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Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch allePost- anstalten. Weißeritz-Ieitung. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeil« 8 Pfg. Amts- «lb Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter nab Itabtrüthe za Dippoldiswalde und /raueustei». Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeseh ichte. * Bärenstein. Aus unserem Städtchen gelangt nur äußerst selten etwas auf dem Wege der Presse in die Oeffentlichkeit. Der Grund liegt einmal darin, daß unser Wohnort das kleinste Städtchen im Lande ist, denn es zählt bekanntlich nur 575 Seelen, und in der auch anderwärts und namentlich den Orten der hiesigen Umgebung ganz besonders auftretenden Federfaulheit. Wir beklagen den Mangel an Lust, die Redaction ir gend eines Lokalblattes, welches in unserer Umgebung Leser gefunden hat, zu unterstützen, schon deshalb, weil wir uns dadurch selbst am meisten schaden, denn nur auf dem Wege der Presse, durch eine eben so redliche als geschickte Besprechung unserer Angelegenheiten, Wünsche, Beschwerden und Zustände können wir helfend und das Nützliche fördernd auf solche einwirken. Wir Grenzbewohner haben auch eben so wie die in den Nie derungen Wohnhaften, Stoff genug zu nützlicher Mit theilung von Zuständen, die sich entweder empfehlen, oder einer Verbesserung bedürftig sind. Deshalb breche man das Schweigen, und wer Kenntniß über unsere Zustände und Fähigkeit zum Gebrauche der Feder besitzt, fühle sich verpflichtet, das bisherige Stillschweigen zu brechen. Wir wollen heute mit unseren bescheidenen Kräften beginnen, in der Hoffnung, daß unsere Nach barorte, mögen sie Stadt- oder Dorfrechte haben, nach folgen. Der städtische Brau urbar ist, wie anderwärts, auch bei uns eine brennende Lebensfrage, und eben so wie in Altenberg der Gegenstand vielfacher Reden und Berathungen; nur daß.wir endlich ein Ziel errungen haben, während in unseren Nachbarstädten nach einem solchen noch gestrebt wird. Mag auch der frühere Braupachter Rentzsch, ein übrigens sehr thätiger und unternehmender Mann, bei uns Einzelne haben, die ihm nicht Wohlwollen, — die überaus große Mehrzahl der Bürgerschaft weiß eS ihm Dank, daß er mit star ker Hand einen besseren Zustand herbeigeführt hat. Sein Werk ist es, daß die Leitung und Verwaltung aus den Händen des Stadtgemeinderathes, in welche solche gar nicht gehört, entnommen, und der braube rechtigten Bürgerschaft selbst übertragen wurde, und nur er vermochte es, daß der Brauurbar, dessen Aus übung in der letzten Zeit den früheren Gewinn nicht aufkommen ließ, mit Vortheil verkauft werden konnte, so daß Jeder eine Geldsumme zu empfangen hat, deren Zinsen schon jetzt den früheren Betrag übersteigen. Bei diesem Verlaufe gab es jedoch einige Wenige, welche mit der großen Mehrheit sich nicht einigen konnten, bis endlich auch diese verschwand in Folge des Vergleiches, den ein bei uns eingetroffener RegierungScommissar zu Stande brachte, welcher nur ermöglicht wurde dadurch, daß wiederum Rentzsch sich herbeiließ, diesen Wenigen ein größeres Kaufgeld für ihre Brauantheile zu ver- willigen, um nur des langen Haders Ende herbeizu führe». Nun hätte man glauben sollen, daß Rentzsch nach solchen Opfern weiteren Angriffen nicht ausgesetzt werden würde. Dem ist jedoch nicht so; wie alte Liebe nicht rostet, so will auch alter Haß nicht wanken. Der Brauurbar, obschon in einer Hand befindlich, hat noch keine Ruhe, der Schreck ist in solchen gekommen, und in Folge dessen eine neue Streitigkeit zwischen den jetzi gen Pachter und Rentzsch entstanden, dessen Ausgang zur Zeit, da jeder Theil behauptet, im Rechte zu sein, sich nicht abfehen läßt. Sind wir im Laufe des beendeten Krieges von der Einquartierung weniger als unsere Nachbar städte Lanenstein, Geising nnd Altenberg betroffen wor den, indem die Mehrzahl der bepickelhaupteten Soldaten unser Städtchen nicht berührte, sondern zu unserer größten Freude dasselbe unbeachtet liegen ließen, so ist doch ein Fall vorgekommen, der zur Zeit noch keine Erledigung fand. Beim Durchmärsche des sächsischen Militärs wurde von hier das zweispännige Fuhrwerk eines hiesigen Bürgers zu Fortschaffung der Militär-Effek ten requirirt, welches den ganzen Feldzug mitgemacht hat und über 4 Monat außengeblieben ist. Natürlich sind Wagen und Pferde, wenn auch nicht alle gewor den, aber doch sehr abgenutzt heimgekehrt, Darüber, wer de« Fuhrwerksbesitzer entschädigt, herrschen bei uns verschiedene Ansichten, die zur Zeit zur Entscheidung noch nicht geführt haben, weil darüber, wer das Fuhr werk bestellt habe, verschiedene Reden bestehen. Mit unserem Bergbau geht es insofern besser als früher, weil mehr Zinn gewonnen wird; übrigen« leidet derselbe unter den drückenden Verhältnissen, die auch an anderen Bergorten aufgetreten sind. Das Zinn ist billig geworden, der Bergmann kann dasselbe für den jetzigen Preis nicht gewinnen. Die im vorigen Jahre von unserm thätigeu Cantor veranstalteten Concerte erfreuten sich vielen Beifalls und waren auch von auswärts häufig besucht. Möchte der strebsame Veranstalter und Leiter das begonnene Werk fortsetzen ; Anerkennung und Dank wird nicht ausbleiben, da nach fast einstimmigem Urtheil die Ge sangsvorträge sich würdig an die Concerte deS Gesang vereins in Geising, welche als die besten der hiesigen Umgegend gelten, anschlossen und die Vorträge auf dem Pianoforte allgemein ansprachen. Dresden. In Folge allerhöchsten Beschlusses kommen von jetzt ab bei sämmtlichen Offizieren rc. der königl. sächs. Armee die goldenen und silbernen Degen-