Volltext Seite (XML)
r DeraniworÜlcher RedMeur: Vmtt Sehne. - Druck und Verlag- Earl Sehne tn Divvol-ierval-e. Donnerstag den 6. Oktober 1921 87. Jahrgang Nr. 234 — ,„7. - auvetyaw ßm NMU» dauptmamrscht^ r im amwch« LM M-res Blatt eukhütt -le amtlichen Dekanntmachnsg« -er Amtshauptmannschaft, -es Slmtsgericht» «n- -es sla-lrals zu DiP-ol-iswal-e Weitzeritz-Jeikmg MI» Anzeiger sw DiPpowismawe, Schmiedeberg -.11 A-IIefte AellunA -es Bezlr-s «a Behörden) t>« Zeile 200Pf».- ««UaM «» i Reklame« 200 Pst». Wertellübrlich ^MK-ohneSw- BkWSPlkiS. tragen. — Einzelne Nummem Pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Ar. 8. Hemeindeverbands-Giro Konto Nr. 3. — Postscheck» Konto: Dresden 12548. Amtliche MnntWchW. Brotmarke« werden diesmal bereits krettl 6o« 7. <I, »« norm, von 10-12 Uhr im Rathaus, 2. Obergeschoß, ausgegeben. Die mit zur Ausgabe gelangenden Haluaaamali», auch soweit sie den Brotkarten angegliedert sind, sind »vlort und ,pL»,8t»va dl, 8 äs l»t, bei einem Kleinhändler zur Mehlkundenliste »oramolck»« Die Kleinhändler haben die aufzustellenden Kundenllsten bis 10. d. Mts. im Rathaus, Zimmer Nr. 11, vorzulegen. Dippoldiswalde, am 5. Oktober 1921. -er 8ta<ltr«t Oertttchcs und Sächsisches Dippoldiswalde. Die Natur im Oktober. Das große Sterben beginnt, ein Sterben in Schönheit und Farben- rausch: die sterbenden Blätter sind es, die mit den Blumen des Frühlings zu wetteifern versuchen. Die Notbuche ver tauscht ihr Grün mit Rot, der Ahorn und die Birke mit -Gelb, die Blätter der Elche färben sich bräunlich und das Laub des Kirsch- und des Bogelbeerbaums nimmt ein röt liches Gelb an, nur die Nadelbäume behalten weiterhin den grünen Grundton. Auch Früchte beteiligen sich an der Farbenfülle, die Schlehe schmückt sich mit dunkelblauen, die Heckenrose und Eberesche mit knallroten, Brombeere, Liguster, Efeu mit schwarzglänzenden Beeren. Einzelne Blumen blühen noch im Freien, aber gering ist ihr Schmuckwert, in den Gärten sind es fast nur noch Dahlien und Astern, hie und da nur noch eine «letzte Rose". Sonst bereitet sich alles, was nicht kampflos dem Winter erliegen will, ans die Winter ruhe vor. -Dagegen treten die Bögel wieder mehr auf. Häher sind oft zu sehen: die kleinsten unserer heimischen Bögel, die Meisen und Goldhähnchen, durchstreifen in größeren Ge sellschaften wispernd und leise rufend das Geäst der Bäume, während unten im Gestrüpp der Zaunkönig leicht zu be obachten ist: die Amseln und Drosseln, die in größeren Scharen auflreten, sind zumeist Gäste aus dem Norden. Die Rebhühner sind wieder häufiger auf den Feldern zu be merken. Im Walde ist das häufige Borkommen von Eich hörnchen auffällig. Ueberall noch eifriges Leben, bis der November seine Nebel schickt und alles in seinen grauen Schleier hüllt. — Bereits hat man mit dem Auffahren der Buden auf dem Markte zum nächsten Jahrmarkt (10. Oktober) be gonnen und wird bald mit dem Aufstellen derselben beginnen. Wie wir hören, sind zu demselben so viele Anmeldungen ein gegangen, daß die Fieranten nicht alle auf dem Marktplätze »ntergebracht werden dürften, so daß, wie in früheren Zeiten, her Obertorplatz mit belegt werden wird. — In der Kollektion der Firma Louis Schmidt, Dippol- hiswalde, ist, wie wir hören, bei der Ziehung der 3. Sächs. Landes-Mohlfahrts-Lotterie ein Gewinn von 5000 M. auf Vie Nummer 239 705 gefallen. — Ehemalige Cruzianer, frühere Schüler des Dresdner Kreuzchores, die, wie erinnerlich, im vorigen Zahre ein vor züglich gelungenes Bokal- und Instrumentalkonzerk zum Besten des Grundstocks zur Errichtung eines Krtegerehren- malS in Dippoldiswalde boten, werden am kommenden Sonn tag im Schützenhaus hier ihre Kunst wieder in uneigennütziger Meise in den Dienst einer guten Sache stellen, nämlich zur Stärkung des hiesigen Glockenfonds beitragen. — Die Muttcrberatungsjtunde des Wohlfahrtspflegever- bandes Dippoldiswalde Stadt und Unigegend findet Donners tag nachmittag von 2 -3 Uhr im hiesigen Diakonat statt. — Der falsche Graf Christian van Doorn aus Chrlstianta, der besonders in -Meißen, weiter auch in Dresden, sowie in anderen Orten und Städten ausgetreten ist, konnte in Heidenau von der Gendarmerie festgenommen werden, als er sich erneut 30 000 M. erschwindeln wollte. Der Betrüger hatte zahlreiche Hochstapeleien verübt, er entpuppte sich als ein 21 Zahre alter Kaufmann Andersen aus Slade. Glashütte. Am Sonnabend vollendeten sich 50 Zahre seitdem der jetzige Senior-Inhaber der Firma A Lange L Söhne, Herr Kommerzienrat E m i l L a n g e, in die Firma ausgenommen wurde. Dieses halbe Zahrhundert war ge kennzeichnet durch Arbeit und Segen für den Zubilar und stetes Wachstum seiner Firma. Bei seinem Eintritt erfreuten sich die Produkte der Firma bereits eines guten Rufes, doch war der Betrieb noch klein. Nach seinem Eintritt begann der Bau des heutigen Fabrikgebäudes, das im Zahre 1892 durch einen Anbau erweitert werden mußte. Bereits 1906 genügte der Bau abermals nicht, es wurde auf den eben genannten Anbau ein Stockwerk aufgesetzt, wobei, um den Betrieb vor Störungen zu schützen, das Dach im ganzen hochgewunden wurde. Da sich für den gewachsenen Betrieb die seit 1894 bestehende eigene Lichtanlage als zu schwach erwies, wurde 1907 mit einer neuen umfangreicheren Anlage begonnen. Die Wasserkraft wurde verlegt, und um das Ge fälle nach Möglichkeit auszunützen, mußte ein 400 Meter langer Tunnel gebaut werden. Die gewaltige Bauanlage bedurfte 2 Jahre zu ihrer Vollendung. Noch sind die regel mäßigen Sprengungen, die die Lust unseres Wen Tale» er zittern ließen, in lebhafter Erinnerung. Diese Anlage genügte nicht nur dem eigenen Bedarf, sondern speist auch noch ein ziemlich ausgedehntes Netz mit seinem zuverlässigen Strom. In Verbindung mit dieser Anlage wurde der Grund zu einem neuen Fabrikgebäude gelegt, welches erst vergangenes Jahr wieder erweitert werden mußte. Sein Bestreben war, Räunie für den erweiterten Betrieb zu schaffen uud für Wohnungen zu sorgen, sodaß das Unternehmen der Firma A. Lange 8-Söhne heute über eine Anzahl Häuser verfügt, die gegen 60 Familien Wohnung bieten. Diese kurzen Angaben über die Entwicke lung der mit unserer Stadt seit einem Menschenalter eng ver wachsenen Firma A. Lange L Söhne mögen beweisen, welch ständige Wciterentwickelung die Firma während der Teil- haberschast des Jubilars genommen hat. Herr Kommerzien rat Lange hat auch durch wiederholte Stiftungen seine Dank barkeit gegenüber seinem Personal zum Ausdruck gebracht. Auch an diesem jüngsten Jubeltage gedachte er seines Personals, indem er seinen Arbeitern und Angestellten die Summe von 15000 M. übergab. Daube. Vergangene Woche war aus einem hiesigen Felde ein großer Kartoffeldieb stahl ausgeführt worden. Die Diebe hatten zum „Ernten" gleich die Kartosfelmaschine benutzt und diese dann noch beschädigt. Der Hinzugezogene Pirnaer Gendarmeriehund nahm die Spur auf und führte nach einem Haus im Liebethaler Grund. Die gestohlenen Kartoffeln wurden dort auch gefunden, worauf die Täter den Diebstahl zugaben. Schandau. Wieder stürzte am Schrammtor ein junger Kletterer ab. Außer dem Bruche des linken Armes trug er schwere Unterkiefer-, Bein- und Kopfverletzungen davon. Eine Sportgenossin legte ihm einen kunstgerechten Notverband an. Er wurde in das hiesige Krankenhaus befördert. — In einer hiesigen Privatpcnsion hat sich ein Fremder entleibt, indem er wahrscheinlich eine größere Dosis Morphium zu sich nahm, die tödlich wirkte. Er hinterließ ein Schreiben, in dem er u. a. auch als Grund angibt, daß seine Barmittel ziemlich aufgezehrt seien und er insolge eines körperlichen Leidens aus dem Leben scheide. Der Name, den er führte, sei nicht sein richtiger, nur die Anfangsbuchstaben — W. o. H. — träfen zu. Mit dem Bildnis seiner Geliebten in der Hand ist der Lebensmüde eingeschlafen. Kamenz. Ein folgenschwerer Betrug wurde auf dem Braunkohlenwerke Grube «Klara Ul' bei Zeißholz aufge deckt. Dort haben sich verschiedene ledige Arbeiter als ver heiratet eintragen lasten und so jahrelang Teuerungszulagen für Frau und Kinder sowie erhöhte Gratiskohlenlieferungen unberechtigterweise bezogen. Die Angelegenheit wurde der Staatsanwaltschaft übergeben. 34 Arbeiter wurden sofort entlasten. Siebenlehn, 2. Oktober. Zur Feier des 25 jährigen Be stehens der Deutschen Schuhmacherfachschule sind am heutigen Tag« Hunderte von Schuhmachermelstern, Vertreter der Behörden und der Innungen hier erschienen. Die Feier bestand in einem Festakt im Echützenhaussaale vormittags 11 Uhr, Besichtigung der Ausstellung der einzelnen Lehrgänge der Schule in den Räunien der Anstalt mittags 1 Uhr, in Aufführung derHans-Sachs-Festspiele durch den Verschönerungs- Verein im Fremdenhof zum „Schwarzen Roß" nachmittags 4 Uhr und in einem allgemeinen öffentlichen Kommers abends 8 Uhr ebendaselbst. Unter den Festgästen befand sich auch der ehemalige verdienstvolle Gründer der Fachschule, Schul direktor i. R. Köber aus Meißen,' dem zu Ehren bei seiner Amtsniederlegung 1910 eine „Köberstistung" in Höhe von 40 000 Mark ins Leben gerufen wurde. Gegenwärtig hat diese Stiftung durch reiche Zuwendungen von Behörden, Innungen und Privatpersonen die stattliche Summe von 12000 Mark erreicht. Nach der vom jetzigen Direktor Meier verfaßten Festschrift ist die Anstalt seit ihrer Gründung 1896 bis jetzt von 1057 Fachschülern (darunter 418 aus Sachsen, 611 ans anderen deutschen Bundesstaaten und 28 aus dem Auslände) besucht worden.' Bis jetzt wurden 605 Lehrlinge, 336 aus Siebenlehn und 269 aus der Umgebung, ausgebildet. An den 1900—1911 veranstalteten Meisterkursen nahmen insgesamt 66 Meister (41 Sachsen und 25 Nichtsachsen) teil. Döbeln. Die Felddtebstähle nehmen hier recht überhand, weshalb sich die Amtshauptmannschaft veranlaßt sieht, folgende Warnung zu erlassen: Aus den Kreisen der Landwirtschaft mehren sich die Klagen über das Ueberhand- nehmen der Felddiebstähle. Es liegt nicht nur im Interest« der Allgemeinheit, sondern auch im Interesse der Einzelnen, daß das Stehlen von Feldfrüchten unterbleibt. Die Dieb stähle haben nicht nur eine Schädigung der Bolksversorgung und der Biehhaltung der Landwirtschaft zur Folge, sondern wirken auch schädigend auf die Preisbildung der landwirt schaftlichen Erzeugnisse. Menn die Amtshauptmannschaft hiermit vor weiteren Felddiebstählen eine dringende Warnung an die Bevölkerung ergehen läßt, unterläßt sie nicht, darauf hinzuweisen, daß tn erster Linie diejenigen Kreise -er Vieh haltung entsagen müssen, die nicht selbst Grund und Boden zur Erbauung der erforderlichen Futtermittel besitzen. Daß den wegen Felddiebstahls zur Anzeige gelangenden Personen auf Grund des Forst- und Feldstrafgesetzes empfindliche Be strafung widerfährt, darauf foll noch befonders hingewlesen werden. Lhemnih. Infolge Trunkenheit taumelte am Sonntag abend ein 81 Zahre alter Prester von hier in den Schloßtelch. Da das Master aber an betreffender Stelle keinen hohen Stand hatte, konnte sich der Mann aus dem nassen Element noch selbst befreien. In der nachstgelegenen Polizeiwache wurden ihm trockene Kleider angelegt. Leipzig. In der letzten Sitzung des Rakes wurden die Geschäftsberichte der Großen Leipziger Straßenbahn über die Zeit seit der Verstadtlichung der Straßenbahn genehmigt. Der erste Geschäftsbericht erstreckt sich auf die Zeit vom 1. Zanuar 1919 bis 31. März 1920 und schließt mit einem Fehlbetrag von 6 909 000 M. ab. Der zweite Bericht um faßt die Zeit vom 1. April 1920 bis 31. März 1921: während - dieses Zeitraumes hat sich ein Fehlbettag von 12 590 000 M. ergeben. — Am Sonntag den 2. d. M. abends gegen '/«7 Uhr ist in der Hausflur eines Grundstückes in der Packhofstratze ein 4 Wochen alter Knabe aufgefunden worden. Der Findling hat blondes Haar, große gebogene Nase, jüdischen Gesichts schnitt, war bekleidet mit weißem Hemdchen, weistem Züpchen sowie hellblauen Armbändchen und befand sich in einem Steckkistenbezug. Die Wäsche ist ungezeichnet und trägt auch sonst keinerlei Merkmale. Meerane. In der letzten Stadtverordnetensihung wurde ein mehrheitssozialdemokratischer Antrag angenommen, der den Rat ersucht, Schritte zur Kommunalisierung des Fried hofes und zur Ilebernahme der Bestattungskosten auf die Stadt einzuleiten. Aue. Die Arbeiterschaft in der erzgebirgischen Metall- wareninduskie hat nach langem Zögern dem Schiedsspruch vom 20. September zugeslimmt, wodurch ein Streik ver mieden wurde, aber sofort die darin festgesetzten Lohnsätze für den 21. Oktober wieder gekündigt. Schneckengrün. Zu der Ermordung des Handarbeiters Kramer durch seinen 17jährigen Sohn wird noch gemeldet, daß wahrscheinlich keine Notwehr in Frage kommt. Sein im selben Zimmer schlafender 11 jähriger Bruder will von dem ganzen Streite nichts gehört haben. Als die Polizei eintraf, suchte der Mörder, uni den Anschein zu erwecken, als ob er über den Verbleib seines Vaters nicht unterrichtet wäre, in allen Räumen nach ihm und zum Erstaunen des Polizei wachtmeisters auch unter dem Sofa. Auf die Frage, warum er dies tue, antwortete er, er fürchte, daß ihm sein Vater etwas auswischen könne. Beim Anblick der Leiche äußerte er nur: „Da liegt er!" und stieg ohne Erregung über die Leiche hinweg. Die Mutter ist seit drei Monaten nach Plauen gezogen und trug sich mit dem Plane, sich scheiden zu lassen. Der jugendliche Kramer wurde noch am Abend in die Gefangenenanstalt eingeliefert. Pla«en i V. Am Sonnabend abend gegen 8 Uhr er eignete sich auf der Straße zwischen Kloschwitz und Roders dorf ein frecher Raubüberfall. Auf dem Wege dort wurden dem Bodensuhrmann aus Tanna, der, von Plauen kommend, nach Tanna zurückstihr, von einem Manne unter Drohungen Stickereiwaren im Werte von 40 000 bis 50000 Mark weggenommen. Der Bestohlene gibt an, daß der Mann, den er als den Gastwirt Michaelis aus Rodersdorf bezeichnete, sich unterwegs zu ihm gesellt und später aus seinen Wagen gestiegen sei. Kurz hinter Kloschwitz habe der Täter ihn mit deni Messer bedroht und dann die Stickereiwaren entwendet. Michaelis wurde am Sonntag von einem Beamten der