte zu einer Verständigung ,gekommen ist. Nicht ohne Absicht wird Asquith seine gewundene, entg^gem kommende und doch ziemlich nichtssagende Erklärung abgegeben haben. Warum sollte auch der Ministerprä sident sich gegen eine Fortsetzung der Konferenz und da mit gegen eine Hinausschiebung des alten Zwistes zwi schen Oberhaus und Unterhaus pussp,rechen, verlän gert er doch damit bas Leben der gegenwärtigen Re gierung ! Herr Asquith will seine Macht möglichst lange ausnutzen, zumal seine Stellung durch die Aufwärts bewegung des Handels sich in letzter Zeit gebessert hat. Auch hat der Ministerpräsident eine große Stütze an König Georg, der die Konferenz gewünscht hat und des halb sicherlich damit einverstanden fein wird, daß die Verhandlungen fortgesetzt werden. Schließlich bleibt ja auch der Regierung des Herrn Asquith, wenn es, zu keiner Einigung kommen sollte, nichts anderes üb rig, die Entscheidung dem König zu überlassen. Der Premierminister dürfte dann dem Monarchen Vorschlä gen, zur Beseitigung des Widerstandes des Oberhauses eine ausreichende Anzahl neuer liberaler Peers zu er nennen oder vorher das Parlament auszulöfen untere Zusicherung des Peersschub, falls abermals eine libe rale Mehrheit aus den Wählen hervorgehen sollte. Man kann ohne weiteres annehmen, daß Asquith seine jetzige Erklärung im Unterhause im Einverständnis mit der Opposition abgegeben hat, denn auch die Konservati ven werden den Wunsch Haden, daß die Verhandlungen weitergeführt werden, um die ihnen günstige Situation ausnützen zu können. Sie rechnen ohnedies mit dem baldigen Zusammenbruch der liberalen Regierung und können deshalb den Dingen, die da kommen werden, mit Muhe entgegensetzen. Anders liegt die Sachte mit den übrigen kleinen Parteien, der Arbeitspa rtM, den Radikalen und den Iren. Sie werden natürlich jede Gelegenheit benutzen, um der gegenwärtigen Ragierung am Zeug zu flicken, aber ihre Macht ist doch nicht groß genug, als daß sie den Willen Asquith's durchkreuzen könnten. An der Konferenz selbst sind diese Parteien, nicht beteiligt, sie werden also wahrscheinlich über das, was bisher erreicht ist, nur ungenügend informiert fein. Allerdings haben die Radikalen die jetzige Regierung bisher unterstützt, und zum großen Teil ist es ihnen zu verdanken, daß Herr Asquith noch Ministerpräsi dent ist. Immerhin wird Herr Asquith sich mit den Radikalen gut hallen müssen, denn Wenn sie ihm dis Gefolgschaft kündigen, ist es um seine Regierungsherrl- lichkeit geschehen. Das wird wohl auch der Haupt grund sein, daß er über den bisherigen Verlauf der Vetokonferenz eine so beruhigende Erklärung abgege ben hat. Alles in allem ist die Verfassungsfrage nach wie vor in der Schwebe. Tagesgeschichte. Deutschland. — Rückkehr des Kaisers. Der Kaiser trifft am 3. August, vormittags 10 Uhr, von Swinemünde kommend, in Stettin ein und nimmt die Parade Wer das Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm IV. in Kreckow ab. Sodann zieht Seine Majestät mit dem Regiment in die Stadt ein und frühstückt beim Offi zierkorps. Die Abfahrt nach Berlin findet mit einem Sonderzuge um 2 Uhr statt. Die Ankunft in Swine münde erfolgte am Sonnabend nachmittag 5 Uhr. Dix Heimkehr des Kaisers dürfte die noch ausstehenden weiteren Neubesetzungen höherer Beamtenftelleu, na mentlich im Reichskolonialamt zum Vollzug bringen-, Der Reichskanzler und der neUernaunte Staatssekre tär begeben sich unverzüglich zum Monarchen. — Die angeblichen Ab rüstungsvorfchlä- ge des Königs von Italien. Die „Köln. Ztg." meldet aus Berlin: Die Erzählungen über die angeb lichen Abrüstungsvorschläge des Königs von Italien behaupten vielfach, daß Kaiser Wilhelm die Vorschläge abgelehnt habe. Demgegenüber kann auf Grund von Erkundigungen an zuständiger Stelle festgestellt wer den, daß der König von Italien niemals mit Abrüs tungsvorschlägen an unseren Kaiser herangetrettu ist, und daß ebensowenig Verhandlungen übier eine solch? Frage zwischen der deutschen und der italienischen Re gierung geschwebt haben. — Reichstagsersatzwahl. Bei der am Sonn abend stattgefundenen Ersatzwahl im zweiten würt- tombergischen Reichstagswahlkreis (Ludwigsburg, Can- statt, Marbach und Waiblingen) erhielten Fabrikant! Oettinger (natl.) 9528, Redakteur und Landtags abge ordneter Dr. Wolfen (Bauernbund) 4930 und Redakteur und Landtagsabgeovdneter Kell (Soz.) 18 705 Stim men. Kell ist somit gewählt. Der Wahlkreis war frü her durch Iden Nationalliberalen Dr. Hiebler vertre ten. — Die Nachfrage nach Ansiedlerstellen in Posen und Westpreußen ist in diesem Jahre besonders stark, so daß nur der kleinste Teil der Reflektanten befriedigt werden kann. Der Ansiedlungskommission steht nicht so viel Land zur Verfügung als sie ge brauchen könnte, namentlich die Pachtstelhen fehlen be sonders. Groß ist der Zuzug von deutschen Bauern aus dem Westen nach dem Osten. Es scheint aber nicht genügend brauchbares Land vorhanden zu sein; ddnin es ist beabsichtigt, weiteren Staatsbesitz im Kreise SchweH und im Kreise Lissa zu parzellieren, auch, ein Teil der Kennemannscheu Besitzungen soll Aufiedlungs- zwecken dienlich gemacht werben. — Die Ausübung des Züchtigungsrech tes durch die Lehrer. Angüsichts der Erörtewun- gen, die ab und zu in der Presse über einzelne Züch,- ttgungsfälle angestellt werden, dürste xs von Interesse sein, aus dem neuesten Jahresbericht des „Deutschen Lehrervereins" zu erfahven, daß im vergangenen Jah re unter den mehr als 100 000 Mitgliedern nur 25 we gen Ueborschreitung des Züchtigungsrechtes angeklagf wurden. Von diesen wurden 11 freigesprochen, so daß also 14 Verurteilungen erfolgten. In 13 Fällen handelt es sich um Züchtigungen, die keinerlei schädliche Fol gen sür die Gesundheit der bestraften Kinder herbeige«- führt hatten, die aber von den Richtern für zu kräftig befunden worden waren, in dem 14. Falle erachtet? dar Gerichtshof für erwiesen, daß die Verletzung ei nes Trommelfells von einem Backenstreich des Lehrers herrühre. Der objektive Beurteiler wird gegenüber diesen Zahlen zugeben, daß von einer Neigung der Leh rer zu Ausschreitungen auf dem fraglichen Gebiet nicht gut die Rede sein kann. Oesterreich-Ungar«. — Wien, 31. Juli. Das Gerücht, das gestern in Berlin und Men verbreitet war, daß der russische Z ar dem Kaiser Franz Josef im Herbst in Oester- reich-Ungarn einen Besuch abstatten werde, sinder in hiesigen unterrichteten Kreisen keinerlei Bestätigung. Ueber eine solche Monarchenbegegnung ist hier nichts bekannt. — Graf Aehrenthal und v Bethmann- Hollweg. Graf Aehrenthal hat an den Reichskanz ler v. Bethmann-Hollweg durch den Staatssekretär von KiderleU-Wächter ein Schreiben gerichtet^ in dem er seiner großen Befriedigung über den Besuch des Staats sekretärs Ausdruck gibt und mitteilt, daß er von den Besprechungen mit Herrn von Kiderlen-Wächter den, besten Erfolg für eine weitere Befestigung der guten Be ziehungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Deutschland erwarte. M»Ua«d — Petersburg, 30. Juli. Zu der Zusammen kunft des Grafen Aehrenthal mit dem Staats sekretär v. Kiderlen-Wächter bemerkt die „No- woje Wremja": Der deutsche Diplomat erinnere in seiner psychologischen Veranlagung an den Fürsten Bis marck. Er werde die Interessen Deutschlands voran stellen und sich nicht, wie die österreichische Presse ver sichern will, vor Aehrenthal bücken. Oesterreich habe in seiner Ostpolitik an Deutschland eine sichere Stütze gehabt, jedoch infolge der Verdrängung österreichischer Waren durch deutsche im nahen Osten großen Schaden gelitten. Das Blatt ist gespannt, wer stesten wird, Staatssekretär von Kiderlen als Bertrjeter des gesun den Staatsegoismus oder Aehrenthals Routine. Die „Birschewyja Wjedomosti" äußern sich dahin, daß in folge der versönlichen Freundschaft Aehrenthals mit Kiderlen-Wächter Aehrenthals Plänen im nahen Osten weniger von Berlin aus gesteuert werden dürfte. Die deutsche Diplomatie werde sich besonders jetzt nach dem rufsisch-j apanischen Abkommen für den nahen Osten interessieren. Belgier». — Brüssel, 31. Juli. Die Belgischen Behörden beschäftigen sich bereits eingehend mit dem bevorstehen den Besuche des deutschen Kaiserpaares in Brüssel, welcher nunmehr endgültig in den letzten Ta gen des Oktober stattfinden und 3 Tage dauern soll. Unter den Festlichkeiten, Welche bei dieser Gelegen heit in Aussicht genommen worden sind, ist eine Gala vorstellung in der Oper, sowie ein großartiges Nacht- fest vorgesehen. Schließlich soll noch eine Parade der Brüsseler Garnison und einiger aus der Provinz herum gezogener Regimenter stattfinden. Ueber diesen letz teren Punkt des Programmes ist jedoch endgültig noch nicht beschlossen worden. Die Arbeiten im königlichen Palaste zur Herstellung der Gemächer für das deutsche Kaiferpaar werden mit fieberhafter Tätigkeit betrie ben. Das Kaiserpaar wird im Hauptflügel des restau rierten Palastes wohnen. Es soll ferner ein Empfang im Palaste des hier ansässigen Herzogs von Ahrenberg stattfinden, welcher bekanntlich Mitglied des deutschen Reichstages ist. — Spanien und der Vatikan. Die fpanü sche Regierung hat, wie der Madrider Korrespondent dor ,Frankfurter Zeitung" aus bester Quelle erfährt,