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Dienstag. Rr. 41. 28. Mai 1872. WePerih-Ieitung. Amts-Mkatt fiir die Herichts-Aemter und StadtrSthe zu Dippoldiswalde und Kraumstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Zehne in Dippotdiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährl. 18'/? Ngr. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit l Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde, 27. Mai. Am vergangenen Sonnabend gegen Abend hat ein hier fremder Hund, dessen Aussehen und Benehmen auf Tollwuth schließen ließ, einen hiesigen Bürger, jedoch glücklicher Weise nur in Kleider und Stiefel, gebissen, ferner einen andern Hund todtgebissen, und ist endlich in einem Hause vor'm Oberthorplatz erschlagen worden, eine fernere Gefahr durch dieses Thier somit beseitigt. Die von unserer städtischen Polizeibehörde angeordnete Section durch den kgl. Bezirksthierarzt soll heute stattfinden. Dippoldiswalde. Nach der letzten Volkszählung vom I.Decbr. 1871 beträgt die Einwohnerzahl des Gerichts amtsbezirks Dippoldiswalde 22390, incl. der Stadt mit 2997; die des Gerichtsamtsbezirks Frauenstein 13514, incl. der Stadt mit 1406 und die des Gerichts amtsbezirks Altenberg 5617, incl. der Städte Altenberg mit 2352 und Geising mit 1303. Die Einwohnerzahl des Steuerbezirks Freiberg (im I. Steuerkreise), welcher die Gerichtsamtsbezirke Brand, Frauenstein, Freiberg und Sahda umfaßt, beträgt 109,300, und die des Steuerbe zirks Dippoldiswalde, welcher aus den Gerichtsamtsbe zirken Altenberg, Dippoldiswalde und Tharand besteht, beträgt 42,703. Frauenstein, 20. Mai. Der heutige Festtagsmorgen ließ die gestern Abend bei Vielen aufstetgenden Zweifel an schönem Wetter zu unserer heutigen Schützen-Fahnen weihe vollends schwinden, denn klar und heiter stieg die Morgensonne am Firmament empor. Später trübte sich zwar der Himmel etwas und drohte uns einen Strich durch die Rechnung zu machen, doch gelang es Pluvius nicht, die Herr schaft zu gewinnen. Da das Festprogramm bereits in einer der früheren Nrn. dö. Bl. veröffentlicht worden ist, so können wir dasselbe übergehen. Bon den eingeladenen fremden Corporationen erschienen und wurden von Vormittags 9 Uhr an mit klin gendem Spiele eingeholt die Chöre und bez. Deputationen aus Brand, Dresden, Dippoldiswalde, Freiberg, Glashütte, Großhartmannsdorf, Klostergrab, OberleuterSdorf und Wils druff. Mehrere andere und auch Altenberg hatten abgelehnt, während Geising event. zugesatzt hatte, aber nicht erschienen war. Trotz des eigenen Schützenfestes in Altenberg hatte man aber von daher doch eine Deputation erwartet, und hauptsächlich deshalb, weil man glaubte, das jenseitige Corps würde sich revanchiren, da bei der Altenberger Schützenfahnen weihe die hiesige Corporation trotz des regnerischen Wetters sich nicht hatte abhalten lassen, kameradschaftliche Nachbar schaft zu zeigen. Auch war unsere Bitte an die hiesigen Bewohner, die Stadt z» schmücken, nicht unbeachtet gelassen worden, denn sie hatte ein recht festliches Kleid angelegt und fast von allen Häusern wehten Flaggen in den verschiedensten Farben, wie nicht minder die meisten Häuser mit Guirlanden und Kränzen versehen worden waren. In der Freiberger Straße war eine Ehrenpforte mit der Inschrift: „Willkomms in unseren Mauern!" und in der böhmischen eine solche mit der Devise: „Willkommen, Schützenbrüder!" errichtet. Nach 11 Uhr bewegte sich der Festzug vom Sammel platz an der Freiberger Straße, wohin die fremden Gäste mit Musik geleitet worden waren, in folgender Ordnung: 1. das hiesige Musikchor, 2 .ein Zug hiesiger Schützen, 3. die königlichen und städtischen Behörden mit dem königl. Com- missar, 4. ein Zug hiesiger Schützen, 5. die Ungeladenen Schützencorporationen und resp. erschienenen Deputationen nach dem Alphabet geordnet, von welchen die Dresdner priv. Scheibenschützen ihr Musikchor selbst mitgebracht hatten, 6. der Gewerbeverein, 7. die Liedertafel, 8. der Militärverein mit einem Musikchor und 9. ein Zug hiesiger Schützen, welche den Zug schlossen, nachdem jeder der sich betheiligenden Corpora tionen und resp. jedem Vereine ein Standartenträger beige geben worden war, durch die Freiberger Straße, woselbst aus der „Garküche" die Festjungfrauen in den Zug, und zwar zwischen den ersten Zug der hiesigen Schützen und die Be hörden, ausgenommen wurden, über den Markt bis vor das Rathhaus, woselbst eine Tribüne errichtet worden war. Hier wurde ein längliches Viereck gebildet und die Tribüne mit eingeschlossen. Nachdem sodann die drei ältesten Schützen die neue Fahne aus dem Rathhause nach der Tribüne gebracht hatten, entledigte der Königl. Commissar, Herr AmtShaupt- mann von Oppen aus Freiberg, in weithin verständlicher Rebe und vor einer von Nah und Fern herbeigeströmten großen Menschenmenge des ihm Allerhöchster SeitS gewordenen ehren vollen Auftrages und übergab die neue Fahne, welche vorher vor den Anwesenden entrollt worden war und die auf der einen weißen Seite das Königl. Wappen und auf der andern grünen die Schrift: „Schützengesellschaft zu Frauenstein 1872" in altgothischer Zierschrift gestickt trägt, dem Hauptmann der hiesigen Schützengesellschaft, Hrn. Braumeister Rhssel, welcher in kurzen Worten im Namen der Gesellschaft dankte. Hierauf folgte die Weihe der aus schwerer Seide bestehenden pracht vollen Fahne durch Herrn DiaconuS Krumbholz, welche mit einem entsprechenden Gesänge der hiesigen Liedertafel begann und schloß. Nach dem Weiheacte beschenkten die hiesigen Jungfrauen während einer bezüglichen Rede des Hrn. Super intendent He. vr. Hasse mit einem prachtvollen Bande in den Stadtfarben mit der gestickten Inschrift: „Von den Jung frauen der Schützengesellschaft zu Frauenstein am Tage der Weihe, den 20. Mai 1872" und die Dresdner Schützen die selbe mit einem solchen in den Landesfarben, worauf die an wesenden fremden Corporationen und Deputationen, sowid die