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Wochenblatt str Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königs. Gerichtsami Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. «freitug, den 0. Juli l8K6. 27. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Don dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage ein« Nummer. Der Preis sür denVierteljabrgang beträgt 10 Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmlllche KLnigl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Srück erscheinen sollen, weiden in Wilsdruff sowohl (in der Redacrion), als auch in der Druckerei d. Bl. tu Meißen bis längstens Donnerstag Bormtltags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz de- Blattes entsprechen, mit großem Dante angenommen, nach Befinden honortrt. Hie Redaction. Umschau. Die preußische Armee rückte auf 3 Straßen in Widmen ein: der Kronprinz von Schlesien, Prinz Fiikdrich Karl über Zittau, General Herwarth von Wittenfeld über Sebnitz. Die Vereinigung der drei Armeen sollte in der Gegend von Josipkstadt ge« schehen. Man vermuthel, der österreichische Feldherr Benedek habe den Plan gehabt, die schlesische Armee >n den Gebirgspässen festzuhalten, dagegen die Elb« armer soweit vorrücken zu lassen, bis er sie ver nichten könne. Der Kronprinz ist jedoch nach furcht baren Kämpfen in und um Trautenau siegreich in Böhmen vorgedrungcn und Hal sich mit der Elb- armce vereinigt. In Trautenau trug sich Folgen- gendctz zg; Als die ersten Preußen einrücklen ver sicherte ihnen der Bürgermeister, daß keine Ocster- reichee in der Stadl wären. Kaum waren jedoch die Preußen am andern Ende der Stadt angelangt, alS auf ein vom Thurme gegebenes Signal aus allen Fenstern, von den Dächern und den Keller löchern auf sie geschossen wurde. Vom Thurme soll sogar siedendes Wasser herabgegosscn worden sein. Am meisten erbitterte cs die Preußen, daß viele von den Schützen, die aus sicherem Versteck auf sie anlcgten, Cvilkleidung trugen. Nachdem die Preußen anfänglich zurückgegangen waren, kamen sie in größerer Anzahl zurück und warten die Oester- reicher, wobei die Start in Flammen aufging und heute ein Schutthaufen ist. Ler Bürgermeister und noch andere Bewohner wurden gebunden nach einer preußischen Festung abgeführt. Auch in Braunau haben sich nach der „Sattes. Ztg." beim Einrücken der Preußen Eivilisten gegen die Soldaten Schimpf reben zu Schulden kommen lassen. Am 28. Juni rückte die Provianlcownne des Gardccorps hier ein und fuhr ihre Wagen auf dem Marktplatze auf, um eine Stunde zu fültern. Im Augenblick hatten sich mehrere Menschen als Neugierige um sie versam melt, man betrachtete wiederum die unbekannten Uniformen, trotzdem erst vor wenig Tagen die bun testen Uniformen den sonst stillen Ort belebten. Der Kaufmann Nowack begnügte sich jedoch damit nicht, sondern schimpfte: „Preußenpack", rc. Kaum hatte ek jedoch dies ausgesagt, so sielen auch die Fahrer der Eolonne über ihn mit ihren Reitpeitschen derart her, daß, hätte er sich nicht in ein HauS geflüchtet, er unrettbar zu Mus gehauen worden wäre. Dreißig Trainsoldaten zogen blank und hieben nun so lange in die schnell zugeworfene Lhüre, bis sie auS ihren Angeln ging. Sämmtliche Läden der Stadt wurden geschlossen. Die Besatzung alar- mirte, und nur mit Mühe gelang es dem umsich tigen Benehmen des Commandanten, Premierleut nants v. Richlhofen, die Trainsoldaten von dem Demoliren des Hauses abzuhallen. Das HauS wurde besetzt und untersucht; da flogen aus den obersten Fenstern Steine auf die Truppen. Die Wuth derselben stieg dadurch noch mehr. Im rech ten Moment ließ jedoch der die Colonne comman« dirende Offizier aufsitzen und verließ die Stadt, um die wuthentbrannien Preußen zu beruhigen und einem Gemetzel vorzubeugen. Nowack wurde nicht gefunden. Leutnant v. Richtkofen ließ daher den Bürgermeister und die Frau des Nowack verhaften, sein Haus schließen und sein Vermögen mit Be schlag belegen. Gegen Abend stellte sich Nowack; die Frau und der Bürgermeister wurden entlassen, er selbst aber beute mit Militärescorte nach Glatz geschafft, woselbst er vor's Kriegsgericht gestellt wer den wird. Den glücklicherweise sich bei dem Cxceß passiv verhaltenden Bürgern Braunaus ist cs zu-